GLAUB‘ MAL NICHT, DASS ICH NICHT MEHR RAUSGEHE
Anna sträubt sich dagegen, mit Hilfe von Klara eine Einkaufsliste zu schreiben. Sie will nicht wahrhaben, dass sie gar nicht mehr allein vor die Tür geht, schon gar nicht bis zum Supermarkt.
„Mutti, ich ruf‘ dich morgen Vormittag an und dann schreibst du die Einkaufsliste für Lukas.“
„Einkaufsliste für Lukas? Wieso Einkaufsliste für Lukas?“
„Mutti, Lukas geht doch einkaufen für dich. Er muss wissen, was du brauchst.“
„Wieso muss der wissen, was ich brauch‘?“
„Weil Lukas für dich einkauft, damit du alles hast.“
„Das mach‘ ich doch allein“, sagte Anna.
„Du gehst seit Wochen schon nicht mehr raus“, antwortete Klara. Sie hatte Mühe, sich zu beherrschen.
„Also das ist ja das letzte, dass du so etwas sagst.
Lukas war noch nie für mich einkaufen. Das mach ich immer noch allein.“
„Aber Mutti, du gehst nicht einmal mehr zum Briefkasten runter.“
„Dass du das zu mir sagst, das hätte ich nicht gedacht.“
„Ich auch nicht, Mutti“, sagte Klara jetzt schon ein wenig erbost.
Doch sie bereute ihren Ton im selben Moment.
„Mutti, wir alle wollen doch, dass es dir gut“, sagte Klara jetzt wieder versöhnlicher.
„Das weiß ich doch. Aber glaub‘ mal nicht, dass ich nicht mehr rausgehe!“
‚Ich weiß aber, dass du nicht mehr rausgehst‘, dachte Klara jetzt.
„Mutti, das ist ja schön, dann helfe ich dir, deine Einkaufsliste zu schreiben“, sagte Klara stattdessen laut.
„Ja, in Ordnung“, meinte Anna nun.
Am nächsten Tag rief Klara erneut bei Anna an.
„Hallo Mutti, wollen wir mal schnell deine Einkaufsliste durchgehen?“, fragte Klara sie.
„Welche Liste? Ich brauch‘ keine Liste!“, antwortete Anna mürrisch. Eine Stunde später war die Liste trotz Annas erneuten anfänglichen Widerstandes geschrieben.
„Und was soll ich jetzt damit?“, fragte Anna.
In dem Moment klingelte es bei Anna an der Tür.
Es war Lukas. Er holte die Liste und ging zum Supermarkt, ohne Anna. Wie jeden Samstag.