DER ‚NAVY – SEAL‘ AUS DEM FITNESS-CENTER

MEIN FREUND, DER ALLTAG

 

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HART IM TRAINING ZU SICH SELBST,

HILFSBEREIT, WENN ES UM ANDERE MENSCHEN GEHT,

MANCHMAL GRANTIG NACH AUSSEN UND IN

WAHRHEIT EIN MENSCH MIT EINEM GROSSEN HERZEN

 

Es gibt Menschen, denen begegnest du und im gleichen Moment hast du sie auch schon aus deinem Gedächtnis gestrichen.

Nicht so beim ‚Navy Seal‘ – einem Menschen mit klaren ethischen Regeln im Umgang mit sich und mit anderen.

Einer, der klar redet, hart ist, aber vor allem zu sich selbst.

Ich bin froh, dass ich ihn getroffen habe, in einem Fitness-Center im Berliner Umland.

Er hat meinen Alltag bereichert.

Und ich hoffe, dass es auch noch so im nächsten Jahr bleibt.

Warum das so ist, das versuche ich in meinem kleinen Beitrag zu erklären.


Fitness-Center, irgendwo im nördlichen Umland von Berlin – wir standen davor und warteten darauf, dass die Tür aufging.

Es war kurz vor sechs Uhr, 05.47 Uhr.

Ich erinnere mich so genau, weil ich gerade auf die Uhr schaute, als neben mir eine Stimme in mein Ohr raunte: „Die Zeit geht auch nicht schneller vorüber, wenn du laufend auf die Uhr starrst“.

Die Stimme gehörte dem ‚Navy Seal‘.

Er ist ein harter Hund, trainiert hart, ist sportlich fit und ich kann mir von ihm eine Menge abschauen.

05.55 Uhr: Ein Mitarbeiter des Clubs schloss die Metalltür auf, schob sie an die Wand, um sie dann einzuhaken.

Wir gingen hinein, zogen uns um und dann ging es los, mit dem Schwitzen.

Ich musste daran zurückdenken, wie alles angefangen hatte.

Vor gut einem Jahr:

Ich war erst vormittags da, aber es war mir zu voll.

„Du musst die Geräte in dieser Reihenfolge absolvieren“, sagte mir ein älterer Herr.

Vielleicht war er sogar jünger, als ich es war.

„Ich muss hier überhaupt nichts“, sagte ich zu ihm und drehte ihm den Rücken zu.

Sicher, ich war unhöflich, aber ich war auch gereizt.

„Ich geh‘ da nicht mehr hin“, sagte ich beim Frühstück zu meiner Frau.

„Warum nicht?“, fragte sie und man merkte ihr an, dass sie enttäuscht war.

Sie hatte mich auf das Fitness-Center aufmerksam gemacht.

„Da sind Leute, die denken, sie könnten dir sagen, wo es langgeht in der Welt.

Und manche laufen da rum, grüßen nicht, verkünden aber schon durch ihre Körpersprache, dass du es nicht wert bist, dass sie sich mit dir abgeben“, antwortete ich.

„Du bist sonst so klug, willst alles wissen, hast so viel in deinem Leben gestemmt, und da lässt du dich so runterziehen“, sagte sie zu mir.

„Ich bin da der wahrscheinlich dickste und älteste Sack, und ich habe einfach Minderwertigkeitsgefühle“, entgegnete ich.

Es vergingen ein paar Wochen, bevor ich mich entschloss, es doch noch einmal zu versuchen.

Ich wollte es ganz früh probieren. Das hatte den Vorteil, dass ich dann meine Termine am Tag  in Ruhe wahrnehmen konnte.

So begann ich also erneut, regelmäßig ins Fitness-Center zu gehen.

Diesmal gleich zu sechs Uhr, wenn noch nicht so viele da waren.

Eines Tages kam ich in die Umkleidekabine und sah, dass sich jemand an meinem Fach herumdrückte.

„Das ist mein Fach“, sagte ich“, und schaute einem recht durchtrainierten Trainingskollegen ins Gesicht.

„Gut, dann nehme ich ein anderes“, sagte der kurz angebunden.

Das beeindruckte mich.

Ich hätte wahrscheinlich mit dem anderen herumdiskutiert, der mir gesagt hätte, „das ist mein Fach“.

Seine ruhige Reaktion nötigte mir Respekt ab.

Wir kamen ins Gespräch und stellten so manche Gemeinsamkeit in den Anschauungen und auch im beruflichen Werdegang fest.

„Was bringen dir eigentlich die Übungen, die du so absolvierst?“, fragte er mich eines Tages.

Ich war verblüfft, dass er mich das fragte.

Im Stillen hatte ich ja gedacht: „Der zieht doch selbst nur an den ‚Drahtseilen‘ und geht ansonsten hier ein wenig umher.“

Ich sollte mich täuschen, sehr sogar.

Im Verlaufe der weiteren Trainings gab er mir Tipps, die faktisch meinen Trainingsablauf auf den Kopf stellten.

Ich lernte von ihm, was isometrische Übungen waren.

Er zeigte mir, wie ich am ‚Strength Hammer‘ richtig trainierte oder einfach bei der Brustpresse effektiv war.

Zwischendurch sprachen wir auch mal über unsere Erlebnisse aus der Vergangenheit.

Mir wurde schnell klar, dass er über Jahre hart trainiert hatte, sehr hart sogar.

Mit wem konnte ich ihn vergleichen, und wie sollte ich ihn für mich nennen?

Ich erinnerte mich daran, wie fasziniert ich die Dokumentationen über die Ausbildung der Navy Seals verfolgt hatte.

Diese mentale Fähigkeit, Schmerzen zu ertragen, nicht aufzugeben, einfach weitermachen und dranbleiben – die hatten mich schon immer beeindruckt.

Und nun war klar: „Ich nenne dich ab sofort Navy Seal“, sagte ich zu ihm.

Er schmunzelte nur, was ich als Zustimmung verstehen wollte.

Es war einfach so, dass ich in den vergangenen Wochen so viel von ihm gelernt hatte, dass er für mich schlichtweg zum Vorbild geworden war.

Klara wusste, dass ich im Umgang mit anderen Menschen inzwischen nicht mehr so gutgläubig war und lieber mal hinterfragte, was für eine Persönlichkeit dahinter verbirgt.

„Der muss ja wirklich, was auf dem Kasten haben, so wie du über ihn sprichst“, sagte Klara zu mir.

„Hat er“, nickte ich zustimmend.

Dabei war ich es gewohnt, dass die Leute mich bestaunten – für das, was ich so im Leben alles geleistet hatte.

Aber in einem war ich völlig zurückgeblieben – in dem Streben, körperlich hart zu trainieren, kontinuierlich Übungen am Tag zu absolvieren, das Übergewicht zu reduzieren.

Und da war der Navy Seal einfach ein Vorbild für mich.

Ich habe so viel von ihm inzwischen gelernt, einfach, weil er die Übungen einfach erklärte, Zusammenhänge herstellte und vieles praktisch demonstrierte – wofür ich ihm sehr dankbar war.

Warum macht er das eigentlich für mich?

Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht so ganz genau.

Was ich aber ziemlich gut erkannt habe: Der Navy Seal ist ein harter Hund, nach außen und nach innen mit einem weichen Herzen, einer, der gerade redet und das meint, was er sagt.

Ein Glücksfall für mich im Alltag.

Das ist ein wirklicher Reichtum, und ich freue mich inzwischen auf die Trainings am Morgen.

Reich nicht im monetären Sinne.

Nein, aber im Sinne von kameradschaftlichem Handeln, sich helfen und austauschen, ein bisschen erzählen und dann wieder motiviert an den Schreibtisch gehen.

Gut, dass es ihn gibt, den Navy Seal, ein Mensch, der ins Leben passt – positive Energie versprüht.

Bis demnächst mal, Navy Seal!

 

ALLTÄGLICHES

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