Laura hat sich zu Besuch angekündigt, natürlich zusammen mit Krümel.
Ich hole beide von Berlin aus am Freitagmittag ab.
Zuhause auf dem Dorf angekommen müssen wir schon wieder los, Klara abholen.
Sie kommt mit dem Vorortzug aus Berlin, von der Arbeit.
Ich bleibe im Auto, während Krümel und Laura auf den Bahnsteig gehen.
„Zug kommt von Oma!“, ruft Krümel aufgeregt. Sie kann es kaum erwarten, bis der Zug hält, ihre Oma aussteigt und Krümel ihr entgegen stürmen kann.
„Opa wartet bei ‚Jeepi‘“, sagt sie gleich zu Klara.
Wir verleben ein wunderschönes Wochenende, grillen zusammen.
Krümel setzt den Garten mit dem Schlauch unter Wasser, verteilt den Sand aus dem Kasten auf der Terrasse und fühlt sich pudelwohl.
Am Samstagmorgen sind wir nach Zerpenschleuse aufgebrochen und haben die wunderschöne Landschaft ‚Am langen Trödel‘ genossen.
Krümel hatte zu tun, ‚ihre Herde‘ zusammenzuhalten. Sie mag es nicht, wenn jemand vorausläuft oder zurückbleibt.
„Oma, Opa kommt nicht“, sagt sie dann, wenn ich zurückbleibe.
Am Sonntagvormittag, nach dem Frühstück schaut sich Krümel Videos auf Klaras Handy an.
Immer und immer wieder. Sie liebt es und ich staune, womit sich Kinder heute schon beschäftigen können und bin zugleich darauf bedacht, dass sie nicht zu lange draufschaut.
Plötzlich will das Handy nicht mehr so, wie Krümel will. Sie kann die Bilder und Videos nicht auswählen.
Ihr kleiner Finger saust auf der Oberfläche des Mobiltelefons hin und her, aber es bewegt sich nichts.
Krümel schmeißt das Handy auf den Tisch und schmollt.
„Oh, oh, das ist aber nicht schön“, erhebe ich meine Stimme.
Krümel springt auf, läuft raus.
Ich bin bestürzt, laufe hinterher. „Was hast du denn, Krümel?“, frage ich besorgt und etwas traurig, dass sie einfach vom Tisch aufgesprungen ist.
„Lass mich in Ruhe“, schreit sie und streckt ein Bein in meine Richtung aus. Krümel ist trotzig und bockig. Ich lass sie in Ruhe und gehe ins Wohnzimmer.
„Was ist denn los?“, fragt Laura, die aus der Küche herbeigeeilt ist.
„Opa hat mich geärgert!“, schreit sie los. Ich bin schockiert und ein wenig verärgert.
„Das ist doch nicht wahr“, sage ich und merke gar nicht, wie ich in dem Moment selbst wieder zu einem kleinen Jungen werde, der Recht bekommen will.
Ich bin jetzt richtig sauer und traurig und gehe die Treppe zu meinem Arbeitszimmer hinauf.
Laura bleibt ruhig und fragt Krümel: „Was hat Opa denn gemacht?“
„Er hat so gemacht“, sagt Krümel und stampft mit dem Fuß auf.
„Das gibt es doch nicht, Krümel hat mit dem Fuß gestampft“, sage ich von der oberen Etage hinunter, da wo Krümel und Laura stehen.
„Papa!“, kannst du dich jetzt mal raushalten“, sagt Laura energisch.
Ich trolle mich wieder in mein Büro.
„Hat Opa wirklich mit dem Fuß aufgestampft, oder hast du dir das ausgedacht?“, fragt Laura ganz in Ruhe.
Krümel verweigert die Aussage.
„Wollen wir uns bei Opa entschuldigen?“, fragt Laura nun.
Krümel nickt heftig. Sie kommt zu mir ins Arbeitszimmer.
„Tschuldigung, Opa“, sagt sie nun zu mir. Laura muss sich hinter ihr das Lachen verkneifen.
„Ist schon in Ordnung“, sage ich und drücke Krümel einen Kuss auf die Wange.
„Willst du mit mir ein bisschen auf dem Schreibtisch sitzen?“, frage ich sie.
Sie nickt, ich hebe sie hoch und binnen weniger Augenblicke sieht der Tisch aus, als hätte ein Sturm drüber hinweggefegt.
Dann entdeckt Krümel mein iPad. Sie streicht mit dem kleinen Finger die Oberfläche entlang und ist fasziniert. Ich lass sie gewähren.
Ein paar Tage später ärgere ich mich immer noch, dass ich nicht souverän reagiert habe, sondern wie eine beleidigte Leberwurst.
Dafür bin ich stolz auf Laura. Sie hat mir gezeigt, dass sie eine gute Mutter und prima Erzieherin ist. Da verliere ich gern mal. Ich habe ja daraus gelernt.
Am Mittwoch holen wir Krümel von der Kita ab und am Samstag wollen wir ins neu eröffnete Alfred-Brehm-Haus im Tierpark gehen. Ich freu‘ mich drauf.