Archiv der Kategorie: JEEPY

Geschichten für Kinder und Erwachsene über das Auto ‚Jeepy‘ und seine Abenteuer.

DER NEUE FREUND VON JEEPI UND KRÜMEL

„Opa, kommst du mit in den Wald?“, fragte Krümel mich gestern, nachdem wir gemeinsam Mittag gegessen hatten.

Ich war wenig begeistert, weil ich wieder mal bei einem meiner Lieblingsessen, Kartoffeln, Spinat und Spiegeleier, über die Stränge geschlagen hatte.

Ich fand, mein Platz war nun auf der Couch, ein Auge noch auf den Fernseher gerichtet, bis ich sanft entschlummert war.

„Jetzt gib‘ dir doch mal einen Ruck und lass uns gemeinsam an die frische Luft gehen“, sagte Klara zu mir.

Ich war schließlich einverstanden, wir machten uns fertig, stiegen in den Jeep und fuhren in Richtung Schorfheide.

Wir bogen an der gleichen Stelle im Wald ab, wie immer eben, und ich parkte den Jeep ebenfalls an der gleichen Stelle. Dort stand nie ein anderes Auto, denn es gab ja genügend Parkmöglichkeiten am Waldrand.

Ich hob das Laufrad aus dem Heckteil des Autos und Krümel schwang sich sofort darauf, um damit auf dem Waldweg davon zu stürmen.

Ich kam kaum mit meinen Wanderstöcken hinterher.
Als wir zurückwaren, da stand hinter uns ein weiteres Auto. Ganz dicht mit seinem Heckteil hinter uns.

„Ist der blöd‘, was soll das?“, fragte ich mich im Stillen.
„Wieso parkt der so dicht hinter uns?“, fragte Klara, die kurz hinter mir ankam.

„Das kann ja wohl nicht wahr sein“, rief Laura mit empörter Stimme.
„Opa, Opa, schau mal, ‚Jeepy‘ hat einen neuen Freund“, rief Krümel fröhlich, als sie das Auto hinter dem Jeep entdeckte.

Sie war unvoreingenommen und freute sich über den neuen Freund für ‚Jeepy‘.

Wir waren still, denn wir fühlten uns dabei ertappt, nicht ganz so freundliche Gedanken zu haben, wie es Krümel in dem Moment tat.

„Man kann viel von kleinen Kindern lernen“, sagte ich schließlich und Klara und Laura nickten.
„Tschüss, neuer Freund“, sagte ich noch.

„Mach’s ‚guuut‘, wir müssen los“, rief Krümel von ihrem hinteren Platz und winkte dem Mann zu, der auf sein Auto zugelaufen war.

Der winkte freundlich zurück, und ich nickte ihm ebenfalls zu.

ORLI UND BERLINGA (2)

2020.05.16

ORLI UND BERLINGA (2)

Hallo Krümel,

ich erzähle weiter über Orli und Berlinga. Orli, das ist ein BMW. Ich fuhr ihn vor vielen Jahren.

„Ein BMW kann doch nicht sprechen“, wirst du jetzt denken. Stimmt. Aber wir tun einfach mal so, als ob der 7er BMW es kann. Und dann ist da noch Berlinga, der kleine Renault. Orli hat sich ein bisschen in Berlinga verliebt, aber die will von Orli nichts wissen.

Bis zu dem Tag, wo Berlinga hinten ein Reifen platzte, sie halten mussten und Orli vorbeikam, anhielt und seinen Fahrer, in dem Fall mich, um Hilfe für Berlinga bat.

Was blieb Orlis Fahrer also übrig?
Orlis Fahrer ging zum Auto zurück und setzte sich auf den hinteren Sitz und nahm das Telefon aus der Mittelkonsole heraus. Du musst wissen, Krümel, vor fast 20 Jahren, da gab es noch nicht so schöne Handys, wie wir sie heute haben. Ich meine zum Beispiel das Smartphone von deiner Mama.

Das also, womit du versuchst immer abzuhauen, um durch die ganze Wohnung zu laufen, bis Mama dem schließlich ein Ende bereitet und du dich lautstark beschwerst. Naja, später wirst du das alles besser verstehen. Aber ich schreibe das schon jetzt mal für dich auf.
Zurück zu Orli.

Orlis Fahrer wählte eine Telefonnummer und hoffte darauf, den Abschleppdienst zu erwischen oder noch besser einen Service, der beim Reifenwechsel half.

„Der hat doch nur Angst, dass er sich schmutzig machen könnte“, dachte Orli bei sich.
„Warum machst du das eigentlich nicht selbst und hilfst dem Fahrer von Berlinga?“, fragte Orli seinen Fahrer.

Der schwieg. Er wusste, wenn er jetzt keine Hilfe heranholen konnte, dann musste er wohl selbst mit Hand anlegen. Und das, obwohl er im weißen Hemd und Schlips im Auto saß.
„Wir müssen weiterfahren, ich habe einen Termin“, sagte nun Orlis Fahrer.

„Das kommt gar nicht infrage“, antwortete Orli.
„Du machst, was ich dir sage, und wenn ich den Zündschlüssel umdrehe, dann springst du an und fährst los.“
„Warum?“, fragte Orli.
„Weil du das Auto bist, und ich bin der Fahrer!“

Orli antwortete nicht darauf.
„Dann geht eben mein Motor nicht an“, dachte Orli und schaute, was seine Freundin Berlinga machte. Die stand immer noch schief. Berlingas hinterer Reifen war ja platt.

Plötzlich sah Orli ein gelbes Auto, das sich von hinten annäherte. Sein Gesicht hellte sich auf und er rief: „Berlinga, deine Hilfe kommt gleich. Halte durch.“
Berlinga lächelte gequält, denn ihr taten die Hacken, ich meine die hinteren Reifen, weh.

ORLI UND BERLINGA

2020.05.16

ORLI UND BERLINGA (1)

Der Fahrer von Jeepy erzählt Krümel von seinen Abenteuern mit Orli, dem BMW.

Guten Morgen Krümel,

hier ist Jeepi, dein bester Freund. Naja, auf jeden Fall einer deiner besten Freunde. Ich steh‘ hier draußen, unter dem Carport, und ich friere mir die Reifen ab.

Damit ich mich aufwärme, erzähle ich dir ein bisschen von meinem großen Bruder, Orli.

Orli war ein großer Lulatsch. Seine richtige Bezeichnung war 7-er-BMW. Orli, der ist überall hingefahren, zum Beispiel nach Bad Hersfeld.

Da hat ihn sein Fahrer, dein Opa, immer in eine große Tiefgarage gestellt. Er musste manchmal stundenlang dort stehen. Und so hat er sich eine Freundin angelacht. Die hieß Berlinga und war eine Französin.

Orli hat morgens schon geschaut, wo Berlinga bleibt und dann hat er gehofft, dass sie genau neben ihm parkt.

Am Anfang hat Berlinga stets ein bisschen die Nase hochgetragen.

Sie wollte von Orli nichts wissen. Der war ihr zu lang und ihrer Meinung auch zu träge.

„Du bist viel zu langsam für mich“, sagte sie eines Tages zu ihm. Da war Orli ganz traurig. Bis er Berlinga auf der Autobahn wiedertraf.

Orli sah ganz weit vor ihnen die Heckscheibe von Berlinga.

„Jetzt erlaub‘ mir doch mal, die Reifen durchzudrehen“, sagte Orli zu seinem Fahrer. Aber der dachte gar nicht daran. Der wollte schön gemütlich fahren, leise Musik hören und vor sich hindösen.

Plötzlich blieb Berlinga auf dem rechten Seitenstreifen der Autobahn stehen. Ein Reifen war geplatzt.

Orli war ganz aufgeregt.

„Wir müssen halten und Berlinga helfen“, rief Orli zu seinem Fahrer.

Der aber reagierte nicht. Da hörte Orli einfach auf, seine Räder zu drehen.

„Orli, du wirst jetzt sofort wieder schneller laufen“, sagte der Fahrer.

„Werde ich nicht. Ich muss mal halten. Ich habe Durst. Ich brauche Wasser“, sagte Orli da störrisch.

„Also gut, wir halten auf dem nächsten Parkplatz“, sagte der Fahrer.

„Nein, ich kann nicht mehr. Bitte halte sofort.“

„Wo?“

„Na hier, wo der Renault steht.“

„Ok“, sagte der Fahrer.

Er bremste und fuhr auf die rechte Standspur.

„Eigentlich darf ich hier gar nicht halten“, sagte er noch.

Aber Orli war das egal, er hatte nur Augen für Berlinga, die hinten rechts ein wenig stief stand. Sie guckte gequält.

„Können wir helfen?“, fragte Orlis Fahrer, in der Hoffnung, dass Berlinga’s Fahrer ablehnte.

„Oh ja, Sie kommen wie gerufen“, antwortete jedoch der Fahrer von Berlinga.

„Was kann ich tun?“

„Könnten Sie den Pannendienst rufen, ich habe kein Telefon dabei.“

„Das kann ich machen“, sagte Orlis Fahrer und zwinkerte Berlinga zu.

Die lachte gequält zurück, denn ihr hinterer Fuß, äh Reifen, tat ihr weh.

„Wird schon“, sagte da Orli zu ihr. Jetzt schaute sie schon etwas freundlicher.

 

 

JEEPY (53)

JEEPY UND HANNEMANN FAHREN NACH SASSNITZ

Was bisher war (Folge 52):
Jeepys Fahrer erzählt von dem Dackel Hannemann, an den er sich aus seiner Kindheit erinnert. 

Oma Martha kam hinzu und so schauten beide freudig aus dem Fenster. Oma Martha blieb still. Hannemann nicht. Nein, er kläffte die Leute an, die unten auf dem Fußweg am Haus vorbeiliefen.

Das alles hatte Jeepy förmlich miteingesogen, all diese kleinen Geschichten, die ich ihm von Hannemann erzählte.

Und jetzt sah er in dem kleinen und scheinbar noch sehr jungen Hund den Hannemann von vor vielen Jahren.

„Wie kommst du denn hierher?“, fragte Jeepy ihn.
„Mein Herrchen hat mich hier ausgesetzt. Hier soll einmal mein ‚Urururgroßvater‘ gelebt haben und deshalb bin ich hierhergelaufen“, schluchzte der kleine Dackel.

„Das gibt’s doch nicht! Wie hieß denn dein Vorfahre?“, fragte Jeepy ihn.
„Das weiß ich nicht, aber er hatte es hier wohl sehr gut, wurde gut behandelt, bekam sein Fressen und war glücklich bis an sein Lebensende“, jaulte der Dackel mit weinerlicher Stimme weiter.

Jeepy kamen die Tränen und wischte sie mit den Scheibenwischern ab, so leid tat ihm der kleine Dackel.

„Ich weiß, wie dein ‚Urururgroßvater‘ hieß“, sagte er zum Dackel.
„Wirklich?“, fragte der und rieb sich ganz verwundert mit seinen Pfoten über die Augen, die gleich ein wenig zu leuchten anfingen.

„Ja, der hieß nämlich Hannemann. Und was hältst du davon, wenn wir dich ab heute auch so nennen?“, fragte Jeepy ihn.
„Auja“, bellte da der Dackel und sprang vor Freude mit seinen kleinen Pfoten im Kreis.

„Willst du mit mir kommen und Abenteuer erleben?“, fragte Jeepy ihn.
„Wo willst du denn hin?“
„Ich fahre nach Sassnitz, zum Fischer Gottried“, antwortete Jeepy.

„‘Juhuu‘, wir fahren ans Meer“, bellte da Hannemann.
„Wer macht hier so einen Krach?“, rief jemand von oben aus einem Fenster heraus?“

„Psst, komm‘ schnell“, zischte da Jeepy.
Freudig sprang Hannemann auf, legte sich in auf die Rückbank, in den Kindersitz hinein, in dem normalerweise Krümel saß.

Er rollte sich ein und als Jeepy anfuhr und in Richtung Rügen düste, schlief Hannemann bald ein.

JEEPY (52)

DACKEL HANNEMANN

Was bisher war (Folge 51):  Jeepys Fahrer erzählt davon, wie es früher bei Oma Martha war. Das alles weiß aber Jeepy nicht. Dem hat er nur von einem Dackel Hannemann berichtet.

Hannemann gehörte eigentlich zu uns in die Wohnung, in der Straße der ‚Nationalen Einheit‘. So hieß die noch in den 50-iger Jahren.

Oma Martha war dort nur tagsüber, wenn sie uns Kinder beaufsichtigte, das Essen kochte, die Wäsche wusch, den Ofen heizte, mir ein Messer an die Stirn hielt, weil ich mal wieder auf dem Hof gegen die Teppichstange gelaufen war. Abends ging sie in ihre kleine Wohnung auf dem Obotritenring.

Vor Dackel Hannemann kam Dackel Alfons.
Alfons mochte eines gar nicht: laufen.
Wir zogen ihn über die Straße, ja wir schleiften ihn über den Gehweg, aber Alfons blieb stur.

Vati gab ihn schließlich dem Züchter zurück und tauschte ihn gegen einen lebendigeren Dackel ein.

Den nannten wir Hannemann. Dackel Hannemann war ein viel quirligerer Hund, als Alfons es war, auf viel zu kurzen Beinen, und er war einer, der fröhlich kläffte.

Hannemann hatte riesige Schlappohren, die an ihm herunterhingen, ja fast auf dem Boden schleiften.
Nur wenn er hinter etwas her war, er über Felder jagte, dann standen die Ohren waagerecht, wie in einem Windkanal.
Hannemann hatte ein braunes Fell, schwarzbraune Augen, war neugierig, tapfer, übermütig, ja hatte es faustdick hinter den Ohren, die viel zu lang für seinen kleinen Körper erschienen.

Dass wir ihn oft nicht sahen, wenn er hinter einem Kaninchen hinterher war, das störte Hannemann nicht im Geringsten.
An all diese Erzählungen seines Fahrers musste Jeepy denken, als er den kleinen Dackel vor der Haustür sah, der Hannemann so ähnlich war.

Und ich hatte Jeepy auch erzählt, dass Hannemann Oma Martha liebte. Oma Martha mochte ihn auch so sehr, sodass die beiden bald unzertrennlich wurden.

Wenn ich abends mit Hannemann noch rausmusste, dann zog der grundsätzlich nach links, in die Richtung, in der Oma Marthas Wohnung lag.

Kurz vor Oma Marthas Haustür machte ich die Leine ab und Hannemann stürmte mit seinen kurzen Beinen die Holztreppe rauf, kläffte fröhlich und sprang an Oma Martha hoch, sowie sie ihre Wohnungstür öffnete und aus ihr heraustrat.

Aber das war nicht von langer Dauer. Hannemann fegte durch die Küche, rein ins Schlafzimmer, rüber zum Wohnzimmer und sprang auf den vor dem Fenster bereitgestellten Stuhl, um von da aus auf das Fensterbrett zu gelangen.


Nächste Folge: Jeepy-(53) 
Freitag, 03.04.2020

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

JEEPY (51)

JEEPY IN SCHWERIN

Was bisher war (Folge 50): 
Jeepy hat es geschafft. Er steht genau vor dem Haus, in dem meine Oma lebte und ich, Jeepys Fahrer, habe ihm davon so manches Mal erzählt.
Oma Martha war die Lieblingsoma von mir, Jeepys Fahrer.

Oma Martha lebte über 50 Jahre in einem dunklen Haus, im ersten Stock. Die Treppen waren aus Holz und sie knarrten, wenn man sie hinabging, um zum Klo im Erdgeschoss zu gelangen.

Oma Martha liebte es, die Holztreppen sauberzumachen. Sie haute dann mit dem Besen so gegen die Stufen, dass der dadurch entstandene Lärm im ganzen Haus widerhallte.

Sie sprach in ihrem unverwechselbaren Platt mit den Leuten, die an ihr vorbeiliefen. Und zwischendurch kam sie nach oben, in ihre Wohnung, setzte sich auf den Stuhl in ihrem im Wohnzimmer. Das Zimmer war klein und schmal. Gleich am Eingang war eine Nähmaschine und dahinter stand an der Wand das Sofa.

Wenn ich zu Besuch war, dann legte ich mich darauf und schaute zu, wie Oma Martha auf der Singer-Maschine nähte und das Rad so gleichmäßig surrte, dass ich meist auf der Couch einschlief. Wenn wir alle bei Oma Martha zu Besuch waren, schlief Vati auf dem Tisch, wir Kinder vor der Standuhr am Fenster und Mama lag auf der Couch.

Oma Martha schlief in ihrem Bett im anderen Zimmer, das genauso ein Schlauch war. „Geduldige Schafe ‚gahn väl in enen Stall'“, sagte sie, wenn Vati murrte, dass es zu eng war.

Wir Kinder aber fanden es schön, wenn nachts die Uhr schlug und draußen die Straßenbahn quietschend vorbeifuhr. Aber von alledem hatte ich Jeepy nichts erzählt, nur eben von Dackel Hannemann.

Nächste Folge: ‚Dackel Hannemann‘- JEEPY (52), 
Samstag, 28.03.2020

 

 

SCHREIBEN IN ZEITEN VON CORONA

SCHREIB-ALLTAG

Das Schreiben in der kontaktarmen Zeit von Corona
kann ich auch als Chance begreifen.

Die Bilder im Fernsehen über das Fortschreiten der Pandemie jagen mir einen Schauer über den Rücken.

Ich weiß, dass es kaum ein Entrinnen gibt, auch für mich nicht. Und trotzdem, ich hoffe, dass ich wenigstens glimpflich davonkomme. Das wünsche ich meiner Frau, meiner Tochter, meiner Enkelin, im Grunde genommen allen Menschen. Einfach, dass es irgendwie an uns vorüberzieht.

Aber wird es so sein? Mein Bauchgefühl sagt mir das Gegenteil.
Was soll ich tun? Nur am Schreibtisch sitzen und darüber philosophieren?

Nein. Ich ordne mein Leben neu, gedanklich jedenfalls.
Ich will weiterschreiben. Es gehört einfach zu mir dazu.
Gestern Abend, da lag ich auf der Couch und ließ mich von einem mittelklassigen Thriller berieseln.

„Eigentlich brauchtest du doch nur noch ein wenig Sport machen, lesen und das Schreiben ganz wegfallen lassen. Dafür gehst du eben arbeiten, aufwischen zum Beispiel und das reicht dann.“

Ich finde den Gedanken gut. Und ein paar Stunden hält sich diese Stimmung auch. Aber dann schlägt sie wieder um.
Was will ich wirklich? Was macht mein Leben aus?

Es ist genau das, worüber ich sehr oft fluche, nämlich das Schreiben.
Wie kann ich das attraktiver gestalten, was gibt es für Chancen, trotz der Corona-Krise, oder gerade wegen ihr?

BELLETRISTISCHES SCHREIBEN IM FOKUS

Ich werde mich auf das belletristische Schreiben konzentrieren. Etwas Anderes kann ich jetzt ohnehin nicht tun.
Also schreibe ich, Blogbeiträge, Texte für E-Books.
Ich merke immer stärker, dass ich noch nicht fokussiert genug an die Sache herangehe.

Bisher habe ich überlegt, wie ich dem Leser gefallen kann.
Die großen Marketingexperten sagen dir das.
„Interessiere dich für deine Zielgruppe, schreibe darüber, was sie interessiert.“

Das habe ich nun lange genug gemacht. Obwohl ich auf Keywords bei der Recherche geachtet und mir Themen gesucht habe, die leserfreundlich sind, hat das alles nichts genützt.

Jetzt in dieser aktuellen Zeit werde ich mich neu aufstellen.
Zum einen mache ich mich nicht mehr abhängig davon, ob ich ein E-Book verkauft bekomme oder nicht.

Und: Ich schreibe ausschließlich kleine Geschichten, die aus dem Alltag sind, so wie ich es schon längst wollte.

Wie ich das nun wirklich mal intensiver voranbringe, darüber denke ich im nächsten Beitrag nach.

 

SCHREIB-ALLTAG

Mehr lesen:

https://uwemuellererzaehlt.de/schreiballtag/

JEEPY (50)

JEEPY IST IN SASSNITZ ANGEKOMMEN UND DENKT DARAN, WIE ER AUF DER FAHRT DORTHIN NOCH EINEN ABSTECHER NACH SCHWERIN MACHTE

Jeepy steht auf dem Hof in Sassnitz, bei Fischer Gottfried. Er ist erschöpft und denkt an den Tag, den er heute erlebt hat. Noch früh morgens stand er im Carport, ist dann allein nach Sassnitz aufgebrochen und hat vorher noch einen Umweg über Schwerin gemacht.

Jeepy saust über die Autobahn, ganz allein. Wohl ist ihm nicht dabei.
Er ist einfach losgefahren, ohne seinen Fahrer zu fragen.

Aber jetzt will er hoch zur Ostsee, nach Sassnitz auf Rügen. Vorher aber, da möchte er noch einen Abstecher nach Schwerin machen, da, wo sein Fahrer herkommt.

Der hat ihm viel erzählt von dieser Stadt, in der er seine Kindheitsjahre verbracht hat.
Also will Jeepy mit eigenen Augen sehen, was in dieser Stadt heute so los ist.

Doch er hat nicht so viel Zeit, denn er möchte noch nach Sassnitz fahren und dann auch wieder nach Hause, in seinen Carport.
Es ist dunkel geworden und Jeepy hat inzwischen die Stadtgrenze von Schwerin erreicht.

„Hey, Navi, sag‘ mir, wo ich langfahren muss, damit ich auf dem Obotritenring ankomme“, ruft Jeepy.

„Warum ausgerechnet Obotritenring?“
„Sei nicht so neugierig, oder machst du das etwa auch, wenn mein Fahrer im Auto sitzt und dir das Ziel vorgibt?“

„Nein, natürlich nicht, da flöte ich nur mit lieblicher Stimme, wo er langfahren soll, zum Beispiel – die Straße geradeaus und dann linkshalten“, antwortet das Navigationsgerät.

„Naja wenigstens hast du heute eine angenehme Stimme. Früher, da hat in deinem Gerät ein Mann gesessen und der rief ‚liiinkshaaalten!‘. Da ist mein Fahrer bald vor Schreck aus dem Auto gefallen.“

„An der nächsten Kreuzung, da biegst du nach rechts ab, fährst die Anhöhe hoch und dann bist am Obotritenring, besser gesagt, in der Goethestraße. Da hat nämlich die Oma von deinem Fahrer gewohnt.“

„Donnerwetter, was du alles weißt. Also gut, so machen wir das.“
Jeepy hat es geschafft. Er steht genau vor dem Haus, in dem die Oma von seinem Fahrer gelebt hat. Oma Martha war seine Lieblingsoma.

FORTSETZUNG – JEEPY (51): JEEPY LERNT IN SCHWERIN DEN DACKEL HANNEMANN KENNEN

JEEPY (49)

JEEPY FÄHRT ALLEIN NACH SASSNITZ

Jeepy ist von Zuhause ausgerissen, kann autonom fahren und schafft es bis auf den Hof von Onkel Gottfried, dem Fischer aus Sassnitz

Hallo Krümel, heute meldet sich nicht Jeepy bei dir, sondern ich, dein Opa und gleichzeitig der Fahrer von Jeepy. Aber das weißt du ja längst.

Du willst wissen, wo Jeepy hin ist? Ja, gestern hätte ich das auch gern gewusst.

Aber dann meldete sich ein Fischer aus Sassnitz. Dieser Fischer heißt Gottfried Taube und ist schon sehr alt, über 80 Jahre. Und trotzdem fährt er noch jeden Tag mit seinem kleinen Boot aufs Meer hinaus und fängt Fische.

Ich kenne ihn gut, und ich mag ihn sehr, wegen seiner brummigen, aber sehr ehrlichen Art. Onkel Gottfried, so haben wir ihn stets genannt.

Onkel Gottfried hat uns nun angerufen. Er telefoniert sehr ungern. Er hat zwar ein Handy, aber das liegt in einer Kommode und wird von ihm nicht vermisst.

Also schrillte Onkel Gottfrieds altes Telefon im Flur. Onkel Gottfried war schon vor dem Fernsehapparat eingeschlafen. Er erhob sich ächzend aus dem Sessel und zur gleichen Zeit sprang seine Katze Minka von seinem Schoß auf. Sie miaute.

„Muss der mich hier einfach in meiner Ruhe stören?“, fauchte sie. Onkel Gottfried aber konnte sie nicht hören. Nur die Tiere untereinander können sich in dieser Sprache verständigen. Es war die Tiersprache mit einem plattdeutschen Dialekt, in der Minka ihren Unmut zum Ausdruck brachte.

„Onkel Gottfried, weißt du wo Jeepy abgeblieben ist?“, fragte ich ihn.
Ich war nämlich am anderen Ende des Telefons, und weil ich mir Sorgen um Jeepy machte, hatte ich eben Onkel Gottfried angerufen.
„Wie kann Jeepy, ein Auto, hier bei mir sein? Ohne seinen Fahrer? Was für ein Quatsch!“, brummte Onkel Gottfried.

„Hast du schon mal etwas von einem autonomen Fahren gehört?“, fragte ich ihn.
„Nö“, sagte Onkel Gottfried.

„Ein autonomes Auto kann alles allein. Es fährt auf der Straße allein, steuert selbstständig, reagiert im Notfall auf sich gestellt, kann allein durch den Kreisverkehr fahren, sieht die Ampeln, sieht den Gegenverkehr und vieles mehr.“

„‘Dunnerwetter‘“, erwiderte Onkel Gottfried auf platt.
„Ja, und sprechen kann Jeepy auch.“

„Willst du ‚mi veräppeln‘?“, fragte da Onkel Gottfried.
„Nein, ganz bestimmt nicht. Denkst du, mir macht es Spaß, dass Jeepy so einfach über die Autobahn düst, ohne mich zu fragen? Also schau doch mal durchs Fenster, ob Jeepy bei dir auf dem Hof steht.“

Onkel Gottfried legte den Hörer beiseite und tatsächlich, mitten auf dem Hof, da leuchtete das fröhliche Rot von Jeepy.
„Dein Jeepy steht bei mir auf dem Hof und Minka liegt schon darunter“, sagte Onkel Gottfried, nachdem er mich erneut angerufen hatte.

„Ich ruf dich zurück, wenn ich mit Jeepy gesprochen habe“, sagte er noch und legte auf.

Ja, Krümel, und wie diese Geschichte weitergeht, und wie Jeepy den Dackel Hannemann, Minka, Onkel Gottfrieds Katze, und den Bobtail Bobby kennenlernt, und was er vor allem mit ihnen für Abenteuer erlebt, das erzähle ich dir die nächsten Male.
Bis dahin grüßt dich ganz herzlich der Fahrer ohne ‚Jiiipi‘.

JEEPY (48)

MEINE ZÄHNE

Hallo Krümel, hier ist wieder Jeepy, wie jeden Freitag.
Das war eine schöne Woche für mich. Ich konnte dich sehen, weil mein Fahrer, dich besucht hat, gemeinsam mit deiner Oma.

Du hast vor Freude aufgeschrien, als du mich erkannt hast. Ich glaube, deine Freude rührt daher, dass dein Opa dir schon so viele Abenteuergeschichten über mich erzählt hat.

Du wolltest eigentlich nach dem Besuch von deiner Oma und deinem Opa noch mit deiner Mama zu Fuß zum Drogeriemarkt laufen, um ein paar kleinere Dinge einzukaufen.

Doch dann hat es mein Fahrer nicht fertiggebracht, dich so einfach stehenzulassen, nur zu winken und wegzufahren.

Also haben deine Mama, mein Fahrer und deine Oma beschlossen, dich und deine Mama ein Stück mitzunehmen. Du hast dich gefreut und im Auto gerufen: „Opa lauter?“

Du meintest das Radio, dass dein Opa lauter stellen sollte.
Dann seid ihr noch alle gemeinsam im Drogeriemarkt gewesen.
Du bist im Einkaufswagen durch die Halle gerollt und mein Fahrer hat dich durch die Gänge geschoben.

„Opa, Brille“, hast du gesagt, als du am Sonnenbrillenständer vorbeikamst.
Du wolltest auch gleich zugreifen, aber dein Opa hat dich schnell daran vorbeigeschoben.

Schließlich hat deine Mama dir noch eine neue Zahnbürste gekauft.
Als du nach dem Bezahlen glücklich mit der Zahnbürste in der Hand zum Ausgang gestürmt bist, da piepte es, als du die Kontrollschranke passiert hast.

Die Verkäuferin hat dir deshalb die Zahnbürste wieder weggenommen, um sie noch einmal zu scannen, obwohl sie bereits bezahlt war.

Du hast das alles nicht verstanden und gerufen: „Meine Zähne…“
Die Verkäuferin musste lachen, stand auf und ging mit dir gemeinsam durch die Kontrollschranke.
„Meine Zähne“ hast du wiederholt und die Verkäuferin vorwurfsvoll angeschaut.

Die musste lachen und hat sich von dir sehr nett verabschiedet.
Danach hast du die Zahnbürste ganz stolz in den Händen gehalten.
Dein Opa hat schon auf dich gewartet und du hast ihm fröhlich zugerufen: „Opa, meine Zähne“, und ihm zugleich die Zahnbürste entgegenstreckt.

„Ja, Krümel, deine Zähne und damit sie es auch bleiben, putze sie sehr gründlich“, hat dein Opa gesagt.

„Sonst hast du nicht mehr deine, sondern fremde Zähne“, hat er noch gemurmelt.

Naja, aber das kannst du nicht verstehen, noch nicht.
Bis zum nächsten Mal grüßt dich ganz herzlich
Dein ‚Jiiiipiii‘.

WANN TAUSCHT DEIN OPA MICH GEGEN EIN ELEKTROAUTO EIN?

JEEPY

Hallo Krümel,
ich war beim Arzt, oder genauer gesagt zur Durchsicht in der Autowerkstatt, schauen, ob alles mit mir in Ordnung ist.
Mir geht es super und ich will auf jeden Fall noch zwei Jahre mit meinem Fahrer, deinem Opa, zusammen sein.

Und mit dir und mit Oma natürlich. Aber wie lange ich das wirklich noch darf, das ist die große Frage. Wenn du groß bist, dann gibt es mich, deinen geliebten Jeepy, nicht mehr.

Denn dann fahren die Autos mit Batterie oder mit Wasserstoff, der Umwelt zur Liebe. Und das ist ja wichtig, dass sich das Klima weiter verbessert.

Wir müssen noch viel mehr tun, sagen alle. Ich sage das auch. Ich überlege ja schon, ob dein Opa mir einen Elektroantrieb einbaut, doch das ist wohl Quatsch und viel zu teuer. Dein Opa sagt: „Du, Jeepy, bleibst noch ein bisschen bei uns, fährst Krümel durch die Gegend.

Und vielleicht kauft dein Opa ja später mal ein Auto aus der Fabrik, die gerade nicht weit weg von uns entsteht.

Aber bis dahin, lieber Krümel, wollen wir alle noch ein bisschen Spaß zusammen haben. Immerhin haben wir ja schon den ganz großen Geländewagen, meinen Vorgänger, gegen mich, ein viel kleineres und damit sparsameres Auto eingetauscht.

Also ein bisschen werde ich noch bei dir sein und dich hören, wenn du freudig rufst: „Jiiiiipiiii…“
Dein Jeepy

JEEPY (46)- MEIN FAHRER SCHAUT KINDERFERNSEHEN

Weil Krümel den Kinderkanal liebt, liebt ihn mein Fahrer auch.

Hallo Krümel, hier ist wieder Jeepy, dein zweitbester Freund – nach meinem Fahrer, deinem Opa.

Eines Abends lag dein Opa auf der Couch und schaute den Fernsehkanal ‚KiKa‘, du weißt schon, deinen Lieblingssender. Früher, ja da hätte mein Fahrer nicht eine Sekunde darauf verschwendet, dort zu verweilen. Er wäre einfach mit der Fernbedienung darüber hinweggezappt, hin zu einem Nachrichtensender, wo unten die Eilmeldungen laufen und du ständig neue Werbeblocks aufs Auge gedrückt bekommst.

Nach nur wenigen Augenblicken, bist du schon meschugge und weißt gar nicht mehr, was los ist.
Aber seit dein Opa weiß, dass du so gern den Kinderkanal siehst, findet er diesen Sender ebenfalls gut.

Und dann kam auch noch eine Serie mit Tilda Apfelkern.
Du weißt doch Krümel, die Geschichten aus dem Buch, aus dem mein Fahrer dir manchmal vorliest.

Es ist so schön ruhig, wenn du die Geschichte siehst. Jede der handelnden Personen darin – oder besser wohl die Tiere – sprechen die Sätze in Ruhe aus.

Du kannst folgen und es entsteht eine ruhige und gemütliche Atmosphäre.
„Ach wenn doch Krümel hier bei mir wäre, dann würde ich mit ihr die ganze Zeit ‚Tilda Apfelkern‘ sehen“, seufzte dein Opa.

„Das würde Krümels Mama gerade zulassen, dass sie so lange in den Fernseher schaut“, meinte Oma.

„Ja, das stimmt“, aber wenn ihre Mama nicht da ist, dann machen wir den Fernseher an, Krümel bekommt was zu naschen und wir machen es uns auf der Couch gemütlich.“

„Auch noch zu naschen?“, fragte da Krümels Oma.
„Du glaubst ja wohl nicht im Ernst, dass Laura so etwas duldet!“, schob sie gleich hinterher.

„Dann sagen wir zu Laura das, was Krümel in solchen Momenten immer sagt.“

„Was denn?“, fragt Krümels Oma.
„Na, ‚in Ruuuhe‘…“, meinte mein Fahrer.

Krümel, ich glaub‘ dein Opa träumt sich die Welt zusammen.

Also lassen wir ihn in dem Glauben, während du draußen an der frischen Luft spielst, dann müde nach Hause kommst und deine Mama dir noch eine Geschichte vorliest.

Oder dich vielleicht noch für zehn Minuten den Kinderkanal schauen lässt. Hab‘ viel Spaß dabei, was du auch immer tust.
Dein Jeepy.

PLÖTZLICH EIN HERRLICHER TAG

2020.02.13

Hallo Krümel, hier ist Jeepy.
Das war vielleicht ein Tag. Weißt du noch, als wir vorgestern gemeinsam Eis essen waren?

Du hast mich umarmt und ‚Jiiiiipi‘ gerufen, als du mich gesehen hast. Dabei war ich so dreckig und du hast dich trotzdem mit deinem Ski-Anzug an mich herangeschmissen.

Es fing ja damit an, dass du und deine Mama einen Ausflug zu mir und meinem Fahrer ins Dorf gemacht habt, aus der großen Stadt Berlin. Und da musstet ihr eine Weile fahren und laufen. Aber ihr wolltet uns ja unbedingt überraschen.

Und mein Fahrer, dein Opa, war auch sehr erstaunt, als du plötzlich allein vor der Tür gestanden hast.
Es klingelte, dein Opa telefonierte, er unterbrach das Telefonat und ging die Treppen hinunter.

Da stand ein kleines Mädchen und schaute durch die Scheiben. Ja, dein Opa, der hatte wieder eine lange Leitung. Bevor der begriff, dass es sein Krümel war, da vergingen ein paar Sekunden.

Aber dann war die Freude groß. Mein Fahrer ließ sofort alle Stifte fallen, machte den Computer aus und hat mit dir gespielt.
Später fragte er: „Wollen wir Eis essen fahren?“
Und du hast gleich gerufen: „Ja, Eis.“

Also sind wir ins Auto gestiegen, in das Linden-Center nach Hohenschönhausen gefahren. Dort haben wir uns große Eisbecher bestellt.
‚Wir‘ ist hier nicht richtig, nicht ganz jedenfalls. Ich musste ja in der Hochgarage stehen und warten.
Aber es war wohl lustig. Jedenfalls habt ihr ganz schönen Krach gemacht, laut gelacht und ein bisschen gespielt.

Danach sind wir noch Rolltreppe gefahren, weil du das so gern magst.

Schließlich seid ihr wieder alle zu mir ins Auto gestiegen und mein Fahrer hat uns alle nach Hause gesteuert.

Als er bei sich im Dorf war, da sagte er vor sich hin: „Ich habe heute nichts geschafft, aber es war ein herrlicher Tag.“
Das finde ich auch, Krümel. Und ich freue mich, wenn wir das mal wieder mal machen.

Mach’s gut bis dahin.
Dein Jeepy oder wie du mich rufst: ‚Jiiiipi‘

MEHR LESEN: 
https://uwemuellererzaehlt.de/jeepy/

 

JEEPY (44)

KRÜMEL IST KRANK UND KANN NICHT MIT AN DIE OSTSEE

Hallo Krümel,
hier ist Jeepy – zum letzten Mal vor Weihnachten.
Mein Fahrer war heute ganz traurig.

Zuerst hat er mir mächtig wehgetan, denn er ist in der Tiefgarage vom Fitness-Center an der Wand entlanggeschrammt und hat mein ‚Ohr‘ verletzt.

Ich meine natürlich meinen Seitenspiegel an der Fahrerseite. Der Spiegel ist rausgesprungen und am Lack waren Kratzer zu sehen.
Er sagt, dass er unaufmerksam war.

„Ich bin traurig, weil Krümel krank ist und nicht mit an die Ostsee fahren kann“, hat er zu mir gesagt.

Siehst du Krümel, jetzt sollst du auch noch Schuld daran sein, dass mein Fahrer nicht aufpasst, wo er hinfährt.

Aber heute Abend hat er wieder bessere Laune. Er hat Oma geholfen, den Weihnachtsbaum aufzustellen.

Du wirst Augen machen, wenn du über Silvester hier bist und zum ersten Mal den Baum siehst.

Ich muss ja wieder leider draußen bleiben, unter meinem Carport.
Aber ich freu‘ mich trotzdem, wenn ich dein Juchzen höre und du den Baum anstaunst.

Also bis bald mal Krümel. Jetzt wird ja nichts aus dem Weihnachtssingen mit dir gemeinsam bei mir im Auto.
Wir denken an dich und singen trotzdem.
Dein Jeepy.

JEEPY (43)

KAFFEE ALLE

Hallo Krümel,
hier ist Jeepy. Ich habe ja wieder was über meinen Fahrer gehört, das typisch für ihn ist.

Mein Fahrer, also dein Opa, und deine Oma haben dich besucht und du hast dich gefreut, dass sie dich vom Kindergarten abgeholt haben.

Während deine Oma später den Kaffeetisch deckte, hast du mit meinem Fahrer gespielt. Ihr habt bei Euch zuhause in der Küche gesessen.

Mein Fahrer sagte, er hätte auf der linken Seite des Tisches gesessen und du hast dich durch die Stühle hindurch zur rechten Seite hindurchgedrängelt und schließlich hat dir dein Opa noch hochgeholfen.

Anschließend holte dein Opa ein kleines Ponny hervor und führte es mit der Hand über den Tisch.

Dabei hat dein Opa immer ein bisschen gewiehert und er hat gesagt, dass du dem Ponny zuwinken sollst, was du auch emsig getan hast.

An der Tischkante hat mein Fahrer das Ponny fallen lassen, jedenfalls hat er so getan und zu dir gesagt:

„Ruf mal nach dem Ponny.“
„Pooonyyy!“, hast du gerufen und schwupp war es wieder auf dem Tisch.

Schließlich habt ihr alle zusammen Kaffee getrunken.
Mein Fahrer hat mir erzählt, dass du wohl schon ein paar Mal beobachtet hast, dass er stets den letzten Schluck aus der Kanne in seine Tasse gießt.

Das macht man ja nun wirklich nicht und so ist Oma stets böse geworden und hat gesagt: „Der Kaffee ist schon wieder alle. Hast du den letzten Rest bei dir eingegossen.“

Mein Fahrer tut in solchen Momenten so, als würde er schwer hören.

Das sagen ja alle zu ihm, also kann er ja mal tatsächlich nichts gehört haben.

Aber als du deinen Opa dabei beobachtest hast, dass er erneut den Rest des Kaffee‘s aus der Kanne in die Tasse gegossen hat, da hast ihn ganz empört angeschaut und mit deinem kleinen Finger auf die Kanne gezeigt.

„Opa, Kaffee alle!“
Zuerst hat mein Fahrer so getan, als würde er es ebenfalls nicht hören, dann aber musste er laut lachen und du hast trotzdem mit deinem kleinen Finger weiter auf die leere Kanne gezeigt.

„Weißt du Jeepy“, hat mein Fahrer später zu mir gesagt, „Krümel beobachtet alles ganz genau und mir war es ehrlich gesagt sogar ein bisschen peinlich, dass sie mich ertappt hat.

Das werde ich in Zukunft lassen, mir den Rest aus der Kaffeekanne einzugießen, ohne zu fragen.“

Siehst du Krümel, jetzt hast du deinen Opa schon ein wenig miterzogen.

Gut gemacht, lieber Krümel. Mit einer vollen Kaffeetasse auf der Motorhaube grüßt dich dein Jeepy.

JEEPY (42)

WIR SIND BEIDE KLEIN – DU WIRST GRÖSSER UND UNSERE FREUNDSCHAFT EBENFALLS

Hallo Krümel, schon wieder ist eine Woche vergangen, seitdem ich mich das letzte Mal bei dir gemeldet habe.

‚Wieder blitz blank‘ habe ich dir geschrieben. Jetzt bin ich schon wieder schmutzig, aber im Herbst und im Winter ist das nicht anders.

Krümel, ich freue mich ja so auf die Fahrt an die Ostsee.
Natürlich haben wir alle nicht so viel Platz bei mir im Innenraum, wie das bei ‚Bobby‘ der Fall war, dem großen und schweren SUV von Mercedes. Dein Opa hat ihn geliebt.

Aber weißt du, was der jetzt zu mir sagt?
„Es ist alles ein bisschen enger geworden, aber genauso fröhlich geblieben, und wir singen auf der Fahrt unsere Lieder. Diesel fahren wir auch nicht mehr Jeepy ist eben für uns alle unser kleiner ‚Großer‘.“

Krümel, du wirst wachsen, aber ich bleib‘ klein, und unsere Freundschaft wächst trotzdem, immer.

Es grüßt dich zum ‚Nikolaus‘ der kleine Jeepy – dein großer Freund.

JEEPY (41)

HEUTE WIEDER BLITZ BLANK

 

 

Hallo Krümel, hier ist wieder Jeepy.
Ich komme gerade aus der Badewanne, naja besser der Waschanlage.

Du hast mich ja am Mittwoch gesehen, wie ich da aussah.
Dein Opa hat dich doch aus der Kita abgeholt.

Und als du um die Ecke kamst, da hast mich sofort gesehen, obwohl du im Kinderwagen gesessen hast und die Regenplane über dir war, weil es so nass war und so rutschig – auf den Straßen.

‚Jeepiiiii!‘, hast du sofort gerufen, als ich in dein Blickfeld kam. Und ich habe mich geschämt, weil ich so schmutzig war.

Aber gestern, da waren wir ‚unter der Dusche‘ und jetzt grüßt dich dein super sauberer Jeepy und wünscht dir einen wunderschönen Tag in der Kita.

JEEPY (40)

AM NÄCHSTEN MITTWOCH HOLEN WIR DICH AUS DER KITA AB

 

 

Hallo lieber Krümel, hier ist wieder Jeepy, dein bester Freund, nach meinem Fahrer, der gleichzeitig dein Opa ist natürlich.

Mein Fahrer ist so aufgeregt, denn er kann dich nächste Woche aus der Kita holen, wenn du ausgeschlafen hast.

Deine Mama hat wieder eine Weiterbildung in der Nähe von Potsdam und sie schafft es nicht, dich rechtzeitig abzuholen.

Deshalb rief sie meinen Fahrer vor zwei Tagen an.
„Willst du Krümel am nächsten Mittwoch von der Kita abholen?“, fragte deine Mama ihn.

„Natürlich, immer gern!“, rief dein Opa laut. Dabei war er noch im Fitness-Center.

Da wird es nicht so gern gesehen, wenn die Handys klingeln und dann noch laut gesprochen wird.

Ein paar Leute drehten sich nach meinem Fahrer um und straften ihn mit missbilligenden Blicken.

Aber das war dem Fahrer egal. Er freute sich, dass er mal wieder mit dir umhertollen kann.

„Hoffentlich spielt das Wetter mit, und wir können noch ein bisschen über die Spielplätze streunen“, hat er zu mir gesagt.

Und ich? Ja, ich muss wieder in der Parklücke stehenbleiben. Aber ich hoffe ja, dass du auch noch zu mir kommst und dann wie immer laut ‚Jeepiiiii‘ rufst. Ja, dann freue ich mich natürlich auch ganz doll.

Deine Oma will ebenfalls mitkommen.
„Das lässt die sich doch nicht entgehen!“, sagt mein Fahrer zu mir.
Naja, mal ehrlich Krümel, sei froh, dass Oma mitkommt.

Dein Opa braucht doch sonst wieder ewig, bevor er alle Sachen gefunden hat.

Und wenn es nicht gut läuft, zieht er dir erst mal wieder die Hose und die Jacke vom Nachbarkind an und fährt anschließend mit dem falschen Kinderwagen aus der Kita.

Deswegen ist Oma lieber dabei und Opa, der freut sich ebenfalls, denn dann kann er sich nur darauf konzentrieren, mit dir möglichst viel Quatsch zu machen.

Also, bis nächsten Dienstag, lieber Krümel,
dein Jeepiiiiiii!

JEEPY (39)

JEEPY’S GESUNDHEITS-WINTERCHECK

Guten Morgen lieber Krümel,
hier ist Jeepy‘s Fahrer.

Jeepy kann gerade nicht sprechen, er ist zum Gesundheitscheck. Naja, das ist ein bisschen übertrieben.

Aber du kennst das ja, wenn du mit deiner Mama zum Arzt gehst und der Doktor dann sagt: „Mund auf.“ Und wenn du ihn aufgemacht hast, steckt er dir einen Holzspachtel in den Mund und sagt: ‚Weiter aufmachen, noch weiter.“

Dabei hast du den Mund schon auf und kannst nur noch krächzen und die Augen sind auch weit aufgerissen.

Das passiert nun in der Werkstatt, nur diesmal mit Jeepy eben.
Wahrscheinlich prüfen sie gerade seinen Ölstand oder ziehen ihm die Schuhe aus, ich meine, drehen ihm die Räder ab.

Und ich sitze hier lieber Krümel, habe die Beine weit von mir gestreckt, direkt unter dem Tisch.

Also schreibe ich ein bisschen an dich, auf dem iPhone und erwische mit meinen dicken Daumen oft den falschen Buchstaben. Aber das ist nicht so schlimm.

Jeepy geht’s im Moment schlechter.
Der muss sich allerhand Untersuchungen gefallen lassen. Doch dann sind wir auf der sicheren Seite, wenn wir im Dezember zusammen an die Ostsee fahren, und wir gemeinsam das Lied „Kommt ein Vogel geflogen, setzt sich nieder auf mein‘ Fuß“ singen.

Ich kenne ja nur die erste Strophe. Danach muss deine Mama einspringen.

Zum Schluss sagst du dann: „Noch mal“.
Und spätestens dann versucht uns Jeepy zu entfliehen.

Kann er aber nicht, denn wir sitzen ja bei ihm drinnen und singen ungerührt weiter, aus voller Kehle. Das wird wieder lustig.
Bis bald mal, lieber Krümel, und schöne Grüße von ‚Jeepiii‘, der dir aus der Werkstatt winkt.

JEEPY (36)

JEEPY KRIEGT WINTERSCHUHE

Hallo Krümel,
hier meldet sich dein bester Freund, nach ‚Bubba‘, deinem Opa und meinem Fahrer, selbstverständlich.

Wir wollen heute ins Autohaus. Ich kriege wieder Winterschuhe an, ich meine Winterreifen.

Die stehen dort seit einem halben Jahr im Regal und warten sehnsüchtig, dass sie ans Tageslicht dürfen. Ich muss deshalb meine Sommerschuhe abgeben, die ebenfalls bis nächsten Ostern im Regal verschwinden.

Der ‚Schuhwechsel‘ ist gar nicht so einfach. Ja du, du hockst einfach auf den Fußboden, hebst deinen kleinen Fuß in Mamas Richtung oder wenn dein ‚Bubba‘ da ist, eben in seine Richtung. Und den Rest kannst du getrost beobachten und abwarten. Aber du willst ja schon alles allein machen und bald beherrscht das Schuhe anziehen auch.

Doch ich, ich werde auf einer Bühne nach oben befördert, wenn an meinen ‚Schuhen‘ herumgeschraubt wird.

Und der Fahrer? Ja der, der wird sich wieder genüsslich im Autohaus umschauen, ob er nicht ein größeres Auto findet, mit einem größeren Kofferraum, wie er meint.

Das macht mich ganz traurig. Aber du Krümel, du bist ja auch noch da.
Also, wenn du mich das nächste Mal siehst, dann ruf‘ ganz laut: „Jeeeppiiii!“

Und dazu stampfst du vor Freude mit den Beinen auf, so wie du es das letzte Mal bei unserem Treffen getan hast. Ja, dann wird der Fahrer ganz weich und wird mich bestimmt nicht umtauschen.

Also Krümel, denk‘ dran: Du hast es in der Hand!
Bis bald mal, dein heimlich bester Freund „Jeepy“

JEEPY (35)

LIEBER KRÜMEL, DU BIST JETZT SCHON ZWEI JAHRE AUF DIESER WELT-UND SIE IST DESHALB WIEDER EIN BISSCHEN SCHÖNER GEWORDEN

Hallo lieber Krümel,
hier ist Jeepy, dein bester Freund, naja, wenn mein Fahrer nicht in der Nähe ist.

Ich will dir ganz herzlich zu deinem Geburtstag gratulieren. Zwei Jahre bist du nun schon auf dieser Welt, eroberst sie dir in kleinen, aber immer sichtbareren Schritten.

Du fängst an zu sprechen, rufst die Katze als ‚Datze‘ und winkst ihr zu, damit sie zu dir läuft.

Ich wollte dir persönlich gratulieren, weil ich ja unten bleiben muss, wenn du oben die Geschenke auspackst.

Ich soll dich ganz lieb grüßen und drücken von allen, die dich liebhaben, und wir werden dich immer liebhaben, egal was passiert.

Das alles will dir mein Fahrer noch persönlich sagen.
Dann kannst du ihm ja auch dein ‚Aua‘ zeigen, dass du von der Spritze bekommen hast.

Lieber Krümel, wir wollen noch viele Abenteuer gemeinsam erleben, Spaß haben.

Wer weiß, vielleicht fahre ich ja bald mit Batterie. Aber egal, deshalb braucht ihr mir trotzdem nicht meine Sitze mit dem Geburtskuchen vollkrümeln, lieber Krümel.
Mit ganz herzlichen Grüßen und Scheinwerferblinken, dein Jeepy.

 

JEEPY (34)

MEIN FAHRER SPINNT – ER WILL SICH EINEN E-ROLLER KAUFEN

Hallo Krümel, hier ist dein Jeepy, oder ‚Jiiipi‘, wie du ihn rufst.
Wir haben ja lange nichts mehr voneinander gehört.

Deshalb melde ich mich mal bei dir, und ich will dir erzählen, was ich so in der Zwischenzeit erlebt habe, vor allem mit meinem Fahrer zusammen.

Erinnerst du dich noch, als wir alle gemeinsam auf dem Erdbeerhof waren, im Urlaub?

Ich erinnere mich noch genau daran, denn kurz bevor wir auf dem Parkplatz ankamen, hast du dich übergeben.

Naja, du kannst ja nichts dafür. Mein Fahrer, dein Opa, hat mal wieder nicht daran gedacht, dass er um die Kurven ganz langsam fahren muss, wenn du dabei bist. Sonst wird dir ja gleich schlecht.

Deine Mama und Oma haben das schnell wieder hinbekommen, nämlich dich umzuziehen und den Sitz wieder sauberzumachen.
In der Zeit hat dein Opa nur zugeschaut, so als würde ihn das nichts angehen.

Aber ich glaub‘, Oma und Mama waren froh, dass er sich nicht bewegte, weil sie Angst hatten, dass er dadurch noch mehr Unruhe stiften könnte.

Der Tag war schön. Denk‘ nur mal an die Rutsche, wo du auf einem Kartoffelsack mit Mama e hinuntergesaust bist.

Ich habe mir das alles erzählen lassen, denn ich stand ja in der Zeit in der prallen Sonne und habe geschwitzt.

Als wir aus dem Urlaub zurückfuhren, da ist doch mein Fahrer in Lietzow in die Radarfalle getappt.
Weißt du noch? Ich glaube, da hattest du schon wieder deine Augen zu.

„Das musst du doch wissen, dass hier ein Blitzer steht“, meinte Oma.
Mein Fahrer hat nicht geantwortet, so sauer war er.
25 Euro hat ihn das gekostet.

„Einer muss ja spenden“, sagte mein Fahrer, nachdem er den Strafbefehl erhalten hatte.
Aber es kam ja noch dicker.

Auf der Rückfahrt von Ahlbeck, da ist er noch einmal in eine Radarfalle gerauscht.
Und dabei war es so schön am Strand. Deine Mama und du, lieber Krümel, ihr habt euch da schon längst wieder jede in ihrer Kita aufgehalten.

Deine Mama in ihrer Kita, weil sie arbeiten musste und du in deiner Kita, weil du dort spielen solltest, während deine Mama arbeitete.
Gestern also kam der Bescheid.

Mein Fahrer hatte mit einem Punkt und einer Geldstrafe gerechnet.
Doch nun muss er nur 20 Euro bezahlen.
Er hat Glück gehabt, und er weiß nicht einmal, warum.
Also freute er sich und fuhr mich zur Belohnung gestern in die Waschanlage.

„Klappen Sie bloß die Spiegel ein, von ihrem schönen Auto“, sagte die Mitarbeiterin an der Kasse.

„Schönes Auto“, so hat die Frau mich genannt.
Ja, sie hat vollkommen recht damit.
Am Nachmittag fuhren ich und mein Fahrer zusammen nach Berlin-Buch. Wir waren beide frisch geduscht und wollten deine Oma abholen.

Auf dem Weg dorthin war es sehr voll, weil die S-Bahn sich mal wieder nicht an den Fahrplan hielt.
Die Leute liefen einfach über die Strasse, ohne sich umzuschauen.
Stell dir das mal vor, Krümel.

„Sollen doch die Autofahrer sehen, was sie davon haben, wenn sie mich anfahren“, wird wohl so manche Fußgängerin oder so mancher Fußgänger gedacht haben.

Mein Fahrer bleibt in solchen Situationen möglichst ruhig und wartet lieber einmal mehr ab, bis alle über die Straße rüber sind.

„Bald laufen alle auf der Straße“, sagt mein Fahrer gern in solchen Momenten.

„Rücksichtnahme ist gut“, meint er in so einem Fall außerdem.
„Gegenseitige Rücksichtnahme wäre noch besser“, brummelt er dann noch in seinen Bart.

Aber danach, ja danach, da kam der Höhepunkt.
Mein Fahrer musste halten, damit ein Fußgänger nicht in seinem Spaziergang gestört wurde, er schlenderte über die Straße, schaute nicht, ob dort ein Rad fuhr oder vielleicht ein Gefährt mit vier Rädern. Nein, warum auch?

Sollen doch die anderen aufpassen. Macht mein Fahrer ja auch, und so hat er geduldig gewartet.

Wurde er dafür belohnt? Auf keinen Fall, denn von hinten kamen zwei Jungen und traten mit ihren Füßen gegen mein Hinterteil.
Sie grinsten meinen Fahrer an und liefen einfach weiter.

Was soll ich sagen? Mir tut heute noch mein Hinterteil weh, ich meine natürlich meine Heckklappe und mein Fahrer überlegt, ob er mich verkauft und sich einen E-Roller zulegt.

Die soll es ja in der nächsten Woche in einem großen Discounter ganz billig geben.

„Das wird lustig“, findet er.
„Oma kann abends von der S-Bahn direkt auf den E-Roller umsteigen“, meint er zu mir.

Meinst du, der macht das?

Ich glaube das nicht. Aber zuzutrauen ist ihm alles.
Gestern war er schon mal in einem Fahrradladen und wollte sich Mountainbikes anschauen.

Der Verkäufer sagte zu ihm:
„Für Sie wäre ein Damenfahrrad besser, das ist bequemer für Sie.“
Mein Fahrer hat ihn ganz lange angeschaut und geschwiegen.

Oh, Krümel, du glaubst gar nicht, welche Gewitterwolken sich über dem Verkäufer in dem Moment zusammenbrauten.

Zum Glück hatte mein Fahrer gestern Kreide gefressen, weißt du? Wie der Wolf in dem Märchen, das er dir auf einen Podcast gesprochen hat.

Aber Krümel, er hat sich wieder beruhigt, auch innerlich.
Jetzt fährt er erst einmal mit mir zum Liepnitzsee, um zu joggen.
Arbeiten, das ist für ihn noch ein Fremdwort.

Morgens, ja da erzählt er Oma, was er an dem Tag alles machen will.
Aber ich, lieber Krümel, ich weiß Bescheid, was läuft – nicht viel eben.
Bis bald, dein ‚Jiiipi‘.

JEEPY (33)

JEEPY UND FIATINE BEREITEN SICH AUF DAS VERKAUFSGESPRÄCH VOR

 

„Hallo Fiatine, heute geht’s los. Heute schreiben wir uns auf, wie wir dich am besten beim Inhaber des Einkaufsmarktes anpreisen.“

„Ach Jeepy, ich bin so froh, dass du mir hilfst“, flötete Fiatine fröhlich.
„Aber weisst du, ich habe gar kein gutes Gefühl dabei, wenn du sagst, du willst mich anpreisen. Das klingt, als würdest du ein besonders schmackhaftes Steak für den Grill anbieten.“

„Fiatinchen…“, hob Jeepy an.
„Nenn‘ mich bitte nicht Fiatinchen. Schliesslich sind wir nicht miteinander verwandt“, ging Fiatine sofort dazwischen.

„Also willst du jetzt raus, aus dem Autohaus, oder nicht?“, fragte Jeepy und hüpfte ungeduldig mit seinen Vorderreifen hin- und her.

„Ja, schon“, sagte Fiatine nun kleinlaut.
„Pass auf, wir erarbeiten einen richtigen Gesprächsleitfaden, so wie das mein Fahrer getan hat, wenn er seinen Kunden Immobilien verkaufen wollte.“

„Und hat er das dann abgelesen?“, fragte Fiatine. Sie war noch skeptischer geworden.

„Nein, natürlich nicht. Er hat sich nur ein paar Stichpunkte notiert und wenn er das aufgeschrieben hatte, dann war es auch in seinem Kopf.

„Oh Gott“, seufzte Fiatine.
„Ja und die Einwände, die sind ganz wichtig.“
„Ja, ein Einwand ist stets ein Kaufsignal.“
„Kaufsignal?“

„Ja“, Jeepys Wangen, äh Türen, wurden noch röter vor Eifer, als sie es ohnehin schon waren.

„Wenn der interessierte Kunde sagt, dass du pottenhässlich bist, dann zeigt er damit sein Inteteresse.“
Fiatine fing an zu weinen.

„Ich soll hässlich sein?“
„Das ist doch nur ein Beispiel. Natürlich bist du wunderschön“, schob Jeepy eilfertig hinterher.

„Aber wie wäre es damit: Fiatine hat eine Klimaanlage, einen Lautsprecher, Leichtmetallfelgen und ein höherverstellbares Lederlenkrad?“

„Ach, das klingt alles so technisch, so lieblos“, sagte Fiatine und ihrer Stimme war dabei die Enttäuschung anzumerken.

„Dann mach‘ du doch selbst einen Vorschlag, was du sagen würdest“, sagte nun Jeepy und war leicht eingeschnappt.

„Pass mal auf. Ich würde folgendes sagen: Sie sind der Inhaber eines Einkaufsmarktes und gehen tagaus und tagein durch die Türen Ihres Einkaufscenters, schwitzen und plagen sich mit Bestellungen rum und mit Reklamationen.“

„Und was hat das jetzt mit dem Verkaufsgespräch zu tun?“, entgegnete nun Jeepy spöttisch.

„Warte ab!“, sagte Fiatine.
„Der interessierte Käufer wird aufstöhnen und meine Fragen bestätigen.“

„Und dann?“, drängelte Jeepy
„Dann frage ich ihn, ob er den italienischen Spielfilm ‚Dolce Vita‘ kennt.“

„Was ist, wenn er ihn nicht kennt?“, fragte Jeepy skeptisch weiter.
„Ich frage ihn auf jeden Fall nach Sonne, Meer, italienischer Pasta und herrlichem Wein, einfach nach dem Lebensgefühl.“

„Nach Wein und Pasta?“
„Jetzt stell‘ dich doch nicht so an“, sagte Fiatine.
„Ich sag‘ jetzt gar nichts mehr!“

Jeepy war endgültig beleidigt.
„Ein offenes Verdeck, blau-weiß gestreift, herrliche Meerluft, aus dem Radio tönen schöne Melodien, das ist Dolce Vita, und das verkörpere ich, Fiatine.“

„Das ist mir noch gar nicht so aufgefallen“, sagte Jeepy jetzt.
„Aber wenn ich dich so anschaue, kann das hinkommen. Und du meinst also, da ist was dran, an so einer Art Präsentation, das will der Kunde hören?“, fragte Jeepy, immer noch ein wenig zweifelnd.

„Aber klar!“.
„Komm‘, wir fahren zum Verkäufer und fragen ihn, wie er das Gespräch führen würde“, rief Fiatine fröhlich.

„Na meinetwegen“, brummte Jeepy und war immer noch verschnupft.

Er wollte doch noch vor Fiatine mit den technischen Details glänzen, die er sich vorher auf eine Karteikarte geschrieben hatte.
Aber Fiatine hatte ihn mal wieder mit ihrer fröhlichen Art um den Finger gewickelt.

 

 

JEEPY (32)

JEEPY WILL FIATINE MIT EINEM VERKAUFSGESPRÄCH HELFEN

Jeepy hat Fiatine eingeladen, mit an die Ostsee zu kommen.
Und er hat ihr versprochen, dass er sich nach einem Käufer für sie umsieht.

Fiatine steht immer noch im Autohaus.
Durch das ‚update‘ kann sie zwar mit Jeepy automatisch durch die Gegend düsen, aber das sieht der Verkäufer nicht so gern.
Also hat Jeepy eine Idee. Er weiß, dass der Inhaber eines großen Einkaufmarktes ein Auge auf Fiatine geworfen hat.

Und Fiatine ist der Inhaber ebenfalls sympathisch.
„Wie wollen wir das anstellen, dass der Inhaber mich gut findet?“, fragt Fiatine.

„Ganz einfach, wir werden ein Verkaufsgespräch vorbereiten.“
„Ein Verkaufsgespräch? Ich will nicht verkauft werden, ich will, dass der Inhaber mich wirklich gern hat“, sagt Fiatine nun beleidigt.

„Er hat dich heute schon gern.“
„Wieso? Er kennt mich doch nur flüchtig“, sagt Fiatine erstaunt.
„Naja, er wohnt bei mir ganz in der Nähe und da hat er dich eben eines Tages gesehen.

Ein paar Tage später hat er mir aus dem Auto ein Zeichen gegeben und ich habe angehalten.“
„Und weiter?“, drängelt nun Fiatine.
„Jeepy, wer ist dieser kleine Fiat?“, hat er mich gefragt.
„Das ist Fiatine, meine Freundin. Wir unternehmen beide sehr viel zusammen.“

„Und was hat er darauf gesagt“, drängelt Fiatine weiter.
„Hm.“
„Hm?“, das ist ja nicht viel.
„Siehst du, und deshalb muss ich noch ein bisschen nachhelfen, nämlich mit einem kleinen Verkaufsgespräch.

Wenn das klappt, und der Inhaber des Einkaufsmarktes dich kauft, dann wohnen wir beide ganz dicht zusammen“, erklärt Jeepy seiner Freundin.

„Ach, das wäre so schön. Na, dann bereite mal dein Verkaufsgespräch für mich vor.“
Fiatines Stimme klang jetzt fröhlich.

JEEPY (31)

JEEPY LÄDT FIATINE EIN, MIT AN DIE OSTSEE ZU KOMMEN

Fiatine ist traurig. Jeepy hat nicht Wort gehalten.
Er hatte ihr versprochen, dass er sie ins Fitness-Center mitnehmen wollte.

Aber Jeepy hat den Kopf voll. Er musste seinen Fahrer nach Dresden fahren, und zwar viele Male. Nächste Woche wieder.

„Fiatine, sei nicht traurig. Bald fahren wir in den Urlaub und vielleicht kannst du ja mit uns mitkommen.“

„Au ja, wohin fahrt ihr denn?“
„Wir wollen an die Ostsee. Wir nehmen Krümel mit und ihre Mama“, sagte Jeepy.

„Geht ihr denn richtig baden?“, fragte Fiatine.
„Natürlich, was für eine Frage. Alle gehen rein.“
„Du auch?“

„Nein, Autos dürfen nicht ins Wasser.“
„Warum nicht?“
„Weil sonst das Wasser schmutzig wird. Und stell dir vor, hinterher badet Krümel darin.“

„Ja, du hast Recht. Aber können wir nicht was anderes in der Zeit machen?“, fragte Fiatine.
Jeepy überlegte.

„Naja, wir könnten in die Waschanlage fahren und uns in der Zeit mal eine Abkühlung holen. Und danach müssen wir uns nicht einmal abtrocknen.
Wir werden trocken gefönt.“

„Das machen wir“, rief Fiatine.
„Und hast du schon jemand, der mich kaufen will?“, fragte sie noch.
„Ja, ich habe da einen Mann im Auge. Der leitet einen großen

Einkaufsmarkt. Ich glaube, der interessiert sich für einen kleinen Fiat mit einem himmelblauen Kleid.“

„Oh bitte, bitte, frag‘ ihn“, bettelte Fiatine.
„Ja gut, ich werde mal sehen, was sich machen lässt“, antwortete Jeepy.

 

JEEPY (30)

JEEPY IST GENERVT VOM FITNESS-CENTER

„Hallo Jeepy, wie geht es dir?“, ruft Fiatine schon von weitem, nachdem sie ihn im Autohaus entdeckt hat.

„Och, ganz gut“, murmelt Jeepy. Er wirkt erschöpft.
„Geht es dir wirklich gut?“, fragt Fiatine erneut.
„Ja, ich bin nur gerade ein wenig aus der Puste, weil ich mit dem Fahrer im Fitness-Studio war.“

„Du warst im Fitness-Studio?“, Fiatine kann es nicht glauben.
„Naja, mein Fahrer bringt morgens seine Frau zur Arbeit, nach Berlin-Mitte.“

„Und dann?“, fragt Fiatine.
„Dann, ja dann…“, hebt Jeepy bedeutungsvoll die Stimme und fährt fort: „Dann düsen wir zurück, aber nur ein kleines Stück. Wir fahren durch den Autotunnel am Alex, danach über die Kreuzung und biegen wieder nach links ab, um dann gleich in die Tiefgarage zu fahren.“

„Oh, wie spannend“, quietscht Fiatine vor Vergnügen.
„Spannend, was ist da spannend dran?“, fragt Jeepy.
„Was du alles erlebst, das ist doch wunderbar.“

„Was ich erlebe?“, fragt Jeepy.
Und weiter: „Jetzt pass mal auf – mein Fahrer bugsiert mich um die Ecken und fährt stets eine Ebene tiefer, sodass ich jedes Mal Angst habe, dass ich mit meinem zarten Autokörper an einer Wand entlangschramme, oder mir eine Beule hole.“

„Hast du das denn schon mal dem Fahrer gesagt?“
„Ach der, der sagt, wir müssten stets an der gleichen Stelle stehen, denn dann würden wir uns an die Kurven gewöhnen und wüssten, wie wir einparken müssen.“

Fiatine ist eine Weile still und sagt: „Gar nicht so doof, dein Fahrer.“
„Und was passiert dann?“, hakt Fiatine weiter nach.
„Was soll schon sein? Der Fahrer holt seine Tasche raus, geht nach oben, und ich, ja ich muss fast zwei Stunden auf ihn warten.“

„Das ist ja langweilig!“, sagt Fiatine empört.
„Vielleicht kannst du ja mal mitkommen“, meint Jeepy.
„Oh ja, das müssen wir machen“, ruft freudig Fiatine.
Jeepy schmunzelt.

„Warum lachst du?“, fragt ihn Fiatine.
„Nein, ich musste nur daran denken, dass mein Fahrer heute erzählt hat, dass das Laufband so geknarrt hat, als er darauf war. Das war ihm peinlich, denn mit seinen vielen Kilos tanzt er bestimmt darauf wie ein dicker Bär.“

„Lach‘ ihn nicht aus, denn deswegen ist er ja im Fitness-Center.“, nimmt da Fiatine den Fahrer in Schutz.

„Und manchmal, da spielt die Musik so laut, dass ich sie sogar auf der zweiten Ebene der Tiefgarage höre“, sagt Jeepy.
„Und was machst du dann?“, fragt Fiatine.

„Ich hebe meine Vorderräder an und tanze hier unten mit.“
„Das will ich auch. Lass mich das nächste Mal mitbekommen“, ruft da Fiatine begeistert.

„Ja, dann ist es bestimmt auch nicht so langweilig“, sagt Jeepy und fährt wieder aus dem Autohaus heraus.
Fiatine winkt ihm hinterher. Sie ist ein wenig traurig, denn sie ist ja noch nicht verkauft und muss deshalb im Autohaus bleiben.

JEEPYS FAHRER WEISS MAL WIEDER ALLES BESSER, DENKT ER JEDENFALLS

2019.03.07

Hallo Krümel, hier ist Jeepy. Jetzt ist die Woche schon fast wieder rum und ich hoffe, dir geht es gut im Kindergarten und Zuhause, bei Mama.

Naja, einmal hat mein Fahrer dich ja gesehen, über Skype. Da hast du den Computer umarmt, weil du dachtest, dahinter ist dein Opa, also mein Fahrer, versteckt.

Das hat meinen Fahrer sehr amüsiert und er hat danach richtig viel Schwung bei der Arbeit gehabt.

Aber ich wollte dir doch noch zu Ende erzählen, wie es in der letzten Woche weiterging, nachdem wir zurück in den Prenzlauer Berg mussten.

Erinnerst du dich? Mein Fahrer wollte dort die Tastatur austauschen, weil sie ja nicht funktionstüchtig war. Mein Fahrer ließ mich in der Tiefgarage zurück und eilte in das Einkaufscenter.

„Ich möchte diese Tastatur umtauschen. Die funktioniert nicht“, sagte mein Fahrer zu dem Verkäufer.

„Sie haben mich doch auch vor zwei Stunden beraten, richtig?“, hakte er noch nach.

„Hm“, brummte der und verzog sein Gesicht, als hätte er gerade in eine Zitrone gebissen.

„Was haben Sie denn mit der Tastatur angestellt, die ist doch ganz einfach zu bedienen?“, fragte der Verkäufer jetzt meinen Fahrer.

Der pumpte sich gerade hoch. Also sendete ich aus der Tiefgarage meine Signale: „Bleib ruhig, denk an deinen Blutdruck, es geht hier nur um eine Tastatur und nicht um etwas Existenzielles.“

Aber der hörte das zwar, ignorierte das jedoch komplett.
„Ich bin jetzt richtig neugierig, was sie mit der Tastatur anstellen, um mir zu zeigen, was für ein Fachmann Sie sind“, sagte mein Fahrer.

„Ach, das haben wir gleich. Geben Sie mal her“, antwortete der Verkäufer leicht gereizt.

Mein Fahrer reichte das Paket mit der Tastatur rüber und wartete gespannt, wie es nun weiterging.

„Bedienungsanleitung?“, fragte der Verkäufer.
„Drinnen“, antwortete mein Fahrer ebenso knapp.
„Brauchen Sie aber gar nicht zu schauen.“

„Warum nicht?“
„Weil kein Deutsch draufsteht.“
„Gibt es auch in Deutsch“, sagte der Verkäufer.
„Gibt es nicht.“
„Doch.“
„Nein.“

„Wollen wir wetten, dass kein Deutsch draufsteht?“, fragte mein Fahrer.
„Wenn die Anleitung auch in Deutsch ist, dann nehme ich die Tastatur ungesehen wieder mit, egal, ob sie geht oder eben auch nicht.“

„Gut“, sagte der Verkäufer. Er machte den Karton auf, holte die Anleitung raus und zeigte mit dem Finger auf die rechte Seite des Blattes.

Dort standen tatsächlich ein paar deutsche Sätze.
„Das gibt’s doch nicht.“ Mein Fahrer war verblüfft. Der Verkäufer schmunzelte.

„Sie müssen hier auf die Taste ‚Fn‘ gehen und oben auf die Taste eins. Dann halten Sie das Ganze drei Sekunden gedrückt und schon gibt es eine Verbindung.“

„Können Sie mir das vorführen?“
„Kann ich.“

In wenigen Handgriffen brachte der Verkäufer die Tastatur zum Laufen und schrieb munter darauf herum. Mein Fahrer muss so blöd geschaut haben, dass der Verkäufer anfing zu lachen.

Dann lachten sie beide.
„Soll ich die Tastatur in den Karton zurückschieben, das geht immer so verdammt schwer“, fragte der Verkäufer meinen Fahrer.

„Nein, lassen Sie mal. Die nehme ich jetzt gleich so mit.“
Mein Fahrer bedankte sich noch einmal und verließ leichten Schrittes den Media- Markt.

Für ihn war klar, selbst wenn die Tastatur Zuhause nicht funktionierte, noch einmal zurück würde er nicht in den Laden zurückfahren.

Die Straßen waren jetzt verstopft. In Berlin hatte der Feierabendverkehr eingesetzt. Nach zwei Stunden ‚stop and go‘ hatten wir es geschafft.

Ich stand wieder im Carport. Wenig später hörte ich von oben einen Jubelschrei. Die Tastatur funktionierte.

Bis zum nächsten Abenteuer mit deinem Fahrer und mir, lieber Krümel, sage ich Tschüss,
Dein Jeepy.

Mehr lesen:

https://uwemuellererzaehlt.de/jeepy/

JEEPY – ICH ERZÄHLE DIE GESICHICHTEN JETZT SELBST (2)

2019.03.01

Fortsetzung.

Mein Fahrer packte die Tastatur aus, besser, er musste sich beherrschen, um die Packung drum herum nicht einfach aufzureißen.

Es kamen die Tastatur zum Vorschein, die Maus und die Batterien. Daneben lag ein Zettel, eng beschrieben – in Russisch, Englisch, Spanisch. Nur Deutsch, das war nirgendwo zu sehen.

Also probierte er es so aus, die Tastatur anzuschließen. Schließlich hatte er es ja oft genug auf diesem Weg hinbekommen. Zuerst versuchte er es mit dem Computer.

Das war am einfachsten, nämlich auf ‚Einstellungen‘ gehen, ‚Gerät hinzufügen‘ anklicken und warten.
„Versuchen Sie es noch einmal, stand in gelben Buchstaben plötzlich im Display ‚Einstellungen‘. Noch einmal probieren? Mein Fahrer probierte es fünfmal, nein, zehnmal. Dann kribbelte es in seinen Händen, einfach mal so auf die Tastatur zu hauen.

Ich nahm meine ganze Energie als Jeepi zusammen und sandte aus dem Carport Signale zu ihm nach oben, ins Arbeitszimmer, wo ein Krieg auszubrechen drohte.
„Tu‘ es nicht, überlege, woran es liegen kann. Sie klug und beherrscht.“
„Ich will nicht klug und sensibel sein, ich will mich nicht beherrschen. Nein, ich will auf die Tastatur hauen, einfach so.“

Es hatte keinen Sinnen, mit meinem Fahrer zu reden.
Schließlich kriegte er sich wieder ein. Vielleicht lag es ja an den Batterien. Er fummelte den Deckel hinten vom Fach ab, in den die Batterien hineingeschoben werden. Normalerweis kann man sie ganz einfach herausnehmen.

Aber nicht bei meinem Fahrer. Der kramte seinen Brieföffner heraus und fummelte, kratzte an den Batterien herum, bis sie herauskamen. Sie flogen raus, polterten auf den Schreibtisch, kullerten herunter. Wohin?

Natürlich in die Ecke, in die sich mein Fahrer bücken musste. Also schob er sich erst einmal im Sessel nach vorn und versuchte mit den Füssen an die Batterien zu gelangen. Schaffte er das, was meinst du Krümel?

Ja, er schaffte es. Aber dann, als er sie hatte und mit dem Fuß vorsichtig zu sich ziehen wollte, da sprangen sie wieder davon, kullerten noch weiter weg.

Fluchend erhob sich mein Fahrer nun aus dem Sessel, bückte sich und tastete sich unter dem Schreibtisch zu den Batterien heran.
Links sah er seit langem mal wieder die Fächer von dem beigestellten Regal. Es war schwarz, nur die Bretter nicht. Sie waren grau, beschichtet mit dickem Staub.

‚Soll ich noch mal unten hervorkriechen und dann einen feuchten Lappen holen? Nein, der Staub ist gut, der dämpft den Lärm‘, dachte er sich.

Welchen Lärm, frage ich dich Krümel? Wenn er seine Texte laut vorliest oder telefoniert und dem anderen in die Hörermuschel brüllt, dass der auch noch etwas hört, wenn das Telefon nicht an seinem Ohr ist?

Mein Fahrer ächzte wieder unter dem Schreibtisch hervor, wischte sich die Hände an den Hosen ab, sodass der Staub schön verteilt wurde.  Was er nicht bedachte, lieber Krümel, dass er die Sachen selbst waschen musste, weil Klara ja zur Reha war.

Aber das scherte ihn im Moment gar nicht. Nun ging er im Flur zu der Kiste, in der immer die neuen Batterien aufbewahrt wurden.
Er kramte in den Sachen, suchte zwischen den Pappschachteln mit Glühlampen, Staubtüchern und unnützen Dingen, die keiner wegwarf.

Von den Batterien keine Spur.
„Wo hat Klara verdammt noch mal die Batterien hingelegt?“, schimpfte mein Fahrer vor sich hin.

Sie lagen im Wohnzimmer, auf der Kommode.
„Was haben die hier zu suchen?“, fragte er in den leeren Raum. Keiner antwortete ihm. Es war ja auch keiner da. Ich hörte ihn zwar, aber ich stand ja offiziell im Carport, bin sein Auto, kann nicht sprechen, nicht hören, und ich kann nicht der Seelentröster sein, im richtigen Leben jedenfalls nicht.

Mein Fahrer stapfte die Treppe hoch und legte die neuen Batterien ins Fach. Dann probierte er es wieder. Keine Chance.

„Versuchen Sie es erneut“, leuchtete in den Einstellungen des Computers auf. Mein Fahrer hatte die Nase voll. Er holte sich den Pappkarton heran und versuchte, die Tastatur dorthinein zu bugsieren.

Es war ein Grauen. Mal klemmte es an der einen Seite, dann wieder wusste er nicht, wie er das Ganze richtig falten sollte. Schließlich hatte er es geschafft. Die Tastatur war verpackt. Der Karton leicht eingedrückt, aber sonst ganz passabel anzusehen.

Zufrieden räumte mein Fahrer den Schreibtisch auf. Dann ein gellender Schrei. Was war geschehen? Die Batterien lagen noch draußen, die Anleitung hatte er auch vergessen.

Mein Fahrer riss den Karton auf und zerrte die Tastatur erneut heraus. Krümel, ich hatte den Eindruck, die hatte die ‚Ohren eingezogen‘, damit sie nichts mitbekam von dem Gefluche meines Fahres.

Ich musste als Jeepi, seinem nunmehr besten Freund, eingreifen. Ich sendete Signale vom Carport aus nach oben ins Schlafzimmer.
„Wir bleiben entspannt, und wir atmen tief. Wir sind dankbar für jeden Moment, den wir am Tag erleben.“

Ich hatte den Eindruck, auf meinen Fahrer hatte das eine gegenteilige Wirkung. Er stopfte die Tastatur zurück, nachdem er vorher die anderen Utensilien in die dafür vorgesehenen Fächer gezwängt hatte.

Mein Fahrer versuchte es nicht mehr mit Feinfühligkeit, nein, er presste, schubste die Tastatur, bis sie an ihrem Platz war. Es half nichts, wir mussten zurück in den Prenzlauer Berg.

Wir fuhren los. Mein Fahrer drückte auf das Gaspedal, fuhr rabiater, schneller. Es fühlte sich an, als würde ich nicht zum Fahren animiert, sondern mehr geschubst – ‚nun mach‘ schon hin‘, verdammt.“

Im Einkaufscenter ging das Drama weiter. Aber das, lieber Krümel, das erzähle ich dir in der nächsten Woche. Bis dahin wünsche ich dir ein schönes Wochenende.
Dein ‚Jeep‘, der beste Freund deines Opas und damit auch dein bester Freund.