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Es ist Dienstagmorgen, der 27.12.2022, 03.45 Uhr.
Das Fest ist vorüber und ich denke, dass ich mental in ein Loch falle. Keine opulenten Mahlzeiten mehr, nicht stundenlang auf der Couch liegen. Morgen und übermorgen habe ich gleich zwei Interviews.
Die erste Woche im neuen Jahr muss ich schon meine erste Rede halten. Wie komme ich blokß wieder runter, auf das normale Level?
Ich hantiere am Handy lustlos herum und finde einen Text, den ich genau vor einer Woche beim Bäcker getippt habe.
Er ist kurz, aber so schön banal, so alltäglich, so wie ich es gewohnt bin:
DIENSTAG – NUR NOCH DREI TAGE BIS HEILIGABEND
Ich sitze beim Bäcker, im Rewe-Markt.
Klara ist gerade in den Gängen unterwegs und ich habe einen Horror davor.
Der Bäcker schaut um die Ecke und ich fühle mich dazu aufgefordert, etwas zu bestellen.
„Einen Kaffee bitte“, sage ich und ich merke seinem strengen Blick an, dass es die richtige Entscheidung war.
„Hier sitzen und nichts bestellen, das geht eigentlich nicht“, schien sein Blick zu sagen.
„Waren Sie nicht vor geraumer Zeit bei der Trauerfeier dabei und haben meine Rede mitangehört?“, frage ich ihn.
„Ohja“, antwortet der Bäcker.
„Ich habe Sie gleich wiedererkannt“, sagt er weiter.
„Und, wie hat die Rede Ihnen gefallen?“
„Sehr gut, das hat mich berührt.“
Die Antwort von ihm klang ehrlich, und so freue ich mich auch ehrlich.
Es ist ein wirklich gutes Gefühl, wenn du Menschen insofern noch eine Freude bereiten kannst, dass du den Abschied für einen Angehörigen würdig hinbekommst.
Ich liebe inzwischen meine Tätigkeit als Trauerredner, insbesondere, weil ich das Leben eines Menschen noch einmal in Worten dokumentieren und die Angehörigen mit meiner Wertschätzung trösten kann.
Ich lege den Text weg und denke, dass des Alltag doch schön ist, weil wir einen Sinn bekommen durch das, was wir tun, es uns irgendwie reicher macht.
Heute abend kommt Krümel. Ich freue mich darauf, mit ihr zu toben.
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