MONTAGS AM SEE LAUFEN – BESSER KANN DIE WOCHE NICHT BEGINNEN

ALLTÄGLICHES-2021.07.19

ALLTÄGLICHES-2021.07.19
Klara hat heute Homeoffice und so bin ich erst kurz vor halb sechs Uhr aufgestanden und nicht ins Fitness-Studio gefahren, schon wieder nicht.

Dafür habe ich mich aber aufgerafft und bin eine Stunde am Liepnitzsee gelaufen.

Aber es war mindestens eine halbe Stunde zu spät. Radfahrer überholten mich im Wald, auf dem Weg runter zum See. Sie wollten alle baden, dachte ich jedenfalls bei mir. Einige waren aber auch schon da.

Unten am Wasser angekommen, lief ich einer Frau fast in die Arme. Sie war nackt. Splitterfasernackt.

Sie schaute mich mit neugierigen Augen an und schien sich dabei zu amüsieren. Sie hatte wohl meinen schreckgeweiteten Blick gesehen.

Sie schien sich so wohlzufühlen, dass sie ihr übergroßes Badehandtuch nicht etwa schnell um ihren Körper schlang. Nein, sie faltete es sekundenschnell zusammen, nahm die Arme hoch und legte es um ihre Haare.

Jetzt fühlte ich mich noch unwohler. Ich war in Jogging-Kleidung, mit Nordic-Walking-Stöcken.

„Guten Morgen!“, rief sie mir mit fröhlicher Stimme entgegen.
Ich schaute kurz auf, denn vorher hatte ich den Blick gesenkt, ihn im Sand vergraben, so als gäbe es dort seltene Schätze zu entdecken.

„Guten Morgen“, grüßte ich leise zurück.
Ich schaute sie kurz an und sie lachte jetzt übers ganze Gesicht. Ich kam mir vor wie ein Trottel.

Sie sah gut aus, war um die fünfzig Jahre, hatte eine tadellose Figur und strahlte vor allem Energie aus.

Gut, soviel hatte ich in den wenigen Augenblicken registrieren können. Darauf war ich ja trainiert als jemand, der über Menschen im Alltag schrieb.

Es passte alles – ‚Mensch‘, ‚Alltag‘, nur die Situation war ungewöhnlich.

Auf dem Rückweg ertappte ich mich dabei, dass ich hoffte, noch einmal an ihr vorbeizulaufen.

Denkste.

ENTEN

 

Dafür schwammen Enten am Ufer. Die habe ich fotografiert.
„Wie war’s?“, fragte Klara mich, die gerade dabei war, das Frühstück zu bereiten.

„Schön, da unten waren Enten. Ich habe sie fotografiert, sieh‘ mal.“
Ich zeigte ihr die Bilder.

„Und sonst?“
„Och, es war schon ganz schön voll.“

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