2021.02.03
WAS BISHER WAR:
Peter hatte darüber nachgedacht, dass man sein Leben einfach leben sollte. Er dachte dabei vor allem an Krümel, die sich für alles interessierte, die Welt neugierig betrachtete und mit ihrer ungezwungenen und kindlichen Art es sogar noch schaffte, Anna am Telefon zum Lachen zu bringen.
„Wie wollen wir nächste Woche meinen Geburtstag feiern?“, fragte Klara Peter am Frühstückstisch am Samstagmorgen.
Peter antwortete nicht. Er war in sein iPad vertieft, auf dem er die Berliner Zeitung las.
Samstagmorgen war es für ihn am schönsten, dass Klara das Frühstück machte, er dann nach einer Weile die Treppe herunterkommen konnte und sich erst einmal hinsetzte, um zu lesen.
Klara mochte das eigentlich nicht. Denn sie wollte, dass sich Peter mit ihr unterhielt und nicht schon wieder irgendwelche Artikel las, um sie hinterher nach ihrer Meinung für diesen Aufsatz zu fragen, den sie selbst noch gar nicht gelesen hatte.
Das war aber für Peter das Signal, selbst erst einmal knapp den Inhalt des Artikels wiederzugeben und danach seine eigene Meinung darüber kundzutun.
„Das hast du den Schlamassel mit ‚Astrazeneca‘ und der EU“, hob er an.
Aber Klara unterbrach ihn gleich.
„Ich habe dich gefragt, wie wir meinen Geburtstag feiern wollen?“
„Jetzt geht das schon wieder los. Ich hab‘ kein Geschenk für dich.“
„Blumen würden mir reichen“, sagte Klara gleich.
„Und wo krieg‘ ich die her?“, brummte Peter gleich.
Er hasste es, Blumen zu besorgen, denn damit kannte er sich gar nicht aus. Meist kaufte er die, die nicht frisch genug waren oder sie waren zu teuer.
Klara bekam das natürlich sofort mit und machte nebenher ihre Bemerkungen dazu.
Aber wenn Peter ehrlich zu sich selbst wäre, dann müsste er sich eingestehen, dass er es generell nicht mochte, in Läden zu gehen.
Der Lockdown kam ihm in dieser Hinsicht nur zu recht.
Peter erinnerte sich daran, wie er im letzten Jahr in den Laden am Bahnhof ging, er mittendrin stand, sich keiner um ihn kümmerte und er nicht wusste, was er nehmen sollte.
Er war der Typ, der sich gern beraten ließ, dafür lieber teurer einkaufte, aber seine eigene Komfortzone nicht verlassen musste, zum Beispiel, um nach etlichen Alternativen zu fragen und dann noch die Preise zu vergleichen.
Dabei war er es gar nicht mehr, der das große Geld verdiente. Das tat Klara. Peter gab es nur aus, großzügiger als Klara, wenn er dachte, das müsse nun so sein.
„Du kannst ja nächsten Samstag die Blumen gemeinsam mit Laura kaufen“, meinte Klara.
„Ja, das ist eine gute Idee“, sagte er schnell.
Ob die Idee wirklich gut war, das wusste er nicht. Denn Laura kam gleich nach Klara.
Sie dirigierte ihn ebenso im Laden umher, wie es ihre Mutter mit ihm machte.
Aber Peter könnte den Umstand dafür nutzen, um mit Krümel und Laura gemeinsam in den Blumenladen zu gehen.
Laura könnte sich dann um den Blumenkauf kümmern und Peter würde aufpassen, dass Krümel nicht in der Zwischenzeit alle Pflanzen anfasst, nur eben jede zweite.