Archiv der Kategorie: MEIN FREUND, DER ALLTAG

Dem Alltag als Freund begegnen, das heißt für mich:
die eigene Lebensphilosophie im Alltag begreifen und sich mit ihr auseinandersetzen;
mehr Erfüllung finden, indem man die guten und schönen Seiten des alltäglichen Lebens sieht – beruflich und privat – und: sie auch bewusst annimmt;
die Faszination des Bibellesens entdecken; die Worte der Bibel als persönlichen Kraftquell nutzen, daraus eigene Lebensenergie und Lebensfreude für den Alltag schöpfen;
Erlebnisse und Beobachtungen im Alltag für sich nutzbar machen; erkennen, dass in den alltäglichen Dingen oft die großen Momente einer anhaltenden Lebensqualität zu finden sind;
die kleinen Geschichten aus dem Alltag erzählen, sie wertschätzen als etwas, das sehr kostbar und oftmals unwiederbringlich ist.

SCHREIB-ALLTAG (8)

WARUM AUSGERECHNET DER ALLTAG?

Ich habe in den vergangenen Tagen noch einmal darüber nachgedacht, warum ich gerade den Alltag zur Vorlage für meine Texte nehme.

Und wie passt dazu zum Beispiel die Pflege?

Um mir selbst noch einmal zu verdeutlichen, warum gerade der Alltag im Fokus meines Schreibens steht, habe ich die Rubrik ‚WARUM ICH ÜBER DEN ALLTAG ERZÄHLE‘ überarbeitet und zum großen Teil neu gefasst:

Unser ganzes Leben besteht aus Alltäglichem – aus kleinen Sorgen und großen, aus Kummer, Liebe, Leidenschaft, fantastischen Erfolgen und schlimmen Niederlagen.

Der Sonntag oder der Feiertag, sie sind wichtig, dienen meistens dem Innehalten, aber unsere Energie, unsere Motivation stecken wir in den Alltag.

Diese ‚alltägliche Wirklichkeit‘ erlebt jeder anders, nimmt sie ganz individuell wahr.

Deshalb will ich keine allgemeingültigen Gesetzmäßigkeiten herausarbeiten, die man vielleicht im Alltag beachten sollte.

Nein, ich kann nur von meinem Erfahrungshorizont aus schreiben.
Darum wähle ich auch in den meisten Texten die ‚Ich-Erzählperspektive‘.

MEINE KERNTHEMEN SIND:
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https://uwemuellererzaehlt.de/uwe-mueller-erzaehlt/mein-antrieb/

 

JEEPY (35)

LIEBER KRÜMEL, DU BIST JETZT SCHON ZWEI JAHRE AUF DIESER WELT-UND SIE IST DESHALB WIEDER EIN BISSCHEN SCHÖNER GEWORDEN

Hallo lieber Krümel,
hier ist Jeepy, dein bester Freund, naja, wenn mein Fahrer nicht in der Nähe ist.

Ich will dir ganz herzlich zu deinem Geburtstag gratulieren. Zwei Jahre bist du nun schon auf dieser Welt, eroberst sie dir in kleinen, aber immer sichtbareren Schritten.

Du fängst an zu sprechen, rufst die Katze als ‚Datze‘ und winkst ihr zu, damit sie zu dir läuft.

Ich wollte dir persönlich gratulieren, weil ich ja unten bleiben muss, wenn du oben die Geschenke auspackst.

Ich soll dich ganz lieb grüßen und drücken von allen, die dich liebhaben, und wir werden dich immer liebhaben, egal was passiert.

Das alles will dir mein Fahrer noch persönlich sagen.
Dann kannst du ihm ja auch dein ‚Aua‘ zeigen, dass du von der Spritze bekommen hast.

Lieber Krümel, wir wollen noch viele Abenteuer gemeinsam erleben, Spaß haben.

Wer weiß, vielleicht fahre ich ja bald mit Batterie. Aber egal, deshalb braucht ihr mir trotzdem nicht meine Sitze mit dem Geburtskuchen vollkrümeln, lieber Krümel.
Mit ganz herzlichen Grüßen und Scheinwerferblinken, dein Jeepy.

 

50 KILO ABNEHMEN (10)

ZIEL NICHT ERREICHT – IM GEGENTEIL

Heute ist der Tag, an dem ich für den Monat September Bilanz ziehe.

Eine negative Bilanz: Mein Ziel war es, von 124,4 kg auf 117,8 kg zu kommen, also 6,6 kg weniger.

Das Gegenteil ist eingetreten, ich habe nämlich zugelegt: von 124,4 auf 125,3 kg.

Damit wiege ich am 30.09.2019 insgesamt 900 Gramm mehr, als ich am 01.09.2019 wog.

Das Gute daran: Ich weiß es, weil ich inzwischen jeden Tag auf die Waage steige.

Im Januar wog ich noch 131 kg. Jetzt also rund 6 Kilo weniger.

Trotzdem: Ich muss hier noch konsequenter vorgehen, weil ich es sonst nicht schaffe, selbst bei regelmäßigem Sport nicht.

Am Samstag hatten wir eine Feier zum 70. Geburtstag eines guten Freundes.

Da habe ich Sekt und Wein getrunken. Allein das war schon falsch.

Na gut, ich schaue nach vorn. Jetzt habe ich für ein paar Tage Urlaub.

Da denke ich auch nicht so sehr ans Abnehmen.

Wie auch immer: Ich mache weiter und werde mein Ziel, 50 Kilo abzunehmen, nicht aus den Augen verlieren.

SCHREIB-ALLTAG (7)

WAS ICH AN DER SCHREIBEREI IM ALLTAG ÄNDERN WILL

Die erste gute Nachricht ist: Ich bin von Morgen an im Urlaub, die ganze nächste Woche.

Es gibt genug zu tun, aber natürlich vor allem Erholung.
Ich habe nachgedacht, wie ich die ganze Schreiberei noch besser organisieren kann.

Natürlich lasse ich mich vor allem davon leiten, was interessant sein könnte.

Ich glaube, es sind weiterhin die kleinen Fäden, die man aufgreift, wenn man sie am ‚alltäglichen Boden‘ liegen sieht und daraus eine Geschichte spinnt, die inspiriert ist von den eigenen Erlebnissen.
Aber ich muss das alles in Einklang mit dem Geldverdienen bringen, ein Korsett, das jeder trägt.

Klar, ich bin nun schon Rentner, und manches ist leichter geworden, aber wenn du etwas produzieren und verkaufen willst, dann brauchst du die Zeit und Energie, um das wirklich umzusetzen.

Sicher, ich verdiene mit dem Schreiben mein Geld, und mit dem Schreiben erfülle ich meinen Traum davon, ein bisschen zu plaudern, über Dinge nachzudenken, wozu ich früher nicht gekommen bin, oder wo ich oft auch keine Lust zu hatte.

Also insofern geht es jetzt nur noch um die Schreiberei.
Trotzdem gibt es Unterschiede, denn das eine sind die sogenannten PR-Texte und das andere sind Texte, die aus persönlichen Motivation und Freude heraus entstehen.
Beides ist wichtig.

Damit ich noch effektiver werde, habe ich mir überlegt, über die Zeit von einer Woche ein Thema zu bearbeiten.

Ab dem 07. Oktober beginne ich damit, eine Woche lang Geschichten über ‚Anna ist dement‘ zu veröffentlichen.
Ich werde zu jeder Erzählung einen kleinen ‚Klappentext‘ schreiben, damit sofort klar wird, worum es geht. Dazu gebe ich den Link vom Blog an.

Und wen es interessiert, der geht auf den Blog und wen nicht, den will ich natürlich auch nicht langweilen. Ich lese ja ebenfalls nicht alles.

Was bleibt: Ich freue mich riesig über jeden Like, jeden Kommentar.
Das ist schon Motivation pur.

Ich zieh‘ das mal einen Monat durch.
Nach ‚Anna ist dement‘ kommen eine Woche lang Texte zu ‚50 Kilo abnehmen‘, danach zu ‚Alltägliches‘ und schließlich zu ‚Jeepy‘.

Meine Texte über den ‚Schreib-Alltag‘ veröffentliche ich nur auf dem Blog, denn ich glaube, dass dies die wenigsten Leser interessiert, vielleicht ein paar Freaks, die genauso wie ich an ihrem ‚Handwerk‘ feilen.

Also, auf geht’s. Erst mal in den Urlaub.
Bis bald.
Uwe

 

50 KILO ABNEHMEN (9)

DEIN WEG MUSS DEIN ZIEL BLEIBEN – SONST HÖRST DU IRGENDWANN AUF

Es ist fast wie ein Wunder für mich: Ich fahre nun bereits über zehn Wochen ins Fitness-Studio, und das nicht 2 oder 3 mal in der Woche.
Nein, jeden Tag, jeden Wochentag – Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag.

Wenn du jetzt denkst: „Will der uns hier veräppeln? Die Wochentage kennen wir selber“ – dann hast du natürlich recht.

Ich meine etwas anderes. Vor Jahren hätte ich mir nicht im Traum vorstellen können, dass ich jeden Tag in der Woche ins Fitness-Studio gehe.

Das ist so surreal, so unwirklich für mich. Es ist aber so.
Und das macht mich schon stolz. Doch ich weiß natürlich, dass nichts langweiliger ist als der Erfolg, die erledigte Zielstellung von gestern.

Darum versuche ich professionell vorzugehen. Ich sage bewusst, dass ich es versuche und längst nicht immer durchhalte.
Was meine ich?

Nun, ich habe unzählige Vorträge darüber gehalten, was es heißt, sich Ziele zu setzen und diese dann auch zu erreichen.

Dazu gehört, sich das aufzuschreiben, was man sich vornimmt.
Tue ich das? Ja, da bin ich ziemlich eisern. Aber es reicht ja nicht nur, das Ziel aufzuschreiben.

Du musst ja auch auf dem Papier festhalten, wie du es erreichen willst, welche Geräte du abarbeiten willst, wie viel Kilo die Gewichte ausmachen sollen, während du die Übung absolvierst.

Und das alles aufzuschreiben, was du an dem Tag jeweils erreicht hast, das ist schon nervig. Ich schreibe inzwischen alles Nötige ins iPhone, in den Pausen, bevor ich zu einer anderen Station gehe.

Mittlerweile kenne ich die Namen der einzelnen Geräte, weiß zum Beispiel, wie viel Kilo ich an der Bizepsmaschine einstellen kann, ohne mir einen Muskelriß zu holen. Ich halte mich außerdem an eine genaue Vorgabe, in welcher Reihenfolge ich die einzelnen Geräte absolvieren will.

Ich glaube, das ist bei mir noch heute so drin, weil ich es mal bei der Marine gelernt habe. Ich erinnere mich an einen Film, in dem auf einem amerikanischen Flugzeugträger die Piloten ihre Maschinen in die Luft brachten, präzise vorab geplant und in der Kommandozentrale mit farbigen Bauklötzern nachgestellt – einfach damit es für jeden sofort plastisch sichtbar wird, welcher Pilot startet, wer sich in der Luft befindet und wer zum Flugzeugträger zurückkehrt.

Das imponiert mir und so versuche ich auch in meiner Planung vorzugehen.
Gut, ich lasse die Bauklötzer weg und nehme stattdessen die Excelliste.

Trotzdem: Klara kann dem nichts abgewinnen. Sie meint dann: „Klein Uwi spielt mal wieder.“ Aber ich brauche das. Ich habe außerdem im iPhone für unterwegs eine Datei und notiere sofort nach der Übung, ob ich alles geschafft habe und ob ich eventuell die Anzahl der Trainingseinheiten erhöhen kann.

Woran es hapert ist dies: Komme ich wieder in mein Homeoffice, dann müsste ich alles auf meinem Computer speichern, damit ich es später ausdrucken kann.

Und ich müsste eine Gesamtauswertung vornehmen. Mach‘ ich aber meistens nicht, weil mich dann die geschäftlichen Aufgaben drücken. Es wird nie aufhören, dass du irgendwas nicht machst oder es lückenhaft tust.

Dafür sind wir alle Menschen mit unseren Schwächen, und gewappnet mit hervorragenden Ausreden, warum wir irgendwas in dem Moment nicht leisten können.

Darum sage ich: Ziele setzen und erreichen sind gut. Damit ich aber dabei die Lust nicht verliere, muss der Weg ins Fitness-Center ein Hauptziel bleiben, verknüpft mit der Freude, auch durch den Eingang zu gehen und einfach anzufangen.

Als ich heute Morgen wieder rauskam, da sah ich einen glutroten Streifen am Himmel, ein untrügliches Zeichen dafür, dass es hell wurde.

Wenn du dann schon knapp zwei Stunden trainiert hast, dann glaubst, die Sonne hätte auf dich gewartet, um dir einen schönen Tag anzukündigen.

Manchmal glaube ich, dass du das alles viel intensiver wahrnimmst und genießt, weil du dich vorher gequält hast. Ich werde morgen wieder dort sein und dann geht es von vorn los.
Der Weg ist eben das Ziel.

 

JEEPY (34)

MEIN FAHRER SPINNT – ER WILL SICH EINEN E-ROLLER KAUFEN

Hallo Krümel, hier ist dein Jeepy, oder ‚Jiiipi‘, wie du ihn rufst.
Wir haben ja lange nichts mehr voneinander gehört.

Deshalb melde ich mich mal bei dir, und ich will dir erzählen, was ich so in der Zwischenzeit erlebt habe, vor allem mit meinem Fahrer zusammen.

Erinnerst du dich noch, als wir alle gemeinsam auf dem Erdbeerhof waren, im Urlaub?

Ich erinnere mich noch genau daran, denn kurz bevor wir auf dem Parkplatz ankamen, hast du dich übergeben.

Naja, du kannst ja nichts dafür. Mein Fahrer, dein Opa, hat mal wieder nicht daran gedacht, dass er um die Kurven ganz langsam fahren muss, wenn du dabei bist. Sonst wird dir ja gleich schlecht.

Deine Mama und Oma haben das schnell wieder hinbekommen, nämlich dich umzuziehen und den Sitz wieder sauberzumachen.
In der Zeit hat dein Opa nur zugeschaut, so als würde ihn das nichts angehen.

Aber ich glaub‘, Oma und Mama waren froh, dass er sich nicht bewegte, weil sie Angst hatten, dass er dadurch noch mehr Unruhe stiften könnte.

Der Tag war schön. Denk‘ nur mal an die Rutsche, wo du auf einem Kartoffelsack mit Mama e hinuntergesaust bist.

Ich habe mir das alles erzählen lassen, denn ich stand ja in der Zeit in der prallen Sonne und habe geschwitzt.

Als wir aus dem Urlaub zurückfuhren, da ist doch mein Fahrer in Lietzow in die Radarfalle getappt.
Weißt du noch? Ich glaube, da hattest du schon wieder deine Augen zu.

„Das musst du doch wissen, dass hier ein Blitzer steht“, meinte Oma.
Mein Fahrer hat nicht geantwortet, so sauer war er.
25 Euro hat ihn das gekostet.

„Einer muss ja spenden“, sagte mein Fahrer, nachdem er den Strafbefehl erhalten hatte.
Aber es kam ja noch dicker.

Auf der Rückfahrt von Ahlbeck, da ist er noch einmal in eine Radarfalle gerauscht.
Und dabei war es so schön am Strand. Deine Mama und du, lieber Krümel, ihr habt euch da schon längst wieder jede in ihrer Kita aufgehalten.

Deine Mama in ihrer Kita, weil sie arbeiten musste und du in deiner Kita, weil du dort spielen solltest, während deine Mama arbeitete.
Gestern also kam der Bescheid.

Mein Fahrer hatte mit einem Punkt und einer Geldstrafe gerechnet.
Doch nun muss er nur 20 Euro bezahlen.
Er hat Glück gehabt, und er weiß nicht einmal, warum.
Also freute er sich und fuhr mich zur Belohnung gestern in die Waschanlage.

„Klappen Sie bloß die Spiegel ein, von ihrem schönen Auto“, sagte die Mitarbeiterin an der Kasse.

„Schönes Auto“, so hat die Frau mich genannt.
Ja, sie hat vollkommen recht damit.
Am Nachmittag fuhren ich und mein Fahrer zusammen nach Berlin-Buch. Wir waren beide frisch geduscht und wollten deine Oma abholen.

Auf dem Weg dorthin war es sehr voll, weil die S-Bahn sich mal wieder nicht an den Fahrplan hielt.
Die Leute liefen einfach über die Strasse, ohne sich umzuschauen.
Stell dir das mal vor, Krümel.

„Sollen doch die Autofahrer sehen, was sie davon haben, wenn sie mich anfahren“, wird wohl so manche Fußgängerin oder so mancher Fußgänger gedacht haben.

Mein Fahrer bleibt in solchen Situationen möglichst ruhig und wartet lieber einmal mehr ab, bis alle über die Straße rüber sind.

„Bald laufen alle auf der Straße“, sagt mein Fahrer gern in solchen Momenten.

„Rücksichtnahme ist gut“, meint er in so einem Fall außerdem.
„Gegenseitige Rücksichtnahme wäre noch besser“, brummelt er dann noch in seinen Bart.

Aber danach, ja danach, da kam der Höhepunkt.
Mein Fahrer musste halten, damit ein Fußgänger nicht in seinem Spaziergang gestört wurde, er schlenderte über die Straße, schaute nicht, ob dort ein Rad fuhr oder vielleicht ein Gefährt mit vier Rädern. Nein, warum auch?

Sollen doch die anderen aufpassen. Macht mein Fahrer ja auch, und so hat er geduldig gewartet.

Wurde er dafür belohnt? Auf keinen Fall, denn von hinten kamen zwei Jungen und traten mit ihren Füßen gegen mein Hinterteil.
Sie grinsten meinen Fahrer an und liefen einfach weiter.

Was soll ich sagen? Mir tut heute noch mein Hinterteil weh, ich meine natürlich meine Heckklappe und mein Fahrer überlegt, ob er mich verkauft und sich einen E-Roller zulegt.

Die soll es ja in der nächsten Woche in einem großen Discounter ganz billig geben.

„Das wird lustig“, findet er.
„Oma kann abends von der S-Bahn direkt auf den E-Roller umsteigen“, meint er zu mir.

Meinst du, der macht das?

Ich glaube das nicht. Aber zuzutrauen ist ihm alles.
Gestern war er schon mal in einem Fahrradladen und wollte sich Mountainbikes anschauen.

Der Verkäufer sagte zu ihm:
„Für Sie wäre ein Damenfahrrad besser, das ist bequemer für Sie.“
Mein Fahrer hat ihn ganz lange angeschaut und geschwiegen.

Oh, Krümel, du glaubst gar nicht, welche Gewitterwolken sich über dem Verkäufer in dem Moment zusammenbrauten.

Zum Glück hatte mein Fahrer gestern Kreide gefressen, weißt du? Wie der Wolf in dem Märchen, das er dir auf einen Podcast gesprochen hat.

Aber Krümel, er hat sich wieder beruhigt, auch innerlich.
Jetzt fährt er erst einmal mit mir zum Liepnitzsee, um zu joggen.
Arbeiten, das ist für ihn noch ein Fremdwort.

Morgens, ja da erzählt er Oma, was er an dem Tag alles machen will.
Aber ich, lieber Krümel, ich weiß Bescheid, was läuft – nicht viel eben.
Bis bald, dein ‚Jiiipi‘.

GESPRÄCHE MIT EINER PRIMA BALLERINA

GESPRÄCHE – 2019.08.28

A VERY NORMAL DAY BEGINS

Monday, May 13, 2019.
Iana’s pregnancy was coming to an end, but she was feeling fine. Her stomach was growing and it felt very hard but this didn’t bother her at all.

„I’m going to training today.“ she called to Marian, who was coming down the stairs and heading to the kitchen.

„Hm,“ he grunted, „he was not capable of anything more at that time of day. The day had just begun and Marians‘ batteries had not yet started up.“

„I want to move, not just sit here.“ Iana told him, while Marian was busy in the kitchen.

„But won’t it be too much for you? The contractions can start at anytime.“ Marian replied, looking at Iana’s stomach.

„Oh, it’s alright.“ she replied. Though she was constantly wondering when it was finally going to be time to give birth. Iana, Marian and Marley, could hardly wait for little William to finally arrive.

After training Iana still felt good and later in the afternoon, she even felt like sweeping the terrace. For some reason, she couldn’t let herself rest. She wanted to clean everything in the house.

„I can help you.“ she told Marian as he plucked weeds. She jumped up and grabbed the broom.
Afterwards she accompanied her son Marley to piano lessons together with Marian.

After piano lessons, they all went to a fast food restaurant together.

„I want to drink Cola.“ Marley said as they all sat down. „You know, that not only makes you fat but after you drink it you can not sleep all night.“ Marian warned his son.

Marley was just ten years old and a very bright boy for his age. „That doesn’t matter, I can stay awake and make videos telling my stories.“ he responded quickly.

„Think of Mr. Müller and his big belly. Do you want to look like that? „Marian joked.

„Papa, then I would have to drink whole truckloads of Cola.“ Everyone at the table was smiling.

„I want to try a Cola too.“ Iana said suddenly.

„Hopefully it will be good for you in your condition.“ Marian said.
„Yes, it will be fine.“ Iana replied, dipping a french fry into the spicy sauce.

It was nice to sit in the restaurant, to laugh and enjoy the three of them being together. Soon, there would be four, and quietly, little William was already sitting at the table.

Iana felt good after the meal. Hopefully the food and lightheartedness would help to start her labour.

„Mama, do you want to play Lego?“ Marley asked his mother when they arrived back home.

Iana agreed and Marley got the blocks out.
Meanwhile, Marian mowed the lawn in the garden.

Suddenly, Iana noticed that she was losing water.
Could this be the beginning of labour?

For a week, Iana had tried everything, but the contractions did not materialize, nothing happened. Could the Cola and spicy sauce have been the triggers?

„Marley, I think it’s starting.“ Iana shouted.

„No, no, please, not today!“

Marley looked at his mother. His face expressed panic.
He was worried about his mother, but he was also thinking about himself.

The next day he had a bycicle test and he really wanted to go. Also, he didn’t want his brother to be born on the 13th because that brings bad luck. Marley was desperate and at a loss.

Iana felt the amniotic fluid running out of her.

„I’ll go take a bath and then apply a little make-up.“ she said, seeming calm and balanced as everything around her became hectic.

 

 

Link to the english version: https://uwemuellererzaehlt.de/2019/08/28/the-little-william-is-here-1/

Montag, 13. Mai 2019. Iana ging es gut, und das obwohl sich scheinbar die Zeit ihrer Schwangerschaft dem Ende zuneigte. Ihr Bauch war immer weitergewachsen und jetzt fühlte er sich sehr hart an. Doch sie fand das nicht schlimm.

„Ich gehe heute zum Training“, rief sie Marian zu, der gerade die Treppe herunterkam und auf die Küche zusteuerte.
„Hm“, brummte der. Zu mehr war er zu der Tageszeit noch nicht fähig. Der Tag hatte ja gerade angefangen und Marians ‚Batterien waren noch nicht hochgefahren‘.

„Ich will mich bewegen, nicht nur hier herumsitzen“, sagte Iana zu ihm, während Marian in der Küche hantierte.
„Aber wird das nicht zu viel für dich? Es kann jeden Augenblick losgehen, mit den Wehen“, antwortete Marian und schaute auf Ianas Bauch.

„Ach, das geht schon“, entgegnete sie. Dabei stellte sie sich gerade in den letzten Tagen immer wieder die Frage, wann es nun endlich soweit war, und es losging mit der Geburt. Iana, Marian, Marley, sie alle konnten es kaum noch erwarten, dass der kleine William auf die Welt kam.

Nach dem Training fühlte sich Iana immer noch gut.
Später, es war bereits nachmittags, da verspürte sie Lust, die Terrasse zu fegen. Irgendwas ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Sie wollte putzen, alles im Haus saubermachen.

„Ich kann dir helfen“, sagte sie zu Marian, während der Unkraut zupfte. Sie sprang auf und griff sich den Besen.
Anschließend begleitete sie noch gemeinsam mit Marian ihren Sohn Marley zum Klavierunterricht.

Nach dem Klavierunterricht gingen sie alle zusammen in ein Fastfood-Restaurant.
„Ich möchte Cola trinken“, rief Marley gleich, als sie sich alle hingesetzt hatten.

„Du weißt schon, dass das nicht nur dick macht und du außerdem die ganze Nacht nicht schlafen kannst“, mahnte Marian seinen Sohn.
Marley war gerade mal zehn Jahre alt und für sein Alter ein sehr aufgewecktes Kerlchen, und nicht auf den Mund gefallen.

„Macht nichts, dann kann ich nachts weiter meine Geschichten per Video erzählen“, entgegnete er schlagfertig.

„Denk an Herrn Müller und seinen dicken Bauch. Willst du auch mal so aussehen?“, scherzte Marian.

„Papa, dann müsste ich ja ganze Lastzüge voller Cola leer trinken und zu Weihnachten könnte dann nicht wie gewohnt ein festlich geschmückter Coca-Cola – Zug zu den Kindern fahren, so wie jedes Jahr.“

Alle schmunzelten am Tisch.
„Ich will auch eine Cola probieren“, sagte Iana plötzlich.
„Hoffentlich bekommt sie dir in deinem Zustand“, meinte nun Marian.

„Ja, das geht schon“, antwortete Iana und tunkte eine Pommes frites in die scharfe Sauce.
Es war schön, im Restaurant zu sitzen, zu lachen und die Gemeinsamkeit zu dritt zu genießen.
Bald würden sie zu viert sein, und im Stillen saß der kleine William bereits mit am Tisch.

Iana fühlte sich gut nach dem Essen. Und doch sollte diese Leichtfertigkeit beim Essen mit ihre Geburtswehen beschleunigen.
„Mama, wollen wir Lego spielen?“, fragte Marley seine Mutter, als sie wieder Zuhause angekommen waren.

Iana war einverstanden und Marley holte die Steine raus.
Marian mähte indessen im Garten den Rasen.
Plötzlich bemerkte Iana, dass bei ihr Wasser austrat.

Sollte das der Beginn der Geburtswehen sein?
Eine Woche lang hatte Iana alles versucht, aber die Wehen setzten nicht ein, es passierte nichts.

Und die Cola und die scharfe Sauce, waren sie jetzt der Auslöser für all das?

„Marley, ich glaub‘, es geht los“, rief Iana.
„Nein, nein, bitte nicht, noch nicht heute!“

Marley schaute seine Mutter an. Sein Gesicht drückte Panik aus.
Er hatte Angst um seine Mutter. Aber er dachte auch daran, dass am nächsten Tag die Fahrradprüfung für ihn anstand, und die wollte er unbedingt ablegen.

Außerdem: Sein Bruder sollte nicht an einem 13. geboren werden. Das würde doch Unglück nach sich ziehen. Marley war verzweifelt und ratlos.

Iana spürte das aus ihr herauslaufende Fruchtwasser.
„Ich geh‘ in die Badewanne und danach ein wenig Make-up auftragen“, sagte sie. Sie schien ruhig und ausgeglichen, während um sie herum alles hektisch wurde.

50 KILO ABNEHMEN(6)

ZIEL FÜR JULI VERFEHLT -URLAUBSLAUNE EINGETRÜBT

Morgen ist für Juli die Abrechnung fällig. Ich bin mit 127, 0 kg in den Monat gestartet.

Das Ziel: um 3,2 das Gewicht reduzieren, auf 123,8 kg.
Ich bin heute aber bei 126,0 kg. Also habe ich mein Ziel verfehlt, und zwar krachend.

Ich könnte ja jetzt sagen: Gut, immerhin habe ich mein Anfangsgewicht von 131 kg im Januar auf 126 kg im Juli vermindert.

Doch ich wollte weiter sein. Jeden Tag 100 Gramm, das ist doch nicht schwer, habe ich mir gesagt.

Ist es auch nicht. Aber was ist noch leichter?
100 Gramm wieder draufzukriegen.

Am Wochenende zum Beispiel, da war Laura bei uns.
Sie hat geholfen, meinen Computer wieder auf Vordermann zu bringen.

Vor lauter Freude habe ich abends dann eine ganze Flasche Sekt ausgetrunken, mit Erdbeeren. Allein. Die Frauen wollten nicht, umso besser.

Ach, es war herrlich. Am nächsten Tag bin ich gar nicht auf die Waage gegangen.

Und Montag? Da hatte ich den ‚Salat‘ – 127,3 kg.
Am vergangenen Donnerstag waren es noch 124,8 kg.

Was mache ich nun? Damit leben, weitermachen.
Gestern und heute habe ich im Fitness-Studio geackert. Doch abends, was war da?

Ja, da waren noch Reste vom Sonntagsessen.
Herrliche Knödel mit Gulasch.
Und vorher? Eis vom Sonntag, mit Früchten, nur zum Nachmittagskaffee.  Lecker.

Heute Morgen? Schnauze voll. Ich kann es nicht anders sagen.
Was wird heute, am vorletzten Tag? Fasten.

Ich habe heute kurz vor 5 Uhr gefrühstückt. Sonst streikt meine Galle.

Aber weiter gibt es nichts. Wirklich nicht? Wirklich nicht! Nur Wasser und Zitrone und ein konzentriertes Vitamingetränk, das ich mir leiste.

Wir wollen mal sehen, wie es morgen früh aussieht.
Wahrscheinlich werde ich es am Mittwoch, den 31.08. wiederholen, das mit dem Fasten.

Vielleicht kann ich ja noch ein paar Gramm loswerden, trotz Urlaubsfeeling.

JEEPY (33)

JEEPY UND FIATINE BEREITEN SICH AUF DAS VERKAUFSGESPRÄCH VOR

 

„Hallo Fiatine, heute geht’s los. Heute schreiben wir uns auf, wie wir dich am besten beim Inhaber des Einkaufsmarktes anpreisen.“

„Ach Jeepy, ich bin so froh, dass du mir hilfst“, flötete Fiatine fröhlich.
„Aber weisst du, ich habe gar kein gutes Gefühl dabei, wenn du sagst, du willst mich anpreisen. Das klingt, als würdest du ein besonders schmackhaftes Steak für den Grill anbieten.“

„Fiatinchen…“, hob Jeepy an.
„Nenn‘ mich bitte nicht Fiatinchen. Schliesslich sind wir nicht miteinander verwandt“, ging Fiatine sofort dazwischen.

„Also willst du jetzt raus, aus dem Autohaus, oder nicht?“, fragte Jeepy und hüpfte ungeduldig mit seinen Vorderreifen hin- und her.

„Ja, schon“, sagte Fiatine nun kleinlaut.
„Pass auf, wir erarbeiten einen richtigen Gesprächsleitfaden, so wie das mein Fahrer getan hat, wenn er seinen Kunden Immobilien verkaufen wollte.“

„Und hat er das dann abgelesen?“, fragte Fiatine. Sie war noch skeptischer geworden.

„Nein, natürlich nicht. Er hat sich nur ein paar Stichpunkte notiert und wenn er das aufgeschrieben hatte, dann war es auch in seinem Kopf.

„Oh Gott“, seufzte Fiatine.
„Ja und die Einwände, die sind ganz wichtig.“
„Ja, ein Einwand ist stets ein Kaufsignal.“
„Kaufsignal?“

„Ja“, Jeepys Wangen, äh Türen, wurden noch röter vor Eifer, als sie es ohnehin schon waren.

„Wenn der interessierte Kunde sagt, dass du pottenhässlich bist, dann zeigt er damit sein Inteteresse.“
Fiatine fing an zu weinen.

„Ich soll hässlich sein?“
„Das ist doch nur ein Beispiel. Natürlich bist du wunderschön“, schob Jeepy eilfertig hinterher.

„Aber wie wäre es damit: Fiatine hat eine Klimaanlage, einen Lautsprecher, Leichtmetallfelgen und ein höherverstellbares Lederlenkrad?“

„Ach, das klingt alles so technisch, so lieblos“, sagte Fiatine und ihrer Stimme war dabei die Enttäuschung anzumerken.

„Dann mach‘ du doch selbst einen Vorschlag, was du sagen würdest“, sagte nun Jeepy und war leicht eingeschnappt.

„Pass mal auf. Ich würde folgendes sagen: Sie sind der Inhaber eines Einkaufsmarktes und gehen tagaus und tagein durch die Türen Ihres Einkaufscenters, schwitzen und plagen sich mit Bestellungen rum und mit Reklamationen.“

„Und was hat das jetzt mit dem Verkaufsgespräch zu tun?“, entgegnete nun Jeepy spöttisch.

„Warte ab!“, sagte Fiatine.
„Der interessierte Käufer wird aufstöhnen und meine Fragen bestätigen.“

„Und dann?“, drängelte Jeepy
„Dann frage ich ihn, ob er den italienischen Spielfilm ‚Dolce Vita‘ kennt.“

„Was ist, wenn er ihn nicht kennt?“, fragte Jeepy skeptisch weiter.
„Ich frage ihn auf jeden Fall nach Sonne, Meer, italienischer Pasta und herrlichem Wein, einfach nach dem Lebensgefühl.“

„Nach Wein und Pasta?“
„Jetzt stell‘ dich doch nicht so an“, sagte Fiatine.
„Ich sag‘ jetzt gar nichts mehr!“

Jeepy war endgültig beleidigt.
„Ein offenes Verdeck, blau-weiß gestreift, herrliche Meerluft, aus dem Radio tönen schöne Melodien, das ist Dolce Vita, und das verkörpere ich, Fiatine.“

„Das ist mir noch gar nicht so aufgefallen“, sagte Jeepy jetzt.
„Aber wenn ich dich so anschaue, kann das hinkommen. Und du meinst also, da ist was dran, an so einer Art Präsentation, das will der Kunde hören?“, fragte Jeepy, immer noch ein wenig zweifelnd.

„Aber klar!“.
„Komm‘, wir fahren zum Verkäufer und fragen ihn, wie er das Gespräch führen würde“, rief Fiatine fröhlich.

„Na meinetwegen“, brummte Jeepy und war immer noch verschnupft.

Er wollte doch noch vor Fiatine mit den technischen Details glänzen, die er sich vorher auf eine Karteikarte geschrieben hatte.
Aber Fiatine hatte ihn mal wieder mit ihrer fröhlichen Art um den Finger gewickelt.

 

 

SCHREIB-ALLTAG (6)

SCHREIBEN IST WIE LIEGESTÜTZEN MACHEN

Es ist so einfach. Du nimmst dir einen Stift oder greifst dir die Tastatur und los geht’s.

Wirklich?
Wenn es so einfach wäre, dann hätten wir so viele und wahrscheinlich in der Mehrheit auch gute Texte.

Aber die Wahrheit lautet anders: Du musst dich  nämlich ziemlich überwinden.

Irgendwie kriegst du im Leben nichts hin, ohne dich wirklich anzustrengen, oder?

Willst du Liegestütze machen, dann musst du dich auf den Boden legen. Und dann brauchst du nur noch die Arme strecken. Nur? Dieses ’nur‘ kostet dich viel Überwindung. Aber wenn du es getan hast, dann bist du stolz auf dich.

Beim Schreiben ist es ähnlich.
Es gibt einen Trick, den ich dabei anwende.
Ich schreibe einfach los. Zum Beispiel, wenn ich im Fitness- Studio bin. Du fängst beim Tippen automatisch an zu denken.

Aber es ist auch ein bisschen wie ‚mal sehen, wo es mich ‚hinschreibt‘.
Doch das wirft den Gedankenmotor an. Ich sitze gerade im Studio an der ‚Beinpresse‘.

Neben mir liest jemand ein kleines Büchlein – zwischen den einzelnen Übungen – die er absolviert.
Ich schreibe eben in der einen Minute Pause, die ich mir nach 15 Wiederholungen gönne.
Was ist der Trick? Du schreibst sofort los. Besser, ich tippe los. Auf dem iPhone.
Mit dem rechten Daumen. Die Herausforderung ist, nicht zwei Buchstaben auf einmal zu erwischen. Vor allem, wenn der Daumen so dick ist, wie meiner.

Wäre ich an meinem Schreibtisch, dann würde ich mit dem Füller erst einmal einen groben Arbeitsinhalt skizzieren. Danach würde ich das Blatt einscannen. Umständlich.

Anschließend: den Rohentwurf schreiben, wieder mit dem Füller.
Warum mit Füller?
Weil zwischen meinen Gedanken und meinem Blatt nichts weiter ist, mental jedenfalls nicht.
Aber mit dem iPhone schreibt es sich auch sehr gut.
Du hältst mit der einen Hand das Handy und mit der anderen Hand tippst du auf die Buchstaben. Manche schreiben ja mit beiden Händen. Ich kann das nur mit meinem rechten dicken Daumen, zwar mit den bekannten Nebenwirkungen, aber immerhin erreiche ich beachtliche Tippgeschwindigkeiten.

Korrigieren kann ich später immer noch.
Ich hänge im Studio gerade etwas unbequem an der Beinpresse mit dem rechten Fuß fest. Wird mich das aufhalten, weiterzuschreiben? Nein.
Das kann Leben kann so schön sein. Vorausgesetzt, du findest es  schön, so wie es ist.

 

50 KILO ABNEHMEN (5)

DIE NEUE WAAGE IST SCHULD

Gestern habe ich morgens die neue Waage benutzt, um mich zu wiegen. Ich habe mich schon ein paar Tage nicht mehr gewogen.

Es war zu viel Trubel und so habe ich das alles beiseitegeschoben. Und dann ging noch die alte Waage kaputt. Ich fühlte mich wie im Blindflug.

Als wir die neue hatten, da wussten wir erst einmal nicht, wie wir sie bedienen sollten. Du kannst den Fettanteil messen und den Muskelanteil auch.

Aber wie? Die Bedienungsanleitung war klein gedruckt, in viele Sprachen übersetzt und unübersichtlich angeordnet. Was nützt der ganze technische Schnick- Schnack, wenn die Anleitung für Softwareingenieure geschrieben ist?

Ich machte mich an den praktischen Teil und drückte solange auf die einzelnen Button, bis das Zeichen für kg erschien. Das war das Signal, um alles so zu lassen. Ich stieg mit beiden Beinen drauf und schaute nach unten.

Die Zahlen sausten, ich schwankte auf der Waage hin – und her. Schließlich blieb die Anzeige bei 126,0 stehen. Ich müsste eigentlich bei 124,8 sein.

„Die Waage ist ja anders geeicht“, beschwichtigte Klara gleich.
Gott sei Dank war also nicht der Sekt mit Erdbeeren am Samstagabend schuld, oder die Spaghetti Bolognese, nein, die Waage muss sich erst an uns gewöhnen und wir uns an sie.

Aber morgen, ja morgen, da geht‘s wieder ins Fitness-Studio, und dann bin ich bald wieder bei 124,8 – trotz neuer Eichung.

Doch wahrscheinlich müsste ich dann schon bei 123,8 sein. Aber darüber mach ich mir Gedanken, wenn es soweit ist.
Wir finden schon einen Schuldigen.

 

ALLTÄGLICHES (3)

‚SPREEGOLD‘ – DAS WAHRE GOLD STECKT IM TEAM

‚Spreegold-fresh food and events‘, so heißt das Lokal in der ‚Stargarder‘ im Prenzlauer Berg, in dem ich am Mittwochmorgen war.
‚Spreegold‘ allein, das klingt schon verheißungsvoll. Ich bin kein Gourmet, kein Restauranttester. Was ich sagen kann, das ist, dass ich mich lange nicht mehr so wohl in einem Restaurant gefühlt habe.

Warum?
Weil das Team, die Menschen, die in dem Lokal arbeiten, und denen ich am Morgen begegnet bin, das wirkliche Gold sind.
Ich muss ein bisschen ausholen, um das zu erklären.

Ich war morgens im Fitness-Studio. Vorher habe ich Klara zur Arbeit nach Kreuzberg-Mitte gebracht.
Wir waren 4 Uhr aufgestanden und 5 Uhr losgefahren. 05:58 Uhr löste ich das Ticket für das zweite Parkdeck in der Tiefgarage und die Schranke hob sich.

Routiniert steuerte ich auf meinen Stammplatz zu.
Lustlos und noch mitgenommen von den Erlebnissen am Vortag schlich ich die Treppen hoch.

Einen Tag zuvor war meine Mutter 90 Jahre alt geworden. Mein Vater war eine Woche zuvor gestorben. Und so gaben wir uns Mühe, die Feier zu Mutters 90-igstem trotzdem mit Liebe zu gestalten.

Am nächsten Morgen, kam das alles in mir noch einmal hoch. Ich schlich förmlich auf dem Laufband. Mehr war es nicht. Um mich herum waren sämtlich motivierte Leute, zumindest taten sie so. Die meisten wohl jünger als ich, und so bekam ich allmählich Lust, mich mehr in die Übungen hineinzuhängen.

Schließlich war ich an den Geräten fertig. Es war kurz vor 8 Uhr. Was sollte ich machen?

Zurückfahren, mich umziehen und mich danach erneut in den Prenzlauer Berg zu begeben, nur um beim Friseur zu sein?
Das war doch Quatsch, fand ich.

Doch was würde Klara sagen, wenn sie erfuhr, dass ich in den Trainingsklamotten zum Friseur wollte?

Würde sie dem zustimmen? Auf keinen Fall. Sollte ich sie also anrufen und nachfragen, was ich tun sollte? Um Gottes Willen.

Der Friseur würde ja 8 Uhr seine Pforten öffnen, spätestens aber 9 Uhr, glaubte ich.

Also machte ich mich auf den Weg, direkt in den Prenzlauer Berg. In der Schönhauser stellte ich das Auto erneut in einer Tiefgarage ab, schnappte mir meine Tasche und schlürfte los, in Richtung Friseurladen, dem Hairwork-Shop.

Wer sagt heute noch ‚Friseur‘? Höchstens ich, ich alter Sack. ‚Hairwork-Shop‘ heißt der Laden wohl richtig.

Es dauerte nicht lange und ich stand davor. Vor verschlossenen Türen. Der ‚Hairwork-Shop‘ öffnete nämlich erst 10 Uhr.
Ich wollte es nicht glauben. Meine Laune sank wieder auf den Null-Punkt.

Was sollte ich machen? Ein zweites Frühstück wäre jetzt gut. So etwas mit Rühreiern und einem Pott Kaffee.

Verstieß das gegen meine selbst auferlegten Regeln zur Gewichtsabnahme?

Ja, eindeutig. Was machte ich mit dieser Regel?
Ich deklarierte sie zur absoluten Ausnahme um.
Also auf ging’s.

Ich überquerte die Straße und sah ein Lokal, dessen Türen aufstanden. Es schien doch nicht alles verloren, im Prenzlauer Berg.
Ich ging hinein, es war gegen halb neun.

Ein fröhliches ‚Guten Morgen‘ erscholl mir von einer jungen Frau entgegen, die vor der Verkaufstheke stand. Sie schien zum Team dazuzugehören.

„Guten Morgen“, erwiderte ich.
„Moin!“, sagte die andere Mitarbeiterin, die hinter der Theke stand.
Moin, das gefiel mir. Es klang nach Norden. Woher war sie? Vielleicht aus Schleswig-Holstein?

Ich jedenfalls war in Schwerin aufgewachsen, bevor ich später nach Dresden ‚verschleppt‘ und mit dem Sächsischen gequält wurde.

Die sympathische Mitarbeiterin hieß Kim, wie ich später erfuhr.
„Das gibt’s doch nicht, hier im Prenzlauer Berg scheinen alle noch zu schlafen“, sagte ich.

Kim schaute mich fragend an, die Mitarbeiterin vor der Theke ebenfalls.

„Naja, ich wollte zum Friseur. Und der hat noch geschlossen.“
„Wer geht schon so früh zum Haareschneiden?“, fragte Kim.
„Ich!“, entgegnete ich.

Wir mussten lachen und ich bekam sofort gute Laune.
Kim wirkte sehr selbstbewusst auf mich. Sie hatte Humor, wusste, wie man mit einem Gast redet.

Was mir besonders gefiel: Es wirkte nichts aufgesetzt, sondern es kam von innen, diese Herzlichkeit, ohne sich bei mir anzubiedern, oder mich etwa auszulachen.

Ich hatte sofort das Gefühl, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Ich brauchte diese gute Laune, besonders nach dem gestrigen Tag.

„Was möchten Sie denn bestellen?“, fragte Kim mich.
„Haben Sie Rühreier und einen Pott Kaffee?“
„Haben wir. Mit ‚bacon‘?“

Nachdem ich verstanden hatte, dass sie gebratenen Schinken meinte, bejahte ich das Ganze heftig mit dem Kopf.

„Sie können sich schon hinsetzen. Ich bringe Ihnen den Kaffee“, sagte Kim.

Der Kaffee kam schnell und ich hatte noch einen Chip bekommen, der aufblinken sollte, wenn das Rührei fertig war. Ich schaute mich im Raum um.

Er war bis auf wenige Gäste leer. Noch! Wenige Stunde später, da steppte hier der Bär. Das hatte ich jedenfalls schon mehrfach beim Vorbeilaufen sehen können.

Ich war froh, dass ich reingegangen war. Gott sei Dank hatte der Friseur noch geschlossen.

Ein junger Mann kam zu meinem kleinen Tisch und sagte: „Geben Sie mir ruhig schon den Chip. Ich bringe Ihnen das Essen.“

Ich freute mich darüber, denn ich hatte mich gerade auf die Lederbank vor dem Fenster gesetzt und verspürte wenig Lust, noch einmal aufzustehen.

Die Rühreier kamen. Dazu herrlich duftendes Brot.
Italienisches Brot, wie ich später in der Speisekarte las.

Hätte mich in dem Moment jemand gefragt, wo ich sein wollte, damit es mir gut ginge, ich hätte geantwortet: „Hier, und nur hier“, ohne Zögern.

Der junge Mann kam wieder vorbei. Ich vermutete, dass es der Chef war. Er fragte mich, ob alles in Ordnung wäre.

„Bestens“, meinte ich.
Später nannte er mir seinen Namen, nachdem ich ihn danach gefragt hatte.

„Thomas“, meinte er freundlich und blieb beim ‚Sie‘, obwohl ich ihn gleich geduzt hatte. Dabei war ich sonst eher distanziert, machte es einem anderen nicht gleich leicht, mich zu duzen.

Diesmal war es also anders herum und auch das gefiel mir. Ich war im Sportzeug, wollte die Zeit überbrücken, ein zweites Frühstück genießen.

Das war eigentlich alles. Was ich aber bekam, das war viel mehr als nur ein paar kleine Köstlichkeiten und einen gut riechenden Pott Kaffee.

Es war ein Service, der unverkennbar zeigte, dass ich es mit Profis zu tun hatte. Aber was mich wirklich umhaute, das war diese herzliche Art, diese Botschaft: „Sei willkommen, fühl‘ dich wohl, wir kümmern uns um dich.“

Ich beobachte seit vielen Jahren Menschen, schreibe über das, was ich sehe. Du kannst alles lernen. Aber diese Leidenschaft, die musst du mitbringen.

Kim, Thomas, die Mitarbeiterin, deren Namen ich nicht erfragt habe, sie alle leben genau das, und zwar mit ganzem Herzen. Ich habe wieder ein Stück mehr Lust auf das Leben bekommen.

Danke Kim, danke Thomas, danke liebes Team für die mir erwiesene Gastfreundschaft.

 

JEEPY (32)

JEEPY WILL FIATINE MIT EINEM VERKAUFSGESPRÄCH HELFEN

Jeepy hat Fiatine eingeladen, mit an die Ostsee zu kommen.
Und er hat ihr versprochen, dass er sich nach einem Käufer für sie umsieht.

Fiatine steht immer noch im Autohaus.
Durch das ‚update‘ kann sie zwar mit Jeepy automatisch durch die Gegend düsen, aber das sieht der Verkäufer nicht so gern.
Also hat Jeepy eine Idee. Er weiß, dass der Inhaber eines großen Einkaufmarktes ein Auge auf Fiatine geworfen hat.

Und Fiatine ist der Inhaber ebenfalls sympathisch.
„Wie wollen wir das anstellen, dass der Inhaber mich gut findet?“, fragt Fiatine.

„Ganz einfach, wir werden ein Verkaufsgespräch vorbereiten.“
„Ein Verkaufsgespräch? Ich will nicht verkauft werden, ich will, dass der Inhaber mich wirklich gern hat“, sagt Fiatine nun beleidigt.

„Er hat dich heute schon gern.“
„Wieso? Er kennt mich doch nur flüchtig“, sagt Fiatine erstaunt.
„Naja, er wohnt bei mir ganz in der Nähe und da hat er dich eben eines Tages gesehen.

Ein paar Tage später hat er mir aus dem Auto ein Zeichen gegeben und ich habe angehalten.“
„Und weiter?“, drängelt nun Fiatine.
„Jeepy, wer ist dieser kleine Fiat?“, hat er mich gefragt.
„Das ist Fiatine, meine Freundin. Wir unternehmen beide sehr viel zusammen.“

„Und was hat er darauf gesagt“, drängelt Fiatine weiter.
„Hm.“
„Hm?“, das ist ja nicht viel.
„Siehst du, und deshalb muss ich noch ein bisschen nachhelfen, nämlich mit einem kleinen Verkaufsgespräch.

Wenn das klappt, und der Inhaber des Einkaufsmarktes dich kauft, dann wohnen wir beide ganz dicht zusammen“, erklärt Jeepy seiner Freundin.

„Ach, das wäre so schön. Na, dann bereite mal dein Verkaufsgespräch für mich vor.“
Fiatines Stimme klang jetzt fröhlich.

50 KILO ABNEHMEN (4)

AUF DEM LAUFBAND

Die Euphorie ist verflogen. Jetzt schleppe ich mich morgens mehr oder weniger die Treppen von der Tiefgarage hoch, um zum Eingang des Fitness-Studios zu gelangen.

Ich gehe danach langsam den Gang entlang, hin zur Umkleidekabine, so als könnte ich noch Zeit rausschinden vor der ‚Hinrichtung‘.
Schließlich habe ich mich umgezogen, halte eine Flasche Wasser in der Hand und habe um den Hals ein Handtuch geschlungen.

Ich beginne zunächst mit dem Laufband.
Anfangs bin ich Fahrradergometer gefahren. Aber mir scheuerte das Hinterteil und ich habe mich nicht wohl gefühlt.
Beim Laufband ist es anders. Das erinnert mich an das Nordic Walking, was ich sonst immer mache.

Aber nun, da steige ich auf das Laufband, lege das Handtuch auf die Seite, stelle die Flasche Wasser ab und drücke die Starttaste.
Das Laufband beginnt sich in Bewegung zu setzen. Zunächst ganz langsam. Und ich habe es nicht eilig, die Geschwindigkeit hochzudrehen.

Eine junge Frau besteigt das Laufband neben mir. Sie macht es an, und fängt sofort an zu laufen.
Ein Stück weiter von mir entfernt hat ein junger Mann das Laufband schräg gestellt, sodass er nach oben laufen muss.

Da soll sich bloß keiner einbilden, dass ich so einen Quatsch auch anfange. Dafür ist mein Gewicht zu groß und die Belastung auf den Kniegelenken wäre zu hoch.

Meine eine innere Stimme, der ‚Loser‘ bestärkt mich sofort: „Um Gottes Willen, fang langsam an, mach es dir erst einmal bequem auf dem Band. Steigern kannst du dich immer noch.“

Also laufe ich und schaue dabei auf die Straße. Ich beobachte die Leute. Gerade geht eine Frau vorbei. Sie hat ein enormes Übergewicht.

Sofort meldet sich meine zweite innere Stimme, ‚Schweinehund‘: „Na, da siehst du wie es ist, wenn du dich nicht anstrengst. Du siehst genauso aus wie die Frau und wirst auch so bleiben, wenn du nicht anfängst, die Geschwindigkeit hochzustellen.“

„Jetzt bleib‘ mal ganz ruhig. Immerhin stehe ich wenigstens auf dem Laufband und zeige Einsatz, um weiter mein Gewicht zu reduzieren“, sage ich zu ‚Schweinehund‘.

Aber ich fange trotzdem an, die Geschwindigkeit systematisch hochzudrehen. Das Band wird schneller und ich beginne darauf zu hin- und her zu schwanken.

Das Band quietscht laut. Wahrscheinlich denken die anderen, dass der ‚Dicke‘ zu schwer ist für das Gerät.
Schließlich schaue ich auf den Fernsehapparat, der an der Wand angebracht ist.

Dort trainieren Hochleistungssportler ihre Muskeln. Das motiviert mich. Ich drehe die Geschwindigkeit weiter hoch. Außerdem höre ich auf den Takt der Musik und passe mich in meinen Laufbewegungen daran an.

Ich bin drin, fühle mich als Teil des Trainingsteams im Studio, laufe leichter, beginne zu schwitzen.
Ich krieg‘ gute Laune.

 

SCHREIB-ALLTAG (5)

WIE DIE FIGUR DES ‚MANFRED GERBER‘ MIR HILFT, DIE TRAUER UM MEINEN VATER ZU BEWÄLTIGEN

Ich will künftig mittwochs weitere Texte zu „ANNA IST DEMENT“ veröffentlichen.

Wer meinen letzten Beitrag zum Redaktionsplan gelesen hat, der weiß, dass ich den schon wieder ein klein wenig verändert habe.
Dafür ‚Asche auf mein Haupt‘. Aber das kommt, weil ich zur Zeit intensiv darüber nachdenke, wie ich Ruhe und Kontinuität in die Sache bringe.

Und dann kommt oft genug das Gegenteil von dem raus, was ich will. Ich hoffe aber, kein Chaos.

Deshalb wird es jetzt so sein, dass ich montags den Platz für „Alltägliches“ reserviere, dienstags für „50 KILO ABNEHMEN“, mittwochs für „ANNA IST DEMENT“, donnerstags kommen Texte zum „SCHREIBALLTAG“ und freitags halte ich den Platz für Geschichten über „JEEPY“ frei.

Samstags und sonntags spanne ich am Pool im Garten aus. Ich meine damit das Planschbecken für Krümel.
Das hätte ich also geklärt.

Aber wie nun weiter mit meiner Geschichte?
Ich merke immer mehr, dass ich nicht umhin komme, meine Figuren sorgfältiger und ausführlicher zu charakterisieren.
Gestern rief mich meine Schwester an und fragte mich, ob ich nicht ein paar Worte am Grabe meines Vaters sagen wollte.

Will ich. Hoffentlich schaffe ich das emotional.
Weshalb kommt mir das gerade jetzt in den Sinn?

Naja, mein Vater ist eben einer der Protagonisten in „ANNA IST DEMENT.“

Bisher habe ich nicht viel über ihn geschrieben.
Die Geschichte soll ja fiktional bleiben. Aber es sind natürlich an den Figuren Züge von Menschen zu erkennen, die ich zum Vorbild nehme, wenn ich bestimmte Handlungsstränge weiter vorantreiben will.

Und das kann ich nicht immer aus dem Hut zaubern.
Nein. Ich werde um ausführliche Charakterskizzen nicht herumkommen.
Ich fange mit der Figur des ‚Manfred Gerber‘ an und werde dabei an meinen Vater denken.

Es wird mir helfen, mit meiner Trauer fertig zu werden.

 

 

JEEPY (31)

JEEPY LÄDT FIATINE EIN, MIT AN DIE OSTSEE ZU KOMMEN

Fiatine ist traurig. Jeepy hat nicht Wort gehalten.
Er hatte ihr versprochen, dass er sie ins Fitness-Center mitnehmen wollte.

Aber Jeepy hat den Kopf voll. Er musste seinen Fahrer nach Dresden fahren, und zwar viele Male. Nächste Woche wieder.

„Fiatine, sei nicht traurig. Bald fahren wir in den Urlaub und vielleicht kannst du ja mit uns mitkommen.“

„Au ja, wohin fahrt ihr denn?“
„Wir wollen an die Ostsee. Wir nehmen Krümel mit und ihre Mama“, sagte Jeepy.

„Geht ihr denn richtig baden?“, fragte Fiatine.
„Natürlich, was für eine Frage. Alle gehen rein.“
„Du auch?“

„Nein, Autos dürfen nicht ins Wasser.“
„Warum nicht?“
„Weil sonst das Wasser schmutzig wird. Und stell dir vor, hinterher badet Krümel darin.“

„Ja, du hast Recht. Aber können wir nicht was anderes in der Zeit machen?“, fragte Fiatine.
Jeepy überlegte.

„Naja, wir könnten in die Waschanlage fahren und uns in der Zeit mal eine Abkühlung holen. Und danach müssen wir uns nicht einmal abtrocknen.
Wir werden trocken gefönt.“

„Das machen wir“, rief Fiatine.
„Und hast du schon jemand, der mich kaufen will?“, fragte sie noch.
„Ja, ich habe da einen Mann im Auge. Der leitet einen großen

Einkaufsmarkt. Ich glaube, der interessiert sich für einen kleinen Fiat mit einem himmelblauen Kleid.“

„Oh bitte, bitte, frag‘ ihn“, bettelte Fiatine.
„Ja gut, ich werde mal sehen, was sich machen lässt“, antwortete Jeepy.

 

50 KILO ABNEHMEN (3)

ZWEI SCHRITT VORWÄRTS, EINER ZURÜCK

Manchmal stehst du morgens auf und du möchtest am liebsten gleich wieder nach hinten umfallen.

Das habe ich auch getan. Also war Klara eine Stunde später auf Arbeit und ich auch, nur ich nicht auf Arbeit, sondern im Fitness-Center.

Ich bin im Studio den Gang hinuntergelaufen. Und ich habe mich gefragt, ob ich gleich wieder umdrehe und gehe. Ich hab‘ genau das getan. Ich glaub‘ es selber nicht, was ich für eine Flasche heute war.

Ich denke ununterbrochen an meinen Vater, der nun nicht mehr ist und ich habe gleich keinen Antrieb mehr. Also bin ich zurückgefahren, nach Hause und habe erst einmal die Zeitung gelesen.

Ich dachte, ich würde den Tod meines Vaters besser verkraften, denn ich wusste es ja bereits seit längerem, dass es mit ihm zu Ende geht.

Aber dann tritt es ein und du fragst dich, was eigentlich noch wichtig ist im Leben. Gestern Abend habe ich ein Glas Rotwein getrunken und an meine Kindheit gedacht.

Heute Morgen wog ich 200 Gramm mehr als es gestern der Fall war. Da waren es noch 124, 2 und heute sind es schon wieder 124,4 Kilo.

So schnell geht das, wenn du dich hängen lässt. Ich werde die ‚Kurve‘ wieder kriegen, werde weitertrainieren, mich an Krümel freuen, wieder abnehmen, damit ich noch möglichst lange mit Krümel auf dieser Erde Quatsch machen kann.

JEEPY (30)

JEEPY IST GENERVT VOM FITNESS-CENTER

„Hallo Jeepy, wie geht es dir?“, ruft Fiatine schon von weitem, nachdem sie ihn im Autohaus entdeckt hat.

„Och, ganz gut“, murmelt Jeepy. Er wirkt erschöpft.
„Geht es dir wirklich gut?“, fragt Fiatine erneut.
„Ja, ich bin nur gerade ein wenig aus der Puste, weil ich mit dem Fahrer im Fitness-Studio war.“

„Du warst im Fitness-Studio?“, Fiatine kann es nicht glauben.
„Naja, mein Fahrer bringt morgens seine Frau zur Arbeit, nach Berlin-Mitte.“

„Und dann?“, fragt Fiatine.
„Dann, ja dann…“, hebt Jeepy bedeutungsvoll die Stimme und fährt fort: „Dann düsen wir zurück, aber nur ein kleines Stück. Wir fahren durch den Autotunnel am Alex, danach über die Kreuzung und biegen wieder nach links ab, um dann gleich in die Tiefgarage zu fahren.“

„Oh, wie spannend“, quietscht Fiatine vor Vergnügen.
„Spannend, was ist da spannend dran?“, fragt Jeepy.
„Was du alles erlebst, das ist doch wunderbar.“

„Was ich erlebe?“, fragt Jeepy.
Und weiter: „Jetzt pass mal auf – mein Fahrer bugsiert mich um die Ecken und fährt stets eine Ebene tiefer, sodass ich jedes Mal Angst habe, dass ich mit meinem zarten Autokörper an einer Wand entlangschramme, oder mir eine Beule hole.“

„Hast du das denn schon mal dem Fahrer gesagt?“
„Ach der, der sagt, wir müssten stets an der gleichen Stelle stehen, denn dann würden wir uns an die Kurven gewöhnen und wüssten, wie wir einparken müssen.“

Fiatine ist eine Weile still und sagt: „Gar nicht so doof, dein Fahrer.“
„Und was passiert dann?“, hakt Fiatine weiter nach.
„Was soll schon sein? Der Fahrer holt seine Tasche raus, geht nach oben, und ich, ja ich muss fast zwei Stunden auf ihn warten.“

„Das ist ja langweilig!“, sagt Fiatine empört.
„Vielleicht kannst du ja mal mitkommen“, meint Jeepy.
„Oh ja, das müssen wir machen“, ruft freudig Fiatine.
Jeepy schmunzelt.

„Warum lachst du?“, fragt ihn Fiatine.
„Nein, ich musste nur daran denken, dass mein Fahrer heute erzählt hat, dass das Laufband so geknarrt hat, als er darauf war. Das war ihm peinlich, denn mit seinen vielen Kilos tanzt er bestimmt darauf wie ein dicker Bär.“

„Lach‘ ihn nicht aus, denn deswegen ist er ja im Fitness-Center.“, nimmt da Fiatine den Fahrer in Schutz.

„Und manchmal, da spielt die Musik so laut, dass ich sie sogar auf der zweiten Ebene der Tiefgarage höre“, sagt Jeepy.
„Und was machst du dann?“, fragt Fiatine.

„Ich hebe meine Vorderräder an und tanze hier unten mit.“
„Das will ich auch. Lass mich das nächste Mal mitbekommen“, ruft da Fiatine begeistert.

„Ja, dann ist es bestimmt auch nicht so langweilig“, sagt Jeepy und fährt wieder aus dem Autohaus heraus.
Fiatine winkt ihm hinterher. Sie ist ein wenig traurig, denn sie ist ja noch nicht verkauft und muss deshalb im Autohaus bleiben.

SCHREIB-ALLTAG (4)

MEIN NEUER REDAKTIONSPLAN

Ich habe mir eine Struktur in der Veröffentlichung meiner Texte gegeben.
Warum?
Weil ich mich selbst mehr erziehen will.
Klingt gut, oder?

Wozu eigentlich? Na, zu mehr Disziplin.
Und: Weil ich denjenigen, die auf dem Blog oder bei Facebook regelmäßig vorbeischauen, einen besseren Überblick verschaffen will.

Manch einer interessiert sich vielleicht nur für das Alltägliche, also das, was mir förmlich auf der Straße in die Hände fällt, und was ich dann nur ‚noch‘ aufschreiben muss.

Das will ich montags tun. Dienstags und mittwochs schreibe ich über meinen Kampf, 50 Kilo abzunehmen.
Dazu zählen die Erlebnisse im Fitness-Center oder meine ‚Sünden‘ in der Ernährung, einfach meine Rückschläge und Erfolge.
Donnerstags ist ‚ANNA IST DEMENT‘ dran.

Das ist eine Geschichte. Ich erzähle über die täglichen Sorgen, das Weinen und Lachen einer ganz normalen Familie, die Erinnerungen darüber, wie es früher war und das Leben heute.

Im Mittelpunkt der Erzählung steht ‚Anna‘, die an Demenz erkrankt ist, die ihre Familie auf Trab hält und trotzdem von Liebe und Fürsorge umgeben ist.

Die Personen und die Szenen sind frei erfunden, fiktional, wie der Autor wohl sagt. Und trotzdem haben sie einen realen Hintergrund.
Es geht nicht darum, irgendwelche Personen nachzuzeichnen, damit sie von anderen Menschen erkannt werden.

Nein, es geht zunächst um die Unterhaltung beim Lesen, aber auch darum, wie vielen Menschen es so ergeht, dass sie sich um dementiell erkrankte Familiengehörige kümmern müssen, nicht den Humor darüber vergessen und einfach auch mal oder gerade deshalb lachen können.

Es geht stets um Wertschätzung. Doch es geht ebenso darum, die Härte dieses Alltags zu beschreiben, wie die Krankheit oft schon alles infiltriert und wie die Erinnerungen und Erfahrungen aus der Vergangenheit der Familie in die Gegenwart geholt werden, sie ein Stück bestimmen.

Am Freitag schreibe ich über meinen Alltag beim Schreiben, was ich so beachten muss, was ich plane, zum Beispiel, so wie heute den Redaktionsplan.

Ich will gleichzeitig zeigen, dass sich Texte leicht lesen lassen müssen, dass sie einfach formuliert sind, und ich schreibe darüber, wie schwer mir das manchmal fällt.

Das ist sicher nicht für jeden etwas, aber manch einer, der sich selbst quält, der will natürlich wissen, wie es andere Schreiber hinkriegen oder ‚versemmeln‘.

Schreiben lernt man nur durch schreiben.
Richtig? Auf jeden Fall. Ich lerne aber das Schreiben auch dadurch, dass ich viel über das Schreiben anderer Autoren lese und lerne.
Vielleicht ist das nicht so interessant.

Trotzdem will ich es hier mit unterbringen, denn manch einen Leser interessiert es vielleicht doch.

Samstags beschließe ich die Woche mit ‚JEEPY‘, einer kleinen Kindergeschichte, natürlich ebenfalls gern für Erwachsene.
Das soll künftig der Plan sein.

Gibt es Ausnahmen?
Na klar. Wenn ich zum Beispiel über die Gespräche mit der Prima Ballerina berichte. Ich war ja gerade bei ihr und sie hat mir von der Geburt des kleinen Williams erzählt – von ihren Schmerzen und ihren Glücksmomenten.

Kann auch mal gar nichts erscheinen?
Ja, wenn ich durch mein Abnahmeprogramm morgens vor Hunger geschwächt aufwache und die Tastatur nicht anheben kann oder vorher meinen Füller nicht aufgedreht bekomme.

Oder ich habe mir einen Kreuzbandriss im Fitness-Center zugezogen. Vielleicht bin ich ja auch im Urlaub, meistens auf Rügen, meiner Lieblingsinsel, in Sassnitz, meiner Lieblingsstadt, und ich einfach lieber auf die See schaue, die Seele baumeln lasse.

Das geht da oben am besten.
Wie auch immer. Ich freue über jedes Interesse, jeden Kommentar, jeden Like von euch. Glaubt mir.

Wir können das meiste auf dieser Welt wenig, nur ganz schwer oder gar nicht beeinflussen. Aber gerade darum ist der eigene Alltag so wichtig, ihn selbst zu schätzen, daraus sein Glück zu ziehen, sich nicht unterkriegen zu lassen und einfach nie das Lachen zu vergessen.

Das ist das Ziel meines Schreibens, der Sinn meines Alltags. Und wenn wir nur einmal innehalten, ein paar Zeilen überfliegen, schmunzeln, weitermachen, dann ist alles erreicht.

ANNA IST DEMENT (37)

PETER WARTET AUF HELGA

Es dauerte noch eine Weile, bis sich eine Kellnerin ihm näherte, gemächlich und mit grimmigen Gesicht.“

„Sollte sie wegen seiner Anfrage Ärger bekommen haben?“, fragte Peter sich.
„Sie wünschen?“, fragte ihn die Kellnerin, die nun direkt neben ihm stand und ihn mit einem wütenden Gesichtsausdruck anschaute. .

„Können Sie mir dieses Getränk hier empfehlen?“, fragte Peter und zeigte auf die Karte, auf der ein Glas mit einem Mix aus Gin Tonic, etwas Weißwein, aufgefüllt mit Sprudel, und einer am Rand aufgesteckten Apfelsinenscheibe zu sehen war.

„Das ist immer eine Geschmackssache!“, antwortete die Kellnerin verschnupft.

„Das stimmt“, sagte Peter. Er war wieder auf Kampfmodus eingestellt. Er schaute die Kellnerin jetzt selber mit einem provokanten Gesichtsausdruck an. Klara hasste diese Eskapaden. Sie meinte, es lohne sich nicht, sich laufend mit den Leuten anzulegen.

Peter sah das ähnlich, jedenfalls wenn Klara mit dabei war. Aber dass die Kellnerin sich nicht einmal für das späte Erscheinen entschuldigte, reizte es ihn, weiterzumachen.

„Gott sei Dank haben Sie sich so unendlich viel Zeit gelassen, bis Sie es an meinen Tisch geschafft haben. Dadurch konnte ich mir schon ein Bild machen.“

„Wir sind ja schließlich nicht auf der Flucht“, sagte die Kellnerin und wirkte nun in ihrer Körperhaltung noch bedrohlicher. Sie hatte rustikale Lederhosen und ein kariertes Hemd an.

„Ja Sie, Sie sind gewiss nicht auf der Flucht. Sie ganz bestimmt nicht. Sie haben lediglich die Gabe, die Kunden in die Flucht zu schlagen. Ich überlege auch gerade, ob ich gehe.
Aber gut, dann bringen Sie mir bitte das Getränk.“

Die Kellnerin notierte die Bestellung regungslos, drehte sich um und lief davon.
Wenige Augenblicke danach kam eine junge Kellnerin und schaute Peter ängstlich an.

„Hier Ihr Getränk. Zum Wohl“, flüsterte sie fast.
„Oh, das ist aber eine nette Bedienung. Donnerwetter, geht doch. Vielen Dank.“

Das Gesicht der jungen Kellnerin hellte sich und sie lief fröhlich davon.
Vom Tresen her traf ihn der eiskalte Blick der ersten Kellnerin. Peter hob das Glas und prostete ihr zu. Sie drehte sich demonstrativ um.

„Wie im 5 Sterne Hotel“, sagte Peter laut und schlürfte genussvoll das eiskalte Getränk hinunter.
Als er das Glas absetzte, stand Helga vor ihm.

„Na, drangsalierst du schon wieder nette Menschen?“, fragte sie Peter.

Peter stand auf und rang sich ein Lächeln ab. Immerhin hatten sie sich ein paar Jahre nicht gesehen.
Und Helga fuhr fort: „Du, ich war hier jahrelang Stammgast“, sagte Helga.

„Na, dann kann ich den Frust der Kellnerin verstehen“, entgegnete Peter.
Helga hasste ihn dafür, denn sie konnte gegen ihn im Gespräch meist wenig ausrichten.
Sie holte trotzdem zum Gegenschlag aus.

„Und, hast du es mit deinem kleinen Flitzer bis hierher geschafft?“, fragte ihn Helga.
Sie selbst fuhr einen SUV Porsche und wollte Peter treffen.
Ach weißt du, der kleine Jeep, ich nenne ihn „Mister Trump“, hat Biss.

Ich mag ihn. Und meine Enkelin erst, die zeigt schon von weitem mit dem kleinen Finger auf ihn, wenn sie ihn sieht. Da kann mir doch egal sein, was ein paar versnobte Porsche-Fahrer denken.“
Helgas Gesicht lief rot an, sie zog es jedoch vor zu schweigen.

ANNA IST DEMENT (36)

FAHRT NACH DRESDEN

Peter hatte keine Lust, noch einmal zum Hörer zu greifen. Er schickte eine WhatsApp-Nachricht:
„Lass uns nicht streiten. Jetzt müssen wir zusammenstehen. Ich bin dazu bereit und komme am Dienstag nach Dresden.“

Von Helga kam ein kurzes ‚ok‘ zurück.
Dienstagfrüh, das Thermometer sollte auf 35 Grad Celsius ansteigen. Bei diesen Temperaturen konnte man überall hinfahren, nur nicht nach Dresden.

Peter erinnerte sich, wie drückend es in der Stadt im Sommer war.
Sie wohnten direkt im Stadtzentrum. An den Hängen, da war es auszuhalten, aber im Herzen der Stadt legte sich die Hitze wie eine Glocke über die Straßen und Häuser.

Das Gefühl, keinen großen See in der Nähe zu haben, bedrückte Peter deshalb besonders.

Ein Grund für ihn, später zur Marine zu gehen. Er war die ersten Jahre in Schwerin aufgewachsen. Der Schweriner See war für ihn herrlich. Er konnte es sich nicht vorstellen, dass es woanders noch hätte schöner sein können.

Später dann begann er die Ostsee zu lieben, das Wasser, den ständigen Wind und das Gefühl der Freiheit, das man nicht beschreiben konnte.

Peter wollte nicht zu sehr hetzen und entschloss sich, möglichst frühzeitig nach Dresden aufzubrechen.
Der Berliner Ring war voll. Auf der rechten Spur reihte sich ein LKW an den anderen.

Peter blieb auf der linken Spur und ärgerte sich, dass hinter ihm jemand drängelte.
Früher war er genauso gewesen. Für ihn war klar, dass er mit seinem 7er BMW Vorfahrt hatte, zu wichtigen Terminen.
„Was für ein eitler Gockel du doch manchmal warst“, sagte er sich heute im Stillen.

Nach drei Stunden Fahrt auf der glühenden Autobahn, bei stickiger Luft und einer Sonne, die selbst noch durch die getönten Scheiben gleißte, war er in Dresden angekommen. Er fuhr in die Tiefgarage, direkt an der Frauenkirche und begab sich nach oben.

Als er aus der Tür heraustrat, hatte er den Eindruck, jemand würde ihm direkt einen dicken Hammer mitten ins Gesicht schlagen.
Peter bog in eine kleine Straße ein. Sie nannte sich „Salzgasse“.
Er staunte, wie viel neue Häuser, Hotels, kleine Läden, Restaurants entstanden waren.

Dresden zeigte sich von seiner besten Seite, weltoffen und mit herrlich restaurierten historischen Gebäuden. Allein die Frauenkirche machte auf ihn immer wieder einen grandiosen Eindruck.

„Warum wird nur von ‚Pegida‘ gesprochen und nicht von den schönen Seiten der Stadt, den höflichen und netten Menschen, den Sachsen. Ihren Dialekt hatte Peter nie angenommen, obwohl er über zehn Jahre in der Stadt verbracht hatte. Aber die sächsischen Laute riefen doch in ihm so etwas wie ein Heimatgefühl hervor.

Peter setzte sich in das Café, wo er sich später auch mit Helga treffen wollte.
Er saß bereits eine halbe Stunde, bis er sich entschloss, an die Theke zu gehen.

„Entschuldigen Sie, bedienen Sie hier alle Gäste, oder gibt es ein Auswahlprinzip?“
Der Mitarbeiter hinter der Zapfsäule schaute ihn entgeistert an.

„Aber selbstverständlich, mein Herr, wir bedienen alle.“
„Und warum warte ich dann über eine halbe Stunde dort hinten in der Ecke?“, fragte Peter zurück.
„Wir kommen sofort“, sagte der Mitarbeiter entschuldigend.

ANNA IST DEMENT (35)

DU MUSST MIT NACH DRESDEN KOMMEN

Freitagmittag. Helga Geiger, Peters Schwester rief an. Sie wohnt auf Sylt, gemeinsam mit ihrem Mann, Thomas Geiger.

„Vati will nicht mehr leben, er isst nicht mehr und er trinkt nicht mehr“, sagte Helga am Telefon zu Peter.

„Woher weißt du das?“, fragte Peter.
„Ich habe doch meine Verbindungen ins Pflegeheim“, sagte Helga.
Ja, die hatte sie zweifelsohne. Aber Peter kannte Helga nur zu gut. Sie übertrieb oft, dramatisierte die Situation.

„Du musst am Dienstag unbedingt mit nach Dresden kommen. Es ist viel zu organisieren.“

Peter zögerte. Er ließ sich ungern in etwas hineintreiben, wollte die Fäden selbst in der Hand behalten.

Aber Helga war nun mal näher dran, an Manfred und Gertrud Gerber. Schließlich hatte sie jahrelang in dem Heim in leitender Position selbst gearbeitet und kannte das Personal gut.

„Willst du etwa einen geschäftlichen Termin im Pflegeheim mit privaten Zielen verbinden?“, fragte Peter.
Jetzt platzte es aus Helga heraus:

„Wie kommst du darauf? Das ist eine Unterstellung!
Ich verbitte mir das.“

„Du kannst bitten, so viel du willst. Aber ich werde doch wohl noch fragen dürfen, warum ich bei dem Termin wirklich dabei sein soll.“
Bei Peter saß das Misstrauen tief, sehr tief.

Die Wunden, die in den vergangenen Jahren bei Peter entstanden waren, die schmerzten immer noch.
Zuviel hatte Helga ihm versprochen und dann nicht gehalten.
Jetzt sagte er das aber nicht.

Stattdessen brüllte er sie an: „Wenn du glaubst, dass du mich im Ton eines Untergegebenen behandeln kannst, dann hast du dich geirrt. Mir ist es egal, dass du eine Million auf dem Konto hast, aber du redest trotzdem mit mir in einem ordentlichen Ton.“

Peter hatte sich selbst im Ton vergriffen, so sauer war er auf Helga.

„Ich habe nicht eine Million“, entgegnete Helga wütend.
„Nein, das glaube ich dir sogar. Du hast mindestens zwei Millionen auf dem Konto“, gab Peter zurück.

Helga legte auf.

Peter schlug die Schilddrüse, er war wütend, wusste, dass er sich im Ton vergriffen hatte, und musste trotzdem eine Entscheidung treffen.

Schweren Herzens wählte er noch einmal die Telefonnummer von Helga.
Es ging keiner ran.

SCHREIB – ALLTAG (3)

WIEVIEL EIGENE SCHWÄCHE SOLL ICH PREISGEBEN?

Ich schreibe über den Alltag so, wie ich ihn erlebe, ihn persönlich wahrnehme.

Das kann ich am besten, indem ich aus der Ich-Perspektive erzähle.
Ich schreibe dabei nicht nur über dritte Personen, nein, ich schließe mich in diese Erzählungen mit als Person ein, schreibe also auch über mich selbst.

Doch wer schreibt schon gern über seine eigenen Schwächen? Wohl kaum jemand.
Trotzdem glaube ich, dass es richtig ist, dem Leser nicht irgendetwas zu suggerieren, was im realen Leben, im Alltagsgeschehen auch nicht so stattfindet.

Klar: Wenn ich eine Alltagsgeschichte über Protagonisten schreibe, die ich selbst erschaffen habe, so ist das noch wieder etwas Anderes. Da kann ich übertreiben, weglassen und den Figuren bestimmte Stärken andichten.

Wenn ich aber über mich selbst schreibe, dann fühle ich mich am wohlsten, wenn ich sehr nahe an der Realität bin.
Ich fahre zum Beispiel tatsächlich ins Fitnessstudio und trainiere dort, um meinen Bauch wegzubekommen, das Gewicht zu reduzieren und ich mache meine Anstrengungen wiederum zunichte, weil ich manchmal am Wochenende über die Stränge schlage, konkreter: mir den Bauch voll haue.

Soll ich das weg lassen? Könnte ich.
Aber ich glaube fest daran, dass es authentischer ist, wenn ich die ganze Wahrheit schreibe. Das heißt nicht, dass ich alles schreibe. Nein, das nicht.

Was ich sagen will: Meine Schreibkraft oder besser, meine Schreiblust beruht entscheidend darauf, dass ich mich selbst mit meinen Schwächen ‚auf den Arm‘ nehmen kann.

JEEPY (29)

ENDLICH, DIE SCHATZSUCHE BEGINNT

Die Kinder und Erwachsenen treffen sich auf dem Parkplatz in der Schorfheide.
Von da aus geht es direkt in den Wald, zwischen die Kiefern, vereinzelte Birken und Buchen.
Der Waldboden ist übersät mit Wurzeln, Kienäpfeln, Laub aus dem vergangenen Herbst.
„Passt auf, dass ihr nicht stolpert“, sagt der Fahrer gleich zu Beginn.
Alle sind aufgeregt, auch die Erwachsenen. Sie plappern durcheinander.
„Bitte mal alle herhören“, ruft da der Fahrer.
„Die Teilnehmer an der Schatzsuche teilen sich in zwei Gruppen auf:

Zur ersten Gruppe gehören Jeepy, ich als sein Fahrer und die Kinder Ameli, Jana, Denny, Darian, Otto und Dietmar, der Vater von Ameli.

In die zweite Gruppe gehören Fiatine, der Verkäufer und die Kinder Lina, Lou, Dimitri, Peter und eine Mutter, Margarete. Ihr müsst jetzt direkt durch den Wald laufen.“

Und weiter erläutert der Verkäufer: „Fiatine, du stehst an der ersten Station und stellst deine beiden Fragen, die du dir ausgedacht hast. Der Gewinner bekommt einen kleinen Preis. In Ordnung?“
„Ja“, rufen da alle.

„Dann geht es jetzt los, viel Spaß beim Suchen nach der Schatzkiste. Schaut auf die Karten, die beide Gruppen haben und orientiert euch an den Pfeilen und Bändern an den Bäumen, an denen ihr vorbeikommt“, erläutert noch der Fahrer.

Die beiden Gruppen sind losgelaufen. Jeppy ist zu seiner Station gefahren und Fiatine auch. Es sind die wichtigsten Abschnitte, die jeweils eine Gruppe passieren muss.

An der ersten Station steht Fiatine und wartet aufgeregt auf die Gruppe. Plötzlich hört sie Stimmen und da kommen die Kinder und Dietmar auch schon zwischen den Bäumen hervor.

„War es leicht, mich zu finden?“, fragt Fiatine.

„Naja, ich weiß ja nicht, wer die Karte gemalt hat, aber derjenige hat wohl nicht viel mit dem Zeichnen und der Geographie am Hut“, sagt da Dietmar.

„Das war der Fahrer von Jeepy“, antwortet Fiatine.

„Na der kann froh sein, dass er ein Navigationsgerät im Auto hat. Müsste der nach seiner Karte fahren, würde Jeepy nie am Ziel ankommen“, ergänzt Dietmar.

Der Verkäufer stand ruhig und schmunzelte vor sich hin.

‚Der Verkäufer hätte mal was dagegen sagen können‘,  denkt Fiatine. Sie findet, dass Dietmar nur meckert. Beim Kartenzeichnen war der jedenfalls nicht dabei.

Aber laut sagt sie: „Kinder, lieber Dietmar, ich stelle euch jetzt zwei Fragen. Wenn ihr sie richtig beantwortet, bekommt ihr schöne Preise.“

Fiatine schaute in die Runde, in die erwartungsvollen Gesichter.

„Also, es geht los: Welcher Baum kommt am häufigsten in Brandenburg vor?

A)Die Birke oder B)die Eiche oder C) die Kiefer?“

Die Finger der Kinder schnellen in die Höhe.

„Das ist die Kiefer“, sagt Ameli, die als erste den Arm gehoben hat.

„Och, das war ja ‚piepeleicht‘“, sagt da Denny aus der Gruppe.

„Richtig. Achtung, jetzt kommt die zweite Frage: Welche ist die zweithäufigste Baumart in Brandenburg?

A) Die Birke oder B) die Buche oder C) Die Eiche?“, fragt Fiatine.

„Das ist wohl eine Frage für mich“, sagt Dietmar.

„Und welche Antwort ist deiner Meinung nach die richtige?“, hakt Fiatine nach.

„Ich denke A, die Birke.“

„Falsch, falsch“, rufen da die Kinder.

„Denny, was meinst du?“, fragt Fiatine.

„Na die Eiche ist richtig. Das weiß ich von meinem Großvater, der ist Jäger“, sagt Denny stolz.

„Prima, das ist richtig“, sagt Fiatine und überreicht ihm ein Päckchen mit Malstiften.

Und an Dietmar gewandt: „Du würdest wohl keine Jägerprüfung bestehen, mit deinen Kenntnissen. Das hätte der Fahrer von Jeepy aber gewusst.“ Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Dietmar schwieg betreten.

„Für euch noch zur Erläuterung, Dietmar und liebe Kinder: Die Eiche kommt auf einem Waldgebiet von insgesamt 70.000 Hektar vor, gefolgt von der Buche auf ca. 34.600 Hektar.“

Sie hatte sich gut auf das Rätsel vorbereitet und einiges über den Baumbestand in Brandenburg und insbesondere in der Schorfheide gelesen.

Während sich die Gruppe wieder auf den Weg macht, sind auf der anderen Station die Kinder um den Fahrer und Margarete angekommen.

Jeppy erwartete sie schon.

„So, passt gut“, sagt Jeepy, holt tief Luft und stellt seine Fragen:

„Wie viel Waldeigentümer gibt es in Brandenburg?

A) 100.000 oder B) 1000 oder C) 100?“

Lina hebt die Hand.

„Lina, was meinst du?“, fragt Jeepy sie.

„Vielleicht 100?“

„Nein, das ist falsch.“

„1000″, sagt da Dimitri.

„Nein, es sind 100.000 Waldeigentümer“, klärt Jeepy die Gruppe auf.

„Och, so viele“, staunen die Kinder.

„Ja, das hatte ich vorher auch nicht gewußt, wenn der Fahrer es mir nicht gesagt hätte und der hat es vorher gegoogelt“, erklärt Jeepy.

Die Kinder nicken und finden es gut, dass Jeepy so ehrlich ist.

„Und nun zu der zweiten Frage: Was glaubt ihr, wie viel Prozent der gesamten Waldfläche den privaten Waldeigentümern gehört:

  1. A) 61% oder B) 20 % oder C) 10 %?“

„Wahrscheinlich gehört den Waldeigentümern der größte Anteil, also A“, sagt Margarete.

„Richtig“, stimmt Jeepy zu.

„61% gehören privaten Eigentümern, 26% dem Land Brandenburg, 7 % kommunalen Einrichtungen und 6 % dem Bund“, liest Jeepy vom Zettel ab.

„Und hier sind eure Preise“, ruft Jeepy.

Es gibt ein kleines Planschbecken, einen Wasserball und kleine Früchtekörbe für unterwegs.

Die Kinder sind begeistert und ziehen weiter.

Fast gleichzeitig kommen die beiden Gruppen an der Stelle an, an der die Schatzkiste vergraben sein muss.

„Schaut mal in die Nähe der beiden Holzbänke“, raunt jetzt Jeepy den Kindern zu.

Die suchen fleißig weiter.

Da ruft Darian: „Hier ist eine weiche Stelle. So als ob jemand ein Loch ausgehoben hat und ein Deckel darauf liegt.“

Die Kinder und die Erwachsenen kommen schnell zu der Stelle.

Der Fahrer und der Verkäufer schauen sich an und schmunzeln.

„Na dann macht doch einfach mal den Sand weg“, sagt der Verkäufer.

Eifrig beginnen die Kinder mit den Händen den Sand wegzuwischen. Sie nehmen die Holzplatte weg und entdecken die Kiste.

„Hier ist sie!“, rufen sie aufgeregt.

„Wartet, wir heben sie aus dem Loch“, sagt der Fahrer.

Und da stand sie nun, die Kiste.

„Wir haben ein letztes Rätsel. Wir verbinden einem Kind die Augen und es muss erraten, was es gerade isst. Wenn es richtig ist, darf diejenige oder derjenige die Kiste öffnen. Wer möchte das?“

„Ich, ich auch“, rufen da alle Kinder.

„Gut, wer hat heute noch nicht mitgeraten?“, fragt der Fahrer.

„Ich“, sagt Otto. „Ich habe auch noch nichts erraten“, ruft Jana.

„Gut, Jana, dann binden wir die Augen zu. Und du musst erraten, welches Obst du gerade schmeckst.“

„Gut“, sagt Jana.

Der Fahrer nimmt eine Kiwi aus dem Korb, schält sie schnell ab und gibt sie Jana.

„Das ist eine Kiwi“, ruft Jana sofort.

„Donnerwetter, das ging ja schnell“, sagt da der Fahrer. Er hätte nicht gedacht, dass Jana so schnell das Rätsel löst.

„So, Jana, dann mach den Deckel auf.“

„Jana hebt den Deckel an und zum Vorschein kommen die Goldstücke. Sie glitzern in der Sonne.“

„Oh, das ist ja wie ein richtiger Schatz“, rufen die Kinder.

„Ja, und in Wirklichkeit ist es Schokolade, die ihr essen könnt.“

„Au ja“, freuen sich die Kinder.

„Aber bitte nicht alles auf einmal“, sagt der Fahrer, während er und der Verkäufer die Goldtaler verteilen.

„Zum Abschluss lade ich euch alle zum Grillen in den Wildpark ein“, sagt noch der Fahrer.

Alle sind begeistert und streben dem Eingang zum Wildpark zu.

„War das nun ein richtiges Abenteuer?“, fragt der Fahrer den Verkäufer.

„Naja, vielleicht kein richtiges Abenteuer, aber ein Tag mit viel Spaß und ein bisschen hinzugelernt haben wir auch alle.“

Der Fahrer nickt zufrieden.

ANNA IST DEMENT (34)

WIR WAREN SCHÖN EIS ESSEN – IM BALTIC – HOTEL

 

„Wie war es beim Arzt, Mutti?“, fragt Klara abends Anna.
Klara wusste, dass Anna einen Arzttermin um 17.00 Uhr hatte.
Lukas war mit ihr zusammen dort gewesen.

„Welcher Arzt?“, fragte Anna erstaunt.
„Du warst doch heute in der Praxis, gemeinsam mit Lukas.“

„Mit Lukas? Was will der denn dort?“
„Mutti, er hat dich begleitet, damit alles klar geht.“
„Stimmt!“, sagte sie jetzt.

„Und weißt du, wir waren hinterher schön Eis essen“,  setzte Anna hinzu.

„Ach, das ist ja wunderbar. Wo seid ihr denn gewesen?“, hakte Klara nach.

Am Telefon entstand eine Pause. Klara spürte körperlich, wie es in Anna arbeitete.

„Ja, im Baltic-Hotel“, bekam sie schließlich heraus.
„Im Baltic-Hotel?“, fragte Klara verwundert.

„Ja. Es hat so gut geschmeckt“, schwärmte Anna.
Klara verabschiedete sich von Anna und rief Lukas an.

„Wie war’s denn im Baltic-Hotel?“, fragte Klara Lukas.
„Im Baltic-Hotel? Wie kommst du darauf?“, fragte Lukas.

„Mutti hat das gesagt.“
„Quatsch, wir waren beim Arzt, sind anschließend im Stralsunder Hafen gewesen und danach waren wir bei mir auf dem Hof. Ich habe ein Eis am Stiel ausgegeben“, sagte Lukas.

Er holte tief Luft und sagte: „Du, Mutti wusste nicht einmal mehr, dass wir im Stralsunder Hafen waren.“

„Wirklich nicht?“, fragte Klara.
„Wirklich nicht.“

„Naja, du hast ihr jedenfalls einen wunderschönen Tag bereitet, denn sie hat richtig gute Laune. Wir können das andere nicht ändern. Wir können es nur so akzeptieren, wie es ist. Und ihr wenigstens ein paar schöne Stunden bereiten“, sagte Klara zu Lukas.

„Das stimmt“, seufzte der. Es fiel ihm schwer, den geistigen Verfall von Anna zu begreifen, seiner Mutter, die sich veränderte, allmählich, unaufhaltsam.

JEEPY (28)

DIE LETZTEN VORBEREITUNGEN FÜR DIE SCHNITZELJAGD

Jeepy, Fiatine, der Fahrer und der Verkäufer saßen zusammen, um die noch offenen Fragen für die Schnitzeljagd zu klären. Sie sollte morgen beginnen.

„Anders als es bei anderen Schnitzeljagden der Fall ist, müssen wir bei der Schatzsuche im Wald wenig vorbereiten“, sagte der Fahrer von Jeepy.

„Was wollen wir denn noch alles machen, bevor es losgeht?“, fragte Jeepy ungeduldig. Er konnte es kaum noch erwarten, bis es tatsächlich so weit war.

„Wir müssen vor allem klären, wie du und Fiatine überhaupt teilnehmen können“, sagte der Verkäufer.
„Wie meinst du das?“, fragten da Jeepy und Fiatine wie aus der Pistole geschossen.

„Naja, ihr könnt schließlich nicht als Autos durch den Wald fahren. Ihr kommt ja gar nicht durch die Bäume durch“, antwortete der Verkäufer.

„Ich kann auf zwei Rädern, halbschräg, durch die Bäume schweben“, meinte Fiatine.
„Was du kannst, das kann ich auch“, sagte Jeepy.
„Ich kann auf beiden Hinterrädern rollen und durch den Wald fahren“, sagte Jeepy.
„Dann siehst du ja wie ein Zirkuspferd aus, das vom Dompteur dressiert wird“, kicherte Fiatine.
„Alberne Tute“, brummte Jeepy zurück.

Jetzt schaltete sich der Fahrer ein: „Was haltet ihr davon, wenn ihr auf den Hauptwegen zu den Punkten fahrt, auf denen die Kinder beim Suchen nach der Kiste eine Pause machen und ihr Fragen vorbereitet habt, die ihr den Kindern stellt und zur Belohnung für richtige Antworten bekommen diese kleine Preise ?“

„Cool“, riefen Jeepy und Fiatine gleichzeitig.
Und an den Verkäufer gewandt, fragte der Fahrer: „Was brauchen wir noch?“

„Zunächst sollten alle Kinder festes Schuhwerk anhaben und nicht etwa in Sandalen oder Latschen kommen.“

„Was noch?“, fragte der Fahrer.
„Wir sollten uns Kreppband besorgen oder Flatterband, damit wir die Spur zur Schatzkiste richtig legen“, sagte der Verkäufer.

„Genau und wir brauchen Kreide, damit wir die Richtungen für die Kinder und Erwachsenen anzeigen können. Die sollte wasserlöslich sein“, ergänzte der Fahrer.

„Fällt euch noch was ein?“, wandte sich der Fahrer an Jeepy und Fiatine.

Fiatine meldete sich: „Wir brauchen Hefte und Stifte, die wir an die Kinder verteilen können, wenn sie die Rätsel lösen.“

„Ja, und wir sollten Tüten mitnehmen“, sagte Jeepy.
„Wozu das?“, fragte der Verkäufer.

„Damit wir unseren Müll einsammeln können und fremden Müll auch, den wir finden, während wir auf der Suche nach der Schatzkiste sind.“

„Sehr guter Vorschlag, Jeepy“, sagte der Fahrer.
Jeepys rote Farbe strahlte nun noch mehr, als es ohnehin schon in der Sonne blinkte.

„Ich habe auch noch eine Idee“, sagte der Verkäufer.
„Welche?“, fragten alle neugierig.

Was haltet ihr davon, wenn wir eine Rateaufgabe machen, wo die Kinder Gegenstände ertasten müssen, zum Beispiel Buntstifte, einen Bleistiftanspitzer, Radiergummi, Schulhefte, Murmeln? Die dürfen sie behalten, wenn sie richtig raten.“

„Prima“, rief Fiatine.
„Gut, dann nehmen wir das auch noch in den Plan mit auf“, sagte der Fahrer.

Anschließend fuhren alle noch raus in die Schorfheide, um die Spuren zu legen und die Schatzkiste zu verstecken.
Sie malten mit Kreide Pfeile an die Bäume, befestigten Luftschlangen in den Zweigen und legten Stöcke in Richtung der Schatzkiste.

Die Schatzkiste selbst vergruben sie unmittelbar vor dem Eingang zum Wildpark Schorfheide.

JEEPY (27)

DIE SCHATZKISTE IN STRALSUND

Jeepy und Fiatine waren aufgeregt. Es ging zu Lukas nach Stralsund. Der hatte eine alte und morsche Kiste, die der Fahrer zur Schatzkiste umbauen wollte.

Jeepy und Fiatine hätten zwar durch das update allein fahren können, also ohne den Fahrer und den Verkäufer, aber die wollten beide auch mit.

Und so ging es morgens um 05.00 Uhr los.
Jeepy fuhr vorneweg. Auf den hinteren Sitzen war Krümel, die fröhlich vor sich hin erzählte. Neben ihr passte die Frau des Fahrers auf sie auf.

Fiatine düste hinter Jeepy hinterher, mit dem Verkäufer am Steuer.
„Man, warum muss Fiatine so dicht auffahren. Die kann nicht anders, als sich wieder in den Vordergrund zu drängen“, sagte Jeepy zum Fahrer.

„Jetzt bleib‘ mal ganz friedlich. Wenn es dem Verkäufer und Fiatine zu langsam geht, dann sollen sie uns doch überholen“, antwortete der Fahrer.

„Ja, aber immer diese freche Fiatine, die überall auffallen muss. Jetzt will sie auch noch vor mir fahren“, sagte Jeepy leicht eingeschnappt.
„Au wi ju do“, brabbelte Krümel fröhlich.

„Siehst du, lieber Fahrer, Krümel gibt mir recht“, sagte nun Jeepy.
„Au wi ju do heißt einfach nur, dass wir singen sollen, anstellen hier nur zu nörgeln“, meinte der Fahrer.

„Auf der Reeperbahn, nachts um halb eins“, fing der Fahrer auch gleich an zu singen.

„Das kannst du doch jetzt nicht bringen“, sagte die Frau des Fahrers.
„Warum nicht?“, fragte der Fahrer.

„Weil es kein Kinderlied ist“, antwortete sie.
„Jeepy klein, fährt allein, in die weite Welt hinein, Stock und Hut, alles wird mit der Schatzkiste gut“, trällerte da der Fahrer.

„Au wi ju do“, quietschte Krümel auf der Hinterbank.
„Siehst du, Krümel gefällt mein Lied“, sagte der Fahrer.
Plötzlich ertönte hinten ein Lied:

„Ich heiße Fiatine, ich bin die flotte Biene. Ich flitze über die Piste und bald, ja da haben wir die Kiste. Wir füllen sie mit Gold und dann ist das Glück uns hold“, sang sie weiter.

Der Fahrer bog auf den nächsten Parkplatz ab.
Alle stiegen aus, vertraten sich die Beine oder die Reifen, und weiter ging‘s.

Sie waren am frühen Vormittag in Stralsund angekommen.
Auf dem Hof von Lukas roch es nach geräuchertem Fisch.
„Oh, das duftet ja so gut hier“, sagte die Frau des Fahrers zu Lukas.
„Hm“, brummte der nur. Er sprach nicht mehr, als es unbedingt nötig war.

„Wo ist denn die Kiste?“, fragte der Fahrer.
„Die steht hier schon.“ Lukas zeigte auf eine Holzkiste, die sich auf dem Tisch im Garten befand. Sie war ziemlich alt. Aber das machte sie so perfekt für die Schatzsuche.

Lukas hatte oben auf noch einen Deckel mit Scharnieren befestigt und vorn ein Schloss angebracht.
„Mach‘ mal auf“, sagt jetzt Lukas zum Verkäufer.

„Wow“, rief der aus.

„Was ist da drin? Ich will es sehen“, rief Jeepy.
„Ich auch!“ Fiatine zwängte sich zwischen die anderen und rollte vor Aufregung dem Verkäufer über die Füsse.

„Au wi ju do“, ertönte Krümels fröhlicher Kauderwelsch. Sie ging an der Hand der Frau des Fahrers und wollte auch sehen, was in der Kiste noch war.

Lukas hatte dort einen Haufen Goldtaler hineingelegt.
Das war Schokolade in kreisrunder Form, eingewickelt in geprägter Goldfolie.

Es sah aus, als wäre die Kiste tatsächlich angefüllt mit purem Gold.
„Wo hast du die her?“, fragte jetzt der Fahrer Lukas.

„Ach, ganz in der Nähe betreibt ein Freund einen online-shop, der für genau solche Abenteuer die richtigen Utensilien liefert“, antwortete Lukas.

Neben der Kiste lagen noch für jeden der Kinder kleine Wundertüten, in denen Malbücher, Stifte und weitere Süßigkeiten waren.

„Das könnt ihr auch noch mitnehmen“, sagte Lukas.
Der Fahrer, seine Frau, der Verkäufer, Jeepy und Fiatine bedankten sich bei Lukas und Krümel murmelte zufrieden ihr „au wi ju do“ wie zur Bestätigung vor sich hin.

Alle begaben sich auf die Rückreise.
Die Schatzsuche konnte beginnen.

JEEPY (26)

LUKAS HAT EINE MORSCHE KISTE

WAS BISHER WAR:
Fahrer und Verkäufer haben viel Zeit damit vertan, sich gegenseitig zu ärgern. Nun wollen sie beraten, woher sie eine Schatzkiste bekommen.  

„Ich würde am liebsten einen einfachen Pappkarton nehmen, ihn bekleben und bemalen. Später würde ich den dann für meine vielen Texte zum Aufbewahren von Texten nutzen“, sagte der Fahrer.

„Das könnte dir so passen“, schnaubte die Frau des Fahrers.
„Kannst du nicht einmal deine blöde Schreiberei aus dem Spiel lassen?“

„Ja, finde ich auch“, pflichtete der Verkäufer der Frau des Fahrers bei. Dann fiel dem Fahrer ein, dass er in Stralsund bei Lukas eine ziemlich große Kiste gesehen hatte.

„Ich habe eine tolle Idee“, sagte der Fahrer.
„Welche?“, fragte der Verkäufer.

„Lukas, mein Schwager ist Manager von Ferienwohnungen in Stralsund“, sagte der Fahrer großspurig.

„Manager? Meinst du Facility Manager?“, hakte der Verkäufer nach.
„Facility Manager“, äffte der Fahrer den Verkäufer nach.
„Der ist Hausmeister und organisiert alles, macht die Wohnungen sauber und so“, erklärte nun der Fahrer.

„Sag doch gleich, was Sache ist“, meinte der Verkäufer.
„Also gut, jedenfalls weiß ich, dass die Leute ihm viel andrehen, weil sie es selbst loswerden wollen.

Und so ist seine Garage vollgestopft mit Dingen, die oft keinen Wert mehr besitzen, aber Lukas hebt sie trotzdem auf. Man kann ja nie wissen, meint er immer.“

„Und was ist denn nun unter diesen Sachen, ein Goldklumpen für unsere Schatzkiste?“, fragte der Verkäufer ungeduldig.

„Nein, das nicht gerade, aber er hat in der Ecke eine verstaubte alte Kiste stehen. Sie ist schon ein wenig morsch und keiner würde die sich überhaupt noch irgendwo hinstellen. Aber bei ihm steht sie und fristet ihr Dasein“, erklärte der Fahrer.

Der Verkäufer traute dem Ganzen nicht. Wahrscheinlich war das Holz vermodert und fiel beinahe auseinander.

„Was willst du mit so einem morschen Ding“, fragte er den Fahrer.
„Denk doch mal nach, die sieht schon so aus, als hätte sie ein paar Jahre in der Erde gelegen, verbuddelt und vergessen. Außerdem hat sie seinen Deckel, zwei Henkel an der Seite und sogar alte Beschläge sind darauf. Vorn kann sogar ein kleines Schloss angebracht werden.“

„Klingt gut“, sagte der Verkäufer.
„Wer holt sie ab?“, fragte er weiter.
„Das machen wir. Ich fahr mit Jeepy da hoch“, sagte der Fahrer.
„Ich komm‘ mit“, meldete sich nun seine Frau.

„Ach bitte, nehmt mich auch mit. Ich war noch nie an der Ostsee“, rief nun Fiatine, die inzwischen eingetroffen war und sich still in eine Ecke verdrückt hatte, um ja zuzuhören und ja nichts zu verpassen.
„Meinetwegen“, meinte der Verkäufer.

„Wenn du dir unbedingt nasse Füsse am Wasser holen willst.“

JEEPY (27)
Der Fahrer, seine Frau, Fiatine und Krümel fahren nach Stralsund und holen die morsche Kiste ab.