Archiv der Kategorie: MEIN FREUND, DER ALLTAG

Dem Alltag als Freund begegnen, das heißt für mich:
die eigene Lebensphilosophie im Alltag begreifen und sich mit ihr auseinandersetzen;
mehr Erfüllung finden, indem man die guten und schönen Seiten des alltäglichen Lebens sieht – beruflich und privat – und: sie auch bewusst annimmt;
die Faszination des Bibellesens entdecken; die Worte der Bibel als persönlichen Kraftquell nutzen, daraus eigene Lebensenergie und Lebensfreude für den Alltag schöpfen;
Erlebnisse und Beobachtungen im Alltag für sich nutzbar machen; erkennen, dass in den alltäglichen Dingen oft die großen Momente einer anhaltenden Lebensqualität zu finden sind;
die kleinen Geschichten aus dem Alltag erzählen, sie wertschätzen als etwas, das sehr kostbar und oftmals unwiederbringlich ist.

WEIHNACHTEN WAR ALLES NOCH VIEL SCHÖNER

ANNA IST DEMENT (91)

 

DER DICKE UND DER TÄNZER – ZWEI FREUNDE IM AUSTAUSCH ÜBER DEN ALLTAG

Der Dicke, das bin ich, der über den Alltag schreibt, und der mit seinem Übergewicht kämpft. Der Tänzer, das ist Marian Walter, Solotänzer am Staatsballett Berlin.
Wir sind schon lange befreundet, unsere Familien auch. Wir sehen uns aber selten, sehr selten, denn jeder hat mit der Familie und seinem Alltag zu tun.
Aber wir tauschen uns regelmäßig über WhatsApp aus.
Heute Morgen zum Beispiel habe ich Marian nach seiner Meinung über meinen Beitrag gefragt, den ich gerade veröffentlicht hatte – Beitrag siehe unten.

Hier der Dialog danach:
Der Dicke:
Was hältst du von meinem Beitrag, den ich heute unter der Überschrift ‚WENN SCHON NICHT ABNEHMEN – DANN BLOSS NICHT NOCH WEITER ZUNEHMEN‘ veröffentlicht habe?

Der Tänzer:
Schick‘ mal, obwohl ich noch schlafe. ‚Der Frühaufsteher und der Langschläfer‘ würde besser passen, wenn ich den Zeitpunkt deiner Veröffentlichung sehe.

Der Dicke
‚Fauler Sack‘ würde ich sagen, aber um es lesekonform zu formulieren – ‚Der Künstler, der noch nicht auf Betriebstemperatur ist‘.

Der Tänzer:
Genau, aber lesen kann ich schon so früh.

Der Dicke:
Also, was sagst du?

Der Tänzer:
Was die Vorhaben anbetrifft, da bin ich auch super. Vielleicht solltest du dich mit ein bisschen weniger zufriedengeben und das konsequenter durchziehen.

Der Dicke:
Nett gesagt, und doch ‚direkt auf die Fresse‘.

Der Tänzer:
Das würde ich nie schreiben.

Der Dicke:
Nein, aber denken.

Der Tänzer:
Ich glaube, du kommst wieder in die Spur beim Abnehmen.
Du hast doch schon ein wenig erreicht.
Genieß doch jetzt einfach das Leben, dein altes Leben, das Essen, wenig bewegen.
Jetzt kannst du es doch auf Corona schieben.

Der Dicke:
Danke für die aufmunternden Worte. Sie schmecken süß und auch bitter.
Schlaf weiter.

Der Tänzer:
Nein, ich bin schon aufgestanden. Und mein Glück wuselt beim Frühstückmachen um mich herum – der kleine William.

Der Dicke:
Na dann, einen schönen Tag.
(Veröffentlichung erfolgte nach Absprache mit Marian Walter und nach dessen Zustimmung).

WENN SCHON NICHT ABNEHMEN – DANN BLOSS NICHT NOCH WEITER ZUNEHMEN

WENN SCHON NICHT ABNEHMEN – DANN BLOSS NICHT NOCH WEITER ZUNEHMEN

WAS BISHER WAR:
Das Ziel bestand in diesem Jahr darin, nach und nach abzunehmen, mehr Sport zu treiben, weniger am Schreibtisch zu sitzen, sich einfach mehr zu bewegen.

Corona hat mich zurückgeworfen: Das Fitness-Studio im Prenzlauer Berg hat geschlossen, ich mache kaum noch Sport und dafür habe ich wieder damit angefangen, am Nachmittag Kaffee zu trinken, Weihnachtsstollen zu essen und mich möglichst wenig draußen zu bewegen.

Dabei bin ich in diesem Jahr gut vorangekommen. Ich bin in der Woche von sechs bis halb acht im Fitness-Studio gewesen. Samstags kam noch Nordic Walking hinzu.

Ich habe es geschafft, 11 Kilo abzunehmen, und ich habe zwischendurch Haferkleie gegessen und Vitamin Shakes getrunken.

Und jetzt?
Ich habe nur noch ein schlechtes Gewissen. Irgendwie zieht mich die ganze Situation runter, das rede ich mir jedenfalls ein.

Es gibt ein paar Hoffnungsschimmer, denn ich habe mir ein Pilates-Band besorgt und neue Nordic Walking Stöcke. Die alten hatte ich verloren, nachdem ich sie an die rechte Seite des Autos nach dem Laufen gelehnt hatte und dann einfach losgefahren bin.

Ich will heute wieder mit dem Walken anfangen und mit dem Stollenessen aufhören.

Das jedenfalls habe ich mir heute Morgen vorgenommen. Naja, der Tag ist noch lang und es kann vieles nicht passieren.

IANA SALENKO IM TELEFONINTERVIEW

MENSCHEN IM ALLTAG-2020.12.12

Freitag, 11.00 Uhr. Iana Salenko antwortet auf meine Fragen, die ich ihr am Telefon stelle. Obwohl es ihr selbst noch nicht wieder hundertprozentig gutgeht, schafft sie es, gute Laune zu verbreiten. Ich stelle immer wieder fest – Iana ist ein Profi, vor allem aber ein wunderbarer Mensch.

Iana, wie geht es Euch in dieser Zeit, in der alles und alle unter Covid-19 zu leiden hat?
Uns geht es heute schon wieder viel besser. Vor vierzehn Tagen habe ich erfahren, dass ich mich mit dem Virus infiziert habe.

Hast Du Dich testen lassen?
Ja, und wenig später bekam ich die Nachricht, dass der Test positiv war.

Was hast Du in dem Moment gedacht, als Du von dem Ergebnis erfahren hast?
Naja, du erschrickst dich schon, bekommst Angst, weil du ja nicht weißt, wie der Verlauf deiner Krankheit sein wird.

Welche Symptome sind bei Dir aufgetreten?
Ich war vor zwei Wochen, noch bei den Proben und fühlte mich danach nicht so gut.

Ich hatte Muskelkater, der ganze Körper schmerzte und am nächsten Tag spürte ich, dass mir mal kalt und dann wieder heiß wurde.

Was hast Du dagegen unternommen?
Zunächst war mir noch nicht bewusst, dass ich überhaupt krank bin.
Ich dachte, es sei eine leichte Erkältung.

Ich bin ja sogar noch in die Sauna gegangen, um den Schnupfen und den Husten wieder loszuwerden.

Und, hat die Sauna geholfen?
Nein, natürlich nicht. Die Symptome wurde sogar noch stärker.
In der Nacht darauf hatte ich eine erhöhte Temperatur – 37,5 Grad zwar nur, aber es fühlte sich an, als hätte ich 39 Grad Fieber.

Gab es dafür einen besonderen Grund?
Ich glaube, dass das mit meinen starken Schmerzen im Rücken zu tun hat, die ich stets bekomme, wenn ich Fieber habe.

Wie ging es weiter?
Ich bin Zuhause geblieben, habe viel geschlafen, mich ausgeruht. Ich wollte keine Tabletten nehmen und gedacht, ich bekäme es so in den Griff.
Aber dann wurde der Husten stärker, ich hatte teilweise keinen Geschmack mehr, fühlte mich einfach schlapp.

In der Staatsoper wurden wir zweimal in der Woche getestet. Ich habe mich also auch nach einer Probe entsprechend vorsorglich testen lassen. Als ich das Ergebnis mitgeteilt bekam, da bin ich sofort in die Quarantäne gegangen.

Hat Marian diese Symptome auch gehabt?
Ja, er hatte tagelang Kopf- und Rückenschmerzen, seine Augen brannten und er war auch ständig müde.
Des Weiteren hatte er einen starken Husten und auch ein Brennen in der Nase.

Wie geht es Euch heute, 14 Tage, nachdem Du positiv getestet wurdest?
Es geht uns beiden schon sehr viel besser. Wir fühlen uns noch nicht wieder zu 100 Prozent fit, aber es geht merklich aufwärts.

Iana, ich weiß, dass Du mental ein sehr starker Mensch bist und Dich immer wieder selbst motivieren kannst. Gelingt Dir das in dieser Zeit ebenfalls?
Ja, schon.
Es gibt sogar etwas Positives, dass ich gar nicht missen möchte.
Nämlich, dass ich William ganz anders aufwachsen sehe.

Bei Marley war ich gleich nach der Geburt schon wieder sehr schnell in Auftritte eingebunden. Heute kann ich Zuhause bleiben und mich intensiver mit den Kindern beschäftigen.

Wie kommt Ihr beide miteinander klar. Gibt es Phasen, wo Ihr Euch wünschen würdet, dass Ihr nicht beide die ganze Zeit im Haus zusammen seid?
Uns geht es wie allen Menschen in dieser Situation.

Also gibt es auch mal Zeiten, wo wir uns lieber mal für eine Zeit aus dem Weg gehen oder eben eine Meinungsverschiedenheit austragen.
Aber überwiegend stärkt uns der Zusammenhalt in der Familie, weil wir viel miteinander reden und einfach Spaß haben.

Marian ist es ja gar nicht gewohnt, dass ich so viel Zuhause bin. Für ihn ist das eher ungewohnt. Er denkt manchmal, ich sei genervt von ihm, weil er nun so oft um mich herum ist.

Und ist das so?
Nein, überhaupt nicht. Ich genieße das richtig, auch mit den Kindern zusammen zu sein.

Ich sitze manchmal nur auf der Couch und beobachte William, wie er auf dem Fußboden herumkrabbelt. Das sind einfach schöne Momente.

Wie hältst Du Dich fit in dieser Zeit, und unter diesen ungewöhnlichen Bedingungen?
Ich trainiere sehr viel an der Sprossenwand im Arbeitszimmer, oder ich mache Bodenübungen. Yoga – und Pilatis Übungen kommen hinzu.

Manchmal laufe ich mit William die Treppe hoch. Er mag das so sehr. Wir können ihn in seinem Alter nicht allein hochlaufen lassen und müssen schauen, dass ihm beim Klettern auf der Treppe nichts passiert.

Also machen wir das beste daraus und treiben gleich ein bisschen Sport. Das muss ja alles auch ein wenig Spaß machen.

Wie ist die Hausarbeit zwischen Euch aufgeteilt?
Marian kocht sehr gern. Er liebt das. Ich wasche meistens ab.
Ich stehe meistens sehr früh auf.

Dafür bereitet Marian wiederum die Flasche Milch für die Nacht für William vor. Morgens, da bekommt der Kleine Haferflocken und Marian kann weiterschlafen. Er rührt sich auch nicht.

Wie kommt Dein Mann insgesamt mit der Situation klar?
Marian versucht vor allem die positiven Seiten im jetzigen Alltag zu sehen.

Er beschäftigt sich viel mit den Kindern, genießt unser Zusammensein.

Iana, vielen Dank für das Telefoninterview

https://uwemuellererzaehlt.de/ueber-menschen-erzaehlen/iana-salenko-primaballerina/

AUF HOMO FICTUS ODER HOMO SAPIENS BEIM ERZÄHLEN ZURÜCKGREIFEN?

In Geschichten, die erzählt werden, sind die darin vorkommenden Figuren in der Regel fiktional angelegt.
Das heißt, sie sind nicht im Verhältnis 1:1 mit den real existierenden Menschen im tatsächlich stattfindenden Leben gleichzusetzen.

Na klar, es ist immer so, dass die Hauptfigur oft Züge von aus im realen Leben vorkommenden Menschen in sich vereint.

Wenn ich in „Anna ist dement“ über die Figur des Peter schreibe, dann finden sich dort zum Teil autobiographische Ereignisse wieder oder es sind Charakterzüge wiederzuerkennen, die auch mich auszeichnen.

Nur so kann ich authentisch und lebensnah schreiben.
Aber bin ich deshalb zu 100 Prozent der Peter? Nein, auf gar keinen Fall.

Der Reiz, künstliche Figuren zu erschaffen, homo fictus eben, besteht für mich darin, dass ich meine Phantasie und meine lebensechten Erfahrungen mit einfließen lassen kann.

Es gibt noch ein weiteres Motiv, warum ich nicht nur ‚Storytelling‘ betreibe, sondern auch fiktionale Geschichten erzähle.

Indem ich über einen Protagonisten erzähle, den ich fiktiv erschaffen habe, befasse ich mich sehr tiefgründig mit dem Wesen von Menschen, damit, warum sie sich in bestimmten Situationen so verhalten und nicht anders.

Das wiederum hilft mir bei meiner Arbeit, über reale Menschen im Alltag zu erzählen.

 

MENSCHEN AUS DEM ALLTAG – OHNE SIE FUNKTIONERT STORYTELLING NICHT

Menschen aus dem Alltag, Alltagshelden, sie sind die entscheidende Zutat, damit eine lebendige Geschichte erzählt werden kann.

Dabei spielt es für mich zunächst überhaupt keine Rolle, über wen ich schreiben will – ob über den selbstständigen Handwerker einer Bauschlosserei, die Inhaberin eines Küchenstudios oder den Protagonisten in einer fiktionalen Geschichte.

James N. Frey hat das in Hinsicht auf die Helden in einem Roman so zusammengefasst:
„Figuren sind für den Romancier was Holz für den Schreiner ist und was Ziegelsteine für den Maurer sind. Figuren sind der Stoff, aus dem der Roman gemacht wird.“
(James N. Frey: „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“ © 1993 Emons Verlag GmbH / © 1987 bei James N. Frey
ISBN 978-3-89705-32-1, Seite 17)

Sie sind für mich aber vor allem die Alltagshelden, für die ich mich interessiere, und wie ich weiß, meine Leser ebenfalls, und sie sind es, über die ich schreiben will.

Das ist das Hauptmotiv, warum ich mir immer wieder Anregungen, Tipps, Hinweise von den Großen im Metier des Schreibens hole – Tag für Tag, im Schreib-Alltag eben.

WIE GUT UND INTERESSANT SCHREIBEN?


Geschichten, sei es im realen Leben oder im fiktionalen Bereich, sind dann interessant, wenn wenigstens über einen Menschen, einen Protagonisten, berichtet wird, der nicht einfach durchs Leben geht, ohne irgendwelche Widerstände überwinden zu müssen.

Vielmehr geht es dem Leser ja darum zu erfahren, mit welchen Hindernissen diejenige Figur zu kämpfen hat, über die berichtet wird.

Nichts ist unglaubwürdiger, als wenn ich nur über die Erfolge eines Menschen schreibe.

Manchmal höre ich im Interview, dass dies alles zu persönlich sei und keiner erfahren solle, mit welchen Schwierigkeiten der Interviewte auf seinem Weg zum Erfolg zu kämpfen hatte.

Es ist natürlich das gute Recht eines jeden, den ich frage, die Antwort darauf zu verweigern.
Aber mit jedem Detail, das weggelassen wird, mit jedem Konflikt, der unerwähnt bleibt, wird die Geschichte, das Interview blutleerer.

Zu lernen, wie man gute Geschichten schreibt, das ist wichtig.
Dabei ist es zunächst tatsächlich nicht von Belang, ob ich über eine wahre Begebenheit, eine Unternehmerpersönlichkeit schreibe oder eine fiktionale Geschichte erzähle.

James N. Frey hat in seinem Bestseller „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“ bereits in der Einleitung den Kern des interessanten und spannenden Schreibens auf den Punkt gebracht:

„Ein ‚verdammt guter Roman‘ ist eindringlich, und das kann er nur sein, wenn er spannend ist. Zu einem spannenden Roman gehören die folgenden Merkmale: im Mittelpunkt steht eine Hauptfigur, der Protagonist, der mit seinem Dilemma konfrontiert wird; das Dilemma weitete sich zu einem Konflikt aus; der Konflikt verdichtet sich aufgrund einer Reihe von Komplikationen zu einem Höhepunkt; auf dem Höhepunkt wird der Konflikt gelöst.“
(Vgl. James N. Frey: „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“, © 1993 Emons Verlag GmbH / © 1987 bei James N. Frey,
ISBN 978-3-89705-32-1, S. 15).

PROFESSIONELLES SCHREIBEN GANZ OHNE HANDWERKLICHE KENNTNISSE IST SCHWIERIG



Ich schreibe nicht darüber, wie viel man wissen sollte, bevor man anfängt, einen Roman zu schreiben. Das ist nicht mein Thema und generell auch nicht mein Anliegen.
Ich bin eher im ‚Geschäft des Storytellings‘ unterwegs.

Aber auch da, oder ich sage, erst recht hier, sollte man sich Grundkenntnisse im Erzählen von Geschichten aneignen.

Ich bleibe da auf jeden Fall dran, mal mit mehr Energie, mal mit etwas weniger.

Es beruhigt mich, wenn ich erfahre, dass selbst die ganz Großen eine recht ausführliche Recherche betrieben, wie es ‚handwerklich‘ hinter einem Drama aussah, bevor sie selber an ihr Werk gingen.

Das ist gut zu wissen, denn man hat den manchmal den Eindruck, dass diese Menschen nur aus ihrem Genie heraus ihre Feder führten.

Im Vorwort zum Buch von James N. Frey „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“, heißt es dazu so treffend:

„In Deutschland herrscht noch immer ein Vorurteil, das in den großen Aufbruchjahren unserer Literatur in der früheren Goethezeit wurzelt: Dichtung entsteht ohne weitere Voraussetzungen, sobald die Muse das Genie küsst. Goethes Götz und sein Werther, Schillers Räuber, alle im Schaffensrausch hingeworfen, scheinen da unwiderlegbare Beweise zu sein. Dabei wird leicht übersehen, dass Goethe, als er den Götz in wirklich erstaunlich kurzer Zeit hinschrieb, voll mit der Dramentradition vertraut war, dank der französischen Besetzung Frankfurts während des Siebenjährigen Krieges sogar mit der Klassischen Französischen Bühnenpraxis, dass er beim Schreiben des Werthers über die Technik der Brieferzählung bestens informiert war…“ (Vgl.: James N. Frey: „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“, © 1993 Emons Verlag GmbH / © 1987 bei James N. Frey, ISBN 978-3-89705-32-1, Vorwort von Volker Neuhaus, S. 11).

Die gute Nachricht dabei: Wenn es die Großen nie verlernt haben, zu lernen, dann sollten wir es recht nicht tun.

Die weniger gute lautet: Du musst dranbleiben, ununterbrochen.

STORYTELLING LEBT AUCH VON BESCHREIBUNGEN UND STIMMUNGSBILDERN

Wenn ich einen runden -Text über ein Unternehmen schreiben will, so komme ich gar nicht umhin, Elemente zu verwenden, die auch in belletristischen Erzählungen angewendet werden.

Ich will ja im Storytelling nicht nur ein paar Fakten schildern, die dem Firmenporträt einfach nur angeheftet werden.

Nein, mir geht es auch schon darum, die Stimmung einzufangen, in der ich Gespräche führe, oder, in der ich die zu Interviewenden antreffe.

Das ist nicht immer ganz so einfach, wie ich es hier aufschreibe – zum Beispiel die Atmosphäre mit Worten zu skizzieren, die ich wahrnehme, bevor mein eigentliches Interview überhaupt beginnt.

Kürzlich hatte ich einen Termin in einem kleinen Ort im Barnimer Landkreis.

Mir blieb noch ein wenig Zeit und so hielt ich auf einem Parkplatz an, mitten in der Schorfheide.

Es roch nach den Kiefernzweigen, die sich leicht im Wind bewegten.
Die Ruhe, die sie ausstrahlten, die ging auf mich über.

Und obwohl ab und an ein paar Meter entfernt von mir Autos auf der Straße vorbeirauschten, hatte ich das Gefühl, ich könnte den Stress des Tages hinter mir lassen.

Als ich wieder ins Auto stieg und auf den kleinen vor mir liegenden Ort zusteuerte, da kam Freude in mir hoch, dass ich in dieser schönen und etwas abgelegenen Gegend gleich auf einen interessanten Menschen treffen würde.

Am Ortseingang sah ich kleinere Einfamilienhäuser mit gepflegten Vorgärten.

Alles schien in Ruhe und Ausgeglichenheit gegossen. Ein paar Meter weiter standen Spaziergänger an einem Gartenzaun.

Sie unterhielten sich mit einem älteren Mann, der sich auf seine Harke gestützt hatte und trotzdem noch aus den Augenwinkeln die herannahenden Autos beobachten konnte.

„Wir sind hier ein ruhiger Ort, mit sehr ruhigen Menschen. Bei uns zählt, dass man einander vertrauen kann. Und das ist enorm wichtig für mein Geschäft. Ich selbst bin hier geboren, groß geworden und habe hier meine Familie gegründet“, begann die Unternehmerin zu erzählen.

Das Bild, das ich mir von dem Menschen machen wollte, bekam mehr und mehr Konturen.
Angefangen hatte das alles schon vorher – nämlich als ich in den Ort hineinfuhr.

ZUHÖREN IST HÄRTER ALS REDEN

Wie der Alltag mich manchmal erneut zu Einsichten bringt, die ich längst schon wieder vergessen hatte – nämlich ein besserer Gesprächspartner zu sein, indem ich viel mehr zuhöre und zum Ausgleich dafür weniger rede.

Der Tag begann trüb und ich hatte Mühe, mich an meinen festgelegten Arbeitsplan zu halten.
Ich schaute nach draußen, blickte runter in den Garten und sah, wie der Wind einzelne Blätter auf der Wiese verstreute.

‚Eigentlich müsstest du doch jetzt runtergehen und den Carport vom Laub befreien‘, dachte ich bei mir, während ich den wolkenverhangenen Himmel betrachtete.

Ich schwenkte den Bürosessel zurück an den Schreibtisch, seufzte, weil mir nichts mehr einfiel, was mich ablenken konnte und setzte meine Arbeit vor.

Zwei Stunden später wurde ich müde. Die Augen klappten zu, während ich weiterschrieb.

Schließlich saß ich ja bereits seit kurz nach 5 Uhr am Tisch und kämpfte mich durch meinen Tagesplan.
Ich gab mir einen Ruck, stand auf, zog mir alte Sachen an und ging nach draußen, um den herumliegenden Blättern den Kampf anzusagen.

‚Wieso müssen eigentlich die Blätter von dem Baum da drüben ausgerechnet auf unsere Seite fliegen‘, fluchte ich innerlich, während ich bereits den Besen in der Hand hielt.

Ich machte mich daran, die Straßenseite zu fegen und die Blätter vor mir herzuschieben.

„Hallo, wie geht’s?“, hörte ich hinter mir die vertraute Stimme meines Nachbarn.

„Ach danke, ganz gut. Offensichtlich haben wir ja den gleichen Gedanken“, sagte ich und zeigte auf den Blätterhaufen vor mir, den ich gerade aufgetürmt hatte.

„Ich musste mal raus. Ich arbeite ja jetzt für einen Tag im Homeoffice“, sagte mein Nachbar.

„Donnerwetter. Das ist ja ein Ding, meine Frau hat gestern ebenfalls begonnen von Zuhause aus zu arbeiten. Ebenfalls für einen Tag“, sagte ich zu ihm.

Er ging nicht darauf ein, sondern sprach weiter darüber, wie er seinen Homeoffice-Arbeitsplatz organisiert hatte.

„Mittags machen wir genau eine halbe Stunde Pause“, schob ich schnell einen Satz ein, mitten hinein in seinen Redeschwall.
Wieder keine Reaktion von ihm.

„Arbeitet denn deine Frau ab und zu auch vom Homeoffice aus?“, fragte ich ihn.

„Oh ja, was denkst du denn!“, antwortete er forsch.
„Wir haben alles gut organisiert, schreiben uns auf dem Handy an, wenn wir miteinanderkommunizieren.“

Mein Nachbar war in Plauderlaune. Er weihte mich in die kleinsten Details seines neuen virtuellen Arbeitstages ein.
„Schön, dass wir mal wieder miteinander gesprochen haben“, sagte er zum Schluss.

„Ja, finde ich auch“, entgegnete ich, obwohl ich kaum zu Wort gekommen war.

„Wieso interessiert sich mein Nachbar eigentlich nur für sich?“, fragte ich abends Klara.
„Na warum wohl?“, fragte sie.

„Weil du nie vergessen solltest, dass sich die meisten Menschen vor allem für sich interessieren und nicht für andere“, sagte sie weiter.

„Das stimmt“, antwortete ich.
Wenn ich ehrlich war, so fand ich es ja auch am spannendsten, was ich gerade tat.

Oft genug hämmerte ich mit Worten und vielen Gesten auf Klara morgens beim Frühstück ein, was ich nicht alles für ‚bedeutungsschwangere Projekte in der Pipeline‘ hatte.

Klara hörte sich das stets schweigend an.
Sie sprach nie von ihrer Arbeit, ganz wenig nur und ich fragte nicht danach, weil ich mich mehr für mich interessierte.
Also warum sollte der Nachbar anders sein?

„Weißt du, ich hatte aber den Eindruck, dass ihm unser Gespräch, besser sein Monolog gut gefallen hat“, sagte ich jetzt zu Klara.
„Ja, wenn du ihn für dich gewinnen willst, dann hör‘ ihm weiter mehr zu, viel mehr, als du selber preisgibst“, sagte Klara zu mir und musste sofort lachen.

Sie wusste, wie schwer es mir fiel, nur zuzuhören. Das gelang mir ganz gut, wenn ich zum Interview ging, aber bei privaten Gesprächen war ich auch ganz gern mal an der vorderen ‚Redefront‘.

Ich nahm mir vor, künftig noch mehr an mir zu arbeiten, auch wenn es manchmal hart war, nichts zu sagen, dem Nachbarn nicht ins Wort zu fallen und sich dann noch für seine Probleme zu interessieren, und zwar aufrichtig.

Doch ich wollte es weiter versuchen, ein guter Zuhörer zu sein, möglichst viele Fragen zu stellen und wieder zuzuhören.
Dann wird aus meinem Nachbarn ein noch besserer Freund, als er es ohnehin schon war.

WARUM DETAILS IM STORYTELLING WICHTIG SIND



Im letzten Beitrag ging es darum, dass das Storytelling, das Schreiben generell ein System braucht.
Mehr dazu: https://uwemuellererzaehlt.de/2020/11/08/schreib-alltag-21/.
In diesem Beitrag will ich der Frage nachgehen, warum Details in einer Geschichte so wichtig sind. Das können natürlich nur Anregungen sein, vor allem Erfahrungen, die ich selbst beim Schreiben gemacht habe. 

Kürzlich fragte mich die Inhaberin eines kleinen Unternehmens, warum ich sie soviel fragen würde, zum Beispiel, wo genau sie aufgewachsen ist, wie alt ihre Schwester sei und was sie alles in der Freizeit treibt, womit sie sich in der wenigen für Sie verbleibenden Zeit beschäftigt, wenn sie nicht mit ihrem Business befasst ist.

„Wozu soll das gut sein, wenn ich das alles beantworte“, entgegnete sie mir.
Ja, warum? Kann ich nicht einfach ein paar Fakten aufschreiben, ein kurzes Leistungsportfolio der Dienstleistungen und Produkte zusammentragen und anschließend Ruhe geben?

Natürlich kann ich das tun, doch was hätte das mit Storytelling zu tun, damit, dass ich einen Menschen, sei es nun beruflich oder privat vorstellen wollte?

Wer würde das lesen wollen? Vermutlich keiner.
Wenn ich beispielsweise schreibe, dass einer Unternehmerin kaum Zeit für die eigenen Enkel bleibt, dann ist das sicher erst einmal ein Fakt, den der Leser hinnimmt.

Aber wie wäre es damit?
„Anne rieb sich die Augen. Im Büro war es dunkel, ihre Mitarbeiter waren längst gegangen.
Sollte sie sich noch einen Espresso machen? Oder doch lieber die Sachen packen, das Büro abschließen, nach Hause fahren und direkt ins Bett fallen.
Sie könnte ja am nächsten Tag weitermachen. Aber sie hatte ihrer kleinen Enkelin versprochen, dass sie morgen zu ihrem Geburtstag ganz bestimmt anwesend sein würde.
‚Oma, ich freu‘ mich. Bringst du mir was Schönes mit‘, hatte sie heute noch auf der Mail-Box ihres iPhones gehört. Sie konnte ihre Enkelin nicht enttäuschen. Sie musste einfach mit am Geburtstagstisch sitzen.
Und was war mit dem Angebot? Es musste bis fertigwerden, neben den vielen Besprechungen, die am nächsten Tag anstanden.
Anne seufzte, erhob sich aus dem Sessel, schlurfte auf Strümpfen zum Kaffeeautomaten.
Ihre Schuhe hatte sie längst unter den Schreibtisch geschoben.
Irgendwie musste das alles anders werden. Nur wie, das wusste sie nicht, als sie mit dem Espresso am Schreibtisch zurück war und sich erneut in das Angebot vertiefte.“

Ganz sicher kann man das noch besser ausfeilen, prägnanter, ausführlicher beschreiben.

Aber es zeigt schon in der Fassung folgendes: Menschen und das, was sie umtreibt müssen in den Einzelheiten beschrieben, vorgestellt werden. Wie auch sonst soll der Leser an der Situation teilhaben, sich in die Nöte und Freuden von Anne, der Unternehmerin hineinversetzen können?

Es geht gar nicht darum, alles bis in die letzte ‚Fuge‘ hinein breitzuwalzen. Aber nur, indem ich echte authentische Details verwende, kann ich Anteilnahme hervorrufen, letztlich Vertrauen beim möglicherweise späteren potenziellen Kunden schaffen.
Details zu beschreiben, das will geübt sein. Mir gelingt es mal gut und manchmal gar nicht.

In jedem Fall nutze ich nahezu jede Möglichkeit, mich darin zu üben.
Fahre ich mit meiner Frau zum Einkaufen, so beobachte ich die Menschen um mich herum.
Zuhause am Schreibtisch zurück, notiere ich meine Beobachtungen.

Oft genug tippe ich sie auch gleich in mein Handy.
Keiner von uns, lebt in ‚großen Bögen‘, hält tagsüber überschwängliche Reden oder artikuliert lediglich gestanzte Worthülsen.

Nein, jeder arbeitet am Tag hunderte Einzelheiten ab, nimmt unzählige Details von Menschen und Sachen auf, wird Zeuge von Emotionen, unterliegt selbst Gefühlsregungen, kurzum lebt einfach. Dieses Leben zu beschreiben, darum geht es. Und das funktioniert, indem man die Details, die Einzelheiten berücksichtigt.

STORYTELLING BRAUCHT SYSTEM


STORYTELLING, SCHREIBEN IST WIE PROJEKTMANAGEMENT – ES BRAUCHT MÖGLICHST EIN SYSTEM

„Du schreibst doch gern!“, das höre ich oft von Freunden und Kollegen, wenn ich mit Begeisterung über meinen Blog, das Schreiben überhaupt spreche.

Aber schreibe ich wirklich so gern?

Nein, das wäre unehrlich, und ich würde auch die Augen vor den Widerständen verschließen, die das Schreiben, das Dranbleiben mit sich bringen.

Wer sich im Storytelling, im Erzählen von Geschichten über Unternehmen, Menschen in den Unternehmen, ganz einfach über Menschen im Alltag berichten will, der muss eine Menge Energie und sehr viel Zeit aufwenden.

Es spielt im Grunde keine Rolle, ob ich mich an eine fiktive Geschichte mache oder ob ich über einen Unternehmer, eine Unternehmerin erzähle, die ich in der realen Welt kennengelernt habe.

Das Rüstzeug, mein „Handwerkskoffer“, der ist universal ausgelegt, um mit dem Schreiben zu beginnen. Ich muss nur wissen, wie ich zum Beispiel das in einem Interview gesammelte Material ordne, daraus ein Konspekt fertige, als nächstes ein Exzerpt schreibe, einen Rohentwurf erstelle und so schließlich ein Entwurf vor mir liegt, der redaktionell bearbeitet werden kann.

Das braucht eine Menge Ausdauer, Fleiß und manchmal auch viel Kraft, um die eventuell an einem bestimmten Tag nicht so gute Laune niederzuringen, oder sie einfach nicht über meinen Schreibwillen obsiegen zu lassen.

Ich fange das am besten auf, indem ich stets gleich vorgehe, eine Struktur in meine Geschichte bringe, die Details sichte und überlege, wie ich einen guten Anfang und einen guten Schluss in den Text hineinformuliere.

Wie ich daran arbeite, warum für mich die Einzelheiten einer Story so wichtig sind, darüber will ich im nächsten Beitrag schreiben.

ZWEI IM HOMEOFFICE – UNGEWOHNT

06.00 Uhr, meine Frau sitzt am Schreibtisch und ich auch, nur eben eine Tür weiter. Das ist neu für mich, ungewohnt, spannend, abschreckend und anziehend zugleich.

Ich fühle mich beobachtet, habe erst einmal die Tür zu meinem Arbeitszimmer zugemacht.

„Warum machst du die Tür zu?“, ruft Klara herüber.
„Darum!“, will ich antworten.

Stattdessen sage ich: „Ich mach‘ das Fenster auf. Ich brauch‘ frische Luft, damit ich wach werde.“

Manchmal stehe ich einfach auf, wenn ich allein bin, laufe die Treppen runter, ins Wohnzimmer und schalte den Fernseher an.

„Ich muss doch sehen, wie es um die Wahl in den USA steht“, rechtfertige ich mich dann im Stillen.

Oft habe ich aber auch was im Computer oder auf dem iPad gelesen.
Zum Beispiel, dass die Wagenknecht für Trump ist.

Stimmt das? Das muss ich nachprüfen, also die Talkshow in der Mediathek suchen und anschalten.

Kann ich das jetzt tun? Natürlich nicht.
Ich müsste es ansonsten wortreich erklären.
Und dann kämen sie wieder, die Sprüche.

„Jetzt ist mir alles klar, dass du so wenig an Umsatz reinholst.“
Oder: „Du redest zwar, was du wieder verkauft hast, aber in Wirklichkeit sitzt du vor dem Fernseher. Da kann nichts werden!“, höre ich sie rufen.

Ich muss jetzt mal für kleine Jungs.
Muss ich mich abmelden?

Nö, ich gehe in Richtung Gäste-WC und kann dann ja mal kurz ins Wohnzimmer abbiegen.

Und wenn Klara ruft, wo ich bin, dann antworte ich einfach nicht. Das wäre ja noch schöner.

SCHREIBEN HAT MICH NICHT REICH GEMACHT, ABER ZUFRIEDENER

Nichts in meinem Leben hat mir weniger Geld gebracht als das Schreiben, aber nichts hat mich auch glücklicher gemacht, als die Beschäftigung mit dem Schreiben.

Jeder von uns ist ein Schreiber. Mal mehr und mal weniger.
Keiner kommt durchs Leben, ohne jemals einen Stift in die Hand genommen oder auf der Tastatur herumgeklappert zu haben.
Nur, es ist uns nicht bewusst, wie sehr wir auf das Schreiben angewiesen sind.

Das Schreiben bringt unsere Gedanken in bestimmte Bahnen.
Manchmal wache ich morgens auf und bin panisch, weil ich nicht weiß, wie ich das alles schaffen soll, was mir gerade durch den Kopf gegangen ist.

Indem ich einen Zettel nehme und notiere, was ich am Tag alles machen will, ja dann strukturiere ich nicht nur das, was vorher als kaum durchführbar erschien, sondern der Stress verschwindet nach und nach aus meinem Kopf.

Aber es ist nicht nur das, was ich meine, wenn ich davon spreche, dass das Schreiben zufriedener, vielleicht auch glücklicher macht.

Wenn ich von dem Schreiben rede, das ich meine, dann denke ich daran, dass ich alles, was ich erlebe, und über das ich dann berichten will, zweimal durchlebe. Einmal, wenn es passiert und dann noch einmal, wenn ich das Erlebte erneut durchdenke und überlege, was das Besondere daran war. Und dann muss ich es zudem noch in die richtigen Worte ‚gießen‘, damit es für den Leser erlebbar, nachvollziehbar wird.

Das kostet Überwindung, keine Frage. Aber wenn du es tust, dann erfährst du eine Genugtuung, die kaum zu toppen ist.
Mir jedenfalls geht es so.

Ich war nie glücklicher, als ich es jetzt bin, selbst in Zeiten dieser Einschränkungen und gesundheitlichen Risiken.

Wie oft bin ich im Leben der Karriere wegen dem Geld hinterhergerannt, der Anerkennung durch Vorgesetzte? Oft genug, zu oft.

Ich war darin nicht so ganz erfolglos, keine Frage. Und hinzukam auf der anderen Seite, dass es mit dem Verdienst steil bergab ging, als ich mit dem professionellen Schreiben begann.

Es gab eigentlich überhaupt keinen Grund, mit dem Schreiben weiterzumachen, Texte auf meinen Blog zu bringen, für die du kaum eine Anerkennung erfährst.

Und trotzdem, ich habe weitergemacht. Weil ich keinen Zustand in meinem Leben kenne, der mich zufriedener in der Arbeit gemacht hat, als dieses Ringen um Worte, um Formulierungen, um Botschaften.

Bin ich deshalb bedingungslos glücklich? Nein, das nicht. Aber ich sehe mehr, seitdem ich schreibe. Ich erkenne nicht nur, dass ich viele Fehler in der Vergangenheit gemacht habe.

Nein, ich kann diesen Fehlern sogar noch etwas sehr Gutes abgewinnen, nämlich: Ich kann über sie schreiben, weil sie zu meinen Erfahrungen gehören. Was kann mir in meinem Leben Besseres widerfahren?

Hinzugekommen ist die Zufriedenheit, dass ich täglich mit dem Stift umgehen kann, Gedanken formuliere, und wenn es mich noch so viel Kraft oder Energie kostet.

Am Schluss siehst du die Welt klarer, mit deinen Augen und mit deinen Gedanken, die du auf deinem Stück Papier stehen.

KLARA ARBEITET IM HOME-OFFICE – ES IST SO UNGEWOHNT

Montagfrüh, 05.00 Uhr. Eine Stunde später, als ich sonst aufstehe. Der Grund: Ich kann ja nicht ins Fitness-Studio fahren, Lock-down eben.
Klara ist heute ebenfalls im Home-Office geblieben. Sie kann jetzt von ihrem Zimmer aus mit dem eigenen Laptop arbeiten.

Für mich ist das ein komisches Gefühl. Ich kann gar nicht so ‚herumlungern‘, wie ich das sonst morgens immer am Computer tue, um in Schwung zu kommen: Mal hier surfen, da mal nachlesen.

Jetzt ist hier eine gespenstische Ruhe, obwohl wir zu zweit sind.
Ich hätte das Klara nie zugetraut, dass sie das mit dem Laptop hinbekommt.

Laura hat ihr geholfen. Sie sind am Samstag noch zum Alex gefahren, haben den Computer gekauft und Laura hat ihn eingerichtet.
Und wie es immer so am Anfang ist: Der Laptop kann sich noch nicht ins System einloggen.

„Dann muss Klara ja am Montag doch reinfahren und ich kann hier wie gewohnt arbeiten, oder zwischendurch auch nicht, weil ich mal eine Serie gucken kann, das ‚Seal-Team‘“, denke ich bei mir.
Ach, ich liebe es, wenn ich die ‚Seals‘ sehe, wie sie in der Serie eine Tür eintreten.

Doch ich habe die Rechnung ohne Klara gemacht, die sitzt drüben, ganz diszipliniert und rührt sich nicht. Sie hat ja noch ihren Dienst-Laptop mitgebracht, vorsichtshalber. Und der loggt sich ein. Naja, was soll’s. Ich weiß nicht, ob ich mich freuen oder ob ich weinen soll.
„Kannst du solange auf deinem Schreibtischsessel sitzen?“, ruft Klara jetzt herüber.

„Oh ja, da bin ich ganz diszipliniert“, rufe ich ungerührt zurück, obwohl ich gerade denke, dass ich mir mal eine Pause verdient habe.
Kurzum, ich fühle mich beobachtet.

„Alles ‚guut‘, Löwe“, höre ich Krümel rufen, so als würde sie mit mir spielen wollen.
Aber Krümel ist gar nicht da, sie ist in der Kita und wird nicht an mich denken, sondern mit den Kindern in ihrer Gruppe spielen.

Nicht mal jammern kann ich, dass ich laufend abgelenkt werde.
Bis jetzt fand ich das ja gut mit dem Home-Office.

Ich hatte da allerdings mehr an mich selbst gedacht.

RUMPFBEUGEN AM GESCHIRRSPÜLER

Der Wecker klingelt, wie immer viel zu früh.
Irgendwas ist komisch, denke ich. Ich setze mich gerade aufs Bett und dann fällt es mir ein.

Ich werde heute nicht ins Fitness-Studio fahren. Ich komme dem Lock-down zuvor.

Klara hätte es gern gesehen, dass ich noch einmal mit reingefahren wäre, denn sie muss nun morgens wieder auf die Bahn umsteigen.
Ich nehme mir vor, zwischendurch ein paar Übungen zu machen, wenigstens vom Schreibtisch aufzustehen, Arme und Beine zu lockern.

An der Rückseite der Tür zum Arbeitszimmer klebt ein großes Plakat, auf dem Übungen abgebildet sind, die ich machen kann, ohne dass ich groß Geräte brauche.

Habe ich das getan? Nein.

Doch eine Sache war dafür gut: Ich habe drei Säcke mit Grünzeug aus dem Garten zur Abfallstation gebracht.

„Wer weiß, ob die nächste Woche noch aufhaben“, schiesst es mir durch den Kopf.

„Sollte ich die Blätter auf dem Rasen auch noch zusammenhaken und mit in einen der Säcke stopfen? Das wäre ja auch sowas wie Gymnastik“, denke  ich bei mir.

Ich schaue auf die Blätter, dann auf die Säcke und schließlich auf den Schuppen, wo die Harke stand.

„Kommt gar nicht in Frage, es reicht, wenn ich die Säcke hier wegfahre, schließlich hast du danach noch zu arbeiten“, sage ich in strengem Ton zu mir selbst.

Ich hieve die Säcke in den Wagen und fuhr in Richtung Abfallentsorgung los.

Als ich ankomme, steht eine Mitarbeiterin auf dem Hof, schaut mir beim Aussteigen zu und fragt schließlich: „Wie viel Säcke sind es?“

„Es sind vier“, sage ich.
„Wieso vier? Hier hinten sind nur drei“, entgegnet sie, nachdem sie in das Innere des Wagens geschaut hat.

„Der größte und der dickste Sack steht vor Ihnen“, sage ich trocken und beobachtete, wie sie sich vor Lachen ausschüttete.

„Ach ich liebe Ihren Humor“, meint sie und nahm wortlos den Euro Trinkgeld an, den ich ihr zusteckte.

„Ja, wir werden demnächst nicht viel zu lachen haben“, meine ich und sie nickt stumm.

Ich steige ins Auto und nahm mir vor, am nächsten Tag mit einer Übung zu beginnen, die auf dem Plakat an der Rückwand der Tür zum Arbeitszimmer abgebildet ist.

Aber morgen ist Freitag und da hantiere ich doch immer mit dem Staubsauger und schüttele vorher die Teppiche aus. Seit Neuestem wische ich auch noch die Treppen zum krönenden Abschluss.

Klara findet zwar, dass ich den Lappen zu nass mache und die Holzstufen darunter leiden, aber solche Feinheiten kann ich nicht auch noch berücksichtigen.
Ich bin wieder zuhause angekommen.

„Ich werde mir mal einen Tee machen und mich danach erneut an die Arbeit begeben“, denke ich.
Während ich das Wasser in den Teekessel fülle, sehe ich, dass die roten Lampen an der Spülmaschine leuchten.

„Verflucht, auch das noch!“, brumme ich vor mich hin.
Ich kippe die Klappe der Spülmaschine nach vorn und hebe mit einer Hand den Behälter raus, in dem das Besteck aufbewahrt wird. Eine Gabel hakt sich an einem Kuchenteller fest und hebt den mit an. Ich fluche, beuge mich nach unten, um die Gabel zu befreien.

„Verdammt, ich komme hier im Home Office aber auch zu gar nichts“, denke ich.

Und dann muss ich mich immer und immer wieder nach unten beugen, um das Geschirr herauszunehmen.

Als es geschafft ist, seufze ich erleichtert auf. Ich werde Klara von meinen Heldentaten nachher berichten. Aber die wird wohl wieder nur die Augenbrauen nach oben ziehen und nichts sagen.

Naja, wenigstens habe ich doch noch ein paar Rumpfbeugen gemacht. Der Anfang ist getan.

Mal sehen, was morgen wird. Wahrscheinlich wird es wieder wie heute.

KALLE HAT 10 KILO ABGENOMMEN – IN NUR 6 WOCHEN


STENOGRAMM FITNESS-STUDIO

Kalle ist Allrounder im JR-Studio im Prenzlauer Berg. Ich treffe ihn regelmäßig – er geht dorthin arbeiten, ich versuche mich ein wenig fit zu halten, so gut es geht. Und es geht ziemlich gut.
Aber heute Morgen bekam ich den Mund nicht mehr zu: Kalle hatte es geschafft, in nur
sechs Wochen über zehn Kilo abzuspecken. Was für eine Willenskraft, was für eine Leistung.
Ich gebe es zu: Ein wenig neidisch bin ich schon. Aber diesen Neid hat sich Kalle hart erarbeitet.

Von vorn erzählt:

Ich hatte gerade eine Woche Urlaub hinter mir und war gut drauf. Trotzdem drückten mich die Termine für Texte, die unbedingt an Kunden rausgeschickt werden mussten .

„Am besten, ich setze morgen früh mal mit dem Fitness-Studio aus und fange kurz nach fünf Uhr sofort mit dem Schreiben an“, sagte ich zu meiner Frau.

„Das kommt gar nicht in Frage. Ich denke, du willst abnehmen?“, sagte sie auf meinen Vorschlag hin.

„Abnehmen? Das kannst du vergessen. Ich bleibe allenfalls beweglich, habe keine Rückenschmerzen vom langen Sitzen am Schreibtisch und bin insgesamt mental gut drauf, wenn ich trainiere“, entgegnete ich.

„Na, das sind wohl gute Gründe, um nicht auszusetzen“, sagte sie.
„Und wenn du etwas konsequenter beim Abnehmen bist, dann klappt das auch noch“, meinte sie noch.

Das hatte ich bereits am Vormittag gehört, als mich ein Freund unverhofft besuchte.

„Ich hab‘ ganz wenig Zeit, ich bin gerade vom Sport zurück und der Schreibtisch ist voll von Unerledigtem“, sagte ich.
„Aber für einen Kaffee wird die Zeit doch noch reichen?, hakte er nach.

‚Eigentlich nicht‘, dachte ich, machte mich aber sofort daran, die Kaffeemaschine in Gang zu setzen.

„Und wie geht es dir?“, fragte mein Freund weiter, während ich zwischen Küche und Wohnzimmer hin- und hereilte, um den Tisch zu decken.

„Mir geht es ganz gut“, sagte ich und dachte, ‚nur jetzt, wo du unverhofft hier eintrittst, da bin ich im Stress‘.

„Seitdem ich morgens mit meiner Frau nach Berlin reinfahre, sie im Zeitungsviertel absetze und danach wieder in Richtung Prenzlauer Berg düse, um anderthalb Stunden zu trainieren, da bin ich richtig gut drauf – mental und physisch.“

Mein Freund musterte mich von oben bis unten, während ich in der Tür stand, die Kaffeesahne in der Hand und abwartete, was er sagen wollte.

„Sag‘ mal, du hast doch eine stattliche Figur…?“
„Du kannst mit mir Klartext reden“, unterbrach ich ihn.
„Du meinst doch folgendes: Wenn du soviel Sport machst, wie du sagst, dann verstehe ich nicht, warum du noch so einen Bauch hast?“
Ich schaute ihn dabei direkt an.

„Ich wollte nicht mit der Tür ins Haus fallen!“, sagte mein Freund halb entschuldigend.

„Naja, du hast ja recht“, meinte ich versöhnlich.
„Aber wir waren jetzt für eine Woche in Sassnitz auf Rügen, in einer Ferienwohnung.

Der Hausmeister weiß, dass ich gern Bockbier trinke, also hat er mir ein paar Flaschen ins Kühlfach gelegt.“

„Und alle ausgetrunken?“, hakte mein Freund gleich nach.
„Dreimal darfst du raten“, antwortete ich.
„Im ‚Rügenhotel‘ dann haben wir den Geburtstag unserer Enkelin gefeiert. Sie ist zwischen den Tischen hin- und her gesaust, während wir an der Kuchentheke zugeschlagen haben.“

„Aber jetzt, da geht es richtig los“, schob ich hinterher.
„Hm, meinte mein Freund“, während er mit dem Löffel im Kaffee rührte, obwohl es für ihn nichts zu rühren gab, weil er ihn schwarz trank.

Irgendwie ärgerte ich mich jetzt noch mehr – über mich, über die penetranten Fragen meines Freundes und dann wieder über mich. Darüber, dass ich in der Umstellung der Ernährung nicht die Zielstrebigkeit an den Tag legte, wie ich es inzwischen beim Training an den Geräten tat.

Ab morgen sollte das anders werden. Dieser Morgen begann heute.
Ich hatte gerade mit dem Training im Studio begonnen, als ich Kalle sah.

Wir winkten uns zu und begrüßten uns.
Kalle ist für mich nicht nur jemand, der wie ein Wiesel im Studio hin- und herläuft, überall die Desinfektionsmittel nachfüllt, die Glasscheiben an den Türen säubert, sondern dabei auch noch stets ein freundliches Wort für die JR-Teilnehmer im Studio hat.

Er ist nicht nur ein fleißiger Arbeiter, er ist auch ein guter Entertainer.

Du bekommst einfach gute Laune, wenn du ein paar kurze Sätze mit ihm wechselst.
Das kriegen nicht viele hin.

„Hast du abgenommen?“, frage ich ihn wie nebenher.
Er sah schmaler im Gesicht aus und am Körper insgesamt schlanker.
„Du bist der erste, der das bemerkt!“, sagte er freudig und zeigte mir auf seinem Handy das gestrige Foto von der Waage.

„Kein Wunder, wenn ich sowas sofort sehe, denn ich kämpfe ja seit nunmehr über ein Jahr darum und komme nicht so richtig vorwärts. Mal nehme ich ein Kilo ab und dann wieder zwei zu. Dabei esse ich jetzt auch noch Haferkleie, soll sättigen, schmeckt aber wie Sägespäne“, sagte ich.

Kalle zeigt mir die Fotos, auf denen zu erkennen ist, dass die Nadel der Waage im Fitness-Studio auf 103, 5 kg zeigte.

KALLE - 103,5

Nach sechs Wochen hatte er noch einmal ein Bild gemacht, genau gestern.

Diesmal stand die Nadel auf 93,0 kg.

KALLE - 90,3 kg

„Respekt“, sagte ich zu ihm, als ich das sah.
„Ich krieg‘ gleich schlechte Laune!“, sagte ich noch im Spaß.

„Aber weißt du was, wir machen heute auch ein Foto von mir, auf der gleichen Waage. Und nach zwei Monaten schauen wir wieder drauf, was meinst du?“

Kalle war sofort einverstanden.
„Ich werde jetzt mit Kleidung123 kg wiegen“, sagte ich noch.
Als ich auf der Waage war, schlug der Zeiger nach 126,5 kg aus.

Uwe

Das Grauen bekam nun ein realistisches Gesicht. Aber ich wusste nun, dass Kalle es geschafft hatte. Sport musste er nicht machen, denn er rannte ununterbrochen auf den Gängen und Treppen im Studio umher. Das war ganz sicher mehr, als ich in der Stunde im Studio abriss.

Uwe im JR-Studio

Beim Wiegen  heute Morgen, gegen sechs Uhr.

Auf jeden Fall: Kalle, du hast mich motiviert, es ebenfalls zu versuchen.
Während ich das schreibe, macht meine Frau ein kleines Abendbrot für sich. Es riecht gut.

„Oh Gott lass mich stark bleiben“, denke ich bei mir.
Aber ich werde wohl noch runtergehen und mir ein bisschen Haferkleie in den Mund stecken.
Dann habe ich erst einmal gut zu kauen und satt werde ich ebenfalls davon.

Auf jeden Fall: Kalle, du hast es nicht nur als Allrounder drauf, nein ebenso als ein willensstarker Fitness-Mitarbeiter generell, mit Vorbildwirkung eben.
Hut ab.

 

 

ZUM GLÜCK HABEN WIR MAL IN SASSNITZ GEWOHNT

Urlaubsfoto aus Sassnitz

Der Urlaub verging schnell, viel zu schnell. Wir wollten am Tag unserer Abreise noch einmal durch den Hafen von Sassnitz fahren, die Schiffe sehen, das Wasser, die Menschen, die umherliefen und ihren Urlaub genossen.

„Ich möchte für Krümel noch ein kleines Schiff kaufen. Das soll noch für ihren Geburtstag sein“, sagte Klara zu mir.

„Ja Oma, ein Schiff“, rief Krümel begeistert. Sie saß im Auto in ihrem Kindersitz. Eigentlich sollte sie es gar nicht mitbekommen, aber Krümel bekam alles mit.

Ich steuerte also auf einen Parkplatz im Hafengelände zu, direkt vor der Pier, an der ein englisches U-Boot festgetäut war und seit vielen Jahren als Museum dient. Ich zwängte mich zwischen zwei Campingwagen und wir stiegen aus dem Auto aus.

„Laura und ich gehen schnell in den Laden da vorn und kaufen das Schiff für Krümel. Bleib‘ du solange bei der Kleinen, damit sie es nicht mitbekommt, dass wir noch ein Geschenk für sie kaufen“, sagte Klara zu mir.

Krümel würde in wenigen Tagen drei Jahre alt werden und wir wollten ihr noch eine zusätzliche Freude machen. Sie hatte seit Tagen fasziniert auf ein Kreuzfahrtschiff geschaut, das vor Sassnitz auf Reede lag. Also wollte Klara ein Spielzeugschiff in einem kleinen Souveniergeschäft kaufen.

Laura und Klara liefen los, während ich Krümel auf meine Schultern hob und wir an der Pier entlangschlenderten. Besser ich schlenderte, während Krümel meine Mütze vom Kopf zerrte und an meinen Haaren zog.

„Wo sind Mama und Oma?“, fragte Krümel von oben herunter.
„Keine Ahnung“, antwortete ich scheinheilig, während Krümel auf meinen Schultern wippte und weiter an meinen Haaren zog.

„Ich weiß auch nicht, was die noch in einem Laden wollen“, sagte ich zu Krümel, während ich versuchte, sie davon abzuhalten, weiter meine Haare zu zerwühlen.

„Oma kauft ein Schiff für mich und ich sage danke“, rief die Kleine fröhlich und grub ihre kleinen Händchen noch stärker in meine Haare ein.

Klara und Laura kamen endlich aus dem Laden und steuerten auf uns zu. Klara hielt ein kleines Feuerlöschboot in ihren Händen und streckte es Krümel entgegen.

Ich hob sie von meinen Schultern, damit sie es sich in Ruhe anschauen konnte. Wir hätten es ohnehin nicht bis zu ihrem Geburtstag vor ihr verheimlichen können.

„Oh danke Oma“, rief sie und hüpfte aufgeregt vor uns her, während sie ihr Geschenk freudig in ihren Händen hielt.
Wir strebten dem Parkplatz zu, wollten einsteigen und Richtung Berlin losfahren.

Ich sah aber aus den Augenwinkeln, wie sich ein Ausflugsdampfer näherte, sich mitten im Hafen drehte und zum Anlegen bereitmachte.

„Ich schau mir noch das Anlegemanöver an“, sagte ich.
„Ich komm‘ gleich nach, geht schon einmal zum Auto,“, sagte ich noch, während ich näher an die Pier heranging.

Ich hatte oft genug solche Schiffsmanöver in meiner Marinezeit gesehen und war gespannt, wie der Kapitän das meisterte. Er stand oben auf der Außenbrücke und gab routiniert seine Kommandos.

Die Schiffsschrauben drehten auf Hochtouren, während das Wasser an der Oberfläche schäumte und Wellen gegen die Pier prallten.
Wenn er es richtig macht, müsste er jetzt mit der Heckseite Steuerbord an den Poller zu kommen, überlegte ich.

Es klappte auch, fast jedenfalls. Das Schiff kam mit der spitzen Heckkante nicht an den Poller, sondern stieß direkt an die Pierwand aus Beton. In meinen Ohren kam das Geräusch an, das entsteht, wenn Stahl an Beton entlangschrammt.

Enttäuscht wandte ich mich ab, ging zurück zum Auto und stieg ein.

„Und wie war’s?“, fragte Klara.
„Der Idiot kann sein Schiff nicht mal rückwärts anlegen, ohne dabei mit der Schiffswand an die Pier zu stoßen“, sagte ich, während ich den Zündschlüssel umdrehte, den Rückwärtsgang einlegte und losfuhr.

Plötzlich hörte ich ein heftiges Hupen. Ich schaute in den Rückspiegel und sah ein Auto, dass sehr dicht hinter mir stand. Viel zu dicht.

Jetzt war ich selbst der Idiot. Ich stellte den Motor ab und stieg aus.

Im anderen Auto saß ein Sassnitzer, wie sich herausstellte.
„Meine Frau ist auch von hier“, sagte ich hastig und versuchte ein wenig die Atmosphäre zu entspannen.

Mein Gegenüber war brummig, hatte aber ein gutes Herz und ließ sich zögerlich mit mir darauf ein, dass ja nichts passiert war und wir die Sache auf sich beruhen lassen könnten.

„Naja, wenn Sie wirklich ehemalige Sassnitzer sind, dann muss man sich ja gegenseitig helfen“, meinte er und seine Frau nickte dazu.

Ich umarmte ihn freudig, ohne daran zu denken, dass wir Corona hatten.

Erleichtert stiegen wir wieder ins Auto, ich hupte noch einmal und mein ‚Unfall-Partner‘ winkte fröhlich zurück.

„Ach Sassnitz ist doch immer wieder schön, selbst in stressigen Situationen“, sagte ich zu Klara. Die nickte stumm und war froh, dass wir auf so gute Menschen gestoßen waren, im wahrsten Sinne des Wortes.

VOR DEN PREIS HABEN DIE GÖTTER DEN SCHWEISS GESETZT

06.06 Uhr
Das Studio ist fast leer, aber ausgerechnet an der Bizepsmaschine ist jemand.
Eine Stunde weiter:

Es ist ziemlich ruhig hier. Der Vorteil: Ich kann dadurch die Geräte aussuchen.
Und dennoch: Ich muss mich jedes Mal wieder neu überwinden, mit der Übung anzufangen.

Ich säubere die Geräte vorher und nachher, denn ich finde das nur fair denjenigen gegenüber, die nach mir an das Gerät wollen.

Doch ich beobachte einige, die gar nicht daran denken, zum Tisch zu gehen, das Desinfektionsmittel auf den Lappen zu tun und alles abzuwischen.

Was soll’s? Ich werde das weiterhin machen, auch wenn es mitunter nervt.

Kurz vor halb acht:
Ich habe 17 Geräte geschafft und ich staune über mich selbst, dass ich wieder einmal durchgehalten habe.
Ich entdecke den Sport für mich auf diese Weise noch einmal neu und erkenne, dass es ohne Ziel, ohne Energie nicht geht. Das zu wissen, das ist das eine.
Es umzusetzen, das verursacht Schmerzen in den Armen, in den Beinen, im Rücken.

Wenn ich weiter durchhalte und endlich konsequenter daran gehe, dass Essen umzustellen, dann verliere ich auch an Gewicht, langsam zwar, aber immerhin.

Ich schwanke. Soll ich noch auf das Laufband gehen? Während ich das denke, habe ich mich schon dahin begeben.

Ich steige auf, tippe auf ‚Start‘ und trottele los. Allmählich werde ich schneller. Es sind erst zwei Minuten vergangen. Noch 28 Minuten. Wie soll ich das schaffen?

Eine halbe Stunde später:

Ich steige verschwitzt, vollkommen fertig vom Band herunter.
Insgesamt war ich heute zwei Stunden im Studio. Wer mich ansieht, der glaubt mir das nie.

„Ne, alles klar, mein Dicker“, werden die anderen sagen, denen ich es erzähle.
Aber ich spreche kaum noch darüber.
Ich steige zufrieden ins Auto und fahre aus der Tiefgarage raus.

Ja, und morgen? Morgen, kurz vor sechs Uhr steuere ich wieder das Tor zum Parkdeck an.

Ich will es keinem beweisen, nur mir selbst.

DIE SHOW BEGINNT AUF DEM LAUFBAND

So begeistert du von deinen Aktivitäten auch berichtest – hinterher, versteht sich -, so frustrierend ist es, wenn noch alles vor dir liegt.

Montag, kurz nach 06.00 Uhr. Ich steige auf das Laufband. Was mich motiviert sind die neuen Laufschuhe, die wir am Freitag davor gekauft hatten.

Da habe ich noch geschwelgt, wie toll das alles wird. Jetzt schaute ich vom Laufband durch das geöffnete Fenster auf die Straße. Es war noch dunkel, Autos brettern unten vorbei, in Richtung Mitte.

Ich beginne langsam. Die ersten fünf Minuten steigere ich allmählich die Geschwindigkeit, bis ich bei Stufe ‚5‘ angekommen bin.

So laufe ich, bis ich zehn Minuten rumgekriegt habe. Jetzt steigere ich auf 7. Ich muss schneller werden, die Beine flotter bewegen, schneller als beim üblichen Nordic-Walking-Tempo.

Ich werde todesmutig und gebe eine Steigung des Laufbandes ein. Es ist ziemlich steil, als ich den Wert ‚15‘ eingegeben habe.
Ich keuche, stampfe auf dem Laufband umher, kriege Angst, dass ich herunterfalle.

Ich fahre die Steigung zurück und die Geschwindigkeit ebenfalls.
Die Luft wird knapp und ich versuche mich zwischen 15 und 20 Minuten zu erholen, indem ich auf dem Niveau von ‚5‘ bei der Geschwindigkeit bleibe.

20 Minuten sind erreicht. Ich beschließe, die Geschwindigkeit wieder auf ‚7‘ hochzufahren und solange auf dem Niveau zu laufen, bis ich zwei Kilometer erreicht habe.

Jetzt bin ich in Hochform. Ich laufe im Rhythmus der Musik mit, die ich mir unter normalen Umständen nie anhören würde. Aber hier passt sie, ich schwinge mit den Hüften mit.

In der Fensterscheibe, die für mich als Spiegel funktioniert sehe ich, dass hinter mir auf dem Laufrad eine junge Frau läuft.
Ich stelle sofort wieder das Wackeln mit der Hüfte ein und stapfe so vor mich hin.

Endlich: 2 Kilometer sind erreicht. Ich fahre die Geschwindigkeit auf ‚5‘ zurück und laufe, bis dreißig Minuten vorbei sind. Ich kann es nicht glauben, dass eine halbe Stunde geschafft ist.

Ich steige ziemlich verschwitzt, aber glücklich, vom Laufband.
Jetzt habe ich noch 17 Gerätetrainings vor mir. Halleluja. Ich hänge erst einmal über der Bizepsmaschine und atme noch schwer.

Den Gang entlang kommen weitere Fitness-Freunde voller Elan in das Studio hineingestürzt. Ich reiße mich zusammen und fange mit dem Training an. Ich werde das auch schaffen.

Und wenn der Text auf dem Blog veröffentlicht wird, ja dann stehe ich wahrscheinlich schon wieder auf dem Laufband.

‚The Show must go on‘.

AM ALLTAG HALTEN UNS DIE KLEINEN FREUDEN HOCH

Mittwoch – die Hälfte der Woche ist geschafft.
Der Blick geht in Richtung Wochenende.
Klara und ich holen am Freitag  Krümel von der Kita ab und begleiten sie zu ihrem ersten Termin beim Zahnarzt.
Wenn Krümel wüsste, was auf sie zukommt.
Aber hinterher gehen wir ja alle zusammen ein Eis essen – Krümel, Laura, Klara und ich.
Schreibtisch? Kann warten.
Das Leben kann schön sein, auch am Alltag, besonders wenn das Wochenende in Sicht ist.

 

# KURZ INNEHALTEN – AM DIENSTAG

Was kann der Dienstag mir bringen?
Ärger, schlechte Laune, keine Fortschritte in der Arbeit?

Das habe ich zuerst gedacht, als ich aufgestanden bin.
Dann habe ich mich gegen diese Gedanken aufgebäumt.

Ich sagte mir: Der heutige Dienstag bringt erst einmal viel Sonne, dann gute Begegnungen im Fitness-Center.

Er bringt mir Energie, um Dinge anzupacken, die ich nicht so gern tue – zum Beispiel ein Interview vorbereiten – aber wozu ich mich aufraffen werde.

Ein bisschen Zeit ist heute schon ins Land gegangen. Und?
Fitness-Studio war gut; wieder zuhause habe ich noch die Pflanzen im Garten gegossen; ich wollte schnell machen und bin mit dem Kopf gegen die Vogeltränke gekommen, die ich gerade vorher gefüllt hatte.

Zuerst lief mir das Wasser vorn in das T-Shirt. Dann bin ich rückwärtsgegangen, habe mir noch einmal den Kopf gestoßen und Wasser im Nacken abbekommen.

Jetzt sitze ich am Schreibtisch und muss mit der Arbeit beginnen.
Ich zögere noch, aber ich fang‘ einfach an.

Der Tag wird noch gut, ich spüre es.

 

NORDIC WALKING IM WALD – STILLE, BÄUME KNARREN, BLÄTTER RASCHELN

Montag, 05.55 Uhr. Ich stehe bereits auf dem Laufband im Fitness-Studio und ich drücke auf den Startknopf. Das Band setzt sich langsam in Bewegung und ich muss mich mitbewegen, ob ich will oder nicht. Ich denke an Samstag zurück.

Samstagvormittag, Schorfheide. Wir sind im Wald an unserer Stelle angekommen.

Ich stehe direkt vor einer Schranke, wo ein Waldweg reinführt. Autos dürfen dort nicht fahren. Zurecht. Ich laufe den Weg stets geradeaus entlang. Klara ist will etwas abseits davon im Wald nach Pilzen Ausschau halten. Wir wollen uns nach einer Stunde hier wieder treffen.

Es geht los, ich will vierzig Minuten laufen.
Zu Beginn ist immer noch ein wenig Lärm zu hören. Auf der einen Seite ertönt manchmal das Signalhorn der Regionalbahn und auf der gegenüberliegenden Seite des Weges hört man noch das Rauschen vorbeifahrender Autos.

Aber dann wird es zunehmend stiller, die Geräusche kommen jetzt direkt aus dem Wald. Vogelgezwitscher, Blätter rascheln, Bäume knarren.
Ich tauche ein in diese Stille und merke, wie gut mir das tut. Dabei hatte ich morgens gar keine Lust, in die Schorfheide zu fahren und zu laufen.
Allmählich habe ich meinen Rhythmus und innere Ruhe kehrt bei mir ein.

Ich muss daran denken, dass Finnland das „glücklichste Land der Welt“ ist.
Jedenfalls hat es die Auszeichnung bereits dreimal erhalten. Wir Deutschen liegen auf Platz 17, weit abgeschlagen.
(Vgl. Berliner Zeitung, 18.09.2020, Elise Landschek, S. 3)

Wieso ist das so?
Ich glaube, wir Deutschen sind zu verbissen in vielen Dingen.
Aber ein Grund ist offensichtlich auch, dass die Finnen sich in ihrer Freizeit sehr gern im Wald aufhalten.

„Der Wald ist unsere Kirche“, so lautet wohl eine finnische Redensart. (Vgl. ebenda)

Also gehe ich jetzt gerade auch in die Kirche, und ich genieße es in vollen Zügen.

Die Stille, die herrliche Luft, der leichte Wind, die schwankenden Baumkronen, das Gefühl, etwas Gutes für die Gesundheit zu tun, das hat was. Klara taucht auf und zeigt mir voller Stolz den Korb, angefüllt mit Maronen.

Die Musik im Fitness-Studio wird lauter und ich schrecke aus meinen Gedanken hoch.

Ich schaue auf Zeitanzeige auf dem Laufband – ich muss noch fünf Minuten durchhalten. Ich kriege gute Laune. Laufband ist auch gut. Und am nächsten Samstag, ja, da fahren wir wieder in die Schorfheide.

SCHNELL EIN PAAR GEDANKEN AUFSCHREIBEN

STENOGRAMM FITNESS-STUDIO (42)

06.30 Uhr
Von siebzehn Geräten insgesamt habe ich sechs absolviert.
Wenn ich erst einmal die zehn geknackt habe, dann steigt meine Motivation.

Und trotzdem, es ist schon ein Phänomen, dass ich überhaupt hier sitze und trainiere.

Es kostet eine Menge Überwindung, und zwar immer dann, wenn du ganz allein für dich die Entscheidung treffen musst weiterzumachen. Kein Trainer ist da, der sagt: „Komm‘, nur noch elf Geräte. Du kannst dich also in dieser Situation auch dagegen entscheiden, dass du irgendetwas tust.

Das ist doch ein komisches Gefühl. Du könntest sofort aufhören und tust es nicht.

Was mir auffällt: Ich denke in dieser Zeit, so ab 06.00 Uhr viel frischer, einfach unkonventioneller.

Ich schreibe einfach drauflos, während ich hier auf der Bauchmaschine Platz genommen habe. Gut, dass ich trainiert habe, das kleine Telefon quer in die Hände zu nehmen und auf der Tastatur herum zu tippen.

Rings um mich herum sitzen ebenfalls Leute, die Pause machen und auf ihre Handys schauen.
Eigentlich ist das ja eine ‚Pest‘ – das Hantieren mit den Handys während der Fitness. Aber ich habe damit dann auch schon die halbe Miete drin und muss nicht mehr viel am Schreibtisch korrigieren.

Es soll ja ein Stenogramm bleiben, das lediglich ein paar Gedankenfetzen wiedergibt.
Ich mach‘ weiter mit dem Training.

MONTAG GEHT’S WIEDER LOS

STENOGRAMM FITNESS-STUDIO

Samstag  06.05 Uhr.
Ich kann es nicht glauben, dass ich am Schreibtisch sitze.
Heute Morgen wäre wieder eine der wenigen Möglichkeiten gewesen, sich richtig auszuschlafen.

Aber was mach‘ ich stattdessen?
Ich wache gegen 03.45 Uhr auf, so wie an jedem Wochentag.
Ich drehe mich noch einmal um und will weiterschlafen.

„Du könntest jetzt schön aufstehen, in Ruhe einen Tee machen, dich ins Arbeitszimmer begeben und die nächste Woche vorbereiten.“
Ich wälze mich auf die andere Seite.

„Kommt gar nicht in Frage!“, sage ich zu mir.
Ich kann nicht weiterschlafen.
„Jetzt gib‘ dir einen Ruck und schieb deine Beine aus dem Bett“, sage ich wieder zu mir.

Und wie von selbst gesteuert, da sitze ich plötzlich im Bett.
Klara wird mich dafür hassen, und ich hasse mich auch.
Aber nun bin ich eben auf und der Tag nimmt seinen Lauf.

Am Montag, ja da klingelt kurz vor vier der Wecker. Da gibt es kein Entrinnen.

„Verdammte Scheiße!“, werde ich sage.
Ja, tut mir leid, aber das ist so brutal für mich, dass ich erst einmal fluchen muss.

Und zwei Stunden später dann, da sitze ich schon am ersten Gerät im Fitness-Studio.

„Ich hab‘ keine Lust“, werde ich jammern.
„Was mach‘ ich nur?“, frage ich mich dann weiter.
„Fang einfach an“, wird meine Stimme sagen.

Also werde ich anfangen.
Und dann verliert der Montag allmählich sein kaltes Gesicht.

KRÜMEL VON DER ARZTPRAXIS ABHOLEN

MAL SCHNELL ERZÄHLT

Berlin, Gehrenseestraße.
Krümel muss mit ihrer Mama zum Arzt und wir sollen sie anschließend mitnehmen, zu uns aufs Dorf, damit sie nicht wieder in die Kita muss und Laura beruhigt ihrer Arbeit nachgehen kann, ohne Fehlstunden einzufahren.

Wir sind erst einmal in das falsche Parkhaus reingefahren. Als ich nach einigem Suchen einen passenden Stellplatz gefunden hatte, kam ein Handwerker auf mich zu. Einer von der Truppe, die gerade dabei war, die Wände neu zu streichen.

„‘Könn’se ma een Stück weeterfahrjen‘?“, fragte er mich.
„‘Kann ick‘“, sagte ich knapp und stieg wieder ins Auto, um einen neuen Platz zu finden. Ich stellte mich dorthin, wo dranstand: „Für Zahnarztpraxis.“
Ja, ich war auch für Zahnarztpraxis.

Ich stieg aus und sah, wie Klara in der Zwischenzeit mit einem der Handwerker sprach.
Sie wollte mich eigentlich einweisen, aber ich hatte ihr gesagt, dass ich allein klarkäme, mit dem Einlenken auf den Stellplatz.

Also war sie schon ein Stückchen weiter gegangen und hatte den Maler angesprochen, der in dem Moment gerade aus der Tür des Parkhauses kam.

„Dürfen wir hier stehen?“, fragte sie mit samtener Stimme.
‚Das kann nicht wahr sein!‘, dachte ich bei mir.
‚Jetzt vermasselt die mir auch noch meinen schwer erarbeiteten Stellplatz.‘

„‘Det dürfen Se eegentlich nich‘, antwortete der Maler knapp.
„Der öffentliche Parkplatz ist oben, schob er noch mit einer klaren Aussprache nach.
‚Oh, das bedeutet nichts Gutes‘, dachte ich bei mir, wenn der sich so ohne Dialekt ausdrückte.

„Meister, können Sie mal eine Ausnahme machen?“, fragte ich ihn.
Die Augen des Handwerkers leuchteten, als ich ihn so respektvoll angesprochen hatte.
„Naja, das geht“, sagte er.
„Mensch prima“, rief ich und wollte ihm die Hand geben.
„Ach, nur mit dem Ellenbogen“, sagte ich und streckte ihm den rechten hin.

Er kickte seinen Ellenbogen gegen meinen und wir lachten.
„Ach, Sie müssen hier ja ‚och wieder rin‘“, sagte er noch im Umdrehen.

Er ging zur Parkhaustür, schloss die auf und so konnten wir nachher wieder problemlos durch die Tür zum Auto kommen.
Was doch eine freundliche Aussprache ausmachte. Der Maler winkte uns freundlich zu und wir gingen ebenfalls mit einem guten Gefühl nach draußen.

Wir kamen im Vorraum des Ärztehauses an, begaben uns in den Fahrstuhl und fuhren in den dritten Stock.
Wir hörten Kinderstimmen und gingen in die Praxis, deren Tür offenstand.

Wir suchten nach unserem Krümel, und wir trugen den Mundschutz, versteht sich.

Im Flur standen Mütter, vereinzelt auch Väter, die Kinder auf ihren Armen hatten.

Wir gingen in das Wartezimmer, waren voller Neugier, ob Krümel und ihre Mutter schon angekommen waren.

Nichts zu sehen. Enttäuscht fuhren wir mit dem Fahrstuhl wieder nach unten und setzten uns auf einen Betonvorsprung und warteten.

Ich holte mein Handy raus, um ein wenig darauf zu schreiben.
‚Verdammt, ich hatte vergessen das Telefon aufzuladen‘, dachte ich.
Auf dem Display war ein roter Strich zu sehen.

Also steckte ich das iphone wieder in die Tasche und beobachtete eine Gruppe älterer Frauen, die sich direkt vor uns aufgebaut hatte.
Die Frauen schnatterten laut und angeregt durcheinander. Hinter uns donnerten Autos auf der Straße vorbei, sodass ich kein Wort verstand, obwohl die Frauen so dicht bei uns standen.

Klara schaute ebenfalls neugierig auf die Frauen. Sie hatte auch nichts weiter zu tun.

„Einer muss immer der Sprecher sein“, sagte sie und deutete mit einem Kopfnicken auf eine Frau, die ständig das Wort an sich riss.
Die anderen Frauen redeten zwar dazwischen, aber die Sprecherin hatte die größte Ausdauer, sie redete einfach weiter.

Wir waren genervt, standen auf und schlenderten ein wenig den Fußweg entlang, um vielleicht Geschäfte zu entdecken. Aber es gab dort nichts.

„Da drüben soll eine neue Wohnanlage entstehen“, sagte ich und zeigte auf ein verfallenes Wohngebäude, das auf der anderen Straßenseite stand.

„Das sagen die schon seit vier Jahren“, meinte Klara trocken.
„Ja, aber es stand heute in der Berliner Zeitung“, entgegnete ich.
„Das stand auch schon vor vier Jahren in der Zeitung“, meinte sie nur.

Wir gingen zurück.
„Wollen wir jetzt noch mal oben gucken?“, fragte ich Klara.
„Ja klar, können wir.“

Klara und ich gingen zum Fahrstuhl in der Arztpraxis. Auf dem Weg dorthin sprach uns eine Frau an, die gerade von oben gekommen war.

„Ihre Enkelin ist oben“, sagte sie.
„Woher wissen sie das?“, fragte ich sie erstaunt.
„Sie hat laufend ‚Oma und Opa‘ gesungen“, entgegnete sie.
Jetzt konnte uns nichts mehr aufhalten. Wir stiegen in den Fahrstuhl, fuhren nach oben und strebten dem Wartezimmer entgegen.

„Oma, Opa!“, rief Krümel freudestrahlend und stürzte auf mich zu.
Ich hob sie hoch, mitsamt Rucksack.

Wir waren glücklich, hielten uns aber nicht lange im Wartezimmer auf, sondern gingen wieder nach unten, zu unserem Stammplatz, dem Betonvorsprung vor den Blumenrabatten.

„Ein schöner Tag“, sang Krümel später noch, als sie bei uns im Garten spielte.
Ja, es wurde noch ein schöner Tag.
Auch wenn Krümel zwischendurch sagte: „Opa, ich bin böse auf dich, du hast mein Wasser genommen.“
Sie meinte die große Gießkanne, die ich ihr aus der Hand genommen hatte, um die Blumen zu gießen.

VOM FLUCH UND SEGEN, ÜBER ALLTAGSBEGEBENHEITEN ZU BERICHTEN

WAS DIR WICHTIG IST, DAS ZÄHLT
Ich schreibe nun schon einige Jahre darüber, was ich im Alltag beobachte, welchen Menschen ich begegne, was mich glücklich macht und natürlich auch, was mich nervt.
Kurzum, es geht immer um ein Stück Leben in einem bestimmten Moment.

Manche sagen mir: „Du hast so viel in deinem Leben bewegt, und jetzt nimmst du dir ausgerechnet diese unwichtigen Dinge des Alltäglichen vor.“

Aber sind es wirklich unwichtige Dinge, über die ich schreibe?
Besteht unser ganzes Leben nicht aus lauter solchen kleinen und großen Begebenheiten – Freudentränen, wenn etwas Besonders gelungen ist, herzlich lachen über eine gelungene Komödie, wütend sein, weil der andere Mensch nur eines im Kopf hat, nämlich sich selbst.

Was ist der Fluch, besser die Herausforderung, wenn ich darüber erzähle?
Nun, ich muss genau beobachten, die Dialoge möglichst detailgetreu wiedergeben, die Hintergründe, Motive für das Handeln anderer Menschen offenlegen.

Aber ist das wirklich ein Fluch? Nein, für mich nicht. Ich bin glücklich damit, über den Alltag zu schreiben, über Menschen, die ich kennengelernt habe, die ich vielleicht sogar interviewen durfte.
Na klar ist es etwas Besonderes, wenn ich mit der Prima Ballerina der Staatsoper sprechen und über sie schreiben kann.

Doch vor allem bin ich bin neugierig auf ganz ‚normale‘ Menschen, denen ich begegne, auf ihre Reaktionen, ihre Sicht auf das Leben, auf das, was bei ihnen den Alltag ausmacht.

Und: darüber zu schreiben, was unser Leben im Alltag bereichert, und meist unbeobachtet und unbemerkt von den großen medialen Ereignissen stattfindet, ganz im Stillen, im Normalen eben.

Mir bleiben oft die Kleinigkeiten im Gedächtnis, die ich erlebt habe, die Augenblicke, die dich irgendwie glücklich machen.
Wenn ich an der Ostsee im Herbst sitze, der Strand fast leer ist, ein rauer Wind weht, die Wellen auf den Sand peitschen und sich dann wieder zurückziehen, die Möwen schreien, ja dann bin ich glücklich. Reicht dieses Glück lange?
Naja, nicht immer.

Aber die Kraft von uns besteht auch meiner Meinung darin, nicht nur zu stöhnen, sondern sich aufzuraffen, etwas schön zu finden im Alltag, in den Begegnungen, die man mit Menschen hat – das ist schon ein gehöriger Reichtum.

Alltägliches kann banal sein, aber vieles davon verdient mehr Aufmerksamkeit, mehr Anstrengung herauszufinden, warum gerade ein bestimmter Moment schön ist.

TAGEBUCH IST DER ANFANG FÜR ERNSTHAFTE VERÄNDERUNGEN

Ich lese gern in Ratgeberbüchern, was ich so alles tun kann, um mein Leben zu verbessern, glücklicher und gesünder durch den Alltag zu kommen.

„Fünf Tipps, die dein Leben reicher machen“, steht da zum Beispiel auf dem Cover eines Buches.

Ich kaufe mir oft solche Literatur und berücksichtige auch manche der dort erteilten Ratschläge. Und dann komme ich wieder darauf zurück, dass ich es selbst in der Hand habe, vieles besser zu machen, herauszufinden, was mir als nützlich erscheint.

Du kommst in dem Fall nicht um ein Tagebuch herum, um ein paar schriftliche Gedanken, in denen du selbst, mit eigener Hand deinen Weg zu mehr Freude im Alltag festhältst.
Ich höre schon die Stimmen, die mir entgegenschallen.

„Du kannst leicht reden. Steh mal morgens auf, versorg‘ die Kinder, hetze zur Arbeit und mach‘ abends noch den Haushalt!“
Das stimmt schon. Doch es gibt keinen Weg daran vorbei, etwas aufzuschreiben, wenn man wirklich etwas nachhaltig verändern will.

Was sollte man also tun?
Ich würde ganz klein anfangen. Und wenn es ein Satz ist, den ich am Tag aufschreibe, möglichst in das gleiche Heft.

Ich schreibe inzwischen alles ins iPhone. Das hat nur einen Grund: Ich trage es stets bei mir.

Beim Schreiben wird dir erst einmal bewusst, was du so alles leistest, was du schon geschafft hast, und wo du weiter dranbleiben solltest.

ABENTEUER AUF DEM PARKPLATZ VOR DEM EINKAUSMARKT

Das Handy klingelte. Klara war dran.
„Können wir noch mal zum Einkaufsmarkt fahren, wenn ich ankomme?“

„Können wir“, sagte ich, obwohl ich keinerlei Lust verspürte, noch durch die Gegend zu fahren, nachdem ich Klara vom Bahnhof abgeholt hatte.

„Und kannst du vorher schon Kontoauszüge holen.“
„Hm“, brummte ich.

„Und dann kannst du ja gleich deinen Gesundheitssaft abholen“, sagte sie noch.

„Dann muss ich ja jetzt gleich los.“
„Ja, ist das schlimm?“

Natürlich war es schlimm. Ich war gerade in der Arbeit, plante meine Aufgaben, die ich am nächsten Tag erledigen wollte.

„Nö, nö!“, sagte ich stattdessen laut.
„Ich mach‘ mich auf den Weg“, sagte ich und legte auf.

Ich zwängte mich in meine Jeans. War die Hose eingelaufen? Wozu machte ich eigentlich so viel Sport, wenn dabei nichts herauskam?
Ich musste an einen Nachbarn denken, den ich in der vorigen Woche getroffen hatte und der mich fragte, wie es mir ginge.

„Prima“, sagte ich. „Ich fahre jetzt jeden Morgen ins Fitness-Studio.“
Er musterte mich und blieb an meinem Bauch hängen.

„Der kommt auch noch dran“, sagte ich und haute wie zur Bestätigung auf meinen ‚Vorbau‘, der es mir mit einem stechenden Schmerz dankte.

Der Nachbar schaute mich weiter an.
„Das ist ja toll, dass Sie sich jeden Tag aufraffen“, hätte er vielleicht sagen können.

Oder: „Das hätte ich nicht gedacht, dass Sie das hinkriegen.“
Stattdessen kam: „70 Prozent hängen vom Essen ab und nur 30 Prozent vom Sport“, sagte er, ohne den Blick von meinem Bauch zu lösen, der ja im Laufe des Jahres weg sein würde. Das war jedenfalls der Plan.

„Na bitte, dann passt es ja: Ich esse zu 70 Prozent und lediglich zu 30 Prozent mache ich Sport. Und ich dachte, ich würde schon was falsch machen“, sagte ich und wendete mich gleichzeitig mit einem knappen Gruß von ihm ab.

„Ich meinte es anders“, rief der Nachbar mir hinterher.
„Ich dachte auch, dass Sie was Anderes sagen würden“, entgegnete ich, ohne mich noch einmal zu ihm umzudrehen.

Zurück zur Jeans. Die zwackte genau dort, wo noch Potenzial zum Abnehmen war.
Egal, ich musste los.
Ich sauste zur Sparkasse, und anschließend holte ich meinen Gesundheitssaft.

Klara hielt nicht viel von dem Getränk. Für sie war er zu teuer und außerdem zweifelte sie die Zauberwirkung des Saftes an, die ich ihr stets in den höchsten Tönen präsentierte.

Als ich wieder im Auto saß und mich in Richtung Bahnhof begab, um Klara abzuholen, klingelte bereits das Telefon wieder.

„Wo bist du?“, fragte sie.
„Ich bin hier“, antwortete ich.
„Und wo ist hier?“
„Hier ist in meinem Auto, im Stau, bei Rot an der Ampel“, antwortete ich kurz angebunden.
„Ich bin gleich da“, sagte ich noch.

Als ich bei Klara am Bahnhof ankam und sie ins Auto gestiegen war, fragte sie mich erneut, ob wir fahren noch in den Einkaufsmarkt fahren könnten.

„Wir können nicht reinfahren, nur bis fast vor die Tür“, sagte ich.
Klara ging darauf nicht ein.

„Wollen wir nach Schönwalde?“
„Können wir machen“, antwortete ich. Mir war es egal, wo ich im Auto saß, am Handy herumspielte und darauf wartete, bis Klara wieder herauskam.

Ich ging ungern mit in den Laden. Lieber half ich Klara anschließend, wenn sie mit dem Einkaufswagen wieder herauskam und die Sachen im Kofferraum verstaut werden mussten.

Klara hatte im Werbeprospekt des Einkaufsmarktes eine kleine Uhr entdeckt, die sie Krümel schenken wollte, wenn wir sie am Freitag abholten.

Ich war natürlich dafür, weil ich mich schon auf das Gesicht der Kleinen freute.

Ich stoppte kurz vor dem Einkaufsmarkt, ließ Klara aussteigen, um anschließend einen ruhigen Parkplatz zu suchen. Ich mochte es nicht, wenn direkt neben mir Autos standen, es sei denn, ich hatte keine andere Wahl.

Ich schaute mich um und fand einen passablen Stellplatz, gar nicht so weit weg vom Aldi.

Rechts neben mir, da war die gesamte Reihe an Parkplätzen noch frei, sodass ich keine Sorge hatte, dass sich direkt neben mir jemand mit seinem Auto hinstellen würde.

Ich las meine Notizen durch, die ich noch schnell am Schreibtisch gemacht hatte, um danach schnell weiterarbeiten zu können.
Zwischendurch hob ich den Kopf, weil ich gern die Leute beobachtete, die an mir vorbeikamen.

Ein Vater mit seinem kleinen Sohn kam direkt auf uns zu.
„Papa, ein Wartburg, guck‘ mal“, rief der Knirps.
Ich hatte nichts gegen einen Wartburg. Schließlich war ich ja selbst mal Trabbi gefahren.

„Das ist ein Jeep“, sagte der Vater leise zu seinem Sohn. Ich konnte es trotzdem hören, weil ich das Fenster an meiner Seite heruntergelassen hatte.

„Jeep, Jeep, Jeep“, rief der Kleine nun unentwegt und zeigte mit seinem Zeigefinger auf mich.

Er hörte erst auf, als sie an ihrem Auto angekommen waren und der Vater per Knopfdruck auf seinen Autoschlüssel die Kofferhaube öffnete, die sich elektrisch nach oben bewegte.

„Das kann nun unser nicht“, dachte ich. Aber dafür liebte Krümel unser kleines rotes Auto über alles. Ich vertiefte mich wieder in mein Handy.

Vor mir bremste geräuschvoll ein SUV, die Rückwärtslichter gingen an und er bewegte sich mit dem Heck direkt auf mich zu.
„Der wird ja wohl nicht unmittelbar neben mir auf dem Stellplatz halten. Der Fahrer müsste sich ja aus dem Auto herausquetschen“, dachte ich und blickte in mein Handy.

Der SUV stieß wieder nach vorn. Am Lenkrad saß eine Frau. Sie lenkte ein und bugsierte das Auto direkt neben die rechte Seite des Jeeps. Sie fuhr noch einmal nach vorn. Nicht, um ein wenig weiter von mir wegzufahren, einen größeren Abstand zwischen zu uns bekommen.

Nein. Sie fuhr noch dichter an mich ran.
„Wie will die da rauskommen?“, fragte ich mich. Ich war sauer.

Die junge Frau machte die Tür auf, quetschte sich heraus und drückte mit einer Hand gegen die Fensterscheibe ihrer Fahrertür.
Sie schabte mit ihrer Jacke an meiner Wagenseite lang, sodass ich ein leichtes quietschendes Geräusch vernahm.

Mein Blutdruck schnellte nach oben. Ich schoss förmlich aus dem Auto. Gut, dass Klara das nicht sah, denn wenn sie mit dem Einkaufswagen auftauchte, quälte ich mich wesentlich langsamer aus dem Auto.

„Sie hätten aber ruhig noch ein wenig näher an mein Auto herankommen können“, sagte ich, während ich die rechte Seite auf vermutliche Kratzer überprüfte.

Die junge Frau sagte gar nichts. Sie ging ungerührt in Richtung Einkaufsmarkt.

Ich bebte innerlich vor Wut und hätte es am liebsten rausgeschrien.
Zum Glück besann ich mich auf das, was ich im Neuen Testament erst am Morgen gelesen hatte: „Gott gebe euch viel Barmherzigkeit und Frieden und Liebe!“ (Judas, 1,2)

Ich beruhigte mich also und versuchte Erklärungen für das Handeln der Fahrerin zu finden.

„Sie steht ja auf einem freien Stellplatz eines riesigen Parkplatzes. Auf einem der vielen freien Plätze hier, nur eben sehr eng an meinen geliebten Jeep ‚gekuschelt‘. Aber was ging sie das an? Sie konnte dort stehen, wird sie bei sich gedacht haben.

Vielleicht hatte sie kleine Kinder, die Zuhause auf sie warteten, und sie wollte deshalb möglichst dicht an den Markt heranfahren, um schnell wieder nach dem Einkauf wegzukommen.

Außerdem war sie ja viel schlanker. Ich wäre jedenfalls nicht aus der Tür meines Autos bei diesem geringen Abstand herausgekommen.“
Ich war versöhnt mit ihr, stieg wieder ins Auto und wartete, bis Klara kam.

Sie musste sofort loslachen, als sie sah, wie dicht die andere Frau ihr Auto an unseres herangefahren hatte.
„Was hast du nur an dir, dass sich die Leute stets direkt neben dich stellen?“, fragte sie.

„Und dass in Corona-Zeiten“, sagte ich.
„Schau‘ mal, das ist die Uhr für Krümel“, sagte Klara zu mir.

„Die ist aber niedlich.“
Ich freu‘ mich schon, wenn sie am Freitag die Uhr sieht.“

„Komm‘, lass uns schnell von hier wegfahren“, sagte ich zu Klara und ließ den Motor an und steuerte den Jeep auf freies Gelände mit freier Sicht.