Archiv der Kategorie: INTERVIEW

Gespräche mit Menschen im Alltag – über ihre Träume, ihren Werdegang, ihre Ängste und Hoffnungen.

INTERVIEW MIT MECHTHILD BRUCHHÄUSER EBELING

MENSCHEN IM ALLTAG-2017.06.06
Mechthild Bruchhäuser-Ebeling ist Inhaberin und Geschäftsführerin des ambulanten Pflegedienstes Pro Cura Pflegedienst Rietberg GmbH.

Frau Bruchhäuser – Ebeling, was haben Sie beruflich gemacht, bevor Sie in die Pflege eingestiegen sind?
Nach dem Abitur habe ich Industriekauffrau gelernt und vier Jahre in dem Beruf gearbeitet.

Danach studierte ich Wirtschaftswissenschaften.
In dieser Zeit bekam ich auch meine Kinder.

Nach dem Studium stand ich vor der Herausforderung, Beruf und Kindererziehung unter einen Hut zu bekommen.
Es gab in der Zeit noch nicht genügend Kita- Plätze. So konnte ich also nicht arbeiten, wie ich es eigentlich vorhatte.

Ich entschloss mich, aus der Not eine Tugend zu machen. Gemeinsam mit einer Mutter haben wir eine Spielgruppe gegründet.

Dort waren meine Kinder gut aufgehoben und andere Mütter konnten ihre Kinder dort auch hinbringen.

Überhaupt war ich damals sozial und gesellschaftlich sehr aktiv. Immer wenn meine Kinder nicht die Möglichkeiten vorfanden, die sie brauchten, ließ ich mir etwas einfallen.

So habe ich zum Beispiel eine Schwimmgruppe initiiert  oder auch eine Ferienzeit geleitet. Nachdem die Kinder in den Kindergarten gingen, begann ich wieder zu arbeiten.

In dieser Zeit erfuhr ich über eine Freundin, dass es die Möglichkeit gab, in eine Pflegefirma einzusteigen.

Ich sah die Chance, die Firma so zu führen, wie es meinen Ideen und beruflichen Erfahrungen entsprach sowie ethischen und moralischen Grundsätzen genügte.

Also habe ich 2008 diese Firma gemeinsam mit meiner Freundin gekauft. Seit 2015 leite ich die Firma allein.

Welche Berufserfahrungen bringen Sie aus anderen Branchen mit, die in der Pflege nützlich sind?
Oh, das ist schwer, über sich selbst zu sprechen. Ich denke da an folgende Dinge: die kaufmännische Gründlichkeit, strukturiert zu denken und zu handeln, Prioritäten zu setzen, Dinge einfach anzupacken und einsatzbereit zu sein, aber auch zuhören zu können.

Was haben Sie anderes gemacht, nachdem Sie die Firma übernommen haben?
Ich wollte von Anfang an, dass es den Mitarbeitern besser geht. Sie sollten zum Beispiel weniger Doppelschichten leisten.

Also haben wir zusätzliche Pflegekräfte eingestellt.
Des Weiteren: Ich habe die kaufmännischen Belange geprüft, neue Vergütungsvereinbarungen geschlossen – alles mit dem Ziel, die Firma auf gesunde Beine zu stellen.

Außerdem: Mir ging es darum, schnell ein stabiles Leitungsteam zu schaffen.
Deshalb habe ich die Pflegedienstleitungen gewechselt.

Am 01.11.2010 begann Frau Degener neu als Pflegedienstleitung. Sie war zu dem Zeitpunkt schon über 8 Jahre im Unternehmen und hat sich dann qualifiziert. Frau Morgenstern kam am 15.10.2012 als eine weitere Pflegedienstleitung hinzu.

Stand Ihr Team von Anfang an hinter Ihnen?
Als ich anfing, bestimmten zwei Faktoren die Situation:
Zum einen kannten die Mitarbeiter mich nicht. Sie wussten nicht, was auf sie zukommt.

Zum anderen waren natürlich auch Hoffnungen damit verknüpft, dass es besser wird – vor allem im kaufmännischen Bereich.

Also habe ich erst einmal im wahrsten Sinne des Wortes die Ärmel hochgekrempelt und mich von unten in die Materie hineingearbeitet.

So sind wir ja dann eben zusammengewachsen. Ich habe viel gefragt, mir die Dinge erklären lassen. Und so ging es vorwärts. Vor allem: Wir wurden ein Team, indem sich der eine auf den anderen verlassen konnte.

Was glauben Sie, sagen Ihre Mitarbeiter heute über Sie?
Das ist natürlich nicht leicht zu beantworten.
Ich glaube, die Mitarbeiter schätzen, dass ich sie die Prozesse in der Firma mitgestalten lasse.

Wichtig ist mir in diesem Zusammenhang folgendes: Als ich in der Firma anfing, habe ich überlegt, wie ich von meinem Arbeitgeber behandelt werden wollte.

Und genau das versuche ich bis heute zu beherzigen – mich einfach in die Mitarbeiter hineinzuversetzen und sie  entsprechend zu führen und zu motivieren.

Nach all den Jahren großer Anstrengungen –  der strukturellen Anpassung, des ständigen Wachstums, der Erweiterung der Tagespflege und der Schaffung neuer Veranstaltungsräume möchte ich dieses Jahr mehr für die Mitarbeiter tun.

Was meinen Sie konkret?
Zu den Verbesserungen für die Mitarbeiter zählen: eine transparente Gehaltsstruktur, die Erweiterung der betrieblichen Altersversorgung und der Gesundheitsvorsorge.

Und: Ich kümmere mich um weitere soziale Belange der Mitarbeiter.
Ich stelle gerade Räumlichkeiten zur Verfügung, dass Mütter ihre Kinder dort bei Tagesmüttern lassen können.

Stammt die Idee aus der Zeit, als Sie selbst keinen Kita- Platz für Ihre Kinder hatten?
Ja, genauso ist es.

Was macht für Sie individuelle Pflege aus?
Die Leistungen müssen abgestimmt sein auf die Bedürfnisse und Wünsche der Patienten. Ein Beispiel: Ein ehemaliger Bäcker ist es gewohnt, früh aufzustehen. Also findet auch der Besuch bei ihm früh statt.

Haben wir jemanden, der länger schlafen möchte, dann kommen wir später. Der Ablauf der Pflege verläuft nach den Wünschen der Kunden. Wir befinden uns ja auch in seinen privaten Räumen.

Die Empathie ist in der Pflege ganz wichtig. Sich hineinfühlen in den anderen Menschen. Unser Motto lautet: Pflege ist Vertrauenssache.

Frau Bruchhäuser- Ebeling, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Kontakt:
Am Bahnhof 19 33397 Rietberg
Telefon / Fax
Ambulanter Pflegedienst , Verwaltung: 05244 – 1463
Tagespflege: 05244 – 904431
Fax: 05244 – 928790
E-Mail: info@pro-cura.com

 

 

 

INTERVIEW MIT ANTJE GEHRMANN IM JAHR 2017

INTERVIEW (11)

Antje Gehrmann hat im Pflegedienst Gehrmann GbR die Geschäftsleitung inne.
Der Pflegedienst ist im Raum Oranienburg/ Brandenburg tätig.

Frau Gehrmann, wie verlief Ihr beruflicher Werdegang vor der Gründung des Pflegedienstes?
Ich bin in der Pflege eine Quereinsteigerin. Ursprünglich war ich mal Imkerin. Das war mir in die Wiege gelegt worden. Mein Großvater hat mir 30 Völker vererbt, also ein ganzes Bienenhaus. Doch dann war 1992 eine schwere Bombendetonation – keine 100 Meter von unserem Haus entfernt. Die Druckwelle zerstörte die Traube. Die Bienen haben dadurch in der Mehrzahl nicht überlebt.

Wie ging es bei Ihnen weiter?
Ich habe in Bernburg begonnen, Agraringenieurwesen für Bienenwirtschaft zu studieren. Doch die Schule wurde nach der Wende aufgelöst. Ich bin dann zurück nach Oranienburg gegangen und habe an der Oberschule meinen Abschluss als Betriebswirt mit Abitur gemacht. Das war 1993. Danach gab es einen kleinen Abstecher in die Museologie. Parallel zum Studium habe ich Ausstellungen mitorganisiert.

Wie sind Sie dann zur Pflege gekommen?
Meine Mutter, Christine Gehrmann, hat sich 1994 selbstständig gemacht. Ich habe von Anfang an in der Pflege mitgeholfen – in der Verwaltung, beim Vorbereiten von Verträgen oder in der Abrechnung.  Der ambulante Pflegedienst hieß damals noch „Schwester Christine“.

Und wann sind Sie richtig eingestiegen?
Im Jahr 1999. Gemeinsam mit meiner Mutter bilde ich seitdem die Geschäftsleitung. Gleichzeitig wurde die Firma in „Pflegedienst Gehrmann GbR“ umbenannt.

Worauf sind Sie heute besonders stolz?
Auf das Wachstum und unser Mitarbeiterteam.

Was macht Ihre Stärken aus?
Das ist für mich schwierig, darauf zu antworten.

Was glauben Sie denn?
Ich denke Vielseitigkeit spielt eine Rolle. Und: Ich kann mich gut auf neue Situationen einstellen. Ich trage auch eine gewisse Ruhe in mir, verliere nicht gleich den Kopf, wenn es mal stressig oder unübersichtlich wird.

Was macht Ihrer Meinung nach ein starkes Team aus?
Nun, ich kann nur von dem sprechen, was ich sehe und erlebe.
Bei uns ist es so, dass der eine für den anderen einspringt. Wir teilen die Aufgaben fair unter uns auf. Einer hilft wirklich dem anderen. Ich denke, das ist es, was uns stark macht.

Wie ist das bei Ihnen im Haus?
Wir setzen auf Langfristigkeit. Der Idealfall für uns wäre: Jemand beginnt seine Ausbildung oder sein Praktikum hier und bleibt möglichst lange bei uns. Zum Beispiel kommen bei uns die Mitarbeiter auch nach der Elternzeit wieder. Natürlich manchmal nur eingeschränkt, aber sie kommen wieder.

Was hat sich geändert, wenn Sie heute die Pflege und Betreuung ansehen und das mit den Bedingungen vor etwa zwanzig Jahren vergleichen?
Die Bürokratie hat zugenommen. Wir dokumentieren immer mehr. Was geblieben ist: Die Arbeit ist schon schwer – körperlich und psychisch.

Was macht für Sie individuelle Pflege und Betreuung aus?
Der Klient entscheidet, was gemacht wird, wie und wann es gemacht wird. Für uns ist ganz wichtig: Die Pflegeperson darf nicht ständig wechseln. Wir haben da eine gute Kontinuität.

Wie sieht bei Ihnen die Pflegeberatung aus?
In den meisten Fällen machen wir einen Termin in der   Häuslichkeit. Die Pflegedienstleitung schaut direkt vor Ort, was nötig ist, was die Familie sagt. Natürlich kann der Klient uns auch erst einmal in unserem Haus zu einem allgemeinen Gespräch besuchen. Die Information und Beratung, unabhängig von der Entscheidung danach – das macht unseren Service aus.

Was ist für Sie persönlich Glück?
Ich bin glücklich. Vor allem unser super Team hat viel mit meinem persönlichen Glück zu tun. Der Beruf stimmt. Für mich ist er zur wirklichen Berufung geworden.

Frau Gehrmann, vielen Dank für das Gespräch.

Kontakt:
Pflegedienst Gehrmann GbR
Weimarer Str. 3 – 5
16 515 Oranienburg
Telefon: 03301 – 677 47 0
E-Mail: hkp.gehrmann@t-online.de
„Tagespflege Süd“
Berliner Straße 177 – 179
16 515 Oranienburg

http://www.oranienburger-pflegedienst.de

© Dr. Uwe Müller

 

ICH WOLLTE SCHON IMMER WAS MIT PFLEGE MACHEN

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17.05.2017

INTERVIEW MIT DIRK GASZIKOWSKI

Dirk Gaszikowski hat die Pflegedienstleitung im Unternehmen ITS – Home inne.

Herr Gaszikowski, wie war Ihr beruflicher Werdegang, bevor Sie im Unternehmen ITS-Home angefangen haben?
Ich bin 1970 in Berlin-Buch geboren worden.
Dort bin ich auch in die Schule gegangen – in die 26. Oberschule.

Wann haben Sie die beendet?
1987.

Was haben Sie danach gemacht?
Zunächst habe ich einen klassischen Handwerkerberuf erlernt – den des Heizungsmonteurs.

Aber eigentlich wollte ich schon immer etwas machen, was mit Pflege zu tun hatte.

Woher rührt dieser Wunsch?
Nun, meine Mutter war 35 Jahre lang Krankenschwester im Krankenhaus in Buch.

Die medizinische Einrichtung bestand damals ja schon aus mehreren Häusern. Auf jeden Fall habe ich auf dem Klinikgelände gewohnt.  Meine Kindheit habe ich zum Teil unter anderem im Schwesternzimmer verbracht, oder ich habe neben dem Pförtner gesessen und gespielt.

Daher kam meine enge Verbindung zu allem, was mit der Pflege zu tun hatte. Aber damals war es noch so, dass der Beruf des Pflegers ohnehin nur in stationären Einrichtungen vorkam und zudem vorwiegend von Frauen ausgeübt wurde.

Und wie ging es weiter?
Ich habe immer wieder probiert, die Seiten zu wechseln, in den medizinischen Bereich zu gelangen. Dann gab es die Möglichkeit, im internen Krankentransport der Klinik anzufangen.

Das heißt, Sie waren auf dem Krankenhausgelände tätig und haben zwischen den einzelnen Häusern die Patienten transportiert?
Ja, so kann man das sagen. Später, im Jahr 2000, habe ich dann noch eine Ausbildung zum Rettungssanitäter gemacht.

Warum?
Das war nötig, um auf dem freien Markt ebenfalls im Krankentransport arbeiten zu können.

Wie lange haben Sie in diesem Bereich gearbeitet?
Von 2000 bis 2004.

Und danach?
2004 habe ich eine Ausbildung zum Altenpfleger begonnen und diese 2007 abgeschlossen.

Das war insofern eine gute Zeit, als nach dem Jahr 2003 die Ausbildung bundeseinheitlich geregelt wurde.
Bereits bei der Ausbildung merkte ich aber, dass ich stärker in den stationären Bereich wollte.

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Haben Sie das erreicht?
Zunächst war ich in kleineren ambulanten Hauskrankenpflegen tätig. Ich habe mich in die Themen der Wundbehandlung eingearbeitet und bekam auch Einsicht in die onkologische Ausrichtung der Pflege.

Ich hatte eigene Touren und gewann viel Erfahrungen durch die praktische Arbeit. Ich bin in der Zeit sehr viel gefahren – Hunderte von Kilometern.

Das war natürlich auch sehr anstrengend. Also habe ich überlegt, wie ich wieder stärker in den stationären Bereich der Pflege gelange.

Und, ist Ihnen das gelungen?
Ja. Ich lernte eine große Gesellschaft kennen, in der es um außerklinische Intensiv- und Beatmungspflege ging.

Davon fühlte ich mich angesprochen. Dabei ging es am Anfang gar nicht mal um die Beatmungspflege.

Sondern?
Ich betreute eine junge Frau. Das war natürlich für mich sehr anstrengend, hat aber auch viel Spaß gemacht.

Ich habe sogar selbst gekocht, wenn es die Zeit zuließ. In dieser Zeit habe ich mich sehr intensiv mit der Beatmungspflege beschäftigt.

Ich habe die Anleitungen für die Geräte studiert, mich um die technischen Details gekümmert, wollte alles sehr genau wissen, was zu einer guten Versorgung dazugehört.

Warum sind Sie nicht bei diesem Unternehmen geblieben?
Zum einen fielen sehr viele Überstunden an. Und zum anderen war die Bezahlung nicht so gut, gemessen an dem, was in der Zeit zu leisten war.

Wo sind Sie also hingegangen?
Ich habe mich in Strausberg in einem Beatmungscenter beworben. Das wurde gerade aufgebaut.

Wie lange waren Sie dort?
Zwei Jahre. Ich habe dort sehr viel lernen können. Schließlich wurde mir auch die Fachbereichsleitung übertragen.
Doch die Arbeit hat mich faktisch „ausgelaugt“; ich war verbrannt.

Warum?
Wir fuhren ein Drei-Schichtsystem. Das war hart – physisch und psychisch.

Nur mal zur Illustrierung: Nach zwei Jahren war ich der einzige, der noch da war von jenen Mitarbeitern, mit denen ich dort angefangen hatte.

Wie ging es weiter?
Ich habe schließlich noch einmal die Arbeitsstelle gewechselt, war dann in einem Unternehmen, in dem es einen 12-Stunden-Dienst gab.

Dadurch hatte ich natürlich auch mehr freie Zeit, gefühlt 15 bis 16 Tage im Monat. Ich konnte mir dort weiteres Know-how aneignen.

Wie haben Sie eigentlich Herrn Böhlendorf kennengelernt?
Ich war neben meiner Tätigkeit im Unternehmen zusätzlich als Pfleger tätig.

Herr Böhlendorf war in der Zeit mein Patient. Er war mit mir sehr zufrieden, und das hieß etwas bei seinem Anspruch an Pflege- und Betreuungsqualität.

Wir verstanden uns außerdem menschlich sehr gut und so machte er mir schließlich ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte.

Nämlich?
Ich sollte für ihn ganz arbeiten – also nicht nur für ihn, sondern als Angestellter in seinem Unternehmen ITS-Home.

Das Gehalt entsprach zusammengenommen dem, was ich im vorhergehenden Unternehmen und für meine nebenberufliche Tätigkeit erhalten hatte.

Wann haben Sie bei ITS-Home angefangen?
Am 16. Juni 2013. Und drei Jahre später, auf den Tag genau wieder am 16. Juni 2016, übernahm ich die Pflegedienstleitung bei ITS-Home.

Wie haben Sie die drei Jahre erlebt – von 2013 bis dahin, dass Sie Pflegedienstleitung wurden?
Es war eine sehr lehrreiche Zeit. Ich konnte alle Grenzen ausloten, mich ausprobieren und ich erfuhr, welche Anforderungen an die Mitarbeiter gestellt wurden, wenn es um die Maximierung der Versorgungs- und Betreuungsleistungen ging.

In der Zeit habe ich auch die Weiterbildung zur leitenden Führungskraft im Gesundheits- und Sozialwesen (PDL) absolviert.

Wie halten Sie es mit der Teamleitung, wie führen Sie?
Für mich ist es wichtig, dass die Teams und einzelnen Mitarbeiter vor Ort eigenverantwortlich agieren, eigene Freiräume nutzen können in der individuellen Betreuung der Patienten.

Natürlich gibt es eine Reihe von strukturellen und organisatorischen Vorgaben – Teambesprechungen, Auswertungen, Arbeitsplanungen, Maßnahmen im Qualitätsmanagement.

Ohne sie kann eine Firma gerade in solch einem sensiblen Bereich, wie dem der außerklinischen Intensiv- und Beatmungspflege ja gar nicht ihre Aufgaben erfüllen.

Ich möchte nur die Eigeninitiative der Mitarbeiter fördern, sie mehr unterstützen und letztlich auch dadurch motivieren.

Sehen das Ihre Mitarbeiter ebenso?
Schauen Sie sich doch nur einmal an, wie lange unsere Mitarbeiter bei uns sind.

90% derer, die bei Gründung der Firma hier arbeiteten, sind noch da, faktisch also der Grundstamm.

Und wenn Sie dann die Bewegungen auf dem Pflegemarkt sehen, die Fluktuationsraten bei den Mitarbeitern, dann spricht das für sich.

Absolut.
Herr Gaszikowski, ich danke Ihnen für das Gespräch.

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FÜR MEHR LEBENSQUALITÄT – TROTZ MUSKELERKRANKUNG PFLEGEDIENST GEGRÜNDET

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INTERVIEW MIT DIKR BÖHLENDORF

12.05.2017

Dirk Böhlendorf ist der Geschäftsführer und Inhaber des Fachpflegedienstes ITS Home.

Herr Böhlendorf, können Sie ein paar Abschnitte Ihrer beruflichen Entwicklung schildern, bevor Sie Ihren eigenen Pflegedienst gegründet haben?
Ich habe 1988 mein Abitur in Birkenwerder gemacht. Danach habe ich Betriebswirtschaft studiert.

Wie lange?
Von 1988 bis 1992. Das war übrigens ein Fernstudium an der Fachschule für Betriebswirtschaft Rodewig, in der Außenstelle Berlin.

Wo haben Sie in dieser Zeit gearbeitet?
In einer kommunalen Wohnungsverwaltung im EDV-Bereich.
Später war ich dann für 6 Jahre Softwareentwwickler in einer Unternehmensberatung.

Warum haben Sie dort aufgehört?
Die Projekte wurden immer größer und ich musste viel unterwegs sein. Das wollte ich nicht mehr.

Herr Böhlendorf, Sie sitzen vor mir in einem Rollstuhl, sind in Ihrer Bewegung mit den Händen eingeschränkt. Darf ich Sie fragen, wie es dazu gekommen ist?
Ich leide seit meiner Kindheit an einer Muskelerkrankung und war deshalb schon früh an den Rollstuhl gefesselt. Das war übrigens die entscheidende Inspiration dafür, einen eigenen Pflegedienst zu gründen.

Können Sie das näher erläutern?
Nun, ich war gezwungen, mir über meine eigene Vorsorge in den kommenden Jahren Gedanken zu machen.

Außerdem: Es kamen Leute auf mich zu, die fragten, ob ich nicht auch für sie die Vorsorge organisieren könnte.

Ich dachte darüber nach und kam zu dem Schluss, dass der Aufwand, also die Quantität, in so einem Fall natürlich zunehmen,
jedoch die Ansprüche an die Qualität gleichbleiben würden.

Und deswegen hatten mich die Menschen ja eigentlich auch angesprochen – nämlich auf höchstem Niveau versorgt zu werden.

Herr Böhlendorf, kann man das als Initialgedanken dafür verstehen, dass Sie Ihren eigenen Pflegedienst gründeten?
Ja, definitiv. Die Besonderheit gegenüber anderen Pflegediensten bestand darin, dass ich selbst versorgt und betreut werden musste.

Ich hatte sozusagen die Innenansicht davon, wie Pflege und Betreuung ankommt.

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Wann haben Sie den Pflegedienst ITS-Home gegründet?
Das war vor 5 Jahren, 2012.

Wenn Sie zurückdenken, was ist Ihnen besonders schwer gefallen, als Sie ITS-Home gründeten?
Eigentlich alles.
Wie gesagt, ich hatte ja die andere Perspektive.

Ich wollte ein Maximum an Lebensqualität.
Die Angebote dazu haben nicht meinen Vorstellungen entsprochen.
Es war nicht das Standardgeschäftsmodell, was mir vorschwebte.

Sondern?
Wir wollten möglichst viele Leistungen für unsere Kunden erbringen. Das sind aber eben auch hohe Kosten, die dadurch entstehen.

Diesen Mehraufwand bezahlen natürlich die Leistungsträger nicht. Und: Die Anforderungen an die Mitarbeiter sind deutlich höher.

Welche meinen Sie?
Die Anforderungen an die Integrität, die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen und natürlich die fachlichen Anforderungen, die sind sehr hoch.

Können Sie das an einem Beispiel erläutern?
Ich will das noch deutlicher sagen: Wir stellen fachlich hohe Anforderungen. Zugleich muss der Mitarbeiter aber auch Verantwortung übernehmen wollen.

Im Krankenhaus haben Sie bei schwierigen Situationen immer jemanden, den Sie fragen können.

Bei uns hingegen treten Situationen ein, in denen schnell gehandelt werden muss und der Mitarbeiter ist zudem auf sich allein gestellt.

Dann brauchen wir Menschen mit Sachverstand, Herz und einem ausgeprägten Willen zum Handeln – immer zum Wohle des Patienten.

Oder: Nehmen Sie die Tatsache, dass der Patient mal in den Urlaub fahren will, vielleicht für 2-3 Tage.

Dafür ist ein enormer Aufwand nötig – logistisch, personell. Die Mitarbeiter, die den Patienten ansonsten im Alltag versorgen – die müssen ja auch mit. Das ist für sie nicht nur ein physischer Aufwand, psychisch ist das ebenfalls nicht einfach.

In der Familie des Mitarbeiters ist vielleicht ein kleines Kind. Sie können in dieser Zeit zum Beispiel abends nicht nach Hause,
sich um ihre eigene Familie kümmern, sich mit dem Kind beschäftigen.

Grundsätzlich muss man für alles gerüstet sein.
Das schüttelt man nicht „aus dem Ärmel“.

Ist das denn nötig, eine solche Reise zu unternehmen?
Sehen Sie, das ist es, was wir meinen, wenn wir von maximaler Lebensqualität sprechen.

Da gehört das eben mit dazu.
Ein weiteres Beispiel dafür, wie wir uns um hohe Lebensqualität für unsere Patienten bemühen:

Im Ludwigspark betreuen wir in einer Wohngemeinschaft sechs Bewohner.

Wir kaufen dort persönlich ein, kochen täglich frisch.
Wir wollten nicht auf das Essen auf Rädern zurückgreifen – wir wollten es geschmacklich noch individueller, frischer, einfach hochwertiger.

Das bedeutete aber zusätzlich mehr Betreuungskräfte zu beschäftigen.

Was haben Sie in dem Fall konkret unternommen?
Wir haben zusätzlich eine Wirtschaftskraft eingestellt – für 6 Stunden am Tag.

Das sind aber Kosten, die wir oft nicht gegenfinanziert bekommen, zumindest nicht zu 100 Prozent.
Also bezahlen wir das sozusagen aus der „eigenen Tasche“.

Wie würden Sie die Zusammenarbeit im Team beschreiben?
Wir ergänzen uns gut. In der Wohngemeinschaft finden wir zum Beispiel unterschiedliche Mentalitäten und Charaktere unter den Bewohnern vor.

Und für jeden dieser Bewohner haben wir den richtigen Ansprechpartner von unserer Seite aus. Wir nehmen uns viel Zeit, um über die Bedürfnisse, Fragen, auftretenden Problem der Bewohner zu sprechen, tauschen uns untereinander intensiv darüber aus.

Was passiert eigentlich mit den Bewohnern, deren Gesundheitszustand sich verbessert hat?
Grundsätzlich ist das ein Ausdruck dafür, dass wir im Team aller an der Betreuung und Versorgung Beteiligten eine gute Arbeit für den Patienten geleistet haben. Es gibt dennoch dabei eine Kehrseite.

Was meinen Sie damit?
In dem Moment, indem sich der Gesundheitszustand des Patienten verbessert hat, enden bestimmte Leistungen.
Sie werden dann nicht mehr von der Pflegekasse bezahlt.

Das sind die Grenzen für unsere Philosophie, nämlich für die Maximierung der Lebensqualität zu sorgen.

In der Wohngemeinschaft haben wir ein ungeheuer hohes Maß an Versorgung und Betreuung. Im Schnitt kümmert sich ein Mitarbeiter um drei Patienten. In der häuslichen Betreuung ist das Verhältnis sogar 1:1.

Verbessert sich nun der Zustand, dann geht die 24-Stunden Versorgung auf die dann vom Standard infrage kommenden Leistungen der Pflegeversicherung über.

Hier arbeiten wir an einer Modellvariante, die so etwas auffängt und entsprechend weiterführt. Das steckt jedoch noch in den Anfängen der Konzeption und wir müssen ja auch die entsprechenden Leistungsträger dafür gewinnen und überzeugen.

Wo sehen Sie außerdem Entwicklungspotenzial für die Zukunft?
Wir wollen die Wege zu unseren Patienten optimieren. Das heißt, wir konzentrieren uns auf Berlin, da wo unsere Kunden sind – in der Mehrzahl in Berlin – Buch.

Des Weiteren: Ich glaube, wir können künftig mehr im Bereich der Assistenzpflege tun – also für noch mehr Entlastung bei den Angehörigen sorgen.

Das bedeutet, mehr Pflegefachkräfte und Pflegehelfer einzusetzen, stets abgestimmt auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden.

Herr Böhlendorf, ich danke Ihnen für das Gespräch.

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VON DER TECHNISCHEN ASSISTENTIN ZUR LEITERIN EINER SENIORENWOHNGEMEINSCHAFT

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Interview mit Viola Lehmann - Inhaberin der Seniorenbetreuung in Potsdam.

Frau Lehmann, wie verlief Ihr beruflicher Werdegang vor der Gründung der Seniorenwohngemeinschaft?
Ich war chemisch- technische Assistentin im Ernährungsinstitut in Potsdam – Rehbrücke.

Nach der Wende musste ich mich – wie viele in Ostdeutschland- umorientieren. Ich bin in ein Seniorenheim nach Lietzensee als Pflegehelferin gegangen.

Das war 1991. Dort habe ich bis 1999 gearbeitet.  In dieser Zeit habe ich auch eine Altenpflegeausbildung absolviert – in Hermanns – Werder in der Hofbauerstiftung. Das gehört zu Potsdam.

Als ich examinierte Altenpflegerin war, fiel mir auf, dass die Ausbildung wenig mit dem zu tun hatte, was in der Praxis ablief.

Wie meinen Sie das?
Damals war es noch so, dass es vor allem darum ging, die Leute zu waschen, zu pflegen, ihnen Essen zu geben. Von individueller Betreuung konnte da keine Rede sein. In der Zeit lief im Verlaufe einer Weiterbildung ein Film.

Es ging um eine Seniorenwohngemeinschaft. Ich vergesse das nicht: Da saßen zwei ältere Damen am Tisch. Sie waren beide dement. Die Dame bot der anderen an, ihr Kaffee einzugießen.

Sie vergaß aber,  den Deckel der Kaffeekanne aufzuschrauben. Und so konnte sie auch keinen Kaffee eingießen. Also stellte sie die Kanne auf den Tisch zurück.

Normalerweise hätte jetzt die Betreuerin eingegriffen und den Deckel der Kaffeekanne aufgeschraubt. Hier war es anders.
Die ältere Dame überlegte und plötzlich griff sie erneut zur Kanne und schraubte den Deckel auf.

Sie hatte also die Zeit gehabt, zu überlegen. Eine einfache Geschichte. Aber wirkungsvoll aus Sicht der Aktivierung und der Möglichkeit, den Bewohnern die Zeit zu lassen, die sie brauchen. Das hat mich sehr beeindruckt.

Dr. Lucy Pollock"Das Buch über das Älterwerden"  

War das die Initialzündung dafür, als selbstständige Unternehmerin in die Pflege zu gehen?
Ich denke schon. Im Heim war es ja unmöglich, so etwas umzusetzen.

Ich habe danach ziemlich schnell mein eigenes Konzept geschrieben, wie ich eine Seniorenwohngemeinschaft gründen kann.
Den meisten Banken war mein Konzept aber nicht interessant genug.

Hätte ich eine Million gewollt, ich glaube, ich hätte sie eher bekommen als die Finanzierungsbewilligung für ein kleines Projekt der Seniorenwohngemeinschaft.

Ich war sogar in der Zeit zu einer Fernsehsendung eingeladen, in der der Politiker Elmar Pieroth mitdiskutierte. Es ging um Unternehmertum.

Die Berliner Volksbank war ebenfalls in der Sendung mit anwesend. Der Vertreter der Bank sprach davon, wie sie selbstständige Unternehmer bei ihren Vorhaben unterstützen.

Die gleiche Bank also, die mich abgelehnt hatte, sprach hier von großzügiger Unterstützung. Das habe ich dem Vertreter auch nach der Sendung direkt gesagt.

Und hat es geholfen?
Ja. Ich bekam die Gelegenheit, mein Konzept noch einmal einzureichen und erhielt eine Zusage.

Wie ging es weiter?
Dann habe ich sofort losgelegt. Ich habe eine entsprechende Wohnung gesucht, in der vier Bewohner untergebracht werden konnten.

Das war im November 2001. Es ging ja um eine24 – Stunden – Betreuung.  Ich habe mit einer Mitarbeiterin angefangen. Und zwar montags bis freitags hat meine Mitarbeiterin von 08.00 – 16.00 gearbeitet und die restliche Zeit ich.

Später kam die nächste Wohngemeinschaft. Zurzeit haben wir zwei Demenzgruppen mit insgesamt 14 Bewohnern und 14 Mitarbeiter.

Was ist Ihnen am Anfang leicht gefallen und wo hatten Sie Schwierigkeiten?
Es war anfangs schwer, Kunden zu finden. In meinem Haus wohnte eine Dame, die alleine nicht mehr klar kam.

Ihre Betreuerin hatte sich entschieden, mich mit der Versorgung und Pflege zu beauftragen. Das positive Feedback aus dieser Betreuung hat sich herumgesprochen.

Leicht gefallen ist mir die Pflege, die Freude daran, mit alten Menschen umzugehen. Und die Tatsache, dass ich keinen Zeitdruck mehr hatte, wirkte sich positiv auf die Qualität der Arbeit aus.

Was macht Ihrer Meinung nach ein starkes Team aus?
Die Mitarbeiter müssen sich nicht lieben und sie sollen  untereinander auch nicht heiraten.

Sie müssen aber miteinander klarkommen und die Probleme möglichst gemeinsam und nicht gegeneinander klären.  Das ist ein wichtiger Punkt, der ein starkes Team ausmacht.

Wo sehen Sie Gründe für den mitunter schlechten Ruf von Pflegediensten in der Öffentlichkeit?
Es  wird meines Erachtens noch zu wenig Positives berichtet und eher das Negative hervorgehoben – medial.

Was hat sich für Sie seit der Gründung Ihrer Seniorenwohngemeinschaft geändert?
Ich war vor 15 Jahren noch blauäugiger. Im Moment drückt die bürokratischen Auflagen, die sehr aufwändige Dokumentation.

Was macht für Sie individuelle Betreuung aus?
Sich um die Menschen kümmern heißt, sich individuell für sie zu interessieren, für sie persönlich zu sorgen.

Es darf keine Uhr dahinter sein, wenn wir unsere Bewohner betreuen. Zu mir kommen heute Interessenten, denen wir empfohlen wurden.

Das passiert nur bei einer sehr persönlichen Betreuung und Pflege – da sind Bewohner und die Angehörigen sehr zufrieden.

Was sagen Sie zur Generalistik in der Pflegeausbildung?
Ich glaube, das ist der falsche Weg. Wir sollten die Ausbildung getrennt lassen.

Warum?
Weil wir sonst gar keine Mitarbeiter mehr für die Altenpflege finden.

Was ist für Sie persönlich Glück?
Wenn es meinen Mitarbeitern gut geht.

Frau Lehmann, vielen Dank für das Gespräch.

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INTERVIEW MIT BARBARA WENDERS

MENSCHEN IM ALLTAG-2017.03.16

Barbara Wenders ist Mitinhaberin und Pflegedienstleiterin des ambulanten Pflegedienstes EPIS in Duisburg.

Frau Wenders, Sie gehen in das zwanzigste Jahr des Bestehens Ihres Pflegedienstes. Wann wurde der Pflegedienst genau gegründet?
Am 01.10.1996. Er wird also im Oktober (2016 der Autor) 20 Jahre alt.

Was ist Ihnen am Anfang leicht gefallen und wo hatten Sie Schwierigkeiten, hineinzuwachsen?
Am schwierigsten war es, die betriebswirtschaftlichen Abläufe zu beherrschen – mit den Steuern und Abrechnungen klarzukommen.
Überhaupt war die ganze Verwaltungssache etwas, wo ich noch recht unerfahren war.

Ich habe mich da autodidaktisch hineinbegeben müssen.
Das alles bekam für mich später einen strukturierten Hintergrund, nämlich als ich eine Ausbildung zur Pflegedienstleitung für ambulante Dienste absolvierte.

Da waren diese fachlichen Inhalte im Lehrprogramm mitenthalten.
Erschwerend kam damals hinzu, dass wir mit dem ersten Steuerberater erhebliche Probleme hatten.

Er kannte die Materie nicht. Wir haben dann zu einer anderen Steuerberatung gewechselt. Danach lief es gut und wir bekamen den kaufmännischen Part in den Griff.

Wie verlief Ihr beruflicher Werdegang vor der Gründung des Pflegedienstes?
Ich habe mit 16 Jahren die Schule verlassen, nach dem Abschluss der zehnten Klasse.

Danach war ich in einem katholischen Krankenhaus in Berlin –  Friedrichshagen.

Dort begann ich ein praktisches Jahr. Das musste sein, da ich sonst keine Ausbildung an einer staatlichen Schule für Krankenschwestern hätte absolvieren können.

Nach drei Jahren habe ich die Schule abgeschlossen.
Kurz danach wurde ich schwanger. Ich ging nach Neustrelitz und habe dort in dem städtischen Krankenhaus gearbeitet.

1982 wurde meine erste Tochter geboren. Wiederum später bin ich in ein städtisches Krankenhaus nach Berlin – Mitte gegangen.

Ich hatte inzwischen zwei Kinder und konnte nicht mehr im Schichtsystem als Krankenschwester arbeiten und bin in die Verwaltung eines Betriebsgesundheitswesens gewechselt.

Zur gleichen Zeit begann ich eine Fortbildung zum Ökonomen des Gesundheits- und Sozialwesens.

Wie ging es weiter?
Im Oktober 1989 bin ich aus der damaligen DDR in die Bundesrepublik geflohen – über die grüne Grenze.

Wir sind in Duisburg gelandet. Dort lebte eine Freundin von mir.
Zunächst begann ich  in einer Sozialstation zu arbeiten.

Dort war ich anderthalb Jahre. Die Arbeit hat mich einiges gelehrt.
Aber die Bedingungen waren schlecht.

Können Sie das erklären?
Ja. Wir haben faktisch im Akkord gearbeitet – 25 Patienten, die auf einer Tour zu versorgen waren. Deshalb gab es  auch eine hohe Fluktuation.

Es war immer jemand krank gemeldet. Der Stress war einfach zu groß. Und  jeder hat nur gewartet, bis ein anderer Kollege wieder da war und, um sich anschließend selbst krank zu melden.

Für mich waren das keine Zustände – weder für die Patienten noch für uns als Mitarbeiter. Schließlich habe ich gekündigt.

Und dann?
Ich ging zurück ins Krankenhaus und habe knapp zwei Jahre Nachtschichten gemacht.

Das war sehr hart für mich. Ich kam schwer damit klar. Deshalb wechselte ich wieder in einen ambulanten Pflegedienst. Dort lernte ich übrigens meinen zweiten Mann kennen.

Was war das ausschlaggebende Motiv, selbst einen Pflegedienst zu eröffnen?
Na ja, mein Mann und ich haben uns überlegt: Das können wir auch selbst organisieren. Also haben wir den Schritt im Oktober 1996 gewagt.

Wir begannen damit Patienten zu betreuen, die künstlich ernährt werden mussten. Das waren zum Beispiel Menschen mit einer HIV- Infektion, oder Krebspatienten.

Mit der Entwicklung unseres Pflegedienstes kamen andere Bereiche hinzu. Wir haben nach und nach alle wichtigen Leistungsbereiche in der Pflege angeboten,  waren sozusagen mit der Zeit ganzheitlich im Portfolio aufgestellt.

Was hat sich geändert gegenüber 1996, wenn Sie heute die Pflege und Betreuung ansehen?
Wenn ich noch an die Sozialstation denke, wo ich vor über zwanzig Jahren begonnen habe – und jetzt unsere Art zu pflegen und zu betreuen sehe, dann weiß ich – da liegen einfach Welten dazwischen.

Wir haben einen Familienbetrieb aufgebaut. Das macht schon stolz. Unsere beiden Töchter arbeiten hier.

Und wir haben eine sehr geringe Mitarbeiterfluktuation bei uns. Ich denke, das liegt daran, dass sich in den vergangenen Jahren ein sehr gutes Team zusammengefunden hat.

Mitarbeiter, die wie wir engagiert sind. Wir haben zum Beispiel eine Pflegedienstleiterin, Frau Thyssen – Fett: Sie ist echt eine Perle.

Wir haben schon manchmal scherzhaft gesagt: Wenn sie aufhört, dann machen wir unsere Einrichtung zu.Oder: Es gibt eine Mitarbeiterin, die bereits 19 Jahre mit uns zusammenarbeitet.

Andere sind ebenfalls bereits über 10 Jahre oder eben sehr lange bei uns. Das bekommen Sie doch nur hin, wenn das Klima stimmt, die Leute sich einfach wohlfühlen.

Die Firma ist heute der älteren Tochter überschrieben – Maria Spellier. Sie  hat inzwischen zusätzlich eine Ausbildung zur Qualitätsmanagerin gemacht.

Die jüngere Tochter Stefanie ist Altenpflegerin und macht gegenwärtig eine Ausbildung zur Praxisanleiterin.

Wie war die Zusammenarbeit mit Ihrem Mann?
Die Zusammenarbeit war sehr gut. Er war der Praktiker. Ihn hat nie die Verwaltung interessiert, sondern nur die Pflege und Betreuung.
Ich musste mich also darum allein kümmern.

Und es war nicht leicht am Anfang alles unter einen Hut zu bekommen – die Pflege, die Verwaltung, die Mitarbeiterführung und die Erziehung der Kinder.

Aber mein Mann war ein Fachexperte, ging einfach in seinem Beruf auf und hat mir auf seine Weise viel Kraft gespendet und den Rücken gestärkt. Heute ist er in Rente.

Was ist  aus Ihrer Sicht der Grund, dass es in anderen Einrichtungen und Pflegediensten nicht so klappt, der Ruf mitunter eher schlecht ist?
Wissen Sie, es gibt immer schwarze Schafe. Oft kann der einzelne Mitarbeiter dafür ja gar nichts.

Wenn zum Beispiel zu einem Kunden stets andere Mitarbeiter kommen.  Oder: Die Zeiten sind stets unterschiedlich, zu denen die Pflegebedürftigen besucht werden.

Dann bekommen die Pflegebedürftigen natürlich einen schlechten Eindruck von dem Pflegedienst, der dafür zuständig ist.

Was sagen Sie dazu, die Ausbildung jetzt generalistisch zu organisieren?
Es gibt Aspekte, die dafür sprechen und Argumente dagegen.

Welche?
Dafür spricht sicherlich, die Ausbildung in Gesundheit und Pflege weiter zu vereinheitlichen, sie stärker in der Gesellschaft aufzuwerten, junge Leute für den Beruf zu gewinnen.

Und dagegen?
Weiter diskutieren sollte man: Was ist zum Beispiel, wenn ein kleiner ambulanter Pflegedienst einem Auszubildenden die Pflege und Betreuung im Alltag nahe bringen will, der jedoch zum Praktikum ins Krankenhaus geht?

Wie ausgewogen wird das zum Beispiel organisiert? Müssen wir eventuell eine junge Fachkraft später nachqualifizieren,
weil die praktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten für die Pflege nicht ausreichen?

Das ist ja auch eine wirtschaftliche Frage.
Ich denke, hier brauchen wir noch mehr Klarheit.

Was macht für Sie individuelle Pflege und Betreuung aus?
Wichtig ist für uns die Bezugspflege – jeder Kunde soll wissen, wer für ihn zuständig ist. Das schafft Vertrauen.

Individuell pflegen und betreuen heißt für uns, die wirklichen Wünsche und Bedürfnisse der Menschen zu respektieren,
also das, was er an Hilfebedarf benötigt. Es sind ja nun auch zusätzliche Beratungsbesuche bei Veränderungen der Pflegesituation möglich.  Das war früher nicht so.

Es gibt mit der Einführung der neuen Begutachtungsrichtlinien ab nächstes Jahr ganz andere Möglichkeiten, die Situation der einzelnen Pflege-  und Hilfsbedürftigen spezifisch zu erfassen.

Allein die Eingangsfragen, die hier gestellt werden führen zielgenauer dorthin, wo die wirklichen Probleme der einzelnen Menschen liegen – zum Beispiel:  Was ist das Hauptproblem der Pflegesituation? Was würden Sie sofort ändern, wenn Sie es könnten? Welche Informationen könnten helfen?

Das sind nur einige wenige Beispiele. Wir werden das alles sehr genau in den nächsten Wochen und Monaten mitverfolgen
und in unserem Bereich umsetzen – für die weitere Verbesserung der Pflegequalität für unsere Kunden.

Frau Wenders, ich danke Ihnen für das Gespräch.

INTERVIEW MIT EVA HILLEBRECHT

MENSCHEN IM ALLTAG-2017.03.01

Eva Hillebrecht, Inhaberin des Pflegedienstes
Danz Consult in Kassel

Das Interview wurde am 24.02.2016 geführt

Frau Hillebrecht, Sie haben über zweieinhalb Jahrzehnte im medizinischen Dienst gearbeitet, bevor Sie in die Pflege gewechselt sind.
Welche Erfahrungen aus diesem Bereich haben Ihnen später in der Pflege besonders genutzt?

Ich habe im Laufe der Jahre auf verschiedenen Stationen gearbeitet – Allgemeinchirurgie, Unfallchirurgie, HNO, Augen, Urologie und Orthopädie. Meine Erfahrung war, dass der Patient nicht wirklich im Mittelpunkt des Interesses stand. Das klingt hart, war aber so.

Können Sie das mal näher erläutern?

Ja. Ich erinnere mich an einen Fall, da ging es um einen Patienten, der Krebs hatte.

Er wollte sehr gern nach Hause, um die letzte Zeit im Kreise seiner Lieben zu verbringen. Da es sich um ein urologisches Leiden handelte, musste täglich gespült werden.

Angeblich ging das nur im Krankenhaus auf der Station. Doch ich erkundigte mich und fand heraus, dass es einen 5- Liter Beutel für diese Zwecke gab.

Die Spülung für den Patienten hätte also auch von Zuhause aus bewerkstelligt werden können. Als ich dies dem Chefarzt vortrug, fuhr dieser mir über den Mund: „Sie verstehen als Schwester davon nichts!“

Hier sprachen „Götter in Weiß“ und ich hatte keine Chance, dagegen anzugehen. Es ging ja gar nicht um mich: Auf der Strecke blieb der sehnlichste Wunsch des Patienten, nämlich die ihm verbleibende Zeit im häuslichen Umfeld zu verleben.

Und ein weiteres Beispiel:  Ein betagter Patient, um die 90 Jahre, sollte operiert werden. Das bedeutete aber eine relativ intensive Nachbehandlung, die eine Selbstbeobachtung durch den Patienten einschloss.

Bei einem Menschen in diesem Alter war das insgesamt aus meiner Sicht ein sehr riskantes Unterfangen.  Also ging ich zum Chefarzt und machte ihn auf mögliche Komplikationen aufmerksam. Das alles brachte nichts.

Denn: In der Operation sollte eine neue OP- Technik zum Einsatz kommen. Eine Methode, die sich in der Praxis bewähren sollte. Das ist soweit in Ordnung.

Nur: Ich hätte mir gewünscht, dass die individuelle Situation des Patienten mehr ins Kalkül gezogen worden wäre.

Sie haben in einer Übergangszeit sowohl im Krankenhaus gearbeitet und ebenfalls in einem ambulanten Pflegedienst, ist das richtig?

Ja, 1989 gab es eine Zeit, wo wir ein Haus zu finanzieren hatten. Da brauchte ich das Geld.

Also machte ich eine Frühschicht im Krankenhaus und eine Spätschicht in einem ambulanten Pflegedienst.

War das überhaupt zu schaffen für Sie?

Ja, das war es. Aber es war auch sehr anstrengend.

Sie hatten doch in dieser Zeit einen direkten Vergleich, oder?

Auf jeden Fall. Das hat auch meinen Entschluss gefördert, ganz in die Pflege zu gehen.

Ich konnte mich im unmittelbaren Vergleich davon überzeugen: Im Pflegedienst stand der Patient, der zu Pflegende viel stärker im Fokus des täglichen Handelns.

Wie beurteilen Sie die Tatsache, dass die Ausbildung zum Altenpfleger und Krankenpfleger generalistisch erfolgen soll?

Ich finde das gut. Ich glaube, die Spezialisierung wird ohnehin in den späteren Jahren eine immer währende Herausforderung sein.

Da wird wohl keiner in seinem Berufsleben drum herum kommen. Doch zunächst sollten die gleichen Grundlagen gelehrt werden.

Gibt es irgendwas, was mehr beachtet werden sollte in der Ausbildung?

Ich denke, die ethische Bildung sollte einen noch viel größeren Stellenwert einnehmen. Zu sehen, was ein Pflegebedürftiger für Wünsche und Bedürfnisse hat, das kann man nur, wenn man nicht wegschaut oder weghört.

Im Gegenteil: Sich in den anderen Menschen hineinversetzen, emphatisch sein – ich glaube, das muss in die Ausbildung miteinfließen.

Wie entspannen Sie sich?

Ich habe meinen Hund. Das ist ein Golden Retriever. Eine Hündin und ihr Name ist Nila.  Nila lenkt mich ab auf meinen Spaziergängen und macht mir auch so sehr viel Freude.

Des Weiteren: Ich fahre gern in Wellness – Urlaube und entspanne mich. Ich möchte in einen längeren Urlaub fahren, eine Fernreise machen. Ich glaube, das ist auch mal wieder wichtig.

Übrigens: Ich komme aus dem Roten Kreuz, war dort Krankenschwester. Meine damalige Oberin hat etwas gesagt, womit sie meine Frage nach einer Lohnerhöhung zu unterdrücken versuchte: „Der Lohn meiner Arbeit ist, dass ich arbeiten darf!“

Inzwischen sehe ich diesen Satz als etwas sehr Positives an:  Mein größtes Glück ist es tatsächlich,  für andere Menschen zu arbeiten und ihnen zu helfen. Das steht für mich im Vordergrund. Ich glaube, dass ich damit sicher einer aussterbenden Spezies angehöre.

Danz-Consult – da ist das Wort Beratung enthalten.  Worauf kommt es Ihnen in der Beratung an?

Die Patienten und die Angehörigen möchten viel Hintergrundwissen. Also, wie das alles zu finanzieren ist, was Sie im Detail für Leistungen bekommen.  Das liegt mir sehr am Herzen, nämlich das Optimale für den Einzelnen zu konzipieren.

Und läuft das stets problemlos?

Natürlich nicht. Gerade wenn es um die Finanzen geht.
Manchmal höre ich den versteckten Vorwurf: ‚Sie planen mit unserem Erbe‘

Und was sagen Sie dazu?

Naja, die Leistungsinhalte sind ja im Sozialgesetzbuch genau beschrieben.

Und wenn jemand privat darüber hinaus noch Betreuung möchte, ja dann sind das eben Privatleistungen. Und die müssen auch bezahlt werden. Ich muss ja meine Mitarbeiter ebenfalls dafür entlohnen. Doch sind das  Ausnahmen.

Da hilft das offene und ehrliche Gespräch. Und danach kann man ein Paket schnüren, mit dem dann alle leben können.

Außerdem: Inzwischen gibt es ja mit dem Pflegestärkungsgesetz I seit Januar 2015 die Möglichkeit,  weitere  Betreuungs- und Entlastungsleistungen anzubieten, die über die Pflegekasse abgerechnet werden können.

Alles redet über individuelle Pflege. Woran machen Sie das fest?

Das ist das Schwerste, hier die richtigen Antworten zu finden. Im neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff ist ja einiges dazugesagt.

Für mich ragt ein Grundsatz heraus: Die Kunden haben ein Recht darauf, so zu sein wie sie sind.

Das ist ein gutes Schlußwort. Frau Hillebrecht, ich danke Ihnen für das Gespräch.

MENSCHEN IN DER PFLEGE

Mehr lesen:

https://uwemuellererzaehlt.de/2022/01/02/menschen-im-alltag-2017-2021/

WARUM ÜBER BETREUUNG VON MENSCHEN SCHREIBEN, DIE IN IHRER ALLTAGSKOMPETENZ EINGESCHRÄNKT SIND?

MENSCHEN IM ALLTAG-2017.02.28

Die Anzahl der Menschen, die an Demenz erkranken, von eingeschränkter Alltagskompetenz betroffen sind, wächst weiter rasant

Der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung insgesamt nimmt zu. Er wächst schneller, als dass wir es nur auf die gestiegene Lebenserwartung zurückführen können.

Der rasante Geburtenrückgang in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten ist der zweite und nicht weniger wichtige Grund für diese Entwicklung.

Beide Entwicklungen stellen die Gesellschaft und vor allem die Pflegenden vor enorme neue Herausforderungen.

Der bislang kontinuierlich gewachsene Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwartung und die damit verbundene Zunahme der Älteren und Hochbetagten geht einher mit der ebenfalls größer werdenden Zahl derjenigen unter ihnen, die an Demenz erkranken.

Erkrankungsrisiko plus steigende Lebenserwartung – zwei Faktoren für mögliche Demenz oder eingeschränkte Alltagskompetenz

Menschen mit einer höheren Lebenserwartung sind ohnehin bereits stärker der Gefahr ausgesetzt, die sogenannte Alltagskompetenz einzubüßen – ein weiterer, nicht unerheblicher Faktor, der zum allgemeinen Erkrankungsrisiko noch hinzukommt.

Berechnungen, empirische Studien gehen von rund drei Millionen Menschen aus, die in 2050 in einer bestimmten Form davon betroffen sein werden.

(Vgl. dazu: http://www.bundesgesundheitsministerium.de/ministerium/meldungen/2016/sechster-pflegebericht.html – abgerufen – Donnerstag, 12. Januar 2017, 10.33 Uhr; Download PDF, S. 20-22)

Betreuungs- und Entlastungsleistungen, Tagespflege und Senioren-Wohngemeinschaften gewinnen in diesem Zusammenhang an Bedeutung.

 

MENSCHEN IN DER PFLEGE

RÜCKBLICK: INTERVIEW MIT SUSANNE ROSENBERGER

MENSCHEN IM ALLTAG-2017.02.28

Frau Rosenberger, bereuen Sie den Tag, an dem Sie den Entschluss gefasst haben, in die Pflege zu gehen?

Also ich bereue das auf keinen Fall. Natürlich gibt es immer Momente, die nicht so schön sind. Aber die gibt es überall.

Ich kann mit Bestimmtheit sagen: Die Pflege, das ist mein Leben.
Das Zusammenspiel mit allen im Team macht das Besondere aus. Es ist nicht ein einzelner Baustein.

Es ist das Puzzle, was jeden Tag aufs Neue zusammengesetzt werden muss – im Team, im Gespräch mit den Angehörigen und den Pflegebedürftigen.

Das Besondere an diesem Beruf ist: Wir gehen mit Menschen um, die unserer Hilfe bedürfen.

Und wenn ein dankbarer Blick kommt oder ein Lächeln des Pflegebedürftigen, ja dann ist das schon wahres Glück.

Wir schieben nicht nur die Papiere von links nach rechts. Das muss ich natürlich auch. Aber alles, was wir tun, das ist für die Menschen, die wir pflegen und betreuen. Ich bereue nichts und möchte auch nichts anderes machen.

Wo sind Sie aufgewachsen?

In Castrop Rauxel.

Welchen Bildungsweg haben Sie genommen?

Ich habe Abitur gemacht. Danach habe ich eine Ausbildung zur Krankenschwester durchlaufen.

Ich war dann anschließend im Augusta Krankenhaus in Bochum tätig – auf einer Intensivstation in der Chirurgie.

Wie lange waren Sie dort?

6 Jahre.

Wie sind Sie zur Pflege gekommen?

Durch meine Oma. Sie war Altenpflegerin in einem Altenheim und führte dort nebenbei eine Schneiderstube.

Später wurde meine Oma schwerkrank. Mein Vater und ich haben sie bis zum Schluss begleitet.

Danach kam meinem Vater und mir der Gedanke, einen Pflegedienst zu gründen. Mein Vater hat dafür noch einmal umgeschult und eine Ausbildung zum Altenpfleger absolviert.

2000 war es dann so weit und wir haben den heutigen Pflegedienst eröffnet.

Was belastet Sie, wenn Sie heute an die Pflege denken?

Beflügelndes und Bedrückendes – beide Momente liegen oft dicht beieinander. Mir liegt die Palliativpflege sehr am Herzen. Das gibt es natürlich sehr traurige Momente.

Was bedrückt Sie da ganz besonders?

Während der Palliativpflege werden wir ein Teil der Familie.
Und wenn Sie dann eine Mutter im Sterben begleiten, die erst 42 Jahre alt ist und Kinder hinterlässt, dann ist das sehr bitter – auch für uns als professionelle Begleiter. Aber es gibt auch viel Positives.

Was meinen Sie?

Nun, man sieht die eigenen Sorgen und Nöte in einem anderen Licht.
Sie erscheinen einem so unwichtig und klein angesichts dessen, was andere Menschen durchmachen.

Und: Es ist ein ungeheurer Reichtum, Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten.

Manch einer spricht darüber, was er anders gemacht hätte.
Die überwiegende Mehrheit ist klar und ehrlich in der Betrachtung ihres zurückgelegten Lebensweges.

Der Tod lässt das Leben als das erscheinen, was es ist, nämlich ein Geschenk. Und das ist unwiederbringlich.

Vielen Dank für das Gespräch.

Mehr lesen:

https://uwemuellererzaehlt.de/2022/01/02/menschen-im-alltag-2017-2021/