Archiv der Kategorie: MENSCHEN IN DER PFLEGE

Über Menschen erzählen, die in der Pflege tätig sind – als Angehörige, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Pflegebereich

DAS WAREN DIE BEITRÄGE DER 47. KALENDERWOCHE 2021

ALLTÄGLICHES-2021.11.27

FITNESS VON ZUHAUSE AUS ORGANISIEREN – EIN DESASTER ?

AUDIO-‚MUTTI‘ MUSS STAUBSAUGEN

DU KANNST NICHT JEDEN TAG GUT DRAUF SEIN – SCHON GAR NICHT IM NOVEMBER

PUR UND PROMPT

DIE GROSSEN ÜBER DEN LEBENSSINN

BEITRÄGE AUS DER 48. KW – 29.11.+30.11.2021

DIE BIBEL – DAS BUCH FÜR MEIN LEBENSCOACHING

DIE WOCHE BEGINNT SO, WIE SIE AUCH AUFGEHÖRT HAT – LAHM

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DAS WAREN DIE BEITRÄGE IN 44. KALENDERWOCHE

DER LOCK-DOWN VOR EINEM JAHR ÄNDERTE ALLES IM TAGESABLAUF

DER NOVEMBER BRINGT DIE ERINNERUNG AN SCHWERE ZEITEN WIEDER HOCH

STIMMUNGSBILDER UND BESCHREIBUNGEN GEHÖREN MIT IN DEN TEXT

IMMER NOCH IM HOMEOFFICE ARBEITEN – IMMER NOCH UNTER KLARAS BEOBACHTUNG

STENOGRAMM FITNESS-STUDIO

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SCHREIBEN ÜBER MENSCHEN IM ALLTAG – WAS KANN ES SCHÖNERES GEBEN?

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.10.27

VON DEN GANZ GROSSEN LERNEN, ÜBER ALLTÄGLICHES MEISTERHAFT ZU SCHREIBEN
Diesen Text habe ich im Sommer dieses Jahres geschrieben, zum 90. Geburtstag der kanadischen Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Alice Munro.
Wenn du lernen willst, wie du großartig über Alltägliches schreibst, über Menschen im Alltag, dann musst du die Kurzgeschichten dieser phantastischen Autorin lesen.

Ich habe seit einigen Jahren ein Ritual entwickelt, mit dem ich den Tag beginne, nachdem ich vom Fitness-Studio zurück bin.
Ich nehme das Buch von Alice Munro „Ferne Verabredungen“ zur Hand.

Dann klebe ich ein weißes Blatt Papier auf einen Pappdeckel, den ich aus einem Ordner auf A4 -Größe zurechtgeschnitten habe.

Ich schlage das Buch auf, suche mir eine Textstelle und schreibe ein paar Sätze daraus ab. Anschließend formuliere ich sie um.
Es ist eine Methode, meine handwerklichen Fertigkeiten im Schreiben zu trainieren.

Und erst dann, wenn ich einen Satz umformulieren will, merke ich wirklich, wie meisterhaft er von Alice Munro formuliert und von Heide Zerning, der Übersetzerin, ins Deutsche gebracht wurde.

Ich verzichte in diesen Momenten ganz bewusst darauf, die Tastatur zur Hand zu nehmen, in den Computer zu starren.
Diese ‚blanke‘, vielleicht auch antiquierte Arbeitsweise, zählt zu dem Besten, was ich so am Tag anstelle.

Bereits im Klappentext steht über Alice Munro, was für mich mit zu einem Leitsatz für diesen Blog geworden ist: „Alice Munro erzählt zugewandt und genau vom Allerschwersten, von dem, was zwischen Menschen passiert, was in ihnen vorgeht.“ (1)

Und diese ‚Meisterin des Alltäglichen‘ ist gerade 90 Jahre alt geworden. Ich habe das in der Berliner Zeitung in der Feuilletonseite entdeckt. (2)

Was mich an dieser Schriftstellerin fasziniert ist, wie unaufgeregt sie über Menschen im Alltag, über das Alltägliche schreibt.

Dass sie inzwischen eine kanadische Literaturnobelpreisträgerin ist, das nötigt mir natürlich Respekt ab.

Was in mir jedoch eine wirkliche Begeisterung hervorruft ist die Tatsache, dass sie mit scheinbarer Leichtigkeit über eher langweilige Dinge des Alltags schreibt.

„Sie (Alice Munro) zeigt, dass ein Schreiben über Windeln, den Besuch in einem Pflegeheim oder Einkäufe von Zahnpasta und Handcremen von bestechender Prägnanz und Aussagekraft sein kann.

Besonders ihre späteren Texte bringen die Schilderungen des Unspektakulären, man könnte auch sagen, den genauen Blick auf Menschen als Menschen zur Perfektion.“ (3)

Alice Munro war dabei immer Mutter von vier Töchtern, Hausfrau.
„Sie kochte und putzte, sagte sie in einem Interview mit der Literaturzeitschrift Paris Review, seitdem sie ein Teenager war und ihre Mutter an Parkinson erkrankte: ‚die Uni war also die einzige Zeit in meinem Leben, in der ich keine Hausarbeit verrichten musste.“ (4)

Als ich das gestern beim Frühstück las, da dachte ich bei mir:
‚Worüber jammerst du eigentlich?

Du musst so viel tun – Firmenporträts schreiben, freitags zuhause Staubsaugen, ins Fitness-Studio fahren, du kommst eigentlich zu gar nichts, schon gar nicht dazu, kurze Alltagsgeschichten für den Blog zu schreiben.‘

Da kann ich nur verstummen, angesichts des großartigen Schaffens dieser Schriftstellerin, und dass in vielen Jahren am Küchentisch, weil sie kein Arbeitszimmer hatte.

Manchmal, wenn ich meine Enkelin besuche und mit ihr in Berlin auf einen Spielplatz gehe, dann sehe ich Mütter, die auf dem Boden sitzen und reden, Kartoffelsalat ausgepackt haben und jeden, der von außen dazukommt aus einer Mischung von Ablehnung und Neugier betrachten.

Ich nenne sie seit vielen Jahren die ‚Monicas‘.
‚Die Monicas sind wieder da‘, sage ich dann zu Krümel, die sich aber nicht dafür interessiert, sondern für die Rutsche, auf der die Kinder der ‚Monicas‘ heruntersausen.

Inspiriert zu dieser durchaus liebevoll gemeinten Bezeichnung wurde ich durch die Geschichte ‚Jakarta‘:
„Kath und Sonje haben einen eigenen Platz am Strand, hinter großen Baumstämmen.

Den haben sie sich ausgesucht, weil er ihnen Schutz bietet, nicht nur vor dem gelegentlich stark auffrischenden Wind – sie haben Kaths Baby dabei -, sondern auch vor den Blicken einer Gruppe von Frauen, die jeden Tag den Strand bevölkern. Sie nennen diese Frauen die Monicas.

Die Monicas haben zwei oder drei oder vier Kinder pro Nase.
Angeführt werden sie von der richtigen Monica, die über den Strand gelaufen kam und sich vorstellte, sobald sie Kath und Sonje und das Baby entdeckt hatte.

Sie lud sie ein, sich dem Rudel anzuschließen.
Sie folgten ihr und schleppten die Babytasche mit.
Was blieb ihnen anderes übrig?

Aber seitdem verschanzen sie sich hinter den Baumstämmen.

Das Feldlager der Monicas besteht aus Sonnenschirmen, Badelaken, Windeltaschen, Picknickkörben, aufblasbaren Flößen und Walfischen, Spielsachen, Sonnenschutzmitteln, Kleidungsstücken, Sonnenhüten, Thermoflaschen mit Kaffee, Plastikbechern und -tellern und Kühlboxen, die hausgemachte Eislutscher aus Fruchtsaft enthalten.“ (5)

Ich habe in meinem Leben viel studiert, Diplomarbeiten geschrieben, Diplomarbeiten bewertet, Studenten unterrichtet. Das war eine schöne Zeit.

Der beste Teil kommt tatsächlich zum Schluss, nämlich von einer ‚Meisterin des Alltäglichen‘ zu lernen, die kleinen Dinge im Leben zu sehen, sie nicht geringzuschätzen, Menschen nicht in ihren großen Gesten zu bewundern, sondern darin, wie sie den Alltag meistern, wie sie sich zueinander verhalten.

Das Schwierige besteht darin, nicht nur das Banale zu beschreiben, sondern die Beschreibung auch noch banal aussehen zu lassen. Darin bewundere ich die große Schriftstellerin Alice Munro.

(1)
Manuela Reichart, Nachwort für Alice Munro, Ferne Verabredungen, Die schönsten Erzählungen;
aus dem Englischen von Heidi Zerning;
© 2016 S. Fischer Verlag GmbH, Hedderichstr. 114, 60596 Frankfurt am Main
(2)
Berliner Zeitung, Nr. 156, Freitag, 09.Juli 2021, S. 13; Feuilleton
„Meisterin des Alltäglichen“
(3)
Sabine Rohlf, ebenda
(4)
Ebenda
(5)
Alice Munro „Ferne Verabredungen“, Jarkarta, Fischer Verlag GmbH, 2016, S.9


Mehr lesen:
2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

2020:https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2020/

2019: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2019/

2017: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2017/


VIOLA LEHMANN MIT HERZ UND VERSTAND FÜR DIE PFLEGE UND BETREUUNG VON MENSCHEN

MENSCHEN-2021.10.26

Viola Lehmann hat es geschafft. Sie hat eine Einrichtung in nahezu 20 Jahren aufgebaut und geführt, die Menschen ein Zuhause bietet, die sonst in einem Pflegeheim leben müssten. Die Betreuung erfolgt über 24 Stunden, wochentags und an den Sonn- und Feiertagen.

Den Bericht habe ich vor zwei Jahren geschrieben.
Was bleibt aktuell daran?
Die Leidenschaft, mit der sich Menschen in der Pflege engagieren.

Viola Lehmann hat es geschafft. Sie hat eine Einrichtung in nahezu 20 Jahren aufgebaut und geführt, die Menschen ein Zuhause bietet, die sonst in einem Pflegeheim leben müssten. Die Betreuung erfolgt über 24 Stunden, wochentags und an den Sonn- und Feiertagen.

„Der Umgang mit den Menschen, die gute Unterstützung durch mein Team – das sind die wichtigsten Gründe dafür, warum mir dieser Beruf immer noch Spaß macht“, sagt Viola Lehmann.

Sie hat sich ihren Traum erfüllt- selbstständig als Unternehmerin zu arbeiten, in einer Branche, die immer wichtiger wird.

Und sie ist erfüllt von dem Gedanken, eine häusliche Atmosphäre für die Bewohner zu erhalten und sie gleichzeitig in den Dingen zu unterstützen, ohne die sie nicht mehr allein wohnen und leben könnten, sondern in einem Heim untergebracht werden müssten.

Sich kümmern – als gehörten sie zur eigenen Familie
Viola Lehmann hat treffend formuliert, was sie unter individueller Betreuung versteht – sich so für ihn einzusetzen, als ginge es um das eigene Familienmitglied: „Individuell pflegen und betreuen heißt für mich zu wissen, was der einzelne Bewohner für Wünsche hat, ihn im Alltag zu unterstützen, aber auch ihn zu motivieren, mitzumachen, damit er sich eingebunden fühlt, fit bleibt“, so Viola Lehmann.

Es lebt sich gut in der Seniorenwohngemeinschaft
Die Bewohner sind zufrieden mit ihrer Situation. Sechs bis acht von ihnen leben in einer Wohngemeinschaft. Jeder hat ein eigenes Zimmer, das auch mit einigen privaten Möbeln, Bildern oder anderen Erinnerungsstücken ausgestattet ist, je nach den Bedürfnissen und Wünschen der Bewohner.

Die Küche und das Wohnzimmer werden von den Bewohnern gemeinsam genutzt. „Was mir in dem Zusammenhang wichtig ist: Wir sind nicht irgendwo abgeschottet, am Rande der Stadt zuhause, sondern leben inmitten eines Wohngebietes“, sagt Viola Lehmann. Das stärkt das Gefühl, nicht allein zu sein, sondern in einer großen Gemeinschaft zu leben.

Nichts geht ohne mein Team
„Ohne mein Team könnte ich das ja nicht stemmen“, sagt Viola Lehmann. Sie schätzt an ihren Mitarbeitern, dass diese sich engagieren, nicht gleich vor Problemen kapitulieren, sondern sich gegenseitig bei deren Lösung helfen.“

Und weiter sagt sie: „Eine gute Atmosphäre ist wichtig unter uns im Team, denn das strahlt auf die gesamte Wohngemeinschaft aus.“
Eine angemessene Entlohnung, Dienstpläne – die private Interessen der Mitarbeiter berücksichtigen -, all das gehört dazu.

Der weite Weg der Viola Lehmann

Viola Lehmann war chemisch-technische Assistentin in Potsdam-Rehbrücke. Nach der Wende wollte sie neu durchstarten, den Umbruch für eine berufliche Umorientierung nutzen. Sie fing an, in einem Seniorenheim in Lietzensee zu arbeiten, und zwar zunächst als Pflegehelferin.

Viola Lehmann wollte es richtig machen und nahm an einer Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin teil, in Hermannswerder in der Hoffbauerstiftung – parallel zu ihrer Tätigkeit als Pflegehelferin.

Sie erwarb eine Menge an theoretischem Wissen in der für sie zunächst völlig neuen Pflegethematik. Sie machte aber auch eigene Erfahrungen während ihrer Arbeit als Pflegehelferin in den Jahren 1991 bis 1999.

Die hauptsächlichen Tätigkeiten richteten sich zum Beispiel auf das Waschen, Essen oder das Säubern der Zimmer der Heimbewohner. An eine individuelle Betreuung war da noch nicht zu denken. Also machte sich Viola Lehmann ihre eigenen Gedanken, wie so etwas aussehen konnte.

Sie sah in dieser Zeit einen Film, den sie als ein Schlüsselerlebnis dafür beschrieb, wie man demenzkranke Menschen in täglichen Lebenssituationen unterstützt. Nämlich: auf den Bewohner eingehen, ihn aktivieren und mobilisieren und unterstützen, wo es allein gar nicht mehr geht.

In dieser Zeit entstand bei ihr der Gedanke, eine eigene Pflegeeinrichtung zu gründen, in der sie ihre Vorstellungen von einer ganzheitlichen Pflege und Betreuung verwirklichen konnte. Bis die Konzeption erarbeitet war und die Bank einer Finanzierung für ihr Projekt zugestimmt hatte, verging noch einige Zeit.

Schließlich musste eine Wohnung gefunden werden, in der Menschen leben konnten, die ohne Hilfe nicht mehr in den eigenen vier Wänden zurechtkamen. Als die gefunden war, kostete es noch einmal viel Zeit und Kraft, sie herzurichten, gemäß der geltenden Pflegestandards und so, dass sich Bewohner darin wohlfühlten. Im November 2001 war es soweit.

„Ich fing mit einer Mitarbeiterin an, die von 08.00 bis 16.00 Uhr arbeitete, montags bis freitags und ich füllte die restliche Zeit aus, ich übernahm also die Betreuung – in Nachtschichten, an Sonn- und Feiertagen, rund um die Uhr“, sagt Viola Lehmann.

„Die erste Bewohnerin in der betreuten Einrichtung war übrigens eine ältere Dame, die aus dem Haus kam, in dem ich auch wohnte.

Die Dame konnte nicht mehr allein leben. Und so kam ich an meinen ersten Auftrag. Ich erarbeitete mir so Stück für Stück einen guten Ruf, und der sprach sich natürlich rum“, erinnert sie sich.

„Ich würde es noch einmal so machen. Natürlich, hätte ich die Erfahrungen von heute, dann würde ich einiges anders angehen. Aber generell spüre ich eine Zufriedenheit, ja ich bin glücklich, weil ich mich verwirklicht habe.

Und heute kann ich mein Wissen an die nächste Generation weitergeben“, beschließt Viola Lehmann das Gespräch.

 



Mehr lesen:
2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

2020:https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2020/

2019: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2019/

2017: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2017/

 

INTERVIEW MIT BARBARA WENDERS

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.10.06

Dieses Interview habe ich vor fünf Jahren geführt. 
Wer sich dafür interessiert, welche beruflichen Hürden Menschen in der Pflege nehmen müssen und was faszinierend ist an dieser Tätigkeit ist - der sollte hier reinschauen.

Barbara Wenders war zum Zeitpunkt des Gespräches Mitinhaberin und Pflegedienstleiterin des ambulanten Pflegedienstes EPIS in Duisburg.

Frau Wenders, mit einem zeitlichen Abstand von über zwei Jahrzehnten: Was ist Ihnen am Anfang leichtgefallen und wo hatten Sie Schwierigkeiten, hineinzuwachsen?

Am schwierigsten war es, die betriebswirtschaftlichen Abläufe zu beherrschen – mit den Steuern und Abrechnungen klarzukommen.
Überhaupt war die ganze Verwaltungssache etwas, wo ich noch recht unerfahren war.

Ich habe mich da autodidaktisch hineinbegeben müssen.
Das alles bekam für mich später einen strukturierteren Hintergrund, nämlich als ich eine Ausbildung zur Pflegedienstleitung für ambulante Dienste absolvierte.

Da waren diese fachlichen Inhalte im Lehrprogramm mitenthalten.
Erschwerend kam damals hinzu, dass wir mit dem ersten Steuerberater erhebliche Probleme hatten.

Er kannte die Materie nicht. Wir haben dann zu einer anderen Steuerberatung gewechselt. Danach lief es gut und wir bekamen den kaufmännischen Part in den Griff.

Wie verlief Ihr beruflicher Werdegang vor der Gründung des Pflegedienstes?
Ich habe mit 16 Jahren die Schule verlassen, nach dem Abschluss der zehnten Klasse.
Danach war ich in einem katholischen Krankenhaus in Berlin – Friedrichshagen.

Dort begann ich ein praktisches Jahr. Das musste sein, da ich sonst keine Ausbildung an einer staatlichen Schule für Krankenschwestern hätte absolvieren können.

Nach drei Jahren habe ich die Schule abgeschlossen.
Kurz danach wurde ich schwanger. Ich ging nach Neustrelitz und habe dort in dem städtischen Krankenhaus gearbeitet.
1982 wurde meine erste Tochter geboren.

Wiederum später bin ich in ein städtisches Krankenhaus nach Berlin – Mitte gegangen.

Ich hatte inzwischen zwei Kinder und konnte nicht mehr im Schichtsystem als Krankenschwester arbeiten und bin in die Verwaltung eines Betriebsgesundheitswesens gewechselt.

Zur gleichen Zeit begann ich eine Fortbildung zum Ökonomen des Gesundheits- und Sozialwesens.

Wie ging es weiter?
Im Oktober 1989 bin ich aus der damaligen DDR in die Bundesrepublik geflohen – über die grüne Grenze.

Wir sind in Duisburg gelandet. Dort lebte eine Freundin von mir.
Zunächst begann ich in einer Sozialstation zu arbeiten.
Dort war ich anderthalb Jahre.

Die Arbeit hat mich einiges gelehrt.
Aber die Bedingungen waren schlecht.

Können Sie das erklären?
Ja. Wir haben faktisch im Akkord gearbeitet – 25 Patienten, die auf einer Tour zu versorgen waren. Deshalb gab es auch eine hohe Fluktuation.

Es war immer jemand krankgemeldet. Der Stress war einfach zu groß. Und jeder hat nur gewartet, bis ein anderer Kollege wieder da war und, um sich anschließend selbst krank zu melden.

Für mich waren das keine Zustände – weder für die Patienten noch für uns als Mitarbeiter. Schließlich habe ich gekündigt.

Und dann?
Ich ging zurück ins Krankenhaus und habe knapp zwei Jahre Nachtschichten gemacht.

Das war sehr hart für mich. Ich kam schwer damit klar. Deshalb wechselte ich wieder in einen ambulanten Pflegedienst. Dort lernte ich übrigens meinen zweiten Mann kennen.

Was war das ausschlaggebende Motiv, selbst einen Pflegedienst zu eröffnen?
Na ja, mein Mann und ich haben uns überlegt: Das alles können wir auch selbst organisieren. Also haben wir den Schritt im Oktober 1996 gewagt.

Wir begannen damit Patienten zu betreuen, die künstlich ernährt werden mussten. Das waren zum Beispiel Menschen mit einer HIV- Infektion, oder Krebspatienten.

Mit der Entwicklung unseres Pflegedienstes kamen andere Bereiche hinzu. Wir haben nach und nach alle wichtigen Leistungsbereiche in der Pflege angeboten, waren sozusagen mit der Zeit ganzheitlich im Portfolio aufgestellt.

Was hat sich geändert gegenüber 1996, wenn Sie heute die Pflege und Betreuung ansehen?
Wenn ich noch an die Sozialstation denke, wo ich vor über zwanzig Jahren begonnen habe – und jetzt unsere Art zu pflegen und zu betreuen sehe, dann weiß ich – da liegen einfach Welten dazwischen.

Wir haben einen Familienbetrieb aufgebaut. Das macht schon stolz. Unsere beiden Töchter arbeiten hier.

Und wir haben eine sehr geringe Mitarbeiterfluktuation bei uns. Ich denke, das liegt daran, dass sich in den vergangenen Jahren ein sehr gutes Team zusammengefunden hat.

Mitarbeiter, die wie wir engagiert sind. Wir haben zum Beispiel eine Pflegedienstleiterin, Frau Thyssen – Fett: Sie ist echt eine Perle.
Wir haben schon manchmal scherzhaft gesagt: Wenn sie aufhört, dann machen wir unsere Einrichtung zu.

Oder: Es gibt eine Mitarbeiterin, die bereits 19 Jahre mit uns zusammenarbeitet.
Andere sind ebenfalls bereits über 10 Jahre oder sehr lange bei uns. Das bekommen Sie doch nur hin, wenn das Klima stimmt, die Leute sich einfach wohlfühlen.

Die Firma ist heute der älteren Tochter überschrieben – Maria Spellier. Sie hat inzwischen zusätzlich eine Ausbildung zur Qualitätsmanagerin gemacht.

Die jüngere Tochter Stefanie ist Altenpflegerin und macht gegenwärtig eine Ausbildung zur Praxisanleiterin.

Wie war die Zusammenarbeit mit Ihrem Mann?
Die Zusammenarbeit war sehr gut. Er war der Praktiker. Ihn hat nie die Verwaltung interessiert, sondern nur die Pflege und Betreuung.
Ich musste mich also darum allein kümmern.

Und es war nicht leicht am Anfang alles unter einen Hut zu bekommen – die Pflege, die Verwaltung, die Mitarbeiterführung und die Erziehung der Kinder.

Aber mein Mann war ein Fachexperte, ging einfach in seinem Beruf auf und hat mir auf seine Weise viel Kraft gespendet und den Rücken gestärkt. Heute ist er in Rente.

Was ist aus Ihrer Sicht der Grund, dass es in anderen Einrichtungen und Pflegediensten nicht so klappt, der Ruf mitunter eher schlecht ist?
Wissen Sie, es gibt immer schwarze Schafe. Oft kann der einzelne Mitarbeiter dafür ja gar nichts.

Wenn zum Beispiel zu einem Kunden stets andere Mitarbeiter kommen. Oder: Die Zeiten sind stets unterschiedlich, zu denen die Pflegebedürftigen besucht werden.

Dann bekommen die Pflegebedürftigen natürlich einen schlechten Eindruck von dem Pflegedienst, der dafür zuständig ist.

Was sagen Sie dazu, die Ausbildung jetzt generalistisch zu organisieren?
Es gibt Aspekte, die dafür sprechen und Argumente dagegen.

Welche?
Dafür spricht sicherlich, die Ausbildung in Gesundheit und Pflege weiter zu vereinheitlichen, sie stärker in der Gesellschaft aufzuwerten, junge Leute für den Beruf zu gewinnen.

Und dagegen?
Weiter diskutieren sollte man: Was ist zum Beispiel, wenn ein kleiner ambulanter Pflegedienst einem Auszubildenden die Pflege und Betreuung im Alltag nahebringen will, der jedoch zum Praktikum ins Krankenhaus geht?

Wie ausgewogen wird das zum Beispiel organisiert? Müssen wir eventuell eine junge Fachkraft später nachqualifizieren, weil die praktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten für die Pflege nicht ausreichen?

Das ist ja auch eine wirtschaftliche Frage.
Ich denke, hier brauchen wir noch mehr Klarheit.

Was macht für Sie individuelle Pflege und Betreuung aus?
Wichtig ist für uns die Bezugspflege – jeder Kunde soll wissen, wer für ihn zuständig ist. Das schafft Vertrauen.

Individuell pflegen und betreuen heißt für uns, die wirklichen Wünsche und Bedürfnisse der Menschen zu respektieren, also das, was er an Hilfebedarf benötigt. Es sind ja nun auch zusätzliche Beratungsbesuche bei Veränderungen der Pflegesituation möglich. Das war früher nicht so.

Es gibt mit der Einführung der neuen Begutachtungsrichtlinien ab nächstes Jahr ganz andere Möglichkeiten, die Situation der einzelnen Pflege- und Hilfsbedürftigen spezifisch zu erfassen.

Allein die Eingangsfragen, die hier gestellt werden, führen zielgenauer dorthin, wo die wirklichen Probleme der einzelnen Menschen liegen – zum Beispiel: Was ist das Hauptproblem der Pflegesituation? Was würden Sie sofort ändern, wenn Sie es könnten? Welche Informationen könnten helfen?

Das sind nur einige wenige Beispiele. Wir werden das alles sehr genau in den nächsten Wochen und Monaten mitverfolgen und in unserem Bereich umsetzen – für die weitere Verbesserung der Pflegequalität für unsere Kunden.

Frau Wenders, ich danke Ihnen für das Gespräch.



Mehr lesen:
2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

2020:https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2020/

2019: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2019/

2017: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2017/

 

INTERVIEW MIT SUSANNE ROSENBERGER

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.09.28

Susanne Rosenberger ist die Inhaberin des Pflegedienstes S. Rosenberger und der Tagespflege am Nordbad in Castrop-Rauxel.

Was mir besonders im Gespräch im Gedächtnis geblieben ist: Susanne Rosenberger berichtete sehr authentisch über die sensiblen Aufgaben in der Palliativbetreuung - pflegerisch und vor allem psychisch.

Sie sprach aber auch darüber, wie ehrlich Menschen ihr Leben sahen, so kurz vor dem eigenen Tod, und wie sie dadurch selbst erkannte, wie wertvoll die kleinen Momente im Alltag sind.

Frau Rosenberger, bereuen Sie den Tag, an dem Sie den Entschluss gefasst haben, in die Pflege zu gehen?

Also ich bereue das auf keinen Fall. Natürlich gibt es immer Momente, die nicht so schön sind.

Aber die gibt es überall.
Ich kann mit Bestimmtheit sagen: Die Pflege, das ist mein Leben.
Das Zusammenspiel mit allen im Team macht das Besondere aus. Es ist nicht ein einzelner Baustein.

Es ist das Puzzle, was jeden Tag aufs Neue zusammengesetzt werden muss – im Team, im Gespräch mit den Angehörigen und den Pflegebedürftigen.

Das Besondere an diesem Beruf ist: Wir gehen mit Menschen um, die unserer Hilfe bedürfen.

Und wenn ein dankbarer Blick kommt oder ein Lächeln des Pflegebedürftigen, ja dann ist das schon wahres Glück.

Wir schieben nicht nur die Papiere von links nach rechts. Das muss natürlich auch. Aber alles was wir tun, das ist für die Menschen, die wir pflegen und betreuen. Ich bereue nichts und möchte auch nichts anderes machen.

Wo sind Sie aufgewachsen?
In Castrop Rauxel.

Welchen Bildungsweg haben Sie genommen?
Ich habe Abitur gemacht. Danach habe ich eine Ausbildung zur Krankenschwester durchlaufen.
Ich war dann anschließend im Augusta Krankenhaus in Bochum tätig – auf einer Intensivstation in der Chirurgie.

Wie lange waren Sie dort?
Insgesamt sechs Jahre lang.

Wie sind Sie zur Pflege gekommen?
Durch meine Oma. Sie war Altenpflegerin in einem Altenheim und führte dort nebenbei eine Schneiderstube.

Später wurde meine Oma schwerkrank. Mein Vater und ich haben sie bis zum Schluss begleitet.

Danach kam meinem Vater und mir der Gedanke, einen Pflegedienst zu gründen. Mein Vater hat dafür noch einmal umgeschult und eine Ausbildung zum Altenpfleger absolviert.

2000 war es dann so weit und wir haben den heutigen Pflegedienst eröffnet.

Was belastet Sie, wenn Sie heute an die Pflege denken?
Beflügelndes und Bedrückendes – beide Momente liegen oft dicht beieinander. Mir liegt die Palliativpflege sehr am Herzen. Das gibt es natürlich sehr traurige Momente.

Was bedrückt Sie da ganz besonders?
Während der Palliativpflege werden wir ein Teil der Familie.

Und wenn Sie dann eine Mutter im Sterben begleiten, die erst 42 Jahre alt ist und Kinder hinterlässt, dann ist das sehr bitter – auch für uns als professionelle Begleiter.

Aber es gibt auch viel Positives.

Was meinen Sie?
Nun, man sieht die eigenen Sorgen und Nöte in einem anderen Licht.
Sie erscheinen einem so unwichtig und klein angesichts dessen, was andere Menschen durchmachen.

Und: Es ist ein ungeheurer Reichtum, Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten.

Manch einer spricht darüber, was er anders gemacht hätte.
Die überwiegende Mehrheit ist klar und ehrlich in der Betrachtung ihres zurückgelegten Lebensweges.

Der Tod lässt das Leben als das erscheinen, was es ist, nämlich ein Geschenk. Und das ist unwiederbringlich.

Frau Rosenberger, vielen Dank für das Gespräch.

Mehr lesen:
2021: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2021/

2020:https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2020/

2019: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2019/

2017: https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/menschen-im-alltag-2017/

VON DER HYGIENEINSPEKTORIN IM OSTEN ZUR GESCHÄFTSFÜHRERIN EINER SOZIALSTATION NACH DER WENDE

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.09.21

Es wird wieder viel über die Pflege diskutiert, gerade jetzt, in der Zeit des Bundeswahlkampfes.
Wie sich eine ehemalige Hygieneinspektorin nach der Wende in die Pflege hineinbegab, mit den Anforderungen wuchs und heute eine Sozialstation erfolgreich führt, darüber habe ich mit Ute Grüner gesprochen.

Das ist jetzt rund vier Jahre her, aber beim Durchlesen des Interviews habe ich festgestellt, dass es jungen Menschen bei dem Gedanken hilft, sich für den Pflegeberuf zu entscheiden und auch am Entschluss festzuhalten, auch wenn es mal schwierig wird.

Frau Grüner, wie verlief ihr beruflicher Werdegang vor der Gründung Ihres Pflegedienstes?
Von 1982 bis 1985 habe ich eine Fachschule zum Hygieneinspektor absolviert.

Das entspricht in etwa dem heutigen Berufsbild des Gesundheitsüberwachers. Danach war ich als Hauswirtschafterin bei der Volkssolidarität beschäftigt.

Anschließend ging es in ein Pflegeheim. Dort habe ich auch meine Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin absolviert.

Daran schloss sich eine Qualifizierung zur Pflegedienstleitung an. 2001 bin ich dann in die Selbstständigkeit gewechselt.

Was war die Initialzündung dafür, als Unternehmerin in die Pflege zu gehen?
Das Motiv war: Ich wollte einen eigenen ambulanten Pflegedienst gründen.

Warum?
Weil ich im Pflegeheim gesehen habe, wie die Bewohnerinnen und Bewohner zum Teil an der Tür ihr Leben abgegeben haben. Trotz alledem haben wir als Mitarbeiter alles getan, damit sich die Bewohner wohlfühlten.

Ich hätte gar nicht zufrieden nach Hause gehen können, wenn ich nicht alles in meiner Kraft Stehende unternommen hätte, um die Heimbewohner gut zu pflegen und zu betreuen.

Also war das schon ein wichtiger Antrieb für Sie, mit einem eigenen Pflegedienst noch mehr für die Pflege- und Hilfsbedürftigen zu tun?

Ja, uns ging es darum, pflegebedürftigen Menschen in unserer Umgebung möglichst lange zu ermöglichen, im eigenen häuslichen Umfeld zu verbleiben.

Sie sollten ihr eigenes Leben selbstbestimmt führen, solange jedenfalls, wie das ging. Das war für mich schon ein wichtiger Antrieb.

Später haben wir dann noch die Tagespflege gegründet, weil es uns wichtig war, dass Menschen am Tag die Möglichkeit hatten, betreut zu werden.

Was sind das für Gäste, die zu Ihnen in die Tagespflege kommen?
Zum einen sind das Menschen, die einfach eine neue und interessante Sicht auf den Tag bekommen wollen – durch Begegnungen mit anderen Gästen und indem sie an den Aktivitäten teilhaben können.

Das sind aber auch Gäste, die unter Demenz leiden – abends sind ja in dem Fall die Angehörigen wieder da und können sich kümmern.
Sie alle zusammen fühlen sich bei uns am Tag sehr wohl

Haben Sie das alles allein geschafft?

Anfangs ja. Später, genauer 2006, ist mein Mann, Jens, mit in die Firma eingestiegen.

Als was?
Als Mitinhaber natürlich und verantwortlich für die Technik, die Verwaltung den Fuhrpark. Heute leitet er die ambulant betreute Wohngruppe.

Was ist Ihnen anfangs leichtgefallen und wo hatten Sie Schwierigkeiten, hineinzuwachsen?
Die Akquise von Patienten ist mir leichtgefallen. Ich kannte viele im Dorf und man kannte mich. Ich hatte auch von Anfang an ein gutes Verhältnis zu den Ärzten.

In kürzester Zeit haben wir ca. 30 Patienten betreut. Schwer ist mir die gesamte Büroarbeit gefallen. Ich bin heute noch lieber beim Patienten, als die Dokumentation zu erstellen.

Aber: Das ist ja wichtig. Und so habe ich mich in vieles einarbeiten müssen – das ganze Vertragswesen, die kaufmännischen Angelegenheiten, die Planung und Organisation der Pflege und Betreuung.

Haben Sie heute noch Kontakt mit Patienten?
Auf jeden Fall, wo denken Sie hin? Ich kenne alle Patienten persönlich, spreche mit ihnen, wenn es Wünsche oder Probleme gibt.

Außerdem bei Dienstübergaben oder beim Erstaufnahmegespräch – da bin ich immer dabei.

Was macht Ihrer Meinung nach ein starkes Team aus?
Ein starkes Team? Im Notfall ist jeder für den anderen da – das macht meiner Meinung nach ein wirklich starkes Team aus.

Und zwar ohne große Worte. Dies wissen auch die Patienten und vertrauen uns nicht zuletzt deshalb.

Welche Rolle spielt für Sie die Kommunikation mit den Pflegebedürftigen?
Die Kommunikation spielt für uns eine extrem wichtige Rolle.
Man kann bei jeder Maßnahme, zum Beispiel bei der Körperpflege, Kommunikation und Aktivität miteinander verbinden.

Also: erklären, was man gerade macht, was wichtig ist bei einer mobilisierenden Tätigkeit. Und außerdem: Auf dem Dorf wird immer gesprochen. Wir sprechen viel über Ereignisse und Menschen, die für uns interessant und wichtig sind.

Das mögen die Pflegebedürftigen sehr gern. Sie nehmen ja dadurch weiter am Leben außerhalb der häuslichen Umgebung teil.
Ich denke: Mitunter ist ein Gespräch bei einer Tasse Kaffee wichtiger als die Pflegemaßnahme selbst.

Oder anders ausgedrückt: Ich habe mich nie von der Minutenpflege drücken lassen. Das geht immer auf die Qualität. Natürlich muss ich ebenfalls auf die Zeit schauen.

Aber im Fokus sind für mich die Menschen, die wir pflegen und betreuen. Und da muss man eben auch mal eine Minute hinten dranhängen.

Meine Mitarbeiter wissen ebenfalls, dass ich so denke.
Ich will gern in diesem Zusammenhang an unseren Leitspruch erinnern.

Nämlich?
Helfen ist unsere Berufung!

Frau Grüner zum Abschluss: Was ist für Sie persönlich Glück?
Glück ist für mich ein Zustand der inneren Zufriedenheit, zum Beispiel, wenn der Tag gut war.

Zu meinem Glück gehört meine Familie: Mein Mann, ohne den ich das hier gar nicht schaffen würde; meine Tochter Annett – sie ist 25 Jahre alt und studiert Journalismus.
Frau Grüner, vielen Dank für das Gespräch.

Sozialstation Grüner GmbH Pflegedienst
Lobensteiner Str. 9, 07924 Ziegenrück

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DEMENZ – WENN DIE EMPATHIE SCHWINDET

ANNA

ANNA-2021.07.21

RÜCKBLICK AUF TEXT – 2018.11.28
Anna hatte keine Freude mehr am Schenken.

„Wie ist das Wetter bei euch da oben?“, fragte Peter Anna.
Es war das übliche Telefongespräch am Vormittag, es war diesig und es schien keine Sonne, Wind war aber auch nicht.

Das war gestern so, vorgestern ebenfalls.
Anna hätte also sagen können: „Das Wetter ändert sich seit Tagen nicht, es ist gleichgeblieben.“

Doch diese gedanklichen Fäden konnte Anna nicht mehr ziehen.

„Der Himmel ist grau, die Sonne scheint nicht, aber es ist auch kein Wind“, sagte Anna stattdessen.

„Prima“, antwortete Peter. Er war irgendwie froh, dass er über dieses stets wiederkehrende Thema den Gesprächsfaden mit Anna knüpfen konnte.

„Heute Nachmittag fahren wir zur Post. Klara hat einen Stollen eingepackt und den schicken wir dir“, redete Peter weiter.

„Ach, wie kann ich dir nur danken?“, fragte Anna.
„Naja, ich habe damit nichts zu tun. Nur, dass ich den vorhergehenden mit aufgegessen habe, nachdem Klara ihn gebacken hatte.“

Anna verstand diese Art von Humor nicht mehr.
„Ja, das ist so schön, ich freue mich. Wie kann ich euch nur eine Freude machen?“

„Ach, mir würde eine ganze Menge einfallen“, antwortete Peter und bereute zugleich, dass er es überhaupt gesagt hatte.

„Ja, was denn?“, fragte Anna nach einer Weile.
Flasche Sekt, warme Socken, Kasten Mon Cherie, Puppe für Krümel, das könnte er antworten. Es schoss ihm geradezu ein, während Anna die Frage noch gar nicht zu Ende formuliert hatte.

Sagte er davon was? Natürlich nicht. War es schlimm, dass Anna nicht mehr auf das kam, was sie früher in solchen Momenten tat? Überhaupt nicht.

„Schade nur, dass Anna sich um die Glücksgefühle brachte, die sie früher überkamen, wenn sie anderen eine Freude machte“, dachte Peter in diesem Moment.

Doch dafür konnte sie nicht. Die Demenz ließ das nicht mehr zu, nahm ihr Stück für Stück diese Empathie.

Das war das eigentlich Schlimme – vor allem für Anna. Umso mehr mussten sich Klara, Laura und Peter bemühen.
Und das taten sie ja auch.

„Wenn dir der Stollen schmeckt, dann ruf doch KIara an. Sag ihr, dass er gut gelungen ist.“

„Das mach ich ja sowieso“, sagte Anna, so als hätte Peter auf etwas hingewiesen, was doch selbstverständlich war. Nun wurde er noch von Anna der Begriffsstutzigkeit überführt.

Trotzdem: Für den Moment hatte er Anna ein paar unbeschwerte Momente bereitet, so schien es jedenfalls.

Und wenn das Paket mit dem Stollen ankam, dann würde sich das wohl wiederholen. Immerhin. Der Kreis der Möglichkeiten, eine Freude zu bereiten, wurde kleiner.

Sie intensiver zu nutzen, das war wohl jetzt die Aufgabe.
Peter griff wieder zum Hörer, um Klara zu informieren: alles im grünen Bereich.

ANNA IST DEMENT

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DAS ZIMMER VON ANNA IM BETREUTEN WOHNEN

ANNA-2021.07.16

Klara besichtigte gemeinsam mit Lukas Annas künftiges Zimmer im Heim.
Peter war dazu auch noch extra angereist.
Das Zimmer war sehr klein. Klara begann schon in Gedanken die Möbel zu stellen.
Pfleger Olaf und Klara lernten sich besser kennen und Olaf freute sich allmählich auf die neue Heimbewohnerin. Die Bürokratie in Vorbereitung auf die Heimunterkunft fraß die Energie von allen auf.

Klara spürte ihr Herz bis in den Hals hineinschlagen. Sie standen vor der Tür, hinter der sich Annas Zimmer befand, das Zimmer, in dem sie ihre restliche Lebenszeit verbringen sollte.

„So, da wären wir“, sagte Schwester Ulrike, als sie die Türklinke herunterdrückte und sich zu Klara, Peter und Lukas umdrehte.

Ein wenig entfernt von der Tür hatte sich Olaf hingestellt, der Pfleger, der Anna in den nächsten Monaten, wahrscheinlich Jahren betreuen würde.

Lukas spürte einen dicken Klos im Hals und seufzte hörbar auf.
„Ich kann sie gut verstehen, sehr gut sogar“, flüsterte Olaf hinter ihm.

Er war ein wenig weiter zur Tür herangekommen und stand jetzt direkt hinter Lukas.

Der drehte sich zu ihm um und nickte dankbar.
„Schau ‘n Sie mal, was das für eine phantastische Aussicht ist, direkt auf den Strelasund“, sagte Schwester Ulrike und blickte Zustimmung erheischend in die schweigende Runde.

„Bitte verstehen Sie uns nicht falsch, aber wir sind in der jetzigen Situation weniger auf die Aussicht aus, als vielmehr auf den Ausblick, darauf, wie Anna auf all das hier reagieren wird. Sie wird kaum auf den Strelasund schauen wollen, als vielmehr darauf, wo ihre ganzen Möbel geblieben sind“, sagte Peter.
Peter traf Klara‘s missbilligender Blick.

„Ja, das ist alles sehr schön, aber wir sollten jetzt sehen, was wir an Möbeln aus Muttis Wohnung mitnehmen können“, sagte nun Klara und zog einen Block hervor und kramte in ihrer Tasche nach einem Stift.

„Gerade hatte ich den doch noch in der Hand!“
Plötzlich stand Olaf neben ihr und reichte ihr seinen Kugelschreiber, den er stets mit sich trug.

„Oh, das ist aber nett“, freute sich Klara.
„Wissen Sie was, ich werde Ihnen mal das Feld überlassen. Messen Sie in Ruhe alles aus und wenn Sie noch Fragen haben, dann kommen Sie doch noch gern bei mir vorbei“, sagte Schwester Ulrike und ging aus dem Zimmer.

Lukas hatte sich hingekniet und einen Zollstock aus dem linken Hosenbein seiner Handwerkerkleidung gezogen. Olaf ging an das andere Ende des Zimmers und half Lukas, den Raum so genau wie möglich auszuräumen.

„Hier passen drei Teile aus Muttis Anbauwand hin und da kann der Fernseher stehen.“
Klara war in ihrem Element.
„Wollen wir den großen oder den kleinen runden Tisch hier hinstellen?“

„Den kleinen Tisch“, antwortete Peter.
„Das sieht gemütlicher aus.“
„Ach und ich hatte jetzt gedacht, dass du es wegen des Tragens gesagt hast.“

„Was du wieder von mir denkst“, antwortete Peter gekränkt. Er fühlte sich aber auch ertappt.

Olaf stand mitten im Raum mit Klara, Peter und Lukas, hörte zu, sprach mit, begann sich wohlfühlen im Kreise der Angehörigen seiner zukünftigen Heimbewohnerin Anna.

„Frau Gerber, was trinkt Ihre Mutter morgens zum Frühstück, Tee oder Kaffee?“
„Kaffee“, sagte Klara bestimmt, so als wäre etwas Anderes nicht von diesem Planeten.

„Ja, dann weiß ich ja schon mal Bescheid“, sagte Olaf.
„Ich glaube, meine Mutter wird sie mögen“, antwortete Klara stattdessen.

„Danke, dass freut mich, dass Sie das sagen“, antwortete Olaf und wurde ein wenig rot.
„Was haben wir denn sonst noch an Papieren zu erledigen?“, fragte Peter.

„Das Pflegebett unten im Sanitätshaus bestellen, den Mietvertrag lesen und unterschreiben, den Pflege -und Betreuungsantrag an die Kasse schicken“, kam es von Klara wie aus der Pistole geschossen.

„Na, dann ist das Wochenende ja gerettet und wir sterben nicht vor Langeweile.“
Klara antwortete nicht darauf. Sie konnte in diesen für sie angespannten Situationen wenig mit Peters Humor anfangen.

„Dafür haben wir ja dich“, mischte sich Lukas ein und lachte Peter zu.
„Das kriegen wir schon“, sagte Peter nun knapp.

„Im Team arbeiten ist jetzt alles“, setzte er hinzu, aber keiner antwortete darauf, auch wenn Peter es gut meinte, mit seinen aufmunternden Sprüchen.

„Lukas, hier sind die Abmaße und die Aufstellung der Möbel für dieses Zimmer, die brauchst du doch, wenn du mit der Umzugsfirma sprichst, was alles aus Muttis Wohnung rausgetragen werden muss.“
Lukas nickte und ließ den Zettel in einer seiner vielen Taschen seines Handwerkeranzuges verschwinden.

„So, dann wären wir wohl hier fertig“, sagte Klara.

„Vielen Dank für Ihre Hilfe. Ich freue mich, dass wir uns heute schon einmal kurz kennenlernen durften.“

„Gerne“, sagte Olaf und war froh, dass das Eis gebrochen war.

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KLARA DENKT AN DAS TELEFONAT MIT SCHWESTER KATHLEEN ZURÜCK

ANNA-2021.06.23

Was bisher war:
Klara und Peter müssen schnell handeln. Schwester Ulrike von der Einrichtung ‚Betreutes Wohnen Sörensen‘ hat Peter angerufen und ihm in Aussicht gestellt, dass Anna ein Zimmer bekommen könnte.
Und trotzdem, Klaras Gedanken wandern zurück zum Telefonat mit Schwester Kathleen von der ambulanten Pflege in Stralsund, die Anna nun schon seit einigen Jahren kennen.

Es waren schon wieder fast drei Wochen vergangen, seitdem Peter Klara angerufen hatte.

„Du sollst dich mal in der Pflegeeinrichtung melden, irgendetwas ist mit Mutti vorgefallen“, sagte er zu Klara.

„Ist gut, aber nicht mehr heute.“

Klara war auf der Arbeit, als Peter sie anrief und sie wollte nicht, dass ihre Kolleginnen alles mitbekamen.
Am nächsten Tag hatte sie Homeoffice und konnte so ihre privaten Angelegenheiten besser organisieren.

Klara versuchte weiterzuarbeiten, aber es gelang ihr nicht. Ihr wollte nicht aus dem Kopf gehen, was die Schwester ihr wohl über ihre Mutter sagen wollte.

„Du glaubst gar nicht, wie aggressiv Mutti teilweise geworden ist“, sagte Klara zu Peter, als sie von Stralsund zurückgekommen war.

„Ich kann das nicht so richtig glauben. Ich kenne deine Mutter stets als eine sehr sensible und fürsorgliche Frau, die eher schwieg, als dass sie ein falsches Wort herausbrachte.“

Doch Peter wusste natürlich auch, dass Anna im Wesen verändert war, die Krankheit sie weiter veränderte.

Sie war ungeduldiger geworden, konnte sich nichts mehr merken und wurde auch mal laut gegenüber Klara. Und das wollte was heißen, denn sie hatte stets auf ihre Tochter gehört.

Klara hielt es nicht mehr aus. Sie wählte die Telefonnummer der ambulanten Pflege in Stralsund.

„Schwester Kathleen am Apparat. Was kann ich für Sie tun?“

„Ich sollte mich heute bei Ihnen melden. Ist denn etwas mit meiner Mutter vorgefallen?“, fragte Klara.

„Nein, nein, um Gottes willen, Frau Gerber. Wir machen uns nur Sorgen darüber, wie es weitergehen soll.“

„Wie meinen Sie das?“

„Naja, Frau Gerber, nachdem sie wieder abgereist waren, da fiel Ihre Mutter regelgerecht in sich zusammen. Sie wollte nicht einmal mehr aufstehen. Sie ließ sich nur unter Aufbietung aller Überredungskünste spritzen.

Es ist, als wäre sie in eine Art Schockstarre verfallen.“
Es herrschte Stille am Telefon. Klara musste erst einmal verarbeiten, was die Schwester ihr gesagt hatte.

„Was sollen wir denn tun?“, fragte Klara. Ihre Stimme klang verzweifelt.

„Frau Gerber, wir müssen uns mittelfristig darauf einstellen, dass wir Ihre Mutti nicht mehr unbeaufsichtigt lassen können.“

„Das heißt, ich sollte mich um einen Heimplatz kümmern, oder?“

„Ja, Frau Gerber, wir werden nicht darum herumkommen.“

„Gut, ich habe bereits Kontakt mit der Einrichtung für ‚Betreutes Wohnen Sörensen‘ aufgenommen, mit einer Schwester Ulrike.“

„Ja, Schwester Ulrike kenne ich gut, da sind Sie in sehr guten Händen“, reagierte Schwester Kathleen munter.

„Ja, den Eindruck hatte ich ebenfalls bei unserem Gespräch. Aber Schwester Ulrike hat meine Erwartungen gedämpft, denn es sind zur Zeit keine Zimmer frei“, sagte Klara.

„Aber wir sind jetzt in der Dringlichkeitsstufe ganz oben“, schob sie noch nach.

„Das ist doch wunderbar!“, sagte Schwester Kathleen fröhlich.

„Wichtig ist, dass wir den Prozess anschieben“, sprach sie weiter.

„Ja, den Prozess anschieben“. Klara atmete schwer und seufzte.

„Schwester Kathleen, ich melde mich, wenn wir etwas in Aussicht haben“, beschloss Klara das Gespräch.

Drei Wochen später. Schwester Ulrike hatte Peter die Kontaktdaten von der Firma „Am Boddenbauen“ gegeben. Ein Olaf Knaspe sollte für die Vermietung der Zimmer zuständig sein.

Klara versuchte Olaf Knaspe zu erreichen. Es dauerte eine Weile, bis er ans Telefon ging.

„Ja bitte“, sagte eine Stimme lustlos ins Telefon.
‚Na das geht ja gut los‘, schoss es Klara durch den Kopf.

Aber sie musste sich zusammenreißen. Es ging um die Betreuung Ihrer Mutter.
„Schönen guten Tag, mein Name ist Gerber und ich rufe an, weil wir von Schwester Ulrike informiert wurden, dass ein Zimmer im ‚Betreuten Wohnen‘ frei geworden ist.

„Hm“, brummte an der anderen Seite Olaf Knaspe.

„Sind Sie noch dran und sind Sie der richtige Ansprechpartner, wenn es um die Vermietung geht?“. Klara hatte in den Angriffsmodus umgeschaltet. Sie wollte sich nicht abwimmeln lassen.

Mehr lesen: https://uwemuellererzaehlt.de/anna-ist-dement/

STEFANIE CLAASEN – SYMPATHISCH, KOMPETENT, LOCKER

MENSCHEN IM ALLTAG-2021.06.16

Es war eher ein Zufall, dass ich heute auf Stefanie Claasen traf.
Sie half gerade in einer Arztpraxis aus, während ich dort zum Blutabnehmen war.

Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen.

„Sie sind eine der Geschäftsführerinnen von AscuVita und Geschäftspartnerin von Schwester Ines“, sagte ich zu ihr.

Sie schmunzelte und nickte.

Es sind jetzt schon wieder zwei Jahre vergangen, wo ich Schwester Ines interviewt habe.

Nun lernte ich auch noch Schwester Stefanie kennen.

Mein Eindruck: sehr sympathisch, sehr kompetent und dabei locker drauf.

Es machte Spaß, mit ihr Small Talk zu führen.

Ich habe schon immer viel von Schwester Ines gehalten.
Und nun habe ich ihre Geschäftspartnerin kennengelernt, ein wenig jedenfalls.

Was bleibt?
Ein guter Eindruck, ein gutes Gefühl – die Menschen, die bei ihnen um Hilfe und Unterstützung nachsuchen, die werden nicht enttäuscht.
Da bin ich mir sicher.

Interview mit Schwester Ines lesen:  https://uwemuellererzaehlt.de/2019/01/18/schwester-ines/

MARTINA LIPPERT ÜBER VERANTWORTUNG ABGEBEN, NEUE TÄTIGKEITSFELDER ERSCHLIESSEN, IM SPIEL BLEIBEN

2021.04.07

Wir sind zu einem Gespräch verabredet, am Telefon. Es passt zu der Zeit, in der Corona und Lockdown die Bedingungen vorgeben, unter denen etwas stattfinden soll und ob es überhaupt stattfinden darf.

Aber wir haben es von Anfang so gehalten, die Gespräche und Interviews am Telefon zu führen. Das hat seine Nachteile, weil man sein Gegenüber nicht sieht.

Es schärft auf der anderen Seite die Sinne, die verbleiben. Man hört genauer hin – auf das, was gesagt wird und wie es gesagt wird.
Zudem meldet sich Martina Lippert diesmal aus dem Homeoffice.

Das passt zur Pandemie, in der wir leben. Es hat dennoch einen weiteren Grund. Sie hat es sich selbst verordnet, sozusagen aus der zweiten Reihe der Firma heraus zu agieren, sich einfach ein Stück weit mehr aus der Firma herauszunehmen.

„Ich bin faktisch aus dem operativen Geschäftsverlauf des Pflegedienstes raus“, sagt sie.
Sie sagt diesen Satz zwar schnell und flüssig und dennoch merkt man ihr an, dass es auf keinen Fall eine Selbstverständlichkeit ist, die sie gerade ausgesprochen hat.

Zu viel Herzblut steckt in dieser Firma von ihr, die quasi ‚ihr Baby‘ ist.

Sie hat sie groß gemacht, und dieses ‚Baby‘ hat zugleich ihr eigenes Leben umgekrempelt und seit über zweieinhalb Jahrzehnten bestimmt.

„Dein Kind bleibt eben dein Kind, auch wenn es längst selbst erwachsen geworden ist, und seinen eigenen Weg gehen kann und auch will.“

Martina Lippert hat eingesehen, dass es Zeit ist, den Platz ihrer Tochter in der Führung der Firma zu überlassen, dem Familienbetrieb damit den entscheidenden Impuls für seine dynamische Weiterentwicklung zu geben, und gleichzeitig von der ‚Seitenlinie des Spielfeldes‘ die Übersicht zu behalten, wenige, aber dennoch wichtige Hinweise für das weitere Gedeihen des Pflegedienstes zu geben.

Sie hat eingesehen, dass es ab einem bestimmten Punkt nicht zu den Stärken einer Unternehmerin zählt, am Stuhl zu kleben, sondern eher dazu, diesen Stuhl freizumachen, den Druck rauszunehmen und so auf eine für sie unmerkliche Weise einen qualitativ ganz neuen Sog zu entwickeln, einen, den die Mitarbeiterinnen im Team und ihre Tochter in der immer noch gemeinsamen Geschäftsführung spüren, für angenehm erachten und genau darauf auch auf keinen Fall verzichten wollen.

NEUE AUFGABEN FÖRDERN OFT VERNACHLÄSSIGTE QUALITÄTEN ZUTAGE

Martina Lippert ist nicht der Mensch, der nur noch ausschließlich Ursus, ihren Cocker Spaniel, ausführt, obwohl das auf jeden Fall zu einer ihrer schönsten Tätigkeiten nebenher zählt.

„Ich beschäftige mich vielmehr damit, wie sich unsere Mitarbeiterinnen persönlich weiterentwickeln können“, sagt sie mir.

Martina Lippert spricht begeistert darüber, wie sie ihre neue Aufgabe angeht, eine Aufgabe, die sie sich bewusst selbst vorgenommen hat.

Es ist ihr wichtig damit zu zeigen, dass sie nicht nur eine ‚kosmetische Operation‘ ausführt, weil sie nunmehr aus dem Homeoffice herausarbeitet, sondern sie will inhaltlich bewusst andere Akzente setzen.

„Ich führe donnerstags diese Einzelgespräche mit Mitarbeiterinnen durch. Sie finden nicht im Homeoffice bei mir zuhause statt, sondern dazu gehe ich natürlich ins Büro“, erläutert sie.

Ihr geht es besonders darum, nicht nur einseitige Zielvereinbarungsgespräche zu führen, sondern vielmehr der jeweiligen Mitarbeiterin in einer vertraulichen Atmosphäre Raum zu geben, sich zu öffnen, darüber zu sprechen, wo sie sich als einzelne im Team sieht, was ihr Spaß macht und was sie noch erreichen will.

„Dabei dauert es ein wenig, bis diese Atmosphäre sich tatsächlich entfaltet, Vertrauen entsteht. Und dann kommt gewöhnlich, dass die Mitarbeiterinnen sehr gern bei uns arbeiten“, sagt sie weiter.

Martina Lippert hört vielfach, dass die Mitarbeiterinnen wieder gern mehr Kontakt untereinander hätten, zum Beispiel beim traditionellen Freitagsfrühstück im Büro.

Aber das ist aktuell im Lockdown schlecht machbar. Kontaktarmut bedeutet ja in dem Fall mehr Gesundheit, und das geht im Pflegedienst absolut vor.

Auf die Frage, wo die Mitarbeiterinnen mehr Unterstützung brauchen, wünschen sich viele wieder eine intensivere Fort- und Weiterbildung, so wie vor der Pandemie.

„Wir machen uns Gedanken, wie wir auf dem digitalen Weg hier noch mehr organisieren können“, sagt Martina Lippert.
Sie unterstützt zudem ihre Tochter nach wie vor in der Geschäftsführung.

„Es gibt so viel zu tun, was die Verfahrensanweisungen beim Selbsttest anbetrifft, was insgesamt bei der Umsetzung der gesetzlichen Vorschriften in der Pandemie zu beachten ist.

Ich nehme mir dafür die Zeit, setze dort meine Energie rein, entlaste meine Tochter und das Team des Pflegedienstes und erreiche auf diese Weise auch noch, das Qualitätsmanagement gerade in den Zeiten der Corona-Pandemie zu verbessern.

KOPF UND HERZ FINDEN NICHT IMMER GLEICH ZUSAMMEN

Martina Lippert betrachtet ihre Situation nüchtern, geradezu analytisch, einerseits.

„Ich habe mich bewusst dazu entschlossen, ins Home-Office zu gehen. Zum einen will ich mich so Schritt für Schritt auf meinen endgültigen Ruhestand in den nächsten Jahren vorbereiten.

Andererseits geht dem die Einsicht voraus, meinem Team, meiner Tochter mehr Entfaltungsmöglichkeiten für eigene Ideen zu bieten.
Das ist aber nur die eine Seite.

Die andere ist bei ihr mit ein wenig Wehmut ausgefüllt.
„Der Kopf, der einem etwas sagt, das ist die eine Sache. Das Herz aber, das spricht ja in solchen Momenten auch mit. Und das wiederum macht es mir schwer, loszulassen, mich nur noch als Beobachterin zu fühlen.

Die Balance hierfür zu finden, das wird die wirkliche Herausforderung in diesem Prozess sein“, sagt sie.
Wen wundert diese Aussage, wenn man die Geschichte und den beruflichen Lebensweg kennt, den Martina Lippert gegangen ist.

EIN LEBENSWEG, DER NICHT GERADE WIE EINE SCHNUR GEZOGEN IST UND DESHALB SEINEN SOG ENTFALTET

Ich habe sie dazu in den Jahren 2016 und 2019 in Interviews befragt, die auch hier auf dem Blog nachzulesen sind.

Ich erinnere mich, wie ich sie im September 2016 fragte, wie alles angefangen hatte, in ihrer beruflichen Entwicklung, und sie mir davon erzählte, dass sie 1986 als Aushilfe in der Ambulanten Krankenpflege in einer Diakonie in Lingen begann.

„Und das war auch schon ein sogenannter Knackpunkt für mich“, sagte sie damals, „denn ich wurde nur stundenweise beschäftigt, hatte kein Auto und wurde gerufen, wenn es Arbeit gab.

Das war anfangs für mich in Ordnung, jedoch später hätte ich gern eine Festanstellung gehabt“, erinnerte sie sich damals an die Anfänge zurück.

Eine weitere interessante Station war, dass sie in einer Facharztpraxis für Psychiatrie und Psychologie gearbeitet hat.

„Ich habe viel Wissen darüber erlangt, warum Menschen manchmal nicht so funktionieren, wie es unsere Gesellschaft verlangt. Sie hat dort viel gelernt über Menschen, die eben anders waren als diejenigen, die in der Gesellschaft innerhalb der offiziell anerkannten Normen agierten.

Sie lernte verschiedene Lebensgeschichten kennen, und vor allem, sich wertschätzend und tolerant gegenüber anderen Menschen zu verhalten.

Eine wertvolle Erfahrung, die sie später im Umgang mit Demenzkranken sehr gut nutzen konnte.

Martina Lippert wollte eigentlich immer nur als festangestellte Krankenschwester arbeiten.

Sie stieß auf viele Hürden, die ihr irgendwann schier unüberwindbar schienen.

„Es gab nicht genügend Stellen in den Krankenhäusern, um sich darauf zu bewerben, kaum vorstellbar, aus heutiger Sicht“, sagt sie heute.

Eine Frau mit Kindern hatte es zusätzlich schwer, einen sicheren Arbeitsplatz zu erhalten.

Doch gerade diese offensichtlichen Tatsachen in der ungleichen Behandlung von Frauen im Vergleich zu Männern in ähnlichen Situationen stärkte ihre Motivation, ihren eigenen Weg zu suchen.
Und so kam Martina Lippert bereits frühzeitig der Gedanke, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen, auf eigenen Füssen zu stehen.

Sie überwand alle Widerstände und eröffnete am 01.11.1994 ihren Pflegedienst.

„Ich musste mir natürlich erst einmal einen Namen machen, Ärzte in Lingen aufsuchen, mich vorstellen und mein Konzept vorstellen.

Vor allem die Tatsache, dass ich bereit war, abends und am Wochenende zu arbeiten, Patienten zu helfen, hat mir geholfen, mich zu etablieren, mir einen Namen unter den Pflegediensten zu machen“.

HARTNÄCKIG UND AUSDAUERND SEIN – DIE AM MEISTEN UNTERSCHÄTZEN ERFOLGSFAKTOREN

Martina Lippert ist stolz darauf, dass sie ein Fundament für ihren Familienbetrieb geschaffen hat, das nicht nur solide, sondern auch zukunftsfähig ist.

„Ich weiß nicht, ob der Erfolg so eingetreten wäre, wenn ich nicht so hartnäckig gewesen wäre und vor allem so ausdauernd agiert hätte“, sagt sie rückblickend.

Sie denkt dabei an ihre sogenannte Selbstausbeutung, an die Wochen und Monate, wo sie alles allein bewältigen musste, und sich nebenher noch um ihre eigene Fort- und Weiterbildung gekümmert hat, ihre Kinder nach ihrem Recht verlangten.

„Sicher, es waren besonders schwierige Etappen zu meistern, Momente, in denen es um das geschäftliche Überleben ging.

Aber ich möchte diese Zeit nicht missen, denn sie hat mich geprägt, mich zu dem gemacht, der ich heute bin“, sagt sie zum Abschluss unseres Gespräches.

Kontakt:
Pflegedienst Lippert GmbH
Martina Lippert
Geschäftsführende Gesellschafterin
Haselünnerstr. 53-55
49809 Lingen
Tel.: 0591 - 807 40 990
Fax: 0591 - 807 40 999
E-Mail: info@pflegedienst-lingen.de
http://www.pflegedienst-lingen.de

 

MENSCHEN – SIE MACHEN DEN ALLTAG INTERESSANT (2)

2021.04.06
ZUSAMMENFASSUNG – INTERVIEW UND FIRMENPORTRÄT – DIETLINDE HOKE UND JÜRGEN HINTZE
Küchenstudio Wriezen:
Interview:

DIETLINDE HOKE – ENGAGIERTE UNTERNEHMERIN MIT VIEL HERZ

Firmenporträt:

IHR KÜCHENPARTNER – DIETLINDE HOKE

Glasermeister Hintze aus Wandlitz:
Interview:

INTERVIEW MIT JÜRGEN HINTZE VOM 07.07.2020

Firmenporträt:

GLASEREI JÜRGEN HINTZE

MENSCHEN – SIE MACHEN DEN ALLTAG INTERESSANT – (1)

2021.04.01

ÜBER MENSCHEN ERZÄHLEN – IN FORM VON INTERVIEWS, FIRMENPORTRÄTS, GESCHICHTEN

MARTINA LIPPERT – EIN LEBEN FÜR DIE PFLEGE (2)

TANZCLUB SCHWARZ SILBER WANDLITZ e.V.

INTERVIEW MIT KERSTEN STEINIGER

FIRMENPORTRÄT TANZCLUB SCHWARZ SILBER WANDLITZ e.V.

TANZCLUB SCHWARZ SILBER WANDLITZ e.V.

 

 

MARTINA LIPPERT – EIN LEBEN FÜR DIE PFLEGE

2021.03.27

Ich habe mit Martina Lippert in den vergangenen Jahren mehrfach gesprochen.
Sie ist die Inhaberin des gleichnamigen Pflegedienstes Martina Lippert GmbH.
Sie hat zugleich die Geschäftsführung inne, gemeinsam mit ihrer Tochter Christine Lippert.
Hier zwei Interviews, geführt in 2019 und 2017.

MARTINA LIPPERT ÜBER VERANTWORTUNG ABGEBEN, NEUE TÄTIGKEITSFELDER ERSCHLIESSEN, IM SPIEL BLEIBEN

INTERVIEW MIT MARTINA LIPPERT IM MÄRZ 2019

INTERVIEW MIT MARTINA LIPPERT IM SEPTEMBER 2016

CURAVERDE PFLEGEDIENST GMBH UND PFLEGEDIENST GEHRMANN GBR

2021.03.09

ANTJE GEHRMANN IM INTERVIEW
https://uwemuellererzaehlt.de/2017/06/03/antje-gehrmann-im-interview/

 

Das zeichnet die Einrichtungen aus:
– Familiärer Charakter, engagiertes Personal, ausgestattet mit einer sehr soliden Fach- und Sozialkompetenz;
– Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die sich auf ihre Klienten einstellen, sich für sie interessieren, ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.

I.
CURAVERDE PFLEGEDIENST GmbH

Kernkompetenzen in der Leistungserbringung
1.
Medizinisch – und pflegerische ambulante Versorgung
2.
Betreuung hilfsbedürftiger Menschen in ihrer häuslichen Umgebung
3.
Verhinderungspflege
4.
Beratungseinsätze

Kontakt:
Weimarer Str. 3 – 5
16 515 Oranienburg
Telefon: 03301-677 47 51
Telefax: 03301-677 47 99
Notrufnummer: 0177-37 37 680
Bürozeiten: Montag-Freitag von 08.00 – 16.00 Uhr
Geschäftsführung: Antje Gehrmann

II. PFLEGEDIENST GEHRMANN GbR
Hauptsitz:
Weimarer Str. 3-5
16 515 Oranienburg
Telefon: 03301 – 70 04 42
Telefax: 03301 – 70 04 60
E-Mail: hkp.gehrmann@t-online.de
Homepage: www.oranieburger-pflegedienst.de
Geschäftsleitung: Christine und Antje Gehrmann

Unter dem Dach der Pflegedienst GbR werden zwei Tagespflegen geführt:

‚Tagespflege Süd‘ – 28 Plätze
Berliner Strasse 177-179
16515 Oranienburg
Telefon: 03301-677 47 30
Telefax: 03301-677 47 38
E-Mail: tp-sued@t-online.de

‚Tagespflege Kolibri‘ – 28 Plätze
Berliner Strasse 56
16540 Hohen Neuendorf
Telefon: 03303 – 588 40 10
Telefax: 03301 – 677 47 99
E-Mail: tp_kolibri@t-online.de

Beim Besuch der Einrichtungen fällt auf, wie familiär es zugeht.
Qualifizierte Betreuungskräfte sind für die Tagesgäste da, betreuen diese sehr individuell – sensibel abgestimmt auf deren tatsächlichen Bedürfnisse.

Das Angebot an Betreuungs- und Serviceleistungen ist sehr vielfältig.

Dabei sind die Aktivitäten, die die Gäste mobilisieren und aktivieren, ihnen helfen, weiter selbstständig zu bleiben oder ihre Selbstständigkeit wieder zu erlangen, besonders im Fokus der Betreuungskräfte.

Im Einzelnen sind das: Übungen für die Beweglichkeit, gymnastische Übungen, Aufgaben, die die Orientierung stärken, die Gedächtnisleistungen der Tagesgäste aktivieren.

Die Gäste werden morgens von Zuhause abgeholt und abends dorthin wieder zurückgebracht.

„Uns sind die engen Beziehungen zwischen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den Gästen und deren Angehörigen sehr wichtig“, sagt Anje Gehrmann.

SENIORENHILFE GOTHA

2021.04.03

KATHRIN DÖLLE IM INTERVIEW

 

Der pflege – und hilfsbedürftige Mensch im Zentrum des Denkens und Handelns – das Gewicht dieser Aussage vergrößert sich besonders in schwierigen Zeiten und es zeigt sich gerade dann, wer das wirklich von sich behaupten kann.

Die Seniorenhilfe Gotha kann das für sich in Anspruch nehmen, mit Fug und Recht.

Das jedenfalls sagt die überwiegende Mehrheit derjenigen, die mit dem Pflegedienst zu tun hatten.

Kathrin Dölle ist die Inhaberin des Pflegedienstes.

Wer wissen will, was sie motiviert, wie alles angefangen hat, und warum dieser Beruf für sie der genau richtige ist, der sollte das Interview mit ihr lesen:

MENSCHEN IN DER PFLEGE

STELLENANZEIGE - SENIORENHILFE GOTHA
Sie sind examinierte Altenpflegerin oder Altenpfleger, Krankenschwester oder Krankenpfleger, Pflegehelferin oder Pflegehelfer, oder Sie sind eine Hauswirtschaftskraft?

Und: Sie lieben Ihren Beruf und Sie lieben die Arbeit mit Menschen, die so dringend unserer Hilfe und Unterstützung bedürfen?

Kontakt:
Kathrin Dölle – Seniorenhilfe Ambulanter Pflegedienst
Lutherstraße 8
99867 Gotha
Telefon: 03621 – 21 96 40
Telefax: 03621 – 21 96 39
E-Mail: info@seniorenhilfe-gotha.de
Homepage : http://www.seniorenhilfe-gotha.de

 

Mehr lesen:

https://uwemuellererzaehlt.de/2022/01/02/menschen-im-alltag-2017-2021/

FIRMENPORTRÄTS

DU KANNST KEIN VERTRAUEN ERZWINGEN ODER GAR ERBETTELN – DU MUSST ES DIR HART ERARBEITEN

04.02.2021

Ich habe in den vergangenen Jahren viel über die Freie Alten – und Krankenpflege e.V. in Essen berichtet.

Ich weiß aus meiner Berufserfahrung: Es gibt viele Menschen und Einrichtungen, die um Vertrauen werben. Das ist legitim, reicht aber nicht aus.

Erst wenn du Menschen mit Taten davon überzeugst, dass es so ist, wie du es vorher mit Worten angekündigt hast, dann beginnen sie, dir zu vertrauen.

Und aus diesem Grund: Die Freie Alten und Krankenpflege e.V. in Essen hat mein Vertrauen, gerade jetzt, in Zeiten der Pandemie und des Lockdowns.

Warum das so ist?

Weil dort Menschen arbeiten die nicht nur irgendetwas sagen, sondern die auch danach handeln, jeden Tag.

Mehr:

https://uwemuellererzaehlt.de/2017/07/04/portraet-freie-alten-und-krankenpflege-e-v/

 

 

ÜBER MENSCHEN IM ALLTAG ERZÄHLEN – DER WIRKLICHE REICHTUM DES LEBENS

2021.01.27

MENSCHEN AUS DEM ALLTAG – OHNE SIE FUNKTIONERT STORYTELLING NICHT

Menschen aus dem Alltag, Alltagshelden, sie sind die entscheidende Zutat, damit eine lebendige Geschichte erzählt werden kann.

Dabei spielt es für mich zunächst überhaupt keine Rolle, über wen ich schreiben will – ob über den selbstständigen Handwerker einer Bauschlosserei, die Inhaberin eines Küchenstudios oder den Protagonisten in einer fiktionalen Geschichte.

James N. Frey hat das in Hinsicht auf die Helden in einem Roman so zusammengefasst:
„Figuren sind für den Romancier was Holz für den Schreiner ist und was Ziegelsteine für den Maurer sind. Figuren sind der Stoff, aus dem der Roman gemacht wird.“
(James N. Frey: „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“ © 1993 Emons Verlag GmbH / © 1987 bei James N. Frey
ISBN 978-3-89705-32-1, Seite 17)

Für mich aber sind es vor allem die Alltagshelden, für die ich mich interessiere, und wie ich weiß, meine Leser ebenfalls, und sie sind es deshalb, über die ich schreiben will.

Das ist das Hauptmotiv, warum ich mir immer wieder Anregungen, Tipps, Hinweise von den Großen im Metier des Schreibens hole – Tag für Tag, im Schreib-Alltag eben.

Was macht die Sogwirkung für Leser aus, wenn Menschen Geschichten über sich erzählen?

Menschen nehmen natürlich Fakten zur Kenntnis. Geschichten aber über Menschen, die überzeugen sie, sprechen sie zudem auf der Gefühlsebene an.

Interviews, Geschichten fallen einfach auf im Dickicht der Informationsflut, sie wecken Emotionen.

Ein Leser erinnert sich besser an das Erzählte,  er spinnt sozusagen den Faden mit.

Die Personen,  die im Interview darüber berichten, wie sie zum Beispiel zur Pflege kamen,  was sie für Motive umtreibt und warum sie sich heute noch engagieren – das interessiert die Angehörigen.

Sie wollen, dass der Pflegedienst nicht nur auf der Homepage schreibt: „Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt.“

Vielmehr: Sie wollen, dass sich genau der Mensch ihrer Pflegebedürftigen annimmt, dem sie vertrauen können und der sie mit seiner Biografie, seinem Wissen und Handeln überzeugt.

Interviews, Geschichten bleiben auf dem Portal, können immer wieder aufgerufen werden.

Und sie erhöhen damit gleichzeitig die Sichtbarkeit des jeweiligen Unternehmens bei Google.

Die Suchmaschine von Google verknüpft die Informationen miteinander und der Leser wird auf der Suche nach einem geeigneten Pflegedienst zielgerichteter zu ihm geführt.

Außerdem: Pflegedienste werden in ihrem Ort gefunden, da wo sie tätig sind.

Es spielt also keine Rolle, ob dieser in einem Dorf in Bayern sein Zuhause hat oder in Berlin-Mitte.

Interviews, Geschichten geben eine erste Auskunft darüber, wie der gesuchte Pflegedienst „tickt“, ob er interessant für denjenigen ist, der  Unterstützung für seinen Angehörigen sucht.

WARUM ´UWE MUELLER ERZAEHLT?‘

Ich habe bewusst die Domain „uwemuellererzaehlt“ gewählt: Ich will aus eigener Anschauung und unter eigenem Namen schreiben und dies sofort in der persönlichen Überschrift ausdrücken.

Ich finde, das Bedürfnis von Menschen, über andere Menschen etwas aus der persönlichen Sicht zu erfahren, hat stark genommen.

Das gilt auch für die Menschen, die in der Pflege tätig sind.

Ich möchte deshalb diejenigen zu Wort kommen lassen, die sich täglich um ihre Pflegebedürftigen und deren Angehörige bemühen.

Das ist im Pflegebereich nicht anders. Bekanntheit, Anerkennung, die Mund-zu-Mund-Propaganda entsteht nicht zuerst dadurch,
dass man von sich behauptet, „man sei der Beste“.
Das entscheiden die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen ohnehin selbst.

Vielmehr: Leser wollen lieber etwas darüber erfahren, was die Inhaberin oder der Inhaber eines Pflegedienstes denkt,
was ihnen am Herzen liegt, wenn sie über Qualität in der Pflege und Betreuung sprechen, wie sie mit Stress und Überlastung umgehen,
was sie künftig verbessern wollen.

Nur dadurch entsteht Vertrauen, gewinnen Angehörige die Überzeugung, dass es der richtige Pflegedienst für sie ist.

Individuelle Betreuung von an Demenz erkrankten Menschen im Fokus
Die Anzahl der Pflegebedürftigen wächst, und unter ihnen die Zahl derer, die an Demenz erkrankt sind – im Anfangsstadium oder fortgeschritten.

Das soll unter anderem ein Schwerpunkt werden für dieses Portal – der Umgang mit der Krankheit Demenz – durch die Betroffenen selbst und diejenigen, die sich kümmern.

Das sind zum einen die vielen Pflegekräfte, die es beruflich tun und die Angehörigen.

Aus Gesprächen weiß ich und erfahre es immer wieder aufs Neue, dass der starke Wunsch besteht, sich auszutauschen, über die Probleme zu reden.

Und auch: Anerkennung zu finden, für das, was tagtäglich geleistet wird.

Erreichte Erfolge stärken die Kraft, um neue Herausforderungen zu bewältigen
Es wird viel darüber geschrieben, wie dramatisch es im Pflegebereich zugeht. Dabei ist viel getan worden in den letzten Jahren. Auf der Ebene der Politik und durch die Akteure in der Pflege selbst.

Mein Eindruck ist: Manchmal wird vergessen, das Positive zu erwähnen, ohne in Schönfärberei zu verfallen.

Die Zahlen derjenigen, die der Pflege bedürfen,  steigen so rasant an, dass man die greifbare Überforderung ohnehin gar nicht ignorieren kann.

Doch Herausforderungen in der Zukunft bewältigt man auch und vor allem dann, wenn man sich dessen bewusst wird, was schon geleistet wurde.

Erst dadurch wird ja auch die Dimension klarer, wie es zukünftig weitergehen kann.

 

FÜR PETER BEGANN DAS NEUE JAHR, WIE DAS ALTE JAHR AUFGEHÖRT HATTE – MIT NICHTSTUN

ANNA

WAS BISHER WAR:
Neujahr war vorüber und Peter hatte sich darüber gefreut, dass er mit Klara einen ruhigen Silvesterabend verbringen konnte. 

Das alles hatte zwischendurch die Züge einer Trauerfeier
angenommen, aber aufkommende Depressionen wurden mit ‚Rotkäppchen-halbtrocken‘ niedergerungen.

Klara gratulierte am nächsten Tag Anna und die bedankte sich artig, obwohl Klara den Gedanken nicht loswurde, dass Anna gar nicht den Unterschied zwischen 2020 und 2021 ausmachen konnte.

Neujahrsmorgen. Peter und Klara saßen beim Frühstück. Peter referierte darüber, was er alles Großartiges in 2021 leisten wollte, während Klara dabei die Augenbrauen hochzog und tief seufzte.

Nach dem Frühstück schob auch Peter die Gedanken an schweißtreibende Leistungsstunden weit von sich, schmiss sich auf die Couch, fuhr die Beinauflage hoch.

Er fühlte sich wie in der Kommandozentrale, als er die Fernbedienungen in die Hand nahm und sich einen Film in Netflix aussuchte.

Noch konnte er frei entscheiden. Also durchsuchte er schnell die Thriller, in denen es um Drogen, Serienkiller und Kriegsfilme ging.
Peter liebte es vor allem, sich Filme anzuschauen, die vom Einsatz der Navy Seals handelten.

Er war dann mittendrin im Geschehen. Und während die Spezialkräfte im Film einen Berg hochschnauften überlegte Peter, ob er sich mal auf die andere Seite der Couch bewegen sollte.

„Das ist doch jetzt nicht dein Ernst“, ertönte Klaras Stimme hinter seinem Rücken.

„Mein voller Ernst. Bist du etwa schon in der Küche fertig?“
„Du bist so faul, dass du immer runder wirst“, sagte Klara jetzt.

„Geh laufen!“, sagte sie noch.
„Ja, mach ich, aber nicht mehr heute. Da müssen Vorbereitungen getroffen werden, mit den Stöcken und so.“

Peter schaute unentwegt in den Fernseher, wo die Spannung zum Greifen war.

„Dann schalte jetzt wenigstens den Fernseher um“, sagte Klara.
Peter tat so, als hätte er nichts gehört. Er konnte nicht verstehen, dass Klara so unsensibel war.

Schließlich griff er doch zur Fernbedienung auf schaltete auf „Bares für Rares“ um.

Der Moderator betörte gerade mit seiner tiefen Stimme eine Frau, die Mitte 70 Jahre alt war.
„Gundula, du siehst bezaubernd aus“, hörte Peter noch, während er sich schnell weiter durch die Programme klickte.

„Was willst du denn sehen?“, fragte er Klara, während er sich unbeirrt weiter durch das Programm surfte.

„Na, das eben war doch nicht schlecht“, begehrte jetzt Klara auf.
„Schlecht war das nicht, nur mir wird schlecht, wenn ich es weiter ansehen muss.“

„Dann mach bitte ‚Bettys Diagnose‘ an.
Peter atmete tief durch. Er klickte in der Mediathek die Serie an, legte die Fernbedienung auf den Tisch und erhob sich, um schweren Herzens an seinen Schreibtisch zu gehen.

„Wieso bleibst du nicht unten?“, fragte Klara ihn.
„Ich kann mir das nicht leisten, den ganzen Tag Serien zu schauen“, sagte Peter.

„Ach, und deine Kriegsfilme zählen nicht dazu?“
„Nein, das ist Geschichte, Politik, Weiterbildung, einfach den Blick schärfen für die Welt, wie sie wirklich ist“, sagte Peter nun kurz angebunden.

„Die Hauptsache, du erzählst später nicht diesen Quatsch, wenn Krümel bei uns ist“, sagte Klara.

„Nein, die werde ich für ‚Western‘ begeistern und dann schauen wir unentwegt ‚Winnetou‘, vom ersten bis zum letzten Teil und dann wieder von vorn.“

„Das werden wir ja sehen“, antwortete Klara.

„Wahrscheinlich werden wir die Filme nicht sehen, weil du dagegen bist“, brummte Peter leise, während er sich die Treppe zum Schreibtisch hochschleppte und sich seine Laune mit jeder Stufe, die er erklomm, verschlechterte.

ANNA IST DEMENT

Mehr lesen: https://uwemuellererzaehlt.de/anna-ist-dement/

DANKE AN ALLE, DIE AUF MEINEM BLOG VORBEIGESCHAUT HABEN

Ich sage danke für das Interesse an meinen Texten, meinen Beiträgen und ich freue mich, wenn Ihr mir auch in 2021 die Treue haltet.

Gesundheit zuerst, Glück in der Familie, ein gutes Händchen im beruflichen Leben und die Kraft, das Schöne in den kleinen Dingen des Alltags zu sehen – das wünsche ich allen für das Jahr 2021.

Einen guten Rutsch, selbst wenn es etwas leiser zugehen sollte.
Uwe Müller

 

 

PFLEGEDIENST MARTINA LIPPERT – CORONA SCHWEISST UNS NOCH MEHR ZUSAMMEN

Martina Lippert gehört zu den Menschen in der Pflege, über die ich gern berichte. ‚Ja klar‘, wird mancher Leser jetzt denken, ‚Storytelling ist doch dein Metier, also warum erwähnst du das überhaupt?‘

Das stimmt, aber glaubwürdig im PR-Bereich zu bleiben, das heißt vor allem eines: authentisch bleiben, und das wiederum ist möglich, wenn ich über den Pflegedienst Martina Lippert schreibe.

 

Man könnte denken, Martina Lippert ist mit ihren 63 Jahren vielleicht ein wenig müde und langsamer geworden in dem, was sie tut.

Immerhin existiert ihr Unternehmen bereits 25 Jahre, und sie hat es in schwierigen Zeiten aufgebaut und auf die Erfolgsspur gebracht.
Aber von Müdigkeit will sie nichts wissen. Im Gegenteil.

„Wir wollen alles dafür tun, dass die in Corona-Zeiten vulnerablen Gruppen besonders geschützt, gepflegt und betreut werden.

Nicht nur, weil dies inzwischen die Politik zu einer ihrer Kernaufgaben erklärt hat, sondern weil es für uns zu einer Herzensangelegenheit geworden ist, zu der wir uns bekennen“, sagt sie mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen.

„Wir müssen alle ins Boot holen, die Pflegebedürftigen und die pflegenden Angehörigen.
Vereinzelt verstehen die Angehörigen von Pflege- Hilfsbedürftigen erst dann die Botschaft, wenn man Klartext mit ihnen spricht, höflich und stets mit der gebührenden Wertschätzung, aber unmissverständlich.

Es reicht nicht aus zu glauben, dass der zu pflegende Angehörige in dieser Zeit vielleicht nur einmal in der Woche gewaschen werden müsste. Das klingt nach einer Selbstverständlichkeit, ist es aber nicht.

Denn in Einzelfällen kommt das aufgrund von Corona erlassene Kontaktverbot dem einen oder anderen Angehörigen mitunter sogar gelegen – müssen sie doch ihre Besuche stark einschränken oder ganz darauf verzichten und sind so der Verpflichtung enthoben, moralisch und faktisch, sich intensiv um ihre Pflege- und Hilfsbedürftigen zu kümmern“, sagt Martina Lippert.“

Die Inhaberin des Pflegedienstes versteht natürlich, dass es zu Kontaktbeschränkungen kommen muss und trotzdem die Schwächsten in der Gesellschaft nicht allein gelassen werden dürfen.

Konsequente Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln und gleichzeitig das Nötige für die zu Pflegenden tun, so kann man das Herangehen des Pflegedienstes zusammenfassen.

„Ich habe auch schon Informationsblätter verfasst, in denen die für uns wichtigen Regeln und Inhalte festgehalten werden“, sagt sie, wohlwissend, dass es hier keine Atempause geben kann.

Martina Lippert empfiehlt ihrem Team darauf zu achten, dass die Zimmer bei den zu Pflegenden gelüftet werden, bevor die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die Pflege und Betreuung durchführen.

„Corona hängt wie ein Damoklesschwert über uns. Wichtig ist, dass wir auf die Masken achten“, sagt Martina Lippert.
Sie weist darauf hin, dass es aktuell für die Pflege- und Hilfsbedürftigen nicht gut bestellt ist, da sie nur noch wenig aus der Wohnung herauskommen.

„Früher sind sie noch regelmäßig einkaufen gefahren. Das ist jetzt stark eingeschränkt.
Oder die Teilnahme an Selbsthilfegruppen kann ebenfalls nicht stattfinden. Man muss also aufpassen, dass man nicht ‚kopflastig‘ wird.“

KONTINUITÄT UND ERNEUERUNG – KEINE GEGENSÄTZE IM TEAM DER GESCHÄFTSFÜHRUNG
Martina Lippert überlässt mehr und mehr in der Geschäftsführung das Feld ihrer Tochter, Anne-Christine Lippert.

„Sie ist ohnehin die fachlich und organisatorisch versiertere Fachkraft.

Das hat was damit zu tun, dass sie sich in den letzten Jahren sehr gut in die Funktion der Geschäftsführung eingearbeitet und fachlich sehr viel für ihre Weiterbildung getan hat“, sagt Martina Lippert.

„Und seit einigen Monaten ist sie ebenfalls voll für die Pflegedienstleitung zuständig“, ergänzt sie.
Bei allen Anstrengungen hat es Anne-Christine Lippert noch geschafft, ca. 400 Masken gegen das Corona-Virus zu nähen.

„Das macht ihr Spaß, aber sie freut sich vor allem, wenn sie damit helfen kann“, sagt ihre Mutter.

Man merkt Martina Lippert an, dass es ihr trotz alledem nicht leichtfällt, loszulassen. Immerhin ist der Pflegedienst ja ‚ihr Baby‘, den sie quasi mit der ‚Flasche hochgepäppelt‘ hat.

JUNG UND ALT – KEINER KANN AUF DEN ANDEREN VERZICHTEN
Blickt man in die Zukunft, so will keiner so recht in die Vergangenheit zurückblicken.

Das sei ‚vergossene Milch‘, so hört man es zum Teil, wenn es darum, die aktuellen Herausforderungen und die der Zukunft zu bewältigen.

Und doch lohnt ein Innehalten.
Künftige Aufgaben bewältigt man dann am besten, am effizientesten, wenn man bei Gelegenheit auf die Erfahrungen zurückgreift, die bereits von Menschen zwanzig, dreißig Jahre zurück gemacht wurden.

Nicht nur, weil dadurch klar wird, wie schwierig manches zu bewältigen war, wieviel Hürden es gab, um zu einer Position zu gelangen, die heute als selbstverständlich vorausgesetzt wird.

Es gibt noch einen weitaus wichtigeren Aspekt. Indem mutige und kreative Menschen ihren beruflichen Weg selbst in die Hand genommen und gestaltet haben, konnten sie sich ein ganzes Netzwerk aus Erfahrungen, Wissen und Können aneignen, das als Ausgangsposition bei jeder neuen Situation auf der ‚Haben-Seite‘ verbucht werden kann.

Dieses ‚Pfund‘ wird vor allem dann effizient nutzbar, wenn junge und alte Menschen, ausgereifte Konzepte, bewährte Strategien mit neuen frischen Ideen zusammengebracht werden.

Jede Mitarbeiterin, jeder Mitarbeiter braucht heute unabdingbar die Wertschätzung für seine Arbeit, und zwar jetzt, wenn sie jung sind, und auch dann, wenn sie älter geworden sind und jüngere nachrücken.

Dieses einander verstehen, sich austauschen, das sich darauf verständigen, dass das, was zu bewahren ist, auch als etwas zu Bewahrendes anzuerkennen, und nicht auf den Müll zu kippen, nur weil es alt ist, und umgekehrt, nicht Altes mitzuschleppen, was nicht mehr in die Zeit passt – das ist der ‚Code‘, der Schlüssel für einen Erfolg, der dauerhaft ist, weil er ständig bewahrt, verändert und neu erkämpft werden muss.

Das ist ein Grund, warum man sich für die Biographie von interessanten Menschen begeistern sollte. Nicht, um demjenigen zu huldigen, nein, um selbst für sich, für die eigene Zukunft zu lernen.

Wer wissen will, warum es so schwer war, vor über zwanzig Jahren eine Festanstellung als Krankenschwester zu bekommen, wen es interessiert, was es als Frau bedeutete, den Anforderungen im Beruf, in der Familie, bei den Kindern zu entsprechen und sich dann noch ein Stück selbst zu verwirklichen, der sollte einen Blick auf die Interviews mit Martina Lippert werfen, die ich mit ihr geführt habe.

https://uwemuellererzaehlt.de/2017/08/21/interview-mit-martina-lippert/

https://uwemuellererzaehlt.de/2017/09/01/interview-mit-martina-lippert-im-august-2017/

https://uwemuellererzaehlt.de/2019/03/29/interview-mit-martina-lippert-2/

Oft wird die moralische Kategorie der Dankbarkeit ins Spiel gebracht, die doch vor allem die jüngere Generation haben müsse, wenn es um die Leistungen der älteren Generationen ginge.

Ich glaube, dass diese Kategorie zwar ehrenwert ist und durchaus zum Leben dazugehört, vor allem, wenn es um den zwischenmenschlichen Bereich geht, sowohl privat als auch im geschäftlich.

Aber sie trifft nur unzureichend auf das zu, was wirklich notwendig ist. Einzusehen ist vielleicht folgende Erkenntnis: Für die Jüngeren gibt es einen leichteren Zugang zu Wissen, Können, zu Erfahrungen, wenn man die Älteren um Rat fragt.

Und für die Älteren ist es eine ungeheure Motivation, etwas weiterzugeben, was sie selbst mit viel Energie und oft auch unter Schmerzen erworben haben.

Sie geben in diesem Kommunikationsprozess nicht nur Erfahrungen weiter, nein, sie lernen in dem Moment auch neu hinzu.

Dieser Austausch, gleichberechtigt, ohne Vorurteile – das ist die größte Energie- und Wissensquelle für die Bewältigung der gegenwärtigen Herausforderungen auf höchstem Niveau.

LOSLASSEN LÄSST NEUEN SOG ENTSTEHEN – FÜR ALLE SEITEN
Martina Lippert gehört nicht zu denen, die sich an etwas klammern müssen.

Sie findet andere Felder, die ihr ebenfalls Spaß machen und die es ihr erlauben, eine andere Sicht auf die aktuellen Probleme und Herausforderungen einzunehmen.

„Ich fotografiere sehr gern Heimathäuser in Lingen. Das macht mir Spaß. Vor allem dann, wenn diese sehr gepflegt sind und die Häuser ebenfalls für ein reges kulturelles Leben genutzt werden.“
Martina Lippert hat Freude daran, anderen Menschen eine Freude zu machen.

Sie versteht es, leckeres Rotwein Gelee herzustellen.
„Die Idee dazu ist mal am Rande einer Klausurtagung entstanden und zur Verkostung mitgenommen habe ich den Rotwein Gelee dann zur nächsten Fraktionssitzung.
Mit einem Toast, Butter und anschließend Rotweingelee darauf, schmeckt das hervorragend.“

Martina Lippert kam damit gut an, auch wenn es manch einer lieber trockener in einer Klausurtagung mag.

Aber wer erfährt, dass sich die Fraktion der SPD in der Stadt Lingen auch mal so etwas leistet, und damit irgendwie auch bürgernah agiert, nicht verklemmt an Themen herumnagt, nur den erzieherischen Finger hebt, der zieht Bürger an, Wähler, Menschen, denen das gefällt und die dann auch mehr über Inhalte wissen wollen.

„Man muss nicht gleich eine Maß Bier wie in Bayern trinken, aber eine bisschen lockere Atmosphäre bringt uns alle weiter, menschlich, mental, emotional, inhaltlich“, sagt sie in diesem Zusammenhang.

Martina Lippert will sich weiter für die Verbesserung der Pflegebedingungen einsetzen, daran mitwirken, dass die Leistungen stärker wertgeschätzt werden, nicht nur im ethischen, sondern auch im monetären Bereich.

Die Räume im Pflegedienst sind bereits weihnachtlich geschmückt – in braun und weiß von Anne-Christine Lippert in Szene gesetzt.
„Jetzt kommen noch die traditionellen Farben rot und grün, sowie Gegenstände aus dem Erzgebirge hinzu“, sagt Martina Lippert.

 

 

 

 

SENIORENHILFE GOTHA BEWÄHRT SICH GERADE IN SCHWIERIGEN ZEITEN

Die aktuellen Herausforderungen sind geprägt durch die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen in der Gesellschaft.
Pflege- und Hilfsbedürftige gehören zu der Risikogruppe, die in dieser Zeit einem ganz besonderen Schutz bedürfen.
Dabei schnellt die Nachfrage nach Pflege- und Betreuungsleistungen ohnehin schon in die Höhe, selbst ohne diese besonderen Ansprüche in einer besonders schwierigen Zeit.
Pflegedienste und vor allem Pflegekräfte sind dabei längst an die Grenze ihrer Belastbarkeit gestoßen.

„Wir arbeiten rund um die Uhr und versuchen, das Unmögliche trotzdem möglich zu machen, nämlich nicht nur die gestiegenen Anfragen von Klienten zu bewältigen, sondern auch noch auf die Qualität, die individuelle Herangehensweise an unsere Aufgaben nicht aus dem Auge zu verlieren“, sagt Kathrin Dölle, Inhaberin des Pflegedienstes Seniorenhilfe in Gotha.

PFLEGE- UND HILFSBEDÜRFTIGE NIE AUS DEM FOKUS VERLIEREN – AUCH NICHT IN SCHWEREN ZEITEN – DAS PASSIERT NICHT IM SELBSTLAUF
Wenn es um die Sorgen und Nöte der Pflegedienste geht, dann wird vor allem über den Mangel an Pflegefachkräften gestritten.

Schließlich sind sie es, die den Betrieb am Laufen halten, sich vor Ort um die zu Pflegenden kümmern.

Das bestreitet natürlich niemand, aber mit der bloßen Anzahl von mehr Fachkräften ist es auch nicht getan.

Die Einstellung, ja der Wille, wirklich alles zu geben für das Wohl derer, um die es geht, nämlich die Pflege- und Hilfsbedürftigen, sie ist und bleibt neben der fachlichen Komponente eine der wichtigsten Hebel, um die Qualität im Pflege- und Betreuungsprozess voranzubringen.

Einer der Slogan, der in diesem Kontext häufig benutzt wird, ist der, dass der Mensch im Mittelpunkt des Geschehens stehen solle.
Nun könnte man fragen, wo sonst sollte der Mensch denn stehen, wenn nicht im Brennpunkt der Aufmerksamkeit der Pflegenden?
Etwa am Rande?

Das würde niemand schreiben oder behaupten, wenn er in der Pflege- und Betreuungsbranche ernst genommen werden will.
Und trotzdem ist mit dem einfachen Postulieren dieses marketingtechnischen bereits ausgehöhlten Begriffes nichts gesagt.

Vielmehr muss man einen Blick auf diejenigen werfen, deren Handeln auf das Wohl der zu pflegenden Menschen ausgerichtet ist – die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pflegediensten.

Hier kommen Kathrin Dölle, Pflegedienstinhaberin, und ihr Team ins Spiel, die sich auch im 22. Jahr ihres Bestehens der individuellen Pflege und Betreuung verschrieben haben und sich den damit verbundenen Rahmenbedingungen immer wieder stellen.

„Natürlich ist es nicht einfach, das alles im Blick zu behalten, wenn die Pandemie uns an den Rand des menschlich Machbaren drückt. Wir glauben aber, dass wir selbst in diesen Zeiten nicht nachlassen sollten, die Standards zu überprüfen und an deren Weiterentwicklung zu feilen“, sagt sie.

Vernetzt denken und handeln, Netzwerke für eine gute Zusammenarbeit nutzen, das sind Erfahrungen, über die sie bereits vor drei Jahren in ihrem Interview für diesen Blog gesprochen hat.
Sie machte dort deutlich, was für sie individuelle Pflege und Betreuung wirklich heißt, nämlich unter anderen kurzfristig besondere Wünsche von Pflege- und Hilfsbedürftigen und deren Angehörigen zu realisieren.

Mehr: https://uwemuellererzaehlt.de/2017/06/23/kathrin-doelle-im-interview/

RECHTZEITIG UM DEN NACHWUCHS KÜMMERN
Kathrin Dölle geht regelmäßig in Schulen, und hier vor allem in die 7. und 8. Klassen, um diejenigen für den Beruf der Altenpflegerin oder des Altenpflegers zu begeistern, die dabei sind, die Weichen in Richtung Ausbildung zu stellen.

„Selbst wenn wir einen riesigen Bedarf in den nächsten Jahren und Jahrzehnten im Bereich der Pflege und Betreuung haben, so dürfen wir in unseren Gesprächen mit den Jugendlichen nicht verschweigen, wie anstrengend dieser Beruf ist, körperlich und mental“, sagt sie in diesem Zusammenhang.

„Wir brauchen auch nicht irgendjemanden, der vielleicht woanders keine Lehrstelle bekommen würde. Nein, wir brauchen möglichst die Besten, die sich dem Beruf verschreiben, sich das Fachwissen mit Begeisterung aneignen, und die auch nicht vor den schwierigen, eher nicht so schönen Seiten in der Pflegepraxis fürchten“, ergänzt sie.

Sie weiß, wovon sie spricht. Sie hat nach der Wende faktisch von Null wieder angefangen, nachdem sie vorher ihr Abitur gemacht hat, den Beruf der Gärtnerin erlernte und später noch Gartenbau studierte.

„Alles ist machbar und erlernbar, wenn man den Willen und das Interesse dafür aufbringt“, sagt sie heute.

Und Kathrin Dölle interessierte sich dafür, wie sie älteren Menschen helfen konnte.

Sie sieht darin eine ihrer tiefergehenden Motivation, wenn sie darüber nachdenkt, warum sie den Beruf noch heute gern ausübt.

Kontakt
Kathrin Dölle – Seniorenhilfe Ambulanter Pflegedienst
Lutherstraße 8, 99867 Gotha
Telefon: 03621 / 21 96 40
Telefax: 03621 / 21 96 39
E-Mail: info@seniorenhilfe-gotha.de
http://www.seniorenhilfe-gotha.de

FREIBURGER PFLEGESERVICE – KREATIV UND ENGAGIERT

MENSCHEN IM ALLTAG-2020.11.09

Patrick Bolanz ist der Inhaber des Freiburger Pflegeservice und ein kreativer Kopf, wenn es darum geht, die Qualität der individuellen Pflege in seinem Wirkungsbereich zu halten und weiterauszubauen.

Er sieht sich dabei als Teamplayer und Dienstleister für seine Mitarbeitenden, denn sie sind es, die den ausschlaggebenden Beitrag dafür leisten, dass der Freiburger Pflegeservice so gut angesehen ist – bei den Hilfs- und Pflegebedürftigen und deren Angehörigen.

Deshalb fällt es mir leicht, diesen Pflegedienst immer wieder mal in den Fokus der verdienten Aufmerksamkeit zu rücken.

DAS TEAM DES FREIBURGER PFLEGESERVICE

Patrick Bolanz hatte eine Vision, als er sein eigenes Unternehmen gründete. Er wollte für seine Klienten eine persönliche Pflege und Betreuung, die nicht auf kurzfristige Zeitabstände angelegt ist, sondern die sich kontinuierlich fortsetzt.

An diesem Gedanken hat er bis heute festgehalten, ihn weiterentwickelt und damit eine Qualität in einen Prozess gebracht, die sich sehen lassen kann – bei seinen Klienten, den Angehörigen und auch seinen Mitarbeitenden.

„Wir wollen Menschen vor allem darin unterstützen, sich selbst besser zu helfen, die eigene Selbstständigkeit zuhause möglichst lange zu bewahren“, sagt Patrick Bolanz auf den Kern der individuellen Pflege und Betreuung angesprochen.

Diese konsequente Ausrichtung hat dem Team großen Zuspruch gebracht, der sich auch in der gestiegenen Nachfrage nach Pflege und Betreuung manifestiert.

„Das ist aktuell unsere größte Herausforderung, die wir zu bewältigen haben“, sagt Patrick Bolanz.

„Wir brauchen hier die Ideen und das Engagement des gesamten Teams. Aber genau das ist es auch, was uns alle fordert, zusammenschweißt, motiviert, kurz um – uns einen riesigen Spaß bereitet.“

GEHALT – WERTMÄSSIGES ÄQUIVALENT FÜR SELBSTBEWUSSTES UND VERANTWORTUNGSVOLLES HANDELN

Bei den Gehaltszahlungen orientiert sich der Pflegedienst an den Arbeitsrichtlinien (AVR) der beiden großen privaten Arbeitgeber – Diakonie und Caritas-Verband.

„Wir sind mit unseren Gehaltszahlungen vergleichsweise im oberen Drittel dieser AVR angesiedelt. Mit einem angemessenen Gehalt drücken wir unsere Wertschätzung für die geleistete Arbeit unserer Mitarbeitenden aus“, sagt Patrick Bolanz.

„Wir haben vor kurzem gerade einen zusätzlichen Bonus, steuerfrei, in Höhe von 1500, 00 Euro an jedes Teammitglied ausgezahlt, um die besonderen Leistungen und Anstrengungen in der Zeit der Corona-Pandemie zu würdigen“, ergänzt er an der Stelle.

SPASS AN DER ARBEIT – FÜR PATRICK BOLANZ KEIN LIPPENBEKENNTNIS

Das Klima im Unternehmen ist gut. Wichtige Arbeitsabläufe und Prozesse sind digitalisiert.

An dieser Strategie wird weitergearbeitet. Ein wichtiger Punkt, um Abläufe nicht nur effizienter zu gestalten, sondern auch, um Wege und Anstrengungen für die Mitarbeitenden zu reduzieren.

„Mir kommt es besonders darauf an, dass wir mit echtem Spaß unsere Arbeit verrichten. Immerhin ist es ein Großteil unserer Lebenszeit, die wir mit dieser Tätigkeit verbringen“, so P. Bolanz.

DER INHABER DES FREIBURGER PFLEGESERVICE

Pflege war für Patrick Bolanz nicht von Anbeginn seiner Entwicklung der Traumberuf, den er anstrebte.

Er absolvierte zunächst eine kaufmännische Ausbildung und hat später in einem großen Konzern im Einkauf gearbeitet.
Seine Vorstellung von Selbstverwirklichung im Leben brachte ihn jedoch darauf, noch einmal eine Ausbildung zum examinierten Altenpfleger zu beginnen.

„Ich wollte mehr mit Menschen zu tun haben, mit denen ich nicht nur kommunizieren, sondern ihnen auch in lebenswichtigen Bereichen nachhaltig helfen konnte“, erinnert er sich zurück.

Der Entschluss, sein eigenes Pflegeunternehmen zu gründen, reifte in ihm, nachdem er im Anschluss an seine Ausbildung viele Erfahrungen in der Pflege und Betreuung gesammelt hatte.

„Rückblickend erkenne ich wie in einem Brennglas: Alle meine bisherigen beruflichen Stationen hatten ihren Sinn – gelernter und examinierter Altenpfleger, gepaart mit Ausflügen in das Eventmanagement, Handelsvertreter in einem internationalen Unternehmen für die Bereiche Organisation, Marketing und Verkaufsstrategien.

Das alles gibt mir die Kraft und ein gerütteltes Maß an Erfahrungen, um den Anforderungen an einen Pflegedienstinhaber in der heutigen Zeit gerecht zu werden“, so P. Bolanz heute.

Mehr lesen:
https://uwemuellererzaehlt.de/2017/12/19/interview-mit-patrick-bolanz/

DIE LEISTUNGSSPANNE DES FREIBURGER PFLEGESERVICE

Der Freiburger Pflegeservice ist in der Gartenstadt Haslach, einem Stadtteil von Freiburg, zuhause.

Von dort aus betreut das Team um Patrick Bolanz seine Klienten im gesamten Stadtgebiet, viele darunter, die in Haslach leben.
Das Team versorgt ca. 120 Klienten.

Von den über 25 Mitarbeitende sind 13 examinierte Fachkräfte in der Pflege tätig.

12 Mitarbeitende arbeiten in der Betreuung, in der Hauswirtschaft und helfen mit, die Pflege nach Kräften zu verbessern.

Zwei Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind für die Verwaltung, für Personal und Managementaufgaben zuständig.

Die Leistungen reichen von der Grund- und medizinischen Behandlungspflege, der Verhinderungspflege, Betreuungsleistungen bis hin zur Rund-um-Betreuung (‚Pflegeservice 24 h- zu Hause bleiben‘) und der außerklinischen Intensivpflege.

Der Inhaber, Patrick Bolanz, ist examinierter Altenpfleger und besitzt die Qualifikation zur Pflegedienstleitung. Er fühlt sich auch privat mit seiner Familie in der Gartenstadt wohl.

Kontakt:
Freiburger Pflegeservice
Inhaber: Patrick Bolanz
(examinierter Altenpfleger – staatlich geprüfte Pflegefachkraft)
Fichtestraße 31
79 115 Freiburg – Haslach
Telefon: 0761-4799633
Telefax: 0761-4799634
E-Mail: info@freiburger-pflegeservice.de
www.freiburger-pflegeservice.de

 

Mehr lesen:

https://uwemuellererzaehlt.de/2022/01/02/menschen-im-alltag-2017-2021/

https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/firmenportraets/

FREIE ALTEN – UND KRANKENPFLEGE – ANSPRUCHSVOLLE PROJEKTE UND EIN TEAM, IN DEM ES SPASS MACHT, ZU ARBEITEN

Pflege und Betreuung von kranken und hilfsbedürftigen Menschen haben in der aktuellen Zeit einen Stellenwert erlangt, wie sonst wohl kaum etwas an Relevantem in unserer Gesellschaft.

Dabei überschlagen sich manche in der Politik darin, die Anstrengungen der Pflegekräfte zu würdigen, andere wiederum finden nach wie vor, dass viel zu wenig passiert. Beides hat sicherlich seine Berechtigung, wenn man in die Tiefe der Argumentationen einsteigt.

„Euer Klatschen könnt ihr euch sonst wohin stecken“, so äußerte sich kürzlich eine Berliner Krankenschwester frustriert und verzweifelt über den andauernden Personalmangel an Pflegekräften und die nicht ausreichende Wertschätzung für diejenigen, die im medizinischen oder Pflegebereich arbeiten.

(Vgl. „Wut-Rede in Krisen-Zeiten. Die Berliner Krankenschwester beklagt ein System, das auf Profit setzt, Personalmangel – und Klatschen als Geste der Anerkennung. Berliner Zeitung, Nummer 169, Donnerstag, 23. Juli 2020, Seite 11).

Ich begleite mit meinen Gesprächen, Interviews und Berichten seit einigen Jahren die Freie Alten- und Krankenpflege e.V. in Essen, und ich weiß, dass sie genauso viel Grund hätten, Defizite und Mängel anzukreiden, die jeder kennt, der in der Pflege zuhause ist.

Doch die FAK e.V. zeichnet gerade in dieser Zeit eines aus: Sie klagen nicht, nein, sie handeln. So öffnet Anfang September 2020 das neue Wohngemeinschaftshaus „Op dem Berge“ in Essen-Bochold, in der es auch eine Tagespflegeeinrichtung geben wird. Im November folgt dann die neue Demenz-Wohngemeinschaft „Mittendrin“ in Essen-Frohnhausen.

Und schließlich bezieht die FAK das Wohngemeinschaftshaus „Emscherblick“ in Essen- Altenessen, in der es ebenfalls eine Tagespflegeeinrichtung, im FAK- Jargon „Emscherglück“ genannt, geben wird.

Das sind anspruchsvolle Projekte in dieser Zeit, zumal ja wiederum neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die einzelnen Einrichtungen gewonnen werden müssen.

Michael Jakubiak, einer der Geschäftsführer der Freien Alten – und Krankenpflege, zeigt sich gewohnt optimistisch: „Wir sind positiv überrascht von den zahlreichen Bewerbungen für unsere Vorhaben“, sagt er im Gespräch.

Mehr erfahren unter: http://www.fak.de

 

DAS TEAM – OPTIMISTISCH BLEIBEN, DINGE NACH VORN LÖSEN UND AUCH NOCH SPASS HABEN

Wer das Team und die Geschäftsführung kennt, der weiß, dass nichts im Selbstlauf passiert. Es gibt handfeste Gründe, warum die FAK e.V. solch einen Sog auf Bewerberinnen und Bewerber ausübt.

Da ist zum einen die Tatsache, dass die Gründer der Freien Alten- und Krankenpflege e.V., wie zum Beispiel Michael Jakubiak, seit nunmehr fast vier Jahrzehnten immer an einer Idee drangeblieben sind: Nämlich, dass alte und kranke Menschen selbstbestimmt und autonom in ihrem häuslichen Umfeld verbleiben können, obwohl sie auf Pflege und Betreuung angewiesen sind.

Und wenn das nicht mehr geht, in einer der Einrichtungen und Häuser der FAK e.V. leben und wohnen zu können, in der die Bewohner ihre Einsamkeit überwinden lernen, um neben der fachlichen Pflege und Betreuung eines zu finden: eine familienähnliche Atmosphäre.

Dieses ethische Verständnis ist nicht aus äußeren Worthülsen gebaut. Nein, es ist tief in der DNA des gesamten Teams der FAK e.V. verankert.

Das ‚schreit‘ sich natürlich nicht heraus, es schweigt sich eher in Essen und Umgebung herum. In der aktuellen Stellenanzeige der FAK e.V. steht: Wir brauchen keine Roboter. Wir brauchen Menschen. Wir brauchen Sie! Wer das Team kennt, der weiß, dass jedes Wort so gemeint ist. Die Wertschätzung beginnt dort, wo Menschen mit ihren Fähigkeiten und Stärken gebraucht werden und sie setzt sich darin fort, dass sich alle in der FAK e.V. wohlfühlen sollen – die Bewohner in den Wohngemeinschaften und die Pflegekräfte.

Nur so kann ein fundierter Rahmen geschaffen werden, wo das Wohnen, das Leben und das Pflegen und Betreuen Spaß machen, ja, sich das alles gegenseitig bedingt. Könnte ich noch einmal von vorn beginnen, so würde ich in der Pflege anfangen, und würde ich in Essen und Umgebung wohnen, ich wüsste, mit wem ich zusammenarbeiten wollte.

FRIEDA LÄDT ZUM GEBURTSTAGSKAFFEE

Anna mag nicht mehr aus dem Haus gehen, nicht einmal zum Geburtstag ihrer Schwester. Doch Lukas will unbedingt, dass sie sich aufrafft, mitkommt, sich bewegt, an den Gesprächen teilnimmt.
Mittlerweile ist er jedoch unsicher, ob es seine Mutter mehr aktiviert oder noch mehr ihre eingefahrene Alltagsstruktur durcheinanderbringt.

Lukas hat es sich auf der Terrasse in seinem Garten bequem gemacht.

Gerade hat er den letzten angereisten Gast in die Ferienwohnung eingewiesen und ist danach zu seinem Haus zurückgefahren.

Er war den ganzen Tag unterwegs gewesen, hatte viel geklärt, mit Eigentümern diskutiert und die laufenden Hausmeisterarbeiten in den ihm anvertrauten Objekten erledigt.

Er war kaputt, freute sich auf sein Feierabendbier, alkoholfrei und wollte eigentlich mit niemandem mehr sprechen.

Die Katze lag neben ihm, während er das Bier in das Glas goss und zum ersten Schluck anhob, als sein Handy klingelte.

„Sturm“, sagte er.
„Ja, hallo, hier ist Frieda.“
„Ja, hallo Tante Frieda, na, alles klar?“, fragte Lukas.
„Ja, es ist alles in Ordnung. Ich wollte nur fragen, ob es morgen mit Mutti klargeht, dass sie pünktlich zum Kaffee da ist.“

„Das weißt du doch, dass ich sie bringe, Tante Frieda“, antwortete Lukas.

Er war ein wenig genervt, dass ihn Frieda noch einmal an den morgigen Tag erinnerte.

Sie hatte Geburtstag und ihn und Anna eingeladen, wie jedes Jahr.
„Wir sind morgen 15.30 Uhr bei dir. Ich bring‘ Mutti mit.“
„Oh, dann ist ja alles gut. Na, dann bis morgen“, verabschiedete sich Frieda.

Frieda Krüger wohnte ebenfalls in Stralsund. Sie hatte ein Haus, in dem sie gemeinsam mit Fritz, ihrem Mann wohnte. Das Haus lag unmittelbar vor dem Stralsunder Hafen, man konnte von der Terrasse aus auf den Strelasund schauen, das Meerwasser riechen, die Möwen schreien hören und die Touristen bei ihren Spaziergängen beobachten.

Frieda legte viel Wert darauf, dass alle kamen, die ihr wichtig waren, die Gäste ihr vorher rechtzeitig gratulierten und mit ihr gemeinsam ein paar schöne Stunden verbrachten.

Lukas überlegte, ob er Anna noch einmal anrufen sollte.
Eigentlich hatte er ihr am Vormittag alles erklärt.

„Mutti, ich hole dich Morgen gegen drei Uhr ab und dann fahren wir gemeinsam zu Frieda“, sagte Lukas zu ihr, während er dabei war, ihren Kühlschrank sauber zu machen.

Anna passte das gar nicht und sie stand direkt hinter Lukas, um ja nichts zu verpassen. Plötzlich machte sie die Kühlschranktür zu. Sie versuchte es jedenfalls. Es gelang nicht, weil Lukas Kopf noch dazwischen war.

Lukas schrie vor Schmerzen auf.
„Mutti, du kannst doch nicht mit Schwung die Tür zum Kühlschrank zuschlagen, während ich das abgetaute Eis entferne“, sagte Lukas mit ärgerlicher Stimme.

„Was machst du eigentlich an meinem Kühlschrank“, sagte Anna trotzig. Sie verstand es nicht, dass Lukas ihr helfen wollte, alles wieder in Ordnung zu bringen und sauber zu halten.

Während Lukas daran zurückdachte, fasste er mit einer Hand in seinen Nacken, der immer noch wehtat.

Er setzte nun doch an und nahm den ersten Schluck aus dem Bierglas.

Dann griff er wie von selbst zum Telefon, wählte die Nummer von Anna und wartete, bis sie ranging.

„Sturm“, ertönte eine verschlafene Stimme.
„Mutti, hast du etwa geschlafen?“, fragte Lukas.
„Es ist doch erst halb sieben abends“, sagte er noch.
„Ach, ich habe mich einfach auf die Couch geschmissen“, sagte Anna lustlos.

„Mutti, denkst du an Morgen?“
„Was ist Morgen?“, fragte Anna.
„Der Geburtstag von Frieda, sie wird 82 Jahre alt.“
„Was so alt?“ Annas Stimme klang, als würde sie das erste Mal vom Alter ihrer Schwester Frieda erfahren.

„Ich habe einen Blumenstrauß gekauft und einen Gutschein für Kosmetik. Das bringe ich morgen alles mit.“
„Wozu hast du das gekauft?“, fragte jetzt Anna.

„Mutti!“, presste Lukas hervor. Seine Freude auf ein paar ruhige Momente am Feierabend war gänzlich verflogen.

Doch dann schoss ihm durch den Kopf, dass er ruhig bleiben wollte. Anna konnte ja nichts dafür. Es war ihre Krankheit, die sie alles vergessen ließ.

Und es ging damit schleichend eine Wesensänderung einher.
Das alles tat Lukas innerlich furchtbar weh und er litt darunter sehr, seelisch und körperlich.

Gerade hatte er sich mit Peter darüber unterhalten.
„Denk‘ in solchen Momenten daran, wie viel Gutes du durch deine Mutter erfahren hast“, sagte Peter.

Der hatte gut Reden, saß in Berlin und gab reihenweise schlaue Sätze von sich, die Lukas in der konkreten Situation wenig halfen.
„Ich versteh‘ dich“, sagte Peter dann.

Er wusste, dass er in ähnlichen Situationen manchmal noch schneller die Geduld verlor.

Lukas setzte erneut an, versuchte in Ruhe Anna noch einmal alles zu erklären.

„Ich versteh‘ nicht, warum ich dahin soll. Ich will nicht!“, sagte Anna und legte den einfach den Hörer auf.

Lukas war verzweifelt. Trotzdem wollte er nicht erneut anrufen, es würde wenig bringen.

Er nahm sich vor, am nächsten Tag einfach eine Stunde früher bei Anna zu sein, um ihr genügend Zeit zu geben, sich anzuziehen und mit ihm zum Geburtstag aufzubrechen.

Lukas nahm einen Schluck Bier. Das schmeckt irgendwie nicht, dachte er, stand auf und ging in die Garage, um sich eine neue Flasche zu holen.

Er musste sich erst einmal bewegen. Die Katze sprang auf und lief hinter ihm her.

 

 

MARTINA LIPPERT – EIN LEBEN FÜR DIE PFLEGE

MENSCHEN IM  ALLTAG (8)
Martina Lippert ist im 63. Lebensjahr, hat vor über 25 Jahren ihr Unternehmen allein aufgebaut und ist heute stolz auf ihr Team, und auf das, was sie erreicht hat.
Wenn man sich mit ihr unterhält, so wirkt sie jung und energiegeladen.
Sie ist heute bereit, Verantwortung auf breitere Schultern zu verteilen, talentierten Pflegekräften eine Chance in deren eigenen Entwicklung zu geben.
Sie will abgeben, loslassen, aber nicht, um sich auf das „Altenteil“ zurückzuziehen.
Sie möchte in eine andere Rolle schlüpfen, in die des Coaches, der Ratgeberin.
Das sieht sie als einen Prozess an, der langsam, allerdings stetig angestoßen werden muss.

„Die Corona-Krise hat uns alle vor unendlich hoch erscheinende Herausforderungen gestellt, die es zu meistern galt, und die wir immer noch meistern müssen.

Das erfordert einen starken Zusammenhalt aller im Pflegeteam, Aufbruchsgeist und Beständigkeit im Ablauf der einzelnen Pflege- und Betreuungsvorgänge“, sagt Martina Lippert.

Ich habe in den vergangenen Jahren mehrfach mit ihr über ihr Leben, ihren Berufsweg, ihre Ideale und Konflikte gesprochen.

Es lohnt sich, den Menschen Martina Lippert näher kennenzulernen, zu erfahren, was sie in welchen Lebenssituationen gedacht und unternommen hat.

Die mit ihr geführten und hier auf dem Blog veröffentlichten Interviews sind eine gute Möglichkeit, das nachzuvollziehen.

Liest man nach, wie schwer sie es hatte, in eine Festanstellung als Krankenschwester zu kommen, dann kann man das angesichts der heutigen Nachfrage nach qualifizierten Pflegekräften gar nicht mehr nachvollziehen.

Für Martina Lippert ist ihre Biographie zugleich eine Erinnerung daran, demütig zu bleiben, wenn man etwas im Leben erreichen will, zu Veränderungen beitragen möchte.

Nicht zuletzt deshalb ist sie heute gesellschaftlich sehr aktiv und sitzt als gewählte Vertreterin im Rat der Stadt Lingen.

BERUF, FAMILIE, KINDER UND DAS STREBEN NACH SELBSTVERWIRKLICHUNG – VOR VIER JAHRZEHNTEN ALLES ANDERE ALS EINE SELBSTVERSTÄNDLICHKEIT
Martina Lippert durchlief in den Jahren von 1976 bis 1979 eine Ausbildung zur Krankenschwester.

Sie hat nicht einen Tag gefehlt, obwohl sie in dieser Zeit schwanger war und ihr erstes Kind bekam.

Nachdem sie 1979 mit ihrem späteren Ehemann nach Lübeck gezogen war, arbeitete sie dort ein halbes Jahr lang in einem Diakonissenkrankenhaus.

Im Gespräch hat Martina Lippert mir gesagt, dass sie sich besonders gern daran erinnert, wie sie in einer Facharztpraxis für Psychiatrie und Psychologie tätig war.

„Ich habe dort viel darüber gelernt, Menschen zu verstehen, die nicht in das allgemein anerkannte gesellschaftliche Bild passten, sondern davon abwichen, anders funktionierten“, sagt sie rückblickend.

Wenn Martina Lippert heute darüber spricht, mit wieviel Unwägbarkeiten sie klar kommen musste, wie oft sie den Ort gewechselt hat, um einfach den Ansprüchen an die Familie gerecht zu werden, insbesondere an die Kinder, an die beruflichen Herausforderungen ihres damaligen Ehemannes und nicht zuletzt ihre eigenen Vorstellungen von einer sinnvollen und finanziell auskömmlichen Arbeit unter einen Hut zu bringen, dann staunt sie selbst manchmal, wie sie das letztlich alles geschafft hat.

Sie zog 1983 mit ihrem Mann nach Kiel und war dort viel auf sich alleingestellt – in einer Zeit, in der sie erneut hochschwanger war. Kurz nach der Geburt ihrer Tochter ging ihr Mann dienstlich nach München.

Im Oktober 1983 zog Martina Lippert nach Lingen, ins Emsland, und1986 begann sie als Aushilfe in einer Ambulanten Krankenpflege.

Das war in einer Diakonie in Lingen, eine Tätigkeit, die auf Stundenbasis beruhte. Die Teilzeitarbeit war auch der Grund, weshalb sie kein Dienstauto zugeteilt bekam. Das hätte sie aber dringend gebraucht, um zu ihren Patienten zu gelangen.

„Ich hätte das alles nicht getan, wenn ich damals nicht 16 Patienten zu versorgen hatte, die an unterschiedlichen Orten untergebracht waren und die auch zu unterschiedlichen Zeiten aufgesucht werden mussten“, so Martina Lippert.

Martina Lippert bekam zwar später ein Auto, aber erst nach einem langen unendlich scheinenden Ringen.
Vor allem jedoch wollte sich Martina Lippert nicht damit abfinden, dass sie keine Festanstellung erhielt.

„Zu Beginn war das für mich sogar in Ordnung, aber später habe ich sehr darum gekämpft, in ein festangestelltes Arbeitsverhältnis übernommen zu werden“, sagt sie.

Was Martina Lippert auch unternahm, sie erhielt kein festangestelltes Arbeitsverhältnis.
Die Begründungen ähnelten sich in ihren Aussagen und liefen darauf hinaus, dass Martina Lippert ja verheiratet sei und auch drei Kinder hätte.

DER GEDANKE VON DER SELBSTSTÄNDIGKEIT ALS EINZIGE ALTERNATIVE, DEN EIGENEN UNTERHALT ZU SICHERN
Nach vielen Versuchen und ausdauernden Bemühungen reifte in Martina Lippert der Gedanke heran, sich selbstständig zu machen.
Doch auch hier stieß sie zunächst auf Unverständnis.

Die Krankenkasse lehnte zum Beispiel ihren Antrag auf einen Pflegedienst ab, weil sie in den zwei Jahren zuvor nicht in einem Krankenhaus in Vollzeit gearbeitet hätte.

Mit Unterstützung der damaligen Frauenbeauftragten der Stadt Lingen gelang es Martina Lippert die Hürden, aufgestellt durch die Ungleichbehandlung von Mann und Frau, erfolgreich zu überwinden.

Nachdem Martina Lippert ihren eigenen Pflegedienst eröffnet hatte, rang sie beharrlich um Kunden.

Sie stellte sich bei Ärzten in Lingen vor, erklärte sich bereit, auch abends und am Wochenende Patienten zu betreuen.

Sie baute ihr betriebswirtschaftliches Fundament auf, lernte weiter, bildete sich fort und übernahm selbst alle Pflege- und Betreuungsaufgaben.
„Ich betrieb faktisch eine Art Selbstausbeutung“, sagt sie heute.

MARTINA LIPPERT HAT IHRE ARBEIT NIE ALS EINEN BLOSSEN BROTERWERB GESEHEN – FÜR SIE WAR ES VON ANFANG AN BERUFUNG
Bei allem Stress war es für Martina Lippert wichtig, von Anfang an den Pflege- und Hilfsbedürftigen genügend Zeit zu widmen.
„Man musste auch mal zuhören können, wenn die Patienten etwas erzählen wollten, selbst schon wieder weitere Herausforderungen auf mich warteten“, sagt sie heute.

Mittlerweile ist ihr Team für sie eine gute Stütze in allen Fragen geworden, die die Pflege und Betreuung ihrer Pflege- und Hilfsbedürftigen anbetrifft.

„Wir achten sehr auf die Verständigung der Generationen untereinander. Wir wollen, dass die Jüngeren von den Älteren lernen, deren Erfahrungen in der praktischen Pflege- und Betreuungsarbeit berücksichtigen.

Genauso wichtig ist es aber, dass unsere jungen Pflegekräfte Verantwortung übernehmen, spüren, dass sie mit ihren Talenten, ihrem Wissen und Können gebraucht werden.

Nur wenn wir es schaffen, dass sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen selbst entwickeln können, haben wir eine Chance, den Pflegedienst zukunftsfähig zu machen“, sagt Martina Lippert.

Ihre Tochter, Anne-Christine Lippert, ist für Martina Lippert zu einer wichtigen Partnerin im Unternehmen geworden.

„Sie ist als ausgebildete Krankenschwester und Mitgesellschafterin ein Organisationstalent, einfach ein Mensch, auf den ich mich zu 100 Prozent verlassen kann“, sagt Martina Lippert.

„Die Herausforderungen bleiben, und sie werden nicht kleiner, im Gegenteil. Gerade in der aktuellen Zeit von Corona gilt es immer wachsende Qualitätsansprüche, die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln in der Pflege und Betreuung zu beachten und flexibel auf ungewohnte Situationen zu reagieren.

Auch wenn die Organisationsaufwände riesig sind, werden wir das auch in den nächsten Wochen und Monaten bewältigen müssen, und wir werden es bewältigen“, sagt Martina Lippert abschließend.

ICH HAB‘ HIER SO EINE SCHÖNE DOSE!

ANNA IST DEMENT (66)

Anna war gut drauf, als Klara sie anrief.
„Wie geht’s dir Mutti?“, fragte Klara sie. Es war eine ihrer Standardfragen, die sie ihrer Mutter oft zu Beginn des Telefonats stellte.

„Mir? Wie soll es mir gehen?“, fragte Anna zurück.
„Das weiß ich nicht Mutti, wie es dir gehen soll. Deshalb frage ich ja nach“, sagte Klara.

„Ach, mir geht es mal eben so hin“, antwortete Anna.
„Ist irgendetwas?“, hakte Klara nach.
„Nein, es ist alles so wie immer.“

Klara hörte auf, sie weiter zu fragen.
„Weißt du eigentlich, was ich hier für eine schöne Dose habe“, fing Anna nun an.

„Was denn für eine Dose, Mutti?“
„Eine Keksdose, groß, viereckig. Und sie ist blau, bunt und mit Mosaikmustern, wunderschön.“

„Was sind denn da für Kekse drin, Mutti?“
„Ja, es sind zwei Lagen mit Keksen. Und die schmecken vielleicht“, sagte Anna zu Klara.

„Na Mutti, nicht dass du zu viel davon isst, denk‘ an deinen Zucker.“

„Nein, ich esse jeden Nachmittag vier Kekse. Und dazu trinke ich einen schönen Kaffee und sitze auf dem Balkon.“

„Das freut mich aber, dass du es dir so gut gehen lässt“, sagte Klara.

„Weißt du denn, von wem du die Keksdose hast?“, fragte Klara.
„Nein, das weiß ich nicht mehr.“

„Ich hab‘ sie dir mitgebracht, als ich das letzte Mal bei dir in Stralsund war und dich besucht habe.“

„Ach wirklich?“, fragte Anna ganz erstaunt.
Dann war sie eine ganze Weile ruhig.

Schließlich sagte sie: „So eine schöne Keksdose. Die kannst auch nur du mitbringen!“

„Mutti, das freut mich ja, dass sie dir so gut gefällt“.
„Oh ja, ich freu‘ mich jeden Tag wieder aufs Neue dazu.“

Klara und Anna verabschiedeten sich.

Klara war zwar traurig, dass ihre Mutter nicht behalten hatte, wer ihr die Keksdose mitgebracht hatte, aber sie freute sich umso mehr, dass Anna sie derart gut gefiel und ihr jeden Tag Freude bereitete, für den Moment jedenfalls.

EIN KLEINER FRISEURLADEN IN SASSNITZ GANZ GROSS (2)

MENSCHEN IM ALLTAG (4)

Willst du wissen, was Menschen wirklich ausmacht, dann solltest du nicht nur auf die großen Dinge schauen, auf die, die vielleicht in der Zeitung stehen, über die in Talkshows gesprochen wird.
Im Alltag, im scheinbar gleichförmigen Leben nimmst du oftmals Geschichten mit, die von Begegnungen und Erlebnissen erzählen, die dich berühren, ja in dir ein Gefühl der Dankbarkeit dafür hervorrufen, dass es diese Menschen gibt.

Diese Protagonisten, diese stillen Helden wollen oft gar nicht, dass du über sie sprichst oder sie erwähnst.

„Das ist doch selbstverständlich“, sagen sie oft entschuldigend.

Ist es eben nicht. Nichts ist einfach und selbstverständlich. Für all das Normale, das Selbstverständliche bist du sehr häufig auf Menschen angewiesen, die sich engagieren. Das ist eine weitere Geschichte über einen Friseurladen auf Rügen, in Sassnitz, in der Hauptstrasse.

Ein Laden, der nicht auffällt im Alltagsgewühl, es sei denn, du schaust näher hin.
MUTTI MUSS WIEDER ZUM FRISEUR

„Mutti geht heute zum Friseur“, sagte meine Frau am Montag zu mir.
Sie war gerade für ein paar Tage in Sassnitz gewesen, aber mit dem Friseurtermin, das wollte ihr Bruder regeln.

Klara hatte noch einen Tag freigenommen, nachdem sie wieder hier in Basdorf war. Und so konnten wir endlich das erledigen, worüber ich schon seit Jahren sprach, nämlich für mich eine neue Brille anfertigen lassen.

Also waren wir auf dem Weg in den Wedding, in Klaras Lieblings-Einkaufscenter. Klara traute mir nicht zu, dass ich mir allein die richtige Brille aussuchte, vor allem nicht vom Design her.

„Ich will eine Brille mit runden Gläsern, wo ich gut durchschielen kann“, meinte ich zu ihr. Doch sie war in diesen Angelegenheiten nicht zu Scherzen aufgelegt, sondern behielt lieber die Kontrolle über alles.

Trotzdem kreisten ihre Gedanken auf unserem Weg ins Einkaufscenter erst einmal um ihre Mutter und den Friseurtermin.
„Hoffentlich geht das alles gut“, hakte Klara noch einmal nach und seufzte dabei.

„Wenn nicht, dann können wir trotzdem nicht nach Sassnitz, wir sind hier im dicksten Verkehr in Berlin“, sagte ich.
Klara schwieg.

„Ilka macht das schon, die kann gut mit deiner Mutter“, versuchte ich weiter beruhigend auf sie einzureden.

Seit ihre Mutter an Demenz erkrankt war, da konnten sich die kleinsten Hürden im Alltag zu riesigen Bergen auftürmen.

„Wieso muss ich zum Friseur? Ich will da nicht hin, ich weiß gar nicht, was ich da soll, und wieso muss das gerade heute sein?“

Das waren nur einige der wiederkehrenden Fragen, die ihre Mutter immer wieder stellte, und die abliefen, als hätte man eine alte Schallplatte aufgelegt, die inzwischen einen Sprung hatte und sich dadurch in der Endlosschleife bewegte. Das zerrte an den Nerven, vor allem an Klaras und an denen ihres Bruders.

„Wir können deiner Mutter keine Vorwürfe machen, wir können nur professionell damit umgehen – mit ihr und den wiederkehrenden Sätzen deiner Mutter“, sagte ich im Auto zu Klara.

„Ja, du hast gut reden, du erlebst das ja meist nicht hautnah mit, wie sie reagiert“, antwortete Klara. Sie wusste, dass ich Recht hatte, aber ich nervte sie zusätzlich mit den Sätzen aus der ‚liegengebliebenen Schatulle eines Oberlehrers‘.

Klara liebte ihre Mutter und sie wollte, dass es ihr gutging, sie noch gepflegt aussah, selbst wenn sie kaum noch auf die Straße ging.
„Ich weiß ja, dass sie gut im Friseursalon in der Hauptstrasse aufgehoben ist“, sagte Klara nun.

„Mein‘ ich doch“, antwortete ich knapp. Ich steuerte auf das riesige Parkdeck im Wedding zu.

Wir mussten uns nun auf unseren Termin, den beim Optiker, konzentrieren.

Abends, als ich erschöpft auf der Couch saß, besser hing, schaute ich auf das Handy, ob es noch irgendwelche Nachrichten für uns gab.

„Du, Ilka hat Bilder von Mutti geschickt. Sie sieht toll aus mit ihrer neuen Frisur. Was das ausmacht!“, sagte ich.

„Zeig‘ mal!“, sagte Klara in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.

„Nö“, antwortete ich.
„Ach bitte, ich möchte doch auch sehen, wie Mutti mit der Frisur ausschaut“, sagte sie nun.
„Geht doch“, antwortete ich und leitete die Fotos an ihr Handy weiter.

„Mutti sieht ja wie ausgewechselt aus“, strahlte Klara.
„Eben, sag‘ ich doch, die sind Profis, und machen es noch mit Freude“, antwortete ich.

„Naja, hoffentlich ist alles drumherum gutgegangen.“
„Wie meinst du das?“, fragte ich Klara.
„Du weißt schon… was Mutti eben so alles von sich gibt.“

„Ach, wenn ich Ilka richtig verstanden habe, ging alles gut. Im Gegenteil, deine Mutter hat sich noch darum gesorgt, dass Ilka den ganzen Tag den Mundschutz tragen müsse. Das sei nicht gesund.“
Klara musste schmunzeln.

„Aber denk‘ mal dran, wie der Optiker heute hinter seinem Mundschutz geschwitzt hat, als er meine Augen ausgemessen hat“, sagte ich zu Klara.

„Und immer wenn der Optiker mich fragte, ob ich was sehen würde, hab‘ ich ihm geantwortet: ‚Ich seh‘ nichts, weil durch meinen Mundschutz laufend die Brille beschlägt‘“, ergänzte ich noch.

„Aber wir sind gesund, Ilka und dem Team im Friseurladen geht es offensichtlich ebenfalls gut und deine Mutter kann mit der Frisur zum Wiener Opernball gehen“, sagte ich.

„Du nun wieder“, meinte Klara und schaute sich noch einmal die Fotos von ihrer Mutter mit der neuen Frisur auf dem Handy an.
Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht.

„Hast du dich auch ordentlich bei Ilka bedankt?“, fragte Klara.
„Wofür?“, fragte ich.
„Dafür, dass sie sich immer so gut um Mutti kümmert und nicht nur eine schöne Frisur zaubert.“

„Nö“, meinte ich.
Ich konnte nicht anders, ich musste Klara erst einmal ein bisschen ärgern.
„Na klar, habe ich das gemacht. Was denkst du von mir?“, sagte ich zu Klara.

Die schaute mich von der Seite an, und dachte wohl darüber nach, ob sie mir trauen konnte. Doch sie wusste schon, dass mir die Sache ebenso wichtig war.

Hätten wir früher so viel über einen normalen Friseur-Termin geredet?
Wohl kaum.

Aber in diesem kleinen Laden in der Hauptstrasse arbeiten nicht nur Menschen, die ihr Handwerk verstanden. Das konnte man zweifellos den Fotos mit Klara’s Mutter drauf entnehmen.

Nein, es war mehr. Sie muntern mit jeder kleinen Geste, jedem freundlich gesprochenen Wort Menschen auf, die das gerade in sich hineinsaugen, Menschen, weil sie sich aufgrund ihrer Demenzerkrankung nicht mehr so verständlich machen können und trotzdem am gesellschaftlichen Leben teilhaben wollen.

Und deshalb sind diese kleinen Alltagsbegebenheiten keine Nebensächlichkeiten, im Gegenteil. Man muss sie herausnehmen aus dem scheinbar Nebensächlichen, muss sie bewusst würdigen, stets aufs Neue.

Sie machen unser Zusammenleben aus, das nämlich, was manchmal in einer Millionenmetropole unterzugehen scheint.

Danke Ilka, danke liebes Team aus dem kleinen Friseurladen in Sassnitz.