Archiv der Kategorie: MEIN FREUND, DER ALLTAG

Dem Alltag als Freund begegnen, das heißt für mich:
die eigene Lebensphilosophie im Alltag begreifen und sich mit ihr auseinandersetzen;
mehr Erfüllung finden, indem man die guten und schönen Seiten des alltäglichen Lebens sieht – beruflich und privat – und: sie auch bewusst annimmt;
die Faszination des Bibellesens entdecken; die Worte der Bibel als persönlichen Kraftquell nutzen, daraus eigene Lebensenergie und Lebensfreude für den Alltag schöpfen;
Erlebnisse und Beobachtungen im Alltag für sich nutzbar machen; erkennen, dass in den alltäglichen Dingen oft die großen Momente einer anhaltenden Lebensqualität zu finden sind;
die kleinen Geschichten aus dem Alltag erzählen, sie wertschätzen als etwas, das sehr kostbar und oftmals unwiederbringlich ist.

PFLEGER OLAF KNASPE WAR NICHT BEREIT FÜR EINE NEUE HEIMBEWOHNERIN NACH DEM TOD VON FRIEDA MÖLLER

ANNA-2021.06.28

Was bisher war:
Keiner in der Familie hatte geglaubt, dass es so schnell gehen würde mit der Unterbringung von Anna im ‚Betreuten Wohnen‘.
Peter und Klara hatten die Information erhalten, dass ein Zimmer frei geworden war.
Olaf Knaspe, ein Pfleger aus dem Haus ‚Betreutes Wohnen Sörensen‘ am Strelasund war gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt und hatte erfahren, dass Frieda Möller gestorben war.
Jetzt standen schon die nächsten Verwandten bereit, um das Zimmer für ihre Angehörige, Anna Sturm, zu übernehmen.
Olaf Knaspe durchlief ein Wechselbad der Gefühle.

Olaf Knaspe wollte noch ein wenig trauern um Frieda Möller und nicht gleich das Zimmer für eine neue Heimbewohnerin räumen müssen.

Doch Schwester Ulrike, die Leiterin der Einrichtung saß ihm im Nacken. Sie wollte, dass es schnell ging mit der Neuvermietung des freigewordenen Zimmers.

Olaf Knaspe ging den Flur entlang, vorbei an Frieda Möllers Zimmers, das nun verwaist schien und auf die neue Bewohnerin zu warten schien.

Olaf lief daran vorbei, so als wäre er nie dort hineingegangen, um zu schauen, was Frieda Möller gerade tat. Er war 1,90 m groß, kräftig gebaut und ging stets ein wenig nach vorn gebeugt, so als müsste er aufpassen, dass er nirgendwo anstieß.

Sein Gesichtsausdruck war ernst, was durch die kantige Form seines Kopfes unterstrichen wurde.

Man kannte Pfleger Olaf nur in Jeans und mit einem übergestülpten grünen Schlupfsack, die seine Arbeitskleidung war.

„Guten Morgen Olaf“, rief ihm eine Bewohnerin vom anderen Ende des Flurs fröhlich entgegen.

„Morgen“, brummte er zurück. Die Bewohnerin stutzte. Olaf war nicht als lauter Mensch bekannt. Er war eher schweigsam und sprach bedächtig, was durch seinen Stralsunder Dialekt eher noch unterstrichen wurde.

Aber dass er so ruhig war, kam ihr komisch vor.
Hinter Olaf klapperten plötzlich Schuhe, deren Geräusche Olaf ihm vorkamen.

Das konnte nur Schwester Saskia sein. Sie war Olafs Kollegin, dreißig Jahre alt, noch ledig und das ganze Gegenteil von ihm. Sie schnatterte viel und laut, lachte gern, und hatte ein hübsches Gesicht und eine wohlgeformte Figur.

Sie trug einen kurzen Haarschnitt und trug ebenfalls enge Jeans, die an den Körper angewachsen zu sein schienen.

Olaf mochte Saskia, was er aber niemals zugeben würde. Er selbst war verheiratet, hatte eine kleine vierjährige Tochter, die sein ein und alles war.

Er war nun schon acht Jahre mit seiner Frau zusammen und es hatte sich etwas Routine in ihre Beziehung eingeschlichen.
„Hallo Olaf, na, wieder zurück aus dem Urlaub?“, plapperte Saskia schon hinter ihm los.

„Hm, ja“, brummte Olaf.
„Ich freu‘ mich auch ganz doll, dich zu sehen, deinen fröhlichen Charme zu spüren, der richtigen Schwung in die Arbeit bringt“, sagte nun Saskia.

Olaf blieb stehen, drehte sich langsam um und Saskia wäre ihm fast mit ganzer Energie in die Arme gelaufen. Sie konnte vorher noch abbremsen und berührte ihn lediglich mit ihren Brüsten, die sich sofort weich an ihn schmiegten.

Olaf durchlief es heiß und kalt und er wusste nicht mit der Situation umzugehen.

„Kommst du heute nach Schichtschluss kurz mit an den Strand, um uns ein bisschen abzukühlen?“, fragte Saskia ihn und schaute ihn mit ihren fröhlichen blauen Augen provozierend an.

Olaf wüsste nicht, was er lieber täte. Aber er hatte noch die Bilder vom letzten Mal im Kopf, als sie beide zum Strand am Bodden hinunterliefen und Saskia sich splitternackt auszog und sich ins Wasser zu stürzte.

Olaf schaute sie verdattert an und traute sich nicht, seine Unterhose auszuziehen.

„Was ist los mit dir, bist du zu feige?“, rief Saskia ihm zu, während sie fröhlich im Wasser plantschte.

Olaf wollte nicht feige sein, egal, in welcher Hinsicht es Saskia meinte.

„Also, was ist?“, holte ihn Saskia aus seinen Gedanken zurück.

„Du, weißt du“, fing er stotternd an, meine Frau wartet auf mich.“

„Dann bring sie doch mit“, sagte Saskia nun und schaute ihn frech an.

„Ich muss los, Frieda wartet auf mich“, sagte er.
„Frieda, Frieda Möller?“

„Die ist doch verstorben!“, sagte Saskia.

„Ich mein‘ ja nur, ich muss das Zimmer vorbereiten für die neue Heimbewohnerin.

„Kaum ist Olaf aus dem Urlaub zurück und schon flirtet ihr hier auf dem Flur!“

Hinter ihnen stand Schwester Ulrike. Beide hatten sie nicht bemerkt, so waren sie mit sich beschäftigt.

„Olaf, wie weit bist du mit den Vorbereitungen?“, fragte Schwester Ulrike.

„‚Joh‘“, gab er knapp zurück.

„Was ‚joh‘? Fertig oder nicht?“ Schwester Ulrike war freundlich im Ton, ließ sich dennoch nicht von Olaf abwimmeln.

„Nun mal ein bisschen flotter, Herrschaften, wir sind hier nicht beim Tanztee.“

„Ach wie schade“, lachte Saskia und machte sich auf den Weg, um ihren Patienten das Frühstück zuzubereiten.

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EIN BLICK IN DIE BIBEL MACHT DEINEN ALLTAG NICHT ÄRMER

BIBEL-2021.06.27

Vom Tod
‚O Tod, wie bitter bist du, wenn an dich ein Mensch denkt, der gute Tage und genug hat und ohne Sorgen lebt und dem es wohlergeht in allen Dingen und der noch gut essen kann!
O Tod, wie wohl tust du dem Armen, der schwach und alt ist, der in allen Sorgen steckt und nichts Besseres zu hoffen noch zu erwarten hat!
Fürchte den Tod nicht! Denke an die, die vor dir gewesen sind und nach dir kommen werden…‘
Sir 41, 1-5

Bibel

Gedanken, die mir wichtig sind, wenn ich die Sätze lese:
Sorge dich nicht im Alltag, freu‘ dich lieber mehr über kleine Dinge, als dass du schon am Wochenanfang schlecht gelaunt umherläufst.

Sei gewiss, der Tod wird kommen, aber solange genieße dein Leben, werde nicht übermütig, aber auch nicht depressiv.

Bleib‘ der, der du bist, oder werde der, der du schon immer sein wolltest – ewig hast du dafür keine Zeit.

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DU KANNST ÜBER DEMENZ REDEN – ABER DU KANNST SIE NICHT WEGREDEN

RÜCKBLICK – ANNA-2017.10.05

Die Geschichte einer Familie reicht über vier Jahre zurück. Und immer war ein Thema präsent – die Demenz

„Ich denke, dass Anna schon noch mitbekommt, dass sie stets dasselbe fragt. Nur, dass sie eben die Antwort darauf nicht mehr kennt“, sagte Peter.

„Das mag ja alles so sein“, entgegnete Klara knapp. Sie mochte nicht mehr darüber reden. Annas Krankheit, die Sorge darum, was noch alles passieren konnte, das belastete alle ziemlich stark und Klara am meisten.

Irgendwie zog sich das durch sämtliche Gedankengänge. Manchmal sprachen sie schon morgens, 05.00 Uhr beim Frühstück, was Anna am Tag zuvor von sich gegeben hatte.

„Wenn wir in Stralsund wohnen würden und wir hätten ein Haus, und deine Mutter in diesem Haus auch eine Wohnung, dann wäre alles einfacher“, sagte Peter und biss in sein Brötchen.

„Entweder du erzählst morgens schon über Politik oder über meine Mutter und ihre Krankheit.“ Klara war noch nicht bereit überhaupt zu sprechen.

Peter sagte nichts mehr. Er schlug die Zeitung auf und las einen Artikel darüber, warum die AFD in Ostdeutschland so stark geworden war.

‚Die Ossis lebten vierzig Jahre in einer Diktatur, und nun gingen sie rechtsextremen Positionen auf den Leim.‘

Das war der Tenor eines Leitartikels.

„Der Autor macht es sich mal wieder einfach“, sagte er, knüllte die Zeitung zusammen und nahm den Sportteil zur Hand.

„Wovon redest du?“
Klara schaute ihn an.

„Ach nichts. Ich möchte bloß mal wissen, wieviel Mühe sich manche Journalisten machen, um Ursachen von bestimmten Stimmungen tatsächlich auf den Grund zu gehen.

Die haben doch ihre Vorurteile im Kopf, wissen, was der Chefredakteur lesen will und bedienen diese Pauschalannahmen mit Fakten, die in Wirklichkeit nur in deren Köpfen existieren.“

Peter konnte sich darüber aufregen. Aber er würde nichts ändern. Er müsste sich selbst bewegen, einmischen. Vielleicht sollte er das auch tun.

Seine Geschichte erzählen, die er kennt, wo er der Kapitän ist, und wo ihm keiner sagen kann: „Das war ganz anders.“

Er hat ein Bild im Kopf von Ost und West, gespeist aus seinen eigenen Erfahrungen, das gar nicht so grau aussah. Eher bunt.

Würde man sich mehr gegenseitig die eigenen Lebensgeschichten erzählen, dem Anderen zuhören, dann wäre vieles einfacher, glaubte Peter.

„Und was hat das alles mit meiner Mutter zu tun?“, fragte Klara.
Peter sah von der Zeitung auf, in die er hineingemurmelt hatte, ohne zu wissen, dass Klara ihm zuhörte.

„Im Prinzip wenig. Es hat nur etwas mit unserem Leben zu tun, das nicht nur aus der Sorge um Anna besteht“, sagte Peter.

Aber es war gut, dass sie sich kümmerten, um Anna.
Dafür war Peter vor allem Klara sehr dankbar.

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ES GAB KEINE ALTERNATIVE ZUM BETREUTEN WOHNEN, TROTZDEM FIEL DER GEDANKE DARAN SCHWER

ANNA-2021.06.25

Was bisher war:
Ein Zimmer im ‚Betreuten Wohnen Sörensen‘ ist frei geworden.
Klara und Peter müssen schnell handeln, doch es fällt ihnen schwer, sich der Realität zu stellen.

Keiner hatte geglaubt, dass es so schnell gehen würde. Alle waren der Meinung, es würde noch mindestens ein halbes Jahr dauern, bis es Zeit war, sich um eine Unterbringung für Anna zu kümmern.

Noch schaffte es Anna, sich selbst zu waschen, das Abendbrot vorzubereiten.

Nur das Frühstück und das Mittagessen, das wurde täglich gebracht.
Anna war umgänglich und freundlich, wenn die Schwestern kamen und ihr die Spritze verabreichen wollten.

Bis auf die Aussetzer, die sie hatte.
Sie konnte dann zornig werden und ihr Ton wurde rauer, gegenüber den Schwestern und Lukas.

„Ich habe das selbst erlebt, wie Mutti wütend geworden ist. Deshalb kann ich verstehen, wenn die Schwestern nach einem Besuch bei ihr auf solche Situationen aufmerksam machen“, sagte Klara nach ihrem letzten Besuch in Stralsund zu Peter.

Und nun gab es kein Zurück mehr. Sie mussten handeln.
Peter hatte für Klara alles vorbereitet, damit sie sich weiter durch den Dschungel der Bürokratie kämpfte.

Olaf Knaspe war nicht gut drauf an diesem Tag. Er war als Pfleger im ‚Betreuten Wohnen Sörensen‘ am Strelasund tätig  und gerade aus dem Urlaub zurückgekehrt. An seinem ersten Arbeitstag musste er erfahren, dass Frieda Möller verstorben war.

Frieda Möller gehörte zu den Bewohnerinnen, die er täglich betreute.

Sie bewohnte das Zimmer im dritten Stock der Einrichtung.

„Ach schön, dass Sie mich besuchen, Herr Knaspe“, sagte sie zu ihm, wenn er ihr dreimal am Tag die Medikamente verabreichte.

„Und kommen Sie doch bald wieder“, rief sie ihm nach, wenn er das Zimmer wieder verließ.

„Das lässt sich einrichten, ich glaube, ich komme heute Mittag noch einmal vorbei“, antwortete Olaf Knaspe dann, ohne auch nur im Ansatz zu erkennen zu geben, dass er wahrscheinlich noch viel mehr als nur noch einmal in ihr Zimmer kommen würde.

Frieda Möller vergaß in dem Moment, wo der Pfleger aus der Tür war, was der gesagt hatte.

Das Spiel wiederholte sich stets aufs Neue. Und obwohl es für Olaf Knaspe manchmal nervig war, so war Frieda Möller ihm gerade durch diese sich stets wiederholenden Einladungen ans Herz gewachsen.

Jetzt war sie nicht mehr da und die nächste potenzielle Mieterin auf der Liste war Anna Sturm.

Das Zimmer war nun frei geworden und die Pflegedienstleitung drängte darauf, dass es möglichst schnell wieder neu belegt wurde.

„Olaf, bitte ruf unbedingt heute Frau Gerber an“, sagte die Leiterin der Einrichtung, Schwester Ulrike, zu ihm.

„Hm“, hatte Olaf Knaspe nur gebrummt.

„Olaf, ich weiß, dass dir nicht danach ist, bereits am ersten Tag nach deinem Urlaub wieder alles zu organisieren. Aber es gehört zu deiner wichtigsten Aufgabe heute“, ermahnte sie ihn erneut.

„Ja, aber ich muss jetzt erst einmal die Medikamente verteilen“, sagte er kurz angebunden.

Klara hatte den ganzen Tag darauf gewartet, dass jemand aus dem ‚Betreuten Wohnen‘ zurückrief, doch es tat sich nichts.

Sie beschloss, am nächsten Tag die Initiative zu ergreifen und sich noch einmal bei Schwester Ulrike zu melden.

Als Klara nach ihr am Telefon verlangte, da war Olaf Knaspe am Apparat.

Er klang brummig und antwortete widerwillig.

„Sind Sie noch dran und sind Sie der richtige Ansprechpartner, wenn es um die Vermietung geht?“
Das waren ihr Worte, nachdem Olaf Knaspe sie abwimmeln wollte.

„Soll ich Schwester Ulrike fragen, ob Sie der Richtige für diese Angelegenheit sind?“

Klara hatte sich im Sessel gerade hingesetzt. Sie war fest entschlossen für ihre Mutter zu kämpfen.

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EIN BLICK IN DIE BIBEL MACHT DEINEN ALLTAG NICHT ÄRMER

BIBEL-2021.06.23

‚Rühme dich nicht wegen deiner herrlichen Kleider, und überhebe dich nicht an deinem Ehrentag;‘ 
SIR 11,4 

Bibel

 

Was nehme ich für meinen Alltag mit?
Bleib‘ bescheiden


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KLARA DENKT AN DAS TELEFONAT MIT SCHWESTER KATHLEEN ZURÜCK

ANNA-2021.06.23

Was bisher war:
Klara und Peter müssen schnell handeln. Schwester Ulrike von der Einrichtung ‚Betreutes Wohnen Sörensen‘ hat Peter angerufen und ihm in Aussicht gestellt, dass Anna ein Zimmer bekommen könnte.
Und trotzdem, Klaras Gedanken wandern zurück zum Telefonat mit Schwester Kathleen von der ambulanten Pflege in Stralsund, die Anna nun schon seit einigen Jahren kennen.

Es waren schon wieder fast drei Wochen vergangen, seitdem Peter Klara angerufen hatte.

„Du sollst dich mal in der Pflegeeinrichtung melden, irgendetwas ist mit Mutti vorgefallen“, sagte er zu Klara.

„Ist gut, aber nicht mehr heute.“

Klara war auf der Arbeit, als Peter sie anrief und sie wollte nicht, dass ihre Kolleginnen alles mitbekamen.
Am nächsten Tag hatte sie Homeoffice und konnte so ihre privaten Angelegenheiten besser organisieren.

Klara versuchte weiterzuarbeiten, aber es gelang ihr nicht. Ihr wollte nicht aus dem Kopf gehen, was die Schwester ihr wohl über ihre Mutter sagen wollte.

„Du glaubst gar nicht, wie aggressiv Mutti teilweise geworden ist“, sagte Klara zu Peter, als sie von Stralsund zurückgekommen war.

„Ich kann das nicht so richtig glauben. Ich kenne deine Mutter stets als eine sehr sensible und fürsorgliche Frau, die eher schwieg, als dass sie ein falsches Wort herausbrachte.“

Doch Peter wusste natürlich auch, dass Anna im Wesen verändert war, die Krankheit sie weiter veränderte.

Sie war ungeduldiger geworden, konnte sich nichts mehr merken und wurde auch mal laut gegenüber Klara. Und das wollte was heißen, denn sie hatte stets auf ihre Tochter gehört.

Klara hielt es nicht mehr aus. Sie wählte die Telefonnummer der ambulanten Pflege in Stralsund.

„Schwester Kathleen am Apparat. Was kann ich für Sie tun?“

„Ich sollte mich heute bei Ihnen melden. Ist denn etwas mit meiner Mutter vorgefallen?“, fragte Klara.

„Nein, nein, um Gottes willen, Frau Gerber. Wir machen uns nur Sorgen darüber, wie es weitergehen soll.“

„Wie meinen Sie das?“

„Naja, Frau Gerber, nachdem sie wieder abgereist waren, da fiel Ihre Mutter regelgerecht in sich zusammen. Sie wollte nicht einmal mehr aufstehen. Sie ließ sich nur unter Aufbietung aller Überredungskünste spritzen.

Es ist, als wäre sie in eine Art Schockstarre verfallen.“
Es herrschte Stille am Telefon. Klara musste erst einmal verarbeiten, was die Schwester ihr gesagt hatte.

„Was sollen wir denn tun?“, fragte Klara. Ihre Stimme klang verzweifelt.

„Frau Gerber, wir müssen uns mittelfristig darauf einstellen, dass wir Ihre Mutti nicht mehr unbeaufsichtigt lassen können.“

„Das heißt, ich sollte mich um einen Heimplatz kümmern, oder?“

„Ja, Frau Gerber, wir werden nicht darum herumkommen.“

„Gut, ich habe bereits Kontakt mit der Einrichtung für ‚Betreutes Wohnen Sörensen‘ aufgenommen, mit einer Schwester Ulrike.“

„Ja, Schwester Ulrike kenne ich gut, da sind Sie in sehr guten Händen“, reagierte Schwester Kathleen munter.

„Ja, den Eindruck hatte ich ebenfalls bei unserem Gespräch. Aber Schwester Ulrike hat meine Erwartungen gedämpft, denn es sind zur Zeit keine Zimmer frei“, sagte Klara.

„Aber wir sind jetzt in der Dringlichkeitsstufe ganz oben“, schob sie noch nach.

„Das ist doch wunderbar!“, sagte Schwester Kathleen fröhlich.

„Wichtig ist, dass wir den Prozess anschieben“, sprach sie weiter.

„Ja, den Prozess anschieben“. Klara atmete schwer und seufzte.

„Schwester Kathleen, ich melde mich, wenn wir etwas in Aussicht haben“, beschloss Klara das Gespräch.

Drei Wochen später. Schwester Ulrike hatte Peter die Kontaktdaten von der Firma „Am Boddenbauen“ gegeben. Ein Olaf Knaspe sollte für die Vermietung der Zimmer zuständig sein.

Klara versuchte Olaf Knaspe zu erreichen. Es dauerte eine Weile, bis er ans Telefon ging.

„Ja bitte“, sagte eine Stimme lustlos ins Telefon.
‚Na das geht ja gut los‘, schoss es Klara durch den Kopf.

Aber sie musste sich zusammenreißen. Es ging um die Betreuung Ihrer Mutter.
„Schönen guten Tag, mein Name ist Gerber und ich rufe an, weil wir von Schwester Ulrike informiert wurden, dass ein Zimmer im ‚Betreuten Wohnen‘ frei geworden ist.

„Hm“, brummte an der anderen Seite Olaf Knaspe.

„Sind Sie noch dran und sind Sie der richtige Ansprechpartner, wenn es um die Vermietung geht?“. Klara hatte in den Angriffsmodus umgeschaltet. Sie wollte sich nicht abwimmeln lassen.

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EIN ZIMMER IST FREI GEWORDEN

ANNA-2021.06.22

Klara und Peter werden vor eine Entscheidung gestellt. Sie könnten Anna in einer Wohnung für ‚Betreutes Wohnen‘ unterbringen.
Sie wussten, dass dieser Tag kommen würde, aber er traf sie doch unvorbereitet, so fühlten sie es jedenfalls beide.

Der Anruf kam unvermittelt, tief im Wald, in der Mittagshitze. Peter schnaufte den Weg entlang, stakte mit den Stöcken im Sand umher und schwitzte aus allen Poren.

Er überlegte, ob er anhalten sollte, als sein Handy in seiner Sporttasche klingelte. Er führte es stets bei sich, auch wenn es ihm manchmal lästig erschien.

Peter lief noch ein Stück weiter, so als würde das Klingeln dann aufhören. Aber es hörte nicht auf.

Widerwillig stoppte er seinen Lauf, nahm den rechten Arm hoch, ohne dass der den Walking-Stock abschnallte und versuchte den Reißverschluss der Tasche nach vorn zu ziehen.
Es funktionierte nicht.

‚Ja doch‘, schrie er das Handy an, das aber munter weiterklingelte.
Peter schnallte die Stöcke von den Händen ab und stellte sie gegen einen Baum.

Ein Stock rutschte am Stamm entlang und fiel auf den Waldboden. Peter fluchte, weil er aus dem Rhythmus gebracht wurde.
Endlich hatte er das Telefon aus der kleinen Tasche herausgezerrt.

Er drückte auf den grünen Button. Vorher sah er noch, dass es eine Stralsunder Nummer war, die auf dem Display erschien. Wer sollte das sein?

„Gerber“, sagte er schnaufend.

„Guten Tag, hier ist die Einrichtung für Betreutes Wohnen Sorensen. Ich bin Schwester Ulrike“, sagte eine freundliche Stimme.

„Herr Gerber, Ihre Frau hat uns Ihre Nummer gegeben, weil Sie ja immer zu Hause sind“, sagte sie weiter.

„Ich bin deshalb zu Hause, weil dort mein Schreibtisch steht, und ich daran seit über zehn Jahren arbeite. Nicht erst seit der Pandemie, wo jeder für sich das Homeoffice entdeckt hat“, sagte Peter leicht verschnupft.

‚Was glaubte die Schwester eigentlich, was er tat? Zuhause auf der Couch liegen und sich freuen, dass er in Rente war?‘

„Aha“, sagte die Schwester kurz.

Sie hatte kein Interesse daran, was Ihr Gegenüber am Telefon so machte, ob er arbeitete oder ob er in der Badewanne lag, oder auch im Wald umherlief.

„Herr Gerber, es ist so, wir haben ein Zimmer frei für Ihre Schwiegermutter.“

„Ach, das ist ja toll!“ Peter hatte sich wieder eingekriegt.

„Naja, so toll ist es nicht, denn es ist nur freigeworden, weil die ehemalige Bewohnerin eingeschlafen ist“, sagte die Schwester.

‚Eingeschlafen, wieso eingeschlafen? Und wieso war das Zimmer jetzt frei, wo die Frau vielleicht noch in Ihrem Bett lag?‘, überlegte Peter.

„Sie ist verstorben“, legte Schwester Ulrike nach, die offensichtlich an der Gesprächspause bemerkt hatte, dass Peter nicht so richtig die Lage begriffen hatte.

„Ach, das tut mir aber leid!“, sagte er nun doch.
„So wollten wir natürlich nicht, dass ein Zimmer frei wird“, schob er noch hinterher.

„Ich weiß, aber so ist das hier, denn man stirbt aus der Wohnung raus, leider“, sagte die Schwester nun.

„Auf jeden Fall haben wir jetzt für Sie, besser für Ihre Schwiegermutter reserviert.

Peter konnte es noch nicht fassen, dass nun alles so schnell gehen soll.

Er schaute wie geistesabwesend in das Farnkraut zwischen den Bäumen und hörte im Hintergrund das Vogelgezwitscher.

Es war gerade mal eine gute Woche her, seit Klara aus Stralsund zurückgekommen war und mit Schwester Ulrike Kontakt aufgenommen hatte.

Eine weitere Woche vor ihrem Besuch in Stralsund kam ein Anruf von Lukas.

Er klang bedeppert, als er Klara sagte, die Schwester von der ambulanten Pflege hatte sie angerufen und darum gebeten, dass Klara sich mal bei ihr melden sollte.

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DIE BIBEL WECKT DIE NEUGIER AUF DEINEN ALLTAG

ALLTÄGLICHES-2021.06.21

„Du sollst niemand rühmen um seiner Schönheit willen noch jemand verachten, weil er hässlich aussieht. Denn die Biene ist klein unter allem, was Flügel hat, und bringt doch die allersüßeste Frucht.“
SIR 11, 2-3

Bibel

Du bist manchmal schon versucht, dich eher Menschen zuzuwenden, die attraktiv sind.

Und genauso wendest du dich vielleicht von einem hässlichen Menschen vorschnell ab.

Selbst in der Liebe könnte das ein Fehler sein. Aber da spielen natürlich Hormone, Gefühle noch eine ganz andere Rolle.

Ich habe mich schon in Menschen getäuscht, habe gedacht, dass mein Gegenüber unscheinbar aussieht, schwach ist, willenlos, ein Leisetreter.

Dabei war er einfach bescheiden, still, konzentriert, überließ mir den Vortritt, beschämte mich, weil ich zu schnell, zu laut, zu siegesgewiss meinem Ziel entgegenstrebte.

Dieser Bibelspruch hilft zu erkennen, worauf es bei der Einschätzung eines Menschen wirklich ankommt.

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IN EBERSWALDE SCHWITZEN UND IN ZERPENSCHLEUSE EIS ESSEN

JEEPY-2021.06.18

‚Jeepy‘, der kleine rote Jeep, erzählt seiner kleinen Freundin Krümel über seine Erlebnisse mit seinem Fahrer, der gleichzeitig Krümels Opa ist.

Was vorher war:
Jeepy ist mit dem Fahrer in den Wald gefahren.
Der Fahrer hat Nordic Walking gemacht, während Jeepy allein am Wegrand auf ihn wartete und von einem vorbeifahrenden Traktor eingestaubt wurde.

Was jetzt ist: 
Jeepy, der Fahrer, Krümels Oma sind nach Eberswalde gefahren.
Krümels Oma bekommt ihre zweite Spritze gegen Corona. 

Hallo Krümel,
Es ist wieder so warm. 35 Grad zeigt das Thermometer an der Rückwand des Schuppens.

Dein Opa, mein Fahrer hat heute Mittag mal die Hand auf meine Motorhaube gelegt und hat gleich aufgeschrien- ‚aua, aua‘.

Naja, das hätte er wissen müssen, dass es vorn so heiß werden kann, auch wenn es meine ‚Kühler’haube ist.

Jetzt stehen wir auf dem Parkplatz in Eberswalde.
Deine Oma bekommt die zweite Spritze gegen Corona, du weißt doch.

Das Wort, Corona kannst du ja auch schon sagen, obwohl du noch nicht einmal vier Jahre alt bist.

Krümel, ich hab‘ was entdeckt: Auf dem Parkplatz gegenüber, da steht eine große Schwimmhalle.

An der linken Seite ist eine riesige Rutsche angebracht.
„Da muss ich unbedingt mal mit Krümel hinfahren“, hat der Fahrer gleich gesagt.

Schade, dass ich da nicht mitreinkann, aber ich fahre euch natürlich dorthin. Ich werde deinen Opa daran erinnern.

Deine Oma hat gerade angerufen, sie ist schon gespritzt, muss sich aber noch ausruhen.

„Wenigstens stehen wir diesmal im Schatten. Aber es ist warm, nein es ist schwülheiss.

Wir können nicht die Autobahn zurücknehmen, weil dort ein Unfall war. Ein paar Autos standen kreuz und quer und aus dem Anhänger eines Unfallautos schaute ein Pferd heraus, so als wollte es sagen: „Oh Gott, was ist hier passiert?“

Stell‘ dir nur die vielen Autos vor, die nun auf der Autobahn stehen. Und wie die Menschen in der Hitze schwitzen.

Eine Feuerwehr kämpfte sich durch die Rettungsgasse.
Es ist so, wie wir es immer auf dem Fußboden bei uns im Wohnzimmer gespielt haben.

Du bist mit der Feuerwehr gekommen und mein Fahrer mit dem Hubschrauber.
Erinnerst du dich?

Endlich, wir sind zurückgefahren – über die Dörfer, um dem Stau auf der Autobahn zu entgehen.
Dadurch sind wir im Ort Zerpenschleuse vorbeigekommen.

Da gibt es doch die schöne Eisdiele. Die kennst du doch auch, Krümel. Du hast ein Eis mit einem Plastiklöffel gegessen und den hast du meinem Fahrer geschenkt.

Der hat daran sein kleines Mikrophon für das iPhone befestigt und kommt sich nun vor wie ein Radioreporter.

Deine Oma und dein Opa haben heute ebenfalls einen Erdbeereisbecher gegessen und ich musste mal wieder in der Sonne braten. Der Fahrer hat aber nicht noch einmal seine Hände auf die Haube gelegt.

Abends ging es noch mit dem Fahrer und Oma zur Physiotherapie.
„Ich komme hier zu gar nichts mehr“, sagte der Fahrer.

Na frag‘ mal mich, ich bin im Dauereinsatz, Krümel, aber das interessiert ja keinen.

Also, bis zum nächsten Mal, dein Jeepy.

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JEEPY WIRD IM WALD ALLEIN GELASSEN UND MUSS TROCKENEN STAUB SCHLUCKEN

JEEPY-2021.06.17

Einführung:
Jeepy ist traurig. Er vermisst seine Freundin Krümel und ihre freudige Rufe, ‚Jiiipi‘, wenn der kleine Jeep um die Ecke biegt.

Hallo Krümel, ich bin‘s, Jeepy.
Krümel, weißt du was?

Ich bin so allein und mein Fahrer, dein Opa, der hat überhaupt keine Zeit mehr für mich.

Er sitzt den ganzen Tag am Schreibtisch, und er wird immer fauler.
Naja, er schreibt nur noch, wie eintönig!

Aber mittags, da hat er jetzt eine ganz neue Idee.

Er fährt mit mir in die Schorfheide. Bei dem Wetter, Krümel.
Dreißig Grad im Schatten.

„Jeepy, wir fahren jetzt in den Wald und treiben Sport. Wie findest du das, Jeepy?“

Wie soll ich das wohl finden? Ich find’s langweilig.
Ich muss doch unter einem Baum stehenbleiben und eine Stunde warten, bis dein Opa zurück ist.

Er stampft so stark mit seinen Füssen auf den Boden, dass die Wurzeln von den Bäumen Angst kriegen, er würde sie kaputttreten, wenn er über sie hinwegstampft.

Und stell‘ dir mal vor, wie er angezogen ist: Trainingshose, Schuhe – nein Winterstiefel, dicker Pullover und Mütze.

Und wenn deine Oma ihn ansieht, dann sagt er: „Im Wald ist es kühl und außerdem sind dort Mücken.

Davor muss ich mich schützen. Deine Oma, Krümel, die dreht sich nur weg, damit dein Opa nicht sieht, wie sie sich kaum vor Lachen halten kann.

„Jeepy, du bleibst hier stehen, bis ich zurück bin“, sagte mein Fahrer, als wir im Wald angekommen waren.

Was soll ich auch tun? Wenn ich doch bloß schon auf das automatische Fahren umgestellt wäre, aber dein Fahrer redet nur davon. Das war’s dann auch schon.

„Hier ist es schön und kühl“, hat er noch gesagt, bevor er loslief.
Doch es waren kaum zehn Minuten vergangen, da war ein ohrenbetäubender Lärm zu hören und ich bekam richtig Angst, Krümel.

Ein Traktor mit riesigen Rädern fuhr mit brüllendem Motor an mir vorbei und auf dem Anhänger, da waren große Getreideballen zu sehen.

Von wegen ruhig und kühl. Der dünne Sand vom Waldweg wirbelte hoch und bedeckte mich mit dickem Staub, so dass ich kaum noch etwas sehen konnte.

Als der Traktor endlich an mir vorbei war, da sauste das gelbe Postauto auf mich zu und bog kurz vor mir rechts ab, in einen anderen Weg.

Von wegen, schön ruhig und kühl und keiner ist da.
Endlich, da kam der Fahrer und strahlte mich an: „Ach Jeepy, war das schön!“

Ja schönen Dank auch. Es war laut, staubig und langweilig.
Na, bis Morgen Krümel, da erzähle ich mal weiter.

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NORDIC WALKING AM MITTAG IN DER SCHORFHEIDE – DIE STILLE GENIESSEN

ALLTÄGLICHES-2021.06.15

AUDIO:

Ich habe schon oft davon erzählt, wie gern ich morgens am Liepnitzsee laufe.

Das ist noch immer so.
Aber gestern bin ich ein Stück weitergefahren, in Richtung Schorfheide.

Es war Mittag und das Thermometer zeigte bereits über 30 Grad Celsius an.

Ich war warm angezogen, Trainingshose, Trainingsjacke und ich hatte zusätzlich noch eine Mütze auf dem Kopf.

Meine Frau hatte Homeoffice und schaute mich an, als ob ich nicht ganz dicht sei.

Aber ich wusste, warum ich das tat.
Im Wald kann ich mich so am besten vor Mücken und Zecken schützen.

Außerdem ist es stets kühl, wenn ich den Weg entlanglaufe.
Es war ganz ruhig, als ich mir die Stöcke umschnallte und die ersten Schritte machte.

Nur ab und zu war ein Knacken im Unterholz zu hören.
Die Vögel zwitscherten und es wehte ein leiser Wind.
Die Sonne schaffte es nur mit Mühe, durch das Blätterdach der Bäume hindurch zu schimmern.

Das Farnkraut war hochgewachsen und reichte mir fast bis zu den Schultern, so schätzte ich das jedenfalls von meinem Weg aus ein.

Die Überwindung einfach loszufahren, noch am Mittag Sport zu machen, ja die ist stets groß.

Doch wenn ich laufe, ins Grün schaue und meinen Gedanken nachhängen kann, dann spüre ich jedes Mal wieder, dass das der Reichtum im Leben sein muss – sich einfach Zeit zu nehmen für so eine banale Sache wie das Nordic Walking.

Bin ich deshalb besonders gut trainiert? Wahrscheinlich nicht.
Aber mental geht es mir danach sehr gut.

Auf dem Weg lege ich manchmal einige Sprints ein, nehme mir vor bis zur nächsten Biegung oder bis zu einem bestimmten Baum zu laufen.

Danach laufe ich wieder langsamer und so habe ich das Gefühl, dass ich meine Ausdauer trainiere, ein bisschen wenigstens.

Zurück am Auto, nach einer Stunde, ja da kommt der schönste Moment.

Ich nehme meine Wasserflasche, trinke einen Schluck und laufe auf und ab.

Ich sauge abschließend die Stille des Waldes auf und habe das Gefühl, das ich die wichtigste Aufgabe am Tag erledigt habe.
Ich werde das heute wieder tun.

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AUDIO: SEI WÄHLERISCH, WENN DU EINEN RAT SUCHST

AUDIO BIBEL-2021.06.14

 

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Bibel

 

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SEI WÄHLERISCH, WENN DU EINEN RAT SUCHST

BIBEL-2021.06.14

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In der Bibel steht: „Lebe in Frieden mit vielen, aber zum Ratgeber nimm unter tausend nur einen.“
(Sir 6, 6)

Bibel

Wer hat es noch nicht erlebt, dass er einen Rat gesucht und falsche Freunde gefunden hat?

Als es bei mir in der Selbstständigkeit besonders schlecht lief, ich nicht wusste, wie ich die Kredite für das Haus bedienen sollte und mir zusätzlich die täglichen Kosten davonliefen, da wandte ich mich an einen Freund, der stets an meiner Seite war, als es geschäftlich noch gut lief.

Dieser Freund brachte mich zu seinen Freunden, die es mit mir sehr gut meinen würden.

Im Ergebnis verlor ich noch mehr Geld, versank noch mehr in Schulden und konnte nachts gar nicht mehr schlafen.

Ich habe mich da herausgekämpft, alle Schulden zurückgezahlt, und ich habe noch eines gemacht: Ich habe mich von all diesen vermeintlich gut meinenden Freunden getrennt.

Heute habe ich nur noch einen Freund. Wir sehen uns selten, weil wir beide mit der Familie und dem Beruf zur Genüge im Alltag eingespannt sind.

Aber wir chatten viel über WhatsApp. Meine Frau findet das nicht so gut.

Sie sagt, ich solle mich lieber auf meine Arbeit konzentrieren, auch wenn ich vorwiegend im Homeoffice sitzen würde.

Doch man kann sich schon gut auf diese Weise austauschen, effizient und kurz.

Und: Du musst nachdenken, was du sagst, denn durch das Schreiben strukturierst du ja auch ein wenig die Gedanken.

Dadurch bin ich viel klarer, bringe meine Botschaften schneller auf den Punkt.

Kurzum, mein Freund wirft mir manchmal vor, dass ich sehr hart auf diesem Kommunikationsweg reagiere.

Vor allem dann, wenn er von Ideen begeistert ist, die ihm andere Freunde vorgeschlagen haben, und die sein Leben revolutionieren würden.

Meine Antwort darauf ist stets: „Ich will nur ehrlich zu dir sein. Prüfe also noch einmal genau, was dir da jemand vorgeschlagen hat. Und wenn du es danach immer noch gut findest, ja dann solltest du es tun.“

Mein Freund ist nie begeistert von meinen Worten, nicht gleich jedenfalls.

Aber er sagt, er kann mir vertrauen, weil ich es wirklich ehrlich meine mit ihm.

Das schreibt er mir in der Regel ein paar Tage später. In dem Moment, wo er noch einmal gründlicher nachgedacht hat, an meinen Argumenten vielleicht etwas Wahres dran ist.

Mein Freund ist auch rückhaltlos ehrlich zu mir, und ich bin oft auch nicht gleich begeistert, wenn er mir nicht zustimmt, was meine Ideen anbetrifft.
Und nur deshalb hat diese Freundschaft bis heute gehalten.

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DU HÖRST AUF ZU LEBEN, WENN DU AUFHÖRST ZU ARBEITEN

ALLTÄGLICHES – 2021.06.04
Freitagmorgen, trübes Wetter. Ich sitze am Computer und schreibe seit drei Stunden und Klara sitzt nebenan, kämpft mit ihren Kunden.

„Warum tut man sich das alles an?“, frage ich mich manchmal. Besonders dann, wenn es einem nicht so gut geht, gesundheitlich meine ich.

Ich könnte mich mehr zurücklehnen, müsste nicht mehr so viel arbeiten. Aber ich kann nicht anders. Warum nicht? Keine Ahnung.
Vielleicht weil es schon immer zu meinem Leben gehört hat.

Ich kenne es nicht anders. Auch am Wochenende schreibe ich irgendetwas, plane die kommende Woche durch.

Nur wenn unser ‚Krümelchen‘ da ist und sie ruft, ‚Opa ‚pomm‘, wir ‚pielen‘, ja dann lass ich den Schreibtisch links liegen, fall‘ auf den Fußboden und schieb‘ das Feuerwehrauto hin- und her.

Dennoch: Irgendwie hörst du auf zu leben, wenn du aufhörst zu arbeiten.
Am Mittwoch ging es mir richtig ‚dreckig‘. Erkältet. Ich habe mich auf die Couch gelegt und mir zwei Thriller hintereinander angesehen.

Das war Schlaraffenland für mich. Doch in dem Moment, wo es dir besser geht, da willst du nicht auf der Couch liegen, nein, du willst etwas schaffen.

In meinem Fall heißt das Kunden gewinnen, Texte schreiben und verwerfen und wieder von vorn beginnen. Eine Qual? Ja. Irgendwie aber auch schön.

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DIE BIBEL ÜBER ‚ARM SEIN UND DIE ARMUT‘

ALLTÄGLICHES-2021.05.31

Je mehr ich in der Bibel herumstöbere, an interessanten Stellen hängenbleibe, desto mehr fällt mir auf, wieviel dort über die Armut, das arm Sein geschrieben steht.

Vieles von dem ist heute noch aktuell, kann direkt auf verschiedene Situationen übertragen werden, ja gibt direkte Handlungsanweisungen, wie du dich verhalten solltest, so meine ich jedenfalls.

Hier wäre so eine Stelle aus der Bibel:
„… lass den Armen nicht Not leiden, und sei nicht hart gegen den Bedürftigen.

Verachte den Hungrigen nicht, und betrübe den Menschen nicht in seiner Armut.

Einem betrübten Herzen füge nicht noch mehr Leid zu, und lass den Notleidenden auf deine Gabe nicht warten.

Die Bitte des Elenden schlage nicht ab, und wende dein Angesicht nicht weg von dem Bittenden, und gib ihm keinen Anlass, dir zu fluchen.“
Sirach, 4, 1-5
Bibel

AUDIO: 
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Was nehme ich hieraus mit?
Vielleicht dies:

Demjenigen, der möglicherweise nicht so viel hat, trotzdem seine Wertschätzung zu erweisen, gerade solidarisch zu sein – das finde ich schon wichtig.

Und genauso gehört für mich dazu, nicht arrogant, herablassend zu agieren, wenn man meint, man hätte mehr materiellen Reichtum angehäuft.

Der wirkliche Reichtum bleibt eben die gute Beziehung zu den anderen Menschen – in der Familie, unter Freunden, und eben auch zu Hilfsbedürftigen.

Uwe Müller erzählt

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DEN REICHTUM VOR DEINER NASE SEHEN

ALLTÄGLICHES-2021.05.30

Ich sitze auf einem Baumstumpf, am Fluss, in der Nähe des Finowkanals.

Ein abgeholzter Baum steht in der Mitte, auf dem Baumstamm befindet sich ein Blumentopf, ein rostiger kleiner Blecheimer, mit eingepflanzten Blumen.

Um den Baumstamm herum stehen ebenfalls vier kleinere Baumstämme, die als Sitzgelegenheiten hergerichtet wurden.

„Danke für den Platz in der „guten Stube“, steht auf einem Stück Holz, das auf dem Tisch liegt.

Auf der glatten Rückseite einer Borke haben das zwei Vorbeikommende geschrieben.
Ihnen hat wohl die Idee gefallen, hier so eine idyllische Sitzgelegenheit einzurichten.

Vom Fluss weht ein kühler Wind herauf. Ab und zu höre ich Stimmengewirr, wie Paddel ins Wasser platschen und wenig später kleine Kanuboote an mir vorüberziehen.

Ich liebe diese Ruhe, den Blick hinunter zum Wasser, nach links, über das weite Feld und die kräftigen grünen Farben der Blätter an den Bäumen und Sträuchern.

Ich ertappe mich manchmal dabei, dass ich denke, dass ich doch bloß mehr Geld hätte, um mehr zu reisen.

Aber nun sitze ich hier, höre in der Ferne Krümel, die fröhlich schreit, und jedes Stück Holz begutachtet, das sie findet, und dann denke ich: „Hey, schau‘ nicht dorthin, wo du wahrscheinlich nie sein wirst, genieß‘ lieber die Gegenwart.‘

Also, das tu‘ ich jetzt.
‚Von Weitem höre ich ‚Ooopa, wir kommen…‘

Wir gehen ein Eis essen, sitzen draußen auf den Bänken und schauen einem Boot zu, das an uns vorüberschippert.
Was willst du mehr, noch dazu in der Corona-Zeit?

2021.05.30

 

OMA HEIDE KOMMT BEI KLARA UND PETER GERN ABENDS AUF EINEN PLAUSCH VORBEI

ANNA-2021.05.26

RÜCKBLICK
Heide Richters Fischladen befand sich in unmittelbarer Nähe des Marktplatzes von Stralsund.

Sie verkaufte schon eine gefühlte Ewigkeit Fische in Stralsund.

Abends besuchte sie oft ihre Enkelin Klara und deren Mann Peter, nur auf einen kurzen Plausch.

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OMA HEIDE KOMMT BEI KLARA UND PETER GERN ABENDS AUF EINEN PLAUSCH VORBEI


RÜCKBLICK
Heide Richters Fischladen befand sich in unmittelbarer Nähe des Marktplatzes von Stralsund.
Sie verkaufte schon eine gefühlte Ewigkeit Fische in Stralsund.
Abends besuchte sie oft ihre Enkelin Klara und deren Mann Peter, nur auf einen kurzen Plausch.

HEIDE RICHTERS FISCHLADEN

Klara und Peter wohnten in einer kleinen Wohnung, nicht weit weg vom Hafen.
Peters Eltern hatten es nie verstanden, warum sich Peter in dem Kaff, wie sie sagten, wohlfühlte.
Er müsste ihrer Meinung nach längst mehr aus sich gemacht haben.
Dabei hatte er vier Jahre Schiffsmaschinen studiert, war ein Jahr auf einer Hochschule zur Weiterbildung gewesen, aber das reichte seinen Eltern nicht.
Aber Peter war das egal. Er fühlte sich wohl in Stralsund, sauwohl.
Es war Klaras Heimat und seine irgendwie auch.
Er hing nicht an Dresden, wo er aufgewachsen war, sondern er fühlte sich besser am Meer. Und da war ja nun auch mal seine Marinetätigkeit, die ihn in Stralsund festhielt.
Er mochte es, wenn er abends keinen Dienst hatte und er einfach nur vor dem Fernseher sitzen konnte, wenn Klara dann das Abendbrot hereinbrachte und sie gemütlich beim Essen eines der beiden DDR-Fernsehprogramme ansahen.
In diese Atmosphäre hinein klingelte es manchmal abends.
„Du musst zur Tür gehen“, denn ich bin schon im Nachthemd“, sagte Klara.
„Bin ich doch auch“, sagte Peter und stand auf, um zur Tür zu schlurfen.
Er öffnete sie und schaute, wer noch etwas zu so später Zeit von ihnen wollte.
„Ich bin’s Peter“, sagte Oma Heide und kam, ohne ihn weiter zu fragen, in den Flur.
Sie schwenkte fröhlich ihren Korb, den sie immer bei sich trug, und in den sie ein Taschentuch legte und den Haustürschlüssel.
„Ich will nicht lange bleiben“, sagte sie, als sie sah, dass Klara auch schon im Nachthemd war.
„Oma, ist doch schön, dass du uns mal wieder besuchst“, sagte Klara.
Das klang, als wäre sie mal nach einiger Zeit wieder vorbeigekommen wäre.
Dabei war sie erst einen Tag zuvor bei ihnen gewesen, nur nicht zu so einer späten Abendzeit.
Peter war es ein wenig peinlich, dass er im Schlafanzug vor ihr saß.
Oma Heide merkte, dass Peter sich nicht so wohl fühlte.
„Ach, das ist doch nicht schlimm, dass ihr schon im Nachthemd seid, mir macht das nichts aus.“
„Du Klara“, hob Oma Heide an, „‚din Grossvadder‘, das ist vielleicht ‚ne‘ Marke.“
„Warum?“
„Naja, er hat mal wieder einen über den Durst getrunken und ist auf allen Vieren auf der Straße singend entlanggekrochen.“
Peter glaubte, er hätte nicht richtig gehört.
Dann musste er laut auflachen.
Es gefiel ihm, dass Wolf Richter mal einen über den Durst trank. Er war Seemann, Fischer, gewesen. Und wenn er in die Kneipe am Hafen ging, dann traf er seine ehemaligen Arbeitskollegen und Freunde.
Da blieb es oft nicht bei einem Bier und einem Korn.
„Und wo ist er jetzt?“, fragte Peter.
„Der liegt im Bett und schnarcht so laut, dass ich mal raus musste.“
„Du Peter, was haben wir eigentlich gestern im Fernsehen gesehen?“
Während Oma Heide das fragte, war sie schon im Begriff zu gehen.
Peter hatte natürlich keine Ahnung, was die beiden einen Abend zuvor gesehen hatten.
Aber es war nun auch wieder nicht so schwer, das herauszubekommen.
Es gab ja nur zwei Programme. Das Westfernsehen konnten sie ja nicht empfangen.
„Hast du etwa Rolf Herricht gesehen?“
„Nein, das würde ich wissen“, sagte Oma Heide.
„Dann kann es nur der ‚Polizeiruf 110‘ gewesen sein. Das mit dem Serientäter.“
„Serientäter?“
„Ja, der Dieb, der viermal hintereinander die Mopeds geklaut hat und zum Schluss noch eine alte Frau auf dem Wäscheplatz umgestoßen hat.“
„Ja, jetzt weiß ich. So ein widerlicher Kerl“, sagte sie nun und verzog ihr Gesicht, als würde der Dieb gleich in der Nachbarschaft wohnen.
„So, ich muss los“, sagte sie zum Abschied.“
„Ja, tschüss, Oma“, antwortete Klara.
Als die Tür wieder geschlossen hatten, da prusteten sie beide los.
Sie wussten noch nicht, dass die abendlichen Besuche von Oma Heide mal zu ihren schönsten Erinnerungen zählen würden, die sie in ihrem Leben hatten.

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ANNA IST DEMENT – ERZÄHLUNG

 

 

 

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DIE BIBEL ÜBER ALMOSEN UND DIE SÜNDEN

ALLTÄGLICHES-2021.05.24

#BIBEL LESEN IM ALLTAG

Die Bibel ist für mich ein großes Abenteuer. Ich stoße immer wieder auf Unbekanntes, auf Weisheiten, wo ich sofort ausrufen könnte: ‚Ja, genau, auf den Punkt!‘

In ‚DAS BUCH JESUS SIRACH‘, Kapitel 3, Verse 33 und 34 heißt es:

„Wie das Wasser ein brennendes Feuer löscht, so tilgt das Almosen die Sünden.

Wer Wohltaten erweist, dem wird’s Gott vergelten, der alles lenkt, und wenn er fällt, wird er eine Stütze finden.“
(Sirach 3, 33-34)

‚Das ist doch wie aus dem Leben gegriffen‘, denke ich im Stillen und bin angetan von diesen Zeilen.

Ich freue mich stets aufs Neue, dass ich zur Bibel gegriffen habe, spät, aber sicher nicht zu spät.

Vielleicht rühren daher auch mein Staunen und meine Begeisterung.

Sicher, ich kann nur noch an der inhaltlichen Oberfläche kratzen, aber selbst das ist ein Reichtum, der mich motiviert, wenn ich ihn entdecke und vom Meeresboden hochhole, im übertragenen Sinne natürlich.

‚Almosen tilgen die Sünden…‘

Wer kann schon von sich sagen, dass er noch nie gesündigt hat.

Darauf kommt es auch gar nicht an, denn wichtiger ist wohl, sich dazu zu bekennen und auf der anderen Seite Gutes zu tun, zu helfen.

Das werde ich tun, in der Hoffnung, dass auch mir in schwierigen Zeiten geholfen wird.

Bibel

AUDIO-BEITRAG: 

https://uwemuellererzaehlt.de/2021/05/24/audio-2021-05-24/

 

 

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FIATINE KOMMT ZU BESUCH

JEEPY-2021.05.22

RÜCKBLICK
Krümel kann über die Pfingstfeiertage nicht ins Dorf kommen, zu Jeepy und seinem Fahrer. Beide sind darüber traurig. 

https://uwemuellererzaehlt.de/2021/05/21/jeepy-2021-05-21/
EINFÜHRUNG:Der Fahrer hat Jeepys neue Freundin, Fiatine eingeladen, ohne dass es Jeepy wusste.

„Fahrer komm‘ schnell nach draussen und sieh‘, wer uns besucht“, rief Jeepy aufgeregt.

Der Fahrer musste schmunzeln, denn er wusste ja längst, wer angebraust gekommen war, nämlich Fiatine.

Er selbst hatte sie einen Tag zuvor im Autohaus aufgesucht, also dort, wo ihr Zuhause war.

Fiatine war ein kleiner Fiat Cabriolet, selbstfahrend und mit Elektroantrieb.

Und Fiatina konnte natürlich auch sprechen. Sie sah hübsch aus, die Dolcevita-Version eben in blau-weiss.

Ihre Mutter und Großmutter waren Legenden unter den Autos und diesen Stolz trug Fiatine ebenfalls in sich.

Jeepy war in sie ein klein wenig verliebt, wurde auch rot, was er aber aufgrund seiner Farbe gut verbergen konnte.

„Wie geht es dir Jeepy?“, fragte Fiatine fröhlich.
„Danke, mir geht es gut und ich freue mich, dass du hier vorbeigekommen bist“, antwortete Jeepy und stotterte dabei ein wenig.

„Was wollen wir unternehmen?“, fragte Fiatine ihn.

„Hallo Fiatine, schön, dass du uns besuchst“, ertönte es hinter Jeepy. Der Fahrer war aus der Haustür herausgetreten und lachte beide an.

Er war froh, dass sich Jeepys Laune ruckartig gebessert hatte, nachdem er Fiatine nun als Spielgefährtin hatte.

„Was haltet ihr davon, wenn wir einfach zusammen einen kleinen Kurztrip zu Krümel machen und schauen, ob sie zuhause ist.

„Oh ja“, riefen Jeepy und Fiatine gleichzeitig.
„Dann lasst uns nicht länger warten und abfahren. Fiatine, du fährst hinter uns her und keine verrückten Sachen unterwegs“, sagte der Fahrer.

„Ok“, rief Fiatine und konnte es kaum abwarten, bis sie losfuhren.
Der Fahrer hatte Fiatine noch gewarnt, nicht so schnell über die Straße im Dorf zu fahren, weil der Asphalt auf der Oberfläche fehlte und die Gullydeckel herausragten.

„Pass auf, dass du nicht mit einem Rad über die Deckel rast, sondern fahr‘ einfach dazwischen durch.“

„Ist gut“, rief Fiatine und fuhr schon davon, obwohl sie hinter Jeepy fahren sollte.

„Verdammt, Fiatine kann aber auch nicht hören“, sagte der Fahrer zu Jeepy.

Vor ihnen fuhr Fiatine, und sie tanzte mehr, als sie rollte.
Es war, als würde ein Mädchen in einem blauweißen Kleid vor ihnen herschweben.

„Wow“, staunte Jeepy, während es plötzlich auf seiner rechten Seite ruckte.

„Aua, aua“, jammerte Jeepy.
„Fahrer, kannst du nicht aufpassen, wohin mich steuerst?“
„Entschuldigung“, sagte der Fahrer.

„Wenn du mich auf das selbstfahrende System umgestellt hättest, dann hätte ich bewusst dem Gullydeckel ausweichen können.“

„Das kommt gar nicht in Frage“, sagte der Fahrer entschieden.
Er wollte auf keinen Fall, dass Jeepy alleine durch die Gegend fuhr.

Der Fahrer wollte Jeepy nicht den Spaß verderben, aber die technische Umstellung konnte er sich einfach nicht leisten.
Außerdem wollte er noch viele gemeinsame Abenteuer mit ihm erleben.

Jeepy hatte die Schmerzen überwunden. Sie fuhren ohne weitere Komplikationen bis zu Krümels Wohnung und hupten laut.

„Jeepy und Fiatine sind da“, rief Krümel freudig.
„Mama, lass uns nach unten fahren“, sagte Krümel aufgeregt.

„Ja, komm, wir fahren mit dem Fahrstuhl nach unten“, antwortete ihre Mutter.
Fortsetzung in Jeepy-2021.02.28

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JEEPYS FAHRER KRITZELT FÜR KRÜMEL EINEN TIGER AUFS PAPIER

JEEPY-2021.05.21

RÜCKBLICK:
Jeepy hat sich zurückerinnert, wie sein Fahrer und Krümel auf dem Fußboden im Wohnzimmer mit den Autos gespielt haben, wie sie Menschen mit der kleinen Feuerwehr retteten, wenn zwei Autos zusammengestoßen waren.
https://uwemuellererzaehlt.de/2021/05/15/jeepy-2021-05-15/

EINFÜHRUNG:

Der Fahrer von Jeepy, Krümels Opa, soll für Krümel einen Tiger malen. Er erinnert sich an seine Abiturprüfung im Fach ‚Kunst‘ zurück.

Jeepy schaute traurig aus.
„Was ist los mit dir? Die Sonne scheint, der Rasen duftet nach frisch gemähtem Gras und das Pfingstfest steht auch vor der Tür“, sagte der Fahrer zu ihm.

„Ach weißt du Fahrer“, druckste Jeepy herum, „ich langweile mich so sehr. Krümel besucht uns nicht über Pfingsten, du fährst mit mir immer seltener durch die Gegend, das macht alles keinen richtigen Spaß mehr.“

Der Fahrer stimmte Jeepy im Stillen zu. Er sehnte sich ja auch nach seinem Krümel und danach, mit ihr wieder ein paar lustige Spiele zu organisieren.

„Ist da oben einer?“, fragte sie, wenn sie an der Treppe stand und nichts hörte.

„Ja, ich bin im Arbeitszimmer“, antwortete in diesen Momenten ihr Opa und Jeepys Fahrer.

„Opa warte, ich komm‘“, rief sie sofort und stürzte mit ihren kleinen Beinen die Treppe hoch, so schnell wie sie eben konnte.

„Opa, du musst doch nicht alleine sein“, schmetterte sie ihm fröhlich entgegen.

Sie schmiegte sich an der Schreibtischkante entlang, bis zum Sessel, wo ihr Opa nun den Bleistift fallen ließ und Krümel zu sich nach oben zog, bis sie es sich auf seinen Knien bequem gemacht hatte.

Der Schreibtisch war für Krümel eine Fundgrube für Spielsachen, die alle irgendwie ungenutzt auf der Glasplatte lagen und nur darauf warteten, ihrer wirklichen Bestimmung zugeführt zu werden.

„Kannst du mir einen Tiger malen?“, fragte sie, während sie sich gleich mehrere Bleistifte krallte. Ihre kleine Hand konnte die Stifte kaum umfassen, einen Stift aber aus den Fingern lassen, das kam für sie nicht infrage.

„Opa, einen Tiger!“, kam die Bitte von Krümel nun schon fordernder.
Jetzt fing der Fahrer an zu schwitzen.

Die Erinnerung an seine Abiturprüfung kam in ihm wieder hoch.
Er hatte das Fach Kunstgeschichte gewählt, denn er konnte zwar nicht malen, aber er interessierte sich für Gemälde aus vergangenen Jahrhunderten.

In seinen Ferien durfte er sogar kleinere Führungen in der Gemäldegalerie in Dresden durchführen.
Die Prüfungsaufgabe bestand für ihn aus zwei Teilen.

Im ersten Teil sollte er eine Gruppe ‚Junger Pioniere‘ zeichnen, die zusammenstanden und sangen. Ein Mädchen hielt sogar eine Gitarre in der Hand.

Im zweiten Teil hatte er die Aufgabe, das Gemälde ‚Die Saporosher Kosaken‘ zu erläutern.

„Wie sehen die Jungen aus?“, fragte die Kunstlehrerin in der Prüfungskommission.

„Die sehen alle aus, als hätten seinen Ballon um den Körper geschnallt“, stellte sie weiter empört fest.

„Nein, das sind ihre Bäuche, die sind alle übergewichtig“, sagte der Fahrer.

„Und das Mädchen?“
„Die hat die Schwindsucht.“

Es kam, was kommen musste. Der Fahrer bekam für diesen Teil der Prüfung die Note „Ungenügend“.

Dafür glänzte er im zweiten Teil bei der Erläuterung des Bildes.
Er verstieg sich zu der kühnen Behauptung, dass die Kosaken die Vorboten der Oktoberrevolution gewesen wären.

Die Prüfungskommissionsmitglieder überhörten diesen für sie peinlichen Teil der Argumentation und gaben ihm trotzdem die Note „Sehr gut“.

Insgesamt also bekam er ein „Befriedigend“, was ihn wiederum völlig zufriedenstellte.

Er war froh, dass er mit einem blauen Auge davongekommen war.
„Opa, was ist, malst du jetzt einen Tiger für mich?“

Der Fahrer war wieder in der Gegenwart angekommen, nahm einen dicken grünen Stift, griff sich ein weißes Blatt begann zu malen, Striche aufs Papier zu werfen.

Krümel war damit einverstanden.

„Oma, schau‘ mal, Opa hat einen Tiger gemalt“, sagte sie und zeigte stolz das Bild hoch.

„Ich dachte, es wäre ein dicker Frosch“, antwortete Oma.
„Nein, das ist ein Tiger, siehst du ihn?“

„Ja, wenn du es sagst“, antwortete Oma lachend.
Krümel war zufrieden, Opa auch, denn er hatte gerade die Note ‚Sehr gut‘ erhalten.

„Was machen wir nun zu Pfingsten?“, riss ihn Jeepy aus seinen Gedanken.

Das entscheiden wir Morgen. Ich hab‘ da so eine Idee.

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NORDIC WALKING AM LIEPNITZSEE-2021.05.17

LIEPNITZSEE

ALLTÄGLICHES-2021.05.17

Ins Grüne sehen, frische Luft einsaugen, die Welt loslassen – für einen Moment jedenfalls

 

Der Wald ist grüner geworden und es ist für meine Augen sehr angenehm, in eben dieses Grün zu blicken. Wahrscheinlich sitze ich zu viel vor dem Computer.

Und so ist das Nordic Walking vielmehr, als nur zu walken, um fit zu bleiben.

Ich würde natürlich lieber an der Ostsee laufen, direkt am Strand.

Wenn das Meer rauscht, die Möwen kreischen und die Wellen auf dem Sand aufschlagen und sich dann wieder zurückziehen.

Aber nun bin ich hier, am Liepnitzsee. Je öfter du dort läufst, desto mehr zieht dich der See in seinen Bann.

Ich brauche zwanzig Minuten, um vom Parkplatz aus unmittelbar am See zu sein, direkt am Uferstreifen.

Der Weg bis dahin ist schon sehr schön, weil ich durch dieses Grün hindurchlaufe, mich darin verliere.

Es fängt an zu regnen.

Die Tropfen prasseln auf das Blätterdach, sie bewahren mich davor, dass ich nass werde. Der Boden riecht nach feuchtem Laub, nach Tannenzapfen.

Morgens nimmst du das alles intensiver wahr, weil sich deine Sinne darauf konzentrieren und du durch nichts abgelenkt bist.

Nur das Vogelgezwitscher ist in deinen Ohren.

Die Stunde ist um, ich stehe am Auto und trinke Wasser aus meiner Flasche.

Das ist für mich der schönste Moment, ich habe nämlich eine Stunde Nordic Walking durchgehalten, die Ruhe am See förmlich eingesogen und nun kann der Tag beginnen.

LIEPNITZSEE

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JEEPY MUSS AN DEN BRAND IN KRÜMELS HOCHHAUS VON GESTERN DENKEN

JEEPY-2021.05.15

RÜCKBLICK:
Jeepy war sprachlos darüber, was sein Fahrer ihm erzählt hat.
In Krümels Hochhaus war ein Feuer ausgebrochen, mitten in der Nacht. Zwei Balkone unterhalb Krümels Wohnung brannten Stühle und ein Tisch auf dem Balkon lichterloh. Dunkle Rauchschwaden stiegen auf.
Krümels Mutter war geistesgegenwärtig und rief die Feuerwehr.
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Jeepy, der kleine rote Jeep,  dachte daran, wie Krümel mit ihrem Opa, Jeepys Fahrer, mit den Autos spielte, wenn sie zu Besuch bei ihren Großeltern war.

Niemals hätte Jeepy gedacht, dass Krümel mal eine richtig große Feuerwehr zu sehen bekam, noch dazu im Einsatz vor ihrem Haus.
„Fahrer, hättest du das gedacht, dass aus dem Spiel mal Ernst wird“, fragte Jeepy Krümels Opa.

„Nein, auf keinen Fall, aber vielleicht ist das gar nicht so schlecht, dass Krümel miterlebt hat, welche großartige Arbeit die Feuerwehrleute mit ihren Autos und der Technik leisten.“

„Ja, Krümel wird jetzt mit dir noch lieber spielen“, sagte Jeepy zum Fahrer.

Der dachte daran, wie Krümel ihn mit den Worten rief, „Opa, komm, wir ‚pielen‘ mit den Autos.“

Der ließ sich dann mit seinem Gewicht auf den Teppichboden im Wohnzimmer fallen, streckte die Beine und packte anschließend den Karton mit den Autos aus.

Zuerst kam der Hubschrauber mit dem Piloten, und daneben reihte er die Autos auf.

Neben dem Hubschrauber stand das Feuerwehrauto, dann kam der rote Bus und schließlich die anderen LKW und PKW. Rechts stellten sie den Pappkarton mit dem roten Kreuz drauf auf.

Das war das Krankenhaus. Dann schoben jeweils der Jeepys Fahrer und Krümel aus verschiedenen Richtungen die Autos über den Fussboden. Und es kam, was kommen musste.

Viele Autos stießen zusammen. Der Hubschrauber stieg in die Luft, gehalten von Krümels Opa.

Krümel steuerte das kleine Feuerwehrauto zum Unfallgeschehen.
„Schnell, Feuerwehr, du musst die Verletzten bergen und ins Krankenhaus bringen“, rief der Fahrer.

Die Feuerwehr ließ sich nicht lange bitten, mit Krümel im Rücken. Die Verletzten wurden von ihr auf die Feuerwehrleiter gehoben und danach ins Krankenhaus transportiert.

Krümels Phantasie reichte aus, um sich vorzustellen, dass sie die Verletzten in ihren kleinen Fingern hatte.

Und wenn mal das Bein vom Fahrer im Weg war, ja dann warf Krümel mit ihren kleinen Händen die Verletzten kurzerhand über sein Bein hinweg ins Krankenhaus.

„Krümel, du musst vorsichtig sein. Das sind doch verletzte Menschen, die haben ein ‚Aua‘“, sagte der Fahrer in diesen Momenten.

Krümel schaute ihn betroffen an, nickte und das Spiel ging weiter.
Nun hatte Krümel erlebt, wie es im richtigen Leben zugeht, denn eine Person wurde in der Nacht ebenfalls ins Krankenhaus gebracht.

Aber dem Fahrer wäre es lieber, wenn sie das nur spielen würden, und es nicht ein zweites Mal passierte.
Doch auf das nächste Spiel, da freuten sich der Fahrer, Krümel und Jeepy schon jetzt.

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FEUER IN KRÜMELS HOCHHAUS

JEEPY-2021.05.14

RÜCKBLICK
Der Verkauf von Jeepy ist vom Tisch. Der Fahrer hat Jeepy als Entschuldigung eine Auto-Wäsche ‚de-luxe‘ geschenkt.
Anschließend sind sie zu Krümel gefahren, die Jeepy bei ihrer Ankunft einen Kuss auf das Heckteil gedrückt hat. 
Einführung:
Jeepy ist der kleine rote Jeep, der sprechen kann und über seine Abenteuer erzählt; darüber, was er selbst erlebt hat, was ihm sein Fahrer anvertraut hat, der auch der Opa von Krümel ist.
Manchmal erzählt Jeepy, was er mit Krümel gemeinsam. In dieser kleinen Erzählung erfährt nun Jeepy von seinem Fahrer, was im Haus von Krümel und ihrer Mutter in der vergangenen Nacht passiert ist.

„Hallo Jeepy, hier steckst du also“, sagte der Fahrer, als er nach draußen ging, in seinen Carport.

„Wo, um Himmels willen sollte ich denn sonst sein, wenn nicht in deinem Carport? Du hast mich doch hier hinein bugsiert und wie immer die ganze Nacht allein gelassen.“

„Naja, das stimmt schon. Aber du weißt, dass du auch schon versucht hast, allein zu fahren, als batteriegesteuerter Selbstlenker.“

„Fahrer, du weißt aber auch, dass ich das längst wieder aufgegeben habe, weil ich nirgends meine Batterien wieder aufladen konnte.“

„Aha, na gut. Jeepy, du glaubst nicht, was mir die Mama von Krümel heute Morgen am Telefon erzählt hat.“

„Was denn?“

„Warte mal, ich muss mir nur mal ein paar andere Schuhe anziehen und dann komme ich und setze mich zu dir.“

„Ja gut, aber beeil dich“, brummte Jeepy.

Es verging eine halbe Stunde und Jeepy wurde ungeduldig und hupte.

„Was ist denn los?“, fragte der Fahrer, der nun wieder in der Tür erschien.

„Du wolltest mir von Krümel erzählen und dir nur ein paar andere Schuhe anziehen.“

„Stimmt, aber ich musste noch schnell die Geschirrspülmaschine ausräumen.

Wenn du im Homeoffice arbeitest, dann hast du laufend etwas, was dazwischen kommt“, wollte sich der Fahrer für die Verspätung entschuldigen.

„Jetzt sag‘ doch endlich, was bei Krümel im Haus los war“, drängelte Jeepy ungeduldig.

„Also gut, jetzt stell‘ dir doch einmal vor, was Krümel in der Nacht widerfahren ist.“

„Ja, was denn?“, fragte Jeepy ungeduldig.

„Du weißt doch, dass Krümel und ich immer mit dem kleinen Feuerwehrauto spielen, dass wir es wegen seiner roten Farbe Rotschopf nennen.“

„Ja, weiß ich, denn ich müsste eigentlich auch Rotschopf heißen, weil ich ebenfalls am ganzen Körper rot bin.“

„Richtig, aber Krümel und ich, wir haben dich auf Jeepy getauft und dich zu dem Ereignis mit Wasser abgespritzt.“

„Ich kann mich erinnern. Gott sei Dank war vor drei Jahren Sommer, als ihr das getan habt.

Und was ist denn nun mit Rotschopf, der kleinen Spielzeugfeuerwehr?“, drängelte Jeepy, seinen Fahrer weiterzuerzählen.

„Krümel spielt doch so gern mit Autos. Du erinnerst dich?“

„Natürlich, dann ist ja das ganze Wohnzimmer voller kleiner Autos und keiner kann überhaupt noch richtig mit seinen Füssen auftreten, ohne nicht Gefahr zu laufen, auf eines der kleinen Spielzeuge zu treten“, stimmte Jeepy seinem Fahrer zu.

„Ganz besonders gern spielen wir mit dem kleinen Feuerwehrauto. Es hat eine kleine Drehleiter und wir können dann Menschen aus den Häusern retten, wenn es brennt, oder wir können damit Verletzte vom Unfallort weg in das Krankenhaus fahren.

Dafür haben wir ja extra einen großen Karton mit roten Kreuzen beklebt“, erzählt der Fahrer weiter. „Wir? Die Oma von Krümel hat das gemacht.“

„Ist richtig“, gab der Fahrer zu.

„Ja, und was ist nun mit Rotschopf?“, fragte ihn Jeepy weiter.

„Nichts, nur dass sein großer Bruder heute Nacht einen Einsatz hatte, in Krümels Haus.“

„Tatsächlich?“. Jeepy war echt verblüfft über diese Nachricht.

„Ja, ich habe es direkt von dem Fahrer des großen Rotschopfes erfahren.“

„Bitte erzähl‘ mir genau, was passiert ist“, flehte Jeepy seinen Fahrer an. Er war ganz aufgeregt, weil es um seine beste Freundin ging.

„Na gut. Es war so“, sagte der Fahrer.

„Krümel und ihre Mutter haben fest geschlafen. Plötzlich roch es verbrannt in der Wohnung.

Der Geruch war durch die Balkontür in das Wohnzimmer eingedrungen. Krümels Mutter ist hochgeschreckt und hat die Balkontür aufgemacht.

Da sah sie zwei Balkone weiter unten, wie ein Mann verzweifelt mit einer Decke versuchte, einen Brand zu löschen.

Der Tisch und die Stühle aus Plastik standen bereits lichterloh in Flammen und schwarze Rauchwolken stiegen nach oben und verdeckten die Sicht.

Krümels Mutter stürzte vom Balkon in die Wohnung zurück und wählte sofort die Nummer der Feuerwehr. Sie weckte danach Krümel auf.

Die schaute ihre Mutter mit verschlafenen Augen an.

‚Komm, Krümel, wir müssen schnell nach draußen gehen, an die frische Luft.

„Nach draußen, an die Luft?‘, fragte Krümel ihre Mutter erstaunt mit leiser Stimme.

‚Ja‘, antwortete Krümels Mutter nur, zog sie schnell an und setzte sie in den Kinderwagen.

Als sie im Hausflur waren, da klingelte Krümels Mutter noch schnell bei den Nachbarn.

‚Was ist?‘, fragte sie der eine Nachbar und rieb sich seine verschlafenen Augen, als er Krümel und seine Mutter sah.

‚Schnell, sie müssen raus aus der Wohnung. Zwei Stockwerke weiter unten brennt es und es haben sich Rauchgase entwickelt.‘

‚Ist gut, sagte der Nachbar und schaute Krümels Mutter dankbar an, dass sie ihn gewarnt hatte.

Als Krümel und mit ihrer Mutter unten stand, da dauerte es nicht lange, bis der große Rotschopf, der Freund von unserem kleinen Rotschopf angebraust kam. Mit ‚tatü tata‘ und Blaulicht.

‚Das ist ja Rotschopf‘, rief Krümel aufgeregt und schaute wie gebannt auf die Feuerwehrleute, die eine große Drehleiter zum Balkon hochfuhren und zusätzlich Wasserschläuche ausrollten.

Es ging alles sehr schnell und das Feuer war gelöscht.

Gott sei Dank gab es keine Verletzten. Alles war gut gegangen.“

„Und Krümel?“, fragte Jeppy ganz besorgt den Fahrer.

„Die war natürlich noch lange wach und hat Spiki, ihren Feuerdrachen aus Stoff geholt.“

„Was wollte sie mit ihm?“, fragte Jeepy.

„Sie hat zu ihm gesagt: ‚Spiki, du musst sehr vorsichtig sein, wenn du Feuer aus deinem Rachen speien willst. Ja? Und geh‘ nicht auf den Balkon. Das darfst du nicht allein, das ist zu gefährlich. Wir wollen den kleinen Rotschopf ab jetzt immer lieb‘ haben, und ihn nicht mehr durch das Wohnzimmer werfen, wenn ich mit Opa spiele.“

„Das hat sie gesagt?“, fragte Jeepy seinen Fahrer.

Der nickte und schmunzelte dabei.

„Ich bin stolz auf Krümel und ihre Mama,  die so gut reagiert haben“, sagte er noch.

„Oh ja, und ich erst!“, sagte Jeepy und freute sich darauf, Krümel bald wiederzusehen, damit sie ihm von der Drehleiter der großen Feuerwehr selbst erzählen konnte.

 

 

 

NORDIC WALKING AM LIEPNITZSEE

2021.05.11

Ich bin am Montag kurz nach vier Uhr aufgestanden, obwohl Klara ihren Homeoffice-Tag hatte und ich getrost eine Stunde hätte länger schlafen können.

„Ich laufe Morgen früh“, habe ich Klara noch am Tag zuvor gesagt.
„Dann sei aber leise, poltere nicht herum, fluche nicht, wenn du deine Zehen mal wieder irgendwo stößt und vor allem, mach kein Licht an.“

„Gut“, habe ich widerwillig gebrummt.
Der Wecker war zwar auf halb fünf Uhr gestellt, aber ich war schon früher wach. Mir wurde schlagartig bewusst, dass das Wochenende endgültig vorbei war und ich keine Chance hatte, liegenzubleiben. Zumindest nicht, wenn ich meine mir selbst auferlegten Versprechen einhalten wollte.

Ich gab mir einen Ruck, schnellte aus dem Bett hoch und schlurfte, so leise ich konnte, in Richtung Flur.

Ich zog die Schlafzimmertür hinter mir zu. Dann ging alles sehr schnell. Ich kochte mir einen Tee, nachdem ich meine Sportsachen angezogen hatte. Zwanzig Minuten später war ich auf dem Parkplatz am Liepnitzsee.

Dort stand ein Wohnmobil, ein alter klappriger Mercedes-Wohnwagen. Ich versuchte meine Autotüren leise zuzuklappen, um die Leute, die vermutlich im Inneren des Campingautos schliefen, nicht aufzuwecken.

Ich stapfte in Richtung See, im Grunde ziemlich lustlos am Anfang.
Die Bäume waren noch grüner geworden und der Wald schien dadurch dichter geworden zu sein.

Liepnitzsee

Unten am Wasser angekommen, machte ich an der Holzbank halt, schnallte meine Stöcke ab und schoss zwei Fotos vom See am frühen Morgen.

Hinter mir klapperte es. Ich erschrak und drehte mich schnell um. Das Geräusch kam von einer Frau, die gerade mit dem Fahrrad angekommen sein musste und in den Papierkörben die hingeschmissenen Flaschen herausangelte.

Schließlich schwang sie sich auf ihr Fahrrad und bewegte sich von dannen. Ich setzte mich auf die Holzbank und schaute für einen Moment auf den See.

Die Vögel waren laut, ab und zu hörte man Enten, die im Wasser schnatternd vorbeischwammen.

‚Du kannst hier unten Philosoph werden‘, dachte ich bei mir, während ich die Stille und die frische Luft einsaugte.

Im Grunde genommen unterbrach ich ungern meinen Lauf, und ich setzte mich normalerweise schon gar nicht bereits nach dreißig Minuten hin.

Aber es war es wert, aufs Wasser zu schauen, die leicht kräuselnde Oberfläche zu betrachten und zu sehen, wie sich am anderen Ende des Sees ein roter Feuerball allmählich über die Wolken erhob.

Ich stand auf, schnallte die Stöcke wieder um die Hände und lief zurück.
Zu Beginn des Laufes denke ich oft, wie ich das eigentlich durchhalten soll, mich eine ganze Stunde hintereinander durch den Wald zu quälen .

Doch wenn du dich erst einmal bewegt hast, ein Bein vor das andere setzt, dann läuft es fast automatisch.

Ich teile mir die Strecke in kleine Etappen, lege auf dem Rückweg kleinere Spurts ein und vergesse so, dass es eine ganze Stunde ist, die ich durchhalten muss.

Endlich, ich war wieder auf dem Parkplatz angekommen. Im Wohnmobil nebenan regte sich immer noch nichts.

Zuhause wartete Klara auf mich.

„Na, wie war’s?“.
„Gut“. Klara merkte mir an, dass ich mit dem Morgensport zufrieden war.

 

 

 

 

ICH BIN KEIN MONTAGSMANN

2021.05.10  – ALLTÄGLICHES

Montags ist es dunkler, grauer, liebloser, grausamer. Nicht unbedingt in der Wirklichkeit, aber im Herzen, im Gefühl, Kopf.

Ich weiß nicht, woher das kommt, aber ich weiß, dass es vielen Menschen so geht, wie es mir geht, wenn ich montags aufwache und mir klar wird, dass es tatsächlich der schreckliche Montag ist.

Vielleicht rührt es daher, dass ich samstags und sonntags ohne Struktur durch die Gegend laufe, herumliege auf der Couch, unendlich viele Serien sehe, mehr esse, länger schlafe, weniger Sport treibe.

Deshalb will ich das möglicherweise montags alles wieder ins Lot bringen und bin schon erschlagen, wenn ich nur daran denke. Aber es ist vor allem die innere Gewohnheit, die ich wieder umstellen muss.

Das fängt damit an, dass es zum Wochenbeginn wieder sehr früh beginnt, dass ich mich aus dem Bett hieven muss.
Ich versuche nicht daran zu denken, sondern einfach schnell aufzustehen, schneller die Handgriffe zu erledigen, als ich es überhaupt rational realisieren kann.

Und dann kommt es noch dicker. Ich bin schon gegen halb sechs unten am See und fummle mir die Schlaufen von den Nordic Walking – Stöcken um die Hand.
Anschließend kommt ein Stück vom Sonntag zurück – mental jedenfalls.

Es ist am See ruhig, so als würde über das Wasser die Botschaft getragen: ‚Ganz ruhig, mein Dicker. Es passiert dir doch nichts. Genieß‘ einfach die frische Luft, freue dich auf den Tag, auf das, was dich erwartet.‘


Bin ich zurück, nach einer Stunde, dann sie die Welt für mich schon freundlicher, gelöster aus.

Ich versuche die beginnende Energie in mir zu nutzen und setze mich sofort an den Schreibtisch, bereite meine Arbeiten vor und rufe auch schnell Kunden an.

Dann höre ich, dass die ja auch schon längst arbeiten, gar nicht die Zeit hatten, so wie ich, nämlich noch einen ‚Sonntagsspaziergang‘ am See nachzuholen, und das ironischerweise am Montagmorgen.

Nein, die meisten können gar keinen Gedanken darauf verschwenden, weil ihr Schreibtisch überquillt, der Computer voll ist mit E-Mails von Menschen, die irgendetwas wollen. Und obendrein rufe ich sie dann noch an.

‚Eigentlich hast du es gar nicht so schlecht für jemanden, der den ersten Tag in der Woche nicht mag‘, denke ich in dem Moment.

Der Montag ist nun bei mir nun doch angekommen, im Kopf und im Herzen.