WIR SOLLTEN ANNA VON STRALSUND NACH RÜGEN HOLEN

PETER ERINNERT SICH –  (4)

WAS BISHER WAR:
Klara und Peter waren auf der Rückfahrt. Sie hatten Anna im Betreuten Wohnen besucht. Anna war merklich aufgelebt, als sie mit Peter die Fotoalben angeschaut hatte.

Der Alltag hatte Peter wieder. Er musste daran zurückdenken, wie es Anna im Heim ging und wie froh er war, dass er selbst noch arbeiten konnte.

„Wir sollten überlegen, ob wir deine Mutter in einem Heim auf Rügen unterbringen“, sagte Peter beim Frühstück und legte beide Beine auf den Stuhl, der vor ihm stand.

Wenn Krümel da war, dann sass sie darauf, und sie mochte es gar nicht, wenn Peter so mir nichts dir nichts sein Bein auf den Stuhl legte, der nur ihr gehörte, Krümel.

„Das ist mein Erzählfuss”, sagte er in dem Moment zu ihr.
„Gut Opa, dann erzähl mir von der Scheune!“, sagte Krümel in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.

„Die Macht der guten Gefühle: Wie eine positive Haltung Ihr Leben dauerhaft verändert."
„Gute Gefühle machen uns stärker, gesünder, kreativer….“
(Barbara Fredrickson)
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„Weisst du, was das bedeutet, Mutti von Stralsund nach Rügen in ein Heim zu bringen?“, riss Klara ihn aus seinen Gedanken.

Peter wusste es auch nicht, was es wirklich bedeutete, wenn sie Anna im Betreuten Wohnen auf seiner Lieblingsinsel unterbrachten.
Aber er dachte, dass sie sich dann noch besser um Anna kümmern konnten, weil sie Urlaub auf ihrer Datsche und Betreuung miteinander verbinden konnten.

Dabei hatten sie schon überlegt, ob sie das Gartenhäuschen verkauften, um dem ganzen Stress zu entgehen, der mit dem Hin- und Herfahren verbunden war.

Vielleicht sollten sie doch noch einmal über all das nachdenken.
Peter musste zurück an den Schreibtisch.

Er hatte in zwei Tagen eine grosse Rede auf einer Trauerfeier, zu der sich mehr als 100 Gäste angemeldet hatten. Einige von ihnen sollten sogar prominent sein.

Aber das störte Peter nicht, er wusste, dass er einen guten Redetext schreiben würde.

Die Aufregung kam erst, wenn er vor den Leuten stand und die ersten Sätze sprechen musste.
Er kam gut voran mit der Arbeit.
Die erste, die seine Rede hörte, war Klara.

Ihr vertraute er am meisten.
Klara brach nicht in Euphorie aus, wenn es gut war. Dann sagte sie meistens gar nichts, höchstens ‚gut‘, das sie in ihrer trockenen norddeutschen Art über die Lippen brachte.

Der Freitag, an dem die Feier stattfand, war herangerückt.
Peter lud sein Rednerpult ins Auto, stieg seinen schwarzen Anzug und machte sich auf den Weg.

Es war für ihn stets ein besonderer Tag, an dem die Trauerfeier stattfand, noch dazu, wenn er vor so vielen Menschen sprach.
Da war einerseits die Traurigkeit, die über der Veranstaltung lag, weil ein Mensch verstorben war.

Und andererseits war es die Möglichkeit, mit Worten, die ins Herz trafen, Trost auszusprechen.

Das gelang ihm nur deshalb, weil er im Vorfeld sehr intensiv mit den Angehörigen sprach, sie quasi interviewte. Es war anstrengend, schweisstreibend, ja einfach kräftezehrend, aber wenn er schließlich vor den betroffenen Trauergästen stand, die ihm dankbar zuhörten, dann wusste er, dass sich seine Mühen gelohnt hatten.

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