
Gut reden können, das wollen viele.
Gut reden können, das wollen viele. So manch einer aber scheut die Mühen, die damit verbunden sind. Das Fundament einer soliden Rede, das hängt davon ab, wie gut jemand das Handwerk des Schreibens beherrscht. Bevor die Rede fertig ist, da fließt eine Menge Schweiß, oft auf das Papier, auf das du die treffenden Worte bringen willst.
Ich bin gern Trauerredner.
Natürlich, die Umstände, unter denen ich die Reden halten muss, die sind eher traurig.
Immerhin: Es ist ja ein Mensch verstorben.
Was mich dennoch antreibt, das ist der Wille, in dieser einzigartigen Situation solche Worte zu finden, die die Verstorbene oder den Verstorbenen noch einmal würdigen.
Das geht nur, wenn ich eine Geschichte über den verstorbenen Menschen erzähle, die ihn so zeigt, wie er war- mit seinen Stärken und vielleicht kleinen Schwächen, seinen Niederlagen und Erfolgen.
Das aber erfordert wiederum eine gewisse Fähigkeit, damit diese Worte zunächst aufs Papier kommen.
Ohne das Handwerk des Schreibens zu beherrschen, da geht es also nicht.
Den richtigen Wortschatz dafür zu nutzen, das verlangt Training, Schreibtraining.
Sicher, keiner beherrscht den gesamten Umfang der deutschen Sprache.
Er umfasst über eine halbe Million an Wörtern.
Selbst Goethe wusste nicht jedes Wort zu deuten.
Den gesamten Wortschatz in Perfektion zu beherrschen, darum geht es hier ja auch nicht.
Und trotzdem, wenn ich eine wertschätzende Rede zusammenbekommen will, dann muss ich mich schon quälen, zunächst einmal auf dem Papier.
Je mehr ich mich hier anstrenge, desto besser gelingt es mir später, die richtigen Emotionen in die Sätze hineinzulegen.
Dabei will ich keine Worthülsen benutzen, die lediglich im ersten Augenblick die Hörer beeindrucken.
Es geht vielmehr darum, in das Leben desjenigen Menschen einzutauchen, den ich beschreiben will.
Ich muss mich also schon für das Leben der Protagonisten interessieren, bereit sein, mich mit vielen Details in ihrem Werdegang beschäftigen.
Erst wenn ich den Angehörigen die richtigen Fragen gestellt habe, selbst die Zusammenhänge aus dem Leben des zu würdigenden Menschen zur Genüge kenne, kann ich anfangen, die richtigen Worte für die Endfassung zu finden.
Einfache Worte, klare Sätze – das klingt einfach, ist aber Schwerstarbeit.
Du musst dich quälen mit den Formulierungen, den Worten und Sätzen.
Es soll Autoren gegeben haben, die sich auf dem Boden gewälzt haben, um das richtige Wort zu finden.
So weit bin ich noch nicht gegangen, aber ich weiss, dass es schon einer Menge Schweiss bedarf, um zum Ziel zu kommen.
Und wenn dir dann nach der Rede die Leute sagen: ‚Das war eine wunderschöne Rede‘, ja dann weisst du, dass sich die Mühe gelohnt hat.
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