WEITERE BEITRÄGE: AUF COVER KLICKEN
ANNA LEBT NICHT MEHR
Anna lebt nicht mehr.
Es ist schwer, sich mit dieser Tatsache abzufinden.
Klara kann es noch nicht fassen, Laura nicht und ich auch nicht.
Aber es ist eine Wahrheit, die bitter und zugleich unumkehrbar ist.
Wir können also nur eine Brücke bauen, über die wir weiterhin zu ihr gelangen, sie bei uns bleibt– in unseren Herzen und in der Erinnerung.
Immer wieder habe ich über Anna geschrieben, kleine Geschichten, humorvolle Begebenheiten und auch bittere Erfahrungen.
All das gehörte zu Annas Leben und zum Leben unserer gesamten Familie.
Einige dieser Begebenheiten habe ich noch einmal durchgesehen, ein bisschen bearbeitet.
Aber im Grunde genommen sind die Erzählungen so geblieben, wie ich sie auch vor sieben Jahren begonnen habe aufzuschreiben.
Hier sind einige davon.
DIE KOMMUNIKATION MIT ANNA
Sonntagabend.
Laura ist zu Besuch.
Peter versucht Laura zu erklären, warum Anna nicht mehr alles versteht.
Klara hatte noch einmal bei Anna angerufen. Sie wollte nicht, dass ihre Mutter nun vielleicht durcheinander war, weil Laura ihr am Telefon nicht richtig erklärt hatte, dass sie unverhofft aus Berlin zu Besuch gekommen war.
Es war für keinen leicht, mit der Demenz von Anna umzugehen. Nicht für Klara, für Peter nicht und auch nicht für Laura.
„Du musst mit Oma gehirngerecht kommunizieren.“
„Papa, was ist das für ein Quatsch?“, protestierte Laura.
„Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Was ich damit sagen will: Oma kann nicht mehrere Informationen gleichzeitig verarbeiten. Das verwirrt sie.“
„Was meinst du?“, fragte Laura.
„Nun, du gehst an unser Telefon. Für Oma müsste jetzt Mama am Hörer sein. Stattdessen hört sie deine Stimme. Für sie wohnst du in Berlin.
Wir wiederum sind für sie gerade dort, wo sie jetzt auch anruft – im Dorf in der Nähe von Berlin. Also solltest du erst einmal sagen, dass du bei uns spontan zu Besuch bist, in Brandenburg.“
„Spontan zu Besuch?“, fragte Laura dazwischen.
„Das versteht sie doch erst recht nicht.“
„Aber stell dir vor, du würdest die Informationen per Rohrpost versenden – ein Satz folgt auf den anderen, und sie gehen alle in die gleiche Richtung.
Da kannst du ja auch nicht mit dem letzten Satz anfangen, sondern du schiebst den ersten Satz zuerst durch.“
„Na gut Papa, das ist mir zu blöd.“
Peter schwieg. Laura lag vermutlich richtig.
Er war eben auch nicht trainiert auf die Kommunikation mit demenzkranken Menschen.
WEITERE BEITRÄGE: AUF COVER KLICKEN