ALLTÄGLICHES (53)
Kennst du das auch? Du arbeitest am Tag, hast Stress, telefonierst, nimmst Termine wahr und trotzdem hast du abends das Gefühl, du hättest nichts geschafft? Wahrscheinlich ist es jedem schon mal so gegangen. Du bist dann unzufrieden mit dir und deiner Welt, die du nur noch als belastend empfindest.
Obwohl ich vielen anderen Menschen mit meinen Coachings und Gesprächen geholfen habe, Auswege aus dem Alltagsgestrüpp zu finden, und sich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist, verrenne ich mich selbst oft genug.
Ich habe mir inzwischen angewöhnt, einen kleinen Zettel zu nehmen, darauf zu notieren, was ich noch tun will, ihn aber dann wieder beiseite zu legen.
Ich möchte damit verhindern, dass ich mich andauernd ‚verzettele‘.
Wenn ich daran zurückdenke, als ich noch Bereichsleiter in einer Unternehmensberatung war oder als Coach viel umhergereist bin, dann hatte ich aus Vorbildgründen immer einen kleinen Zettel in der Tasche.
Darauf stand, was ich an dem konkreten Tag auf gar keinen Fall aus dem Auge verlieren wollte – zum Beispiel einen wichtigen Kunden kontaktieren, ein Gespräch mit einem Mitarbeiter führen, oder zum Valentinstag nicht den Blumenstrauß zu vergessen.
Das waren meine Erinnerungen, meine ‚Denk-Zettel‘.
Oft habe ich auch darauf vermerkt, was ich mir als Ziel für den Tag vorgenommen hatte.
Die Sätze waren stets die gleichen, nämlich: „Am 29.06. des Jahres habe ich 19.00 Uhr folgendes erreicht: Ich habe mit dem Mitarbeiter Alex das Gespräch geführt, eine persönliche Zielvereinbarung mit ihm für das nächste Jahr erarbeitet und über eine Gehaltserhöhung mit ihm gesprochen.“
Ich musste tagsüber nicht mehr auf den Zettel schauen. Nein, wenn ich es einmal mit der Hand notiert hatte, dann war es gespeichert bei mir.
Die Ziele waren wiederum abgeleitet aus ganz konkreten Glaubenssätzen, aus Werten, die mir wichtig waren, und die ich eben nicht am Alltag aus dem Auge verlieren wollte.
Ich habe das auch mit Klienten getan. So erinnere ich mich, dass ich eine Ärztin in einem Krankenhaus gecoacht habe, die einen ihrer Kollegen nicht ausstehen konnte.
„Ich kriege schon schlechte Laune, wenn der nur zur Tür hereinkommt“, sagte sie zu mir.
Ich habe ihr als Aufgabe gestellt, sich jeden Morgen erneut auf einem kleinen Zettel zu notieren, was sie Gutes an dem Kollegen fand, den sie nicht mochte.
Stück für Stück wurde aus einem Feindbild eine Charakterskizze über ihren Kollegen, an den sie später sogar wegen seiner profunden Fachkenntnisse nicht mehr beneidete, sondern ihn dafür bewunderte.
Kleinigkeiten? Vielleicht. Aber wirksam in der Methode.
Ich kann nur empfehlen, es auszuprobieren: Nimm' einen Zettel, schreib' in dein iPhone, gib' es in dein iPad ein, aber schreibe, und zwar darüber, was dir wichtig ist, woran du glaubst, was du erreichen willst, und was du auf gar keinen Fall im Alltagsstreß aus den Augen verlieren möchtest.