67 Jahre bin ich ohne Fitness-Studio ausgekommen. Aber heute, an meinem 68. Geburtstag, da bin ich nun schon über ein Jahr im JR-Studio im Prenzlauer Berg, trainiere täglich, meist ganz früh, wenn noch nicht so viel los ist.
Auch heute Morgen war ich da, allerdings nicht lange, ich hatte noch zu viel zu tun, so kurz vor meinem Urlaub.
Es war mir wichtig, meinen Geburtstag genauso zu beginnen, wie ich es jeden Tag tue, nämlich mit dem Muskeltraining an der Bizepsmaschine.
Wenn ich daran zurückdenke, wie ich angefangen habe, es muss im Juli vergangenen Jahres gewesen sein, dann bin ich doch ein bisschen stolz auf mich, dass ich durchgehalten habe.
Nur mit dem Abnehmen, da hapert es noch. 11 kg sind zwar runter, aber ich wiege immer noch zu viel, viel zu viel. Ich sehe, dass ich an dieser Ecke noch viel Energie und Willen aufbringen muss.
Doch wenn ich mich zurückerinnere, wie ich zum Beispiel vor gut einem Jahr mit schmerzverzerrtem Gesicht versucht habe, 15 kg an der Bizepsmaschine zu bewegen, und wenn ich dagegen heute sehe, wie ich bereits mit 25 kg beginne und mit 35 kg im dritten Durchgang aufhöre, dann sehe ich schon eine Entwicklung.
„Sieh mal, wie leicht ich jetzt den Einkaufskorb hochhebe, ohne zu keuchen“, sage ich zu meiner Frau und die schmunzelt und fragt: „Und wieso hast du nicht schon mehr Muskeln?“
Ich glaub‘, ich muss mir wohl ab und an ein paar Eiweiß-Shakes aus dem Automaten holen, aber da weiß ich wieder nicht so richtig, wie das geht. Doch das kriege ich auch noch in den Griff.
Was hat sich verändert, seit ich morgens ins Fitness-Studio fahre, nachdem ich meine Frau im Zeitungsviertel abgesetzt habe?
Du kannst mit noch so schlechter Laune durch die Tür gehen, du bekommst gute Laune, nachdem du anderthalb Stunden an den Geräten warst und danach vielleicht noch auf das Laufband steigst.
Die Musik, die spielt, die Tatsache, dass du dich anstrengst, während andere das auch tun und sich so unmerklich ein imaginärer Teamspirit entwickelt, das macht es aus.
Die Rhythmen, die aus dem Lautsprecher kommen, die mochte ich anfangs gar nicht, aber jetzt, da pushen sie mich.
Als ich heute Morgen den Gang entlanglief, um zur Umkleidekabine zu gelangen, da traf ich auf Kalle, den Allrounder.
Er grüßte mich fröhlich, winkte und wir haben einen kurzen ‚Schwatz‘ gemacht.
Ich finde ihn klasse. Er ackert, läuft wie ein Bienchen hin- und her und hat trotzdem noch Zeit für ein Späßchen, ein nettes Wort.
Im Stillen denke ich oft: „Gott sei Dank musst du hier nicht wischen, die Desinfektionsmittel nachfüllen, ständig auf Achse sein!“
Da sitze ich doch lieber an einem Gerät und quäle mich dort im überschaubaren Rahmen.
Überhaupt finde ich, dass das Team der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das JR-Studio sauber halten, einen verflucht guten Job machen. Ich grüße jede Mitarbeiterin oder jeden Mitarbeiter, wenn ich morgens an ihnen vorbeigehe.
Weil ich Aufmerksamkeit haben will? Nein, ich will auch meine Ruhe, wenn ich trainiere. Aber es ist meine Art, Danke schön zu sagen, ihnen gegenüber meine Wertschätzung zu zeigen – für ihre tolle Arbeit, die sie leisten, gerade in der schweren Zeit von Corona.
Vielleicht denkt mancher, der das liest: „Na, nun übertreib‘ mal nicht, schließlich bezahlen wir für diese Leistung, und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen bekommen es ja auch entlohnt.“
Das ist schon richtig. Aber man kann ja seine Arbeit so oder so verrichten.
Du kannst mal eben lustlos aufwischen, die Geräte putzen, die Fenster saubermachen, saugen und du kannst es wiederum mit viel Engagement tun.
Ich glaube, diejenigen, die ich bisher gesehen habe, die ackern richtig für ihr Geld.
Ich fühle mich jedenfalls sehr gut aufgehoben in diesem Studio, weil die Hygieneregeln stimmen, es sehr sauber ist.
Ich bin ja nicht gerade der typische athletische Sportsmann, der dort morgens aufschlägt – mit Bauch, hängenden Schultern, und überhaupt bin ich schon eher der Prototyp des „alten Sacks“.
Das klingt vielleicht hart, trifft wohl aber den Kern der Beschreibung, wenn ich mich selbst einschätzen müsste.
Aber das Training im JR-Studio im Prenzlauer Berg macht mich reich, mental und körperlich.
Ich rufe morgens meine Frau aus dem Auto an, nachdem ich wieder aus der Tiefgarage herausgefahren bin und ich ihr sage, dass ich mit viel Power dem Schreibtisch entgegenstrebe.
Sie staunt jedes Mal, wie ich als Morgenmuffel um vier Uhr starte und ein paar Stunden später als Energiepaket aus dem Studio komme, gut gelaunt, mit vielen Ideen, und der Gewissheit, dass ich die wichtigste Tagesaufgabe bereits erledigt habe.
Ich fahre jetzt an die Ostsee, aber in vierzehn Tagen, ja da steige ich wieder in der Tiefgarage aus dem Auto, bin schlecht gelaunt, mental am Boden, und dann gehe ich durch die Eingangstür, sehe Kalle winken, erkenne, wie fleißig vielleicht eine Mitarbeiterin am Saubermachen ist, erkenne die ersten verschwitzten Gesichter von Teilnehmern an den Trainingsgeräten, höre die Klänge aus dem Lautsprecher, ja und dann tauche ich ein in die Welt von John Reed.
Nicht schlecht, finde ich. Wenn ich so darüber nachdenke: Eigentlich ist es das, was mich am Alltag glücklich macht.
Kalle, mach‘ weiter so, du bist ein guter Typ. Danke, liebes John Reed-Team vom Prenzlauer Berg.