DER ERSTE RICHTIGE URLAUBSTAG NACH DER ANREISE

Am ersten Tag, dem der Anreise, bist du kaputt, möchtest nur noch liegen oder im Sessel sitzen und nichts mehr sagen.

Aber das geht natürlich nicht, wenn Krümel mit in der Ferienwohnung ist.

„Opa, wann kommst du spielen?“, fragt sie, kaum nachdem wir die Sachen einigermaßen verstaut hatten.

Also habe ich mich auf den Fussboden begeben, das Feuerwehrauto ausgepackt, den Polizeiwagen mit der Sirene und viele der anderen kleineren Autos. Nicht zu vergessen den Hubschrauber, der nur noch einen Flügel hat, was aber keinen von uns störte.

Dann haben wir die Sirene vom Polizeiauto angestellt und so laut gespielt, dass wir von Krümels Mama zur Ordnung gerufen werden mussten.

Am nächsten Morgen dann sind wir gleich ans Wasser gefahren.

Der Strand war nahezu menschenleer. Ein Traum.

Wir bauten unseren Sichtschutz unmittelbar vor dem Meer auf, sodass es Krümel nicht weit bis ins Wasser hatte.

„Ist das nicht herrlich?“, rief ich Karsta zu, während ich mit Schwung die Stangen in den Ostseestrand rammte.

Ich legte mich danach auf ein Laken, fest entschlossen, nicht so schnell wieder aufzustehen. Ich nahm mein Buch zur Hand und fand, dass diese paradiesische Zustände wären.

Bis zu dem Zeitpunkt, als direkt neben uns eine größere Gruppe ihr Domizil aufschlug, laut diskutierend und sehr gestenreich. Es war eine  Familie aus Sachsen, wie unverkennbar zu hören war. Der Vater schritt wichtig durch den Sand, das Handy am Ohr und sagte: „Nu, das könn‘ mä doch näschte Woche kläären.“

Dafür war ich auch. Aber es zog keine Ruhe ein. Die Jungen holten einen Ball raus und spielten aus Rücksicht ihren Eltern gegenüber in einigermaßen sicheren Abstand von ihnen. Also direkt neben unserem Sichtschutz. Ich hörte nur, wie ihre  Füsse gegen den Ball knallten und anschließend gegen die Wand unseres Sichtschutzes. Ich schnellte sofort hoch,  obwohl ich mir geschworen hatte, liegenzubleiben.

„Tschuldigung“, riefen sie zu mir.

„Nicht so schlimm“, log ich.

Ich ging runter zum Wasser und schmiss mich todesmutig in das viel zu kalte Naß.

„Opa, ich komme“, rief Krümel und zog in Windeseile ihre Sachen aus.

Ach irgendwie war es doch schön und vielleicht sollte auch alles so sein, redete ich mir ein.

Der Aufenthalt war noch  schön, eine  Stunde jedenfalls, bis die ersten Tropfen vom Himmel  fielen.