SCHREIB-ALLTAG-17.02.2022
Ich war mal wieder mitten in einer Schreib-Krise. Wozu quälte ich mich Tag für Tag mit Geschichten herum, beobachtete Menschen, schrieb auf, was mir andere erzählten?
Sollte ich nicht besser nur noch über den Sinn des Lebens von einer abstrakteren Ebene aus schreiben?
Andererseits: Gab es nicht schon genug dieser Coaching-Ratgeber, in denen Autoren anderen erzählten oder besser ‚vorschrieben‘, wie ihr Leben auszusehen hatte, wenn es denn glücklich sein sollte?
Ich glaube, das größte Geheimnis, hinter das wir oft genug nicht kommen, das sind wir selbst.
‚Was gibt es schon Aufregendes in meinem Leben?‘
‚Corona macht alles noch stupider und eintöniger.‘
‚In meiner kleinen Stadt ist nichts los, hier kann man gar nicht glücklich werden.‘
Hast du dir nicht auch schon mal diese oder ähnliche Fragen gestellt?
Es gibt Tage, da verfalle ich in eine melancholische Stimmung, habe zu nichts Lust, finde das ganze Leben irgendwie sinnlos.
Erst vor wenigen Tagen, als ich mich mit Corona infiziert hatte, da lag ich im Bett, apathisch und dachte: „Was für ein Mist. Wirst du hier jemals wieder rauskommen?“
Ich bin rausgekommen und ich besinne mich auf die über Jahre ersonnenen Mittel, das Leben intensiver wahrzunehmen.
Schreiben.
Ja, es ist anstrengend. Nein, mir fällt das nicht in den Schoß, sondern es ist harte Arbeit.
Wer etwas anderes behauptet, der weiß sicher nicht, wovon er spricht.
Aber das Schreiben verschafft dir die Möglichkeit, noch einmal intensiver auf das zu blicken, was du erlebt hast, warum es schön war, oder warum in einer bestimmten Situation über dich selbst hinausgewachsen bist.
Da geht es nicht um die Bezwingung des Mount Everest.
Nein, es geht darum, deine Konflikte zu beherrschen, sie zu lösen, dich weiterzuentwickeln.
Wie viel hast du in deiner Kindheit erlebt und schon wieder vergessen, weil du es nicht aufgeschrieben hast?
Nimm‘ einen Zettel, einen Bleistift und fang an, zu schreiben, dich schreibend zu erinnern.
Du wirst sehen: Es kann Spaß machen und ist nicht nur anstrengend.
Es trainiert dabei sogar noch deine Fähigkeiten, besser zu kommunizieren, selbstbewusster deine Meinung zu sagen.
Man muss also nicht auf das Meer hinausfahren, um den großen Fisch zu fangen oder in die entlegensten Winkel der Welt reisen, nur um bloß nicht das große Abenteuer zu verpassen.
Die spannendsten Dinge findest du in deinem Alltag wieder, wenn du bereit bist, mal einen anderen Blickwinkel einzunehmen.
Selbst ein Blick zurück in deine Kindheit reicht oftmals schon aus, um die Zeit noch einmal intensiver zu durchleben.
Schreibe und beobachte, vor allem aber lebe dadurch noch intensiver und entdecke dein persönliches Glücksmoment auf dem Papier, mit dem Bleistift in der Hand.
Ich jedenfalls habe mit diesen Zeilen meine Schreibkrise überwunden.
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