WO SIND MEINE STÖCKE HIN?

NORDIC WALKING
50 KILO ABNEHMEN (27-1)Ostermontag, ich bin auf dem Weg zum Nordic Walking, zum zweiten Mal. Gestern habe ich mich wieder aufgerafft, nachdem ich seit der Corona – Isolierung nicht mehr ins Fitness-Center kann. Es fehlt mir.

Aber ich brauchte eine ganze Weile und vier Kilo mehr auf dem ‚Rücken‘, um einzusehen, dass es so nicht weiterging.

Das Intervallfasten habe ich auch nahezu ausgesetzt.
Die Intervalle werden kürzer, und zwar deshalb, weil ich jetzt wieder mehr in mich hineinstopfe. Ich glaube es selbst nicht, dass ich mich so gehen lasse.

Aber nun langsam, ganz langsam erwacht in mir wieder der Kampfgeist.
War es Frodeno, der mich motivierte? Ich sah ihn gestern im Fernsehen auf dem Rad strampeln, in seinem Homeoffice.

In seinen Swimmingpool hat er eine Gegenstromanlage einbauen lassen, damit er besser trainieren kann.

„Ich brauch‘ einen Swimmingpool“, habe ich Klara zugerufen. Die saß im Garten und las das neueste Buch von Dora Heldt.

„Puste das Schwimmbecken auf und dann gieß‘ ich ein paar Kannen mit klarem Wasser rein“, antwortete Klara, ohne von ihrem Buch aufzusehen.

Das hatte sich also erledigt.
Jetzt fahr ich mit dem Jeep Richtung Schorfheide. Ich liebe diesen Weg, durch die Dörfer hindurch.

Die Straßen sind leer, nur am Zaun stehen ab und an ein paar Leute und erzählen miteinander. In gebührendem Abstand.
Hinten im Kofferraum liegen die Nordic Walking – Stöcke und in der Kiste davor kullern zwei Hanteln während der Fahrt hin und her.

Vor kurzem habe ich Schwarzenegger in einem Beitrag gesehen. Er fuhr mit seinem schweren Jeep in die Natur und rollte von der Ladefläche eine riesige Hantel.

Das sollte jeder tun, sich fit halten in diesen Zeiten, meinte er.
Ich habe das gleich umgesetzt. Gut, ich habe keinen schweren Jeep, aber die kleine Ausgabe davon, meinen ‚Jeepy‘ eben, oder wie Krümel ihn ruft: ‚Jiiiiipppiii!‘.

Die Hanteln sind auch nicht so groß, jeweils 3 Kilo schwer. Damit will ich nach dem Walken noch ein wenig herumhantieren.
Aber erst einmal geht es in den Wald hinein. Es ist kein Mensch zu sehen. Die Bäume duften.

Am Rand liegen verdorrte Zweige, die laut knacken, wenn ich zufällig auf einen drauftrete.

Ich lasse es langsam angehen. Die Geschwindigkeit kommt von allein, sage ich mir immer. Und wenn nicht, dann habe ich wenigstens die Zeit eingehalten.

Vierzig Minuten will ich heute schaffen.
Der Sandweg schlängelt sich halb nach rechts, ich folge ihm. Dann kommt ein kleiner Bach, ein ‚Bacherl‘, würde es wohl im Liedtext heißen. Wer hat das noch gesungen? Es fällt mir nicht ein.

Ich laufe weiter, die Sonne scheint und es duftet nach Gras. Rechts vor mir verschwindet ein Eichhörnchen im Gestrüpp.
Das ist doch wahrer Luxus, denke ich bei mir.

Diese Stille, die Sonne, die im Wasser des kleinen Baches glitzert, das Zwitschern der Vögel und kein Mensch zu sehen.
Mir geht das Herz auf. Der Mund ist dagegen verschlossen, denn ich trage von Laura den Mundschutz, den sie mir extra genäht hat.
Hier im Wald ist zwar keiner, den ich anstecken könnte, oder der mir zu Nahe kommt, aber ich atme besser durch die Nase. Und so soll es wohl sein.

„Du röchelst nachts, wenn du durch den Mund beim Laufen atmest“, sagt Klara stets zu mir.
Deshalb findet sie es gut, dass ich den Mundschutz im Wald trage.
Ich drehe um, laufe zurück.

Jetzt sind die Übungen mit den Hanteln dran.
Ich strecke die Arme jeweils in eine Richtung, insgesamt mache ich das einhundertfünfunddreißig Mal, mit Pausen, versteht sich.

Ich steige gut gelaunt ins Auto und fahre wieder zurück.
„Wo sind meine Stöcke?“, schießt es mir plötzlich durch den Kopf.
Ich hatte sie rechts an die Autotür gelehnt. Das sah so sportlich aus, wenn sie dastanden, falls doch noch jemand vorbeikäme.

Es kam keiner, und die Stöcke rutschten auf die Erde, während ich losfuhr.

Gut, dass ich es nach den ersten Metern noch merkte und umdrehen konnte.
Ich war also doch noch nicht wieder im Trainingsmodus.