DER ERSTE BESUCH BEI KLARA IN DER REHA-KLINIK

ALLTÄGLICHES (47-3)

MAL SCHNELL ERZÄHLT
Frühjahr 2019
Am Sonntag habe ich Klara in der Reha in der Nähe von Potsdam besucht. Ich wollte ganz gemächlich dort hinfahren und später mit Klara in Potsdam Essen gehen. Es kam anders. Kurz vor meiner Abfahrt rief Laura an, sie wollte mit. Krümel natürlich auch.

Eigentlich bin ich gegen diese planlosen, chaotischen Aktivitäten. Aber angeblich ist das ja gerade kreativ. Ich bin nur anders geprägt. Aber was soll’s? Wenn ich Krümel höre, werde ich weich. Also löste ich meinen inneren Alarm aus, saß 10 Minuten später im Auto und steuerte Hohenschönhausen an.

Laura und Krümel standen schon unten, vor ihrem Haus.
Laura bekam alles schnell hin, setzte Krümel in den Kindersitz und schnallte sie an. Sie kann das am besten.

Wir fuhren Richtung Reha-Klinik, in die Nähe von Potsdam,  los.
„Wir fahren jetzt durch die Stadt, nicht über die Autobahn“, sagte ich zu den beiden auf der hinteren Sitzbank.

Beide guckten mich an, als würden sie sagen wollen: „Quatsch‘ nicht, fahr einfach los.“ Die Tante vom Navi gab mir laufend Hinweise. Entweder zu früh, dann musste ich anschließend umkehren, oder zu spät. Dann musste ich auch umkehren.

Plötzlich übergab sich Krümel. Ein regelgerechter ‚Vulkan‘ brach aus ihr heraus. Ich bin wahrscheinlich zu viel im Kreis und um die Ecken gefahren. Das tat mir in der Seele weh für sie und ich hatte ein schlechtes Gewissen.

Aber es ist alles so schnell vorbeigegangen, wie es gekommen war. Nur zum Schluss, als ich um einen Kreisverkehr herum musste, da ging das alles von vorn los. Schließlich hatten wir es geschafft.

Wir stiegen aus und sahen erst dann das gesamte Ausmaß des ‚Vulkanausbruchs‘. Der Kindersitz war übersät von Erbrochenem und ähnlich sah es mit den Sachen aus, die Krümel am Körper trug. Klara stand schon im Eingang und freute sich riesig, als sie Krümel in die Arme nehmen konnte.

„Das riecht ja so säuerlich“, sagte Klara. Wir antworteten erst einmal nicht. Auf dem Zimmer von Klara befreite Laura die Kleine von den schmutzigen Sachen.

Klara und Laura machten sich sofort ans Waschen und anschließend ans Trocknen. Der Haartrockner von Klara war dafür bestens geeignet. Krümel kümmerte das erst einmal nicht. Sie erkundete das Zimmer, probierte alle Schuhe aus, die im Zimmer umherstanden. Im Handumdrehen sah es im Zimmer aus, als würden dort 30 Leute auf engstem Raum hausen.

Schließlich saßen wir alle im Sessel und auf dem Stuhl. Ich lag auf dem Bett. Mit dem Ausflug nach Potsdam wurde es nichts. Dafür lag Krümel auf dem Teppich, auf dem Bauch, und schaute unter das Bett. Laura kniete daneben und versuchte ebenfalls, unter das Bett zu schauen.

Klara rutschte im Sessel immer weiter nach hinten, um einen Blick unter das Bett zu bekommen. Ich habe mich auf dem Bett zur Seite gerollt und hing mit dem Kopf nach unten. Da war ein Taschentuch. Krümel sollte es unter dem Bett hervorholen, dachte aber nicht daran. Wir bewegten uns auch nicht.

Wer sich jetzt regte, musste den Arm unter das Bett schieben und das Taschentuch hervorzerren. Ich harrte aus, Krümel auch, Klara sagte nichts.

„Also gut“, rief Laura und fasste unter das Bett, um das Taschentuch hervorzuholen. Dafür sind waren wir nun so weit gefahren.
Wollen wir in die ‚Kartoffelkiste‘ gehen?“, fragte Klara.
„Vorher zeige ich dir das Haus und die Schwimmhalle“, sagte sie noch.

„In Ordnung“, antwortete ich. Laura blieb auf dem Zimmer und Krümel sollte ihren Mittagsschlaf machen. Sie dachte nicht daran und fand es unerhört, dass wir das Zimmer verlassen wollten, um durchs Haus zu gehen. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.