DIE GESCHIRRSPÜLMASCHINE WAR NICHT AUSGERÄUMT

2021.02.04

WAS BISHER WAR:
Bei Klara, Lukas und Peter setzte sich immer mehr die Erkenntnis durch, Anna nicht mehr zu etwas zu bewegen, was sie überhaupt nicht mehr wollte, zum Beispiel sie zu Feiern mitzunehmen.

Krümel machte für alle den Alltag schöner, sie war stets präsent, und wenn auch oft nur in Gedanken.  Peter musste darüber nachdenken, was er Klara zum Geburtstag schenken wollte.

Es deutete sich an, dass Klara lediglich einen Blumenstrauß zum Geburtstag haben wollte. Sie hatte sich ihre Geschenke bereits vorher besorgt.
Aber der Blumenstrauß musste ja trotzdem noch besorgt werden.

Schade, dass Peter gerade Klaras Lieblingsblumenvase zerschmissen hatte. Die stand morgens im Weg, als Peter die Spülmaschine ausräumte.

Er hatte gerade das Sonntagsgeschirr in das Wohnzimmer gebracht. Peter war sauer, weil er das morgens machen musste, denn hätte er gewusst, dass die Maschine noch voll war, so hätte er es abends noch getan.

Aber Klara sagte nur: „Das musst du doch nicht machen.“
Wie stellte sie sich das eigentlich vor ? Dass er das Frühstück vorbereitete und unten die Spülmaschine voll war mit Geschirr?

Nein, das kam für ihn gar nicht infrage.
Das konnte er einfach nicht. Er war nicht so gestrickt, dass er das übersehen konnte.

Also stellte er die Tassen und Teller schlecht gelaunt auf den Wohnzimmertisch. Es war noch dunkel. Plötzlich stieß er mit dem Arm gegen etwas. Es rollte und krachte auf die Erde.
Es war die Blumenvase.

„Das war die schönste Vase, die wir hatten“, sagte Klara.
„Und das ist mit Abstand der schlechteste Beginn eines Tages“, sagte Peter.

„Ich weiß nicht, warum du so bist?“, sagte Klara.
„Ich weiß auch nicht, warum du nie abends alles für den Morgen vorbereitest“, entgegnete Peter.

Seine Schilddrüse schlug schon an und er war dabei, sich nicht mehr einzukriegen.
Was war geschehen? Das Auto kaputt, jemand die Treppe heruntergefallen, der Strom ausgegangen?

Nein, etwas viel Schlimmeres, der Geschirrspüler war noch voller Geschirr geräumt.

Das Frühstück verlief ruhig. Peter surfte in der neuesten Ausgabe der Berliner Zeitung.

Die Corona -Toten waren wieder mehr geworden.

‚Und du regst dich wegen so einer Kleinigkeit auf‘, dachte Peter.

Laut aber sagte er: „Das finde ich zwar nicht in Ordnung, dass du mich nicht unterrichtest, was in der Küche noch gemacht werden muss, aber lass uns jetzt nicht mehr streiten, die Vase ist ohnehin kaputt.“

Klara schwieg. Sie musste gleich in die S-Bahn, dann die kalte Straße im Zeitungsviertel entlanglaufen und der Dicke hier regte sich über so einen Mist auf.

‚Ach war das schön, als er noch Teams geführt hat und auch gut verdiente.‘

Das Leben war zwar stressiger, aber ihr Mann war abends wenigstens müde und hatte keine Kraft mehr, zu reden, geschweige denn in die Spülmaschine zu schauen.

Aber jetzt, wo er nur noch im Homeoffice saß, da wollte er den Haushalt führen, wie von einem Befehlsstand aus und er wunderte sich immer, dass Klara sich nicht an seine Anweisungen hielt, sondern nur sagte, er könne ruhig noch mehr machen, wenn er schon zu Hause war.

Das brachte Peter endgültig aus dem Häuschen. Er verkroch sich dann in sein Zimmer und arbeitete umso verbissener an seinen Marketingkonzepten.

An dem Tag rief Peter noch einen Kunden wegen einer Anzeige an.
„Das ist mir alles zu persönlich“, sagte der zu Peter.

„Zu persönlich? Sollte es denn unpersönlich sein in der Stellenanzeige sein.

Wollen Sie Menschen ansprechen, die sich für Sie und Ihr Unternehmen begeistern, oder wollen Sie Leute, die kalt und abstrakt im Pflegedienst wirken?“

Peter war rhetorisch kaum zu schlagen. Er siegte auch in dem Gespräch, aber er verlor den Kunden.

An dem Tag beschäftigte er sich nur noch mit den ausstehenden PR-Texten. Er fand sie wenig aussagekräftig und fad, und seine Laune sank auf den Nullpunkt.

Er ging in das Wohnzimmer, schaltete den Fernseher ein und schaute sich einen Film über die Seals in Afghanistan an. Die waren aufeinander eingespielt, die Kommandozentrale tickte wie ein Uhrwerk. Peter liebte diese Filme.

Vielleicht konnte er sich ja noch für die Organisation des Haushaltes etwas abschauen. Doch was stand denn bei ihm an? Nur eines: Blumenstrauß für Klara besorgen.