Es sind nicht immer die großen Sachen, die dir in Erinnerung bleiben.
Nein. Es sind vielmehr die kleinen Dinge des Alltags, die banalen, alltäglichen Erlebnisse am Rande, die sich im Gedächtnis einnisten und festhaken. Was bei mir so gedanklich haften geblieben ist, das habe ich hier notiert, kurz und bündig.
DONNERSTAG, 11.02.2021
Es ist bereits kurz vor dem Mittagessen und ich habe nichts geschafft, fast nichts.
‚Wie schnell ist Nacht und nichts gemacht‘, sagt der Volksmund, und ich muss resigniert feststellen, dass da viel dran ist.
Woran liegt das nur?
Ich plane sehr genau. Doch dann schmeiße ich diese Planung um, weil irgendetwas dazwischenkommt, so wie heute die Bitte von einem Kunden, einen PR-Text zu schreiben.
„Das kriegen Sie doch mit Leichtigkeit hin!“, sagte der Kunde zu mir.
Was habe ich geantwortet?
„Ja, natürlich. Kein Problem.“
Kein Problem? Oh doch! Ich musste die anderen akribisch geplanten Arbeiten zurückstellen und mich an die Recherche für den neuen Text machen.
Aber was tut man nicht alles dafür, den Kunden zufriedenzustellen, noch dazu im Lockdown.
Ich schweife von der Arbeit ab, schaue aus dem Fenster und sehe, wie die Schneeflocken nach unten schweben. Was für ein phantastisches Wetter!
Wäre da nicht der Lockdown, die Unsicherheit was wird, ob wir es schaffen, uns weiterhin nicht anzustecken.
Schade, dass es mit der Impfstoffbeschaffung nicht geklappt hat.
Aber wie sagt der Norddeutsche? ‚Nicht schnacken, Kopf in Nacken‘.
Ich mach‘ weiter, obwohl ich keine Lust verspüre. Ich glaub‘, ich jammere zu viel.
14.25 Uhr
Ich suche seit zwei Stunden nach Unterlagen, die ich für einen Text brauche.
Ich habe dazu eine Schublade aufgezogen, in die ich sonst nie reinschaue.
Plötzlich halte ich das vordere Brett in der Hand, die Seitenwand war vorn ausgebrochen.
Klara kommt hoch und will mir helfen.
„Da warst du doch wieder dran, um Briefumschläge zu suchen“, sage ich zu ihr.
„Mach‘ doch deine Sachen alleine“, meint sie daraufhin und geht wieder nach unten.
Jetzt hab‘ ich den Salat. Ich muss das Brett vorsichtig wieder in die Nuten reinbringen.
Habe ich es mit einer Seite geschafft, dann rutscht die andere Seite wieder heraus.
„Du, kannst du mir bitte mal helfen“, sage ich zu Klara, die mich abweisend anschaut.
Schließlich lässt sie sich erweichen und wir schaffen es gemeinsam.
„Geht doch“, sage ich und Klara schweigt.
Es sind zwei Stunden vergangen, und ich habe wieder nichts geschafft. Der Stundenlohn ist heute gleich Null.
15.20 Uhr
Ich habe mit Hochdruck gearbeitet und eine ganze Menge geschafft. Der Text für Morgen –‚Anna ist dement‘ ist auf den letzten Metern doch noch fertig geworden.
Ich arbeite gern. Sage ich das jetzt, weil ich weiß, dass ich gleich eine Pause mache?
Vielleicht. Auf jeden Fall könnte ich mir nicht vorstellen, etwas Anderes zu tun, als das, was ich gerade tue.
Wie vielen Menschen geht es wohl so, dass sie in Jobs arbeiten, die ihnen keinen Spaß machen. Insofern bin ich irgendwie ein glücklicher Mensch.
17.40 Uhr
Ich habe meine geplanten Tagesaufgaben doch noch alle erledigen können.
Das ging nur, weil ich die letzten beiden Stunden noch einmal sehr konzentriert gearbeitet habe.
Und dann lockte mich die Vorstellung, dass ich heute Abend eine Flasche trinken wollte. Das motiviert; ist zwar erst Donnerstag, aber wer weiß, was Samstag ist. Also lieber heute den Rotwein aus dem Keller holen. Zur Not können wir ja am Wochenende noch eine Flasche hochholen.
TAGES-RESÜMEE Ich habe in kürzerer Zeit mehr geschafft, als es der Plan vorsah. Der Grund: Ich bin zeitlich unter Druck geraten, weil eine zusätzliche Aufgabe hereinkam. Das habe ich kompensiert, indem ich konzentrierter gearbeitet habe und den Zeitverlust ausgleichen konnte. Zwischendurch habe ich noch Krümel auf dem Video gesehen, wie sie heute Nachmittag im Schnee gespielt hat. Das war ein zusätzlicher mentaler Energieschub für mich. Das Leben ist schön, auch wenn ich es am nächsten Tag vielleicht nicht mehr so unterschreibe. Aber dieser Tag, ja, der war gut.