ANNA IST DEMENT (42)

LUKAS RACKERT SICH AB

Lukas keuchte die Treppen bei Anna rauf.
Er hatte zwei schwere Taschen in der Hand, in jeder eine. Die zerrten an seinen Handgelenken, schnürten ihm das Blut in den Fingern ab.

Als er endlich an der Tür angekommen war, ließ er sich schnaufend auf den Stuhl fallen, den Anna vor die Wohnungstür gestellt hatte.
Schließlich erhob er sich ächzend und drückte auf den Klingelknopf.

Es dauerte eine Weile, bis sich drinnen jemand bemerkbar machte.
Die Tür öffnete sich und Anna blickte Lucas erstaunt an.
„Mit dir hätte ich ja nun gar nicht gerechnet“, sagte sie und schaute mürrisch drein.

„Mutti, wir haben doch heute Morgen erst besprochen, dass ich für dich einkaufe, und dafür hast du mir ja sogar einen Zettel geschrieben.“

Lukas konnte seine Enttäuschung darüber, dass sich Anna nicht freute, kaum verbergen.

Hinter Anna ertönte eine fröhliche Stimme: „Guten Tag, Lukas.“
Es war Frieda Krüger, eine gute Freundin von Anna. Sie kannten sich schon von ihrer gemeinsamen Schulzeit aus dem Krieg her.
Frieda ist herzensgut und sie glaubt, sie müsse alles wissen, was so bei den anderen passiert.

Neugierig sagen die einen über sie, wissbegierig sie über sich selbst. Und bereit zu helfen.

Lukas hatte das wohl nicht im Blick, als er Frieda sah.
„Die fehlt jetzt noch in meiner Sammlung“, sagte er sich, besser, er dachte es. Denn laut sagen würde er das nie. Das traute er sich nicht.

Da war Lukas einfach zu feige, oder klug genug, nicht noch zusätzliche Konflikte zu provozieren.

Fortsetzung in ‚ANNA IST DEMENT (43)‘