KLARA IST WEG UND PETER KÖNNTE NACH HERZENSLUST ARBEITEN – WENN ER WIRKLICH WOLLTE

Was bisher war: 
Klara war bei ihrer Mutter zuhause angekommen und wollte gleich mit dem Saubermachen loslegen.
Peter war endlich nach zwei Stunden Mittagspause an seinen Schreibtisch zurückgekehrt und dachte über sein Leben nach, anstatt seine Arbeit fortzusetzen.

Es war so still im Haus. Peter hatte ‚sturmfreie Bude‘ und er könnte jetzt nach Herzenslust weiterschreiben, seine Vorhaben voranbringen.

Aber was wollte er eigentlich vorantreiben?
Mehr Artikel schreiben, mehr Geld verdienen, mehr Interviews führen oder lieber die Füße hochlegen und gar nichts tun?

Immer wenn Klara wegfuhr, wollte er etwas schaffen, die Abendzeit mehr für das Schreiben nutzen und weniger vor dem Fernseher hocken.

Doch es kam in der Regel ganz anders. Peter verbrachte weniger Zeit in seinem Arbeitszimmer, schaute mehr Talkshows und Filme.
Er aß noch ungesünder und verfluchte sich selbst dafür.

„Ich komm‘ hier zu gar nichts“, schimpfte er oft, wenn Klara mal wieder in den Discounter wollte, weil es dort irgendetwas zu kaufen gab, meistens für Krümel.

Peter lehnte sich im Sessel zurück und dachte an die vergangene Woche.

Klara saß an ihrem Laptop im Homeoffice. Zwei Tage hatte sie jetzt mit ihrer Firma vereinbart, wo sie von Zuhause aus arbeiten konnte.

„Ich fahr‘ schnell hin und hol‘ die Sachen“, hatte er noch ein paar Tage zuvor Klara versprochen. Peter wollte sich opfern und freiwillig ganz früh am Morgen in den Discounter fahren.

Klara legte ihm einen Prospekt hin, in dem alles abgebildet war – zwei Kopfkissenbezüge, eine Decke für Laura und ein Hubschrauber für seine Enkelin Emma zu Weihnachten.

Peter fotografierte alles mit dem iPad ab und versah es mit einer speziellen Nummer, sodass er es auch wiederfinden konnte, innerhalb seiner zahlreichen Dateien.

Laura und Klara kicherten nur und verdrehten dazu die Augen, als sie Peters Vorbereitungen mitbekamen.

Das Telefon klingelte und Peter wurde aus seinen Gedanken gerissen.

„Guten Tag, hier ist die Telefongesellschaft, Herr Gerber, wie zufrieden sind Sie mit unseren Leistungen?“, fragte ein junge männliche Stimme.

„Ich bin mit den Leistungen sehr zufrieden, aber höchst unzufrieden mit den laufenden Störungen, während ich hier angestrengt arbeite“, sagte Peter.

„Oh, das tut mir leid“, sagte die Stimme am Telefon.

„Und mir erst“, entgegnete Peter und beendete das Gespräch, indem er einfach auf die Taste drückte.

„Wo war ich eigentlich mit meinen Gedanken?“

Peter kam nicht drauf. Das wäre jetzt die perfekte Gelegenheit, mit der Arbeit zu beginnen.

Aber Peter strengte sich an, um den geistigen Faden wiederzufinden, den er mit der Telefonunterbrechung verloren hatte.

„Ah, beim Einkauf.“

Peter lehnte sich zurück und erinnerte sich weiter, was er nicht alles noch nebenher machen musste und wofür ihm keiner so richtig dankte.