WAS BISHER WAR:
Die Mitarbeiterin vom Pflegedienst hatte sich bei Lukas für den rauen Umgangston am Telefon entschuldigt. Es ist alles wieder im ‚Lot‘. Der Toaster ist neu und Lukas ist nach der Entschuldigung der Mitarbeiterin besänftigt.
Der Geburtstag von Klara neigte sich dem Ende zu. Der Kreis derjenigen, die am Kaffeetisch zusammensaßen, wurde immer kleiner.
Krümel war da und gratulierte ihrer Oma gleich frühmorgens am Bett.
„Happy birthday“ hatte sie mit ihrem dünnen Stimmchen geflüstert und Klara war glücklich.
„Machst du den Fernseher an?“, fragte Krümel Peter nach dem Frühstück.
„Du bekommst auch einen Goldklumpen“, sagte sie zu Peter und reichte ihm einen kleinen blauen Pappkarton.
Der ließ sich weichklopfen und nahm das großzügige Geschenk von Krümel an.
„Aber nur eine Folge“, sagte er zu Krümel.
Sie nickte und beide schauten anschließend den Trickfilm an.
Danach sagte Krümel von allein: „Opa, Fernseher aus“, erhob sich von der Couch und nahm Peter wieder den Pappkarton aus der Hand.
„Ich denke, das ist mein Goldklumpen“, rief ihr Peter hinterher.
„Nein, das ist kein Gold, das ist Pappe“, antwortete sie wie selbstverständlich beim Hinausgehen.
Anna hatte abends immer noch nicht angerufen.
Klara meldete sich bei ihr.
„Mutti, weißt du eigentlich, was heute für ein Tag ist“, sagte sie.
„Nein, woher soll ich das wissen“, antwortete Anna.
„Heute ist mein Geburtstag, der Tag, an dem du mich geboren hast, Mutti.“
„Nein, das gibt es doch nicht“, sagte Anna.
„Wie konnte ich das vergessen?“
„Das ist deine Krankheit, das ist doch nicht schlimm“, sagte Klara, obwohl sie schon sehr traurig darüber war.
ANNA BESCHLOSS ENDGÜLTIG, NICHT NACH STRALSUND ZU FAHREN
Der Schneefall wurde immer stärker und Klara überlegte, ob sie überhaupt nach Stralsund fahren konnte. Sie wollte eigentlich bei Anna nach dem Rechten sehen.
„Das ist zu gefährlich und vor allem mit einem zu hohen Risiko verbunden“, dass du nicht irgendwo auf der Fahrt mit dem Zug steckenbleibst.“
„Du hast recht“, sagte Klara.
„Ich fahre nicht, auch wenn ich ganz unruhig bin, wie es in der Wohnung von Anna aussieht.“
„Das sieht in zwei Wochen genauso aus“, sagte Peter trocken.
In der Nacht nahm der Schneefall zu, der Wind rüttelte an den Jalousien der Fenster und das Thermometer am Schuppen zeigte 8 Grad Minus an.
Peter erinnerte sich an den Winter 1978/1979, als er bei der Marine eine Truppe befehligte, die den Bahnhof in Sagard auf Rügen freischaufeln musste.
Seine Hände waren damals steif vor Kälte und die Matrosen warteten nur, dass er aufgab und in das Wärterhäuschen ging.
„Pause für zehn Minuten“ hatte er damals gesagt und erinnerte sich noch gut an die dankbaren Gesichter seiner Matrosen.
Aber das war schon lange her.
„Lass uns doch eine schöne Woche machen“, sagte Peter zu Klara, die zu ihm stumm herübernickte.