OMA MARTHA HAT HEUTE GEBURTSTAG


OMA MARTHA

WAS DIR WICHTIG IST, DAS ZÄHLT

Heute Morgen habe ich Geburtstagsglückwünsche an eine gute Freundin verschickt. Sie wird 80 Jahre alt.

‚Das gibt’s doch nicht, wie die Zeit vergeht‘, habe ich gedacht, als ich die Zeilen geschrieben habe.

Dann fiel mir meine Oma ein. Sie hat heute auch Geburtstag – geboren am 26. August 1906 in Schwerin.

Sie ist schon lange tot. Und trotzdem: Ich denke noch oft an sie.
Wenn mich jemand fragt, an wen ich denke, wenn ich einen Menschen nennen soll, der wirklich von Herzen gut war, dann fällt mir sofort Oma Martha ein.

Sie lebte in Schwerin und wir Kinder damals auch.
Wir konnten uns nicht vorstellen, außerhalb von Schwerin zu leben.
Und es kam uns schon gar nicht in den Sinn, dass wir eines Tages ohne Oma Martha sein sollten.

Sie brachte uns morgens Streuselschnecken mit, die in einer Papiertüte verstaut waren, am oberen Ende eingerollt, sodass wir stets mit viel Neugier die Tüte aufmachten – jeden Tag aufs Neue.
Oma Martha ließ uns alles durchgehen, so ziemlich alles.

Wenn wir auf dem Hof spielten, um die Teppichstange rasten und ich mit dem Roller dagegen prallte, mir eine Beule an der Stirn holte, dann lief ich schreiend und heulend zu meiner Oma.

Die holte ein Messer aus der Schublade, hielt es mir an die Stirn und sagte: „Geheilt, nu ga wedder nach buten‘!“ Und ich ging wieder nach draußen, tobte weiter mit den anderen.

Ich könnte noch viele Geschichten von Oma Martha erzählen, davon, dass ich sie nie vergessen werde, solange ich lebe.
Später habe ich die Oma meiner Frau kennengelernt. Wir verstanden uns sofort. Sie mochte mich und ich mochte sie.
Sie ist ebenfalls schon lange tot.

Heute sprechen meine Frau und ich manchmal von Oma Martha und von ihrer Oma. Und manchmal von beiden gleichzeitig.

Das hat nur einen Grund: Beide waren einzigartige Persönlichkeiten – bescheiden, lebten und arbeiteten für die Familie und hatten einfach einen umwerfenden Humor, und sie konnten beide ‚Platt‘.

Aber das alles Entscheidende war: Sie waren herzensgute Menschen, die zuerst an uns dachten und danach an sich.

Morgen holen wir Krümel ab – sie soll bei uns übernachten.
Als ich es ihr gestern mitteilte, da sagte sie spontan: „Opa, kommst du gleich?“

Was willst du mehr von dieser Welt?
Wir denken an Oma Martha, an Oma meiner Frau und wir geben unsere Erinnerungen weiter, indem wir uns an manche Tugend von ihnen erinnern und vor allem, indem wir mit Krümel Spaß haben.