Archiv der Kategorie: UWE MÜLLER ERZÄHLT

Der Autor erzählt über den Alltag – in Form von Essays, Kolumnen, Interviews, Geschichten.

SCHREIB – ALLTAG (3)

WIEVIEL EIGENE SCHWÄCHE SOLL ICH PREISGEBEN?

Ich schreibe über den Alltag so, wie ich ihn erlebe, ihn persönlich wahrnehme.

Das kann ich am besten, indem ich aus der Ich-Perspektive erzähle.
Ich schreibe dabei nicht nur über dritte Personen, nein, ich schließe mich in diese Erzählungen mit als Person ein, schreibe also auch über mich selbst.

Doch wer schreibt schon gern über seine eigenen Schwächen? Wohl kaum jemand.
Trotzdem glaube ich, dass es richtig ist, dem Leser nicht irgendetwas zu suggerieren, was im realen Leben, im Alltagsgeschehen auch nicht so stattfindet.

Klar: Wenn ich eine Alltagsgeschichte über Protagonisten schreibe, die ich selbst erschaffen habe, so ist das noch wieder etwas Anderes. Da kann ich übertreiben, weglassen und den Figuren bestimmte Stärken andichten.

Wenn ich aber über mich selbst schreibe, dann fühle ich mich am wohlsten, wenn ich sehr nahe an der Realität bin.
Ich fahre zum Beispiel tatsächlich ins Fitnessstudio und trainiere dort, um meinen Bauch wegzubekommen, das Gewicht zu reduzieren und ich mache meine Anstrengungen wiederum zunichte, weil ich manchmal am Wochenende über die Stränge schlage, konkreter: mir den Bauch voll haue.

Soll ich das weg lassen? Könnte ich.
Aber ich glaube fest daran, dass es authentischer ist, wenn ich die ganze Wahrheit schreibe. Das heißt nicht, dass ich alles schreibe. Nein, das nicht.

Was ich sagen will: Meine Schreibkraft oder besser, meine Schreiblust beruht entscheidend darauf, dass ich mich selbst mit meinen Schwächen ‚auf den Arm‘ nehmen kann.

JEEPY (29)

ENDLICH, DIE SCHATZSUCHE BEGINNT

Die Kinder und Erwachsenen treffen sich auf dem Parkplatz in der Schorfheide.
Von da aus geht es direkt in den Wald, zwischen die Kiefern, vereinzelte Birken und Buchen.
Der Waldboden ist übersät mit Wurzeln, Kienäpfeln, Laub aus dem vergangenen Herbst.
„Passt auf, dass ihr nicht stolpert“, sagt der Fahrer gleich zu Beginn.
Alle sind aufgeregt, auch die Erwachsenen. Sie plappern durcheinander.
„Bitte mal alle herhören“, ruft da der Fahrer.
„Die Teilnehmer an der Schatzsuche teilen sich in zwei Gruppen auf:

Zur ersten Gruppe gehören Jeepy, ich als sein Fahrer und die Kinder Ameli, Jana, Denny, Darian, Otto und Dietmar, der Vater von Ameli.

In die zweite Gruppe gehören Fiatine, der Verkäufer und die Kinder Lina, Lou, Dimitri, Peter und eine Mutter, Margarete. Ihr müsst jetzt direkt durch den Wald laufen.“

Und weiter erläutert der Verkäufer: „Fiatine, du stehst an der ersten Station und stellst deine beiden Fragen, die du dir ausgedacht hast. Der Gewinner bekommt einen kleinen Preis. In Ordnung?“
„Ja“, rufen da alle.

„Dann geht es jetzt los, viel Spaß beim Suchen nach der Schatzkiste. Schaut auf die Karten, die beide Gruppen haben und orientiert euch an den Pfeilen und Bändern an den Bäumen, an denen ihr vorbeikommt“, erläutert noch der Fahrer.

Die beiden Gruppen sind losgelaufen. Jeppy ist zu seiner Station gefahren und Fiatine auch. Es sind die wichtigsten Abschnitte, die jeweils eine Gruppe passieren muss.

An der ersten Station steht Fiatine und wartet aufgeregt auf die Gruppe. Plötzlich hört sie Stimmen und da kommen die Kinder und Dietmar auch schon zwischen den Bäumen hervor.

„War es leicht, mich zu finden?“, fragt Fiatine.

„Naja, ich weiß ja nicht, wer die Karte gemalt hat, aber derjenige hat wohl nicht viel mit dem Zeichnen und der Geographie am Hut“, sagt da Dietmar.

„Das war der Fahrer von Jeepy“, antwortet Fiatine.

„Na der kann froh sein, dass er ein Navigationsgerät im Auto hat. Müsste der nach seiner Karte fahren, würde Jeepy nie am Ziel ankommen“, ergänzt Dietmar.

Der Verkäufer stand ruhig und schmunzelte vor sich hin.

‚Der Verkäufer hätte mal was dagegen sagen können‘,  denkt Fiatine. Sie findet, dass Dietmar nur meckert. Beim Kartenzeichnen war der jedenfalls nicht dabei.

Aber laut sagt sie: „Kinder, lieber Dietmar, ich stelle euch jetzt zwei Fragen. Wenn ihr sie richtig beantwortet, bekommt ihr schöne Preise.“

Fiatine schaute in die Runde, in die erwartungsvollen Gesichter.

„Also, es geht los: Welcher Baum kommt am häufigsten in Brandenburg vor?

A)Die Birke oder B)die Eiche oder C) die Kiefer?“

Die Finger der Kinder schnellen in die Höhe.

„Das ist die Kiefer“, sagt Ameli, die als erste den Arm gehoben hat.

„Och, das war ja ‚piepeleicht‘“, sagt da Denny aus der Gruppe.

„Richtig. Achtung, jetzt kommt die zweite Frage: Welche ist die zweithäufigste Baumart in Brandenburg?

A) Die Birke oder B) die Buche oder C) Die Eiche?“, fragt Fiatine.

„Das ist wohl eine Frage für mich“, sagt Dietmar.

„Und welche Antwort ist deiner Meinung nach die richtige?“, hakt Fiatine nach.

„Ich denke A, die Birke.“

„Falsch, falsch“, rufen da die Kinder.

„Denny, was meinst du?“, fragt Fiatine.

„Na die Eiche ist richtig. Das weiß ich von meinem Großvater, der ist Jäger“, sagt Denny stolz.

„Prima, das ist richtig“, sagt Fiatine und überreicht ihm ein Päckchen mit Malstiften.

Und an Dietmar gewandt: „Du würdest wohl keine Jägerprüfung bestehen, mit deinen Kenntnissen. Das hätte der Fahrer von Jeepy aber gewusst.“ Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Dietmar schwieg betreten.

„Für euch noch zur Erläuterung, Dietmar und liebe Kinder: Die Eiche kommt auf einem Waldgebiet von insgesamt 70.000 Hektar vor, gefolgt von der Buche auf ca. 34.600 Hektar.“

Sie hatte sich gut auf das Rätsel vorbereitet und einiges über den Baumbestand in Brandenburg und insbesondere in der Schorfheide gelesen.

Während sich die Gruppe wieder auf den Weg macht, sind auf der anderen Station die Kinder um den Fahrer und Margarete angekommen.

Jeppy erwartete sie schon.

„So, passt gut“, sagt Jeepy, holt tief Luft und stellt seine Fragen:

„Wie viel Waldeigentümer gibt es in Brandenburg?

A) 100.000 oder B) 1000 oder C) 100?“

Lina hebt die Hand.

„Lina, was meinst du?“, fragt Jeepy sie.

„Vielleicht 100?“

„Nein, das ist falsch.“

„1000″, sagt da Dimitri.

„Nein, es sind 100.000 Waldeigentümer“, klärt Jeepy die Gruppe auf.

„Och, so viele“, staunen die Kinder.

„Ja, das hatte ich vorher auch nicht gewußt, wenn der Fahrer es mir nicht gesagt hätte und der hat es vorher gegoogelt“, erklärt Jeepy.

Die Kinder nicken und finden es gut, dass Jeepy so ehrlich ist.

„Und nun zu der zweiten Frage: Was glaubt ihr, wie viel Prozent der gesamten Waldfläche den privaten Waldeigentümern gehört:

  1. A) 61% oder B) 20 % oder C) 10 %?“

„Wahrscheinlich gehört den Waldeigentümern der größte Anteil, also A“, sagt Margarete.

„Richtig“, stimmt Jeepy zu.

„61% gehören privaten Eigentümern, 26% dem Land Brandenburg, 7 % kommunalen Einrichtungen und 6 % dem Bund“, liest Jeepy vom Zettel ab.

„Und hier sind eure Preise“, ruft Jeepy.

Es gibt ein kleines Planschbecken, einen Wasserball und kleine Früchtekörbe für unterwegs.

Die Kinder sind begeistert und ziehen weiter.

Fast gleichzeitig kommen die beiden Gruppen an der Stelle an, an der die Schatzkiste vergraben sein muss.

„Schaut mal in die Nähe der beiden Holzbänke“, raunt jetzt Jeepy den Kindern zu.

Die suchen fleißig weiter.

Da ruft Darian: „Hier ist eine weiche Stelle. So als ob jemand ein Loch ausgehoben hat und ein Deckel darauf liegt.“

Die Kinder und die Erwachsenen kommen schnell zu der Stelle.

Der Fahrer und der Verkäufer schauen sich an und schmunzeln.

„Na dann macht doch einfach mal den Sand weg“, sagt der Verkäufer.

Eifrig beginnen die Kinder mit den Händen den Sand wegzuwischen. Sie nehmen die Holzplatte weg und entdecken die Kiste.

„Hier ist sie!“, rufen sie aufgeregt.

„Wartet, wir heben sie aus dem Loch“, sagt der Fahrer.

Und da stand sie nun, die Kiste.

„Wir haben ein letztes Rätsel. Wir verbinden einem Kind die Augen und es muss erraten, was es gerade isst. Wenn es richtig ist, darf diejenige oder derjenige die Kiste öffnen. Wer möchte das?“

„Ich, ich auch“, rufen da alle Kinder.

„Gut, wer hat heute noch nicht mitgeraten?“, fragt der Fahrer.

„Ich“, sagt Otto. „Ich habe auch noch nichts erraten“, ruft Jana.

„Gut, Jana, dann binden wir die Augen zu. Und du musst erraten, welches Obst du gerade schmeckst.“

„Gut“, sagt Jana.

Der Fahrer nimmt eine Kiwi aus dem Korb, schält sie schnell ab und gibt sie Jana.

„Das ist eine Kiwi“, ruft Jana sofort.

„Donnerwetter, das ging ja schnell“, sagt da der Fahrer. Er hätte nicht gedacht, dass Jana so schnell das Rätsel löst.

„So, Jana, dann mach den Deckel auf.“

„Jana hebt den Deckel an und zum Vorschein kommen die Goldstücke. Sie glitzern in der Sonne.“

„Oh, das ist ja wie ein richtiger Schatz“, rufen die Kinder.

„Ja, und in Wirklichkeit ist es Schokolade, die ihr essen könnt.“

„Au ja“, freuen sich die Kinder.

„Aber bitte nicht alles auf einmal“, sagt der Fahrer, während er und der Verkäufer die Goldtaler verteilen.

„Zum Abschluss lade ich euch alle zum Grillen in den Wildpark ein“, sagt noch der Fahrer.

Alle sind begeistert und streben dem Eingang zum Wildpark zu.

„War das nun ein richtiges Abenteuer?“, fragt der Fahrer den Verkäufer.

„Naja, vielleicht kein richtiges Abenteuer, aber ein Tag mit viel Spaß und ein bisschen hinzugelernt haben wir auch alle.“

Der Fahrer nickt zufrieden.

ANNA IST DEMENT (34)

WIR WAREN SCHÖN EIS ESSEN – IM BALTIC – HOTEL

 

„Wie war es beim Arzt, Mutti?“, fragt Klara abends Anna.
Klara wusste, dass Anna einen Arzttermin um 17.00 Uhr hatte.
Lukas war mit ihr zusammen dort gewesen.

„Welcher Arzt?“, fragte Anna erstaunt.
„Du warst doch heute in der Praxis, gemeinsam mit Lukas.“

„Mit Lukas? Was will der denn dort?“
„Mutti, er hat dich begleitet, damit alles klar geht.“
„Stimmt!“, sagte sie jetzt.

„Und weißt du, wir waren hinterher schön Eis essen“,  setzte Anna hinzu.

„Ach, das ist ja wunderbar. Wo seid ihr denn gewesen?“, hakte Klara nach.

Am Telefon entstand eine Pause. Klara spürte körperlich, wie es in Anna arbeitete.

„Ja, im Baltic-Hotel“, bekam sie schließlich heraus.
„Im Baltic-Hotel?“, fragte Klara verwundert.

„Ja. Es hat so gut geschmeckt“, schwärmte Anna.
Klara verabschiedete sich von Anna und rief Lukas an.

„Wie war’s denn im Baltic-Hotel?“, fragte Klara Lukas.
„Im Baltic-Hotel? Wie kommst du darauf?“, fragte Lukas.

„Mutti hat das gesagt.“
„Quatsch, wir waren beim Arzt, sind anschließend im Stralsunder Hafen gewesen und danach waren wir bei mir auf dem Hof. Ich habe ein Eis am Stiel ausgegeben“, sagte Lukas.

Er holte tief Luft und sagte: „Du, Mutti wusste nicht einmal mehr, dass wir im Stralsunder Hafen waren.“

„Wirklich nicht?“, fragte Klara.
„Wirklich nicht.“

„Naja, du hast ihr jedenfalls einen wunderschönen Tag bereitet, denn sie hat richtig gute Laune. Wir können das andere nicht ändern. Wir können es nur so akzeptieren, wie es ist. Und ihr wenigstens ein paar schöne Stunden bereiten“, sagte Klara zu Lukas.

„Das stimmt“, seufzte der. Es fiel ihm schwer, den geistigen Verfall von Anna zu begreifen, seiner Mutter, die sich veränderte, allmählich, unaufhaltsam.

JEEPY (28)

DIE LETZTEN VORBEREITUNGEN FÜR DIE SCHNITZELJAGD

Jeepy, Fiatine, der Fahrer und der Verkäufer saßen zusammen, um die noch offenen Fragen für die Schnitzeljagd zu klären. Sie sollte morgen beginnen.

„Anders als es bei anderen Schnitzeljagden der Fall ist, müssen wir bei der Schatzsuche im Wald wenig vorbereiten“, sagte der Fahrer von Jeepy.

„Was wollen wir denn noch alles machen, bevor es losgeht?“, fragte Jeepy ungeduldig. Er konnte es kaum noch erwarten, bis es tatsächlich so weit war.

„Wir müssen vor allem klären, wie du und Fiatine überhaupt teilnehmen können“, sagte der Verkäufer.
„Wie meinst du das?“, fragten da Jeepy und Fiatine wie aus der Pistole geschossen.

„Naja, ihr könnt schließlich nicht als Autos durch den Wald fahren. Ihr kommt ja gar nicht durch die Bäume durch“, antwortete der Verkäufer.

„Ich kann auf zwei Rädern, halbschräg, durch die Bäume schweben“, meinte Fiatine.
„Was du kannst, das kann ich auch“, sagte Jeepy.
„Ich kann auf beiden Hinterrädern rollen und durch den Wald fahren“, sagte Jeepy.
„Dann siehst du ja wie ein Zirkuspferd aus, das vom Dompteur dressiert wird“, kicherte Fiatine.
„Alberne Tute“, brummte Jeepy zurück.

Jetzt schaltete sich der Fahrer ein: „Was haltet ihr davon, wenn ihr auf den Hauptwegen zu den Punkten fahrt, auf denen die Kinder beim Suchen nach der Kiste eine Pause machen und ihr Fragen vorbereitet habt, die ihr den Kindern stellt und zur Belohnung für richtige Antworten bekommen diese kleine Preise ?“

„Cool“, riefen Jeepy und Fiatine gleichzeitig.
Und an den Verkäufer gewandt, fragte der Fahrer: „Was brauchen wir noch?“

„Zunächst sollten alle Kinder festes Schuhwerk anhaben und nicht etwa in Sandalen oder Latschen kommen.“

„Was noch?“, fragte der Fahrer.
„Wir sollten uns Kreppband besorgen oder Flatterband, damit wir die Spur zur Schatzkiste richtig legen“, sagte der Verkäufer.

„Genau und wir brauchen Kreide, damit wir die Richtungen für die Kinder und Erwachsenen anzeigen können. Die sollte wasserlöslich sein“, ergänzte der Fahrer.

„Fällt euch noch was ein?“, wandte sich der Fahrer an Jeepy und Fiatine.

Fiatine meldete sich: „Wir brauchen Hefte und Stifte, die wir an die Kinder verteilen können, wenn sie die Rätsel lösen.“

„Ja, und wir sollten Tüten mitnehmen“, sagte Jeepy.
„Wozu das?“, fragte der Verkäufer.

„Damit wir unseren Müll einsammeln können und fremden Müll auch, den wir finden, während wir auf der Suche nach der Schatzkiste sind.“

„Sehr guter Vorschlag, Jeepy“, sagte der Fahrer.
Jeepys rote Farbe strahlte nun noch mehr, als es ohnehin schon in der Sonne blinkte.

„Ich habe auch noch eine Idee“, sagte der Verkäufer.
„Welche?“, fragten alle neugierig.

Was haltet ihr davon, wenn wir eine Rateaufgabe machen, wo die Kinder Gegenstände ertasten müssen, zum Beispiel Buntstifte, einen Bleistiftanspitzer, Radiergummi, Schulhefte, Murmeln? Die dürfen sie behalten, wenn sie richtig raten.“

„Prima“, rief Fiatine.
„Gut, dann nehmen wir das auch noch in den Plan mit auf“, sagte der Fahrer.

Anschließend fuhren alle noch raus in die Schorfheide, um die Spuren zu legen und die Schatzkiste zu verstecken.
Sie malten mit Kreide Pfeile an die Bäume, befestigten Luftschlangen in den Zweigen und legten Stöcke in Richtung der Schatzkiste.

Die Schatzkiste selbst vergruben sie unmittelbar vor dem Eingang zum Wildpark Schorfheide.

JEEPY (27)

DIE SCHATZKISTE IN STRALSUND

Jeepy und Fiatine waren aufgeregt. Es ging zu Lukas nach Stralsund. Der hatte eine alte und morsche Kiste, die der Fahrer zur Schatzkiste umbauen wollte.

Jeepy und Fiatine hätten zwar durch das update allein fahren können, also ohne den Fahrer und den Verkäufer, aber die wollten beide auch mit.

Und so ging es morgens um 05.00 Uhr los.
Jeepy fuhr vorneweg. Auf den hinteren Sitzen war Krümel, die fröhlich vor sich hin erzählte. Neben ihr passte die Frau des Fahrers auf sie auf.

Fiatine düste hinter Jeepy hinterher, mit dem Verkäufer am Steuer.
„Man, warum muss Fiatine so dicht auffahren. Die kann nicht anders, als sich wieder in den Vordergrund zu drängen“, sagte Jeepy zum Fahrer.

„Jetzt bleib‘ mal ganz friedlich. Wenn es dem Verkäufer und Fiatine zu langsam geht, dann sollen sie uns doch überholen“, antwortete der Fahrer.

„Ja, aber immer diese freche Fiatine, die überall auffallen muss. Jetzt will sie auch noch vor mir fahren“, sagte Jeepy leicht eingeschnappt.
„Au wi ju do“, brabbelte Krümel fröhlich.

„Siehst du, lieber Fahrer, Krümel gibt mir recht“, sagte nun Jeepy.
„Au wi ju do heißt einfach nur, dass wir singen sollen, anstellen hier nur zu nörgeln“, meinte der Fahrer.

„Auf der Reeperbahn, nachts um halb eins“, fing der Fahrer auch gleich an zu singen.

„Das kannst du doch jetzt nicht bringen“, sagte die Frau des Fahrers.
„Warum nicht?“, fragte der Fahrer.

„Weil es kein Kinderlied ist“, antwortete sie.
„Jeepy klein, fährt allein, in die weite Welt hinein, Stock und Hut, alles wird mit der Schatzkiste gut“, trällerte da der Fahrer.

„Au wi ju do“, quietschte Krümel auf der Hinterbank.
„Siehst du, Krümel gefällt mein Lied“, sagte der Fahrer.
Plötzlich ertönte hinten ein Lied:

„Ich heiße Fiatine, ich bin die flotte Biene. Ich flitze über die Piste und bald, ja da haben wir die Kiste. Wir füllen sie mit Gold und dann ist das Glück uns hold“, sang sie weiter.

Der Fahrer bog auf den nächsten Parkplatz ab.
Alle stiegen aus, vertraten sich die Beine oder die Reifen, und weiter ging‘s.

Sie waren am frühen Vormittag in Stralsund angekommen.
Auf dem Hof von Lukas roch es nach geräuchertem Fisch.
„Oh, das duftet ja so gut hier“, sagte die Frau des Fahrers zu Lukas.
„Hm“, brummte der nur. Er sprach nicht mehr, als es unbedingt nötig war.

„Wo ist denn die Kiste?“, fragte der Fahrer.
„Die steht hier schon.“ Lukas zeigte auf eine Holzkiste, die sich auf dem Tisch im Garten befand. Sie war ziemlich alt. Aber das machte sie so perfekt für die Schatzsuche.

Lukas hatte oben auf noch einen Deckel mit Scharnieren befestigt und vorn ein Schloss angebracht.
„Mach‘ mal auf“, sagt jetzt Lukas zum Verkäufer.

„Wow“, rief der aus.

„Was ist da drin? Ich will es sehen“, rief Jeepy.
„Ich auch!“ Fiatine zwängte sich zwischen die anderen und rollte vor Aufregung dem Verkäufer über die Füsse.

„Au wi ju do“, ertönte Krümels fröhlicher Kauderwelsch. Sie ging an der Hand der Frau des Fahrers und wollte auch sehen, was in der Kiste noch war.

Lukas hatte dort einen Haufen Goldtaler hineingelegt.
Das war Schokolade in kreisrunder Form, eingewickelt in geprägter Goldfolie.

Es sah aus, als wäre die Kiste tatsächlich angefüllt mit purem Gold.
„Wo hast du die her?“, fragte jetzt der Fahrer Lukas.

„Ach, ganz in der Nähe betreibt ein Freund einen online-shop, der für genau solche Abenteuer die richtigen Utensilien liefert“, antwortete Lukas.

Neben der Kiste lagen noch für jeden der Kinder kleine Wundertüten, in denen Malbücher, Stifte und weitere Süßigkeiten waren.

„Das könnt ihr auch noch mitnehmen“, sagte Lukas.
Der Fahrer, seine Frau, der Verkäufer, Jeepy und Fiatine bedankten sich bei Lukas und Krümel murmelte zufrieden ihr „au wi ju do“ wie zur Bestätigung vor sich hin.

Alle begaben sich auf die Rückreise.
Die Schatzsuche konnte beginnen.

ANNA IST DEMENT (33)

UND WIEDER DIE BLÖDE SPRITZENKISTE

Samstag, 22.00 Uhr. Das Handy klingelte.
Lukas hatte Freunde eingeladen. Er hatte den Grill angeschmissen, es lief leise Musik und die Gäste unterhielten sich angeregt. Die Stimmung war gut, das Wetter auch. Der Abend konnte nur noch besser werden.

Bis dahin jedenfalls.
„Ja bitte“, sagte Lukas. Er hatte nicht auf sein Display geschaut und vermutete, dass es Urlauber waren, die Fragen zu ihrer Ferienwohnung hatten.

„Ja, ich bin’s“, sagte eine leise Stimme.
Lukas erkannte sofort seine Mutter und merkte, dass es etwas nicht in Ordnung war, wieder mal.

„Weißt du, kannst du mir nicht mal die Kiste mit den Spritzen öffnen?“, fragte Anna ihn.

„Warum soll ich die Kiste öffnen, Mutti?“, fragte Lukas sie.
„Na, ich muss mich doch morgen früh spritzen“, antwortete Anna, nun schon mit einem lauteren, fast bösen Unterton.

Lukas hatte die Kiste im Baumarkt selbst gekauft, sie noch weiter verstärkt und ein dickes Schloss davor gehängt. Anna verstand nicht, dass die Schwestern vom Pflegedienst jeden Tag dreimal bei ihr vorbeikamen und sie spritzten. Sie vergaß es einfach.

„Mutti, das macht doch der Pflegedienst. Der kommt morgen gegen 07.30 Uhr“, sagte jetzt Lukas.
„Welcher Pflegedienst? Hier ist noch nie einer gekommen“, antwortete Anna störrisch.

Schließlich gelang es Lukas, seine Mutter davon zu überzeugen, die Finger von der Kiste zu lassen und auf die Schwestern am nächsten Tag zu warten.

Er hatte das Telefonat mit Anna beendet. Es war ja alles gut gegangen. Aber Lukas kochte innerlich.

Er konnte sich nicht damit abfinden, dass seine Mutter geistig so verfiel. Von Tag zu Tag mehr.

Der Abend war für ihn gelaufen.
„Du weißt doch, wie deine Mutter ist und wie du darauf reagieren musst“, versuchten ihn seine Freunde nun ihn aufzumuntern.

Ja, er wusste alles. Dass er sich nicht innerlich aufregen sollte, keine Eskalationen zulassen durfte. Er wusste es von Klara, von den Mitarbeiterinnen des Pflegedienstes.

Es war alles klar. Nur eine Sache konnte ihm keiner erklären: Wie er eine innere Distanz hinbekam zu seiner Mutter. Er konnte es nicht und er wollte es nicht. Der Abend war irgendwie gelaufen.

JEEPY (26)

LUKAS HAT EINE MORSCHE KISTE

WAS BISHER WAR:
Fahrer und Verkäufer haben viel Zeit damit vertan, sich gegenseitig zu ärgern. Nun wollen sie beraten, woher sie eine Schatzkiste bekommen.  

„Ich würde am liebsten einen einfachen Pappkarton nehmen, ihn bekleben und bemalen. Später würde ich den dann für meine vielen Texte zum Aufbewahren von Texten nutzen“, sagte der Fahrer.

„Das könnte dir so passen“, schnaubte die Frau des Fahrers.
„Kannst du nicht einmal deine blöde Schreiberei aus dem Spiel lassen?“

„Ja, finde ich auch“, pflichtete der Verkäufer der Frau des Fahrers bei. Dann fiel dem Fahrer ein, dass er in Stralsund bei Lukas eine ziemlich große Kiste gesehen hatte.

„Ich habe eine tolle Idee“, sagte der Fahrer.
„Welche?“, fragte der Verkäufer.

„Lukas, mein Schwager ist Manager von Ferienwohnungen in Stralsund“, sagte der Fahrer großspurig.

„Manager? Meinst du Facility Manager?“, hakte der Verkäufer nach.
„Facility Manager“, äffte der Fahrer den Verkäufer nach.
„Der ist Hausmeister und organisiert alles, macht die Wohnungen sauber und so“, erklärte nun der Fahrer.

„Sag doch gleich, was Sache ist“, meinte der Verkäufer.
„Also gut, jedenfalls weiß ich, dass die Leute ihm viel andrehen, weil sie es selbst loswerden wollen.

Und so ist seine Garage vollgestopft mit Dingen, die oft keinen Wert mehr besitzen, aber Lukas hebt sie trotzdem auf. Man kann ja nie wissen, meint er immer.“

„Und was ist denn nun unter diesen Sachen, ein Goldklumpen für unsere Schatzkiste?“, fragte der Verkäufer ungeduldig.

„Nein, das nicht gerade, aber er hat in der Ecke eine verstaubte alte Kiste stehen. Sie ist schon ein wenig morsch und keiner würde die sich überhaupt noch irgendwo hinstellen. Aber bei ihm steht sie und fristet ihr Dasein“, erklärte der Fahrer.

Der Verkäufer traute dem Ganzen nicht. Wahrscheinlich war das Holz vermodert und fiel beinahe auseinander.

„Was willst du mit so einem morschen Ding“, fragte er den Fahrer.
„Denk doch mal nach, die sieht schon so aus, als hätte sie ein paar Jahre in der Erde gelegen, verbuddelt und vergessen. Außerdem hat sie seinen Deckel, zwei Henkel an der Seite und sogar alte Beschläge sind darauf. Vorn kann sogar ein kleines Schloss angebracht werden.“

„Klingt gut“, sagte der Verkäufer.
„Wer holt sie ab?“, fragte er weiter.
„Das machen wir. Ich fahr mit Jeepy da hoch“, sagte der Fahrer.
„Ich komm‘ mit“, meldete sich nun seine Frau.

„Ach bitte, nehmt mich auch mit. Ich war noch nie an der Ostsee“, rief nun Fiatine, die inzwischen eingetroffen war und sich still in eine Ecke verdrückt hatte, um ja zuzuhören und ja nichts zu verpassen.
„Meinetwegen“, meinte der Verkäufer.

„Wenn du dir unbedingt nasse Füsse am Wasser holen willst.“

JEEPY (27)
Der Fahrer, seine Frau, Fiatine und Krümel fahren nach Stralsund und holen die morsche Kiste ab.

JEEPY (25)

DAS MOTTO DER SCHATZSUCHE
WAS BISHER WAR:
Der Verkäufer versucht dem Fahrer von Jeepy einzureden, dass sie Geocaching anwenden, die moderne Form der Schnitzeljagd. Der Fahrer ist vehement dagegen und setzt sich durch.
Jetzt geht es darum, eine Schatztruhe zu finden.

Der Fahrer und der Verkäufer waren noch allein. Sie wollten beraten, was in die Schatzkiste hineinkommt.
„Wollt ihr das denn nicht gemeinsam mit Jeepy, Fiatine und den Kindern besprechen, was in die Schatzkiste soll?“, fragte die Frau des Fahrers.

„Nein, das soll eine Überraschung für die Kinder werden und wenn Jeepy oder Fiatine davon wissen, dann verraten sie es ihnen vielleicht“, antwortete der Verkäufer.

„Ach übrigens, heißt es nicht Schatztruhe anstelle von Schatzkiste?“, fragte der Verkäufer weiter.
Der Fahrer schüttelte seinen Kopf: „Wenn wir von Schatztruhe sprechen, dann sehe ich ein recht großes Möbelstück vor mir, das ich beim Tragen fallen lassen kann. Dir direkt auf den Fuß, lieber Verkäufer. Und ich sehe dein schmerzverzerrtes Gesicht.“

„Das hast du mit so einem Wohlbehagen formuliert, dass ich mir gerade vorstelle, dass ich eine viel kleinere Kiste fallen lasse, auf deinen Fuß, lieber Fahrer. Und die Kiste ist vollgestopft mit schweren Goldmünzen“, sagte der Verkäufer daraufhin mit ironischem Unterton.

Er war immer noch empört, dass ihm der Fahrer die Schatztruhe, die es gar nicht gab, auf die Füße fallen lassen wollte.
„Jetzt kriegt euch mal wieder ein. Wir sind doch hier nicht im Kinderkarten“, sagte die Frau des Fahrers.

„Oh, ich glaube, da irrst du gewaltig. Wir sind in einer Kita, in der die Erwachsenen schwer arbeiten müssen. Schatzkarten malen und basteln, dann verbrennen, und danach wieder von vorn“, antwortete der Fahrer.

„Wie lautet eigentlich das Motto der Schnitzeljagd?“, hakte die Frau des Fahrers unbeirrt nach.
„Wie wäre es mit folgendem Motto für die Schnitzeljagd: ‚Für Frieden und Schnitzeljagd in der Schorfheide‘?“
„Kannst du auch mal ernst sein?“, sagte jetzt die Frau des Fahrers energisch.

„Ja, wirklich!“, unterstützte der Verkäufer sie.
„Du bist doch aus Ostfriesland, oder?“, fragt der Fahrer nun den Verkäufer.

„Was hältst du davon: ‚Und bin ich auch Ostfriese, ich liebe die Schnitzeljagd in der Schorfheide, auf der Wiese‘?“

„Da kann ich nicht lachen“, sagte der Verkäufer.
„Jeepy und Fiatine laden euch alle zu einer abenteuerlichen Schnitzeljagd in die Schorfheide ein.“

„Was meint ihr?“, fragte jetzt die Frau des Fahrers.
„Nicht schlecht“, sagte der Verkäufer und der Fahrer schloss sich dem Vorschlag seiner Frau an.

Der Verkäufer und der Fahrer waren nun wieder versöhnt und fanden Gefallen daran, die Schnitzeljagd weiter vorzubereiten.
Sie berieten, was für sie als Schatzkiste infrage käme.

FORTSETZUNG JEEPY (26)
Der Fahrer hat eine tolle Idee, was sie als Kiste nehmen können.

SCHWESTER SANDRA SPRICHT

Sandra Naber ist die Inhaberin des Pflegedienstes „Schwester Andrea Berkner“

Zu wenig Pflegefachkräfte, steigende Nachfrage von Pflegebedürftigen und pflegenden Angehörigen nach Hilfe und Unterstützung, Stress und Arbeitsüberlastung auf Seiten der Pflegedienste.

Der Pflegedienst „Schwester Andrea Berkner“ aus Templin will nicht auf Verbesserungen von außen warten: „Wir müssen jeden Tag die Herausforderungen bewältigen und das nicht irgendwie, sondern so, dass alle zufrieden sind – die Patienten, die Angehörigen und die Mitarbeiterinnen“, sagt Sandra Naber.

Ich habe mit ihr schon in den vergangenen Jahren mehrfach gesprochen. Sie hat mir gesagt, dass sie aus den genannten Gründen der Überforderung manchmal ins Schwanken kommt, ob der Schritt richtig war, nämlich den Pflegedienst zu kaufen.

Aber zum Glück sind das nur theoretische Erwägungen. Denn Sandra Naber ist eine Krankenschwester aus Leidenschaft. Und diese Hingabe spüren auch die, die mit ihr täglich umgehen – das Team, die Pflegebedürftigen und die Angehörigen.

Sie wird „Schwester Sandra“ genannt und das ist nicht nur so dahingesagt. Besser kann man nicht ausdrücken, wie sehr sie an ihrem Beruf hängt.

Gerade darum nagt es an ihr, wenn die Anforderungen an die Pflegedokumentation oder andere bürokratischen Angelegenheiten sie davon abhalten, zu ihren Patienten zu fahren.

Individuell pflegen heißt – sich persönlich kümmern

Schwester Sandra lässt bei allen Unwägbarkeiten von einem Thema nicht ab: der individuellen Pflege.

„Wir leben und arbeiten im Raum Templin in Brandenburg, also in einem eher ländlichen Raum. Schon von daher geht es persönlicher zu, kennt man sich besser, als das in einer Metropole wie zum Beispiel Berlin der Fall ist.

Diesen persönlichen Umgang miteinander wollen die Menschen erst recht nicht vermissen, wenn sie auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind.“

Die individuelle Beziehung zu den Patienten und ihren Angehörigen, das Hinhören, die sensible Anteilnahme für die konkrete Befindlichkeit eines Betroffenen – all das findet man wieder im täglichen Umgang des Teams um Schwester Sandra.

„Das halten wir so und das strahlt auch auf die gesamte Arbeit aus“, sagt sie. Dabei gehen die Mitarbeiterinnen mit einer Generation um, die zum Teil über 80 Jahre alt sind und zum Beispiel in einer Zeit gelebt haben, in der die Vorstellungen von persönlicher Hygiene noch ganz andere waren.

„Das verlangt einfühlsam zu argumentieren, auf die Würde, die Persönlichkeit des einzelnen jeden Tag aufs Neue Rücksicht zu nehmen“, so die Inhaberin des Pflegedienstes.

Der steigende Anteil der Menschen, die nicht nur körperlich eingeschränkt sind, sondern derer, die an Demenz erkrankt sind, verlangt noch mehr Aufmerksamkeit in der täglichen Pflege.

„Wir müssen sensibel kommunizieren, den Patienten nicht verunsichern, indem ständig neues Personal kommt und sie vor allem in Sicherheit wiegen, weil wir ihre Tagesstruktur kennen und uns darauf mit unseren Aktivitäten und Maßnahmen einstellen“, erläutert sie weiter.

Das schließt ein, ein enges und vertrauensvolles Verhältnis zu den Angehörigen aufrechtzuerhalten.

Sandra Naber schwört auf ihr Team
Schwester Sandra weiß, was sie will. Sie führt in einer Art, die keinen im Team zurücklässt, keinen bevorzugt und jedem die „Luft zum Atmen“ lässt.

„Ich halte nicht viel von einer ‚Chef – Mentalität‘. Mir liegt vielmehr daran, dass wir vernetzt denken und agieren und jeder Mitarbeiterin an ihrem Platz die Verantwortung für das übernimmt, was man das gemeinsame Ganze nennt“, sagt sie in diesem Zusammenhang.

Aber gerade das lieben diejenigen, die täglich mit ihr zu tun haben. Sie können sich aufeinander verlassen und offen reden, wenn es gilt, aufkommende Probleme schnell zu erkennen und zu lösen.

„Meine Mädels sind die besten“, das hat Sandra Naber im letzten Interview gesagt. Und man merkt ihr an, dass sie das so meint.

Sie möchte ungern im Mittelpunkt des Interesses stehen, sondern sagt klar, dass jeder einzelne so wichtig ist, dass sie auf niemanden verzichten kann und vor allem nicht möchte.

Über die Jahre ist das Team zusammengewachsen, hilft sich untereinander, und die Mitarbeiterinnen auch mal gemeinsam. „Das muss einfach sein, weil wir es mögen, einfach gut miteinander umgehen“, so die Inhaberin.

Anerkennung ist kein Geschenk – man muss sie sich erarbeiten, jeden Tag neu

Warum es so gut klappt im Team des Pflegedienstes „Schwester Andrea Berkner“, warum Schwester Sandra anerkannt ist – bei Mitarbeitern und Patienten gleichermaßen, das hat viel damit zu tun, dass sie selbst von der Pike auf den Beruf erlernt hat.

Die Ausbildung zur examinierten Krankenschwester, die Tätigkeit im Krankenhaus, in ambulanten Pflegediensten, die Qualifizierung zur Pflegedienstleitung und schließlich der Erwerb und der Aufbau des eigenen Pflegedienstes – all das sind markante Wegmarkierungen hin zu einem Team, in dem man gern arbeitet und der sich die Achtung der Patienten und seiner Angehörigen über die Jahre erworben hat.

Das alles kann man gut in den beiden Interviews nachlesen, die auf dem Blog veröffentlicht sind:

https://uwemuellererzaehlt.de/2019/05/23/interview-14/

https://uwemuellererzaehlt.de/2017/06/14/sandra-naber-im-interview-1/

Kontakt:
Häuslicher Pflegedienst "Schwester Andrea Berkner"
Inhaberin: Schwester Sandra Naber
Otto - Lilienthal- Strasse 9
17268 Templin
Telefonnummer: (03987) 54830
Telefaxnummer: (03987) 54830
E-Mail: pflegedienst.templin@gmx.de

 

 

 

INTERVIEW MIT SCHWESTER SANDRA AM 14.05.2019

Sandra Naber ist die Inhaberin des Pflegedienstes „Schwester Andrea Berkner“ in Templin
Frau Naber, was bedeutet Ihnen die Heimat, in der Sie aufgewachsen und jetzt auch beruflich tätig sind?

Es bedeutet mir sehr viel, dass ich in Templin geboren und aufgewachsen bin. Ich habe meine Ausbildung zur Krankenschwester in einer medizinischen Fachschule in Templin absolviert, und ich habe im Krankenhaus in Templin begonnen zu arbeiten.

Meine DNA ist sozusagen auf Templin programmiert. Ich bin hier Zuhause, fühle mich hier wohl, kenne die Menschen und das hilft natürlich auch in der Arbeit.

Inwiefern?

Naja, viele Menschen kennen mich halt von früher. Es ist gar nicht so selten, dass zum Beispiel ehemalige Klassenkameraden anrufen und mich fragen, ob ich etwas für deren Mütter oder Väter in Sachen Pflege und Betreuung tun kann.

Gibt es da auch die andere Seite?

Naja, es erhöht natürlich den Druck im Wissen darum, alles richtig machen zu wollen.

Was überwiegt dabei?

Auf alle Fälle die Tatsache, dass ich die Menschen hier mag, dass ich zu ihnen gehöre und sie zu mir. Das ist das Besondere. Eben das, was mich einfach glücklich macht, wenn sich die Leute bei meinem Team und mir gut aufgehoben fühlen.

Sind Sie stolz darauf, eine Ostdeutsche zu sein?

Ich bin stolz darauf, dass ich hier geboren bin, hier meine Familie habe und: Dass ich gerade in meiner Heimat Pflege- und Hilfsbedürftigen zur Seite stehen kann.

Das war nie leicht, am Anfang nicht und jetzt auch nicht.
Aber wenn Sie das alles so zusammenfassen, dann kann ich mit Fug und Recht sagen, dass ich meine Heimat liebe, die Menschen hier mag, stolz auf all das bin und darauf, dass ich eine Ostdeutsche bin.

Sie haben 1991 bis 1994 eine Ausbildung zur Krankenschwester absolviert, haben 1996 begonnen, in einem ambulanten Pflegedienst zu arbeiten.
2001 haben Sie eine Ausbildung zur PDL absolviert und waren im Pflegedienst „Schwester Andrea Berkner“ als PDL tätig.
Was waren für Sie im Jahr 2007 die größten Herausforderungen, als Sie sich entschlossen, den Pflegedienst zu erwerben?
Welche Ängste trieben Sie um, und was hat Sie bewogen, den Schritt zu wagen?

Die größten Ängste rührten daher, dass ich manchmal glaubte, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein.

Ich hatte schon einen kleinen Schritt gemacht, weil ich bereits als Pflegedienstleitung in dem Unternehmen tätig war. Aber Inhaberin eines Pflegedienstes zu sein, das war für mich noch eine andere, eine größere Hausnummer.

Ich musste ja in allen Fragen fit sein, nicht nur in meiner eigentlichen fachlichen Arbeit, sondern auch in steuerlichen, kaufmännischen Fragen und in der Führung meines Teams.

Daraus erwächst ja auch eine Verantwortung, denn die Mitarbeiter vertrauen dir und wollen, dass du den Pflegedienst erfolgreich führst. Das ist ja eine existenzielle Frage für alle.

Würden Sie den Schritt heute noch einmal genauso gehen, wenn Sie erneut vor dieser Wahl stünden?

Ja und Nein.

Warum Nein?

Weil ich im Leben nicht geahnt hätte, mit wieviel Bürokratieaufwand das alles hier verbunden ist. Und der Aufwand ist nicht geringer geworden, sondern stetig gewachsen.

Was stört Sie in dem Zusammenhang am meisten?

Wissen Sie, bei den jährlichen Qualitätsprüfungen ist es wichtiger, ob ein Haken auf dem Papier richtig gesetzt ist. Das sagt ja noch nichts über die eigentliche Qualität in der täglichen Pflege aus.

Ich mache den Prüfern keinen Vorwurf. Sie müssen sich an ihre vorgegebenen Kriterien halten.

Aber ich würde mir wünschen, dass die praktischen inhaltlichen Pflege- und Betreuungsaspekte stärker in das Prüfergebnis eingehen. Ich glaube, das täte dem Qualitätsanspruch gut, den wir alle ohne Zweifel haben.

Was macht Ihr Team aus, was schätzen die Kunden an Ihnen und Ihren Mitarbeiterinnen in der täglichen Betreuung und Pflege?

Ich habe mal in einem früheren Interview gesagt, dass ich nichts auf ‚meine Mädels‘ kommen  lasse. Und das sehe ich heute auch noch so.

Es ist mir unglaublich wichtig, dass wir uns in unserem Team alle zusammen sehr wohlfühlen, denn nur so können wir die Aufgaben schaffen.

Sagen Sie eigentlich alle „du“ zueinander?

Ja. Das lockert die Atmosphäre auf und man kann ungezwungener auch über schwierige Themen reden.

Aber ist es manchmal für Sie nicht auch schwierig, eine Mitarbeiterin zu „duzen“ und ihr trotzdem die Meinung zu sagen?

Natürlich gibt es da schon gewisse Hemmungen.
Aber mir geht es eigentlich um etwas Anderes.

Nämlich?

Dass ich offen und ehrlich mit jedem reden kann.
Dabei überlege ich mir schon, was ich wem zu welchem Zeitpunkt in welcher Art sage.

Sie merken schon, das „du“ weicht hier keine Anforderungen auf, sondern es geht darum, dass wir den gegenseitigen Respekt und die Wertschätzung füreinander haben. Das muss beim „Sie“ oder aber beim „Du“ der Fall sein.

Ansonsten bringt uns das „Du“ eine gelöstere Atmosphäre und wir genießen es auch, vertraut miteinander umzugehen.

Haben Sie auch privaten Kontakt zu Ihren Mitarbeiterinnen?

Wissen Sie, dass bleibt in einer Kleinstadt gar nicht aus. Wir feiern gern, sitzen zusammen und sprechen über unsere Träume, Wünsche und Sorgen.

Dadurch entwickelt sich ein ganz anderes Verständnis füreinander.
Ich verstehe zum Beispiel viel besser, warum vielleicht jemand gerade nicht am Wochenende arbeiten kann oder wo ich einer Mitarbeiterin in einer schwierigen Situation helfen kann.
All das hat uns noch mehr zusammengeschweißt.

Am 12. Mai wird jährlich der internationale Tag der Pflege begangen. Das geht zurück auf die britische Krankenschwester Florence Nightingale, die für eine selbstständige Fachrichtung kämpfte – eine eigenständige Pflege und Betreuung.
Was brennt Ihnen aktuell unter den Nägeln, wenn wir über Ihre Anforderungen an eine moderne und zeitgemäße Pflege sprechen?

Den Abbau von Bürokratie in den Abläufen und in der Dokumentation habe ich ja schon genannt.

Was mir und meinem Team ebenfalls auf den Nägeln brennt ist die Tatsache, dass es nicht leichter geworden ist, motivierte junge Pflegekräfte zu finden.

Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Zum einen sollte das Ausbildungsprofil in der Pflege weiter geschärft werden. Mitunter haben wir zu ‚schwammige Begriffe‘, was die Berufsbezeichnungen anbetrifft. Hier sollte schon von Anfang klar sein, dass es um eine Tätigkeit in der Pflege geht, die ein bestimmtes Anforderungsprofil hat.
Die weitere Untergliederung zum Beispiel von Hilfskräften in den unterschiedlichen Bereichen ist eher verwirrend.

Wofür plädieren Sie?

Für eine Ausbildung zum Pflegehelfer, der einzelne Bereiche, zum Beispiel die Hauswirtschaft umfasst.

Oder: Eine fundierte Ausbildung zur Pflegefachkraft, mit der Maßgabe, sich zukünftig weiter zu spezialisieren.
Übrigens: Wir sind stolz darauf, dass wir nicht nur reden, sondern selbst ein Ausbildungsbetrieb sind.

 Bilden Sie zurzeit jemanden aus?

Ja, wir haben einen jungen Mann bei uns, der eine Ausbildung zum staatliche anerkannten Pflegehelfer absolviert. Außerdem arbeitet hier gerade eine Praktikantin.

 Was wünschen Sie sich am meisten, wenn wir über künftige Pflegekräfte sprechen?

Ein klares Bekenntnis zu dem, was sie später machen  wollen. Leidenschaft für das, was man tut.

Das danken einem die Menschen, für die wir ja da sein wollen, am meisten. Die Medien sollten das Thema noch komplexer beleuchten.

Wie meinen Sie das?

Nicht nur die negativen Seiten aufzeigen. Auch nicht über den „grünen Klee“ loben.

Sondern einfach den Beruf der Pflegekraft in seiner Härte, Schönheit zeigen und in seinem Potenzial, dass Menschen darin ihre Berufung finden können.

Worauf sind Sie besonders stolz?

Dass ich die Herausforderungen bewältigt habe, unser Unternehmen erfolgreich führen konnte, und dass wir heute ein im Ort bekannter und anerkannter Pflegedienst sind.

Frau Naber, ich danke Ihnen für das Gespräch.

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CONVERSATIONS WITH A PRIMA BALLERINA

INTERVIEW WITH IANA SALENKO AND MARIAN WALTER ON MAY 07, 2019

Iana, last time we saw each other was two months ago. How are you today?
I’m fine. Of course I’m a little scared of the impending birth but I am excited because a new life is coming to our family.

So is the birth a big challenge for you?
Yes of course. Not only the birth itself, but also the thoughts that go along with it. I worry about how it will be and how I will get back to my job. I carry many fears and doubts with me.

What kind of fears and doubts, for example?
I wonder how my career will continue and if I will be able to do it all. Nevertheless, the joy of having a child outweighs all my fears.

Iana, I remember seeing you and Marian for the first time. That was just before the birth of your first child. Now you are standing before the birth of your second child and you’re beaming even more today.

Well, back then I was younger and less experienced and I was not very self-confident. Since then I have learned a lot and gained experience which has given me more confidence.

Marian, do you agree?
Yes, definitely. I think that Iana has much more self-confidence today. And what’s important is that she worked very hard for it.

Do you think that your wife has gained mental strength?
Yes she has.

How is that expressed?
Well, she’s more open to people and they can feel what a fantastic person she is, and how modest she has stayed with everything.

I can attest to that too.
Iana, of course, the readers are interested in where you get the power to perform at your best while balancing that with your family life.

Personally, I think that you can only achieve your own peak performance if you are ready to do it in your head.

So you believe in the power of your thoughts?
Yes absolutely. Otherwise, you can not muster the necessary self-discipline and willpower to get where you want to go.

Marian, Iana, how do you handle the moment right before going on stage? How do you prepare yourself to give everything to the audience?
Marian:
Everyone handles the challenges and excitement before a performance differently. When you’re not excited, you’re not aware of the energy you need to use in order to meet those challenges.
Iana:
For me, it’s important that I visualize how I want to dance for the audience. Then during the performance I am able to step out of myself and to sense what the audience wants.

These are almost supernatural powers, right?
No, it’s just the focus and willpower necessary to give my best performance. This is something you always have to keep working on and improving. Marian and I help each other to achieve this and then find the balance.

Iana, can you give an example of how you find your inner-self?
I listen to classical music, close my eyes and imagine that I am lying by the sea. Classical music speaks to me and relaxes me a lot. It takes away my tension and makes me feel alive. Once I am relaxed, I start to think about what I can do to live a healthy life and take care of myself mentally.

What have you gained from your personal mental training?
I understand how to control my thoughts. As an artist, sometimes you are up and sometimes you are down. But it’s so important to use the power of your thoughts and that’s what I do.

Marian:
You have to use the good thoughts. In the past I slipped too much into the negative thoughts. My wife has an incredibly positive mental power. Nevertheless, it is difficult for her to accept herself as she is.
Iana:
I always find something that makes me want to become even more perfect. But I am already satisfied as I am right now.

Marian, what is the meaning of your inner world to you when talking about mental strength?
Marian:
You can go anywhere in your mind and that’s fantastic. If you have your goal already in your mind and you can see the end result, you can then figure out what you need to achieve it.
Iana:
I deal a lot with mental strength. Mental strength requires a lot of mindfulness. When you go on stage, you have to be completely with yourself.

How do you deal with conflicts between each other?
Iana:
We talk more than we used to. That helps a lot.
Marian:
Yes that’s true. In the past, Iana only retired to her shell. Today we can talk things through much better. This is a very good development that we both made. However, I still have to find out for myself what the causes of conflict are in certain situations. But I think that everyone has these experiences in their marriage.
Iana:
You have to talk, so that you understand each other. I like to ask questions. I would much rather find out the answers than torment myself with doubts.

Did the time of pregnancy help you get more insights here?
Yes, time has given me the opportunity to reflect on what makes me different.

What are the most important insights for you?
I can see much more clearly, what I need to do in my family life and work life.

Iana, Marian, thank you very much for the interview and the insights you have given me.
I keep my fingers crossed for you and look forward to seeing you after the birth of your son.

FAK e.V. – TRADITION UND PFLEGE UNTER EINEM DACH

MENSCHEN IN DER PFLEGE (10)

Ich kenne kaum eine Einrichtung, die mit so viel Herzblut und Spaß an der Arbeit agiert. Ein Umstand, der die Ansprüche nicht zu Worthülsen verkommen lässt.

Lebensqualität individuell zu gestalten, das hat die FAK e.V. hundertfach in den vergangenen Jahrzehnten bewiesen. Fachliche Kompetenz, Mitmenschlichkeit haben hier ihre Wurzeln und sind der nachhaltigste Grund für die wachsende Nachfrage nach Pflege und Betreuung in der FAK e.V.

Der Ursprungsgedanke, auf den die Gründung der Freien Alten- und Krankenpflege e.V. zurückgeht war,  die Selbstbestimmungsrechte der Betroffenen zu stärken und deren Bevormundung in und durch die Institutionen aufzubrechen.

Der FAK e.V. begann 1988 damit, alte und kranke Menschen in ihrem gewohnten häuslichen Umfeld zu pflegen und zu betreuen.

Ich berichte nicht das erste Mal darüber, was die FAK e.V. in den vergangenen Jahrzehnten geschaffen hat.

Und trotzdem: Es ist immer wieder für mich erstaunlich, was eine gut durchdachte Konzeption und der nötige Umsetzungswille an Resultaten für die Pflege- und Hilfsbedürftigen in und um Essen gebracht hat.

Da ist zum Beispiel das ‚Lebens- und Erlebenshaus „Im Neuland“‘ in Essen – Altendorf, das das ehemalige Stadthaus für Betreutes Wohnen ersetzt hat und in dem nun in neuen Räumen zwei Wohngemeinschaften betreut und versorgt werden.

Oder die Pflege-Wohngemeinschaft im Beginenhof in Essen-Rüttenscheid, in denen Frauen, die nicht mehr allein ihren Alltag bewältigen können liebevolle Unterstützung erhalten und so ein selbstbestimmtes Leben überhaupt weiterführen können.

In Altenessen erleben wir eine Wohngemeinschaft für Menschen, die an Demenz leiden und die entsprechend begleitet, angeleitet und betreut werden.

Die Freie Alten-und Krankenpflege betreibt ein Gesundheits- und Sozialzentrum in der Vogelheimer Straße, in der unter anderen die ambulante Pflege angesiedelt ist.

Es gibt keinen Stillstand: Weitere Vorhaben sind in der Planung bzw. bereits in der Realisierungsphase.

Für zwei Wohngemeinschaftshäuser in der Germaniastraße und in der Stapenhorststraße sind die Verträge unterzeichnet und der Baubeginn steht unmittelbar bevor.

Die Objekte sollen in 2020 fertiggestellt werden. 48 Menschen werden dort ihr neues Zuhause finden. In beiden Häusern wird es ein Tagespflege- Angebot geben. Im gleichen Jahr ist die Fertigstellung einer neuen Demenz WG in Essen vorgesehen, in der Münchener Straße.

„Das ist ein Sanierungsobjekt, das wir mit unserem bewährten Partner „GEWOBAU“ realisieren wollen“, sagt Michael Jakubiak.

„Das ist allerdings erst der Beginn der Herausforderung, die wir in diesem Zusammenhang bewältigen müssen. Alle Objekte müssen eingerichtet werden und es gilt, fachkundiges Pflegepersonal zu finden“, ergänzt er. Michael Jakubiak freut sich auf ein Konzert des Essener Sinfonieorchesters, das es „Im Neuland“ geben wird.

Bereits im vierten Jahrzehnt, in denen die FAK e.V. den Pulsschlag in Sachen individueller Pflege, Betreuung und Versorgung mit vorgibt

Die Freie Alten- und Krankenpflege kann auf eine über dreißigjährige Tradition zurückblicken.

Sie geht zurück auf eine soziale Bewegung in den 70- bis 80-iger Jahren, die Lebensumstände für ältere Menschen zu verbessern, insbesondere für diejenigen unter ihnen, die auf Hilfe und Betreuung angewiesen waren.

„Wir wollten, dass selbst pflege- und hilfsbedürftige Menschen ein selbstbestimmtes Leben führen, sich ihre Lebensqualität in den eigenen vier Wänden erhalten können“, erinnert sich Michael Jakubiak an diese Zeit zurück, in der er als Vorstandsmitglied des Senioren Schutzbund „Grauen Panther“ maßgeblich diese Projekte mit voranbrachte.

Michael Jakubiak hatte selbst in seiner Zeit als Altenpfleger und Pflegedienstleitung in einem Pflegeheim erfahren, warum Änderungen dringend geboten waren. Zu wenige Pflegekräfte, mangelnde fachliche Qualifikation gingen einher mit permanenter Überforderung.

„Vor allem die individuelle Pflege und Betreuung blieb auf der Strecke. Aber genau das wollten die Menschen, in den Pflegeheimen nicht weiter hinnehmen, und genau das wollten wir auch nicht.“
Also ging Michael Jakubiak gemeinsam mit Gleichgesinnten daran, diese Zustände zu verändern.

Sie gründeten im Jahr 1988 den gemeinnützigen Verein „Freie Alten – und Krankenpflege“ e.V.

Der Anfang war schwer und es mussten eine Menge an Hürden überwunden werden. An Vorbehalten der kommunalen und politischen Entscheidungsträger und an der anfänglichen Verweigerungshaltung der Krankenkassen mangelte es nicht.

„Wir haben nicht aufgegeben. Im Gegenteil. Jeder Stein, der uns im Weg lag, war auch ein „Stein des Anstoßes.“ Wir sahen diesen nicht als ein bloßes Hindernis an, sondern vor allem als eine Möglichkeit, unsere Ideen und Vorhaben gegen alle Widerstände durchzusetzen und dabei kreative Energien zu entwickeln“, so Michael Jakubiak heute.

Kontakt:
Freie Alten- und Krankenpflege
FAK e.V. Essen
Krablerstr. 136
45326 Essen
Fon: 0201. 83 52 80
Fax: 0201. 83 52 855
E-Mail: info@fak.de
Internet: www.fak.de
Geschäftsführer:
Michael Jakubiak
Jörg Blaschke

 

MENSCHEN IN DER PFLEGE (11)

EVA HILLEBRECHT – DER MENSCH UND DIE UNTERNEHMERIN
EVA HILLEBRECHT MACHT DEM TAG DER INTERNATIONALEN PFLEGE ALLE EHRE

Am 12. Mai wird in jedem Jahr der Tag der internationalen Pflege begangen, zu Ehren von Florence Nightingale.
Sie wurde an diesem Tag im Jahr 1820 in Florenz geboren und starb am 13. August 1910 in London.

Florence Nightingale war eine britische Krankenschwester und hat viel dafür getan, eine moderne Krankenpflege zu begründen. Sie kämpfte dafür, dass die Pflege ein selbstständiger Zweig sein sollte, der von Grund auf erlernt sein wollte.

Und so warb sie dafür, dass erfahrene Pflegekräfte die Berufseinsteiger ausbilden sollten. Als ich mich aus Anlass des Internationalen Tages der Pflege mit der Persönlichkeit von Florence Nightingale beschäftigt habe, da kam mir unwillkürlich Eva Hillebrecht in den Sinn.

Warum?
Nun, weil es Ähnlichkeiten im Denken und Handeln beider Persönlichkeiten gibt. Natürlich reden wir über unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Zeiten und Rahmenbedingungen.
Florence Nightingale wirkte Anfang des 19. Jahrhunderts. Eva Hillebrecht ist heute eine erfolgreiche Unternehmerin und Inhaberin des Pflegedienstes Danz Consult in Kassel.

Eva Hillebrecht konnte bereits auf zweieinhalb Jahrzehnte Wissen und Erfahrungen als Krankenschwester zurückblicken, als sie in die ambulante Pflege ging

Eva Hillebrecht hat nahezu 25 Jahre im medizinischen Dienst gearbeitet und ist erst dann in die Pflege gewechselt – aus Überzeugung übrigens. Einfach, weil es für sie bis heute wichtig ist , Pflege- und Hilfsbedürftige individuell und mit Herz zu betreuen.

Zuvor hat sie ihre Erfahrungen auf verschiedenen Stationen im Krankenhaus gemacht – auf der Unfallchirurgie, der Allgemeinchirurgie, HNO, Urologie, Augen, Orthopädie.

Sie hat sich also im Verlaufe der Jahre ein fundiertes Wissen und Können im medizinischen Bereich als Krankenschwester aneignen können.

Sie erfuhr aber auch, wie schwer es war, mitunter das ärztliche Personal davon zu überzeugen, dass es um mehr geht, als den Patienten lediglich medizinisch zu versorgen.

Vielmehr wollte sie ein ganzheitliches Herangehen, eine Sicht, die den Menschen sieht, in seiner Bedürftigkeit, aber auch mit seinen psychischen, sozialen und geistigen Besonderheiten.

„Ich habe immer wieder während meiner Tätigkeit als Krankenschwester dafür gekämpft, dass die Patienten fachlich auf hohem Niveau betreut werden.

Und dazu gehört eben auch zu wissen, was sie bewegt, wie wir ihnen selbst in kleinen Dingen helfen können“, sagt sie rückblickend dazu.

Heute ist sie mehr denn je davon überzeugt, dass es richtig war, einen eigenen ambulanten Pflegedienst aufzubauen.

Fachliches Wissen verknüpft mit persönlichen Engagement und Interesse am einzelnen Menschen stärkt die Lebensqualität der Pflege- und Hilfsbedürftigen und ihrer Angehörigen

„Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft von Pflegekräften, die alle von dem Wunsch beseelt sind, den uns anvertrauten Klienten zu helfen. Deshalb streben wir jeden Tag danach, das bestmögliche herauszuholen, die Pflege- und Hilfsbedürftigen in ihrer Häuslichkeit zufriedenzustellen“, sagt Eva Hillebrecht.

Sie ist zutiefst davon überzeugt, dass es nicht nur um die fachliche Seite der Pflege und Betreuung geht. Nein, sie möchte, dass die Menschen, die gepflegt werden, ein Stückchen ihrer Lebensqualität erhalten oder zurückgewinnen können.

Eva Hillebrecht wünscht sich, dass die Politik die ambulante Pflege noch wirksamer fördert.

„Die Menschen wollen doch in ihrer Mehrheit am liebsten in den eigenen vier Wänden gepflegt und betreut werden. Das geht nur, wenn wir über genügend Pflegekräfte und die entsprechenden finanziellen Mittel verfügen. Ich denke, dass hier noch mehr getan werden muss“, so Eva Hillebrecht.

Sie ist ein fröhlicher Mensch. Jemand, der mit Humor die Herausforderungen angeht. Sie kann klare Ansagen machen. Doch das, was die Menschen an ihr lieben, das ist ihr Herz, ihre unverkrampfte Art, die Dinge anzugehen, Probleme zu lösen.

Wenn sie sich eine Pause gönnt, dann widmet sie sich ihrer Hündin Nila, einem Golden Retriever. Der Autor ist davon überzeugt: Wer so einen Hund an seiner Seite hat, der kann einfach nur ein herzlicher Mensch sein.

Eva Hillebrecht hat viel zu sagen und viel zu geben. Und das tut sie auch noch, Tag für Tag. Es ist gut, dass solche Menschen in der Pflege Verantwortung tragen.  Sie steht aus meiner Sicht ihrer Vorgängerin im Herzen und im Denken in nichts nach.

Florence Nightingale kämpfte vor langer Zeit als Pionierin für eine eigenständige Pflege. Eva Hillebrecht hat durch ihren persönlichen Beitrag mitgeholfen, dieses Erbe umzusetzen, es weiterzuführen. Die Pflege- und Hilfsbedürftigen in und um Kassel ziehen ihren seit vielen Jahren ihren Nutzen daraus und danken es ihr und ihrem Team.

Kontakt:
Danz Consult Pflegedienste
Altenbaumer Straße 29
34134 Kassel
Telefon: 0561- 46 260
Telefax: 0561- 473215
E-Mail: danzconsult@aol.com
Homepage: www.danz-consult.de

JEEPY (24)

DER VERKÄUFER NERVT DEN FAHRER MIT EINER NEUEN IDEE
WAS BISHER WAR:
Der Fahrer hat versucht, die Ränder der Schatzkarte auf alt zu trimmen, hat die sie angezündet und dabei die Karte vernichtet.

Der Fahrer ist am Vortag früh ins Bett gegangen. Am nächsten Morgen stand er auf und machte sich sofort daran, die Schatzkarte neu zu basteln.

Er ging in die Küche und suchte nach dem Backpapier, dass er sich gestern schon zurechtgelegt hatte.

„Verdammt, wo ist das Papier hin. Das lag doch gestern noch hier“, fluchte er.
„Was suchst du denn schon wieder?“, fragte seine Frau.

„Und dann noch am Samstag. Reicht es nicht, dass wir in der Woche um vier Uhr aufstehen!“

„Ne, reicht nicht“, brummte der Fahrer.
„Wo ist das Backpapier, das ich hier gestern hingelegt habe?“
„Das habe ich in die Papiertonne geworfen, weil es schon so zerknüllt war.“

„Das kann doch nicht wahr sein. Ich habe das Papier extra zerknüllt, damit die Karte echt aussieht“, rief der Fahrer nun nach oben.
„Ach, deine Vorbereitungen auf die Schnitzeljagd sind ein Horror“, rief seine Frau entnervt runter.

„Schon gut, ich bin schnell fertig“, sagte der Fahrer, ging zur Papiertonne, fingerte das Backpapier wieder raus und legte es in der Küche auf den Tisch.

„Willst du das Frühstück machen?“ Seine Frau stand direkt hinter ihm.
„Nein, du kannst das doch so gut“, sagte der Fahrer.
„Aber kannst du mir vorher nicht helfen, die Schatzkarte wiederherzustellen, und zwar bevor Krümel wach wird?“

Die Frau vom Fahrer willigte ein und sie hatten die Karte schnell wieder neu gezeichnet.

„Wir müssen die jetzt noch die Tintenflecken wieder aufs Papier zaubern, die Krümel mit ihren Fingern draufgeschmiert hatte.“
„Wehe, dann kippst du doch noch das ganze Tintenfass aus und wir müssen noch einmal von vorn anfangen.“

„Gut, dann hole ich vom Schreibtisch schnell einen Blaustift und male die umliegenden Seen so ein.“
Endlich war alles geschafft und sie konnten frühstücken.
„Nachher kommt noch der Verkäufer von JEEPY vorbei.“

„Warum?“
„Weil wir besprechen wollen, wie es weitergeht, und wie der Stand der Vorbereitung ist.“ Der Fahrer ging ins Wohnzimmer und begann in der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung zu lesen.

Der einzige Luxus, den er sich gönnte, bevor er sich wieder an seinen Schreibtisch hievte. Es klingelte und der Verkäufer stand vor der Tür.
„Na, wie sieht die Karte aus?“, fragte er schon am Eingang.
„Ja, gut“, sagte der Fahrer stockend.
„Hm“, antwortete der Verkäufer, nachdem er einen Blick auf die Karte geworfen hatte.

„Was haltet ihr davon, wenn wir die moderne Form der Schnitzeljagd anwenden?“
„Was für eine moderne Form? Ich bin froh, dass ich die Karte fertighabe“, sagte der Fahrer.

„Aber die sieht doch aus, als hätte jemand das Papier weggeworfen, in dem vorher seine Brote eingewickelt waren.“ Als der Verkäufer den Blick des Fahrers sah, da sprach er schnell weiter:

„Bei Geocaching brauchen wir gar keine Karte. Wir verstecken im Wald einfach die Schatztruhe und im Internet veröffentlichen wir den Standort.“
„Willst du eine Massenwanderung?“, fragte der Fahrer ihn nun.
„Wir können das so machen, dass es nur diejenigen mitbekommen, die es auch mitbekommen sollen. Man kann auch kryptografisch etwas machen, also Verschlüsselungsmethoden anwenden, dann wird es noch mysteriöser.“

„Muss ich vorher noch den Mond umkreisen, bevor ich auf die Schatztruhe stoße, in der Schorfheide? Oder ist das zu unspektakulär?“

„Jetzt beruhig‘ dich mal wieder. Wir haben ja die Smartphones und über eine App können wir schnell den Standort finden“, sagte der Verkäufer.

„Na eher findet Krümel noch den Standort über dein iPhone, als du es kannst“, sagte seine Frau. Jetzt fiel sie ihm auch noch in den Rücken.

„Also, ich will jetzt diese Schatzkarte hier verwenden. Du kannst ja in der Zwischenzeit dein Geocaching trainieren. Aber mit den Kindern machen wir das auf die althergebrachte Weise. Die haben doch gestern gerade mit viel Freude das Backpapier bemalt“, sagte der Fahrer.

„Gut, dann lass uns mal besprechen, was in die Schatztruhe soll“, sagte der Verkäufer versöhnlich.

JEEPY (23)

DER FAHRER VERBRENNT SICH DIE FINGER
WAS BISHER WAR:
Der Fahrer hat die Schatzkarte mit Tee übergossen, damit sie nach dem Trocknen schön alt aussieht.

Die Kinder sind nach Hause gegangen. Nur die Schatzkarte liegt noch unter dem Carport von Jeepy auf dem Tisch. Sie soll trocknen.
Der Fahrer schaut nach ihr und prüft, wie weit das Ganze fortgeschritten ist.

„Donnerwetter, das ging aber schnell“, ruft der Fahrer.
„Sprichst du mit mir?“, ruft seine Frau aus der Küche. Sie bereitet gerade das Abendbrot vor.

„Nein, ich denke nur laut“, antwortet der Fahrer.
„Eigentlich könnte ich die Ränder noch heute Abend mit dem Streichholz anzünden. Dann sieht die Karte richtig alt aus“, murmelt er vor sich hin und geht in die Küche.

„Was willst du mit den Streichhölzern?“, fragt seine Frau ihn.
„Ach, ich will nur die Ränder von der Karte ein bisschen abbrennen“, antwortet der Fahrer.

„Pass bloß auf, dass du nicht noch mehr anzündest“, sagt seine Frau und wirft ihm einen misstrauischen Blick zu.
„Das ist doch nicht schwer, immerhin mach‘ ich das höchstpersönlich, damit nichts schiefgeht.“

„Das ist ja meine Sorge“, entgegnet seine Frau und dreht sich seufzend zum Herd um.
„So, jetzt geht’s los!“, ruft der Fahrer und zündet ein Streichholz an. Mit der anderen Hand nimmt er die Karte vom Tisch und hält das brennende Holz an den Rand der Karte.

Ausgerechnet in dem Moment wedelt ein Windstoß die Karte hoch. Sie fängt sofort Feuer. Der Fahrer versucht sie durch schnelles Hin- und Herschwenken wieder zu löschen. Aber das Feuer greift noch zusätzlich auf seine Hand über.

Der Fahrer jault vor Schmerzen auf und lässt die Karte auf den Boden fallen, tritt die Flammen mit den Füßen aus.
Als das Feuer gelöscht ist, hält der Fahrer erst einmal seine rechte Hand unter den Wasserstrahl des Gartenschlauches. Es tut gut, als das kühle Nass über seine angesengten Finger gleitet.

„Ist was passiert?“, fragt jetzt seine Frau, die aus der Küche herbeigeeilt war.
„Nö, alles unter Kontrolle.“

„Unter Kontrolle? Schau dir mal an, wie du aussiehst. Auf deinem Hemd ist ja schwarzer Ruß.
Und was ist mit der Karte passiert? Sie ist doch vollends zerstört.“
„Wenn man dich einmal was alleine machen lässt, dann brennst du uns noch das Haus ab und deine Schatzkarte ist futsch“, setzt sie nach.

„Hm“, brummt der Fahrer.
„Es war der Wind. Wieso fängt jetzt mit einem Mal der Sturm an?“, fragt er seine Frau.

„Weil der Sturm dich kennt. Der wollte Schlimmeres verhindern. Sei froh, dass die Katze hier nicht gerade vorbeigehuscht ist. Sonst würde die jetzt auch mit einem brennenden Schwanz über den Rasen jagen.“

„Ich bin verletzt, nicht die blöde Katze vom Nachbarn.“
„Also ich weiß nicht, besonders schlau hast du dich aber nicht angestellt“, schimpfte seine Frau weiter.

„Wie immer eben“, sagte nun der Fahrer mit einem leichten ironischen Unterton.
„Das ist es ja. Wie immer.“

„Komm rein, das Essen ist fertig“, sagte sie noch.
„Und wasch dir die Hände, bevor du an den Tisch kommst, Krümel ist heute hier und für sie bist du ein schlechtes Vorbild.“

„Der hätte das gefallen“, sagt der Fahrer und versucht die Atmosphäre aufzulockern.

„Ich steh‘ morgen früher auf und bastle schnell eine neue Karte“, sagt der Fahrer noch.

„Naja, davor habe ich ja so viel Angst“, antwortet seine Frau.

MENSCHEN IN DER PFLEGE (9)

DANIEL DE PAOLA – ÜBER DEN MENSCHEN UND SEIN BUCH „WEGE WEG VOM STRESS“

Wege weg vom Stress, wer würde diese ‚Karte‘ und einen entsprechenden ‚Kompass‘ dazu nicht haben wollen?
Gibt es so etwas überhaupt? Eindeutig ja.

Daniel De Paola zeigt uns in seinem Buch einige dieser Wege auf und tut das noch auf eine Weise, dass es mir als Leser nie langweilig geworden ist.

Was fasziniert mich am Autor, warum vertraue ich auf das, was er schreibt und in seinen Workshops und Vorträgen sagt?
Zunächst, weil Daniel De Paola ein Familienmensch ist. Das kommt immer wieder durch, wenn du mit ihm am Telefon sprichst oder du dich schriftlich mit ihm austauschst.

Da spürst du förmlich, wie er seine Frau bewundert, sie liebt, und das er alles für seine Kinder tun würde. Das klingt nicht außergewöhnlich. Es ist trotzdem essentiell, wenn wir uns entscheiden müssen, von wem wir Ratschläge annehmen wollen.

Wer würde schon als pflegender Angehöriger jemanden um Hilfe, Unterstützung oder einen Rat bitten, wenn er weiß, dass derjenige in dieser Hinsicht in einer ‚Komfortzone‘ lebt.

Es geht schlicht gar nicht, dass jemand Ratschläge erteilt, von seinen Erfahrungen spricht, wenn er dieses ‚Hamsterrad‘ von privaten und beruflichen Verpflichtungen, Verflechtungen und manchmal scheinbar gegeneinander stehenden Interessen nicht kennt.

Wenn du also weißt, dass Daniel De Paola Unternehmer im Pflegebereich ist, er seine Familie nach Kräften im Alltag unterstützt, ja dann fällt es dir leichter, sich von ihm Wege aus einer bis dahin aussichtslos erscheinenden Stresssituation zeigen zu lassen.

Es gibt einen weiteren Grund, warum man dieses Buch als pflegender Angehöriger lesen sollte:
Es reicht nicht, nur die pauschalen Wege aus dem Stress zu kennen.

Auf die Spezifik, das Besondere kommt es hierbei an.
Du musst wissen, was es für einen pflegenden Angehörigen bedeutet, Tag für Tag zum Beispiel seine demente Mutter zu betreuen.

Daniel De Paola hat dabei nicht nur praktische Erfahrungen gesammelt, er hat sich gleichzeitig ein gerüttelt Maß an spezifischer sozialer und fachlicher Kompetenz angeeignet.

Für pflegende Angehörige ist es also ein Glücksfall, wenn sie auf Daniel De Paola treffen oder vielleicht auch nur sein Buch in die Hände bekommen.

Daniel De Paola – vom leitenden Angestellten im Handel zum gefragten Unternehmer, Buchautor und Coach
Daniel De Paola ist beruflich im Einzelhandel groß geworden. Er erinnert sich genau an die Worte seines Großvaters, der ihm riet, etwas Solides zu erlernen, etwas, was für ihn ein Leben lang beruflich hält.

Er hat diesen Rat befolgt und ist zunächst in den Einzelhandel gegangen, entwickelte sich zum leitenden Angestellten einer Abteilung in einem Kaufhaus und war auch Leiter eines Supermarktes.

Doch Daniel De Paola reichte das nicht. Er wollte noch etwas Anderes, was einfach mehr seiner inneren Bestimmung entsprach.
Sein christlicher Glaube, seine ethische Erziehung, Menschen zu helfen, sein ehrenamtliches Engagement als Seelsorger in der Kirche brachten ihn schließlich in den Pflege- und Betreuungsbereich.

Er ist dort nun das achte Jahr tätig, kümmert sich um die Vermittlung von Pflegepersonal und berät pflegende Angehörige. Inzwischen hat er auch noch mit Erfolg eine Ausbildung zum Psychologischen Berater absolviert.

In seiner praktischen Tätigkeit als Berater, Personalvermittler und Coach fiel ihm auf, dass sich manche Fragen wiederholten, die Probleme sich häuften, mit denen pflegende Angehörige zurechtkommen mussten.

Dazu gehörte die Angst, dem physischen und psychischen Stress zu erliegen, keine Zeit mehr für die eigene Familie zu haben, in Konflikt mit dem zu betreuenden Vater oder der zu betreuenden Mutter zu geraten, nicht zu wissen, wie man damit umgehen soll.

Daniel De Paola nahm sich dieser Probleme an, analysierte sie, und er strukturierte sie, formulierte Lösungsvorschläge, die auf die individuellen Situationen der einzelnen Angehörigen zugeschnitten waren.

In diesem Prozess keimte in ihm der Gedanke auf, sein Wissen und seine praktischen Erfahrungen weiterzugeben, kurzum, ein Buch zu veröffentlichen. Parallel hielt er Vorträge und führte Workshops durch. Das ist ihm besonders wichtig, nämlich nahe an den betroffenen Menschen dranzubleiben, sich mit ihnen auszutauschen.

„Vorträge und Workshops kann man meiner Homepage
www.wege-wegvomstress.de entnehmen. Oder man kann mich über meine E-Mail- Adresse kontaktieren – info@wege-wegvomstress.de“, sagt Daniel De Paola.

Und er führt in diesem Zusammenhang weiter aus:
„Ich habe keine Patentrezepte und ich glaube auch nicht, dass dies einer meiner Leser erwartet. Ich will anregen, ermuntern, anhand von geeigneten Praxisbeispielen zeigen, was möglich ist, wenn man sich gedanklich und mental öffnet.“

Das ist der Beginn eines Prozesses, den Daniel De Paola mit dem Buch anstoßen will, den er fortsetzen möchte und selbst dabei immer wieder zu neuen Erkenntnissen gelangt. Daniel De Paola ist der Spaß anzumerken, den er hat, wenn er helfen kann, wenn er sieht, dass eine seiner Ideen im täglichen Pflege- und Betreuungsprozess gefruchtet hat.

Das Buch soll anstoßen, lädt ein mitzumachen, beim Austausch von Erfahrungen. Manch ein pflegender Angehöriger ist bereits durch das Lesen der Lektüre motiviert, weil er sieht, dass er nicht allein ist und es viele Möglichkeiten gibt, sich helfen und unterstützen zu lassen.

Kontakt:
Daniel De Paola
Telefon: 0211 – 43 63 63 06
Fax: 0211 – 43 63 63 07
E-Mail: info@wege-wegvomstress.de

JEEPY (22)

SCHWARZER TEE FÜR DIE SCHATZKARTE
WAS BISHER WAR:
Der kleine Andreas hat den Startpunkt auf der Karte eingezeichnet. Jetzt soll die Schatzkarte auf ‚alt‘ getrimmt werden. Der Fahrer hat dazu schwarzen Tee mit mehreren Teebeuteln aufgebrüht.

„Oh ja“, riefen die Kinder da.
„Sollen wir den Tee trinken?“

„Nein, bloß nicht. Den lassen wir noch ein wenig kalt werden und anschließend kippen wir ihn über den weißen Zeichenkarton.“
„Warum?“, fragte Jeepy.

„Damit die Karte echt und alt aussieht“, sagte Fiatine.
„Klar, dass die das wieder weiß“, dachte Jeepy.
Krümel war auf das Teeglas aufmerksam geworden und kam ihm gefährlich nahe.

Diesmal passte aber der Fahrer auf und nahm das Teeglas schnell vom Boden hoch. Der Tee war kalt geworden.

„So, wir können ihn jetzt auf die Karte kippen und vorsichtig mit den Fingern verreiben. Wer will das tun?“

Wieder reckten sich die Hände von den Kindern nach oben.
„Du und du, ihr beide macht das“, sagte der Fahrer und zeigte auf einen Jungen und ein Mädchen.

Die machten sich sogleich an die Arbeit.
Die Karte war nun durchnässt und sah aus, als hätte jemand aus Versehen das Teeglas umgestoßen und alles wäre auf das Zeichenblatt gelaufen.

„Für heute machen wir Schluss. Und morgen, wenn die Karte trocken ist, dann können wir die restlichen Zwischenstationen einzeichnen.

„Jeepy und Fiatine, ihr denkt euch bitte aus, was an den Stationen alles gemacht werden soll“, sagte der Fahrer.

JEEPY (11) – DIE SCHATZTRUHE PACKEN

JEEPY (21)

DIE ERSTEN STRICHE AUF DER SCHATZKARTE
WAS BISHER WAR:
Krümel hat die ersten Flecken auf der Karte mit ihren blauen Tintenfingern hinterlassen. Der Fahrer sagte kurzerhand, dass es Seen in der Umgebung seien. Er fragt nun, wer mit dem roten Filzstift den Startpunkt einzeichnen will.

„Ich will, ich auch, ich will auch“, die Hände der Kinder streckten sich nach oben. Dem Fahrer fiel ein kleiner Junge auf, der in der hinteren Reihe stand und schüchtern blickte.

Er hatte sich nicht gemeldet.
„Wie heißt du?“, fragte der Fahrer ihn.
„Ich heiße Andreas“, sagte der kleine Junge.
„Gut Andreas, willst du den Startpunkt einzeichnen?“

„Ja“, sagte Andreas leise und sein Mund und seine Augen strahlten.
„Setz‘ hier an. Hier beginnen wir unsere Wanderung“, sagte der Fahrer.
„Wo ist das denn?“, hakte jetzt Fiatine nach, die etwas weiter hinten stand und versuchte, einen Blick auf die Karte zu bekommen.

„Das ist direkt am Waldrand, hinter der B 109 und ca. 2 km entfernt vom Parkour Park und dem Eingang zum Wildpark. Von da aus starten wir und gehen durch den Wald, hier entlang.“

Der Fahrer fuhr mit dem Finger auf dem weißen Blatt entlang, umkurvte die Tintenflecken und sagte dann: „Hier, bis hierher. Dort ist dann die Schatztruhe vergraben.“

„Andreas, zeichne gleich mit dem roten Filzstift den Weg ein, bis zum Zielpunkt.

„Jetzt passt mal auf“, sagte der Fahrer nun.
„Ich habe heißes Wasser aufgesetzt und drei Teebeutel hineingetan. Seht ihr, wie dunkel der Tee geworden ist?“

JEEPY(10)- SCHWARZER TEE FÜR DIE SCHATZKARTE

ANNA IST DEMENT (33)

STIPPVISITE BEI ANNA
Klara besucht Anna. Die weiß davon im Vorfeld nichts, weil es sie zu sehr aufregen würde.

Klara sitzt im Zug von Stralsund nach Berlin. Es ist Sonntag und sie kehrt zurück von einem Besuch bei Anna. Sie war drei Tage bei ihr, um sie aufzumuntern, die Küche zu streichen und die Wohnung aufzuräumen.

Klara taucht immer wieder ein Stück in ihre Vergangenheit ein, wenn sie in Stralsund. Sie ist hier aufgewachsen, hat den Beruf einer Bürokauffrau erlernt, war viele Jahre dort sehr glücklich.
Das alles ist lange her. Es hat sich viel geändert. Und Anna, ihre Mutter, hat sich geändert.

Früher, da freute sich Anna, wenn Klara sie besuchte. Anna kochte dann, bezog die Betten neu, brachte die Wohnung auf Hochglanz.
Jetzt war es anders.

Klara hatte ihrer Mutter gar nicht gesagt, dass sie kommen wollte. Anna konnte diese Aufregung nicht mehr vertragen, auch wenn das ja etwas Positives war.

Also klingelte Klara an der Tür, der Summer ertönte und sie ging die Treppen hinauf.
„Das gibt’s doch nicht“, rief Anna erstaunt aus, als Klara vor ihrer Tür stand.
„Wo kommst du denn jetzt her?“, fragte Anna.
„Direkt aus Berlin“, sagte Klara kurz angebunden, obwohl es gar nicht stimmte.

Peter hatte Klara morgens nach Bernau gefahren, wo sie den Zug um 4.41 Uhr nach Stralsund nahm.

Aber für Anna war das zu kompliziert. Für sie war das alles Berlin. Dort arbeitete Klara, Laura auch und Peter, ja der war auch aus Berlin, für Anna jedenfalls.

„Was wollen wir jetzt machen?“, fragte Anna.
„Am besten, du lässt mich erst einmal zur Tür rein“, sagte Klara, nachdem sie sich auf dem Hausflur die Schuhe ausgezogen hatte.

ANNA IST DEMENT (32)

WARUM KURZGESCHICHTEN?

Wenn Herausforderungen und Konflikte in der Pflege nur abstrakt beschrieben werden, erreichen sie die Menschen nicht. Leser wollen sich mit konkreten handelnden Figuren identifizieren können. 

 Ich habe mir schon oft den Kopf darüber zerbrochen, warum ich mir überhaupt die Mühe mache und mich mit einem Bein in die Gefilde des belletristischen Schreibens begebe. Eine schwierige Frage und eine einfache Antwort darauf gibt es wohl nicht.

Es sind vor allem Erkenntnisse und Erfahrungen, die ich im Verlaufe meiner freiberuflichen journalistischen Arbeit gesammelt habe, die mich überhaupt zu diesen Gedanken veranlassen.

Was meine ich?

Es ist ein Unterschied, ob du irgendeinen Vorgang in der Pflege lediglich beschreibst, oder aber, ob du versuchst, es so zu schreiben, wie es die konkreten Menschen erleben und manchmal auch darunter leiden.

Ein Beispiel: „Die Kommunikation mit Demenzkranken erfordert ein hohes fachliches Können, sensibles Herantasten im Gespräch, Verständnis und Herzenswärme.“

Was ist daran falsch, was ich gerade geschrieben habe? Vermutlich gar nichts.

Aber ich denke, der Leser überfliegt es, nimmt es zur Kenntnis und vergisst es wieder.

Wie aber ist es mit diesen Sätzen?

„Anna war am Morgen aufgestanden und fühlte sich nicht gut. Was war anders? Sie sollte zum Friseur. Aber wann? Sie wusste es nicht mehr.

Klara hatte es einen Abend zuvor mehrfach gesagt und Anna hatte noch mehr nachgefragt.

Anna griff zum Telefon und rief Klara an.

„Ich will nicht zum Friseur. Ihre Stimme klang aggressiv. Klara überlegte, was sie und wie sie antworten sollte.“

Du tauchst anders in die Situation ein. Du erfasst genauer, um was es hier geht, wie schwierig die einfachsten Dinge des Lebens in der Betreuung eines Demenzkranken konkret im Alltag aussehen.

Die Botschaft des Geschriebenen wird deutlicher, wenn die Hauptfigur ein Mensch aus Fleisch und Blut ist. Und nicht nur zum Gegenstand abstrakter Betrachtung wird.

Wie aber so etwas konkret umsetzen?

Indem ich reale Menschen charakterisiere oder aber eine Figur fiktional erschaffe?

Wie auch immer die konkrete handwerkliche Technik des Schreibens aussieht, ich will es schaffen, dass das Geschehen und die betroffene Figur konkrete Gestalt vor dem inneren Auge meines Lesers annimmt.

Das ist mein Anspruch, ein Experiment eben, das nicht immer gelingt. Aber der Versuch ist es allemal wert.

 

JEEPY (20)

KRÜMEL STÖSST DAS TINTENFASS UM
WAS BISHER WAR:
Die Kinder, Fiatine und Jeepys Fahrer haben damit begonnen, die Schatzkarte zu basteln.
Jeepy ist ein bißchen eifersüchtig auf die fröhliche und vorlaute Fiatine.

„Jetzt hört doch auf, euch zu streiten. Es soll doch auch Spaß machen. Schaut mal hier, auf Krümel.

Die sitzt schon auf dem Tisch“, sagte der Fahrer.
Und plötzlich rief er nur noch: „Nein, Krümel, nein.“
Aber es war schon zu spät.

Der Fahrer hatte das schwere Tintenfass aus Marmor mit nach unten gebracht, damit das weiße Blatt auf dem Tisch nicht wegrutschte.

Krümel hatte es schnell raus, den Deckel vom Tintenfass zu öffnen und war mit einem Finger hineingetaucht. Nachdem der Fahrer „nein Krümel, nein“, gerufen hatte, tunkte sie noch schnell einen weiteren Finger ein, denn sie ahnte, dass sie das nicht mehr lange durfte.

Krümel wischte anschließend die blauen Finger an ihrer Strumpfhose ab und später strich sie mit denselben Fingern über das weiße Blatt. Die ersten Flecken waren also auf der Schatzkarte.
„Was soll das sein?“, fragte jetzt ein kleiner Junge.

„Das sind kleinere Seen in der Umgebung. Das passt schon“, sagte der Fahrer schnell und hob Krümel von der Tischplatte, die das mit einem Geschrei quittierte.

„Wo treibt sich nur deine Mama rum“, fragte der Fahrer nun an Krümel gewandt. Doch die hatte auf dem Boden schon wieder einen kleinen Käfer entdeckt, den sie versuchte aufzuheben.
„Gut, Kinder, wer will den Startpunkt einzeichnen?“

JEEPY(9) DIE ERSTEN STRICHE AUF DER SCHATZKARTE

JEEPY (19)

DIE SCHATZKARTE BASTELN
WAS BISHER WAR:
Fiatine und Jeepy schaffen es, dass sich der Fahrer von Jeepy bereit erklärt, bei der Vorbereitung der Schnitzeljagd zu helfen.

„Guten Morgen, alle zusammen. Ich freue mich, dass ihr alle so zahlreich erschienen seid“, rief der Fahrer von Jeepy.

„Hallo?“,  dachte Jeepy, „gestern Abend hatte der sich doch noch mit den Händen und Füßen dagegen gewehrt, dass er mithelfen soll. Und nun, da tut er so, als sei er der große Macher.“

Aber es war egal. Jetzt waren alle da: Fiatine, die Kinder, Krümel.
„Wo ist eigentlich dein Verkäufer?“, fragte Jeepys Fahrer Fiatine.

„Der ist schon in die Schorfheide gefahren und steckt die Strecke ab, schaut, ob alles in Ordnung ist, oder ob wir Gefahrenstellen umgehen müssen“, antwortete Fiatine.

„Sehr gut!“, rief da der Fahrer.
„So Kinder, aufgepasst. Wir stellen jetzt hier einen Tisch unten den Carport, also dort, wo normalerweise Jeepy steht. Aber der hat es uns erlaubt. Stimmts Jeppy?“

„Ja, gut“, brummte Jeepy, was sollte er machen.
Irgendwo musste ja die Schatzkarte entstehen.
„Fiatine, hast du die Buntstifte mit und den großen Zeichenblock?“, fragte nun der Fahrer.

„Jaha“, flötete Fiatine fröhlich.
„Die drängelt sich bei meinem Fahrer ganz schön in den Vordergrund“, dachte Jeepy.

„Du willst immer der Bestimmer sein“, sagte nun Jeepy an Fiatine gewandt.

„Wieso? Ich will doch bloß helfen!“, entgegnete Fiatine und war eingeschnappt.

JEEPY (8) – KRÜMEL STÖSST DAS TINTENFASS UM

 

JEEPY (18)

JEEPYS FAHRER WEISS MAL WIEDER VON NICHTS
WAS BISHER WAR:
Fiatine hat den Verkäufer im Autohaus herumgekriegt. Er ist jetzt mit Elan dabei, die Schnitzeljagd für die Kinder in der Schorfheide vorzubereiten.

Der Verkäufer hatte das Autohhaus verlassen.
Fiatine steuerte in Richtung Ausgang und öffnete die Türen von der großen Eingangshalle, über die die Autos hinein- und hinausgefahren wurden.

Sie konnte das tun, nachdem sie ein update erhalten hatte und so auch autonom, also ohne ihren Verkäufer, fahren konnte.

„Wo willst du hin?“, fragte Drängler mit den dicken Muskeln und dem offenen Verdeck. Fiatine hatte ihn so getauft. Er hieß offiziell anders. Aber das war Fiatine egal. Sie mochte den Angeber nicht, der sich bei jeder Gelegenheit in den Vordergrund schob.

„Das geht dich gar nichts an!“, antwortete Fiatine schnippisch.
„Du willst doch bloß wieder zu deinem schmalbrüstigen Freund, dem Jeepy, der von vorn aussieht wie ein breiter Kämpfer und von hinten wie ein dünnes Hemd, dem sie vergessen haben, die Taschen anzunähen.“

„Das werde ich Jeepy erzählen, und dann wird er dir über deine überheblichen Vorderfüße fahren, bevor du dich überhaupt bewegen kannst“, rief Fiatine und sauste davon.

„Das werden wir ja noch sehen“, brüllte Drängler hinter ihr her. Aber die hörte schon nichts mehr, denn sie war auf dem Weg zu Jeepy.
Jeepy hatte sich im Carport bereits eingerollt und wollte gerade die Augen zumachen, als er Fiatine um die Ecke biegen sah.

„Was willst du denn hier?“, fragte Jeepy.
„Wir müssen reden.“
„Worüber denn?“

„Jeepy, ist irgendetwas da unten los?“, tönte nun aus dem Arbeitszimmer die Stimme des Fahrers.
„Nö, hier ist nur eine Katze, die mir schon wieder an den vorderen Reifen gepinkelt hat. Sie will wohl den anderen Katzen sagen, dass sie hier die Mäuse fängt.“

„Ach so, na dann scheuch sie weg“, rief der Fahrer und wandte sich wieder seinem Computer zu.
„Wir müssen leise sprechen“, flüsterte jetzt Jeepy.

„Hast du deinen Fahrer schon gefragt?“
„Wonach?“, fragte Jeepy und hob seine Scheinwerfer hoch.
„Na, ob dein Fahrer mitmacht bei der Schnitzeljagd!“
„Der? Der findet nicht einen Pilz, wenn Pilze sammeln im Herbst angesagt ist. Und wenn es nur eine Wurzel gibt, die aus dem Waldboden sichtbar herauslugt, glaube mir, mein Fahrer sieht sie erst, wenn er drüber gestolpert ist.“

„Das ist egal!“, sagte Fiatine jetzt bestimmt.
„Er kann uns zum Beispiel eine Schatzkarte basteln, Kreide besorgen, mit der wir die Pfeile an die Bäume malen und schließlich noch den Weg mit dem Verkäufer ablaufen.“

„Was ist denn hier los?“, fragte plötzlich mit drohendem Unterton der Fahrer. Er stand hinter Jeepy, weil ihn das Geflüster aufgeschreckt hatte und er die Treppe heruntergeschlurft war.

„Hier ist nichts los“, sagte Jeepy schnell.
„Ich spreche nur mit der Katze“, schob Jeepy noch nach.

„Und wer ist das?“ Der Fahrer zeigte auf Fiatine, die mit zwei ihrer zierlichen Räder auf dem Carport stand.

„Ach, ich bin die Freundin von Jeepy.“
„Freundin? Wieso weiß ich davon nichts.“
„Du weißt vieles nicht“, klinkte sich nun Jeepy in das Gespräch ein.

„Jetzt werd‘ mal nicht frech. Sonst wächst du hier die nächsten Tage an und ich steige in den kleinen Fiat hier ein.“

„Oh Gott, hätte ich doch bloß die Reifen stärker aufgepumpt“, dachte Fiatine und schaute ängstlich auf Jeepys dicken Fahrer.

„Lieber Fahrer, wir wollen dich um Rat und Hilfe bitten, weil wir ohne dich nie und nimmer unser Problem lösen können“, sagte jetzt Fiatine mit einschmeichelnder Stimme und schaute den Fahrer mit ihren himmelblauen Scheinwerfern an.

„Die quatscht den noch besoffen“, dachte Jeepy.
„Um was für ein Problem geht es denn?“, fragte der Fahrer und war sichtlich geschmeichelt, dass er um Rat gefragt wurde.

„Wir wollen eine Schnitzeljagd vorbereiten und da brauchen wir deine riesigen Erfahrungen im Laufen.“

„Ha, ha, im Verlaufen vielleicht. Wenn Fiatine wüsste, wie oft mein Fahrer mich schon gesucht hat oder vorher Bobby, in Berlins Strassen, weil er nicht mehr wusste, wo genau er war. Dann hätte die sich auf die Zunge gebissen und wäre lieber selber die Strecke abgelaufen“, dachte Jeepy.

„Oh ja, ich habe tatsächlich zahlreiche Erfahrungen sammeln können, wie man eine Strecke vorbereitet, sie markiert und wo man einen Schatz vergraben kann“, sagte nun der Fahrer mit stolz geschwellter Brust.

„Der buddelt sich doch selbst mit ein, wenn ich nicht aufpasse“, dachte Jeepy.

„Jeepy, du wirst mir helfen.“
„Helfen?“, dachte Jeepy.
„Bleibt doch eh alles an mir hängen.“

Und laut zu seinem Fahrer: „Ja, geht in Ordnung, ich helfe mit.“
„Juhu, das wird schön. Ich komme gleich morgen wieder und wir malen die Schatzkarte“, rief Fiatine und sauste davon.

„Die hat Energie, aber wieso kann die überhaupt ohne Fahrer durch die Gegend düsen?“, fragte der Fahrer nun Jeepy.

„Keine Ahnung“, antwortete er laut.
„Auch das noch. Das riecht nach Ärger, wenn der Verkäufer erfährt, dass Fiatine ohne sein Wissen hier war“, dachte Jeepy und seufzte nur.

JEEPY (17)

DER VERKÄUFER SOLL BEI DER VORBEREITUNG DER SCHNITZELJAGD HELFEN
WAS BISHER WAR:
Fiatine ist vom Ausflug mit Jeepy ins Autohhaus zurückgekehrt. Dort interessieren sich Kunden für Fiatine. Die Kunden wollen es sich aber noch überlegen und sich in den nächsten Tagen melden.

Der Verkäufer fiel erschöpft auf seinen Stuhl zurück.
„So, für heute reicht es“, sagte er müde zu Fiatine.
„Würdest du uns denn bei der Vorbereitung der Schnitzeljagd helfen?“, fragte Fiatine ihn.
„Lass mich in Ruh‘. Ich habe genügend andere Sorgen“, antwortete der Verkäufer.

„Ach, bitte, bitte, wir haben es doch den Kindern versprochen, dass wir eine Schnitzeljagd in der Schorfheide durchführen.“

„Wer ist eigentlich ‚wir‘?“, fragte der Verkäufer jetzt.
„Na Jeepy, sein Fahrer, du und ich“, sagte Fiatine.
„Konnte ich mir ja denken, dass hier wieder Jeepy mitdrinsteckt.“
„Und sein Fahrer, der weiß tatsächlich Bescheid?“, hakte der Verkäufer gleich nach.

„Naja, so richtig noch nicht. Aber Jeepy wickelt den doch um den Finger“, entgegnete Fiatine.

„Das muss ja ein ziemlich dicker Finger sein, um den Jeepy seinen Fahrer wickeln will“, sagte der Verkäufer.

„Der macht doch jetzt jede Menge Sport, weil er abnehmen will“, entgegnete Fiatine.

„Davon habe ich noch nichts gemerkt, als der Fahrer das letzte Mal hier war und sich auf das Sofa dort plumpsen ließ. Da passte keiner mehr rauf“, sagte der Verkäufer.

„Lass das den Fahrer bloß nicht hören, dann macht der erst recht nicht mit“, sagte Fiatine schnell.
„Also gut, was soll denn alles für die Schnitzeljagd organisiert werden?“, fragte der Verkäufer jetzt Fiatine und rutschte mit dem Stuhl zu ihr herüber.

„Die Kinder sollen eine Spur verfolgen und einen Piratenschatz suchen. Jeepys Fahrer wird den Schatz verstecken“, haspelte Fiatine schnell herunter.

„Wo soll der Schatz denn versteckt werden?“
„In der Nähe des Wildparkes Schorfheide. Schau mal hier“, sagte Fiatine und zeigte auf die Karte.

„Vor dem Eingang befindet sich ein kleiner Parkour Park.“
„Sollen die Kinder etwa darauf herumklettern?“, fragte der Verkäufer entsetzt.

„Nein“, beruhigte Fiatine ihn.
„Wir wollen nur, dass wir einen guten Anhaltspunkt für die Vorbereitung haben, denn sonst verläuft sich Jeepys Fahrer schon vorher“, sagte Fiatine.

„Lass ihn das mal nicht hören, sonst ist der schneller eingeschnappt, als du denkst.“

„Ja, ja“, antwortete Fiatine lapidar.
„Wir wollen nur, dass der Fahrer mit Kreide Pfeile an die Bäume malt und unten Hinweiszettel ablegt, die mit Steinen beschwert werden. Das wird er ja wohl schaffen.“

„Wollen wir es hoffen“, sagte der Verkäufer.
„Ich werde ihn darauf ansprechen, ob wir nicht im Vorfeld die Strecke ablaufen, damit wir uns ganz sicher sind, dass dort keine Gefahrenstellen für die Kinder sind“, ergänzte der Verkäufer noch. Er war jetzt voll mit dabei.

JEEPY (16)

EINE KUNDIN WILL FIATINE UNBEDINGT

KAUFEN

Fiatine will, dass der Verkäufer ihr bei der Vorbereitung der Schnitzeljagd hilft, aber da werden Kunden auf sie aufmerksam.

„Wie ist die genaue Bezeichnung für dieses Auto?“, fragte  der Ehemann der Kundin.
„Fiat 500“, sagte der Verkäufer.
„Ich heiße Fiatine.“
Die Kunden schauten ungläubig auf das kleine Auto.
Hatte es gesprochen?

„Du sollst doch nichts sagen, wenn ich dich verkaufen will, freche Göre“, zischte der Verkäufer.
Und laut wandte er sich an die Kunden:

„Dieser Fiat hat ein update, kann allein fahren, und sprechen kann er auch.“
„Ach wie süß. Schatz, den muss ich haben“, sagte die Kundin und strahlte vor Entzücken.
„Das ist doch eine Handtasche auf Rädern“, sagte ihr Mann.

Fiatine rollte unauffällig ein Stück nach vorn, direkt über den Fuss des Kunden.
„Da hast du die Handtasche“, flüsterte Fiatine dem Kunden wutentbrannt zu.

Der musste sich am Tisch aufstützen, so schmerzte ihn sein Fuß.
„Schon gut, war nicht so gemeint“, murmelte der Ehemann mit schmerzverzehrtem Gesicht.

„Was meinst du Schatz, sollen wir ihn nehmen, als Zweitwagen, für mich?“, fragte die Ehefrau in säuselndem Ton.
„Hm“, machte der Ehemann.

„Ach Hans-Georg, jetzt sei doch nicht so“, du willst dir doch bloß wieder einen ‚Rambo‘ wie den Jeep ‚Wrangler‘ zulegen.
„Na, lieber ein dickes Nashorn an der Hand, als eine bissige Katze im Wadenbein“, brummte der Ehemann.

„Hans-Georg, ich versteh‘ dich nicht“, was du hier wieder sagst.
„Hast du noch Alkohol von deinem angeblich so wichtigen Geschäftsessen im Blut? Und wer waren eigentlich die Damen, die dir noch so zuwinkten, als du gestern Abend aus dem Taxi gestiegen bist?“

Fiatine fand es lustig, den beiden zuzuhören und sie wollte, dass die Frau ihre neue Fahrerin wird. Sie würden sich gut verstehen.

„Also gut, von mir aus“, dann kaufen wir eben die Handtasche, äh, ich meine diesen himmelblauen Fiat.
„Wunderbar, aber das geht nicht gleich“, sagte der Verkäufer.
„Warum nicht?“, fragte die Kundin.

„Weil Fiatine noch eine Schatzsuche vorbereiten muss!“, sagte der Verkäufer entschlossen.
„Schatzsuche, Fiatine? Schatz, ich glaub‘ ich werde alt.“

Dem Ehemann war so, als würde der kleine Fiat ihm die Zunge herausstrecken und gleichzeitig seiner Frau zuzwinkern. Seine Frau wedelte mit der Hand, so als würde sie zurückwinken.

„Ja, sind denn hier alle verrückt geworden? Schatz, nimm‘ deine Truhe, äh, ich meine deine Handtasche, wir müssen erst einmal an die frische Luft.

„Das hat noch ein Nachspiel. Wenn die Kunden jetzt abspringen, dann kannst du das mit der Schatzsuche und ihrer Vorbereitung vergessen“, schnaubte der Verkäufer und ging den Kunden nach draußen hinterher.

JEEPY (15)

FIATINE KOMMT INS AUTOHAUS ZURÜCK

Fiatine war mit Jeepy unterwegs, im Modus des autonomen Fahrens. Sie haben Kindern eine Schnitzeljagd versprochen. Aber erst einmal muss Fiatine zurück zu ihrem Autohaus und ihrem Verkäufer.

Fiatine kehrte glücklich in das Autohaus nach Hoppegarten zurück.
„Na, wie ist es gelaufen?“, fragte der Verkäufer Fiatine.
„Es ist super gelaufen. Ich bin allein gelaufen, autonom, ‚Yppie-ya-yeah‘, ruft Fiatine glücklich.

„Na, dann hat sich das update bei dir ja gelohnt“,  sagte der Verkäufer zufrieden. Fiatine schaute den Fahrer weiter an.
„Ja, weißt du, ich habe doch keinen Fahrer, weil mich ja noch keiner gekauft hat“, sagt nun Fiantine zögerlich.

„Ach, das wird schon, und schließlich hast du ja auch noch mich“, sagte der Verkäufer. Fiatine fasste sich ein Herz und sagte: „Stimmt, ich habe ja noch dich, lieber Verkäufer. Und deshalb musst du mir helfen.“

„Wobei?“, fragte der Verkäufer ungeduldig, denn im Hintergrund warteten Kunden auf ihn und die wollte er auf keinen Fall verlieren.
„Wir haben unterwegs Kinder getroffen, die mit uns mitfahren wollten.“

„Das habt ihr ja wohl hoffentlich nicht gemacht“, sagte der Verkäufer mit einem drohenden Unterton zu Fiatine.
„Nein, das nicht. Aber wir haben ihnen stattdessen versprochen, dass wir mit ihnen eine Schnitzeljagd vorbereiten. Und du musst mir bei der Vorbereitung helfen.“

„Ich?“, fragte der Verkäufer entsetzt.
„Keine Zeit!“, setzte er nach.
„Ach bitte, bitte“, flehte Fiatine und schaute ihn in ihrem himmelblauen Kleid an.
„Was muss ich denn tun?“

„Du musst nur den Weg markieren, Pfeile mit Kreide an die Bäume malen, eine Schatzkarte zeichnen, eine Schatztruhe basteln, Geschenke besorgen und mit einer Gruppe mitlaufen.“

Fiatine hatte schnell gesprochen und war nun außer Atem.
„Das kommt überhaupt nicht infrage. Ja, glaubst du denn, ich sitze hier den ganzen Tag und mache nur Witze über die Kunden, die hereinkommen?“

Der Verkäufer war nun endgültig aus dem Häuschen. Seine Augen waren hervorgetreten, sein Gesicht krebsrot und die Stimme versagte ihm fast, so unverschämt fand er die Anfrage von Fiatine.

„Den ganzen Tag nicht, aber den halben, machst du Witze“, antwortete Fiatine. Schließlich stand sie ja direkt neben dem Tisch des Verkäufers.

„Noch ein Wort, und ich werde das update rückgängig machen, und du kannst an meinem Tisch stehen und so lange vor dich hinschmoren, bist du nichts mehr Wert bist.

Da fing Fiatine an, heftig zu weinen und zu schluchzen, sodass die Kunden auf sie aufmerksam wurden.
„Was hat die Kleine denn?“, fragte jetzt eine Kundin.

Und zu ihrem Mann gewandt: „Schatz, schau mal, was für ein herrliches himmelblaues Kleid dieser Fiat anhat.
„Das ist ein Auto und keine Kleine“, brummte ihr Mann.
Aber die Frau sah mehr in dem kleinen Fiat, als nur ein Auto.

DRITTER ANLAUF BEIM FRISEUR

„Gut, dass ich den Termin gemacht habe“, sagte Anna zu Lukas, als dieser sie wieder vom Friseur abholte.

Anna saß noch auf dem Friseurstuhl, auf dem Tisch vor ihr stand ein halbvolles Glas Sekt. Sie lachte und erzählte mit der Friseuse. Lukas verschlug es die Sprache.

Er musste gerade daran denken, wie viel Mühe es ihn gekostet hatte, Anna bis hierher zu bringen.
Zwei Stunden vorher: Lukas hatte Anna endlich soweit, dass sie loskonnten, um noch rechtzeitig beim Friseur zu sein. „Wo ist jetzt mein Briefkastenschlüssel?“, fragte Anna und wühlte in ihrer Tasche umher.

„Mutti, das kannst du doch machen, wenn wir vom Friseur zurückkommen. Ich möchte nicht zu spät kommen. Wir haben doch schon zweimal den Termin absagen müssen“, drängte Lukas sie.
„Absagen? Wieso absagen? Ich habe nichts abgesagt“, sagte Anna und schaute Lukas grimmig an.

„Mutti, ich habe einmal den Termin vereinbart, dann haben wir ihn wieder storniert, weil du nicht wolltest. Danach hat es Klara noch einmal versucht. Und wieder wolltest du nicht.“
„Ich? Das kann überhaupt nicht sein! Und wieso machen überhaupt die Berliner Termine beim Friseur für mich? Was soll das!“
„Mutti, wir meinen es doch nur gut.“

„Wo ist denn jetzt mein Schlüssel?“ Anna kramte weiter in der Tasche. Endlich hatte sie ihn gefunden und steckte ihn in das Briefkastenschloss und versuchte ihn umzudrehen. Er ließ sich aber nicht drehen.

„Was ist das hier alles? Ich werd‘ noch verrückt“, schnaubte Anna.
„Mutti, kann ich mal?“, fragte Lukas vorsichtig.
Es war geschafft, die Briefkastentür ging auf und als erstes fielen Lukas die Werbebriefe entgegen.

„Die schmeiße ich gleich weg“, sagte Lukas.
„Nein, wie kannst du so was machen! Ich will die lesen. Die schreiben mir.“
„Ja, Mutti, weil sie dein Bestes wollen, dein Geld. Deshalb haben sie dich so lieb.“

Anna schaute Lukas an, als würde der gerade von der Berechnung der optimalen Mondlandung sprechen. Als sie im Auto saßen und Anna schließlich angeschnallt war, konnte Lukas das Auto starten.

Anna schaute verdrossen aus dem Fenster. Ihre Stirn war gerunzelt und ihr Mund verzog sich zu einer Grimasse. Dazu stöhnte sie unentwegt.

„Mutti, jetzt freu dich doch ein bisschen. Schau mal, ich habe extra den Weg am Hafen vorbei genommen, damit du ein wenig auf das Wasser schauen kannst“, versuchte Lukas sie aufzuheitern.
Anna aber reagierte nicht.

„Hier lag das Boot von Onkel Gottfried“, sagte sie plötzlich.
Anna schien sich zu erinnern, ihr Gesicht hellte sich auf und sie schien in Gedanken von ihren schönen Kindheitsjahren eingenommen zu sein.

„Wir sind da“, riss Lukas sie aus ihren Erinnerungen.
„Weißt du, ich will gar nicht aussteigen“, sagte Anna jetzt.
„Mutti, du gehst jetzt da rein“, sagte Lukas mit letzter Verzweiflung zu ihr.

„Rede nicht in dem Ton mit mir“, sagte Anna zu ihm.
Lukas schwieg und Anna stieg aus.
„Schön, dass Sie kommen konnten“, begrüßte die Inhaberin des Friseurladens Anna.

„Ja, ich habe mir die Zeit genommen“, sagte Anna.
Lukas schaute betreten auf den Fußboden. Es sah aus, als versuchte er die dort herumliegenden Haare zu zählen, die noch nicht weggefegt worden waren.

„Möchten Sie ein Glas Sekt, Frau Sturm“, fragte die Inhaberin Anna.
„Ach ja, ein Glas kann man ja mal trinken.“

Die Inhaberin zwinkerte Lukas zu und der zog sich leise zurück.
„Wissen Sie, ich war ja früher viel auf dem Hof von meinem Onkel Taube. Er war Fischer“, sagte Anna zu der Friseuse, während die sich um die Haare von Anna kümmerte.

„Taube? Gottfried Taube“, fragte die Friseuse.
„Ja“, sagte Anna.

„Den kenn ich auch“, sagte die Friseuse zu Anna.
„Sagen Sie bloß!“, staunte Anna.
„Ja, mein Großvater hat mir ab und zu von ihm erzählt. Damals, als der selbst noch ein Fischer war.“

Lukas traute sich nicht Anna zu sagen, dass sie wieder loswollten.
Annas Wangen waren rot, sie saß aufrecht im Sessel und es schien, als wäre sie glücklich. Für den Augenblick wenigstens.

JEEPY (14)

 UPDATE FÜR FIATINE

Fiatine will ein 'update', damit sie automatisch, also ohne Fahrer (immer noch ihr Verkäufer) durch die Gegend fahren kann.

„Warum soll ich für dich schon ein ‚update‘ besorgen, wo du doch nicht mal einen Fahrer hast“,  fragte der Verkäufer Fiatine.
„Weißt du, wie viele Autos darauf warten, dass sie jetzt auch ohne Fahrer, also autonom, durch die Gegend fahren können?“, fragte der Verkäufer noch.

Da flossen bei Fiatine wieder die Tränen. Das konnte Jeepy nicht mit ansehen und wandte sich erneut an den Verkäufer: „Bitte, bitte, machen Sie doch eine Ausnahme für meine Freundin Fiatine“, sagte Jeepy.

„Ach, das ist deine Freundin, na da schau mal einer an.
Und wie kommst du hier überhaupt rein?“, fragte der Verkäufer Jeepy.

„Ich, och, ich bin hier nur zu Besuch und mein Fahrer hat mir ein ‚update‘ spendiert.“
„Na, wenn das so ist“, meinte der Verkäufer nun versöhnlicher.
„Dann macht doch mal einen Probeausflug. Ich schalte Fiatine vorher auf ‚update‘, zeitweise, und dann schaut ihr mal, wie ihr damit klar kommt.“

„Au ja“, riefen beide begeistert.
Als das ‚update‘ bei Fiatine erledigt war, da schossen beide nur so aus dem Autohaus.

„Passt bloß auf, dass ihr keinen Unfall baut“, rief der Verkäufer ihnen hinterher.
„Geht nicht, wir fahren ja autonom“, riefen die beiden zurück.
„Stimmt auch wieder“, knurrte der Verkäufer und ging zu seinem Platz zurück. Wo Fiatine sonst stand, waren nur Reifenspuren zu sehen.

„Fiatine, schau mal, siehst du die Kinder dort, die auf dem Spielplatz spielen?“.
„Ja, sehe ich“, rief sie zurück und hupte ganz laut.
Da erschraken sich die Kinder ganz doll.
„Fiatine, das darfst du nicht, die Kinder kriegen doch Angst vor uns“, sagte Jeepy.

„Ja, entschuldige, ich war nur so froh, dass ich hier draußen bin.“ Die Kinder hatten sich beruhigt und winkten jetzt Jeepy und Fiatine zu.
„Dürfen wir mit euch fahren“, fragten sie.

„Nein, das dürft ihr nicht. Wir sind noch in der Erprobung. Wenn wir jemanden mitnehmen, dann müssen unsere Fahrer dabei sein.“
„Ach schade“, sagten da die Kinder.

Jeepy überlegte eine Weile und da kam ihm eine tolle Idee.
„Wer hat Lust auf Schnitzeljagd?“, fragte Jeepy die Kinder.
„Oh ja, wir wollen eine Schnitzeljagd“, schrien alle auf einmal durcheinander.

„Darf ich auch mit?“, fragte Fiatine zaghaft.
„Aber natürlich. Du musst sogar mitmachen. Wer soll das alles allein schaffen!“, antwortete Jeepy.

„Kinder, dann fragt eure Eltern, ob ihr mitmachen dürft.“
„Und wir brauchen Erwachsene, die mitkommen“, rief Fiatine.
„Mein Fahrer kommt bestimmt mit, und du fragst den Verkäufer, solange du noch keinen eigenen Fahrer hast“, sagte Jeepy.

„Ja, mach‘ ich.“ Fiatine ist begeistert.
„Kinder, nächsten Samstag. In der Schorfheide, in der Nähe des Wildparkes. Da machen wir die Schnitzeljagd. Und Fiatine: Wir müssen jetzt zurück ins Autohaus. Dein Verkäufer ist bestimmt schon ganz aufgeregt. Ich fahre danach nach Hause und bitte meinen Fahrer, uns bei der Vorbereitung zu helfen.“
Fiatine und Jeepy brausten davon.

Die Kinder winkten ihnen zum Abschied hinterher und kreischten alle durcheinander, so aufgeregt waren sie wegen der bevorstehenden Schnitzeljagd.

JEEPY (13)

 ICH HEISSE AB SOFORT JEEPY

Der Fahrer schreibt seinen Jeepi ab sofort mit einem 'y' hinten dran.

Hallo Krümel,
ich bin’s, dein Jeepy. Du wirst dich fragen, warum ich jetzt nicht mehr mit ‚i‘, sondern mit ‚y‘ am Ende geschrieben werde. Meinem Fahrer gefällt das gar nicht so richtig, was alles in den letzten Tagen passiert ist.

Stell‘ dir vor, ich habe ein ‚update‘ bekommen. Als ich meinen Fahrer gefragt habe, ob er das für mich machen lassen würde, da hat der nur gefragt, was das alles soll, mit dem autonomen Fahren und so.

Aber Krümel, ich kann jetzt ganz allein durch die Stadt fahren. Ja, wirklich. Und das habe ich meinem ‚update‘ zu verdanken. Darum heiße ich jetzt auch ‚Jeepy‘, mit dem ‚y‘ hinten am Namen eben.

Ich kann auch auf Batterie umschalten, selbst das Lenkrad drehen und einfach mal aus dem Carport rausfahren, selbst wenn mein Fahrer oben sitzt und mal wieder keine Zeit für mich hat. Als erstes habe ich heute das Fiat-Mädchen mit dem himmelblauen Kleid besucht, im Autohaus in Hoppegarten.

Ich bin freudig auf sie zugefahren, als ich sie sah. Das geht ja, denn sie steht im Verkaufsraum und wartet auf ihren Fahrer, den eben, den sie ja noch nicht kennt. Erst hat sie so getan, als würde sie mich übersehen. Aber dann, als ich vor ihr stand, mich allein bewegte, da wurde sie munter.

„Hast du etwa schon das ‚update‘ bekommen?“, fragte sie mich ganz erstaunt.
„Ja, hab‘ ich“, sagte ich und strahlte sie an.
Da wurde sie ganz traurig und fing an zu weinen.
„Warum weinst du?“, fragte ich sie und wurde nun auch traurig.
„Weil ich noch keinen Fahrer habe, und kein ‚update‘.

Ich muss hier immer nur herumstehen und mir gefallen lassen, dass mich die Leute anfassen, meine Türen auf und zu schlagen und dann doch wieder gehen.“
„Das ist wirklich traurig“, habe ich zu ihr gesagt.
„Ich bin die Fiatine“, sagte sie mir noch.
„Und ich bin der Jeepy“, antwortete ich fröhlich.

Endlich sprach sie mit mir. Und weißt du was, Krümel, dann habe ich sie doch noch zum Lachen gebracht.
„Pass mal auf“, habe ich noch zu ihr gesagt, „bald wirst du auch einen Fahrer bekommen oder eine Fahrerin, wer weiß.“

Und weiter: „Aber vorher, da rede ich noch mit meinem Verkäufer, der ist nett. Ich werde ihn fragen, ob er für dich das ‚update‘ organisieren kann.“

„Das würdest du für mich tun?“, hat sie mich gefragt und mich dabei angestrahlt in ihrem himmelblauen Kleid.
„Ja, klar. Das machen wir. Und dann komme ich dich besuchen und wir fahren für ein oder zwei Stunden in der Gegend umher, ganz allein, ohne Fahrer.“

„Ach, toll“, hat sie gerufen und angefangen zu tanzen.
„Ja, wir können natürlich nicht in die Häuser rein, oder in den Einkaufsmarkt fahren. Da dürfen wir nicht rein.

Aber wir finden schon was Aufregendes, zum Beispiel im Regen durch die Pfützen donnern, vor allem den Kindern zuwinken, die in den Kindergärten draußen spielen, so wie Krümel, meine beste Freundin.“

„Kann ich denn auch deine Freundin sein?“, fragte mich jetzt Fiatine.
„Ja, kannst du, und ich werde dein bester Freund“, sagte ich noch.
„Was ist denn hier los?“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter uns.
„Ach nichts, lieber Verkäufer“, sagte ich.

„Wir haben nur mal eine Frage“, schob ich noch hinterher.
Aber davon erzähle ich dir morgen, lieber Krümel.

ANNA IST DEMENT (31)

ANNA WILL NICHT ZUM FRISEUR

Anna will nicht den Friseurtermin wahrnehmen, zum zweiten Mal nicht.

Anna lag auf der Couch und hielt eine Banane in der Hand, die sie ab und zu zum Mund führte, um ein Stück davon lustlos abzubeißen. Ihr Gesicht schien ausdruckslos und als Lukas das Zimmer betrat, verharrte sie in ihrem nahezu regungslosen Zustand.

„Mutti, wir haben doch gleich einen Friseurtermin und du hast dich immer noch nicht umgezogen.“

Annas Gesicht verdunkelte sich noch mehr. Ihre Gemütsregungen waren am Vormittag ganz besonders überschattet von ihrer Krankheit.

Sie hatte Angst, rauszugehen, auf andere Menschen zu treffen, sich in neue Situationen hineinzufinden.

Die Demenz hatte sie mürrisch, ja aggressiv gemacht. Erst zum Mittag hin, wenn die Krankenschwester zum Spritzen kam, wurde sie munterer.

Lukas ließ sich in einen der Sessel fallen und schwieg. Es war kurz vor zwölf und die Schwester musste jeden Augenblick an der Tür klingeln.

„Ach Schwester schön, dass Sie kommen und mir helfen, ich hab‘ ja sonst keinen“, sagte Anna bereits an der Tür zu ihr.
„Aber Sie haben doch Ihren Sohn.“
„Ach, der muss doch nur arbeiten.“

Anna schaute missmutig zu Lukas herüber. Lukas trafen diese Worte mitten ins Herz. Er wusste, seine Mutter war dement und man konnte nichts mehr von dem, was sie sagte, auf die Goldwaage legen. Aber es schmerzte ihn, trotz alledem.

„Was willst du eigentlich hier?“, fragte Anna ihn nun.
„Mutti, will nicht schon wieder bei der Friseuse den Termin absagen müssen, nur weil du keine Lust hast.“

„Ich will nicht und ich will mich dafür nicht entschuldigen“, sagte sie mit der Bockigkeit eines kleinen Kindes in der Stimme.

„Dann können wir dir nicht mehr helfen und wir müssen überlegen, ob wir dich für ein Heim anmelden.“

Anna saß eine Weile still und sagte plötzlich: „Meine Strähnen sind grau. Die müssen gefärbt werden. Kannst du mir mal den Mantel geben?“

Lukas schnellte aus dem Sessel hoch und holte aus der Flurgarderobe den Mantel seiner Mutter.

Er hatte ein schlechtes Gewissen. Schon wieder hatte er ihr mit dem Heim gedroht, aber was sollte er tun?

„Kommst du nun endlich?“, fragte Anna ihn und schwenkte ungeduldig den Haustürschlüssel.