KANNST DU KRÜMEL VON DER KITA ABHOLEN?

MAL SCHNELL ERZÄHLT
Sonst war Krümel schon in der Wohnung, wenn ich sie betreut habe. Aber nun sollte ich sie vom Kindergarten abholen. Es war das erste Mal für mich.

„Weißt du, wie du da hinkommst, Papa?“, fragte mich Laura.
„Ja, sag mir nur wie der Name der Kita ist“, meinte ich zu ihr.
„Pusteblume.“

Und weiter: „Du gehst direkt unten bei uns am Spielplatz vorbei.“
„Warum kann ich mit dem Auto nicht dort direkt hinfahren?“
„Kannst du auch. Aber laufen tut dir doch auch mal gut, oder? Außerdem kannst du dann Krümel ein bisschen den Kinderwagen auf dem Rückweg schieben lassen.“

„Ja, ist gut. Da ist was dran.“
„Jetzt, Papa, pass gut auf, damit du nichts vergisst!“
„Sind wir hier in der Schule? Und wer ist hier eigentlich der Schüler und wer die Lehrerin?“, fragte ich Laura.
„Papa, in der Reihenfolge. Du hast die Frage gerade selbst beantwortet.“

„Gut, dann sag‘ mal an. Aber warte mal. Ich mach‘ gleich mal mein iPhone auf. Da schreibe ich alles rein.“
„Hoffentlich findest du das auch wieder.“
„Denkst du, du kannst nur digital?“
„Ich bin da auch fit.“

Schweigen. Laura antwortet nicht.
„Und wieso hast du mich denn angerufen, als du wieder mal dein Passwort nicht gefunden hast?“, fragt sie dann doch noch.

„Das war etwas völlig anderes. Lass uns anfangen“, sage ich.
„Ach so, bevor ich es vergesse“, werfe ich noch ein: Wie war noch der Name der Kita?“

„Pusteblume! Papa.“
„Warum klingst du so genervt. Man wird doch noch mal fragen dürfen.“
„Ja, aber nicht fünfmal!“
„Warum eigentlich nicht?“

„Papa. Du sagst mir immer, ich soll mich konzentrieren, alles aufschreiben. Schreiben strukturiert das Denken.“
„Das soll ich gesagt haben?“
„‘Jahaa‘ Können wir jetzt anfangen?“

„Ich bin bereit.“
„Du gehst am Spielplatz vorbei, dann die Straße runter, überquerst sie, hältst dich links.“
„Ach, das weiß ich doch“, sage ich.
„Gut, Papa, dann jetzt zu den Sachen.“
„Ja, bitte.“

Laura spricht von einem roten Schal, einer Brotbüchse, einer Wickeltasche, von Schuhen, einem Rucksack, blau-rot.
„Nicht so schnell. Ich schreibe zwar mit 10 Fingern auf der Tastatur.

Aber nicht auf dem Telefon. Da passt immer nur einer meiner Wurstfinger drauf. Meist reicht der Daumen auch noch bis zum Nachbarbuchstaben.“
Endlich hatte ich alles aufgeschrieben. Ich fühlte mich gut vorbereitet.

Nächster Tag. Der Tag der Wahrheit
Ich habe das Auto abgestellt und bin auf dem Weg zur Kita, am Spielplatz vorbei, die Straße runter.

Wie sollte ich mich dann halten? Links oder rechts?
Mir lief der Schweiß, weil ich schnell gegangen war. Es war aber kalt und es wehte ein ziemlich starker Wind.

Den Mantel hatte ich zu Hause vergessen. Ich war zu aufgeregt.
Ich schaute mich um. Eine junge Frau kam mir entgegen.

Die muss das wissen. Die ist bestimmt auch Mutter, dachte ich.
„Bitte entschuldigen Sie, können Sie mir vielleicht sagen, wo es hier zum Kindergarten geht?“
„Welchen meinen Sie?“
„Gibt’s hier mehrere?“
„Ja, natürlich.“
„Mohnblume.“
„Mohnblume?“
„Die Kita gibt‘ s hier nicht.“
„Nein?“
„Nein!“
„Vielen Dank trotzdem.“

Warum hatte ich mir das nicht aufgeschrieben?
Ich habe die richtige Kita von Krümel dann doch noch gefunden. Zuerst habe ich Krümel die Sachen angezogen, die dem Nachbarkind gehörten. Gott sei Dank, ich bemerkte es rechtzeitig.
Was tun?

Die fremden Sachen wieder ausziehen und die richtigen danach an. Zwischendrin hat Krümel ein Stück Kuchen gegessen. Krümel krümelte dabei mächtig.

Ich suchte einen Papierkorb, fand aber keinen. Also habe ich die Kuchenreste in meine Hosentasche gestopft und sie dort vergessen. Das fiel mir auf die Füße, im wörtlichen Sinne. Nämlich, als ich abends die Hose umgekehrt auf den Bügel hängte.

Zurück zur Kita. Ich musste noch den richtigen Kinderwagen finden.
Habe ich auch. Aber erst einmal habe ich mir den falschen Wagen gegriffen und bin damit losgefahren. Zu meiner Ehrenrettung: Ich hatte den neuen Kinderwagen noch nicht so oft gesehen.

Klara kam mir entgegen und danach sind wir noch einmal zur Kita zurück. Der Erzieherin am Eingang habe ich gesagt, dass wir nun den richtigen Kinderwagen gegen den falschen austauschen müssten. Ich glaube, die wissen jetzt, wer Krümels Opa ist.

Krümel und Laura sind wieder Zuhause. Klara ist arbeiten. Ich habe meine Ruhe. Ich sitz‘ am Schreibtisch, kann was schaffen. Doch ich krieg‘ Entzugserscheinungen. Chaos beim Abholen von Krümel ist besser.