WAS VOM TAG HÄNGEN BLEIBT

Was ist haften geblieben – mental und rational?

Wertschätzend kommunizieren, selbst wenn das dein Gegenüber im Tonfall vermissen lässt;

Sich an den Bibelzitaten erfreuen, sie für die eigene Motivation am Tag nutzen; selbst die kleinsten Bibelverse bringen nicht nur Einsichten, sondern rufen in dir auch positive Gefühle hervor;

von der dreijährigen Enkelin lernen, was es heißt, sich einfach zu freuen, ohne Vorbedingung und ohne tiefgründig nachzudenken.

dienstags….
Kurz nach drei Uhr war die Nacht vorbei. Ich bin aufgestanden, habe mich fertig gemacht und Klara gegen halb fünf Uhr morgens zur Arbeit ins Zeitungsviertel gefahren.

Die Straßen waren glatt, die Sicht schlecht und trotzdem haben mich eine Menge Autos überholt. Die Gefahr geht oft nicht von der Straßenglätte aus, sondern davon, dass sich einige nicht den Straßenverhältnissen anpassen.

Kurz vor dem Axel-Springer – Haus bin ich nach rechts abgebogen und habe vorher ein bisschen abgebremst. Hinter mir hupte jemand wie verrückt und drosch sein Auto an mir vorbei, so als wäre er im Einsatz mit Sondersignal.

War er aber nicht. Er war nur ein Drängler.
Was mochte das für ein Mensch sein, der so rücksichtslos fuhr?

Ich will aber nicht ungerecht sein. Wer weiß, vielleicht hatte er einen wichtigen Termin, oder er stand morgens zu spät auf und machte dann auf wichtig vor den anderen.

Früher, ja da war ich genauso. Ich weiß noch, wie ich im Ort zwei Frauen in einem langsam fahrenden Kleinwagen überholte, ins Schleudern kam und gegen einen Mast prallte. Seitdem habe ich Schmerzen an der Halswirbelsäule.

Warum lernt man eigentlich erst, wenn es längst zu spät ist?
An der Tür vor dem Büro stand eine Frau, die Klara und mir zuschaute, wie wir die Taschen auspackten.

Klara wollte anlässlich ihres Geburtstages ein Frühstücksbuffet anrichten und ich habe sie deshalb mit ihren prallen Taschen zur Arbeit gefahren.

„Wieso kommen Sie eigentlich schon vor halb sechs Uhr ins Büro hinein?“, fragte die Frau mit empörter Stimme.

„Die Tür war offen“, sagte meine Frau.
„Dann haben Sie aber sehr viel Glück gehabt“, antwortete die Frau mit spitzem Tonfall.

„Das ist das Glück des Tüchtigen“, sagte ich zu ihr.
„Oh, dann muss ich ja noch ein bisschen mehr arbeiten“, meinte sie pikiert.

„Wahrscheinlich“, antwortete ich, während mir meine Frau böse Blicke zuwarf.

„Musst du denn immer so grob sein?“, fragte mich meine Frau, als wir wieder allein im Fahrstuhl standen.

„Wieso, ich habe in der Tonart geantwortet, wie sie uns begegnet ist.

„Klara mochte keine Konfrontation“, und so hatte ich mal wieder die ‚A….karte‘, obwohl ich alles mit raufgeschleppt hatte, gleich zurückmusste, durch die ganze Stadt hindurch, danach Schnee schaufeln wollte, vor der Tür, und dann? Ja dann würde ich wohl am Schreibtisch einschlafen.

„Du bist zu empfindlich!“, sagte meine Frau mir noch zum Abschied.
Zu grob, zu empfindlich, na gut, ich sagte nichts darauf.

Sie hatte mich noch zurück bis zum Fahrstuhl gebracht, weil sie mir nicht zutraute, dass ich allein den Ausgang fand.
Wahrscheinlich hatte sie sogar recht.

Ich hatte etwas Gutes tun wollen, und kam mir vor wie ein asozialer Rüpel, der auf der Straße die Menschen anmotzte und die Regeln menschlichen Miteinanders missachtete.

Sollte ich mich ändern? Nö, ich wollte so bleiben, wie ich bin – grob eben, ungeschliffen, aber mit viel Herz und Humor ausgestattet, wenn man mich nur ließ.

War ich jetzt schon wie Trump, der in Palm Beach durch sein eigenes Hotel-Restaurant ging und die Gäste stets das gleiche fragte: „Ist das nicht ein großartiges Steak, was Sie gerade verspeisen?“
Und wehe dem, der ehrlich antwortete.

Ich sollte auf die Lippen beißen, das tat zwar weh, aber eben nur mir und nicht meinem Gegenüber.

Faszination Bibel

Ich habe in der Bibel etwas gefunden, was dazu passt, sich besser zu überlegen, was man dem anderen sagt, auch wenn man mit seinem Gegenüber nicht einverstanden ist.

Im Brief des Paulus an die Römer heißt es:
„Jeder von uns gefalle dem Nächsten zum Guten, zur Erbauung.“ (Röm 15, 2)

Das kann ich mir ja mal wieder zu Herzen nehmen – ich bin ja lernfähig, denke ich jedenfalls. Klara sieht das ein wenig anders.

Aber sie hat ja heute noch nicht in die Bibel geschaut, so wie ich – ein kleiner Luxus für mich, denn Klara musste ja arbeiten; ich auch, aber das konnte ich mir einteilen – noch ein kleiner Luxus, das Homeoffice, finde ich.

Glücklich sein im Moment, sofort, wenn sich die Gelegenheit bietet – der große Luxus, den Kinder in sich tragen

Meine Tochter Laura hat mich gerade angerufen. Unsere kleine Enkelin hatte mal wieder einen mittelschweren Bock auf dem Weg zum Kindergarten.

Sie wollte im Schnee spielen. Ich kann sie verstehen, ihre Mutter aber war leicht genervt.
Ich sehe gerade ein Video an, das Laura vor ein paar Tagen gedreht hat und das zeigt, wie Krümel rücklings auf einer Einkaufstüte glückselig einen Berg hinunterschlitterte, in Ermangelung eines Schlittens.

Dieses Glück im Moment zu spüren, es sofort zu ergreifen, das haben uns unsere Kinder voraus.

Warum verlieren wir eigentlich diese Fähigkeit mit dem Erwachsenensein?

Schreib-Alltag:
Ich habe geplant, wann ich welche Charakterskizzen für die einzelnen Protagonisten in meiner neuen Geschichte schreiben will.

Laura, meine Tochter, will, dass ich noch heute damit beginne.
Das gute am Plan ist, du kannst ihn ein wenig schieben. Ich fange Morgen an.