GARTENARBEIT – DA FLIEGE ICH DOCH LIEBER ZUM MOND (3)

MAL SCHNELL ERZÄHLT

ALLTÄGLICHES  (44)  – FOLGE – 3)
Von einer Bedienungsanleitung, die keine Sau lesen, geschweige denn verstehen kann und davon, warum es gut ist, wenn eine Kettensäge zum Schluss doch stumpf wird.

„Hol dir doch schnell eine Zeitung aus der Küche“, rief Klara zurück.
‚Schnell‘, wenn ich das schon hörte. Ich musste nämlich aufstehen, nach vorn latschen, die Schuhe ausziehen, reingehen, Zeitung holen, Schuhe wieder anziehen.

Das wird schon so gehen, ohne Zeitung, dachte ich bei mir. Ich vertiefte mich wieder in die Anleitung. Ich sollte eine Knebelschraube lösen, im Gegenuhrzeigersinn. Was für ein Wortschlamassel, ‚Gegenuhrzeigersinn‘.

Reichte es nicht zu schreiben, ‚entgegen dem Uhrzeiger‘? Jetzt sollte ich die Sägekette auf das Schwert legen und die Laufrichtung der Kette beachten und außerdem zusehen, dass die Schneidezähne auf der Oberseite des Schwertes nach vorn zeigten.
Was war jetzt vorn?

Das freistehende Ende der Sägekette sollte nun auch noch über das Kettenantriebsrad gelegt werden. Ja, was denn noch alles? Sollte man nicht für diese Texter wieder die Folterstrafe einführen?
Ich war dafür. Oder noch besser: Man müsste mit dem Finger schnipsen können und dann sollte derjenige, der das geschrieben hat, auf der Terrasse sein.

„Das ist doch ganz einfach“, höre ich den Texter schon sagen. Und der, der diese undurchsichtigen Zeichnungen angefertigt hat, würde hinter ihm stehen und wahrscheinlich grinsen.

Es ist alles einfach, vorausgesetzt, du hast es schon hundert Mal gemacht hast oder aber du musst dem anderen nur sagen, dass es einfach sei und du dich danach sofort aus dem Staub machen könntest.

Kursikowski roch den Braten, nämlich, dass ich nicht weiterkam. Er wäre auch bereit, sofort einzuspringen. Aber zu welchem Preis?
Zum Preis, dass wir den Tag mit ihm verbringen würden, die Sägekette wahrscheinlich immer noch nicht eingespannt war, wir aber viele schlaue Sätze von ihm gehört hätten.

Ich rief Klara. Sie nahm die Anleitung, las ein wenig und sagte dann zu mir: „Halt mal die Säge fest und fass‘ nichts an.“
Ich fasste doch mit an. Dadurch dauerte es noch ein wenig länger.

Aber schließlich hatten wir die Säge soweit.
„Ich probiere sie jetzt mal aus“, sagte ich zu Klara und ging entschlossen in Richtung Baumstumpf.
„Aber komm‘ nicht mit dem Sägeblatt in die Erde. Dann ist die sofort stumpf.“

„Geht klar“, sagte ich und drückte auf den Knopf.
Es bewegte sich nichts. Wir überprüften unsere Stromverbindung und versuchten es erneut. Wieder nichts.

„Wir müssen das Schutzschild hier nach vorn schieben“, sagte Klara plötzlich. Sie hatte noch einmal in die Anleitung geschaut. Die Säge heulte auf und ich hielt sie sofort an eine der Wurzeln. Ich hatte sie schnell durchgesägt.

„Ich bin mal schnell drinnen. Kannst du auf mich warten?“, fragte Klara. Ich wollte nicht warten. Kaum war sie verschwunden, schmiss ich die Säge an und setzte an der nächsten Wurzel an. Ich kämpfte mich durch. Plötzlich war alles vorbei. Die Sägekette war herausgesprungen.

„Du hast die Säge in der Erde gehabt“, sagte Klara, die plötzlich wieder hinter mir stand. Wir kriegten das alles wieder hin. Ich begann erneut zu sägen. Es funktionierte. Aber es ging nicht vorwärts. Die Sägekette war stumpf geworden.

„Was hältst du davon, wenn wir den Baumstumpf so lassen und einen schönen Blumentopf draufstellen?“, fragte ich Klara.
Die antwortete nicht. Sie war bedient. Unser Elan war wie weggeblasen.

Ich half Klara noch, alles wegzuräumen. Ich duschte danach, setzte mich vor den Fernseher und schaute mir einen Thriller an. Ich bewegte mich am Samstag nicht mehr.

Am Baumstumpf hängt seitdem ein sehr schöner Blumentopf und ich kann daran auch noch den einen Sonnenschirm befestigen. Gott sei Dank ist die Kette stumpf geworden und wir konnten nicht weitersägen.

#Anzeige

Ich will den Roman von Dora Heldt weiterlesen und habe mich extra beeilt, um mir das Kindle zu schnappen. Das hat aber jetzt Klara. Sie liest die Geschichte über die Menschen in einem Dorf in Nordfriesland genauso gern.
‚Mathilda oder Irgendwer stirbt immer‘

https://amzn.to/3bB4BlW