SCHREIB‘ UND DU KOMMST BESSER HINTER DEN SINN IN DEINEM ALLTAGSLEBEN

ALLTÄGLICHES-2021.10.13

Schreiben kostet Überwindung, Energie, um durchzuhalten und ans Ziel zu gelangen - aber es lohnt sich für dich.
Schreiben strukturiert nicht nur deinen Alltag. Nein. Es bringt dich zugleich dorthin, wo du ganz persönlich den Sinn in deinem Leben siehst.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht darüber nachdenke, warum ich schreibe und worüber ich schreibe.

‚Klar, ist doch dein Beruf‘, wird jemand sagen, der mich kennt.
‚Tu‘ doch nicht so, es ist doch auch etwas, was du sehr gern magst, das Schreiben nämlich.‘

Das stimmt irgendwie und es stimmt irgendwie doch nicht.
Du musst dich ja trotzdem überwinden, enorme Energie aufbringen, um anzufangen und vor allem die Kraft entfachen, die dich bis zum Schluss durchhalten lässt.

Das klingt alles ein wenig nach jammern und ist es sicher auch.
Aber die interessantere Frage, die dahintersteckt, ist die: ‚Warum glaube ich an das, was ich tue, warum macht es mir trotzdem Spass, selbst wenn ich dafür enorme Anstrengungen unternehme, um zum Ziel zu gelangen?‘

Zunächst: Nur das, was dich Überwindung kostet, wozu du deine ganzen physischen und geistigen Fähigkeiten benötigst, um am Ziel anzukommem, das bleibt dir im Gedächtnis und im Herzen. Und es ist letztlich der Treibstoff, den du brauchst, um wieder von vorn zu beginnen.

Vom Selbstgespräch zum Aufschreiben

Schreiben hat für mich zur gleichen Zeit einen Selbstzweck, eine innere Funktion, die im Grunde noch bedeutender ist als die, die nach aussen sichtbar wird.

Es ist doch so: Wir führen jeden Tag unzählige Selbstgespräche. Manchmal rede ich sogar laut und meine Frau fragt dann, was ich gesagt hätte.

„Ach nichts!“, antworte ich in so einem Fall, weil ich nicht erklären will, aus welcher Motivation heraus ich etwas zu mir selbst gesagt habe.

„Du wirst alt“, sagt meine Frau in solchen Momenten. Und ich? Ja, ich sehe mich vor meinem geistigen Auge sabbernd und brabbelnd durch die Wohnung laufen. Der Gedanke lässt mich so erschaudern, dass ich die Selbstgespräche einstelle.

Aber können wir das überhaupt, die Gespräche mit uns selbst einstellen? Natürlich nicht. Wir würden nicht mehr leben.
Wir reden ununterbrochen mit uns selbst.

„Mist, du musst noch den Termin für den Reifenwechsel machen. Heute will ich unbedingt die E-Mail schreiben, die ich bereits in der vergangenen Woche rausschicken wollte.“

Oder du wachst morgens auf und weißt nicht, wo du bist, was für ein Tag auf dich zukommt.

Du hoffst, dass es der Sonntag ist. Aber Sonntag war, du fühlst dich nur, als wärst du noch im Sonntagsrausch, mit dem Liegenbleiben und dem Umdrehen im Bett, das Kissen zurechtknüllen und wieder sanft weiterschlafen.

Aber nein: „Verflucht, es ist Montag, die ganze verdammte Woche ist noch vor dir. Wie sollst du den Tag überstehen“, kommt dir in den Sinn.

Am liebsten würdest du den gesamten Denk- und Sprechapparat abstellen und gar nichts mehr fühlen.
Wäre das so, dann wärst du wahrscheinlich schon tot.

Also doch lieber aufstehen, den Automatismus der Tagesroutine abspulen.

Das Schreiben hilft mir dabei, dem Leben im Alltag einen Sinn zu geben.

Indem ich aufschreibe, was mir am Tag bevorsteht, wirkt das Ganze schon nicht mehr so grau und ich kann vor allem festlegen, was ich alles auf den nächsten Tag verschieben kann.

Das macht schon mal einen riesigen Spaß. Aber dazu musst du wenigstens einen Zettel und einen Bleistift zur Hand nehmen.
Schreiben ist nun mal zuallererst strukturiertes Denken.

Klingt ein wenig abstrakt. Ist es auch. Aber im positiven Sinne. Du abstrahierst nämlich ein Stück weit von den Zufällen des Tages, die dich also sprichwörtlich überfallen, ohne dass du sie vorhersiehst.

Manchmal sagt mir jemand: „Ich kann meinen Tag nicht schriftlich planen, weil es ohnehin anders kommt.“

Das ist sicher wahr und jeder von uns kennt das. Aber musst du deshalb nicht erst recht deinen Tag fest im Blick haben, um wenigstens die allerwichtigsten Dinge zu erledigen?
Wie dem auch sei.

Schreiben vermittelt dir das Gefühl zu leben, deinem Alltag einen Sinn zu geben.

Mir geht es weniger um den Sinn des Lebens. Dahinter werde ich wohl nicht mehr kommen. Nein, mir geht es darum, einen Sinn in meinen ganz konkreten Alltag zu bringen.

Diesen Alltagssinn zu finden, das gelingt dir am besten, indem du schreibst, was dir ganz persönlich in deinen Sinn kommt.

Ich schreibe manchmal mit dem Füllhalter morgens auf ein Blatt Papier, das schon von einer Seite beschrieben ist. Das gibt mir das Gefühl, dass ich nicht ganz von vorn anfangen muss.

Oder ich tippe mit zwei Fingern auf dem Tableau des iPads herum, so wie jetzt. Ganz selten tippe ich auf der Tastatur, und dass, obwohl ich blind mit zehn Fingern schreiben kann.

Das ist bei jedem anders und darauf kommt es auch nicht an. Wichtig ist, dass du schreibst, weil du lebst, weil du einfach mehr Sinn in dein Alltagsleben bringen kannst.

Mehr lesen:

2021: https://uwemuellererzaehlt.de/mein-freund-der-alltag/alltaegliches-2021/

2020: https://uwemuellererzaehlt.de/mein-freund-der-alltag/alltaegliches-2020/

2019: https://uwemuellererzaehlt.de/mein-freund-der-alltag/alltaegliches-2019/

2018: https://uwemuellererzaehlt.de/mein-freund-der-alltag/alltaegliches/