SCHREIBEN IST WIE LIEGESTÜTZEN MACHEN
Es ist so einfach. Du nimmst dir einen Stift oder greifst dir die Tastatur und los geht’s.
Wirklich?
Wenn es so einfach wäre, dann hätten wir so viele und wahrscheinlich in der Mehrheit auch gute Texte.
Aber die Wahrheit lautet anders: Du musst dich nämlich ziemlich überwinden.
Irgendwie kriegst du im Leben nichts hin, ohne dich wirklich anzustrengen, oder?
Willst du Liegestütze machen, dann musst du dich auf den Boden legen. Und dann brauchst du nur noch die Arme strecken. Nur? Dieses ’nur‘ kostet dich viel Überwindung. Aber wenn du es getan hast, dann bist du stolz auf dich.
Beim Schreiben ist es ähnlich.
Es gibt einen Trick, den ich dabei anwende.
Ich schreibe einfach los. Zum Beispiel, wenn ich im Fitness- Studio bin. Du fängst beim Tippen automatisch an zu denken.
Aber es ist auch ein bisschen wie ‚mal sehen, wo es mich ‚hinschreibt‘.
Doch das wirft den Gedankenmotor an. Ich sitze gerade im Studio an der ‚Beinpresse‘.
Neben mir liest jemand ein kleines Büchlein – zwischen den einzelnen Übungen – die er absolviert.
Ich schreibe eben in der einen Minute Pause, die ich mir nach 15 Wiederholungen gönne.
Was ist der Trick? Du schreibst sofort los. Besser, ich tippe los. Auf dem iPhone.
Mit dem rechten Daumen. Die Herausforderung ist, nicht zwei Buchstaben auf einmal zu erwischen. Vor allem, wenn der Daumen so dick ist, wie meiner.
Wäre ich an meinem Schreibtisch, dann würde ich mit dem Füller erst einmal einen groben Arbeitsinhalt skizzieren. Danach würde ich das Blatt einscannen. Umständlich.
Anschließend: den Rohentwurf schreiben, wieder mit dem Füller.
Warum mit Füller?
Weil zwischen meinen Gedanken und meinem Blatt nichts weiter ist, mental jedenfalls nicht.
Aber mit dem iPhone schreibt es sich auch sehr gut.
Du hältst mit der einen Hand das Handy und mit der anderen Hand tippst du auf die Buchstaben. Manche schreiben ja mit beiden Händen. Ich kann das nur mit meinem rechten dicken Daumen, zwar mit den bekannten Nebenwirkungen, aber immerhin erreiche ich beachtliche Tippgeschwindigkeiten.
Korrigieren kann ich später immer noch.
Ich hänge im Studio gerade etwas unbequem an der Beinpresse mit dem rechten Fuß fest. Wird mich das aufhalten, weiterzuschreiben? Nein.
Das kann Leben kann so schön sein. Vorausgesetzt, du findest es schön, so wie es ist.