MAL SCHNELL ERZÄHLT
Mir ist es mehr als ein halbes Leben so gegangen, dass ich nie mit dem zufrieden war, was ich gerade erreicht hatte.
Ich war Marine-Leutnant, Schiffsmaschinenoffizier und wollte weiter. Ich wurde Hochschullehrer und strebte danach, zu promovieren. Ich hatte das erreicht und befand mich inmitten der Wende.
Es ging wieder von vorn los – Lehrer in einer Umschuleinrichtung, Immobilienmanager in einem Essener Wohnungsbauunternehmen, Bereichsleiter in einem international agierenden Konzern.
Stets ausser Atem, nie zufrieden, ständig auf der Suche nach der Erfüllung.
Die wirklichken Erkenntnisse darüber, was mir etwas im Leben bedeutete, die kamen ausgerechnet dann, als es mir schlecht ging – finanziell, auf der Suche nach einer neuen Arbeit, einer neuen Herausforderung.
Es hat Jahre gedauert, bis ich wieder aus dem Loch ‚herausgekrabbelt‘ bin, und ich hatte tatsächlich nur einen wirklichen Freund, der mir immer zur Seite stand – Klara, meine Frau.
Es war auch die Zeit, in der ich erkannte, dass ich selbst mein bester Freund, mein bester Ratgeber sein muss.
Warum?
Weil mich keiner so kennt, wie ich mich selbst kenne. Das ist eine banale Erkenntnis. Sie ist aber enorm wichtig. Das jedenfalls sagt mir meine Lebenserfahrung heute.
Jeder, der dir von aussen einen Ratschlag gibt, der kennt nie ganz deine inneren Sehnsüchte, deine seelischen Leiden oder deine Träume, von denen du vielleicht noch einige verwirklichen willst.
Ich schreibe das hier, weil ich gerade auf das Meer schaue, den Wind spüre. Die Wellen, die sich gleichmäßig vor sich hinbewegen, sie werden das auch noch tun, wenn wir alle schon nicht mehr da sind. Sie werden auf den Strand prallen, ihre Kronen werden schäumen und sie werden sich wieder zurückziehen.
Irgendwie bringt mich dieser Gedanke dazu, mich zurückzunehmen, nicht zu glauben, dass sich alles um mich dreht, meine Leiden die größten sind, meine Freuden kein anderer erlebt.
„Bullshit“ würde gleich meine innere Stimme rufen.
Vielleicht.
Aber das Ganze führt mich zu einem anderen Gedanken, nämlich:
Sich zurückzunehmen, sich nicht so wichtig nehmen im Alltag, das Glück in dem finden, was gerade vor dir ist.
Das muss man annehmen, man muss es wollen, dann kann man damit glücklich sein, im Moment jedenfalls.