PETER WARTET AUF HELGA
Es dauerte noch eine Weile, bis sich eine Kellnerin ihm näherte, gemächlich und mit grimmigen Gesicht.“
„Sollte sie wegen seiner Anfrage Ärger bekommen haben?“, fragte Peter sich.
„Sie wünschen?“, fragte ihn die Kellnerin, die nun direkt neben ihm stand und ihn mit einem wütenden Gesichtsausdruck anschaute. .
„Können Sie mir dieses Getränk hier empfehlen?“, fragte Peter und zeigte auf die Karte, auf der ein Glas mit einem Mix aus Gin Tonic, etwas Weißwein, aufgefüllt mit Sprudel, und einer am Rand aufgesteckten Apfelsinenscheibe zu sehen war.
„Das ist immer eine Geschmackssache!“, antwortete die Kellnerin verschnupft.
„Das stimmt“, sagte Peter. Er war wieder auf Kampfmodus eingestellt. Er schaute die Kellnerin jetzt selber mit einem provokanten Gesichtsausdruck an. Klara hasste diese Eskapaden. Sie meinte, es lohne sich nicht, sich laufend mit den Leuten anzulegen.
Peter sah das ähnlich, jedenfalls wenn Klara mit dabei war. Aber dass die Kellnerin sich nicht einmal für das späte Erscheinen entschuldigte, reizte es ihn, weiterzumachen.
„Gott sei Dank haben Sie sich so unendlich viel Zeit gelassen, bis Sie es an meinen Tisch geschafft haben. Dadurch konnte ich mir schon ein Bild machen.“
„Wir sind ja schließlich nicht auf der Flucht“, sagte die Kellnerin und wirkte nun in ihrer Körperhaltung noch bedrohlicher. Sie hatte rustikale Lederhosen und ein kariertes Hemd an.
„Ja Sie, Sie sind gewiss nicht auf der Flucht. Sie ganz bestimmt nicht. Sie haben lediglich die Gabe, die Kunden in die Flucht zu schlagen. Ich überlege auch gerade, ob ich gehe.
Aber gut, dann bringen Sie mir bitte das Getränk.“
Die Kellnerin notierte die Bestellung regungslos, drehte sich um und lief davon.
Wenige Augenblicke danach kam eine junge Kellnerin und schaute Peter ängstlich an.
„Hier Ihr Getränk. Zum Wohl“, flüsterte sie fast.
„Oh, das ist aber eine nette Bedienung. Donnerwetter, geht doch. Vielen Dank.“
Das Gesicht der jungen Kellnerin hellte sich und sie lief fröhlich davon.
Vom Tresen her traf ihn der eiskalte Blick der ersten Kellnerin. Peter hob das Glas und prostete ihr zu. Sie drehte sich demonstrativ um.
„Wie im 5 Sterne Hotel“, sagte Peter laut und schlürfte genussvoll das eiskalte Getränk hinunter.
Als er das Glas absetzte, stand Helga vor ihm.
„Na, drangsalierst du schon wieder nette Menschen?“, fragte sie Peter.
Peter stand auf und rang sich ein Lächeln ab. Immerhin hatten sie sich ein paar Jahre nicht gesehen.
Und Helga fuhr fort: „Du, ich war hier jahrelang Stammgast“, sagte Helga.
„Na, dann kann ich den Frust der Kellnerin verstehen“, entgegnete Peter.
Helga hasste ihn dafür, denn sie konnte gegen ihn im Gespräch meist wenig ausrichten.
Sie holte trotzdem zum Gegenschlag aus.
„Und, hast du es mit deinem kleinen Flitzer bis hierher geschafft?“, fragte ihn Helga.
Sie selbst fuhr einen SUV Porsche und wollte Peter treffen.
Ach weißt du, der kleine Jeep, ich nenne ihn „Mister Trump“, hat Biss.
Ich mag ihn. Und meine Enkelin erst, die zeigt schon von weitem mit dem kleinen Finger auf ihn, wenn sie ihn sieht. Da kann mir doch egal sein, was ein paar versnobte Porsche-Fahrer denken.“
Helgas Gesicht lief rot an, sie zog es jedoch vor zu schweigen.