MIT KRÜMEL GLÜCKLICH UND ABWECHSLUNGSREICH – EIN ATEMLOSES WOCHENDE

ALLTÄGLICHES-2021.07.26

Der blöde Code an der Kita-Eingangstür

Wir haben uns darauf gefreut, Krümel aus der Kita abzuholen.
Und Krümel war auch schon ganz aufgeregt.

„Oma und Opa, ich bleib‘ zwei Tage bei euch“, hat sie fröhlich durchs Telefon geschmettert.

Die erste Hürde war die Eingangstür zur Kita. Ich hatte mir den Code gemerkt, aber nicht, in welcher Reihenfolge was eingegeben werden musste.

Schließlich waren wir drin, nach vielen gutgemeinten Ratschlägen von Eltern, die ungeduldig hinter uns warteten, dass wir die Tür endlich aufbekamen.

„Wir wollen Krümel abholen“, sagte ich zu einer Erzieherin, die im Hof die lärmenden Kinder beaufsichtigte. Es war dort eine schöne Atmosphäre.

Vor mir auf dem Tisch standen Schalen mit frischem Obst. Ich wollte schon hineinlangen, aber der strafende Blick von Klara hielt mich davon ab.

„Plötzlich erkannte uns Krümel. Sie stürmte auf uns los und rief: ‚Oma, Opa.‘

„Ich kenn‘ Sie nicht“, sagte die Erzieherin.

„Ich kenn‘ Sie auch nicht, aber unsere Enkelin kennt uns und das ist wohl das Wichtigste“, sagte ich trotzig und bekam prompt von Klara einen kräftigen Stoß in den Rücken.

Ich fingerte noch den Führerschein aus dem Etui des Handys und zeigte ihn der Erzieherin. Die hatte schon das Foto erkannt, das auf der Vorderseite war und auf dem ich mit Krümel zu sehen war.

„Ihre Enkelin hat einen Jungen gekratzt“, sagte jetzt noch die Erzieherin.

Ach, auf einmal war es unsere Enkelin, als sie die Nachricht loswerden konnte.
„Ist gut, brummte ich“, bereit, Krümels Handlung zu verteidigen. Ich wusste, es war pädagogisch falsch, so zu reagieren, aber ich war nun mal innerlich auf ‚180′ und da zog ich einen mentalen Verteidigungskreis um meine Liebsten.

Ich war aber in dem Moment nicht der Liebste von Klara. Die hatte die Nase voll von meinen wortreichen Eskapaden und war mit Krümel bereits auf dem Weg nach draußen. Krümel hüpfte an ihrer Hand fröhlich von dannen. Ich trottete hinterher, nachdem ich ‚Wiedersehen‘ gebrummt hatte.

Aber das nächste Mal würde ich vor der Eingangstür warten und das Feld gleich Klara überlassen.

„Wir hatten einen ‚onteur‘, jaha“

Ich hatte mich beruhigt und wir fuhren fröhlich mit Krümel zu uns nach Hause.

„Warum wohnt ihr im Dorf?“, fragte Krümel.
„Das ist die Hunderttausend Euro – Frage, die ich dir auch nicht beantworten kann“, sagte ich zu ihr, ohne den Blick von der Straße im Auto zu lassen.

Endlich, wir waren Zuhause, im Dorf.
Klara kümmerte sich um Krümel, ich machte die Schirme auf.
Wir legten uns für einen Augenblick auf die Liegen und schauten zu, was Krümel machte.

Die spielte und lief mit nackten Füssen auf der Terrasse umher.
„Krümel, zieh‘ dir bitte die Schuhe an“, sagte Klara.

„Hm, ich will nicht“, kam es trotzig von Krümel.
„Bitte, sei so lieb“, versuchte Klara sich bei ihr einzuschmeicheln.

Aber ohne ihr ein Eis in Aussicht zu stellen, oder zu sagen, dass sie die ‚Hunde‘ im Fernsehen anmachen konnte, bewegte sich da nichts.

Nein, Krümel lief nach drinnen, machte die Terrassentür hinter sich zu und drückte den Hebel nach unten.

Ich schnellte von der Liege hoch.
„Drück die Klinke wieder zur Seite“, sagte ich von draußen zu Krümel.

Krümel versuchte es, ohne Erfolg.
Ich bekam sofort Panik, lief in den Schuppen, um den Ersatzschlüssel zu suchen.
Der war da aber nicht mehr.
Klara hatte ihn wieder rausgenommen, aus Sicherheitsgründen.
Plötzlich hörte ich die große Haustür klappen.

War die etwa noch auf?
Bevor ich das überprüfen konnte, stand Krümel vor mir und lachte mich an.

Die Haustür hatte sie hinter sich zu fallen lassen.
Jetzt waren wir endgültig ausgesperrt.

Der Nachbar bot sich an, die Tür mit einem Stemmeisen hochzuheben oder das Schloss einfach aufzubohren.

Wir lehnten dankend ab.
Endlich, ich bekam einen Monteur, der in ca. zwei Stunden bei uns sein wollte.

„Finden Sie denn zu uns, obwohl die Straße gesperrt ist?“, fragte ich ihn.

„Naja, ich weiß nicht“, erwiderte er zögerlich nach einer Pause.
„Gut, dann hole ich Sie ab. Kennen Sie den Waldweg, kurz nach dem Kreisverkehr, da wo es in Richtung Liepnitzsee geht“, fragte ich ihn.

„Klar“ sagte er knapp.
„Gut, da steh‘ ich und warte auf Sie“, antwortete ich.

Es klappte alles prima. Wir trafen uns, der Monteur fuhr hinter mir und ich schaukelte mit dem kleinen Jeep vor ihm über die Sandwege und durch die Schlammlöcher hindurch.
Dann ging dann alles sehr schnell.
Nicht einmal fünf Minuten hatte es gedauert, bis er die Tür geöffnet hatte.

„Sie könnten Ihr Geld auch leichter verdienen“, sagte ich zu ihm.
Der Monteur schmunzelte, schrieb die Rechnung aus und verabschiedete sich ins Wochenende.

Wir waren froh, dass alles so reibungslos gegangen war. Obwohl: Ein ziemliches teures Wochenende war es schon.

„Wir hatten einen ‚onteur‘, jaha“, sagte Krümel zur Nachbarin. Die freute sich mit Krümel. Wir konnten auch schon wieder lachen.
Immerhin hatte Krümel in der Zeit, als wir auf den Monteur gewartet hatten, eine bühnenreife Vorstellung im Garten geliefert.

„Ich bleib‘ bei euch“, sang sie aus Leibeskräften und tanzte dazu.
„Opa, das ist der Löwe“, rief sie zu mir.

Sie meinte wohl das Lied aus dem Film ‚Der König der Löwen‘.
Das erste Mal wurde das Rasenstück im Garten zur großen Bühne.

Wir schauten gebannt zu, hatten ein bisschen Angst, dass sich die Nachbarn wegen der Gesanges Lautstärke von Krümel beschwerten.

Wir jedoch, wir fanden es toll und merkten gar nicht, wie die Zeit verging.

Am nächsten Tag brachten wir Krümel zurück, zu ihrer Mama.
Die wartete mit dem Fahrrad für sie bereits unten vor dem Hauseingang.

Krümel stieg auf das Fahrrad, winkte uns noch einmal zu und fuhr schnurstracks in ihr nächstes Abenteuer.

Wir waren ein bisschen traurig, weil es im Garten nun so still war.
Aber wir schliefen beide ein, erschöpft und traumlos.

Bald geht es wieder los, an die Ostsee.

Dann heißt es morgens: „Opa, ‚pomm‘, wir spielen mit den Autos.‘
Ich freu‘ mich drauf.

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