PETER KANN BEIM BEZAHLEN AN DER KASSE SEINE GELDKARTE NICHT FINDEN UND KRÜMEL BRICHT BEIM NÄCHSTEN BESUCH EINEN FLÜGEL VOM GERADE ERST GEKAUFTEN HUBSCHRAUBER AB

Was bisher war:
Peter stand endlich an der Kasse des Discounters und freute sich darauf, möglichst schnell nach Hause zu fahren, um Klara all die schönen eingekauften Sachen zu zeigen.
„Haben Sie etwas zu mir gesagt?“, fragte jetzt eine junge Frau, die hinter ihm stand.
„Nein, nein, ich habe mit mir selbst gesprochen“, sagte Peter schnell…. Die junge Frau nickte ihm freundlich lächelnd zu.“

Die Frau seufzte leise: „Ja, Rentner müsste man sein!“
Hatte sie mit diesem Stoßseufzer etwa Peter gemeint?

Sollte er ihr sagen, dass er zwar im Rentenalter wäre, aber immer noch hart arbeitete, Geld verdiente, Sport machte, früh aufstand und rein gar nichts an sich hatte, was auf ein beschauliche Seniorenleben hinwies?

Ganz im Gegensatz zu dem Herrn, der gerade an der Kasse stand und alles ‚gaaanz in Ruhe‘ auf das Band legte, was er vorher in den Korb getan hatte, und zwar in der atemberaubenden Geschwindigkeit einer Schnecke, die plante, irgendwann über die Straße gekrochen zu sein, aber: ohne einen Herzinfarkt zu bekommen.

Doch was sollten jetzt Erklärungen. Die junge Frau würde wahrscheinlich nur wieder freundlich nicken und denken: „Ne‘ alles klar, würde ich auch an deiner Stelle erzählen.“

Endlich war Peter an der Reihe. Er suchte seine Geschäftskarte, mit der er bezahlen wollte.

Aber die war nicht im Portemonnaie. Hatte er sie etwa verloren?

„Bitte entschuldigen Sie, aber eben war meine Geldkarte noch hier.“ Die Verkäuferin schaute ihn verständnisvoll an und sagte zu ihm:

„Lassen Sie sich Zeit, wir sind hier ganz allein“, und zwinkerte dabei der jungen Frau hinter ihm zu.
‚Verdammt, wie war nur die PIN der anderen Karte?‘, dachte Peter.
Er tippte in seinem iPad wild herum, bis er schließlich die Zahlen gefunden hatte.

Nie wieder würde er sich nur ausschließlich auf die Technik verlassen. Lieber einen zerknautschten Zettel in der Hosentasche, auf der die PIN stand.

Noch besser, er merkte sich die Zahlenkombination. Aber nun war es auch schon egal.

Er bezahlte, bedankte sich hastig und schob eilig den Einkaufswagen zum Auto. Von dort rief er sofort Klara an.

„Hast du meine Geldkarte gesehen?“, fragte er, ohne auf Klaras Frage einzugehen, ob er alles bekommen hätte.

„Das weißt du doch, dass ich die am Samstag mit zum Alex hatte, um einen Laptop zu kaufen“, antwortete sie in leicht gereiztem Ton.

Peter war restlos sauer. Wieso konnte Klara ihm nie gleich die Sachen wiedergeben, die sie sich auslieh?

Es hatte also seinen Grund, wenn Peter stets den roten kleinen Chip für den Einkaufswagen von ihr unmittelbar zurückverlangte, wenn Klara damit einkaufen war.

Peter war wieder zuhause und steuerte das Auto rückwärts in den Carport. Danach packte er die mitgebrachten Sachen aus.

„Hier, der Hubschrauber für Krümel“, zeigte Peter voller Stolz das Spielzeugpaket hoch.

„Das ist der falsche“, sagte Klara trocken.
„Hast du nicht richtig in dein iPad gesehen?“

Peter war schockiert und beleidigt.

Er sagte kein Wort, holte die Kopfkissenbezüge aus dem Auto und die Decke, schmiss alles auf den Fußboden im Wohnzimmer und stapfte wütend in sein Arbeitszimmer.

Er schloss die Tür hinter sich und ließ sich bis zum Mittag nicht mehr blicken.

Als Klara am nächsten Tag erneut im Aldi war, brachte sie den richtigen Hubschrauber mit.

„Das ist er!“, sagte sie triumphierend zu Peter.

„Ich werde nie wieder meine teure Arbeitszeit dafür verwenden, für euch etwas einzukaufen.

„Teuer ist die Einkaufszeit schon“, sagte Klara nun.
„Bei der Zeit, die du am Schreibtisch verbringst und dem kleinen Entgelt, was du dafür bekommst, da kann man nur von teuer sprechen.“

Peter antwortete nicht.
Dann sagte er doch noch was.

„Wir können übrigens jetzt nicht mehr so viel in der Woche zum Einkauf fahren. Dafür habe ich einfach die Zeit nicht. Vielleicht holst du dein Fahrrad mal wieder raus“, sagte Peter zu Klara.

Die antwortete nicht, sondern schaute sich den Hubschrauber an, den sie Krümel zu Weihnachten schenken wollte.

Peters im Discounter in harter Abwehrschlacht erstandener Hubschrauber wurde Krümel sofort überreicht, als sie beim nächsten Mal zu Besuch war. Sie spielte damit eine Stunde und kam dann mit ihm in die Küche gerannt.

„Oma, hier kaputt“, sagte sie und zeigte Klara den abgebrochenen Flügel.

„Ach, das ist nicht so schlimm, der ist nicht ganz so gut, Krümel. Wir warten mal bis Weihnachten.“

Peter kam gerade die Treppe herunter. Hatte er richtig gehört?

‚Der Hubschrauber, den Peter nur mit äußerster psychologischer und ja, auch mit physischer Kraftanstrengung gekauft hatte, der taugte sowie so nichts und ist, wie von Klara erwartet, schnell in die Brüche gegangen?‘ Peter stockte der Atem.

‚Das nächste Mal geh‘ ich wieder in den Schreibwarenladen und kauf‘ den leer, aber nur für mich‘, murmelte Peter vor sich hin und ging zu Krümel ins Wohnzimmer.

„Opa komm‘ spielen‘“, rief die Kleine fröhlich und hielt den einarmigen Hubschrauber in die Luft.

„Der ist aber ganz was Besonderes“, sagte Peter und kniete sich vor Krümel hin, um mit ihr und dem lädierten, inzwischen einarmigen Hubschrauber, zu spielen.