Trauerreden haben eine Besonderheit: Du hältst sie in emotionalen Ausnahmesituationen. Du musst also dein Handwerk besonders gut verstehen.
Es ist nicht leicht, vor Trauergästen zu reden, die gerade einen für sie wichtigen Menschen verloren haben.
Du musst ‚cool‘ bleiben, weil du dich sonst von den Emotionen mitreißen lässt und du schließlich kein Wort mehr herausbekommst.
Du hilfst damit aber nicht dir und schon gar nicht den Zuhörern, die von dir erwarten, dass du etwas Wertschätzendes sagst, was zu den Herzen derjenigen Menschen geht, die vor dir sitzen.
Das funktioniert nur, wenn du alles in die Vorbereitung für die Rede legst, du die Sätze vordenkst und sie so aufschreibst, dass ihre Wirkung mitbedacht wird. Kurzum, du musst dein Handwerk verstehen – das des Redens und das des Schreibens, damit eine wirkungsvolle Rede entstehen kann.
Eine Rede, die in den Köpfen bleibt, weil sie die Herzen der Menschen erreicht hat. Ich habe schon so manchen Redner erlebt, der meinte, wenn er etwas Blumiges, etwas Salbungsvolles aus fertiggeschriebenen Texten herausnimmt, dann träfe es die Menschen ganz besonders ins Herz.
Meine Erfahrung besagt da etwas anderes – wenn du nämlich Phrasen aneinanderreihst, Sätze, die faktisch hohl, nichtssagend sind, und mögen sie auch noch so wohlfeil formuliert sein, dann erreichst du das ganze Gegenteil.
Die Leute werden es dir nicht ins Gesicht sagen, aber es spricht sich schon rum, wenn du nur an der Oberfläche im Leben eines Menschen gekratzt hast.
BRONNIE WARE „LEBEN OHNE REUE – 52 Impulse, die uns daran erinnern, was wirklich wichtig ist.“
Es ist also wichtig, ins Detail einzusteigen, was den Lauf des Lebens eines Verstorbenen anbetrifft. Du musst dich für alles interessieren, was ihn ausgemacht hat, was er mochte und wo seine Schwächen waren. Sind es liebenswerte Schwächen, dann sprich‘ sie an, weil vor allem so jemand wieder lebendig vor den Augen der anderen wird, für einen winzigen Moment jedenfalls.
Und was kann es Schöneres geben, wenn irgendwann die Familie am Frühstückstisch sitzt und jemand fragt: „Weißt du noch, wie gern Opa samstags stets was zu tun hatte, weil er ungern den Staubsauger in die Hand nahm?“
‚Schwarz in Schwarz’ denken, für alle Ewigkeit, das hilft niemandem. Dafür lohnt es sich, unermüdlich an den eigenen Fähigkeiten zu feilen – an denen des Schreibens und des Redens.
Den Menschen so in er Erinnerung zu behalten, wie er war, im wahren Sinne des Wortes mit einem lachenden und weinenden Auge an ihn zu denken, das hilft allen, und: Es bewahrt den Verstorbenen im Herzen und in der Erinnerung der Hinterbliebenen.
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