DIENSTAGS – PUR UND PROMPT

ALLTÄGLICHES-2021.10.19

‚pur‘ - ungefiltert notiert, ohne groß nachzudenken;

‚prompt‘ - in dem Moment geschrieben, in dem ich es erlebe, zum Beispiel heute Morgen im Fitness-Studio im Stehen geschrieben, zwischen den Übungen versteht sich.

Sonntagnachmittag:
Ich sitze auf der Couch. Wir schauen einen Film auf 3 Sat, eine Komödie.

Meine innere Stimme sagt mir: „Sei nicht so faul, tu‘ etwas, du liegst schon den halben Nachmittag hier rum, ohne auch nur irgendetwas getan zu haben.

Ich denke an Freitagabend zurück. Laura und Krümel waren zu Besuch.

Krümel war noch wach, weil sie lange Mittagsschlaf gemacht hatte.
Und einen Nuckel bekam sie auch nicht von ihrer Mama.

Laura holte sie schließlich aus dem Bett, runter zu uns ins Wohnzimmer, und so saß sie gegen halb neun Uhr abends zwischen Klara und Laura auf der kleinen Couch, grell und putzmunter.

Eigentlich hätten wir ein schlechtes Gewissen haben müssen, eine Vierjährige so spät noch wach. Aber wie sie so sass, zwischen ihrer Mutter und ihrer Oma, da ging mir einfach das Herz auf.

„Die haben sich nicht vertragen“, sagte plötzlich Krümel und zeigte mit ihren kleinen Fingern auf ein Liebespaar im Fernsehen.
Zum Glück war die Altersfreigabe mit null Jahren angegeben.

Fitness-Studio heute kurz vor sechs Uhr:
Ich sitze auf der Bauchbank und glaube gar nicht, dass ich es geschafft habe.

Ich war über zwei Wochen stark erkältet und fühlte mich schlapp, so ganz ohne Antrieb.

Jetzt muss ich wieder von vorn anfangen. Die Bizepsmaschine ist mir schwergefallen. Ich bin in den Gewichten runtergegangen, von 25 auf 20 kg.

Bauchbank: Ich hatte Mühe, die Beine zu heben und zu senken. Nach jeweils 15 Hebe-und Senken- Übungen fielen sie auf den Boden, als würde auf ihnen ein Mehlsack lasten.

Inzwischen habe ich 45 Beugen am Rückenstrecker hinter mich gebracht. Für die letzten 15 Beugen habe ich eine 15 Kiloscheibe mit vor die Brust genommen.

Die Übungen sind mir wichtig, weil ich ansonsten den ganzen Tag am Tisch sitze und mich kaum bewege. Rücken- und Nackenschmerzen sind die Folge.

Es mag nicht viel sein, was ich dagegen tue, aber wenigstens beruhige ich mein Gewissen damit.
Jetzt sitze ich auf der Bauchmaschine. Es geht vorwärts.

Es ist nun schon wieder kurz vor halb acht und ich bin gerade aus der Tür des Studios herausgegangen.

Nun kommt der schönste Teil, nämlich auf dem Hof auf einer Bank sitzen, das restliche Wasser aus der Flasche gießen und sich freuen, dass man es geschafft hat.

Es ist kalt, aber trocken. In der Ferne sind die Autos zu hören, die in Richtung Alex die Straße hinunterdonnern.

Dagegen wirkt der Platz geradezu friedlich. Im hinteren Teil leert der Hausmeister die Papierkörbe aus.

Ich sitze vielleicht für fünf Minuten auf der Parkbank. Aber es sind die schönsten Minuten des Tages, denn ich habe das Gefühl, dass ich glücklich bin, für diesen kleinen Moment jedenfalls.

Mehr lesen:

2021: https://uwemuellererzaehlt.de/mein-freund-der-alltag/alltaegliches-2021/

2020: https://uwemuellererzaehlt.de/mein-freund-der-alltag/alltaegliches-2020/

2019: https://uwemuellererzaehlt.de/mein-freund-der-alltag/alltaegliches-2019/

2018: https://uwemuellererzaehlt.de/mein-freund-der-alltag/alltaegliches/