ALLTÄGLICHES-2022.02.10
Die Stille erdet dich, bringt dir verlorengegangene Orientierung zurück, lässt dich zur Ruhe kommen und gibt dir einfach mehr Sicherheit. Einmal am Tag sich aus der Zeit ‚herauslösen‘ – das schärft deinen Blick für das, was wirklich wichtig ist.
Als ich kürzlich im Klinikum Buch auf meinen Aufruf zur Untersuchung wartete, da konnte ich Menschen beobachten, die gehetzt schienen, getrieben von etwas Unsichtbarem.
Gut, ich konnte verstehen, dass sich keiner länger als nötig im Krankenhaus aufhalten wollte.
Spätestens, wenn der ambulante Termin beim Arzt vorbei war, dann wollte man wieder raus, und das so schnell wie möglich.
Die Atmosphäre im gesamten Klinikum, hin- und hereilende Schwestern, Ärzte, Patienten, die den Flur entlangschlurften, das alles erzeugte nicht nur ein Gefühl der Hektik, sondern auch des Unwohlseins.
Manchmal spüre ich diese innere Unruhe, dieses Unwohlsein auch an einem ganz normalen Alltag.
Woher kommt das?
Es ist ein Gefühl, als würdest du keinen festen Boden unter den Füßen haben und jede kleine Erschütterung bringt dich ins Wanken.
Was meine ich?
Nun, ich durchdenke zum Beispiel, was ich zu tun habe, welche Kunden ich anrufen will, wann ich den Beitrag für den nächsten Tag schreiben muss und wann ich endlich die Steuerunterlagen aus dem letzten Quartal fertigstelle.
Das alles erzeugt in mir ein Gefühl von Stress, von Gehetztsein im Alltag. Ich habe ein Gegenmittel gefunden – das morgendliche Nordic Walking.
Klar, ich muss mich überwinden, früh aufzustehen, mich fertigzumachen, bis ich loslaufen kann, vergeht eine Menge Zeit.
Aber wenn ich das alles hinter mir gelassen habe, und ich tauche in den Wald ein, höre nur noch das Rauschen des Windes und wie ab und zu ein Vogel aus dem Baum aufgeschreckt wird und lärmend davonfliegt, dann stellt sich ein Gefühl von tiefer innerer Ruhe ein.
Manchmal bleibe ich sogar kurz stehen, um in diese Stille hineinzuhören.
Ich bekomme in diesen Momenten das Gefühl, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
Ich spüre, wie gut es war, sich zu überwinden, früher aufzustehen und in die Laufschuhe zu ‚springen‘.
Es ist die Situation am Tag, die so nicht wiederkommt.
Ich trete faktisch aus der Zeit heraus, aus dem Alltagsgewühl, um meine Gedanken zu sammeln, ja sie zu bündeln, um gewappnet zu sein für den Tag.
Ich kriege Antworten auf solche Fragen: ‚Was ist wichtig für dich?‘, ‚Wie lenkst du deine Energie auf die wirklich wichtigen Alltagsdinge und ‚Wie gelingt es dir, den Stress nicht an dich heranzulassen?‘
Gelingt mir das immer in dieser Vollkommenheit? Natürlich nicht.
Aber das Gefühl, etwas in sich aufgesaugt zu haben – den Sauerstoff, die Stille des Morgens, das ist einfach großartig und trägt mich am Tag, lässt mich Hindernisse überwinden.