INTERVIEW MIT SANDRA NABER

2017.06.14

Sandra Naber ist die Inhaberin des Pflegedienstes „Schwester Andrea Berkner“ in Templin.

Schwester Sandra, wir führen heute das zweite Interview miteinander. Deshalb möchte ich sofort einsteigen, darf ich?
Ja, natürlich.

Würden Sie den Pflegedienst „Schwester Andrea Berkner“ noch einmal kaufen, vorausgesetzt, Sie bringen die Erfahrungen von heute mit?
Nein, ich würde den Schritt nicht noch einmal so gehen.

Was sind die Gründe?
Ich bin examinierte Krankenschwester und ich liebe meinen Beruf, vor allem den Umgang mit Menschen. Also will ich möglichst viel bei meinen Patienten sein und auf diese Weise ebenfalls meine Mitarbeiter unterstützen.

Aber das kann ich immer weniger, weil ich im Büro so viel zu tun habe.  Die Bürokratie frisst mich auf. Und genau in solchen Momenten kommt der Gedanke, ob dieser Schritt vor über zehn Jahren richtig war.

Was sind das für Arbeiten im Büro?
Nun, die Pflegedokumentation führen, die kaufmännischen und steuerlichen Angelegenheiten im Blick haben.

Hinzukommen die Personalverantwortung und die Tätigkeiten, die sich aus der Pflegedienstleitung heraus ergeben – zum Beispiel den Tourenplan erarbeiten, mit Angehörigen sprechen, auf die Einhaltung der Qualitätsstandards achten. Insgesamt ist das manchmal solch ein Berg an Arbeit, dass es Kraft kostet, dabei positiv zu bleiben.

Wo liegt aktuell der Schwerpunkt in der Pflege bei Ihnen?
Ganz eindeutig darauf, die Anforderungen aus der Grund – und Behandlungspflege zu bewältigen.

Welche Rolle spielt bei Ihnen der Umgang mit an Demenz erkrankten Patienten?
Das spielt eine sehr große Rolle. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der Anteil derjenigen Pflegebedürftigen, die unter Demenz leiden, zugenommen hat.

Für uns ist das natürlich eine zusätzliche Herausforderung – zeitlich und im täglichen Umgang.

Wie meinen Sie das?
Wenn wir jemanden haben, der bei uns zum Beispiel in der Grundpflege ist, dann müssen wir ihn sensibel ansprechen, mit ihm so kommunizieren, dass er versteht, was wir machen.

Letztlich stellen wir uns darauf ein, indem wir für ihn bekannte Strukturen im Tagesablauf nutzen, also zur gleichen Zeit die nötigen Aktivitäten durchführen, möglichst die gleichen Mitarbeiterinnen vor Ort sind.

Das klappt nicht immer, weil ja mal jemand ausfällt, weil er zum Beispiel krank ist. Auf jeden Fall haben wir auch einen sehr engen Draht zu den Angehörigen, die uns sagen, was wir beachten sollen.

Schaffen Sie es noch, so individuell zu pflegen, wie Sie es sich vorstellen?
Die Messlatte legen wir hier selbst schon sehr hoch an. Wir ringen um eine kontinuierliche Verbesserung, weil wir das als einen Prozess sehen, bei dem die Qualität jeden Tag aufs Neue errungen werden muss.

Im Klartext: Individuell pflegen ist anstrengend, und: Wir strengen uns an, Tag für Tag.

Können Sie mal ein Beispiel nennen, damit wir das besser verstehen?
Wir haben es ja überwiegend mit Menschen zu tun, die aus einer Generation kommen, in der die Vorstellungen von Hygiene mitunter noch ganz andere waren und mitunter auch noch sind.

Wenn wir also heute mit jemandem sprechen, der vielleicht 85 Jahre alt ist, so kennt dieser Pflegebedürftige es schlicht nicht, dass man die Unterwäsche täglich wechselt; zumindest war das vor über 60 Jahren noch anders.

Das hat er also über Jahrzehnte einmal in der Woche getan. Deshalb versuchen wir hier einzuwirken, einfühlsam natürlich, und erklären, warum es durchaus sinnvoll sein kann, die heutigen Anforderungen in der Hygiene zu beachten – im eigenen Interesse des Patienten natürlich.

Und, gelingt das?
Ja, sicher. Aber man muss dranbleiben, die Besonderheiten, die sich aus der Persönlichkeitsstruktur ergeben, beachten.
Der übergroße Teil der Pflegebedürftigen und der Angehörigen nimmt unsere Ratschläge dankbar an. Das ist einfach den gewachsenen Vertrauensverhältnis geschuldet und macht vieles leichter.

Wenn Sie mit wenigen Worten sagen sollten, warum Ihnen Ihr Team ans Herz gewachsen ist, was würde Ihnen spontan einfallen?
Die Mädels sind für mich die Besten. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis untereinander.

Das ist nicht vordergründig geprägt durch ein Angestellten- und Chefverhältnis. Vielmehr gehen wir sehr familiär miteinander um, verbringen die Freizeit auch mal miteinander.

Also ist das eine Art natürlicher Autorität, die Sie genießen?
Ja, so kann man das sagen.

Was würden Ihre Mitarbeiter über Sie sagen, wenn es darum geht zu erklären, was Ihre positiven Seiten sind?
Also, das fällt mir schwer.

Was fällt Ihnen schwer?
Über mich zu sprechen.
Darauf kann mal eine Kollegin antworten, wenn sie mag.

Oh, das ist eine gute Idee!

Darf ich Ihren Namen wissen?
Ich bin Heike Adolph.

Frau Adolph, was schätzen Sie an Schwester Sandra?
Sie hat ein Herz für uns. Sie ist sehr verständnisvoll, wenn es um die Termine im privaten Bereich geht.
Da kommt sie uns stets entgegen, wenn wir auf sie zugehen und darum bitten, dass sie unsere Interessen berücksichtigt.

Gibt es bei ihr etwas, wo Sie sich wünschen, dass es anders würde?
Na ja, es gibt immer Dinge, die verbessert werden können.

Manchmal ist es schon eine Herausforderung, alle Zeiten einzuhalten, dass jeder Patient zu seinem Recht kommt und wir ihn auch so pflegen können, wie es die Patienten von uns gewöhnt sind.

Da diskutieren wir dann im Team drüber wie wir alle Anforderungen unter einen Hut bekommen. Und da hat Schwester Sandra stets ein offenes Ohr.

Frau Adolph, danke, dass sie hier mit eingesprungen sind.
Bitte, gern.
Frau Naber, an Sie vielen Dank für das Interview.