50 KILO ABNEHMEN (4)

AUF DEM LAUFBAND

Die Euphorie ist verflogen. Jetzt schleppe ich mich morgens mehr oder weniger die Treppen von der Tiefgarage hoch, um zum Eingang des Fitness-Studios zu gelangen.

Ich gehe danach langsam den Gang entlang, hin zur Umkleidekabine, so als könnte ich noch Zeit rausschinden vor der ‚Hinrichtung‘.
Schließlich habe ich mich umgezogen, halte eine Flasche Wasser in der Hand und habe um den Hals ein Handtuch geschlungen.

Ich beginne zunächst mit dem Laufband.
Anfangs bin ich Fahrradergometer gefahren. Aber mir scheuerte das Hinterteil und ich habe mich nicht wohl gefühlt.
Beim Laufband ist es anders. Das erinnert mich an das Nordic Walking, was ich sonst immer mache.

Aber nun, da steige ich auf das Laufband, lege das Handtuch auf die Seite, stelle die Flasche Wasser ab und drücke die Starttaste.
Das Laufband beginnt sich in Bewegung zu setzen. Zunächst ganz langsam. Und ich habe es nicht eilig, die Geschwindigkeit hochzudrehen.

Eine junge Frau besteigt das Laufband neben mir. Sie macht es an, und fängt sofort an zu laufen.
Ein Stück weiter von mir entfernt hat ein junger Mann das Laufband schräg gestellt, sodass er nach oben laufen muss.

Da soll sich bloß keiner einbilden, dass ich so einen Quatsch auch anfange. Dafür ist mein Gewicht zu groß und die Belastung auf den Kniegelenken wäre zu hoch.

Meine eine innere Stimme, der ‚Loser‘ bestärkt mich sofort: „Um Gottes Willen, fang langsam an, mach es dir erst einmal bequem auf dem Band. Steigern kannst du dich immer noch.“

Also laufe ich und schaue dabei auf die Straße. Ich beobachte die Leute. Gerade geht eine Frau vorbei. Sie hat ein enormes Übergewicht.

Sofort meldet sich meine zweite innere Stimme, ‚Schweinehund‘: „Na, da siehst du wie es ist, wenn du dich nicht anstrengst. Du siehst genauso aus wie die Frau und wirst auch so bleiben, wenn du nicht anfängst, die Geschwindigkeit hochzustellen.“

„Jetzt bleib‘ mal ganz ruhig. Immerhin stehe ich wenigstens auf dem Laufband und zeige Einsatz, um weiter mein Gewicht zu reduzieren“, sage ich zu ‚Schweinehund‘.

Aber ich fange trotzdem an, die Geschwindigkeit systematisch hochzudrehen. Das Band wird schneller und ich beginne darauf zu hin- und her zu schwanken.

Das Band quietscht laut. Wahrscheinlich denken die anderen, dass der ‚Dicke‘ zu schwer ist für das Gerät.
Schließlich schaue ich auf den Fernsehapparat, der an der Wand angebracht ist.

Dort trainieren Hochleistungssportler ihre Muskeln. Das motiviert mich. Ich drehe die Geschwindigkeit weiter hoch. Außerdem höre ich auf den Takt der Musik und passe mich in meinen Laufbewegungen daran an.

Ich bin drin, fühle mich als Teil des Trainingsteams im Studio, laufe leichter, beginne zu schwitzen.
Ich krieg‘ gute Laune.