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UND IMMER WIEDER DAS GLEICHE DILEMMA
Montagmorgen, neue Woche.
Es ist noch nicht einmal sechs Uhr.
Ich bin schlecht gelaunt, hab‘ keine Lust auf die neue Woche.
‚Was machst du hier eigentlich so früh am Schreibtisch?‘, frage ich mich, während ich mir die Augen reibe und ein Gähnen unterdrücke.
Ich müsste nicht so früh aufstehen, aber meine innere Stimme flüstert mir etwas Anderes zu: „Wenn du jetzt wieder hinlegst“, sagt sie mir mit einem gefühlten drohenden Unterton, „dann kommt dein ganzer Tag durcheinander. Denk‘ dran: Du musst noch über vierzig Minuten Audio-Aufnahmen in den abtippen.
Und: Am Vormittag hast du ein Vorgespräch, wo zwei Stunden für eingeplant sind. Du willst auch noch Nordic Walking machen.
Wie willst du das alles schaffen, wenn du dich jetzt wieder ins Bett rollst?“
Ich kriege ein schlechtes Gewissen, weil ich trotzdem immer noch darüber nachdenke, mich wieder ins Schlafzimmer zu schleichen.
Jetzt meldet sich die zweite innere Stimme bei mir:
„Ganz ruhig, Dicker. Was verpasst du denn, wenn du dich wieder hinlegst?
Du bist doch bereits Rentner. Warum arbeitest du eigentlich noch so viel?
Was willst du dir eigentlich beweisen?
Leg dich hin und stell dir vor, wie du dich auf die Seite drehst, ein Bein ausstreckst, und du die wohlige Wärme der Bettdecke spürst.
Neben dir liegt Klara. Du spürst ihren Atem. Du bist glücklich und taumelst erneut in einen schönen Traum.“
Während meine beiden inneren Stimmen miteinander um die besten Argumente ringen, bin ich in der Küche und koche einen Tee.
Wie von Geisterhand geführt, gehe ich zurück ins Arbeitszimmer.
Nach fünf Minuten hole ich den Tee vom Balkon, und ich setze mich an den Schreibtisch, ohne groß darüber nachzudenken.
Ich stecke mir einen Korken in den Mund und beginne damit, womit ich morgens immer starte – dem Sprechtraining.
Danach setze ich die Kopfhörer auf und bringe die Audio-Aufnahme zu Papier.
Der Tag hat begonnen.
Ich schaue nach draußen und sehe, wie der Himmel leuchtet, erste Sonnenstrahlen sichtbar werden.
Der Tag erwacht, und ich auch.
Wieder Montag, wieder ein neuer Tag, der ‚Motor ist angesprungen‘ – die Woche wird gut.
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