Ob in der belletristischen Erzählweise oder im Storytelling für einen PR-Text – beide Formen haben eines gemeinsam: man sollte sein Handwerk beherrschen.
Aber auch da, oder ich sage, erst recht hier, sollte man sich Grundkenntnisse im Erzählen von Geschichten aneignen.
Ich bleibe da auf jeden Fall dran, mal mit mehr Energie, mal mit etwas weniger.
Es beruhigt mich, wenn ich erfahre, dass selbst die ganz Großen eine recht ausführliche Recherche betrieben, wie es ‚handwerklich‘ hinter einem Drama aussah, bevor sie selber an ihr Werk gingen.
Das ist gut zu wissen, denn man hat manchmal den Eindruck, dass diese Menschen nur aus ihrem Genie heraus ihre Feder führten.
Im Vorwort zum Buch von James N. Frey „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“, heißt es dazu so treffend: „In Deutschland herrscht noch immer ein Vorurteil, das in den großen Aufbruchjahren unserer Literatur in der früheren Goethezeit wurzelt: Dichtung entsteht ohne weitere Voraussetzungen, sobald die Muse das Genie küsst. Goethes Götz und sein Werther, Schillers Räuber, alle im Schaffensrausch hingeworfen, scheinen da unwiderlegbare Beweise zu sein. Dabei wird leicht übersehen, dass Goethe, als er den Götz in wirklich erstaunlich kurzer Zeit hinschrieb, voll mit der Dramentradition vertraut war, dank der französischen Besetzung Frankfurts während des Siebenjährigen Krieges sogar mit der Klassischen Französischen Bühnenpraxis, dass er beim Schreiben des Werthers über die Technik der Brieferzählung bestens informiert war…“ (Vgl.: James N. Frey: „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“, © 1993 Emons Verlag GmbH / © 1987 bei James N. Frey, ISBN 978-3-89705-32-1, Vorwort von Volker Neuhaus, S. 11).
Die gute Nachricht dabei: Wenn es die Großen nie verlernt haben, zu lernen, dann sollten wir es recht nicht tun.
Die weniger gute lautet: Du musst dranbleiben, ununterbrochen.
BESCHREIBUNG VON MENSCHEN IM REALEN UND IM FIKTIVEN ALLTAG – GEMEINSAMKEITEN UND UNTERSCHIEDE
Über Menschen, die im Arbeitsalltag stehen, eine Geschichte zu erzählen oder in einem Roman eine Figur mit Worten auszukleiden – das ist nicht so einfach gleichzusetzen.
Die Hauptfigur in einer Erzählung unterliegt einem gewissen Rollenspiel, spiegelt nur das in seinem Wesen wider, was für den Autor von Interesse ist, um seinem Konzept zu folgen.
Was man von einer belletristischen Erzählweise lernen kann ist die Kunst, die für die Charakteristik einer Person wichtigsten Züge herauszuarbeiten, diejenigen Handlungen eines Protagonisten zu beschreiben, die für sein Wesen typisch sind.
Der Autor James in Frey fasst das in seinem Buch „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“, so zusammen:
„Wenn ein Schriftsteller das Leben einer Romanfigur beschreiben will, muss er darauf achten, nur die Eindrücke, Gedanken, Reflexionen, Wahrnehmungen, Gefühle, Wünsche usw. aufzunehmen, die für die Motive, die Entwicklung der Figur und für Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen, von Bedeutung sind – Eigenschaften, die charakteristisch dafür sind, wie die Figur mit den Schwierigkeiten fertig wird, die die Geschichte für sie bereithält… Homo fictus ist eine Abstraktion, die das Wesen, aber nicht die Gesamtheit des homo sapiens wiedergeben soll.“ (Vgl. James N. Frey: „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“ © 1993 Emons Verlag GmbH / © 1987 bei James N. Frey ISBN 978-3-89705-32-1, S. 18)
Was kannst du daraus mitnehmen für dein Storytelling?
Dass du genau auf die Eindrücke, Gedanken, Emotionen achtest, die das Wesen des Menschen im wirklichen Leben ausmachen und die du auch mit einem entsprechenden Text wiedergeben willst.
Natürlich, es gibt gravierende Unterschiede zwischen der belletristischen Erzählweise und dem Storytelling.
Was sie eint ist die Tatsache, dass man sein Handwerk in beiden Fällen erlernen und beherrschen sollte.