MEIN ZWIEGESPRÄCH MIT DEM ROSENEIBISCH

ALLTÄGLICHES (47-4)

MAL SCHNELL ERZÄHLT
Klara kommt am Samstag nach Hause, auf Urlaub. Ich hole sie von der Reha ab und bringe sie am Sonntagabend wieder zurück. Und ich habe vergessen, die Blumen zu gießen. Ehrlich gesagt, ich habe total vergessen, dass überhaupt Pflanzen in der Wohnung sind.

Für mich waren andere Dinge wichtig – Fernseher, Kaffeetasse, Schreibtisch, Computer, genügend saubere Unterhosen.
Aber Blumen?

Dabei hatte ich mir doch akribische Notizen gemacht an dem Tag, als Klara mich einwies. Den Roseneibisch, zum Beispiel im Wohnzimmer, den sollte ich einmal in der Woche gießen.

Der ließ die Blätter hängen und hatte sich wohl in sein Schicksal ergeben.
Oder der Flamingo auf der Kommode hinter dem runden Tisch. Ich machte mich sofort an die Arbeit. Zuerst der Roseneibisch.

Ich hatte gelesen, dass Pflanzen auch Gefühle hätten, dass man mit ihnen sprechen sollte. Immer mehr Biologen kommen jetzt um die Ecke, um uns für ihre Sachbücher gefügig zu machen, ich meine natürlich zu sensibilisieren.

Erst kürzlich stand in der Zeitung ein Artikel zu diesem Thema. Und darüber war ein Bild zu sehen, wo nackte Menschen auf einem Baum saßen, zusammengekrümmt, ineinander verschlungen. War das nun ein Werbefoto eines Nacktclubs oder sollten wir jetzt auf Bäume kriechen, um gesund zu bleiben, nackt?

Ich werde mal Klara fragen, was sie davon hält. Die wird sich ihren Teil wieder denken und gar nicht antworten.

Auf jeden Fall habe ich mal den Roseneibisch angesprochen, weil der die Blätter am auffälligsten nach unten baumeln ließ: „Du, entschuldige, dass ich dich erst jetzt bemerkt habe.

Aber wenn ich hier hereingekommen bin, dann musste ich sehr zügig die Fernbedienungen aktivieren, damit ich nicht meine Lieblingsserie verpasste. Doch nun bist du dran. Sauf‘ ordentlich und erzähl‘ der Klara nichts. Sie hat dann noch mehr Oberwasser.

Außerdem habe ich auch nicht die schwarze Wäsche in der Waschmaschine gewaschen. Ich habe die Tragezeit der Unterhosen einfach verlängert. Also nichts für ungut, das nächste Mal gebe ich dich in meinen Erinnerungstool vom iPad ein. Bis bald mal, lieber Roseneibisch.“

Ich keuchte in die Küche, um neues Wasser in die kleine Kanne einzufüllen, für die anderen Pflanzen. Es wurde Zeit, dass Klaras Kur zu Ende geht und sie endgültig nach Hause zurückkam.