DEN KLEINSTEN AUGENBLICK ZUM SCHREIBEN NUTZEN

SCHREIB-ALLTAG (4)

Ich stehe vor der Waschanlage in meinem Dorf und habe mich in den Schatten gestellt, direkt unter einen Baum. Hinter mir ist der Friedhof, vielleicht deshalb diese Ruhe.

Ich verstehe es immer besser, die Momente der Ruhe, die sich mir bieten, für das Schreiben zu nutzen. Wenn du immer auf den perfekten Moment für dich wartest, dann wirst du ihn wahrscheinlich nie bekommen.

Und ich habe gelernt, überall zu schreiben. Jetzt zum Beispiel habe ich keinen Tisch, keinen Zettel, keinen Stift. Nein, ich schreibe im Stehen. Ich habe lange gebraucht, damit ich das hinbekomme. Ich schreibe auf einem iPhone 6S, ein Handy, das noch dazu nicht allzu groß ist.

Also nehme ich das Handy quer, halte es zwischen den den beiden Händen, tippe mit den Daumen auf die Buchstaben der Tastatur. Das geht gut.

Aber nur deshalb, weil ich unendlich viele Übungen absolviert habe, mich bis zum Erbrechen vertippt und allmählich weniger und weniger Fehler gemacht habe.

Ich beobachte, was um mich herum so passiert. Da stehen zwei Monteure, die zu mir herüberschauen, rauchen und erzählen.
Oder da kommt ein LKW an und der Fahrer steigt aus, sieht sich um, geht in die Tankstelle hinein.

Ich trainiere auf diese Weise von unterwegs aus meine Beobachtungen und Erlebnisse schriftlich festzuhalten, um sie später zu verwenden – für eine kleine Geschichte vielleicht.

Das Tor zur Waschanlage geht hoch, es quietscht fürchterlich.

Ich bin der nächste, der in die Anlage reinfahren kann, also setze ich drei Punkte und klappe den Lederdeckel vom iPhone zu.

Banal? Ja, sicher, aber mir macht es Spaß, selbst so kleine Nebensächlichkeiten festzuhalten.
Ich schreibe morgen weiter.