Schlagwort-Archive: ÜBER MENSCHEN ERZÄHLEN

INTERVIEW MIT MICHAEL JAKUBIAK

Mehr lesen: auf das Cover klicken

GEDANKEN UND SICHTEN EINES MENSCHEN, DER DEN PFLEGEALLTAG SEIT JAHRZEHNTEN MITGEPRÄGT UND ZUM BESSEREN VERÄNDERT HAT

Dieses Interview habe ich vor fünf Jahren mit dem Geschäftsführer der Freien Alten – und Krankenpflege e.V. in Essen geführt.
Ich kenne Michael Jakubiak nicht persönlich.

Wir haben meist telefonisch oder schriftlich miteinander kommuniziert.

Und trotzdem: Du hast dein Eindruck, als würdest über einen guten Freund schreiben.

Was mich stets bei Michael Jakubiak berührt hat, ist die ehrliche Freude, ja die Begeisterung, mit der er an seine Tätigkeit herangeht, bis heute

Vieles von dem, was Michael Jakubiak an Problemen und Herausforderungen beschreibt, das ist geblieben, so manche Widersprüche haben sich sogar verschärft.

Doch im Gegensatz zu manch reisserischer Berichterstattung liegt der Fokus von ihm nicht darauf, nur Probleme zu benennen. Nein, er will Lösungen dafür.

Es lohnt sich also schon, den Blick zurückzurichten und das Interview zu lesen, weil es in Wirklichkeit nach vorn zeigt.

Sicher, manches ist nur beschrieben, benannt.
Wie auch anders?

Es ist ein Interview, ein Gespräch unter Freunden, wie man die Dinge sieht, und man sie verbessern kann.

Michael Jakubiak spricht von dem eigenen schweren Anfang in der Pflegebranche, davon, dass es ihm die Kassen in den 70 er Jahren nicht leicht gemacht haben, ein Pflegeunternehmen zu gründen.

Ich habe in den vergangenen Jahren immer wieder mit ihm gesprochen und du merkst ihm an, wie wichtig es ihm ist, dass sich seine Mitarbeiter wohlfühlen, dass sie im Team miteinander agieren und nicht gegeneinander.

Das ist für ihn die Grundvoraussetzung dafür, dass es eine Kontinuität in der Pflege und Betreuung von Menschen gibt.
Ihm kommt es darauf an, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Kopf und vom Herzen her bei der Sache sind.

Nur dann kann es eine langfristige Bindung zwischen dem Unternehmen und den Menschen geben, die dort arbeiten.

Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen sich wohlfühlen, sich individuell entfalten – die familiäre, individuelle Atmosphäre für alle, die betreut werden, die ist Michael Jakubiak wichtig.

Er ist trotz seiner jahrzehntelangen Erfahrungen bescheiden geblieben, ein Mensch, dem seine Familie wichtig ist, und der daraus seine Kraft für die wahnsinnig anstrengende Arbeit zieht.
Diesen letzten Satz würde Michael Jakubiak vielleicht nicht so sagen.

Dafür ist er eben persönlich viel zu zurückhaltend.
Aber ich, kann das, weil ich weiß, dass es seine Lebenseinstellung beschreibt.

Es ist wichtig, dass wir die Probleme und Herausforderungen in der Pflege und Betreuung von Menschen immer wieder benennen, schonungslos.

Noch wichtiger aber ist es, Menschen Mut zu machen, die in die Pflege gehen wollen, ihnen zu sagen, wie unglaublich befriedigend die Tatsache ist, dass du Menschen in einem ihrer wohl schwiergsten Lebensabschnitte helfen kannst.

Das Interview mit Michael Jakubiak soll dazu einen Beitrag leisten, zugegeben – einen kleinen. Aber es sind oft nicht die großen Schritte, die uns nach vorn bringen, sondern die kleinen, meist unscheinbaren und unsichtbaren im Alltagsleben.

INTERVIEW MIT MICHAEL JAKUBIAK

Mehr lesen: Auf das Cover klicken

MEIN FREUND, DER ALLTAG

 

 

DIENSTAG NACH WEIHNACHTEN – DAS FÜHLT SICH IRGENDWIE BLÖD AN

ALLTÄGLICHES

Mehr lesen: Auf das Cover klicken

Es ist Dienstagmorgen, der 27.12.2022, 03.45 Uhr.

Das Fest ist vorüber und ich denke, dass ich mental in ein Loch falle. Keine opulenten Mahlzeiten mehr, nicht stundenlang auf der Couch liegen. Morgen und übermorgen habe ich gleich zwei Interviews.

Die erste Woche im neuen Jahr muss ich schon meine erste Rede halten. Wie komme ich blokß wieder runter, auf das normale Level?

Ich hantiere am Handy lustlos herum und finde einen Text, den ich genau vor einer Woche beim Bäcker getippt habe.

Er ist kurz, aber so schön banal, so alltäglich, so wie ich es gewohnt bin:

DIENSTAG – NUR NOCH DREI TAGE BIS HEILIGABEND

Ich sitze beim Bäcker, im Rewe-Markt.
Klara ist gerade in den Gängen unterwegs und ich habe einen Horror davor.

Der Bäcker schaut um die Ecke und ich fühle mich dazu aufgefordert, etwas zu bestellen.

„Einen Kaffee bitte“, sage ich und ich merke seinem strengen Blick an, dass es die richtige Entscheidung war.

„Hier sitzen und nichts bestellen, das geht eigentlich nicht“, schien sein Blick zu sagen.

„Waren Sie nicht vor geraumer Zeit bei der Trauerfeier dabei und haben meine Rede mitangehört?“, frage ich ihn.

„Ohja“, antwortet der Bäcker.
„Ich habe Sie gleich wiedererkannt“, sagt er weiter.
„Und, wie hat die Rede Ihnen gefallen?“
„Sehr gut, das hat mich berührt.“

Die Antwort von ihm klang ehrlich, und so freue ich mich auch ehrlich.

Es ist ein wirklich gutes Gefühl, wenn du Menschen insofern noch eine Freude bereiten kannst, dass du den Abschied für einen Angehörigen würdig hinbekommst.

Ich liebe inzwischen meine Tätigkeit als Trauerredner, insbesondere, weil ich das Leben eines Menschen noch einmal in Worten dokumentieren und die Angehörigen mit meiner Wertschätzung trösten kann.

Ich lege den Text weg und denke, dass des Alltag doch schön ist, weil wir einen Sinn bekommen durch das, was wir tun, es uns irgendwie reicher macht.
Heute abend kommt Krümel. Ich freue mich darauf, mit ihr zu toben.

Mehr lesen: Auf das Cover klicken

MEIN FREUND, DER ALLTAG

 

 

DAS WEIHNACHTSGESCHENK

ALLTÄGLICHES

Mehr lesen: Auf das Cover klicken

Am 1. Weihnachtsfeiertag war noch einmal Bescherung – als Krümel uns besuchte.
Wir haben von Laura ‚Alexa‘ geschenkt bekommen.

Ich erinnere mich noch, als ich vor vielen, vielen Jahren meiner Oma eine Kaffeemaschine geschenkt habe.

Sie beäugte sie misstrauisch, denn sie war es gewohnt, die Maschine vor der Brust oder ‚der Böst‘, wie sie es nannte, zu haben und mit der Kurbel per Hand zu drehen.

So erging es uns gestern auch.
Einerseits waren wir sehr überrascht von dem großzügigen Geschenk. Andererseits haben wir ängstlich auf das Gerät geschaut und gedacht: „Das können wir ja doch nicht bedienen.“

Aber heute morgen, als Krümel uns anrief, wir sie auf dem Bildschirm sahen, und sie rief: „Oma, Opa, ich möchte zu euch“, da fanden wir das ganz schön, was wir gestern geschenkt bekamen.

Ich habe nach dem Aufstehen schon das Gerät getestet. Klara war in der Küche.
„Alexa, frag‘ mal, ob das Frühstück schon fertig ist!“
„Ich bin mir nicht sicher“, antwortete Alexa.

„Aber ich bin sicher, dass du runterkommen und mithelfen kannst, dann weißt du auch, wann das Frühstück fertig ist“, rief Klara die Treppe hoch, so ganz analog, so schnöde.

Ich habe nicht geantwortet und so getan, als hörte ich schwer.
Das stimmt ja auch, manchmal jedenfalls.

https://uwemuellererzaehlt.de/2022/12/23/schreib-alltag-23-12-2022/

Mehr lesen: Auf das Cover klicken

MEIN FREUND, DER ALLTAG

 

 

HEILIGABEND BEI OMA HEIDE IN STRALSUND (2)

Mehr lesen:  Auf das Cover klicken

ANNA IST DEMENT – PETER ERINNERT SICH (8)

Was bisher war:
Die Wohnung von Oma Heide war am Heiligabend brechend voll. Alle waren gekommen so wie es die Tradtion seit Jahren, ja seit Jahrzehnten verlangte.
Oma Heide nahm die Decke vom Tisch, die sie über die Geschenke auf den Tisch gelegt hatte.
Oma Heide schenkte Peter dicke Socken, selbstgestrickt. Peter liebte diese Socken, und er trug sie noch Jahre, nachdem Oma Heide längst gestorben war.

Peter saß auf der gelben Couch, direkt an der Wand. Neben ihm hatte Opa Wolf auf einem Stuhl Platz genommen.

Wolf trug die Marinehose, die ihm Peter vor einigen Jahren geschenkt hatte, und die er von da an zu jedem Anlass anzog, der feierlich genug war.

Opa Wolf schien abwesend. Er schmunzelte vor sich hin und genoss die Atmosphäre, ohne sich zu Wort zu melden. Laura kroch gerade unter den Tisch und Peter ermahnte sie, nicht so doll zu toben.

„Ach nun lass sie doch“, sagte Oma Heide.
„Du weißt doch, wie schnell es damit vorbei ist.“

Peter gab ihr im Stillen recht, aber er wollte nach aussen wenigstens gespielte Härte zeigen, sozusagen als Zeichen dafür, dass Klara und er sich schon um die Erziehung von Laura kümmerten, woran aber ohnehin keiner zweifelte.

Also schmiss Klara ihm einen Blick zu, der da heißen sollte: ‚Spiel dich nicht so auf.“

„Peter, kannst du nicht ein bisschen singen?“, fragte Oma Heide ihn.
Wilhelm Sturm, Peters Schwiegervater, schaute grimmig zu ihm herüber.

Es passte ihm nicht, dass Oma Heide ihn so lobte.
Aber Oma Heide mochte sich nicht davon nicht abhalten lassen, ihm zu sagen, dass er wie Prinz Andrew aussah.

Sie kam darauf, weil sie ihn im Alltag in der Uniform eines Marineoffiziers sah und da käme er ja dem Prinzen vom Aussehen sehr nahe.

Peter belustigte das eher. Er kannte Prinz Andrew damals nicht. Aber die Royals wurden ihm irgendwie sympathischer.

„Oma Heide, ich kann singen, doch ich fürchte, dass wir dann bald hier alleine sitzen“, sagte Peter.

„Ja, das lass mal lieber sein“, dröhnte es von der anderen Seite. Es sollte wohl humorvoll von Wilhelm rüberkommen, aber es klang in seinen Ohren eher höhnisch.

„Na, wenn du aufstehst, dann würde ich ja glatt anfangen zu singen“, erwiderte Peter und bekam sofort einen Stoß in die Seite.

Neben ihm saß Klara und die hatte ihn gebeten, keinen Streit mit seinem Schwiegervater anzufangen.
„Wie kommst du überhaupt darauf, dass ich es bin, der laufend irgendetwas sagt?“, fragte Peter sie, während sie noch zu Hause waren.

Klara kannte ihren Vater, aber sie brachte es nicht fertig, sich auf die Seite von Peter zu stellen, egal was Wilhelm seinem Schwiegersohn an den Kopf warf.

„Hast du mitbekommen, was dein Vater zu mir gesagt hat?“, fragte Peter sie dann hinterher und Klara schwieg beharrlich, verweigerte ihm darauf eine Antwort.

Später, wenn sie alle etwas getrunken hatten, dann wurde die Runde lockerer und Wilhelm und Peter verstanden sich prächtig miteinander.

Die Geschenke waren ausgepackt. Laura war mit ihren fünf Jahren im Schlafzimmer von Oma Heide und Opa Wolf und kroch dort auf dem Fußboden umher.

Der Tisch war inzwischen von den Geschenken befreit und Oma Heide begann damit, Tassen und Kuchenteller aufzudecken.

In die Mitte kam ein großer Teller, auf dem ein gedeckter Apfelkuchen lag, der bereits in kleinere Stücke zerteilt war.

Peter mochte diesen Kuchen, obwohl er für ihn irgendwie doch ein Teufelswerk war, weil er zu gut schmeckte, und er sich beim Essen nicht bremsen konnte.

„Es reicht ja wohl, denn du hast dritte Stück in den Mund genommen, raunte ihm Klara von der Seite zu.

„Ich hab‘ nur ein Stück im Mund. Die anderen beiden habe ich längst runtergeschluckt“, antwortete Peter leise und leicht wütend.
Klara hatte ihn erwischt und das passte ihm gar nicht.

Der Abend mit viel Alkohol zu Ende. Die Frauen nippten an ihren Sektgläsern, während die Männer in vollen Zügen Bier tranken oder wie Peter Wein.

Die Wangen von Oma Heide glühten vor Aufregung und Erschöpfung zugleich.

Peter unterhielt sich lautstark mit Wilhelm, sodass Klara neben ihm nicht verstand, was ihr ihre Tante von der anderen Seite zurief.

„Oma Heide, wir kriegen drei Tausend DM von der Steuer wieder“, sagte Peter.

Klara rammte ihm erneut den Arm in die Seite und Peter war gebremst, bevor er noch mehr ausplauderte.

„‘Nöö‘“, staunte Oma Heide und Peter lehnte sich stolz zurück.
„Musste das sein?“, flüsterte ihm Klara zu.

„Nein, aber es macht Spaß das Gesicht von deinem Vater zu sehen.“
„Du bist nicht besser und ein Angeber noch dazu“, sagte Klara.
Peter verstummte, er wusste, dass Klara recht hatte, wieder einmal.

VIEL SPASS FÜR KINDER – ZUM BEISPIELE SPIELE, VIDEOS, LERN-APPS   

 

 

Mehr lesen:  Auf das Cover klicken

 

HEILIGABEND BEI OMA HEIDE IN STRALSUND

Mehr lesen:  Auf das Cover klicken

ANNA IST DEMENT – PETER ERINNERT SICH (7)

WAS BISHER WAR:
Peter hatte Anna angerufen: „Hallo Anna, wie geht es dir?“, raspelte Peter mit leicht singender Stimme, so dass Klara die Augen verdrehte.
„Ach, mir geht es gut“, sagte Anna, nachdem es eine Weile am Telefon still gewesen war. Anna riss sich zusammen, sie konzentrierte sich mehr auf das, was Peter sagte oder sie fragte.
Nachdem er eine Weile mit Anna über Belangloses gesprochen hatte, sagte er, bevor er den Hörer auflegte:
„Bei uns hat es geschneit…Auf den Dächern liegt Schnee und die Hecke im Garten sieht auch weiss aus.“
Anna hörte sich das an, aber sie antwortete nicht.

Obwohl Peter wusste, dass Anna nur noch in bestimmten Momenten geistig hellwach war und merkte, wo sie war, machte es ihn traurig.

Es war vom Verstand her zu begreifen, dass es jeden Tag ein Stückchen schlechter wurde mit der Erinnerung, aber im Herzen wollte Peter es nicht wahrhaben.

Er mochte Anna immer sehr, und mag sie auch heute noch.
Klara frass die Dinge in sich hinein, aber Peter musste darüber sprechen.

„Weißt du noch, wie deine Mutter früher vor Weihnachten zugesehen hat, dass alles im Haus war?“, fragte Peter sie beim Frühstück.

Klara nickte.
„Papa hat ja so viel besorgt – Schinken, Lachs, Apfelsinen, Mandarinen, Gurken, geräucherte Gänsebrust, alles, was es nicht so im Laden gab. Und er hat auch noch Aal geräuchert, in seinem Garten, erinnerst du dich?“

Peter nickte jetzt ebenfalls.
Das alles gab es am 1. Weihnachtsfeiertag. Doch einen Tag zuvor, da gingen sie alle zu Oma Heide in die kleine Wohnung, am Hafen von Stralsund.

Peter dachte nun daran, wie es gewesen war, wenn sie Heiligabend nach dem Essen zu Klaras Oma gingen.

Wilhelm, Klaras Vater mochte es nicht, an diesem Tag aus dem Haus zu gehen.

Er war schon als Kind durch die Stadt gezogen, mit Koffern und Säcken, um die Verwandten zu besuchen und Geschenke zu verteilen, aber auch in Empfang zu nehmen.

Deshalb wollte Wilhelm nicht mehr Heiligabend losziehen, denn er hatte aus dieser Zeit eine Abneigung dagegen entwickelt.
Peter aber, der liebte es, abends durch die Stadt zu gehen, denn er kannte diese Tradition von Zuhause her nicht.

Seine Oma war manchmal mutterseelenallein in Schwerin und die Familie aber in Dresden.

Heiligabend, da erinnerte sich Peter besonders gern an Stralsund. An die engen Gassen, das Steintor, auf dem Schnee lag.
Wenn die Dunkelheit anbrach und der Schnee unter den Füssen knirschte, dann fühlte es sich wirklich heimatlich an.

Ein Gefühl, dass Peter nie so hatte, wenn er in Berlin wohnte, oder in Brandenburg.

Sicher, inzwischen war das Dorf auch zu seiner Heimat geworden.
Aber Heiligabend, das war etwas Besonderes, da kamen die Erinnerungen hoch und darüber wollte Peter mit Anna sprechen.

‚Buddel mit dem Baggerhuhn‘
Baggerhuhn Anette Kuhn – Krümel liebt dieses Buch:  
„Mein kleiner Fahrzeugspass: Buddeln mit dem Baggerhuhn: Lustiges Reimebuch mit Klappen in Autoform – ab 18 Monaten. Pappbilderbuch
Wenn sie bei uns zu Besuch ist, dann muss ich es ihr vorlesen. Sie liegt dann in meinen Armen und bevor ich die dicke Pappseite umblättern darf, klaubt sie noch das kleine Fenster in der Mitte der Seite auf. 
Auf ‚ansehen‘ klicken und zum Buch von Katharina Wieker gelangen. 

„Denkst du manchmal daran, wie wir uns immer alle bei Oma Heide und Opa Wolf getroffen haben?“

„Ja, und wie Papa schon Tage vorher schlechte Laune hatte, weil er Weihnachten nicht aus dem Haus gehen wollte.“

Es war, als hätten sich Klara und Peter gleichzeitig daran erinnert.
„Stimmt“, bestätigte Peter.
„Dabei fand ich es immer schön, wenn wir alle in der kleinen Stube sassen.“

Peter versank in Gedanken.
Er sah die Wohnung vor sich, wie sie in den engen Flur kamen und durchgingen, bis sie in der Wohnstube waren, in der meistens schon alle Verwandten aus Klaras sassen.

Peters Familie war ja in Dresden. Aber er vermisste sie nicht. Er war lieber in Stralsund.

Am Fenster stand ein Tisch, auf dem ein grosses Tuch lag, das über den Geschenken ausgebreitet war.

Wenn alle sassen, dann nahm Oma Heide die Decke vom Tisch und die Geschenke kamen zum Vorschein.

Es war der schönste Moment für Oma Heide, wenn sie jedem der Anwesenden ein kleines Paket in die Hand drückte.
„Das ist für dich, Peter“, sagte Oma Heide.

Peter knotete die Schleife auf und zog das Geschenkpapier vom eigentlichen Geschenk ab.
Zum Vorschein kamen Socken, die Oma Heide selbst gestrickt hatte, und die Peter besonders liebte.

Mehr lesen:  Auf das Cover klicken

DREI BEITRÄGE AUS DEN VERGANGENEN JAHREN

Mehr lesen: auf das Cover klicken

VON DER TECHNISCHEN ASSISTENTIN ZUR LEITERIN EINER SENIORENWOHNGEMEINSCHAFT

„Ich bin nicht alt, nur schon sehr lange jung“
(Alexandra Reinwarth)
Du bist so alt, wie du dich fühlst

 

ICH WOLLTE SCHON IMMER WAS MIT PFLEGE MACHEN

„Lebenskunst macht Glück: Wie Sie gelassen und voller Energie wirksam werden“
(Stefan Reutter)
Botschaft des Buches:  Mit stressigen Situationen gelassener umgehen

FÜR MEHR LEBENSQUALITÄT – TROTZ MUSKELERKRANKUNG PFLEGEDIENST GEGRÜNDET

„Die Kunst nein zu sagen“ 
(Susann Ritter) 
Botschaft des Buches: Ohne Schuldgefühle Grenzen setzen

  

 

Mehr lesen: auf das Cover klicken

GEDANKEN AUF DEM WEG ZU EINER TRAUERFEIER

ALLTÄGLICHES

Mehr lesen: Auf das Cover klicken

Es ist an einem Tag, mitten in der Woche, und es ist arschkalt. Ich steige ins Auto.

Ich will zu einer Trauerfeier, eine Rede halten. Als ich den Schlüssel umdrehe und den Motor anlasse, erscheint im Display sofort das Symbol für Glatteis.

Ich fasse das Lenkrad an und ich denke für einen Augenblick, dass ich mit den Händen daran kleben bleibe.

Innerlich bin ich angespannt. Es wird eine grosse Rede werden. Die Familie ist sehr gross und weitverzweigt.

Ich habe tagelang am Text gefeilt. Schliesslich habe ich noch eine Excel-Tabelle angefertigt, um bei den Namen durchzusehen. Es ist wichtig, dass die Details stimmen.

Das ist meine Art, meine Wertschätzung gegenüber der Familie auszudrücken. Trauer ist für die Angehörigen eine andere Form der Liebe, die fortgeführt wird, nur dass sie nun noch von viel Schmerz begleitet wird.

Über das Leben von Wolfgang Kohlhaase: "Um die Ecke in die Welt: Über Filme und Freunde"  

Wenn ich mit den Hinterbliebenen ins Gespräch gekommen bin, dann offenbaren sie mir viele Details, und es ist, als würden sie die Geschichte ihrer Familie erzählen.

Sie merken, dass ich interessiert zuhöre. Ich bekomme das Gefühl, dass sie nun ihren Schmerz ein wenig kanalisieren können, und er dadurch für einen Moment vielleicht in den Hintergrund gerät.

„Die Rede ist das eine, aber Sie sollten viel über Ihren Vater sprechen, sich an die kleinen, die lustigen Episoden erinnern“, habe ich der Familie gesagt.

Mir wird in solchen Augenblicken selbst klar, dass es nie die grossen Dinge sind, die letztlich eine Familie ausmachen, sondern die kleinen Erinnerungen.

Die Erinnerungen an einen geliebten Menschen mitteilen zu können, zu merken, dass ein anderer sich dafür auch interessiert, das mag wenig sein – für den schwierigen Moment der Trauer ist es aber viel, und zwar für alle am Gespräch Beteiligten.

Ich muss los und steuere in Richtung der Trauerfeier. Ich bin angespannt und beseelt von dem Gedanken, es gut hinzubekommen, den Angehörigen einen würdigen Abschied für den Verstorbenen zu bereiten.

Mehr lesen: Auf das Cover klicken

MEIN FREUND, DER ALLTAG

 

OMA, WIR MÜSSEN DIE WELT RETTEN

ALLTÄGLICHES

Mehr lesen: Auf das Cover klicken

Ich sehe im Fernsehen gerade Nachrichten. Irgendwo haben sich Klimaaktivisten festgeklebt, schon wieder.

Es macht mich rasend, wenn ich sehe, wie sie im Strassenverkehr Chaos anrichten – Menschen zu spät zur Arbeit kommen, Rettungswagen am Weiterfahren gehindert werden.

Ich gebe zu, ich denke inzwischen auch manchmal sorgenvoll darüber nach, wie das alles werden soll, mit dem Klima, wie es wohl in 50 Jahren auf dem Erdball aussieht.

Im August, da brach ein Unwetter über uns herein. Der Regen prasselte auf das Dach herunter, auf die Terrasse, und er wollte gar nicht mehr aufhören.

Das Wasser stürzte durch die Kellerfenster. Sogar in der Waschküche lief ein Wasserstrahl die Wand hinab.

Die Feuerwehr kam und musste den Keller auspumpen, über Stunden ging das.

Da wurde mir bewusst, dass es so nicht weitergehen konnte, wir umdenken mussten.

Es sind keine grossen Schritte, denn die Veränderungen vollziehen sich ohnehin im Kleinen, im Fassbaren, alles andere ist wohl eher Wunschdenken.

Aber wird das reichen? Ist es schon zu spät? Ich verdränge das und moralisierende Reden und Aktionen, die sind ohnehin nicht mein Ding.

Doch dann höre ich, wie Klara mit Krümel telefoniert.
Klara hatte den Lautsprecher am Telefon eingeschaltet.

Bevor Krümel zu den wichtigen Dingen kam, da sagt sie zu ihrer Mutter: „Mama, du musst warten, ich telefoniere mit Oma. Jetzt kommst du auch mal nicht dran, denn ich spreche jetzt.“

Sie redete, als wäre es nicht unsere kleine Fünfjährige, sondern ein junges Mädchen, im Erwachsenenton.

Nach einer kleinen Pause sagte sie: „Oma, wir müssen die Welt retten. Wir müssen aufpassen, dass die Tiere und Pflanzen nicht sterben. Sie dürfen nicht von der Welt verschwinden.“


Buchempfehlung ansehen: auf Cover klicken
Mein tierisches Mandala Malbuch
50 Tiermandalas für Kinder ab 4 Jahren, Kreativität fördern mit dem Mandala Malbuch für Kinder ein tolles Geschenk für kleine kreative Köpfe
(le petit créatif)
Was finde ich interessant an diesem Buch?
Die Tiermandalas lassen sich als Ausmalbilder sowohl von jüngeren als auch älteren Kindern gestalten.
Das Malbuch unterstützt eine entspannte, ruhige Atmosphäre.
Es fördert das kreative Handeln, stimuliert die Konzentrationsfähigkeit, stärkt die motorischen Fähigkeiten der Kinder.

Ich war sprachlos.
Woher hatte sie das? Aus der Kita, von Gesprächen, die die Erwachsenen führten, und wo sie was aufgeschnappt hatte?

Es berührte mich, dass dieses kleine Wesen schon so dachte.
Wenn sie das nächste Mal zu uns kommt, dann werde ich mit ihr darüber sprechen, vielleicht lerne ich ja noch was.

Und eine Geschichte von der Scheune kann ich ihr ja trotzdem noch erzählen.

Vielleicht baue ich eine Textpassage ein, in der es um unbehandeltes Holz geht. Soll gut für das Klima sein.

Mehr lesen: Auf das Cover klicken

MEIN FREUND, DER ALLTAG

 

ICH RUF‘ MAL DEINE MUTTER AN (2)

ANNA IST DEMENT – PETER ERINNERT SICH (6)

WAS BISHER WAR:
Peter war Sonntagmorgen aufgewacht, wollte aufstehen und war dann doch liegengeblieben. 
Aber er war nicht mehr so richtig müde und so träumte er von einer Wagenburg, in der glaubte, leben zu wollen. 
Nach dem Frühstück setzte er sich in den Sessel an der Ecke des Wohnzimmerfensters und wollte mit Anna telefonieren. 
Aber Klara war schneller gewesen und sprach bereits mit Anna. Schließlich reichte sie ihm den Hörer. 

„Hallo Anna, wie geht es dir?“, raspelte Peter mit leicht singender Stimme, so dass Klara die Augen verdrehte.

Gerade hatte er noch gedacht, dass man so eine offene Frage Anna nicht stellen sollte, aber nun hatte er das im Eifer des Telefonats vergessen.

„Ach, mir geht es gut“, sagte Anna, nachdem es eine Weile am Telefon still gewesen war.

Anna riss sich bei Peter mehr zusammen, sie konzentrierte sich mehr auf das, was Peter sagte oder sie fragte.

„Bei dir versucht Anna das alles zu vertuschen, was sie an Gebrechlichkeiten mit sich herumschleppt“, sagte Anna dann und

Peter kam es vor, als würde sie darüber leicht verschnupft sein.
„Das ist mein natürlicher Charme, der Anna motiviert“, sagte Peter dann.

„Na dann kannst du ja mit deinem natürlichen Charme in die Apotheke gehen und Wegwerfwindeln kaufen?“, sagte Klara.
„Wieso, ist da Krümel nicht aus dem Alter raus?“, fragte Peter verduzt.

„Ich meine die Einlagen gegen Inkontinenz für deine Schwiegermutter“, sagte Klara in solchen Momenten spitz.

„Achso“, entgegnete Peter.
„Ne, das mach‘ du mal, da kenn‘ ich mich nicht aus“, wehrte Peter dann ab.

„Ja klar, wie sollst du dich auch auskennen, wenn du alles mir überläßt.“

Klara war dann schon mal genervt über Peters Art, die Dinge gar nicht an sich heranzulassen.

„Was du machst du eigentlich?“, fragte Anna ihn nun und riß Peter aus seinen Gedanken.

‚Donnerwetter, sie interessiert sich für meine Arbeit‘, dachte er.
Sollte er ihr davon erzählen, dass er nun Reden hielt, auf Trauerfeiern?

Peter hatte Angst, dass sie das verstörte, wenn er das sagte.
„Ich schreibe noch viel und führe Interviews“, sagte er stattdessen.
Anna antwortete nicht.

„Hat es bei euch geschneit?“, fragte er nun, um zu einem anderen Gesprächsthema mit ihr zu kommen.

„Woher soll ich das wissen?“
„Ja siehst du denn nicht nach draussen?“

Peter verstand nicht, dass sie so gar nicht wusste, wie es draussen aussah.

„Bei uns hat es geschneit“, sagte Peter weiter. Auf den Dächern liegt Schnee und die Hecke im Garten sieht auch weiss aus.“

Anna hörte sich das an, aber sie antwortete nicht.
„Naja, jetzt gibt es bald Mittag“, versuchte Peter das Gespräch wieder in Gang zu bekommen.

„Wir haben schon gegessen.“
„Jetzt schon?“, wunderte er sich.

„Warum nicht?“, sagte Anna und man merkte eine leichte Gereiztheit in ihrer Stimme.

„Anna, es ist jetzt 10.58 Uhr und noch keine Mittagszeit“, ertönte eine energische Stimme. Es war die diensthabende Pflegemitarbeiterin.

„Wo sitzt du eigentlich?“, fragte Peter sie.
Normalerweise sassen viele Bewohner in der Küche. Sie blieben nach dem Frühstück einfach sitzen.

„Wir sind hier im Schlafzimmer“, sagte Anna, während Peter im Hintergrund ein Messer krachend auf ein Holzbrett rhythmisch niedersausen, so als würde jemand Petersilie hacken.

Anna wohnte so herrlich. Sie hatte einen fantastischen Blick auf den Stralsunder Bodden.

Und alle Pflegebedürftigen wohnten in gemütlich eingerichteten Zimmern.

Aber was nützte das, wenn man es nicht wirklich mehr wahrnehmen konnte?

 FAMILIENGESCHICHTEN SIND MEIN DING

Mehr lesen: https://uwemuellererzaehlt.de/anna-ist-dement/

 FAMILIENGESCHICHTEN SIND MEIN DING

SCHREIB-ALLTAG 

Es ist unglaublich, wie die Zeit vergeht. Jetzt schreibe ich schon über 5 Jahre auf meinem Blog, mal intensiver und mal weniger intensiv.

Es ist stets ein Kraftakt, Dinge auf das Papier zu bringen, den Text zu korrigieren, und das alles noch nebenher, manchmal sogar Fehler zu übersehen.

Aber seitdem ich die Schreiberei vor allem als mein Hobby ansehe, und das tue ich bereits einige Zeit, da fließt es lockerer aus meiner Hand.

Und dennoch: Ich merke, dass ich mich stärker konzentrieren muss.
Die Bandbreite ist ansonsten zu groß und es ‚verwässert‘ dann.
Klar, ich liebe alle Themen – ‚Mein Freund, der Alltag‘ oder ‚Jeepy‘ zum Beispiel.

Durch meine Tätigkeit als Trauerredner wird mir immer stärker bewusst, dass zwar der Anlass die Würdigung eines Verstorbenen ist, ich aber dann zu den Angehörigen über das Leben des Protagonisten spreche, über die Geschichte der Familie.

Wahrhaft trauern heißt, das Leben desjenigen aufzuzeigen, seine Stärken, manchmal auch sympathische Schwächen zu erwähnen, die ein Bild von demjenigen zeichnen, der im Herzen der Hinterbliebenen wachbleiben soll.

Darum sind die Geschichten von Familien, deren einzelnen Akteuren, ihrer Helden, so interessant für mich.

Ich werde mich in der Schreiberei mehr darauf konzentrieren, in den kleinen und in den etwas größeren Blogbeiträgen, zum Beispiel in der Erzählung ‚ANNA IST DEMENT‘

ZU MEINER BUCHEMPFEHLUNG:
‚ELBLEUCHTEN – EINE HANSEATISCHE FAMILIENSAGA‘

Autorin: Miriam Georg

Zum Buch:  auf  ‚ansehen‘ klicken:

Intro:
Das Leuchten einer neuen Welt.
Lily Karsten ist Tochter einer der erfolgreichsten Reederfamilien Hamburgs.
Sie lebt in einer Villa an der Bellevue und träumt von der Schriftstellerei.
Sie glaubt, dass sie ihren Verlobten Henry liebt.

An einem heißen Sommertag 1886 hält sie bei einer Schiffstaufe die Rede, als plötzlich eine Windbö ihren Hut in die Elbe weht.
Ein Arbeiter soll ihn zurückholen – und gerät in einen grauenhaften Unfall.

Jo Bolten lebte als Kind im Elend des Altstädter Gängeviertels, jetzt arbeitet er im Hafen für Ludwig Oolkert, den mächtigsten Kaufmann der Stadt.
Jo will bei den Karstens für seinen verletzten Freund um Hilfe bitten, aber er wird kaltherzig abgewiesen.

Lily will unbedingt helfen! Also nimmt Jo sie mit in seine Welt, in der der tägliche Kampf ums Überleben alles bestimmt.
Mit eigenen Augen sieht Lily das Elend der Menschen und erkennt die Ungerechtigkeiten zwischen Männern und Frauen.
Bald kommen Lily und Jo sich näher.
Doch eine Verbindung zwischen ihnen ist undenkbar.
Und Jo hat ein Geheimnis, von dem Lily niemals erfahren darf….

Mehr lesen: https://uwemuellererzaehlt.de/schreiballtag/

SCHREIB-ALLTAG

PETER IST ALLEIN

ANNA

RÜCKBLICKE-15.12.2022

WAS BISHER WAR:

Klara war bei Dr. Silberfisch gewesen, gemeinsam mit ihrem Bruder Lukas.

Sie erzählte dem Arzt von Annas letzten Bankbesuch.
„Ich habe es auch schon bemerkt, dass Ihre Mutter nicht immer mehr auf der gedanklichen Höhe ist.“, sagte Dr. Silberfisch.

Ja, da hatte er recht. Klara fuhr fort: „Herr Doktor, Sie müssen vielleicht ein paar Dinge wissen, die für uns eindeutige Zeichen einer beginnenden Demenz sind.“

„Was meinen Sie genau?“, hakte Dr. Silberfisch nach.
„Da war die Sache mit der Bank. Meine Mutter ist dort über Jahrzehnte Kundin. Eigentlich schon zu Ostzeiten.

Nur dass die Bank damals anders hieß und eine andere war.“
Dr. Silberfisch schaute sie schweigend an. Man merkte ihm an, dass er sich auf das konzentriert, was nun kam.

Klara erzählte ihm, wie Anna einen hohen Geldbetrag bei der Bank in einem Fonds anlegen sollte.

„Also um es kurz zu machen – meine Mutter hatte sich nach einer Beratung damit einverstanden erklärt, dass ihr gesamtes Erspartes in verschiedenen Fonds angelegt wird; insgesamt mehrere Tausend Euro.“

„Wirklich?“ „Ja, wirklich.“
Dr. Silberfisch sagte nichts. Er war sprachlos.

 

PETER IST ALLEIN

 

Mehr lesen: https://uwemuellererzaehlt.de/anna-ist-dement/

ANNA

BÜCHER, DIE ICH LESE, UND: DIE ICH EMPFEHLE – EINE ZUSAMMENFASSUNG (4)

SCHREIB-ALLTAG

VIER BÜCHER, DIE ICH SELBST LESE UND DIE ICH EMPFEHLE

DU WIRST DIE MEISTEN AUF DIESER WELT GESCHRIEBENEN BÜCHER NICHT LESEN – DIESES BUCH VIELLEICHT ABER DOCH

https://uwemuellererzaehlt.de/2022/12/07/schreib-alltag-07-12-2022/

https://uwemuellererzaehlt.de/2022/12/09/schreib-alltag-09-12-2022/

 

SCHREIB-ALLTAG

 

ICH RUF‘ MAL DEINE MUTTER AN (1)

PETER ERINNERT SICH (5)

 WAS BISHER WAR:

Peter ist wieder in den Alltag eingetaucht. Er schreibt Texte für Trauerreden, spricht auf Trauerfeiern, tröstet die Angehörigen in den Vorgesprächen.

Zwischendurch denkt er darüber nach, was sein Leben ausmacht, was es früher ausgemacht hat und wie es wohl in Zukunft aussehen wird.

Anna spielt noch eine wichtige Rolle im Leben der Familie.

Es war, als würde Anna sogar im Mittelpunkt des Geschehens sein, obwohl sie doch eigentlich nahezu ausserhalb dessen ihr Leben fristete. Wenn man es hart ausdrücken wollte, saß sie jedenfalls im Betreuten Wohnen in der Küche und bekam nicht mehr viel von draußen mit.

Aber Annas Familie dachte anders: Im Denken von Klara, Lucas, Laura und Peter spielte Anna noch eine große Rolle, so als würde sie jeden Tag mit am Tisch sitzen.

Sonntagmorgen. Peter war gegen sechs Uhr morgens aufgewacht. Er überlegte, ob er aufstehen und schon ein wenig vorarbeiten sollte.

„Du bist in Rente und tust, als hättest du einen vierzehnstündigen Arbeitstag.“

Klara hatte recht mit ihrer Sicht auf die Dinge.
Peter musste nicht aufstehen.

Also drehte er sich ächzend auf die andere Seite, schlug die rechte Hand auf die Bettdecke, so als wollte er sagen: „Also gut, dann schlafe ich eben noch bis kurz vor acht Uhr.“

Aber er war nicht mehr so richtig müde. Und so wälzte er sich von einer Seite auf die andere, bis er in einen Halbschlaf verfiel und träumte, er sei in eine Wagenburg gezogen.

Er hatte am Tag zuvor in der Berliner Zeitung von Bewohnern einer Wagenburg im Norden von Berlin berichtet.

Es war ein Artikel über eine gut betuchte Familie, die mit den gängigen Lebensgewohnheiten brechen wollte und ein Leben ohne starre Regeln führen wollte.

Sie hatten in Berlin-Zehlendorf ein Haus gehabt. Und dieses Haus hatten sie nun gegen zwei Bauwagen ausgetauscht, die mit ihren rostigen Dächern die Familie vom Regen abhielt.

Immerhin gab es ein kleines Bad und eine Toilette. Andere hatten gar kein Wasser, sondern gingen zu einem Brunnen, um sich von dort mit Wasser zu versorgen.

Und das beste war, dass sich neue Mitbewohner für ein halbes Jahr bewähren mussten, wenn sie dort wohnen wollten. Vorher gab es noch eine Zeit, in der ihre Bewerbung begutachtet wurde.

Für Peter war das nichts, schon gar nicht, dass er morgens im Winter vielleicht mit nacktem Oberkörper zum Brunnen laufen musste. Das war schrecklich für ihn, der dann fror und schrecklich für die Bewohner, die ihn ansehen mussten.

Peter schreckte hoch und schnellte aus dem Bett. Gut, dass er das alles nur geträumt hatte und er in einer biederen kleinen Wohnsiedlung wohnte, in der jeder von sich dachte, er hätte das Lebensglück mit seinem halben Häuschen gepachtet.

Da waren Klara und Peter nun schon wieder bald revolutionär. Sie würden nach Bernau umziehen, im neuen Jahr. Es war alles vorbereitet. Der Mietvertrag war geschlossen und Klara räumte seit Wochen den Keller auf.

In Peters Arbeitszimmer stapelten sich die Ordner, die er alle durchsehen und vor allem entsorgen sollte.
„Du könntest heute mal ein wenig mit den Ordnern weitermachen“, sagte Klara beim Frühstück zu ihm.

Ein wenig weitermachen. Wenn Peter das schon hörte. Das hieß doch in Wirklichkeit, dass er in Hochgeschwindigkeit die einzelnen in den Ordnern abgehefteten Dokumente durchsehen und vor allem vernichten sollte.

Es handelte sich ja vor allem um Steuerunterlagen. Peter hatte bereits mehrere Einkommensnachweise herausgezerrt und war entsetzt, wie wenig er zu Beginn der 2000er er verdient hatte.

Das war die Zeit, wo er sich selbstständig gemacht hatte und für ihn klar war, dass er bald sehr viele und große Zahlen auf seinen Kontoauszügen bestaunen konnte.

Konnte er auch, nur dass die meisten Zahlen auf dem Geschäftskonto mit einem Minuszeichen versehen waren. Die Leute in der Bank grüßten ihn nach wie vor freundlich. Sie hatten wohl Hoffnung, dass sie doch noch ihr Geld wiedersehen würden.

Und Peter gab sich ja auch Mühe, indem er sich nicht schonte, schrieb, akquirierte, diskutierte. Aber es reichte nicht, hinten und vorne nicht.

Die Belastungen durch die Kredite auf das Haus, die laufenden Kosten für das Auto, das machte alles nicht leichter.

Peter seufzte, wenn er das las und dann die Dokumente in möglichst kleine Teile zerriss und in den Papierkorb warf. Wenigstens das gab ihm ein gewisses Gefühl der Genugtuung.

Es waren ja dann auch wieder bessere Zeiten gekommen, dank der Hartnäckigkeit, die Peter an den Tag legte.
Aber heute, am Sonntag, da wollte Peter sich damit nicht beschäftigen.

„Ich ruf mal deine Mutter an“, sagte Peter zu Klara, um von den Ordnern abzulenken.
Klara antwortete nicht.

Peter ging ins Wohnzimmer und setzte sich in den Sessel am Fenster. Dort konnte man die Auflage für die Füße hochdrehen und es war, als würde Peter wieder im Bett liegen.

Auf jeden Fall so, als wäre er ebenfalls im Heim und nicht mehr so ‚bewegsaffin‘.
Peter schüttelte den Gedanken ab. Was für ein blödes Wort – ‚bewegungsaffin‘.

Über die Kunst des gesunden Lebens im Hier und Jetzt. 

Spiritualität und Lebenskunst. Anselm Grün begegnen.

(Anselm Grün)

Er schob das weg und dachte an Krümel. Sie mochte es, wenn er dort saß. Sie kam gleich zu ihm, krabbelte auf seine Beine und von da aus ging es für sie weiter in Richtung Kopfstütze, um dort oben zu verharren und zu ihm ins Ohr zu flüstern: „Opa, erzähl‘ von der Scheune.“

Peter musste unwillkürlich schmunzeln. Die Kleine war nicht da und trotzdem erzählten Klara und Peter ununterbrochen von ihr.
Früher, als Klaras Oma Laura mit „Süssing“ ansprach, da hatte Peter die Augen verdreht.

Aber nun war er selbst in dem Alter und kam sich nicht mehr ganz so blöd vor.
Es war ihm egal, was die anderen dachten, so wie es Klaras Oma auch egal war.

Der Vorteil des Alters bestand eben darin, bestimmte Vorurteile abzuwerfen, vor allem diejenigen, die einem den Blick auf die kleinen und doch so wichtigen Details des Alltags verstellten.
Peter wollte das Telefon zur Hand nehmen, aber Klara war mal wieder schneller gewesen.

Sie kam ins Wohnzimmer und sprach bereits mit Anna.
„Wie geht es dir, Mutti?“, hörte er Klara fragen.
Er bekam die Antwort nicht mit, denn Klara stellte den Lautsprecher des Hörers nicht an.

Peter machte eine heftige Bewegung, die heißen sollte: ‚Gib schon her, ich wollte doch mit Anna sprechen.‘

„Geht es dir gut?“, fragte Klara erneut. Die Frage war besser, als die vorhergehende, die offene Frage, nämlich, ‚wie geht es dir?‘ Da musste Anna viel zu viel nachdenken.

Bei der zweiten Frage musste sie nur noch bestätigen, dass es ihr gut ginge.
Peter musste mit Klara mal wieder trainieren, exakte Sätze zu formulieren.

Aber er riskierte dabei viel, zumindest, dass Klara eisern schwieg.

„Na, ich geb‘ dir mal Peter, der will dich auch mal sprechen“, sagte sie und reichte Peter den Hörer.

Er musste sich ein wenig aus seiner bequemen Sitzposition lösen, um an den Hörer wirklich zu gelangen.

 

Mehr lesen: https://uwemuellererzaehlt.de/anna-ist-dement/ ‎

ANNA IM HAFEN

KRISTINA MÜLLER – GASTBEITRAG AUS 2017

RÜCKBLICKE-07.12.2022

In Anna kommen die Erinnerungen hoch, wenn sie im Hafen ist.
Anna saß auf einer Bank im Hafen und schaute gedankenverloren auf die Schiffe, die träge auf dem Wasser schaukelten….

 

ANNA IM HAFEN

https://uwemuellererzaehlt.de/2022/12/07/schreib-alltag-07-12-2022/

OMA, WIR HABEN BEIDE ROTE EIERLÖFFEL – WIR SIND FREUNDINNEN

ALLTÄGLICHES

Wenn Krümel bei uns übernachtet und wir morgens gemeinsam frühstücken, dann geht es hoch her. Oder anders gesagt, es ist nicht so still, wie sonst.

Krümel eilt morgens schon die Treppen zur Küche runter und ruft: „Oma, ich bin schon unten. Kommst du auch?“

Klara muss ihr dann ziemlich schnell erst einmal ein kleines Brötchen geben.

Sowie der Kaffee fertig ist, da stürmt sie wieder die Treppe zu mir hoch, ins Arbeitszimmer und ruft: „Opa, du musst kommen, das Frühstück ist fertig.“

„Ich komme gleich“, sage ich dann.
„Nein, sofort Opa!“, erwidert Krümel und wartet solange, bis ich vom Schreibtisch aufstehe und mit ihr runtergehe.

Unten angekommen nehmen wir Platz und Krümel wartet, bis ich den Kaffee eingegossen habe. Sie macht dann die Milch rein und fängt wild an, den Löffel in der Tasse herumzurühren. Meist geht etwas daneben, auf den Kaffeeteller.
Mich nervt das eigentlich.

„Komisch, dass du bei Krümel nichts sagst“, meint Klara in solchen Momenten zu mir.

„Oma, wir haben beide einen roten Eierlöffel“, sagte Krümel kürzlich begeistert.

„Und Oma, wir sind deshalb Freundinnen, jaha.“
„Aber Opa, es tut mir leid, du hast nur einen gelben Löffel.“

Ja, dann bin ich natürlich raus.
Aber ganz zum Schluss, da komme ich wieder ins Spiel.

Dann nämlich, wenn sie bei mir raufkrabbelt und sagt: „Opa, erzähl‘ mir von der Scheune.“

ALLTÄGLICHES

DIALEKTIK – GUT, DASS ICH DARÜBER BESCHEID WEISS

ALLTÄGLICHES

Ich sitze am Sonntagmorgen am Schreibtisch, neben mir steht ein kleiner Tannenbaum, der leuchtet und etwas vorweihnachtliche Stimmung verbreitet.

Es ist noch nicht so richtig hell geworden, obwohl es bereits nach zehn Uhr morgens ist. Auf den Dächern der gegenüberliegenden Häuser liegt Schnee und ich bin froh, dass ich hier drinnen sein kann.

Wie wird es mir wohl einen Tag weiter ergehen, am Montag?
Werde ich da auch so gut gelaunt sein, obwohl es draußen ziemlich düster aussieht?

Ich lege mir schon heute etwas zurecht, warum ich am Wochenanfang motiviert sein werde.

Mir hilft das Schreiben dabei, auch wenn es anstrengend ist, laufend etwas in die Tasten zu hauen. Aber wenn du ‚schwarz auf weiß‘ machen kannst, wie es mal Maupassant gesagt hat, dann sieht die Welt schon weniger fürchterlich aus, selbst am Montag.

Ich muss beim Schreiben genauer darüber nachdenken, was mir an dem Tag alles gefallen wird.
Klar, mir fällt sofort ein, was alles nicht gut ist, und was mir auf die Nerven gehen wird.

Denke ich morgen nach dem Aufstehen darüber nach, so fällt mir gleich ein: „Das wird ein Scheißtag, ich habe keine Lust!“

Oder: Klara will am Montag mit mir in zwei Möbelhäuser fahren, obwohl ich am Dienstag ein Vorgespräch habe, auf das ich mich vorbereiten muss.
Also sitze ich heute und habe bereits schlechte Laune, weil ich noch fertig werden muss, mit meinen Vorbereitungen für das Gespräch, denn Morgen geht es ja nicht – da ist Möbel anschauen gefragt.
Doch am Montag kann ich mich wieder freuen, weil ich ja bereits gestern, so werde ich einen Tag weiterdenken, bereits das Vorgespräch strukturiert habe.
Das ist Dialektik. Gut, dass ich darin so gründlich ausgebildet bin.

Dem Alltag mehr positive Energie abringen - darüber schreibt der Autor Max Krone in seinem Buch 'Positive Psychologie für ein glückliches Leben' 


Aber die blöde Dialektik, denn gleich fällt mir wieder ein, warum ich viel zu viel Bücher in meinem Leben gelesen habe und weniger irgendetwas gemacht habe, womit man auch Geld verdienen kann.

Nach der Wende, da dachte ich, ich gebe den ganzen kapitalistischen Kram mit dem Verkauf von Immobilien auf und widme mich nur noch dem Schreiben.

Ja, und was ist dabei herausgekommen? Ich bin fast Pleite gegangen und muss heute noch als Rentner arbeiten.

Aber der Dialektik sei Dank, ich tue das, was ich jetzt mache, nämlich Reden auf Trauerfeiern halten, unheimlich gern.

Es bringt meine ganzen Fähigkeiten in einem Punkt zusammen – ich verdiene Geld, ein bisschen wenigstens, ich berühre Menschen, spende ihnen Trost, ich kann meine rhetorischen Talente ausreizen und Anerkennung bekomme ich auch noch.

Also ist es wirklich gut, die Dinge von zwei Seiten zu betrachten.
Bei einer dieser Seiten ist zwar stets etwas dabei, was ich nicht so gut finde, dafür aber ist die andere wiederum hervorragend. Auf jeden Fall tue ich dann alles, dass wenigstens die eine Seite heller erstrahlt, als die andere.

Gut, dass ich in Dialektik geschult bin.

Mehr lesen: Auf das Cover klicken

ALLTÄGLICHES

KALENDERWOCHE 48 – RÜCKBLICKE

RÜCKBLICKE-03.12.2022

WIE ICH MICH MONTAGS MOTIVIERE

SO DENKEN, ALS HÄTTEST DU NUR NOCH WENIG ZEIT ZU LEBEN

DIE BETREFFZEILE

VIER BÜCHER, DIE ICH SELBST LESE UND DIE ICH EMPFEHLE

WIR SOLLTEN ANNA VON STRALSUND NACH RÜGEN HOLEN

 

 

 

 

 

 

 

 

WIR SOLLTEN ANNA VON STRALSUND NACH RÜGEN HOLEN

PETER ERINNERT SICH –  (4)

WAS BISHER WAR:
Klara und Peter waren auf der Rückfahrt. Sie hatten Anna im Betreuten Wohnen besucht. Anna war merklich aufgelebt, als sie mit Peter die Fotoalben angeschaut hatte.

Der Alltag hatte Peter wieder. Er musste daran zurückdenken, wie es Anna im Heim ging und wie froh er war, dass er selbst noch arbeiten konnte.

„Wir sollten überlegen, ob wir deine Mutter in einem Heim auf Rügen unterbringen“, sagte Peter beim Frühstück und legte beide Beine auf den Stuhl, der vor ihm stand.

Wenn Krümel da war, dann sass sie darauf, und sie mochte es gar nicht, wenn Peter so mir nichts dir nichts sein Bein auf den Stuhl legte, der nur ihr gehörte, Krümel.

„Das ist mein Erzählfuss”, sagte er in dem Moment zu ihr.
„Gut Opa, dann erzähl mir von der Scheune!“, sagte Krümel in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.

„Die Macht der guten Gefühle: Wie eine positive Haltung Ihr Leben dauerhaft verändert."
„Gute Gefühle machen uns stärker, gesünder, kreativer….“
(Barbara Fredrickson)
Auf 'ansehen' klicken - 

„Weisst du, was das bedeutet, Mutti von Stralsund nach Rügen in ein Heim zu bringen?“, riss Klara ihn aus seinen Gedanken.

Peter wusste es auch nicht, was es wirklich bedeutete, wenn sie Anna im Betreuten Wohnen auf seiner Lieblingsinsel unterbrachten.
Aber er dachte, dass sie sich dann noch besser um Anna kümmern konnten, weil sie Urlaub auf ihrer Datsche und Betreuung miteinander verbinden konnten.

Dabei hatten sie schon überlegt, ob sie das Gartenhäuschen verkauften, um dem ganzen Stress zu entgehen, der mit dem Hin- und Herfahren verbunden war.

Vielleicht sollten sie doch noch einmal über all das nachdenken.
Peter musste zurück an den Schreibtisch.

Er hatte in zwei Tagen eine grosse Rede auf einer Trauerfeier, zu der sich mehr als 100 Gäste angemeldet hatten. Einige von ihnen sollten sogar prominent sein.

Aber das störte Peter nicht, er wusste, dass er einen guten Redetext schreiben würde.

Die Aufregung kam erst, wenn er vor den Leuten stand und die ersten Sätze sprechen musste.
Er kam gut voran mit der Arbeit.
Die erste, die seine Rede hörte, war Klara.

Ihr vertraute er am meisten.
Klara brach nicht in Euphorie aus, wenn es gut war. Dann sagte sie meistens gar nichts, höchstens ‚gut‘, das sie in ihrer trockenen norddeutschen Art über die Lippen brachte.

Der Freitag, an dem die Feier stattfand, war herangerückt.
Peter lud sein Rednerpult ins Auto, stieg seinen schwarzen Anzug und machte sich auf den Weg.

Es war für ihn stets ein besonderer Tag, an dem die Trauerfeier stattfand, noch dazu, wenn er vor so vielen Menschen sprach.
Da war einerseits die Traurigkeit, die über der Veranstaltung lag, weil ein Mensch verstorben war.

Und andererseits war es die Möglichkeit, mit Worten, die ins Herz trafen, Trost auszusprechen.

Das gelang ihm nur deshalb, weil er im Vorfeld sehr intensiv mit den Angehörigen sprach, sie quasi interviewte. Es war anstrengend, schweisstreibend, ja einfach kräftezehrend, aber wenn er schließlich vor den betroffenen Trauergästen stand, die ihm dankbar zuhörten, dann wusste er, dass sich seine Mühen gelohnt hatten.

Mehr lesen – aufs Cover klicken

 

 

 

 

RÜCKBLICKE-30.11.2022 – NOVEMBER 2022

NOVEMBER 2022 – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

KALENDERWOCHE 44 – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

#ANZEIGE
Anselm Grün und Anton Lichtenauer
„Das Buch der Lebenskunst“

KALENDERWOCHE 45 – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

KALENDERWOCHE 46 – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

KALENDERWOCHE 47 – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

WIE ICH MICH MONTAGS MOTIVIERE

SO DENKEN, ALS HÄTTEST DU NUR NOCH WENIG ZEIT ZU LEBEN

 

 

 

 

 

SO DENKEN, ALS HÄTTEST DU NUR NOCH WENIG ZEIT ZU LEBEN

DAS LEBEN RUHIG MAL VOM ENDE HER DENKEN

Wenn ich mich auf eine Trauerfeier vorbereite, dann heißt das, mich mit dem Leben des verstorbenen Menschen zu beschäftigen.

Wie oft habe ich schon gehört, dass die Angehörigen im Vorgespräch gesagt haben, dass es noch viele Wünsche gab, die sich die Betroffenen erfüllten wollten.

Die Lebenszeit aber ist unerbittlich.

Ich nehme für mich daraus mit, möglichst keine Zeit zu vergeuden für die Dinge, die du nicht liebst.

Kannst du das ganz vermeiden?
Nein, sicher nicht.

Aber du kannst mal versuchen so zu denken, als hättest du nur noch wenig Zeit für dein restliches Leben. Das schärft die Sinne und bringt dich auf das, was dir wirklich wichtig ist.

„Das Leben ist zu kurz für später: Stell dir vor, du hast nur noch ein Jahr – ein Selbstversuch, der dein Leben verbessern wird“
(Alexandra Reinwarth)

Mehr lesen: Aufs Cover klicken

MEIN FREUND, DER ALLTAG

 

WIE ICH MICH MONTAGS MOTIVIERE

ALLTÄGLICHES

MONTAGMORGEN TUT WEH, ZUNÄCHST, ABER DANN DENKE ICH AN DIE VERGANGENE WOCHE

Montagfrüh aufstehen und an den Schreibtisch setzen, das macht schlechte Laune.
Also, was tue ich dagegen?

Ich denke an die vergangene Woche zurück, suche nach starken, aufmunternden Momenten.

Ein guter Moment war:

Ich habe eine große Rede vor über 100 Leuten auf einer Trauerfeier gehalten. Viele haben sich danach bei mir bedankt.

Am Samstag kam ein Brief von einem Mann, für dessen Frau ich zwei Wochen zuvor eine Rede gehalten habe. Er schreibt mir, wie dankbar er war, dass ich das Leben seiner Frau so gewürdigt habe.

„Ich wünsche Ihnen weiterhin die Gabe, menschliche Lebensleistungen so zu würdigen“, stand in dem Brief.

Das ist mir fast mehr Wert, als der monetäre Lohn, den ich dafür erhalten habe.

Ein weiterer guter Moment:

Ich denke daran zurück, wie wir am Samstag mit Krümel auf dem Weihnachtsmarkt in Basdorf waren.

Sie ist mit den Karussels gefahren, hat einen Luftballon bekommen, der wie ein Pferdchen aussieht. Krümel ist glücklich, ich bin es auch.

Worauf will ich hinarbeiten in dieser Woche?

Am Donnerstag muss eine weitere Rede fertigsein. Ich will sie noch mit der Familie abstimmen, damit die Details stimmen.

Was ist noch motivierender, und was will ich auch tun?

Jeden Tag Nordic Walking – das pusht mich sehr.
Los geht’s, in die neue Woche.

Buchempfehlung: 
Baggerhuhn Anette Kuhn – Krümel liebt dieses Buch. 
Wenn sie bei uns zu Besuch ist, dann muss ich es ihr vorlesen. Sie liegt dann in meinen Armen und bevor ich die dicke Pappseite umblättern darf, klaubt sie noch das kleine Fenster in der Mitte der Seite auf. 

Auf ‚Ansehen‘ klicken zum Buch von Katharina Wieker gelangen: „Mein kleiner Fahrzeugspass: Buddeln mit dem Baggerhuhn: Lustiges Reimebuch mit Klappen in Autoform – ab 18 Monaten. Pappbilderbuch

Mehr lesen: Aufs Cover klicken

MEIN FREUND, DER ALLTAG

KALENDERWOCHE 47 – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

ALLTÄGLICHES

ALLTÄGLICHES-26.11.2022

RÜCKBLICKE – ANNA VERGISST DIE NAMEN IHRER ENGSTEN FREUNDINNEN

RÜCKBLICKE- IM WARTEZIMMER VON DR. SILBERFISCH

RÜCKBLICKE ZU ANNA IST DEMENT – DIE ANZEICHEN MEHREN SICH

'Unnützes Wissen Kalender 2023. Der beliebte, aber überflüssige Abreißkalender: Skurrile Fakten, die kein Mensch braucht.'

MAL WIEDER ZU BESUCH BEI ANNA

MATSCHI, DIE NERVENSÄGE

 

 

MEIN FREUND, DER ALLTAG

MEHR LESEN: 

https://uwemuellererzaehlt.de/mein-freund-der-alltag/

MATSCHI, DIE NERVENSÄGE

PETER ERINNERT SICH  (3)

 WAS BISHER WAR:
„Leinen los“, hieß das Fotoalbum, das sich Peter mit Anna gemeinsam anschaute, während Klara mit der Pflegerin im ‚Betreuten Wohnen‘ besprach, was Anna noch an Sachen brauchte.
Anna war wieder in ihre frühere Welt eingetaucht. Sie sah auf den Bildern das Schiff, mit dem sie die schöne Reise nach St. Petersburg und Danzig gemacht hatte, und sie fühlte sich gut dabei, das alles gemeinsam mit Peter anzuschauen.
Peter taten bereits die Knie weh, weil das Fotoalbum so schwer war, das auf seinen Beinen lag.

 „Na, schaut ihr schön die Fotos an?“, fragte Klara, die von dem Gespräch mit der Betreuerin zurückgekehrt war.

Peter fühlte sich beim Spielen ertappt, so als hätte er gerade unter dem Tisch gesessen und mit Klammern gespielt.

Dabei hatte er das Album auf Geheiß von Klara herausgeholt.

„Oh ja, wir spielen schön“, sagte Peter mit leicht beißendem Spott, denn er wäre lieber sofort aus dem Zimmer gegangen, hätte sich auf den Balkon gestellt und in die Ferne geschaut.

„Du kannst ja jetzt mit deiner Mutter die Bilder weiter ansehen“, schob Peter hinterher.

Klara schaute ihn strafend an. Ich muss noch mal los und ein paar Sachen besorgen.

„Wieso musste du Sachen besorgen?“, fragte nun Anna.

„Mutti, ich zeig‘ dir nachher, wenn ich wiedergekommen bin, was ich geholt habe.“

Anna zog die Mundwinkel nach unten, so als wollte sie sagen: „Das verstehe ich nicht.“

Sie verstand es ja auch wirklich nicht. Bevor die Fragerei von Annas Seite aber weiterging und Klara nicht zum Einkaufen loskam, blätterte Peter mit einem Seufzer eine Seite im Fotoalbum um und zeigte auf ein Foto: „Was steht da unten?“

„Beim Kapitänsempfang“, sagte Anna wie aus der Pistole geschossen.

„Weisst du Peter, ich durfte mit am Tisch vom Kapitän sitzen“, sagte Anna.

„Der wird ja dafür bezahlt, dass er mit dir an einem Tisch Platz nimmt.“

„Bezahlt? Der wird doch nicht bezahlt!“, sagte Anna und schaute Peter missbilligend an.

Gut, dass Klara gerade nicht da war. Sie hätte ihm schon wieder einen Schubs gegeben, damit er seine Bemerkungen ließ.

„Nein“, sagte Peter, „das war nur ein kleiner Scherz.

„Wer ist das denn hier auf dem Foto?“

„Das ist ja Annemarie. Du, die war oft mit. Die fuhr so gern mit mir.“

„Und du nicht mit ihr?“, fragte daraufhin Peter.

„Wie meinst du das?“, Anna zog die Augenbrauen hoch.

Peter sah ein, dass er so nicht weitermachen konnte und sich zusammenreißen musste.

Was musste das für eine Kraftanstrengung für die Pflegekräfte, sich jeden Tag wieder aufs Neue mit den Heimbewohnern zu beschäftigen, ohne dabei die Freude am Umgang mit den Menschen, die sie betreuten, zu verlieren.

„Abschied zu Lebzeiten: Wie Angehörige mit Demenzkranken leben“ (Inga Tönnies) Einfach selbst informieren und dazu auf den Button 'ansehen' gehen: 

„Ich muss mal kurz nach draußen und frische Luft schnappen“, sagte Peter und ging schnell aus dem Zimmer.

Am anderen Ende des Ganges kam ihm ein junger Mann entgegen, der einen Rollstuhl mit einer Heimbewohnerin schob.

„Guten Tag“, rief der Peter sehr freundlich zu, fast ein bisschen schleimig.

Jetzt erinnerte sich Peter. Das musste Klaus-Peter Matschig sein.

Das Personal nannte ihn hinter seinem Rücken ‚Matschi, die Nervensäge‘.

Und das hatte seinen Grund.

Für Peter war es ein Rätsel, woher die Leute die Zeit nahmen. Matschi kam jeden Tag und blieb mehrere Stunden, in denen er sich um seine Mutter kümmerte.

Das war schön, aber musste er nicht auch arbeiten?

Klara hatte ihm erzählt, wie Matschi auf einer Versammlung sämtliche Missstände angeprangert hatte, die es seiner Meinung nach im Betreuten Wohnen gab.

„Meine Mutter erhält nicht genügend Aufmerksamkeit von Ihnen“, hatte er ausgeführt und die Pflegekräfte gemeint.

„Das kann ich nun gar nicht sagen“, hatte Klara daraufhin entgegnet. Wenn Sie mal nicht da waren, dann war stets eine Mitarbeiterin bei Ihrer Mutter“, sagte Klara zu ihm.

„Finden Sie nicht auch, dass Sie mal was Positives sagen können, vielleicht eine winzige Kleinigkeit, die Ihnen positiv aufgefallen ist?“, fragte Klara ihn.

Matschi war verblüfft und bekam kein Wort heraus, während die Pflegedienstleiterin sie dankbar ansah.

Klara war auch dafür, Mängel anzusprechen, aber Dinge herbeizureden, die nicht der Realität entsprachen, das fand sie unfair gegenüber den Pflegekräften, die es schwer genug hatten, die Bewohner in jeder einzelnen Sekunde nicht aus den Augen zu lassen.

Für Matschi war das alles selbstverständlich und er bekam auch kein Dankeschön über die Lippen.

Klara war froh, dass Peter nicht dabei gewesen war. Er hätte wahrscheinlich zum grossen Schlag ausgeholt, um der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen.

Auf zerschlagenes Porzellan konnte er solchen Momenten keine Rücksicht nehmen, denn das war nicht seine Stärke.

Peter wusste genau, dass er sensibler vorgehen müsste, aber ihn empörte meist die Gleichgültigkeit von manchen Angehörigen, die nicht sahen, wie sehr sie die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen demotivierten.

„Na, wie war deine Besprechung mit der Schwester?“, fragte Peter, als Klara und er das Gebäude wieder verliessen.

„Ach, es ging nur um organisatorische Dinge“, antwortete sie und Peter gab sich damit zufrieden.

Auf der Autobahn Richtung Berlin schwiegen sie lange.

Es war bedrückend zu sehen, wie Annas geistige Fähigkeiten von Mal zu Mal schrumpften und sie nichts dagegen tun konnten.

Sie würden immer mal wieder hinfahren und nach dem Rechten sehen.

Ein kleiner Lichtblick war es für Peter, dass Anna merklich auflebte, als er mit ihr die Bilder im Fotoalbum angeschaut hatte.

 

 

 

 

 

 

MEHR LESEN: AUF COVER KLICKEN

‚KÖNNT IHR MICH AUS DER KITA ABHOLEN?‘

ALLTÄGLICHES

Mehr lesen? Auf das Cover klicken.

DEN TAG SO NEHMEN, WIE ER IST

Es ist kurz vor neun Uhr, und ich habe eine Menge geschafft. Die Rede ist fertig, die ich morgen auf einer Trauerfeier halten will.
Es ist mir sehr wichtig, dass sie gut bei den Trauergästen ankommt.

Warum?

Weil ich einen Menschen nicht zurückholen kann, natürlich nicht. Aber ich kann dazu beitragen, mit den richtigen und einfühlsamen Worten, wahrhaften Trost zu spenden.

Informieren über Black Friday bei Amazon:

Wird das etwas daran ändern, dass die Angehörigen traurig sind? Ich glaube nicht. Aber wenn sie irgendwann am Küchentisch sitzen und zum Beispiel fragen: „Weisst du noch, wie lustig, es mit Opa war?“

Wenn sie also wieder ein bisschen lachen können, so ihre Trauer und ihren Schmerz verarbeiten, dann habe ich mit der Rede etwas dazu beigetragen.

Und darüber freue ich mich dann, im Stillen.
Aber heute, ja da freue ich mich riesig darauf, mittags Krümel in der Kita in Empfang zu nehmen.

„Können mich Oma und Opa abholen, Mama?“, hat sie vorgestern gefragt.
Wir können eigentlich nicht so richtig, zeitlich jedenfalls.
Aber wir wollen es unbedingt und so bin ich etwas früher aufgestanden, um alles zu schaffen.

Jetzt sitze ich bei REWE und schreibe diese Zeilen, während ich auf Klara warte, die mal wieder nicht von den Regalen loskommt

Doch ich sitze gern hier, auf einer Bank beim Bäcker und schaue nach draussen, in den trüben Tag. Ich beobachte die Menschen und denke: Das Leben ist schön, wenn du es so nimmst, wie es ist.

Mehr lesen? Auf das Cover klicken.

MEIN FREUND, DER ALLTAG

MAL WIEDER ZU BESUCH BEI ANNA

PETER ERINNERT SICH – ANNA IST DEMENT (2)

WAS BISHER WAR:

Peter hatte wieder eine Rede auf einer Trauerfeier gehalten.
Sie stieß ihn mit Macht darauf, dass das Leben nicht endlos so weitergehen würde.
Es war wichtig, sich dieser unumstößlichen Tatsache immer wieder bewußt zu werden, das Leben vom Ende herzudenken.
Er war auch wieder darauf gestoßen, wieviel Arbeit es machte, sich dem Lebenswerk eines verstorbenen Menschen zu widmen, vorausgesetzt, man nahm es ernst, und man es sich vor allem zu Herzen.
Darüber vergaß er ganz, mit Anna zu telefonieren.

 

Es hatte über Nacht geschneit. Peter sah aus dem Fenster und staunte nicht schlecht. Auf der Straße lag der erste Schnee und die Dächer der Autos, die nicht unter einem Carport standen, waren weiß.

Was Anna jetzt wohl sagte, wenn sie morgens auf das Meer schaute, die Weite der See in sich aufnahm und vielleicht auch schon ein paar Flocken der weißen Magie bestaunen konnte?

Aber war Anna überhaupt dazu noch in der Lage? Sie lebte an einem der schönsten Orte, die man sich nur denken konnte und bekam es wahrscheinlich gar nicht mehr mit.

Dafür dachte Peter daran, wie schön sie es hatte, gut betreut, schöne Zimmer, keine Sorgen. Aber das war der Blick von aussen, von einem Dritten, der der Betroffenen sagt, wie schön sie es doch hätte.

Was die Bewohner des Betreuten Wohnens wirklich dachten, das wusste keiner der Angehörigen so ganz genau.
Peter musste daran denken, wie es war, wenn er mit Klara in die Einrichtung kam und sie in die Küche gingen.

Dort hielten sich die meisten Bewohnerinnen und ein Bewohner auf. Sie redeten nicht miteinander, sie starrten vor sich.
„Wo kommt ihr denn jetzt her?“, hatte Anna Peter gefragt, als sie ihn erkannte. Das dauerte immer ein wenig, aber dann kam Bewegung in ihre Gesichtszüge.

Geschichten für Menschen mit Demenz: Matthias Knorheim: „Das Herz vergisst nicht - 20 Wundervolle Kurzgeschichten"
Informieren und auf den Button 'ansehen' klicken: 

Peter glaubte eine aufhellende Freude in ihrer Mimik zu erkennen.
Auf jeden Fall begann er sofort mit Anna zu reden.
„Wir sind gerade von Berlin gekommen und direkt von der Autobahn hierher?“, sagte er.

Es vergingen ein paar Momente, bis Anna reagierte.
„Aha, und das geht?“, fragte Anna zurück.
„Offensichtlich, denn wir stehen ja vor dir“, antwortete Peter ein wenig schnoddrig.

Klara stiess ihm in die Seite, dass er nach vorn überkippte und sich auf dem Tisch vor Anna aufstützen musste.

Er war jetzt so nah an ihrem Gesicht, dass er in ihre ein wenig leer dreinblickenden Augen schaute. Anna drehte nun ihren Kopf und Peter drückte ihr einen Kuss vor Schreck auf die Wange.

Anna strahlte nun etwas freundlicher und Klara musste schmunzeln.
„Ich muss mal mit der Schwester etwas besprechen, kannst du mit Mutti ein wenig auf ihr Zimmer gehen und mit ihr Fotoalben anschauen?“, flüsterte sie leise.

„Hm“, brummte Peter missmutig. Dazu hatte er nun gar keine Lust. Er musste sofort an Annas Lieblingsfotoalbum denken, dass Peter mit ihr bereits hunderte Male durchgeblättert hatte.
So fühlte es sich für ihn zumindest an.

Aber Anna liebte es, wenn Peter die erste Seite aufschlug und er mit dem Finger auf die Zeilen zeigte, die erläuterten, worum es auf dem Bild ging.

Das erste Foto zeigte die „MS Deutschland“, die im Hafen lag und sich zum Ablegen bereitmachte.

„Leinen los“, rief Anna mit einer Inbrunst, dass selbst Peter sich erschrak.
Anna war in eine Welt eingetaucht, die ihr für den Moment ein positives Gefühl gaben.

Und das war für ihn Motivation genug, weiterzumachen. Er blätterte um und zeigte auf die nächsten Fotos.

Und so surften sie Stück für Stück durch Annas vergangene Welt, durchpflügten die Ostseewellen, spazierten durch die Eremitage in Skt. Petersburg und bestaunten die Gassen in Danzig.

Anna sass dann in ihrem Sessel, den ihr Peter und Anna in das Zimmer aus ihren alten Wohnung mitgebracht hatten und Peter hatte auf ihrem Bett Platz genommen, das etwas höher war und er sich deshalb ein wenig nach vorn beugen musste.

Die Knie taten ihm dadurch schneller weh und das Album rutschte ein wenig nach vorn, sodass Peter es wieder mit seinen Händen zurückziehen musste.

„Oh, das ist ganz schwer, dein Album!“, sagte Peter.
Anna reagierte nicht, sie schaute fasziniert auf die Bilder, auf denen sie mit ihrer Wegbegleiterin zu sehen war.

MEHR LESEN: AUF COVER KLICKEN

 

 

RÜCKBLICKE ZU ANNA IST DEMENT – DIE ANZEICHEN MEHREN SICH

 

Anna zeigt immer mehr Anzeichen von Demenz. Es fällt schwer, das zu akzeptieren. Doch die Signale dafür häufen sich. Anna kann nicht mehr unterscheiden, was von der Post wichtig ist und was gleich in den Papierkorb kann.

DIE ANZEICHEN MEHREN SICH

„Für Senioren mit Demenz: 145 einfache Sprichwort-Rätsel-verdrehte Sprichwörter und Redewendungen – Gedächtnistraining, Beschäftigung“ (Ralf Hillmann) Einfach selbst informieren und dazu auf den Button 'ansehen' gehen:
 

RÜCKBLICKE- IM WARTEZIMMER VON DR. SILBERFISCH

Klara und Lukas besuchen gemeinsam mit Anna Dr. Silberfisch. Sie möchten hören, was er ihnen rät und wie es mit Anna weitergehen soll.

IM WARTEZIMMER VON DR. SILBERFISCH

„In 100 Tagen zu einem jüngeren Gehirn: Gedächtnis stärken, Konzentration verbessern und Demenz verhindern – mit vielen Selbsttests und Übungen“
(Dr. Sabine Brennan)

Einfach selbst informieren und dazu auf den Button 'ansehen' gehen:

RÜCKBLICKE – ANNA VERGISST DIE NAMEN IHRER ENGSTEN FREUNDINNEN

ES WIRD IMMER WICHTIGER, ANNA DABEI ZU HELFEN, SICH ZU ERINNERN

BERTA HAT AUFGELEGT

Adventskalender Demenz: Beschäftigung und Betreuung zu Weihnachten - Gedächtnistraining für Senioren mit Alzheimer, pflegende Angehörige:...Lieder, Wissen und Redewendungen

Einfach selbst informieren und dazu auf den Button 'ansehen' gehen:

MEHR LESEN:

KALENDERWOCHE 46 – DAS WAREN DIE BEITRÄGE

ALLTÄGLICHES

Wir sitzen zuviel und bewegen uns zu wenig – darum geht es in dem Buch von Ernst Minar und Slaven Stekovic  „Lebensmotor Bewegung“

Einfach selbst unter dem Button 'ansehen' informieren:   

SCHREIBEN ÜBER DAS, WAS DU KENNST

WOLF SCHNEIDER IST TOT – EIN GROSSER IN SACHEN DEUTSCH

VON DER SCHWIERIGKEIT, MIT ANNAS DEMENZ UMZUGEHEN

ANNA IST DEMENT – PETER ERINNERT SICH

ANNAS DEMENZ MACHT SICH IM ALLTAG ZUSEHENDS BEMERKBAR

DAS TELEFONAT MIT ANNA MUSSTE WARTEN

 

MEIN FREUND, DER ALLTAG

MEHR LESEN: 

https://uwemuellererzaehlt.de/mein-freund-der-alltag/

DAS TELEFONAT MIT ANNA MUSSTE WARTEN

PETER ERINNERT SICH – ANNA IST DEMENT (1)

Peter hatte sich vorgenommen, auszuschlafen, nicht so früh wie am vorhergehenden Tag aufzustehen.

Das war ein Tag, der ihn nachdenklich stimmte, denn er hatte wieder mal eine Rede auf einer Trauerfeier gehalten, die ihn dann auch immer wieder selbst traurig machte.

Dabei ging es um einen Menschen, der über acht Jahrzehnte gelebt hatte.

Es war für sie ein sehr erfülltes und ein sehr glückliches Leben. Sie war Lehrerin gewesen, war im Norden, in Stralsund aufgewachsen, hatte in Putbus studiert und auch ihren Mann kennengelernt. Alles in allem eine Geschichte, die Peter mochte.

Ein nordisches Mädchen, bodenständig, klug und unternehmenslustig.
Peter war auf all das eingegangen und im Anschluss hatte ihn der Mann umarmt und ein bisschen geweint.

„Es war nicht nur perfekt, es war einfach traumhaft, wie Sie gesprochen haben“, sagte der zu ihm.
Peter nickte stumm. Er hatte in dem Moment ebenfalls mit den Tränen zu kämpfen.

Dabei war es bis zu dieser Aussage ein steiniger, ein sehr steiniger Weg.

 

Die Trauerfeier fand in der Kapelle seines Dorfes statt.
Die Halle war noch leer und die Tür knarrte laut, als er sie öffnete.
Als er hereinkam, da saß in der Ecke eine junge Frau, die er nicht kannte.

„Ah, Sie sind sicher der Enkel von Herrn Meyer!“, sagte Peter zu ihr und ging auf Sie zu, um sie zu begrüßen.

Peter hatte das einfach so gesagt, weil Herr Meyer, der Inhaber des Bestattungsinstitutes ihm erzählt hatte, dass er in Berlin mit seinem Enkel U-Bahn gefahren sei und der völlig begeistert war. Also dachte Peter, er hätte nun den Enkel von Meyer vor sich.

„Erstens bin ich nicht der Enkel von Herrn Meyer, zweitens kein Junge und drittens die Lebensgefährtin von Herrn Meyer“, sagte sie lachend.

„Oh, bitte entschuldigen Sie“, sagte Peter und er wusste gar nicht, wie ihm das passieren konnte.

„Werde ich etwas auch schon dement, wie Anna und frage schließlich: „Wer waren Sie noch mal?“ Peter war von sich selbst entsetzt.

Wahrscheinlich war er völlig überfordert von den letzten Tagen.
Er hatte unheimlich viel in seine Arbeit gelegt, um die Rede zu konzipieren, zu schreiben, und das alles in einer sehr kurzen Zeitspanne.

Er war die Nacht vor der Trauerfeier noch einmal kurz nach zwei Uhr aufgestanden.

Nicht etwa, weil er von seniler Bettflucht angetrieben wurde. Nein, dafür schlief er viel zu gern.

Aber wenn er das Gefühl hatte, dass die Rede noch nicht seinen eigenen Anforderungen entsprach, dann schnellte Peter hoch, noch bevor Klara ihn per Befehl wieder ins Bett zurückrief.

Peter schrieb einen ganzen Abschnitt neu, mit der Hand. Immer wenn es ganz wichtig wurde und ihm doch nicht so recht was einfiel, dann nahm er den Füllhalter in die Hand.

Seine rechte Hand war blau von der Tinte. Bevor er auf dem Papier losschrieb, tauchte er die Feder in ein Tintenfass, das neben ihm stand.

Meist blieb dann was hängen an der äußeren Hülle und das landete dann auf Peters Hand, und die schmierte es auf das Papier, wo er gerade drauf schreiben wollte.

 

Peter schrieb schnell, fast ohne zu überlegen. Es war anstrengend, aber Peter spürte auf dem Papier keinen Schreibwiderstand. Er musste nicht noch am Füller herumkauen, damit ihm etwas einfiel.

Als er mit dem Handschriftlichen fertig war, da hämmerte Peter das Gekritzelte in die Computertasten.

Er wollte schnell weiterkommen. Als alles in der Word-Datei war, schaute er kurz drüber.

„Warum waren die Anführungsstriche auf einmal oben?“
Er begann hektisch zu suchen, tippte mal auf den einen Button, dann wieder auf einen anderen.

Es war, als würde er im Cockpit eines Flugzeuges auf dem Sitz des Flugkapitäns Platz genommen haben und nun mal probierte, mit welchem Knopf man anstellte, dass die Maschine wieder landete.

Plötzlich stellte sich das gesamte Computerbild quer.
Peter erschrak, beugte sich nach links und versuchte so zu lesen, bis ihm der Hals wehtat.
Er fummelte an der Seite des Computers herum, bis der ganz ausging.

„Jetzt wird alles wieder gut“, sagte sich Peter und machte ihn wieder an.
Das Bild stand immer noch quer und Peter schaute in Panik auf die Uhr.

Es war gleich kurz vor vier Uhr und er hatte noch so viel zu tun.
Er surfte auf dem iPad herum, bis er die richtige Anleitung gefunden hatte.

Als alles wieder im Hochformat zu sehen und zu lesen war, suchte er die Datei.
Sie war leer. Peter hatte in dem Trubel vergessen, die Seite zu speichern.

Die handgeschriebenen Zettel hatte Peter bereits zerrissen, in viele kleine Teile, und den Papierkorb entsorgt.
Er hob ihn an, kippte ihn auf dem Schreibtisch aus und suchte die Papierfetzen zusammen.

So musste das in der Stasi-Unterlagenbehörde gelaufen sein, wenn sie die Akten wieder zusammensetzten. Nur, dass sie dort Technik hatten und Peter nur seine dicken und ungelenken Finger.

Schließlich hatte er wieder alles zusammengeklebt. Es war inzwischen schon nach sechs Uhr.
Als Peter gegen acht Uhr alles soweit hatte, dass er es vorlesen konnte, ging er zu Klara runter in die Küche.

„Ich habe kein gutes Gefühl, und ich kann auch nicht mehr denken“, sagte ich zu ihr.
„Die Rede ist gut“, sagte Klara, nachdem Peter es ihr bis zu Ende vorgelesen hatte.

„Gut“, das war so etwas wie ein Ritterschlag für ihn und der psychische Druck wich allmählich wieder von ihm.

Peter nahm sich vor, am Nachmittag gemeinsam Anna anzurufen und sie zu fragen, wie es ihr geht.

Am Nachmittag lag Peter nur auf der Couch, wollte nicht reden und mit keinem telefonieren. Das Telefonat mit Anna musste warten.

Mehr lesen:

https://uwemuellererzaehlt.de/anna-ist-dement/