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Erlebnisse, Beobachtungen aus dem Alltag, Begegnungen mit Menschen; über den Moment im Leben freuen.
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Ich habe mal von Autoren gehört, die keinen Schreibwiderstand kennen.
Beneidenswert. Ich gehöre nämlich nicht zu ihnen.
Gut, ich bin auch kein Schriftsteller, muss mir das Leben also nicht zu schwer machen.
Und dennoch: In den seltensten Fällen ist, was ich zuerst aufs Papier gebracht habe auch das, was einer redaktionellen Bearbeitung standhält.
Zugegeben: Ich schreibe auf dem Blog ziemlich frei, korrigiere wenig.
Aber wenn ich eine Rede ausformulieren muss, ja dann tue ich mich schwerer damit.
Es ist schon aufreibend, sich immer wieder aufs Neue an den Text zu setzen und die Sätze auszuformulieren, um sie dann doch wieder zu streichen.
Ich habe mal gelesen, dass Thomas Mann jeden Tag eine halbe Seite geschrieben hat, im Minimum.
Ich denke, das ist ein guter Weg.
Du bleibst im Training.
Also fange ich morgens schon an und schreibe auf, was ich ringsherum sehe- ob die Sonne gerade aufgeht, es regnet, oder was ich gerade tun will.
Das kommt mir oft selbst sehr albern vor.
Wen interessiert es schon, die banalen Dinge festzuhalten?
Klara sagt dann: „Schätze das doch nicht gering. Du musst ja nicht alles verwenden.“
Sie liegt da richtig.
Vor allem: Es trainiert mein Gehirn, meine Fähigkeit, mich gut auszudrücken, kurzum, die Gedanken in Fluss zu bringen.
Ich werde hier dranbleiben.
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Es ist kurz nach sechs Uhr.
Ich habe mir einen Tee gekocht und überlege noch, ob ich gleich
loslaufen soll.
Das Wetter ist schön, aber ich schrecke trotzdem davor zurück.
Ich schaue auf den Stellplatz und sehe, dass die Scheiben am Auto
zugefroren sind.
Ich müsste also erst einmal daran herumkratzen, bevor ich
überhaupt zum Startpunkt losfahren kann.
Ist das eine Ausrede, damit ich erst einmal am Schreibtisch sitzen
bleiben kann?
Wahrscheinlich.
Ich brauche wieder eine feste Struktur, möglichst eine feste Zeit, um
die Nordic-Walking-Stöcke herauszuholen und loszulaufen, unter
allen möglichen Umständen.
Wie oft habe ich mir schon vorgenommen, mittags zu laufen, und ich
habe es dann doch nicht getan?
Es ist der innere Schweinehund, der dann sagt: ‚Ach komm‘, jetzt
geht es ja nun gerade gar nicht.
Die Rede muss fertig werden, ich will den Termin vorbereiten, Klara
will zum Bahnhof gebracht werden.‘
Es wird jeden Tag neue Schwierigkeiten geben, neue Ausreden.
Während ich das aufschreibe, da kommt mir eine Idee:
Ich werde wieder damit beginnen, jeden Abend einen Plan für den
nächsten Tag zu erstellen.
Meine Erfahrung ist, dass ich mich daran halte und die einzelnen
Punkte abarbeite, akribisch genau.
Klara und Laura verdrehen dann die Augen, weil sie sich nie diese
Arbeit machen würden.
Sie halten es für reine Verschwendung von wirklich kostbarer Zeit.
„Du kannst ja in der Zeit, in der du auf dem Papier herumzeichnest,
auch mal Mama helfen“, sagt Laura in solchen Momenten.
Laura hat gut reden.
Also gut: ‚Klara helfen‘ – das kommt mit in den Plan.
Wenn ich dran denke.
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Jeden Morgen gute Laune haben, sich selbst in die richtige Stimmung bringen – leicht gesagt, schwer umzusetzen. Ich versuch's trotzdem, jeden Tag wieder.
Es lässt sich leicht darüber reden, wie toll es ist, sich in die richtige Gefühlslage zu bringen, die einen alles leichter erscheinen lässt.
Aber wenn du morgens aufstehst, du noch Mühe hast, den Tag willkommen zu heißen, dann ist es etwas Anderes.
Ich denke in solchen Momenten: ‚Lasst mich zufrieden, ich will mich wieder hinlegen.‘
Was mach‘ ich dann?
Ich fange dann einfach an, putze zum Beispiel die Zähne. Nach der Dusche fühle ich mich schon besser.
Ich beginne am Schreibtisch mit dem Sprechtraining , nehme den Korken in den Mund und sage die Sätze auf, fünf Minuten lang.
Dadurch komme ich in die Routine rein.
Ich muss ein Audioprotokoll tippen und denke, dass Klara bald aufstehen wird und das Frühstück zubereitet.
Wir wollen mittags nach Berlin fahren und aus der Kita holen.
„Oma, bin ich Mittagskind“, hat Krümel gestern Klara gefragt und vor Freude laut ‚juhu‘ gerufen.
Das fällt mir jetzt ein, wo es noch dunkel ist und ich langsam mit meinem Arbeitspensum beginne.
Ist das wissenschaftlich fundierte Selbstmotivation?
Wahrscheinlich nicht; ist mir auch egal.
Es hilft jedenfalls.
Der Tag wird schön.
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AUFSTEHEN, ÜBER DEN GESTRIGEN TAG NACHDENKEN; SICH AUF DAS, WAS HEUTE KOMMT, FREUEN
Samstagmorgen, kurz nach fünf Uhr.
Ich habe mich aus dem Bett hochgequält.
Ich hätte es wohl nicht getan, wenn ich heute nicht am Vormittag eine Rede halten müsste.
Die Woche war anstrengend.
Am Mittwoch habe ich eine Rede in Wandlitz gehalten.
Eine große Rede. Es war ein bekannter Sportler und Trainer, der verstorben war.
Ich habe viel über ihn gelesen, intensiv mit der Familie gesprochen und dann den Text ausgearbeitet.
Nach der Rede war ich an dem Tag sehr erschöpft, völlig fertig.
Auf dem Rückweg winkte und grüßte zum Abschied ein Sportler.
Das hat mich berührt. Ein schönes Gefühl.
Am nächsten Tag stand wieder eine Rede an.
Ich musste sie noch fertigschreiben, korrigieren und mit den Angehörigen abstimmen.
Die Enkelin in der Familie erzählte mir am Telefon, dass sie auch einen Herrn Müller kenne, aus der Kita.
Und urplötzlich fing sie an zu singen.
„…Und jetzt ist das Lied aus, und alle geh’n nach Haus“, brach sie auf einen Schlag das Lied ab.
Ich bekam wieder gute Laune und machte mich an die Arbeit, mit neuer Energie.
Am nächsten Tag im Friedwald.
Die Schraube am Stehpult war überdreht. Die Platte oben, auf der ich die Mappe ablegen wollte, hielt nicht und kippte nach vorn.
Es war kurz vor Beginn der Feier.
Ich wurde hektisch.
Wie sollte ich den Text ablesen?
Ohne Pult? Schlecht möglich.
Dann sah ich den Holzstamm an der Seite.
Ich legte den oberen Teil des Pults einfach auf den Stamm.
Das alles wackelte während der Rede.
Ich ließ mir trotzdem nichts anmerken.
„Die Rede war schön“, sagt mir eine Angehörige.
Ich war erleichtert, dass nichts Schlimmeres passiert war.
Gestern hat Klara das Stehpult repariert.
Sie zog eine andere Schraube oben durch das Gestänge.
Anschließend habe ich noch eine Mutter auf die Schraube gedreht und mit einem ‚Knochen‘ festgezogen.
Der Schraubenschlüssel stammt noch aus DDR-Zeiten, aus dem Werkzeug-Set meines Ladas.
Hätten wir auch in den Baumarkt gehen können?
Ja, klar.
Aber es hätte Zeit gekostet, Geld, und: Es würde nicht so lange halten.
Ich werde heute über einen Menschen sprechen, der sehr kreativ war, ein ganzes Haus allein gebaut hat.
Er war ein ‚Ossi‘ durch und durch.
Das hat mir imponiert.
Schon deshalb musste es uns so gelingen, das Pult wieder hinzukriegen.
Ich fange an, das Sprechen des Textes zu trainieren, mit einem Korken im Mund.
Es wird traurig heute.
Aber ich freue mich darauf, dieser Familie zu helfen, ihren Papa, Ehemann und Opa würdig zu verabschieden.
Und diese Angehörigen, diese herzlichen Menschen freuen sich darauf, dass ich eine gute, eine zu Herzen gehende Rede halte.
Und genau das werde ich tun.
Der Tag kann beginnen.
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Ich war gegen 04.30 Uhr wach und bin aufgestanden.
Ich wollte möglichst viel schaffen heute – eine Rede vorbereiten, mittags eine Rede auf einer Trauerfeier halten.
Also war ich erst einmal froh, dass ich mich überwunden hatte und senkrecht auf den Beinen stand.
Doch dann meldete sich meine innere Stimme: „Was ist los, Dicker? Ich denke, du wolltest jetzt endlich anfangen, regelmäßig Sport zu machen?“
„Ja, schon gut“, dachte ich.
Ich konnte ja auch noch heute Nachmittag laufen.
„Glaubst du wirklich daran? Heute Vormittag sitzt und schreibst du, trainierst die Rede.
Dann erledigst du die Steuersachen, die schon lange herumliegen.
Nachmittags, nach der Rede, da bist du kaputt.
Die Couch wird ziehen, danach der Kaffee und anschließend sitzt du am Schreibtisch, schon wieder.“
Meine innere Stimme ließ mir keine Ruhe.
„Ich kann mich doch gleich umziehen, wenn ich zurück bin, und danach sofort loslaufen“, dachte ich.
„Deine Worte höre ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“, sagt die innere Stimme wieder.
Sie wurde mir lästig.
„Ich laufe jetzt nicht, basta!“
Die innere Stimme war weg, aber wie von Geisterhand habe ich mich umgezogen, die Sportschuhe zugeschnürt, habe die Nordic Walking Stöcke aus dem Keller geholt und bin anschließend losgelaufen.
Mit Lampe auf dem Kopf, weil es ja noch dunkel war.
‚Na siehste‘, dröhnt die innere Stimme.
Ich habe nicht mehr geantwortet, nur geschmunzelt.
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AUDIO
Es war Samstagmittag. Laura und Krümel waren bei uns zum Mittagessen eingeladen.
Das kam nicht oft vor, aber wenn alle um den Tisch herumsaßen, dann war das ein ganz besonders schönes Gefühl.
Wir aßen, lachten, erzählten aus dem Alltag und waren guter Dinge.
Krümel war nun schon 6 Jahre alt. Wie doch die Zeit verging.
In der vergangenen Woche war ich im Klinikum in Buch und ich musste an dem Storch vorbei, wo im Oktober 2017 der Name von Krümel auf der Tafel stand, die immer die neuesten Geburten von Kindern anzeigte.
Jetzt nun saß sie schon mit am Tisch und hörte aufmerksam zu, wie wir uns unterhielten.
„Papa, du musst endlich lernen, die Probleme an deinem Computer selber in den Griff zu bekommen“, sagte Laura zu mir.
„Du hast hier gar nichts zu sagen“, entgegnete ich in nicht ganz ernst gemeintem Tonfall.
Krümel hörte diesen Unterschied nicht heraus.
Sie schaute mich an und fragte unvermittelt: „Das sagst du zu meiner Mama?“.
Dabei blickte sie mich mit einem vorwurfsvollen Gesichtsausdruck an.
Es war, als würde sie sich schützend vor ihre Mutter stellen.
Ich war für einen Augenblick verblüfft und prustete dann vor Lachen los.
Klara schmunzelte ebenfalls.
Ich staunte, wie selbstbewusst Krümel geworden war und wie aufmerksam sie zugehört hatte.
Jetzt war es mir peinlich, dass ich Laura vor den Augen und Ohren von Krümel, ihrer Tochter und meiner Enkelin, zurechtgewiesen hatte.
Insgeheim aber war ich sehr stolz auf Krümel, die so ihre Mutter verteidigte, und auf Laura, die ihre Tochter zu einem selbstbewussten Menschen herangezogen hatte.
Damit konnte ich gut leben.
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MEIN FREUND, DER ALLTAG (55)
Einen Cappuccino im Café des Discounters trinken, Leute beim Einkaufen beobachten, sich freuen, dass man vorher eine halbe Stunde im Wald gelaufen ist – das gibt Energie und der trübe Alltag wird doch irgendwie schön.
Das Wetter ist trüb.
„Es könnte Frühling werden“, sagt die Verkäuferin an der Bäckertheke.
Ich habe mir gerade eine Tasse Cappuccino bestellt, damit ich das Recht habe, mich an einen der kleinen Tische zu setzen.
Sonst schauen mich die Mitarbeiterinnen schief an. Ihre Blicke sagen dann: „Du hast hier gar nichts zu suchen, die Plätze sind für unsere Gäste da.“
Vielleicht denke ich das auch bloss, denn ausgesprochen hat das noch keiner.
„Man arrangiert sich mit dem Wetter“, antworte ich der Verkäuferin, während sie mir die Tasse rüberschiebt.
Ich bin gut drauf.
Im Wald war es herrlich, ganz ruhig und unter meinen Schuhen knirschte der Schnee.
Es sind die schönsten Momente für mich, denn ich kann durchatmen, komme auf neue Ideen für das Schreiben.
Wie schön das Nordic Walking ist, das fällt mir aber meist erst hinterher ein.
Bevor ich loslaufe, muss ich mich mächtig überwinden.
Ich muss mich umziehen, in den Keller gehen, die Laufschuhe anziehen.
Das ist schon beschwerlich, weil mir der Bauch im Weg ist.
Ich klappe im Keller einen Stuhl auf, den ich schon über 40 Jahre habe.
Er ächzt wie ich, wir sind eben beide alte Säcke.
Doch nun ist das alles vergessen, jetzt sitze ich ja auch im Café, die Füße von mir gestreckt und und freue mich, dass ich mit meinen dicken Daumen auf der Tastatur des Telefons die Buchstaben eintippen kann.
Klara taucht an der Kasse des Discounters auf. Ich schlürfe den Rest des Cappuccinos aus, erhebe mich und helfe ihr, die Taschen aus dem Einkaufswagen zu nehmen.
Klara ist froh, wenn sie mich an der Bäckerei ‚abgeben‘ kann, und ich bin froh, wenn ich nicht mit durch die Gänge zwischen den Einkaufsregalen hindurchschlurfen muss.
Der Tag ist schön.
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Ich habe mit den beiden Geschäftsinhabern Ralf König und Michael Tress vor ziemlich genau zwei Jahren ein Interview geführt – zwei tolle Unternehmerpersönlichkeiten, Menschen mit Herz und einem guten Team an ihrer Seite.
Ich wünsche ihnen von Herzen, dass sie auch in den nächsten 10 Jahren ihre Kunden so gut betreuen und mit prima Essen versorgen.
Ich bin inzwischen selbst Bernauer und werde ganz sicher auf diesen Service gemeinsam mit meiner Frau zurückkommen.
Alles Gute in den nächsten Jahren, liebes Team vom ‚Mittagstisch‘!
Uwe Müller
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TALENT KANN BEIM REDEN SCHREIBEN NICHT SCHADEN, GEDULD UND AUSDAUER, DER EISERNE WILLE, DEN TEXT AUF‘S PAPIER ZU BRINGEN – SIE SIND AUF JEDEN FALL UNABDINGBAR
Reden schreiben, das erfordert viel Geduld und Selbstdisziplin.
Was nützt es dir, wenn du denkst: ‚Heute bin ich nicht in Stimmung. Ich verschieb‘ das mal auf morgen?
Aber was ist am nächsten Tag?
Da steht wieder eine neue Herausforderung an, die nächsten Aufgaben warten, und du hast die alten Dinge noch nicht erledigt.
Ich habe mal gelesen, dass Thomas Mann wenigstens eine halbe Seite am Tag schrieb.
Das vergesse ich dann schnell, wenn ich einfach so gar keine Lust habe, etwas auf das Papier zu bringen. Ausserdem bin ich ja kein Schriftsteller, so meine innere Stimme.
Und trotzdem: Irgendwie musst du dich überwinden, den Stift in die Hand zu nehmen.
Die Lust kommt dann beim Schreiben.
‚Kommandiert die Poesie‘, heißt es bei Goethe.
Letztlich entfalten sich beim Formulieren die Fähigkeiten, die du natürlich brauchst – die Gabe zu beobachten und das Beobachtete in möglichst einfachen Sätzen wiederzugeben, Menschen gut einzuschätzen, sich Ereignisse und Erlebnisse vorzustellen, sie nachzubilden, so dass daraus eine reale Welt aus Worten wird, die sich in der Sprache niederschlägt.
Hartnäckigkeit und der Wille, die Rede aufs Papier zu bringen – diese Tugenden zahlen sich letztlich aus und rangieren vor dem Talent.
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MANCHMAL FINDE ICH AUF GOOGLE-MAPS KURZE EINSCHÄTZUNGEN DAZU, WIE KUNDINNEN ODER KUNDEN MEINE REDEN FANDEN. DER EIGENTLICHE LOHN FÜR MEINE ARBEIT, MEIN GANZ PERSÖNLICHER REICHTUM. ICH SAGE AUS GANZEM HERZEN DANKE DAFÜR!
NOCH NICHTS FERTIGES, HALTBARES, – EHER FÜR DEN PAPIERKORB
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TINA KOPP SAGT DANKE FÜR DIE ATMOSPHÄRE IM VORGESPRÄCH UND DIE REDE AUF DER TRAUERFEIER AM 23.11.2023 ZUR WÜRDIGUNG IHRES MANNES IM FRIEDWALD (WALDSIEDLUNG) UND ICH SAGE DANKE FÜR DIESE EINSCHÄTZUNG
ZUM LINK VON GOOGLE MAPS:
https://maps.app.goo.gl/7sfq7K97Nvh2jiee6
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Ich bin völlig aus der Übung.
Früher habe ich täglich geschrieben, gleich morgens.
Es trainiert dich, wenn du sofort zum Bleistift greifst, dir ein weißes Blatt Papier nimmst und beginnst drauflos zu kritzeln.
Du schreibst, ohne dass du groß nachdenkst, ohne dass du einen Widerstand spürst.
Es kommt nicht auf den Inhalt an, nein.
Es geht nur darum, dass du hintereinander weg schreibst.
Aber du musst dich überwinden, anzufangen.
Von wie vielen Leuten höre ich, dass sie schreiben wollen.
Ich frage mich dann aber im Stillen, warum sie es dann nicht einfach tun.
Ich ahne es: Das kostet dich ja trotzdem ein bisschen Überwindung.
Du musst dich nämlich hinsetzen, den Bleistift in die Hand nehmen und anfangen.
Ich werde das jetzt wieder regelmäßiger tun.
Es bringt deine Gedanken in Schwung, und es erzeugt ein gutes Gefühl.
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Ganz lieben Dank nochmal! Man kann Sie nur weiterempfehlen. Liebe Grüße Andrea und Sandra
Veröffentlichung erfolgte mit ausdrücklicher Genehmigung von Andrea und Sandra Probst
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Reden zu schreiben, das ist ein Handwerk.
Wenn ich das sage, dann schauen mich manchmal Freunde an und sagen: „Blas dich nicht so auf, das kann doch jeder!“
Wirklich?
Ja und Nein.
Wenn du genügend Fleiß entwickelst, hartnäckig an der Sache dranbleibst, dann vielleicht.
Für jeden fühlt es sich so an, dass du die Sätze nur so aufs Papier geschmissen hast, einfache, kurze Sätze.
Die Rede klingt dann flüssig und du hast sie zudem mit genügend Details untersetzt, dass sie nicht langweilig wird.
Aber bist du dort bist, am Rednerpult stehen kannst und einen Menschen so würdigst, dass diejenigen, die ihn kannten sagen: „Ja, so war er. Schön, dass wir das noch einmal gehört haben“, da vergeht eine Menge Zeit und du musst eine wahnsinnige Energie entwickeln, um auf der Zielgeraden anzukommen.
Es gibt Momente, da fällt es dir übermäßig schwer, dich zu überwinden und an den Schreibtisch zu setzen.
Willst du Profi in dem sein, was du tust, dann kannst du aber darauf keine Rücksicht nehmen.
Der Tischler kann auch nicht sagen, dass er heute nicht in Stimmung ist und deshalb nicht den Stuhl fertigbauen kann.
‚Kommandiert die Poesie‘, das hat Goethe schon gesagt.
Was hilft, das ist eine Gliederung, eine Struktur, die dir den Weg weist, damit du weißt, wie du auf ‚weißes Papier schwarze Buchstaben bringst.‘
Wenn ich eine Trauerrede halte, so habe ich eine ganz klare Struktur vor Augen, die im Grunde bis ins Detail ausgearbeitet ist.
Wichtig ist zunächst, dass du die Rede in drei große Bereiche einteilst – in den Anfang, den Mittelteil und den Schlussteil.
Am Anfang sollten einige wenige einführende Sätze stehen, die etwas darüber aussagen, über welchen Menschen ich sprechen will.
In der Trauerrede erwähne ich anfangs stets das Geburtsdatum des Menschen und auch, wann er verstorben ist.
Danach kommen Sätze, die den Menschen in seiner Persönlichkeit insgesamt charakterisieren.
Meistens schreibe ich diese Einführung erst zum Schluss.
Dann nämlich, wenn durch die Beschreibung seiner einzelnen Lebensstationen einen besseren Einblick in den Werdegang eines Menschen habe, weiß, wo seine Stärken und auch Schwächen lagen.
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Das, was man macht, das macht man am besten mit Herz. Link zum Feedback eines Kunden https://maps.app.goo.gl/oNUZmcSiMmAQnN1p7
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Friedrich Nietzsche, Gesammelte Werke, 2012 Anaconda Verlag GmbH, S. 295.
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Es ist schon über 15 Jahre her, damals lebte mein Vater noch, und ich ihn fragte, was er denn nun so mit seinem Rentnerleben anfangen würde.
Er war emeritierter Professor und ich erwartete Antworten in der Qualität, ‚du, ich schreibe an einem neuen Buch über die Geschichte des 2. Weltkrieges‘.
Aber er schwieg zunächst und erst, als ich nachhakte, da sagte er: „Ich bin Trauerredner.“
Mir verschlug es die Sprache.
‚Der Alte, der Professor, und jetzt Trauerredner, so wenig Rente bekommt er doch nun auch nicht.‘
„Wieso tust du dir das an?“, fragte ich ihn stattdessen.
„Weil es spannend ist, die Geschichten von Menschen zu erzählen, die du vorher gar nicht kanntest“, antwortete er.
Es sollten noch ein paar Jahre vergehen, bis ich die gleichen Erfahrungen machte, wie auch mein Vater zuvor.
Klar, du solltest schreiben können und die Worte so in deinen eigenen Sprachduktus bringen, dass dir die Trauergäste auch zuhören wollen.
Doch ist das entscheidend für eine gute Rede?
Nein, ich glaube nicht. Es ist vielleicht die Voraussetzung dafür, dass du handwerklich gekonnt formulierst.
Aber wichtig ist etwas ganz anderes.
Du musst dich für das Leben des Menschen, über den du schreiben und später reden willst, interessieren, wahrhaftig den Lebensweg des Verstorbenen nachvollziehen wollen.
Das kostet Kraft und Mühe, denn du musst nicht nur die Daten und Fakten richtig notieren.
Du musst es danach auch in die richtigen Sätze bringen.
Und unweigerlich beginnst du über das Leben eines Menschen nachzudenken, der dir bis dahin fremd war.
Doch mit jeder Erzählung darüber, wie jemand war, was er gefühlt hat, näherst du dich ihm selbst immer mehr.
Und plötzlich siehst du diesen Menschen vor deinem geistigen Auge.
Du beginnst ihn zu mögen, in dir steigt der Respekt vor dem Leben desjenigen auch, der nun schon nicht mehr da ist.
Vor allem aber beginnst du unwillkürlich über dein eigenes Leben nachzudenken.
Darüber, was dir wichtig im Leben war, ob du noch einmal alles so machen würdest, wie du es vor Jahrzehnten getan hast.
Schließlich wird dir klar, dass auch dein Leben eines Tages zu Ende sein wird, dass nichts im Leben ewig andauert.
Das erzeugt in dir Demut, mitunter kommen depressive Gedanken in dir hoch.
Aber das entscheidende ist: Du beginnst dein Leben mit den Augen zu betrachten, die wissen, dass jeder Moment, jeder Augenblick so einzigartig ist, und er nicht wiederkommen wird.
Also nehme ich das Leben für mich so an, wie es für mich ist.
Deshalb bin ich glücklich, sehe den Alltag genau mit diesen Augen.
Ich glaube die größte Wertschätzung für das Leben beginnt dort, wo du es so siehst wie es ist und daraus auch dein Glück gewinnen kannst.
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Wir sind am Werbellinsee und liegen auf einer Decke, direkt auf der Wiese vor dem Wasser.
Ich habe mich vom Schreibtisch losgerissen und finde es gut, dass wir das schöne Wetter noch einmal ausnutzen.
Jetzt wird mir wieder bewusst, wie schön es ist, dass ich meine Zeit selbst einteilen kann.
Es ist ein wirkliches Stück Freiheit, das nicht mit Gold aufzuwiegen ist.
Du läufst trotzdem mit einem schlechten Gewissen herum.
Aber gerade die Zeiten, die du mal nichts machst, einfach die Beine baumeln lässt, da wird dir bewusst, wie schön eigentlich dein Leben ist.
Wir genießen die Ruhe am See, denkste.
Vor uns, da läuft eine Frau direkt am Ufer auf und ab und telefoniert lautstark.
Sie redet, und sie redet, und wenn du denkst, sie ist fertig, dann unterliegst du einer Täuschung, einer optischen und einer auditiven.
Ich versuche nicht hinzuhören, doch es gelingt mir nicht.
Und das macht mich wütend.
Sie steht bis zu den Knien im Wasser und hat eine Sprechgeschwindigkeit drauf, die deinen Adrenalinspiegel steigen lässt.
Jetzt steigt die Dame im blauen Badeanzug aus dem Wasser, sie hat wohl keinen Telefonkontakt mehr, den sie nerven kann.
Wir sind erleichtert.
Dafür liegen jetzt hinter uns zwei Leute, und zwar unmittelbar hinter uns.
Sie haben die Decke ausgebreitet und wir haben Angst, dass sie den Hang hinunterkullern, direkt auf uns drauf.
Was mag in ihnen vorgehen, wenn sie die Entscheidung treffen, sich direkt hinter jemanden zu legen, dem sie notfalls die Füße ins Gesicht stecken können.
Ringsherum ist alles frei, die gesamte Wiese.
Wahrscheinlich muss ich mich ändern, in meiner kontaktscheuen Art?
Vielleicht sollte ich zu ihnen hochgehen und fragen, ob sie ein Wurstbrötchen von uns zum Mittag mitessen wollen?
Ich konzentriere mich auf die schönen Sachen.
Ich schaue nach oben und sehe, wie sich die Sonne in den Blättern spiegelt, wie die Wellen an das Ufer plätschern und von Ferne Kindergeschrei zu hören ist.
Der Tag ist schön, irgendwie schon.
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Nur, dass du es nicht wahrhaben willst.
‚Das ist banal, ohne Tiefgang, du machst dich lächerlich, wenn du es aufschreibst‘, denke ich oft.
Man schätzt einfach nicht das, was einem quasi vor die Füße rollt.
Hier ein typischer Ausschnitt meines Tages
Der Tag begann für mich so, wie ich es mir vorstelle, wenn ich ihn planen kann, ohne dass mir jemand reinredet.
Ich bin gegen halb fünf Uhr aufgestanden und habe mir einen Tee gekocht, um munter zu werden.
Klara hasst es, wenn ich so früh aufstehe.
„Du bist Rentner“, sagt sie dann.
Sie hat recht, aber auch wieder nicht.
Sicher, ich könnte bis 07.00 Uhr im Bett bleiben, aber dann schaffe ich nichts, nicht so viel jedenfalls.
Ausserdem macht es mir Spass, mich selbst anzustoßen und bis zum Frühstück schon ein bisschen was geschafft zu haben.
Ich bin dann ganz anders drauf.
Vor zwei Jahren, da sind Klara und ich beide kurz vor vier Uhr aufgestanden und eine Stunde später waren wir schon Richtung Berlin-Mitte unterwegs.
Nachdem ich Klara im Zeitungsviertel abgesetzt hatte, bin ich ins Fitness-Studio im Prenzlauer Berg gefahren.
Dort war ich fünfmal in der Woche.
Ich kann es gar nicht glauben, dass ich das so lange durchgehalten habe.
Jetzt ist Klara auch zu Hause und mir ist der Weg zu weit.
Dafür habe ich mir ein Fahrradergometer angeschafft. Aber ehrlich,
ich steige da kaum rauf. Dafür laufe ich wieder regelmässig.
Ich habe als neue Laufstrecke den Weg am Rahmer See für mich entdeckt.
Es ist herrlich, dort direkt am See zu laufen, auf das Wasser zu sehen und mental in die Ruhe und die bunte Herbstlandschaft einzutauchen.
Ich habe nie aufgehört zu arbeiten, aber die Möglichkeit, tagsüber vom Schreibtisch aufzustehen, in die Laufsachen zu schlüpfen und loszustürmen, das ist Luxus pur für mich.
Das macht natürlich nur Sinn, wenn ich schon ein bestimmtes Pensum geschafft habe und meine To-Do-Liste zusammengeschrumpft ist.
Dann gönne ich mir sogar einen kleinen Mittagsschlaf, um danach mit leicht schlechtem Gewissen wieder an den Schreibtisch zu stürzen.
Aber würde ich das alles so schätzen, wenn ich gar nichts mehr tun würde und mich nur noch den Hobbies widmen würde?
Ich glaube nicht.
Am nächsten Tag: Ich sitze wieder auf der Bank, direkt am Rahmer See.
Es ist kein Mensch hier. Ganz still.
Im Hintergrund vernehme ich den stark gedämpften Verkehr auf der Straße.
Ich schaue auf den See und erblicke am gegenüberliegenden Ufer Häuser, eingebettet in die Landschaft.
Muss das schön sein, dort zu wohnen!
Ich seufze in mich hinein.
Aber würde ich dann schon gelaufen sein, Sport gemacht haben?
Eher nicht. Ich würde wahrscheinlich am Schreibtisch sitzen, hinausschauen und auf der anderen Seite einen dicken Nordic Walking – Menschen sehen, der auf der Bank herumlungert, neben sich die Stöcke, die Füße lang ausgestreckt.
„Die arme Sau“, würde ich denken und erhaben auf mein Grundstück hinunterschauen.
Dann würde mich der Alltag einholen und meine schlechte Laune würde in mir hochsteigen.
„Ich muss den Artikel noch fertigschreiben,
das Laub fegen, den Bootssteg reparieren.“
Der Mann auf der anderen Seite erhebt sich.
„Wie der sich wohl fühlt?“, würde ich mich fragen.
„Bestimmt bescheiden.“
Ich erhebe mich von der Bank, schnappe mir die Stöcke, schmeiß sie auf die Schulter und werfe einen letzten Blick auf das Haus am See.
„Schön, dass ich das alles sehen und erleben kann. Gott sei Dank, muss ich dafür gar nichts tun, nur herfahren, sich bewegen, auf der Bank sitzen, den Blick aufs Wasser genießen, das Haus bewundern und denken, dass es schön ist, dass du keine Arbeit damit hast.
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Verfasst im Dezember des vergangenen Jahres
Es ist an einem Tag, mitten in der Woche, und es ist arschkalt. Ich steige ins Auto.
Ich will zu einer Trauerfeier, eine Rede halten. Als ich den Schlüssel umdrehe und den Motor anlasse, erscheint im Display sofort das Symbol für Glatteis.
Ich fasse das Lenkrad an und ich denke für einen Augenblick, dass ich mit den Händen daran kleben bleibe.
Innerlich bin ich angespannt. Es wird eine grosse Rede werden. Die Familie ist sehr gross und weitverzweigt.
Ich habe tagelang am Text gefeilt. Schliesslich habe ich noch eine Excel-Tabelle angefertigt, um bei den Namen durchzusehen. Es ist wichtig, dass die Details stimmen.
Das ist meine Art, meine Wertschätzung gegenüber der Familie auszudrücken. Trauer ist für die Angehörigen eine andere Form der Liebe, die fortgeführt wird, nur dass sie nun noch von viel Schmerz begleitet wird.
Wenn ich mit den Hinterbliebenen ins Gespräch gekommen bin, dann offenbaren sie mir viele Details, und es ist, als würden sie die Geschichte ihrer Familie erzählen.
Sie merken, dass ich interessiert zuhöre. Ich bekomme das Gefühl, dass sie nun ihren Schmerz ein wenig kanalisieren können, und er dadurch für einen Moment vielleicht in den Hintergrund gerät.
„Die Rede ist das eine, aber Sie sollten viel über Ihren Vater sprechen, sich an die kleinen, die lustigen Episoden erinnern“, habe ich der Familie gesagt.
Mir wird in solchen Augenblicken selbst klar, dass es nie die grossen Dinge sind, die letztlich eine Familie ausmachen, sondern die kleinen Erinnerungen.
Die Erinnerungen an einen geliebten Menschen mitteilen zu können, zu merken, dass ein anderer sich dafür auch interessiert, das mag wenig sein – für den schwierigen Moment der Trauer ist es aber viel, und zwar für alle am Gespräch Beteiligten.
Ich muss los und steuere in Richtung der Trauerfeier. Ich bin angespannt und beseelt von dem Gedanken, es gut hinzubekommen, den Angehörigen einen würdigen Abschied für den Verstorbenen zu bereiten.
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Manchmal sehe ich im Fernsehen Reportagen über berühmte Maler und ihre Bilder, die auf einen Wert von über einer Million Euro geschätzt und gehandelt werden.
Ich schaue dann darauf und denke: ‚Was bist du nur für ein Einfaltspinsel, dass dich die Striche des Künstlers nicht in Verzücken versetzen?‘
Wahrscheinlich bin ich zu unsensibel, zu ungebildet auf diesem Gebiet dafür.
Doch das änderte sich, als Krümel letztes Wochenende bei uns zu Besuch war und ich sie fragte: „Kannst du nicht ein Bild für mich malen, es fehlt noch eins in meiner Galerie?“
„Mal sehen, Opa, wenn ich Lust habe“, sagte sie und verschwand wieder in meinem Zimmer.
Es ist mein Arbeitszimmer, in dem eine Couch steht, die Spielsachen von Krümel aufbewahrt werden – für die Zeit, wo sie bei uns zu Besuch ist.
Wir teilen uns also das Zimmer, aber wenn sie da ist, dann nimmt sie es vollständig in Beschlag.
Ich komm‘ dann kaum an meinen Schreibtisch ran.
Aber ich finde das gut und schiebe die Arbeit auch in diesen speziellen Tagen beiseite, im wahrsten Sinne des Wortes.
Wir hatten im Flur die alte Bücherwand stehen, die nach dem Umzug dort Platz gefunden hatte.
Das alles wirkte ein bisschen langweilig, und auch nicht so hell.
„Ich hänge hier noch Fotos von Krümel auf“, sagte Klara.
Und schon sah die Wand viel freundlicher aus, weil uns gleich ein kleines Wesen anlachte, wenn wir von draußen kamen und die Wohnungstür aufmachten.
Wenn ich aus dem Arbeitszimmer in den Flur ging, dann musste ich dort auch vorbei und schon musste ich lächeln, wenn ich Krümel mit ihrem lustigen Gesicht sah, mit ihrer Energie, die pure Lebensfreude ausdrückte.
Nach und nach brachten wir zusätzlich zu den Fotos Zeichnungen von Krümel an, die wir einfach aufklebten.
Jetzt war noch ein kleiner Platz frei, genau richtig für ein Bild von Krümel. Sie musste es nur noch zeichnen.
Krümel saß in meinem Zimmer und staunte über die vielen Buntstifte, die ich zu meinem letzten Geburtstag von Klara geschenkt bekommen hatte.
„Opa, du musst mal in deiner Kiste aufräumen, damit du alles wiederfindest.
Soll ich das für dich machen?“
„Oh ja, das wäre wunderbar“, sagte ich zu ihr.
Krümel begann sofort damit und reihte die Stifte emsig aneinander.
„Opa, kannst du mir ein weißes Blatt geben?“, fragte sie mich unvermittelt.
Ich zog eins aus dem Drucker und reichte es ihr.
Sie kniete sich auf den Fußboden und fing an zu malen.
Sie hätte es auch auf dem Tisch tun können, aber das war ja langweilig.
Sie nahm die Stifte wieder aus dem Kasten, den sie gerade eingeräumt hatte und zog eine Linie nach der anderen, malte Flächen aus, immer mit wechselnden Farben – rot, gelb, blau, dann wieder rot.
„So Opa, es ist fertig.“
Ich schaute auf das Bild und war begeistert.
Ich verstand sofort die Linien, die Farben – sie gingen direkt ins Herz und leuchteten dort.
Ich habe noch den Namen der Künstlerin daruntergesetzt, und das Datum.
Es hängt nun an der wertvollsten Galeriewand – in unseren Herzen, und ja, es ist Millionen wert, für uns auf alle Fälle.
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(Geschrieben am 30.01.2023)
Du lernst dadurch, die kleinen Dinge im Alltag als das zu sehen, was sie sind, nämlich Kostbarkeiten.
Ich bin heute Mittag zum See gefahren, um dort Sport zu treiben, ein bisschen wenigstens.
Und zunächst ist es eine reine Überwindung, es ist etwas, was bei mir nicht oben auf der Beliebtheitsliste der Dinge steht, die ich nun unbedingt machen wollte, nur um glücklich zu sein.
Du musst dich in dein Sportzeug umziehen, ins Auto steigen, später die Stöcke für das Nordic Walking anschnallen, um dann endlich loszulaufen.
Doch dann kippt ein Schalter bei mir um und meine innere Stimme sagt: ‚Es kommt der Tag, da wirst du das alles nicht mehr machen können.
Du nimmst nicht mehr das Rauschen im Wald wahr, das Knacken im Unterholz, du riechst nicht den frischen Duft des Waldbodens, spürst nicht die Tannennadeln, die unter deinen Füssen sanft knirschen.
Du wirst das eines Tages einfach nicht mehr können, weil du nicht mehr da bist. Also warum nutzt du die Zeit nicht, die dir bleibt?
Ich komme mit einem guten Gefühl zurück – irgendwie ein bisschen geläutert.
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„Wer Klugheit erwirbt, liebt sein Leben; und der Verständige findet Gutes.“ (Sprüche 19,8)
Vgl. auch dazu: Stuttgarter Erklärungsbibel mit Apokryphen, DIE HEILIGE SCHRIFT NACH DER ÜBERSETZUNG MARTIN LUTHERS, MIT EINFÜHRUNGEN UND ERKLÄRUNGEN; DEUTSCHE BIBELGESELLSCHAFT. ISBN 978-3-438-01123-7 Neuausgabe mit Apokryphen © 2005 Deutsche Bibelgesellschaft Zweite, verbesserte Auflage 2007 10.2016, S. 787
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Die Arbeit als Trauerredner umfasst mehr als nur die Tatsache, ein paar tröstende Worte zu sprechen, ausgefeilt in den Botschaften und Formulierungen.
Die Trauerarbeit beginnt mit dem Vorgespräch.
Sie ist ein wichtiger Part im Vorfeld zur Erarbeitung einer Rede.
Die engsten Verwandten, Freunde sind an dem Tag versammelt und beginnen zu erzählen, was für ein Mensch zum Beispiel die kürzlich Verstorbene war.
Das ist nicht leicht für die Angehörigen, denn es brechen Wunden auf, manchmal fliessen Tränen.
Aber diese Gespräche haben auch etwas Heilendes.
Es ist jemand da, der den verstorbenen Menschen nicht kannte, und der sich trotzdem für das Leben des Hauptprotagonisten interessiert.
„Sie wollen so viel von mir wissen, ich muss da wirklich nachdenken“, sagte mir eine Frau, die ihre Mutter verabschieden wollte.
Nach einer kurzen Pause, in der sie nachdenklich wirkte, setzte sie hinzu:
„Aber ich bin Ihnen so dankbar, dass Sie fragen, denn so ist es für mich, als würde meine Mutter noch leben.“
Im Verlaufe der Gespräche wirken die Angehörigen und Freunde lebendiger, erzählen auch mal Anekdoten.
Die Wertschätzung beginnt für mich dort, wo ich mit der gründlichen Aufarbeitung dessen beginne, was ich protokolliert und erfahren habe.
Das ist der schwierigste, der mühsamste Teil der Arbeit.
Die Fakten müssen stimmen, die Namen, die zeitlichen Abfolgen im Leben der Verstorbenen.
All das verlangt viel Fleiss, Mühe, Energie und den Willen, ein Bild von der Verstorbenen zu zeichnen, das dazu führt, dass die Trauergäste hinterher sagen:
„Das war ein würdiger Abschied. So war die Verstorbene, so kannten wir sie.“
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Wir alle sind auf der Suche nach dem ultimativen glücklichen Leben.
Wir lesen Bücher darüber, grübeln über den Sinn im Leben nach.
Unsere Phantasie läuft diesen glücklichen Ereignissen hinterher, die später einmal eintreten sollen, so hoffen wir jedenfalls.
Dabei vergessen wir, dass darüber unser Leben an uns vorbeiläuft, unmerklich.
Erst merklich, wenn es oft zu spät ist.
Wir spazieren heute morgen durch die Kleinstadt. Ich will zum Friseur und Klara und Krümel wollen in dieser Zeit ein Eis essen.
Es ist einer der wenigen Momente, wo ich selbst einmal gut angezogen durch die Stadt laufe. Meistens fahre ich mit dem Auto.
Oder ich habe die Jogginghosen an, um im Wald Nordic Walking zu betreiben.
Aber heute passte es.
Die Sonne schien, ich hatte meine Ausarbeitungen so geplant, dass ich mich heute nur um Krümel kümmern musste.
Sie lief auf dem Gehsteig, besser sie hüpfte von einem Bein auf das andere.
Krümel sang dabei fröhlich Lieder, deren Texte wir nicht kannten.
Gab es für sie eigentlich für einen konkreten Grund, so glücklich zu sein?
Vielleicht war es die Tatsache, dass sie mit uns gehen konnte und wir ihr unsere ganze Aufmerksamkeit schenkten.
Ich glaube aber, dass es etwas Anderes war.
Sie freute sich des Lebens, dachte nicht über das Gestern und nicht über das Morgen nach.
Nein, sie lebte in dem Moment, brauchte keinen Grund, um zu lachen oder zu singen.
Das ist es, was wir uns von den ganz Kleinen abschauen können.
Einfach mal loslassen, sich im Hier und Jetzt zu freuen, ohne einen Satz mit ‚ja, aber‘ zu beginnen.
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