WAS BISHER WAR:
Peter ringt mit sich, seine Schwester anzurufen und herauszubekommen, wie es seiner Mutter geht.
Gertrud Gerber ist an das Bett gefesselt, kann nichts mehr allein tun und ist stark dement. Es besucht sie keiner – in den Zeiten des Lockdowns.
Peter nahm den Hörer ab und wählte die Telefonnummer seiner Schwester.
Helga ging nicht ans Telefon.
Er legte auf und kramte in seinen Unterlagen die Telefonnummer des Pflegeheimes in Dresden heraus.
Endlich hatte er alles zusammen.
Es dauerte eine Weile, bis er die richtige Ansprechpartnerin in der Leitung hatte.
„Ach, ist das schön, dass Sie sich mal melden“, sagte eine freundliche Stimme am anderen Ende.
Peter wurde rot und war froh, dass die Schwester nicht sehen konnte, wie peinlich es ihm war, dass er sich solange nicht gemeldet hatte.
„Wie geht es meiner Mutter?“, fragte er mit etwas beklommener Stimme.
„Soweit gut. Sie schläft viel, vergisst oft, wo sie sich befindet und wer gerade vor ihr steht.
Aber ich werde die Grüße von Ihnen ausrichten. Sie wird sich sehr darüber freuen“, sagte die Schwester.
„Ich melde mich bald wieder, vielen Dank für die Auskunft“, sagte Peter und legte den Hörer auf.
Jetzt packte ihn erst recht das schlechte Gewissen.
Das Telefon klingelte erneut. Helga war dran.
„Du wolltest mich sprechen“, fragte sie Peter.
„Ja, willst du mich denn auch sprechen?“, fragte er zurück.
Das Verhältnis zwischen ihnen war angespannt und würde es wohl auch bleiben.
„Du willst bestimmt wissen, wie es Mama geht“, sagte Helga jetzt.
„Naja, ich habe direkt im Heim angerufen.“
„Du weißt schon, dass ich die Geschäftsführerin dort bin“, sagte sie jetzt mit herablassender Stimme.
„Ja, deswegen wollte ich mal die authentische Meinung der Schwester einholen“, sagte Peter.
„Was bildest du dir eigentlich ein, wer du bist?“, fragte Helga nun.
„Wir sind immer noch die, die wir immer waren“, sagte Peter trocken.