KLARA IST NICHT DA UND PETER DÜMPELT VOR SICH HIN

Was vorher war:
Klara war in Stralsund angekommen. Peter stand auf dem Bahnhof, um seine Schwester abzuholen. Beide fuhren in Richtung Hafen, zu Annas Wohnung.
Peter hatte es endlich geschafft, die Dose mit Aprikosen aufzumachen und saß nun im Wohnzimmer auf der Couch, um in Ruhe Nachrichten zu schauen und dabei das Obst zu essen. Das Telefon klingelte. Klara rief ihn aus Stralsund zurück.

„Na, bist du gut in Stralsund gelandet?“, fragte Peter sie, während er auf einem Aprikosenstück herumlutschte

„Was sagst du? Ich versteh‘ dich nicht. Ich bin im Auto von Lukas. Wir fahren gerade zu Mutti.“

„Viel Spaß“, sagte Peter und lachte. Er wusste, dass es Klara nicht leicht fiel zu sehen, wie Anna mehr und mehr unter ihrer Demenz litt.

„Ja, ich melde mich“, antwortete Klara.
Peter legte das Telefon weg und stellte den Fernseher wieder lauter.
„Make America great again“, las er auf eine der Mützen, die ein Trump-Anhänger während einer Demonstration für seinen Präsidenten trug.

Peter liebte es, politische Ereignisse zu verfolgen, Hintergründe zu erfahren. Er schaute sich oft Talkshows an und wusste oft vorher, was einzelne Gäste von den Botschaften her in Worte fassen würden.
„Eigentlich kannst du eine Rate-Sendung veranstalten, in der du das Thema vorgibst und vorher aufschreibst, was die einzelnen Gäste sagen werden und es dann mit dem vergleichst, was du selbst schriftlich niedergelegt hast“, sagte er zu Karsta.

„Du scheinst viel Zeit zu haben“, antwortete die.
„Was machen eigentlich deine Kunden“, schob sie meist in so einem Moment nach.

„Du kannst einem den Tag so richtig gründlich versauen“, sagte Peter dann und trollte sich in sein Arbeitszimmer.

Aber nun war ja Klara nicht da. Er schaltete auf eine Krimi-Serie um, in der ein genialer Ermittler mit seinem Ordnungswahn zu kämpfen hatte.

Peter schaute eine Weile zu, dann zog er die Füße ganz auf die Couch und legte seinen Kopf auf der linken Hand ab.

Der Fernseher drang nur noch leise an sein Ohr. Er hatte Mühe, den Kopf in der Haltung zu belassen, bevor er eingeschlafen war.
Plötzlich schrak er hoch, weil seine Hand abgerutscht war und sein Kopf nach vorn fiel.

In der linken Hand hatte sich das Blut gestaut, sodass Peter erst einmal den Arm hin- und her bewegte. Peter quälte sich langsam vom Sofa hoch. Es war kurz nach zwei Uhr mittags.

Er erschrak, weil er über zwei Stunden unten im Wohnzimmer gesessen hatte.

Peter brachte die Schüssel, in der die Aprikosen waren, nach draußen in die Küche und beeilte sich nach oben zu gehen.

Er tropfte sich ein wenig kaltes Wasser in die Augen und nahm schwungvoll die Tastatur in die Hand.
Das Telefon klingelte erneut.

„Hallo, ich bin bei Mutti“, sagte Klara.
„Und, wie ist es?“, fragte Peter. Er kam gleich zur Sache.

„Naja, ich melde mich später.“
„Ist gut, aber freut sich Anna denn, dass du so plötzlich vor der Tür gestanden hast?“

„Ja, schon, Mutti fragt nur, warum ich hier nicht schlafen will“, sagte Klara.
„Na, das ist ja auch nicht zu verstehen“, versuchte Peter sie aufzuziehen.

Doch die hatte keinen Nerv für seine Scherze.
„Ich leg‘ jetzt mal auf, denn wir wollen noch viel tun heute.“